Trott [Traut, Trutte, Trodt], Eckhardt; Obristleutnant [ – ] Trott stand als Obristleutnant in hessen-kasselischen, möglicherweise auch in schwedischen Diensten. 1636 lag er mit vier berittenen Kompanien in Holzminden.[1] Da ihm der Rat der Stadt einen Teil der Kontributionen schuldig blieb, drohte er der Stadt noch 1643 u. a. mit Brandschatzung.[2] Zumindest behauptete der Rat, „die Stadt habe diese Hessen ‚viele’ Tage ‚gut’ versorgt. Als die kaiserliche Armee naht, ziehen sich die Schweden aus dem Wesergebiet zurück. Der hessische Offizier aber fordert vor dem Abmarsch aus der Stadt eine Kontribution von 400 Talern und droht einmal wieder, ‚sich selbst bezahlt zu machen’. Das Geld haben die Bürger nicht, wohl aber kann man dem Offizier wenigstens drei Pferde an die Hand geben. Die werden mit rund 120 Talern von der ‚Schuld’ abgezogen, für den Rest jedoch unterschreibt der Rat dem Trott eine Obligation.
In den späteren diplomatischen Verhandlungen mit der hessischen Regierung um Trotts Person wird dieser behaupten, mit der Hinnahme einer Obligation habe er unkriegerische Milde bewiesen.
Die Holzmindener wissen, daß der Obristleutnant 1638/39 die [schwedische ?] Armee verlassen hat und in Bremen[3] lebt. Auch er seinerseits hat sie nicht vergessen. Denn als im Herbst 1639 ein schwedischer Obrist – wohl Königsmarck[4] – mit Truppen in Richtung Eichsfeld durch Holzminden zieht, schleicht sich der Obristleutnant Trott mit Leuten und zehn Pferden mit in die Stadt. Er tut, als gehöre er zu den Schweden. Dem Rat legt er die Obligation vor und fordert Zahlung der rund 280 verbliebenen Taler. Die Forderung unterstreicht er mit zwei Drohungen: bis zur Zahlung in der Stadt ‚liegen’ zu bleiben und zum Zwecke der förderlichen Nachhilfe schwedische Soldaten herbeizuholen.
In seiner Not übermittelt der Magistrat den Stand der Dinge der fürstlichen Kanzlei. Der Hilferuf vom 5. Oktober 1639 findet zunächst ein gnädiges Gehör: Die Kanzlei fordert von der landgräflich hessischen Regierung, dem ‚Unfug’ des Obristleutnants Trott ein Ende zu machen; er solle alle Tätlichkeiten einstellen und sich ansonsten an die wolfenbüttelsche Landesregierung halten. Die Antwort darauf fällt den hessischen Räten leicht: Wo Trott sei, wisse man nicht, und verständlicherweise könne man ihn zu nichts ‚anhalten’.
So gelangt denn, als Königsmarck 1640 dreimal mit Gefolge nach Holzminden kommt, auch Trott wieder in die Stadt, liegt mit drei Pferden bei Albert Bilefeldt im Quartier und fordert den schwedischen Obristen auf, die militärische Exekution gegen die Bürger vorzunehmen. Das lehnt der Schwede allerdings ab. Der nunmehr als Stadtkommandant eingesetzte braunschweigische Leutnant Unger legt Trott das für ihn negative Schreiben des Landesherrn vor.
Das hilft zunächst alles nichts: Der Hesse hatte seine Sicht der Sache inzwischen in Kassel[5] eingereicht. Er hatte auf den Zwang der Offiziere, Sold zu zahlen, hingewiesen, seine damalige ‚Nachsicht’ betont und außerdem unterstrichen, er habe sich schließlich auf das Wort der Holzmindener verlassen. Dies brachte ihm aus Kassel ein Schreiben mit dem Tenor ein, seine Forderung sei berechtigt.
In einem weiteren Bericht des Rates der Stadt (März 1640) wird deutlich, daß gleich nach Trotts Abzug (1637) vier Kompanien kaiserliche Reiter nach Holzminden eingefallen waren und natürlich Unterhalt erzwungen hatten. Die im Hintergrund aufscheinende Not der Einwohner gibt den Vorgängen ihr eigentliches Gewicht. –
Als endlich die Kanzlei des Herzogs August der Regierung in Kassel die Bitte vorträgt, man möge doch das Städtlein schonen, scheint sich dort die erbetene Einsicht durchzusetzen. Nur hilft das nicht: Trott ist nicht mehr im Lande, sondern nun in französischen Diensten und somit einmal mehr unerreichbar.
Dies ist der Stadt der Dinge, als drei Monate darauf Holzminden niedergebrannt wird. Eckhardt Trott, der Söldnerführer, lebt aber – und tritt im Mai 1643 auch wieder in Holzminden auf. Er ist nun hessischer Kommandant von Warburg.[6] Und von neuem droht er mit militärischer Exekution. Sein an den Holzmindener Rat gerichteter Brief liegt noch heute unter den Papieren dieser Kontributionsgeschichte. Nun endlich bestimmt die landgräflich-hessische Witwe zu Kassel, Amalie Elisabeth, in einem persönlichen Schreiben den Ton der Antwort. Das Vorhaben wie auch das Vorgehen des Leutnants Trott lehnt sie entschieden ab. Sie tadelt ihn nicht nur, sondern verbietet ihm irgendwelche weiteren Schritte gegen Holzminden. Wenigstens einmal haben die Bürger ‚Glück’ gehabt“.[7]
[1] Holzminden; HHSD II, S. 240f.
[2] KIECKBUSCH, Von Ackerleuten, S. 238.
[3] Bremen; HHSD II, S. 69ff.
[4] Bei SCHLOTTER, Acta, S. 285, erwähnt.
[5] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[6] Warburg [LK Warburg]; HHSD III, S. 752ff.
[7] KIECKBUSCH, Von Ackerleuten, S. 245ff.