Martinitz, Georg [Jiři] Adam Bořita z; Oberstkanzler [29.3.1602 – 6.11.1651 in Wien] Martinitz war böhmischer Kammerpräsident 1628-1632 und Oberstkanzler seit 1634, seit 1637 Geheimer Rat.[1]
Der Rat der Reichsstadt Überlingen,[2] Dr. Johann Heinrich Pflummern, berichtet in seinen Tagebüchern zu seinem Wiener Aufenthalt von einem Vorfall des Jahres 1636 in der besten Wiener Gesellschaft. „Der böhmische Kanzler Georg Adam von Martinitz, Sohn des defenestrierten Statthalters Jaroslav Bořita, kommt nach Hause und überrascht seine Frau Giovanna Gonzaga mit dem Offizier Fabio Deodati [Diodati; BW]. Diesem gelingt es nicht mehr, sich zu verbergen, so daß er auf Martinitz schießt, schließlich aber selbst von dessen Dienern erstochen wird. Die Geschichte ist auch in anderen Quellen überliefert, da sie am Hof für Aufsehen sorgte und sogar den Nuntius Malatesta Baglioni verwickelte, der in seinen Briefen darüber erzählt. Bestand das Aufsehen im Wiener Adel vor allem darin, daß Martinitz im eigenen Haus betrogen und mit der Pistole bedroht wurde, so wertet Pflummern den Mord an Deodati mindestens ebenso schwer. Der Grund dürfte darin liegen, daß er die Informationen von einer Frau Katzbeckin erhielt, die zur Hofmeisterin der geflüchteten Gräfin Martinitz im Frauenkloster von St. Jakob auf der Hülben bestellt wurde und gleichzeitig Pflummerns eigene Kostgeberin war“.[3]
Am 11.9.1637 teilte der Kaiser aus Ebersdorf[4] seinem Generalleutnant Gallas mit, um die Versorgungslage in Schlesien zu bessern, habe er zu dem dortigen am 17. des Monats stattfindenden Ständetag seine „in politicis et militaribus“ Bevollmächtigen Georg Adam Bořita von Martinitz, Schellendorf und Questenberg entsandt.[5]
Der Kaiser schrieb Gallas am 10.3.1639, Martinitz solle alle etwaigen Streitfälle zwischen Armee und Land schlichten.[6]
[1] Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher.
[2] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[3] TERSCH, Freudenfest, S. 223f.
[4] Ebersdorf [BH Kaisers-Ebersdorf; Wien]; HHSÖ I, S. 410, 543, 679.
[5] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 503.
[6] BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 764.