Römer, Pancratius; Feldwebel [ – ] Römer, ein „versuchter Soldat“, stand als Feldwebel unter Hauptmann Lorenz Fischer in kursächsischen Diensten.
Zu den Kriegsereignissen in Langensalza[1] wird festgehalten: „In eben diesem Jahre 1622 wurde am 15. März eine Compagnie Chursächsischen Fußvolks, 300 Mann stark, Mousquetiers und Piquers, unter dem Hauptmann Lorenz Fischer in Langensalza eingelegt“.[2]
Über die Ereignisse in der freien Reichstadt Mühlhausen[3] heißt es: „Den 30. Mai [8.6.1622; BW] begehrte Herzog Christian von Braunschweig, welcher mit einer Armee zu Roß und zu Fuß bei 24 000 Mann stark auf dem Eichsfelde[4] lag, durch seinen obersten Brandmeister, Paul Rantzauer [Rantzow; BW], vom Rathe 200 000 Rtlr. zu einer Ritterzehrung[5], oder er wollte die Stadt mit Feuer und Schwert vertilgen, aber der Rath schlug es ab und suchte Hülfe bei dem Kurfürsten von Sachsen, der eben in Langensalza war. Der Landgraben wurde wohl verwahrt und mit Batterien besetzt und von unserm und dem sächsischen Volke zu Roß und zu Fuß, 12 000 (18 000) Mann stark, besetzt, welche in 2 Tagen zusammen kamen. Dieses Volk hielt sich gegen die Bauern und Unterthanen sehr übel, und was die Braunschweiger auf dem Eichsfelde übrig gelassen hatten, das suchten sie vollends zusammen, sonderlich des Fischers Compagnie; diese brachen zu Zella[6] die Kirche auf. Den Bauern raubten sie das Vieh und verkauften es, es half auch kein Klagen bei den Obersten, welche mit ihnen teilten. Die Reiter lagen zu Horsmar,[7] Lengefeld,[8] Grabe[9] und Bollstedt,[10] das Fußvolk lag auf den Oberdörfern“.[11]
„Von eben dieser Besatzung hatten drei Soldaten, ein Korpora[l], ein Gefreiter und ein gemeiner Mousquetier, auf dem Eichsfelde in dem Churmainzischen Dorfe Zella die Kirche erbrochen und aus der Sakristei zwei Meßgewande nebst einem silbernen Kelche geraubt. Über diese Verbrechen wurde hierselbst am 15. Juni 1622 Kriegsrecht gehalten. Vormittags 11 Uhr ward das Gericht von dem Generalprofos geheegt. Das Gerichts-Personal bestand in 6 Hauptleuten, 6 Fähndrichen, 6 Gefreiten und 6 gemeinen Soldaten, wozu der geschworne Regimentsschultheiß kam. Vor diesem wohlbesetzten hochnothpeinlichen Kriegsgerichte wur-den alle drei Verbrecher auf dem Markte aufgehangen, deren Hauptmann Lorenz Fischer und der Feldwebel Pancratius Römer, ein versuchter Soldat, waren von eben diesem Kriegsgerichte zum Schwerdte verurteilt; aber der Churfürst, welcher grade auf dem Schlosse allhier anwesend war, ließ Gnade vor Recht ergehen.
Zwar wurde Hauptmann Lorenz Fischer am 19. Juni nach Leipzig[12] auf die Pleißenburg abgeführt, aber bald wieder auf freien Fuß gestellet, und später am 6. März 1625 zu Querfurt[13] von einem Soldaten erstochen“[14].
[1] (Bad) Langensalza [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 33ff.
[2] GÖSCHEL, Chronik Bd. 3, S. 20.
[3] Mühlhausen [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, 286ff.
[4] Goldene Mark (Kr. Duderstadt); HHSD II, 172f.
[5] GRIMM; GRIMM, DWB Bd. 14, Sp. 1077: Ritterzehrung = „das einem armen oder irrenden ritter auf seinem zuge zur fristung seines lebens gewährte, auch almosen für einen vornehmen bettler“.
[6] Zella, heute Ortsteil von Anrode [Unstrut-Hainich-Kreis]; HHSD IX, S. 495.
[7] Horsmar, heute Ortsteil von Unstruttal [Unstrut-Hainich-Kr.].
[8] Lengefeld, heute Ortsteil von Anrode [Unstrut-Hainich-Kreis].
[9] Grabe, heute Ortsteil der Gemeinde Weinbergen [Unstrut-Hainich-Kreis].
[10] Bollstedt [Unstrut-Hainich-Kreis].
[11] JORDAN, Mühlhausen, S. 34f.
[12] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[13] Querfurt [Saalekreis]; HHSD XI, S. 380f.
[14] GÖSCHEL, Chronik Bd. 3, S. 21.