Calchum [Kalkum], genannt Lohausen [Lohaussen, Lochhaußen], Georg Wilhelm von
Calchum [Kalkum], genannt Lohausen [Lohaussen, Lochhaußen], Georg Wilhelm von; Obrist [ -16.5.1644]
Georg Wilhelm von Calchum [Kalkum], genannt Lohausen, der Vetter und Erbe des bekannten und kinderlos verstorbenen Wilhelm von Calchum, genannt Lohausen, stand zunächst als Major im schwedischen Regiment Christoph Heinrich von der Goltz.
Der Hofer[1] Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] berichtet: „Den 22. octobris [1639; BW] kam unversehens Nachmittag um 3 uhr herr major Georg Wilhelm von Lochhaußen mit 100 pferden und 50 musquetierern hierher, nahmen unversehens das Untere Thor ein und wurden in die stadt einlogiret, weil man mit dem 4. termin des monaths octobris, so den 20. huius nur verfallen geweßen, nicht stracke eingehalten und die lieferung gethan worden. Und obwohl die hießige stadt das ihrige gethan und bezahlet, hingegen die bayreuther[2] und wunsiedler[3] säumig gewesen, auch ihm, herrn major, 400 thaler wegen ihrer zugestelt wurde, wollte er doch ohne der restierenden hundert thaler und vierhundert thaler executionsgelder sich nicht contentiren laßen, sondern man muste ihm 2 geißel, als magister Johann Georg Wolfen und Jobst Christoph Rüttnern, organisten, mitgeben, bis 500 thaler gar entrichtet. […] „Den 4. november kommen diese beide geißel von Zwickau[4] wieder anheim, und weil sie sich verreversiren müssen, das donnerstags wieder eine abordnung zu dem major der erforderten executionsgelder halber geschehen und den 9. dieses die contribution der 500 thaler geliefert werden sollte, weil obrist Friedrich von Banier [Bauer; BW] nimmer bis auf den 20. warten wollte, als[o] ist magister Wolf den 6. huius wieder dahin verschickt worden“.[5] „Den 20. novembris ist herr Ulrich Löw, so von Zwickau wiederkommen und zu Culmbach referirt, wieder neben herrn major Christian von Beulwiz mit etlichen praesenten von schönen röhren zu gedachten commendanten nach Zwickau verreißet, weil er die anforderung des getraids nicht wollen schwinden lassen, haben aber gleichwohl erhalten, dass der stadt monatlich 50 thaler zu gute gangen“.[6] Rüthner berichtet weiter: „Eodem die [14./24.2.1641; BW] kam ein obristleuthnant Lohausen von dem banirischen regiement, so vor einem jahre zu Zwickau gelegen, aus der Pfalz von Wißbach,[7] da sie im quartier gelegen, hierher. Reisete den andern tag, als er zuvor mit herrn obristen Braun gefrühstückt, auf Zwickau zu. Der brachte so viel nachricht, dass die curier von kayserlicher mayestät aus Regenspurg[8] auf Chamb,[9] da general Baner bishero sein quartier gehabt, starck hin und wieder giengen, frieden zu tractieren, und generalmajor Taubadel zu Bamberg[10] sein quartier, die kayßerlichen völcker aber zu Vielseck[11] ihr quartier bekommen“.[12]
1644 war er Obrist.
Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg hält in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ einen Erfolg der Dänen gegen die Schweden während des sogenannten „Torstensson-Krieges“ fest: „Sonsten hat bey wehrendem Monat [17.3.1644; BW] / der Commendant in Krempe[13] Herr Georg Steinberg mit einer Parthye vnnd etlich hundert Soldaten auß der Generalität deß Herrn Obristen Lohausen Völckern / an sie nach Ditmarschen[14] von wegen Einforderung der hinterständigen Contribution gangen / auffgewartet / selbige auch vnversehens überfallen vnnd vmbringet / wie auch deren über dritte halb hundert theils nidergemacht / theils gefangen / vnd nebens zweyhundert Pferden / vnd andern herrlichen Beuten / glücklich davon gebracht“.[15]
Auch Seegefechte dieses Krieges hielt Wassenberg für seine Leserschaft fest: „Vmb diese helfte deß Meyen [16.5.1644; BW] / als der Schwedische Schiffs Obrister Martin Tyssen [Thijsen; BW] / auf erst eingezogenen bericht / 9. Dänische Schiffe zur See ins Gesicht bekommen / vnd 6. gantzer stunden mit ihnen scharmüßiret / sie auch anfangs in die Flucht geschlagen / die Dänischen aber vermerckt / daß diese 3. Schwedische Schiffe / weil der Schiffsobrister ihrer nit mehr bey sich gehabt / wegen widrigen Windes / von den andern nicht entsetzet werden können / als haben sie obgemeldtem Admiral dergestalt zugesetzet / daß / woferrn der Vice-Admiral sich nicht über alle massen wol gehalten / vnd ihme trewlich beygestanden hette / er schwerlich davon kommen mögen / zumal weil seinem Schiffe der Mast, Roie / Sägel / vnd Ruder entzwey geschossen worden.
Haben also diese drey Schwedische ihrer neun der besten dänischen Schiffe nicht allein angefallen / vnd anfänglich auff die Flucht gebracht / sondern auch hernachmals sehr wol gefochten / vnd da sie gleich etwas schaden gelitten / haben hergegen die Dänischen darbey auch keine seide gesponnen / weil sie fort vnd fort das Wasser auß ihren Schiffen pumpen müssen / vnnd sich nicht vnterstehen dürffen dürffen ferner still liegen zu bleiben. Vnd ist an Schwedischer seiten der meiste schaden / daß Obrister Lohaussen / nebens einem Hauptman / 2. Fändrichen / 30. gemeinen Soldaten / vnnd in 40. Boths leuten geblieben“.[16]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: … „auff List[17] 5. Gruben gemacht worden / darein bey 500. Todten / theils ohne Köpff / theils ohne Arm vnd Bein / theils halb abgeschossen geleget worden / vnd soll auff den Schiffen groß Elend zu sehen seyn / wie das arme Volck gequetscht. Der obriste Lohausen ist mitten von einander geschossen / wie auch noch andere 8. Officirers / darunter Obr. Leutenant Müller von deß Obristen Daniels Regiment. In Ballener[18] Kirchen seynd heut 4. Officirers begraben / Obrister Lohausen / Müller vnd sechs andere Officirer seynd theils nach Ripen[19] vnd Hadersleben[20] gebracht worden“.[21]
Der schwedische Historiker Englund beschreibt die Vorgänge so: „Louis De Geers geheimer Auftrag in den Niederlanden sickerte nach und nach durch. Trotz schöner Lockrufe und Versprechungen hinsichtlich großzügiger Rekompensation wollte auch privat kein Holländer zu dem schwedischen Kriegsunternehmen beitragen. De Geer blieb nichts anderes übrig, als aus eigenen Mitteln eine Flotte zusammenzukaufen und zu heuern, die Torstenssons Armee helfen sollte, den Sprung nach Fünen[22] zu machen – eine Arbeit, die Bürokraten, Dänenfreunde und andere und andere Skeptiker im holländischen Staat nach besten Kräften behinderten. Die Flotte, die nach größten Schwierigkeiten Mitte April die Niederlande mit Kurs auf Dänemark verließ, zählte zwar 32 Schiffe, doch nur 22 von diesen waren halbwegs kriegstauglich. Es waren außerdem keine richtigen Kriegsschiffe, sondern recht kleine Handelsschuten – »Heringsschiffe« nannte ein Schwede sie später – , die man in größter Eile mit ein paar Kanonen bestückt hatte, im besten Fall mit 18-Pfündern (für ein Schiffsgeschütz ein kleines Kaliber). Vermutlich waren sie die billigsten. Die Männer an Bord waren größtenteils Handelsmatrosen, die noch nie im Krieg gewesen waren und eine erschreckend starke Neigung an den Tag legten davonzulaufen. Den Befehl über diese Flotte hatte De Geer Martin Thijsen übertragen, einem erfahrenen und weitgereisten Holländer, der unter anderem vor den südamerikanischen Küsten gegen die Spanier gekämpft hatte.
Anfang Mai ankerten De Geers Schiffe beim Lister Tief im Süden der jütländischen Westküste. Sie sollten tausend Musketiere des schwedischen Heers an Bord nehmen. Als sie dort lagen, tauchte plötzlich die dänische Flotte auf. Es war die Nachricht vom Herannahen von De Geers Flotte gewesen, die Christian dazu veranla´ßt hatte, die Blockade Göteborgs abzubrechen. Für die Dänen ging es darum, das angeheuerte Geschwader daran zu hindern, sich mit der regulären schwedischen Flotte zu vereinigen; beide zusammen würden den dänischen Seestreitkräften klar überlegen sein. Die beiden Flotten stellten sich am 16. Mai zur Schlacht, und als der Kampf nach sechsstündiger Kanonade zu Ende war, sah es nach einem Sieg der Dänen aus: De Geers Geschwader gezwungen gewesen, sich ins Lister Tief zurückzuziehen. Keine der beiden Seiten hatte ein Schiff verloren, aber die schwach bewaffneten holländischen Schiffe hatten schwer unter dem Angriff der großen und gut bestückten Kriegsschiffe der Gegner gelitten. Thijsen hatte vorgehabt, die dänischen Schiffe zu entern, stellte aber zu seinem Schrecken fest, daß sie dafür viel zu hoch waren, und gewaltige Kanonenkugeln aus den dänischen 36-Pfündern waren in einigen Fällen glatt durch die kleinen holländischen Schiffe durchgeschlagen, als wären sie aus Baiser, während die Geschosse aus den bedeutend leichteren Geschützen der letzteren in vielen Fällen nur an den dunklen Eichenplanken der massiv gebauten dänischen Schiffe abgeprallt waren. Und da half es wenig, daß die angeheuerten Schiffe denen der Dänen zahlenmäßig überlegen waren. Ein Teilnehmer auf schwedischer Seite berichtet: Der Feind sandte uns Kugeln um die Ohren, daß wir nicht wußten, wohin wir uns wenden sollten.. Nun ging es los, das Schießen war fürchterlich. Unser Schiff, die Gyllene Swan, ist so durchbohrt, daß es als ein wahres Wunder zu betrachten ist. Der Großmast ist an zwei Stellen durchschossen, die Fock ist in Fetzen, Ruder, Bugspriet, Wanten und Segel beschädigt, so daß wir genug damit zu tun hatten, den Großmast zu stützen. Einige holländische Schiffe waren in blutige Schlachterbuden verwandelt, voll von Gefallenen und Verwundeten, die »armlos und beinlos« waren, und im Wasser trieben Leichen. Die Stimmung unter den angeheuerten Seeleuten war vom Schock geprägt, und hinterher gab es viele, die »jämmerlich klagten und Schweden zur Hölle wünschten, weil sie so elend zur Schlachtbank geführt worden«. Die Befehlshaber beider Seiten kommandierten ihre Flotten vom Ort der Schlacht weg, um zu reparieren, die Leichen wegzuräumen und ihre Untergebenen zu beschimpfen“.
Die angeheuerte Flotte lag noch einige Zeit im Lister Tief,[23] bewacht von einem dänischen Geschwader, und nach einem gehörigen Donnerwetter von Torstensson stach sie am Morgen des 25. Mai wieder in See“.[24]
[1] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[2] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.
[3] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.
[4] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[5] KLUGE, Hofer Chronik, S. 149f.
[6] KLUGE, Hofer Chronik, S. 150.
[7] Oberviechtach-Weißbach [LK Schwandorf].
[8] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[9] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.
[10] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[11] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.
[12] KLUGE, Hofer Chronik, S. 182f.
[13] Krempe [Kr. Steinburg]; HHSD I, S. 140f.
[14] Dithmarschen; HHSD I, S. 34ff.
[15] WASSENBERG, Florus, S. 562f.
[16] WASSENBERG, Florus, S. 576.
[17] List [LK Nordfriesland].
[18] Ballen: nicht identifiziert.
[19] Ribe [Ribe A, Jütland]; HHSDän, S. 161ff.
[20] Hadersleben/Haderslev [Nordschleswig/Sønderjyllands A, Jütland]; HHSDän, S. 60ff.
[21] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 383f.
[22] Fünen (dänisch: Fyn), nach Seeland und Vendsyssel-Thy Dänemarks drittgrößte Insel (abgesehen von Grönland) zwischen dem Kleinen und Großen Belt.
[23] Lister Tief: (dänisch Lister Dyb) Gezeitenstrom, der zwischen den nordfriesischen Inseln Sylt (Deutschland) und Rømø (Dänemark) verläuft.
[24] ENGLUND, Verwüstung, S. 374f.
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