Röber, Paul Siegmund; Major [ – ] Röber stand 1635 noch als Rittmeister des Regiments Zabeltitz in schwedischen Diensten.
In der freien Reichstadt Mühlhausen[1] gab es nur Klagen über ihn und seine Kompanie: „Den 19. Januar [29.1.1635; BW] ist der Oberst Zebeltitz [Zabeltitz; BW] mit den auscommandirten Völkern aufgebrochen, und sind alsobald 2 Compagnien zu Roß unter der Rittmeister Röbers und Lieds Commando eingerückt; dieser Rittmeister Paul Siegmund Röber ließ den Reitern allen Muthwillen nach und machte es nicht besser als die Weimarsche Leibcompagnie“.[2]
In der Thomas-Chronik heißt es: „Den 5. Febr. [15.2.; BW] haben etzliche Röberische Reuter dem Bürgermeister Werner und andern Ratsherren die Fenster ausgehauen und die Bürger übel gedrillt und wider die Fürstl. Order eines und anderes herzugeben genötigt“.[3]
Weiter ist folgender Vorfall bekannt: „Den 18. April [28.4.; BW] Abends zwischen 10 und 11 Uhr hat des Rittmeisters Röber Fahnenschmied[4] das Haus Hans Kochens zum schwarzen Adler am Obermarkt neben der Sonne angesteckt, und ist dasselbige aus dem Grunde verbrannt, auch die güldene Sonne heftig beschädigt worden. In währendem Brande beschuldigten die Offiziere die Bürger, sie hätten den Fahnenschmied erstochen und ins Feuer geworfen. Es hätte leicht ein großes Unglück werden können, wenn nicht der Thäter am andern Tag gefunden und in Verhaft gebracht worden wäre. Den 5. Mai [15.5.; BW] wurde sämmtlichen Völkern von dem Lüneburgischen Commissario Otto von Hodenberg (von Hardenburg ?) angezeigt, mit halbem Solde zufrieden zu sein und die Pferde ans Gras zu bringen, wozu ihnen eine gewisse Weide sollte angewiesen werden; im übrigen sollten sie sich friedlich bezeigen. Sie fütterten aber alles Gras auf den Wiesen weg, so daß man in diesem Jahre kein Heu machen konnte, dadurch das Heu sehr theuer wurde. Es wurden auch von diesen Völkern zwei Soldaten auf dem Obermarkte mit dem Schwerte hingerichtet, weil sie an anderen Orten gemordet hatten. Den 10. Mai [20.5.; BW] zog Röber mit 2 Compagnien wieder ab, nachdem er den Bürgern großen Schaden zugefügt hatte an allerlei Gut, denn es durfte sich kein Hahn oder Taube blicken lassen, so waren sie weg. Unser Älter-Großvater ist damals ein junger Student gewesen und hat in der Herrengasse in dem Hause, das jetzt Herr Director Schotte besitzt, gewohnt, nachdem sein Vater, H. Christoph Stützer, von Pappenheim ist mitgenommen worden und in Prag gestorben, und seine Mutter mit Officieren ist belegt worden, so haben dieselben nach den Tauben-Rädern geschossen, er aber hat es ihnen wehren wollen, so hat einer gleich seine Muskete herum gedrehet und hat nach ihm geschossen, und streift ihm die Kugel am Ohr hinweg, also daß er mit dem Ohr sein Lebelang harthörig blieb. Auch nahmen sie h. Hermann Cajum, der der Bürger Klagen den hohen Officieren vorgetragen hatte, mit fort“.[5]
1639 war Röber zum Major avanciert.
Der Hofer[6] Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648]berichtet: „Den 25. februarii [1639 a. St.; BW] kam eine kayßerliche parthey von 12 pferden von der Wölbatendörfer[7] Strassen hieher gegen abend zu recognosciren. Und als sie bericht eingenommen, dass general Banier gewiß zu Zwickau[8] und die schwedischen partheyen um Gefäll[9] und der orter starck [p. 144] sehen ließen, sind sie wieder zuruckgangen. […] Den 28. Februarii zu Mittage praesentirte sich von der Plauischen Strasse her ein starcker troupp reuther. Die rückten an die [Untere] Steinerne Brücke, schickten einen trompeter mit schreiben und ordre von general Banier und obristen Schlangen herein und begehrten quartier. Derentwegen herr hauptman Bodenhaußen hinaus zu ihnen und nahm den rittmeister mit etlichen officirern zum tractaten herein, um zu versuchen, ob solche einquartierung könnte abgewendet werden.wurden sobald mit speisen tractiret, aber es war die quartierung diesmahl nicht abzuwenden. Dann nachdem der rittmeister wieder zum thor hinausgehen wollen, hat er sobald den bürgern, so gewachet, ihre musqueten nehmen lassen, selbige hinweggeworfen und das Untere Thor durch seine dragouner besetzt. Darauf mit [p. 145] etlichen 50 pferden in die stadt geruckt, anfangs selbe spolirt, alle pferde zusammengesuchet und nochmahls quartier gemacht. […] Den 1. martii kam eine von general Banier schriftliche salvia guarde an, welche Salomon Müller und Hans Pertsch, zeuchmacher, brachten, und war gute hoffnung, das volck würde sich von hier bald wegbegeben, wie den[n] nachts um 9 uhr die meisten reuther sich vor das Untere Thor [begeben] und die nacht draußen blieben. Den 2. dieses ruckten sie früh wiederum herein, und weilen magister Wolf und Christoph Buchta, schönfärber,[10] bey dem obristen Erich Schlangen zu Plauen[11] selbst geweßen, sind die 5 compagnien, so albereit alhier commandiret geweßen, bis auf seiner fürstlichen gnade gnädige resolution und abordnung mit gedachten obristen deswegen zu tractiren zurückblieben. Daher gedachte beide abgeordnete wieder nach Plauen verschickt worden, deme der obrist Schlang zu Zöbern[12] mit etlich 100 zu roß bereit begegnet, und nachmittags in die stadt selbst angelanget, die völcker aber zu Unterkozau[13] logiret worden. Und weilen stracks eine unmögliche rantion von viel tausend thalern und 100 pferde angefordert wurde, dargegen aber man die unmöglichkeit vorgeschüzet, hat man noch selbigen abend einen ehrbaren rath in arrest genommen und auf dem Rathhauße verwahren lassen. Ja man hat auch des herrn [p. 146] hauptmans nicht verschonet, sondern demselbigen ebenmäßigen arrest zugemuthet. Der sich aber excusiret, dass man nicht seiner person, sondern seiner fürstlichen gnade solchen schimpf anthun solte oder wolte. Darauf ist er wie auch ein ehrbarer rath bald wieder losgelassen worden. Folgenden sontags als 3. martii früh suchten die dragouner von hauße zu hauße alles eingeflehete und einheimische pferde zusammen, spolirten manchmahl auch immer mitunter und verschonten auch des fürstlichen Schlosses nicht, nahmen den herrn hauptman alle seine pferde und trieben das geraubte guth alles zusammen in den closterhof. Daher auch unter der ambtspredigt ein gelauf aus der kirchen worden, dass solche nicht können geendet werden. Herr hauptmans gestreng aber praesentirte dem herrn obristen einen treflichen schönen rappen und bekam damit seine übrige pferd wieder. Dieses thäten auch etliche von adel, also bekamen sie hergegen auch etwas wieder. […] Der ranzion halber verglich man sich auf 6000 thaler, dass nehmlich die stadt 2000 thaler, die von adel 2000 thaler und die landschaft 2000 thaler geben sollen“.[14]
„Den 13. euisdem [März a. St.] haben die kayßerlichen, so diesmahl zu Wunsiedel[15] logiret und diese zeit hieher stark partiret, bis auf Gumpersreuth[16] und Sachsgrün[17] in die 100 starck sich sehen laßen. Nachmittags aber kamen anfangs ein troupp von der Plauischen Strasse hieher, dass man nicht wuste, was volck es wäre, wie dann auch dem schlangischen quartiermeister sehr ängstig war, weil er den ersten termin der ranzion nunmehro beysammen und in seinen händen.
Bald folgeten diesen noch mehr trouppen mit bey sich habenden bagagiepferden und wägen, und weil sie den adelgeißel juncker Georg Adam Ratiworski und die 3 geißel der stadt, als herrn burgermeister Johann Wolf Härtel, magister Johann Georg Wolfen und Christoph Puchten, mit musquetierern begleiteten, bey sich und die stadt Hof den obristen Königsmarckt von general Baner zum quartier assigniret, bezogen sie dießmahl ihr quartier und war sehr viel fußvolck dabey. Die wurden sobald auf ausgestelte balet in die stadt einquartieret, und war sonst das ambt Plauen den obristen Schlangen, das ambt Voigtsberg[18] den obristen Duclas [Douglas; BW] assignirt. Noch dieses abends kam die post ein, dass der junge Harandt, dessen hier vor kurz auch gedacht, bey Kautendorf[19] auf ein kayßerliche parthey troffen [p. 151] und von denenselben gefänglich hinweggeführet worden, wie dann auch diese nacht noch eine schlangische parthey auf die kayßerlichen getroffen und ein rittmeister zu Untersteinach[20] eingebüßet. […] Den 14. martii frühe um 10 uhr ließ major Röber eilend zu pferdt blassen, weil er schreiben von Erfurth[21] erhalten, und marchirte ganz schnell von hinnen, nahm auch die vorigen geißel wieder mit. Der schlangische Quartiermeister aber blieb noch alhier, und wurde diesem noch darzu alhier gelassen ein rittmeister, so die ranzion mit heraustreiben helfen sollte.
Den 15. martii], weil post einkam, dass die kayßerlichen sich um Weißmann[22] und Steinach[23] starck sehen ließen, ist gemelter quartiermeister mit dem gelde fort zu seinem regiment zu, der rittmeister aber blieb hier liegen und exequirte an gelde.
Den 16. mart[ii] kam abends mayor Röber mit 15 pferden auch hieher zu abholung des andern termins der 2000 thaler. Weilen aber die gelder noch nicht beysammen und sich darauf den 17. sonntags croaten und kayßerliches volck bey dem Alßenberg[24] praesentiret, auch etliche davon ganz in die Altenstadt einruckten, also wurde der major soeben in der kirche gewarnet, der sich dann sofort zu pferde machte, aber dadurch verursachte, dass darüber die leuthe all aus der kirchen gelaufen und [p. 152] die predigt, so endlich eingestelt werden muste, verhindert. Demnach jetzt besagter schwedisch- oder schlangischer major bey den Fröhligen Stein[25] die straße zu marchiret, geschahe von den kayßerlichen ein loseschuß. Sobald darauf brach der helle haufen von Alßenberg herfür, reißeten über die [Obere] Steinerne Brücken diesen schwedischen nach auf das Heilige Grab[26] zu, welche durch Trogen gangen, und ihnen von der kayßerlichen parthey 10 nachgesezt, so ein[en] dragouner von den schwedischen eingehohlet, und darauf wieder zurück auf die stadt geeilet. Denen wurde bey ihrer zurückkunft und auf begehren futter und mahl gereichet, reißeten zu Mittag wieder fort gegen Bamberg zu, daher sie sonnabends früh ausmarchiret. Begehrten auch von der stadt 200 thaler, wurden aber mit 25 thalern und 4 paar handschuh gestillet, und muste man ihnen auch einen besiegelten schein mitgeben, dass sie so weit als hier zum Hof gewesen, und was sie verrichtet, nehmlich dass sie dem feind nachgegangen und des orths ihren feind gefangen erholten. […] Den 18. wurde Christoph Buchta, einer von den geißeln, hieher geschickt und angehalten, den andern termin der 2000 thaler zu entrichten und förderlichst zu übermachen, sodann solten die andern geißel auch ledig gelassen werden. Weil man aber noch kei[p. 153]ne nachrichtung, was die beiden abgeordneten bey dem general Baner ausrichten möchten, hat man mit willen etwas zurückgehalten.
Eodem die kam das ganze schlangische regiment nach Zedtwitz,[27] und gab man für, sie wollten nach Steinach,[28] den erschossenen rittmeister einzuhohlen, marchirten durch Unterkozau,[29] wo aber ihr intent hin, könte man daselbige mahl nicht wissen. Nachmittags aber kam herr major Röber und derjenige rittmeister wieder, welche am vergangenen sontage der kayßerlichen halben herausgewichen, und das um abhohlung der 2000 thaler, und ruckte sobald ein jeder in sein alt quartier.
Den 19. martii wurde hierum starck schießen gehöret, weil die schlangisch- und kayßerlichen völcker aufeinander getroffen, und dieses tages wurde auf unglaublichen zwang und erpreßung der andere termin der 2000 thaler dem major Röber ausgezahlet. Der reißete sobald nach empfang der lieferung mit dem gelde fort. […] Den 20. mart[ii] ist das schlangische regiment wieder zu Unterkozau vorbey auf Plauen geruckt. Dieselben sollen die croaten zu Himmelcron[30] überfallen, auch gar zu Culmbach[31] in der Vorstadt, die Wolfskehle genand, etliche croaten niedergemacht und einen obristleuthnant gefangen bekom[p. 154]men haben.[…] Den 21. martii muste man zu abrichtung des letzten termins 2000 thaler eine andere algemeine anlage und auf das 100. vermögen 18 gulden machen. Abendts aber um 5 uhr kam herr burgermeister Hertel und magister Johann Georg Wolf auch wieder nach hauße und von Plauen aus ihren arrest anheim. Brachten, daß mit dieser condition sie abgeschieden waren, woferne montags oder dienstags der izt besagte leztere termin der 2000 thaler nicht vorhanden, dass er major im nahmen seines obristen viel eine schärpfere execution vor der hand nehmen und mehr gefangene hinwegführen wolte. […]
Den 26. martii kam major Röber zu abhohlung des leztern termins mit etlichen pferden wieder hieher, wie dann auch der schlangische quartiermeister, dem die herrn von Wunsiedel auch so[p. 155]fort 700 thaler zahlen müßen. Dieser reißeten den 27. wieder fort, der herr major aber blieb liegend und forderte die stadt auf das neue um wochentliche contribution auf 6000 thaler. Den 29. reißete der major fort auf Culmbach, weilen ihm sein obristlieuthnant dahin ordre ertheilet, da er dann befehl empfing, nochmahls wegen der verpflegung und recruitengelder 16000 zu extorquiren. […] Den 30. martii kam oft besagter major mit vorgemelter verrichtung von Culmbach wieder anher, ingleichen mit ihm eine starcke schwedische parthey, sambt etlichen gefangenen croaten, welche in der Vor- und Altenstadt logiret und ziemlich übel gehaußet. […] [p. 156] Den 2. april[is] ist endlich der major, nachdem er die ranzion der 6000 thaler für voll erhoben, desgleichen ihm vor seine müh und pro discretione ein pferd zu 100 thaler, so major Christian von Beulwitz zu Trogen hergegeben, darzu man endlich die von dem kirchthurm, wie vorgemeld, zur erbauung der geistlichen häuser colligirte gelder entlehnen müßen, verehrt bekommen, nachmittags von hinnen aufgebrochen, und dismahls die arme stadt von völckern einsten quittieret worden“.[32]
„Den 1. januarii [1641; BW] kam von obrist Duclas [Douglas; BW] ein rittmeister mit 12 pferden, so den major, welcher von dem general Baner die stadt zur salva guardia hier gelassen, abgelöset. Da dann besagter major sich wieder nach Plauen begeben“.[33]
[1] Mühlhausen [Kr. Mühlhausen]; HHSD IX, S. 286ff.
[2] JORDAN, Mühlhausen, S. 81f.
[3] JORDAN, Mühlhausen, S. 255.
[4] Hufschmied bei einer Schwadronen Reuter
[5] JORDAN, Mühlhausen, S. 82.
[6] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[7] Hof-Wölbattendorf
[8] Zwickau; HHSD VIII, S. 380ff.
[9] Gefell [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 129f.
[10] GRIMM; GRIMM, DWB Bd. 15, Sp. 1507: „der färber, der mit ‚hohen und hellen‘ farben zu färben weisz, im gegensatze zum schwarzfärber, der nur mit tiefen, dunklen farben färbt, der buntfärber, kunstfärber“.
[11] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.
[12] Burgstein-Groß- und Kleinzöbern [Vogtlandkr.].
[13] Hof-Unterkotzau.
[14] KLUGE, Hofer Chronik, S. 133ff.
[15] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.
[16] Gattendorf-Gumpertsreuth [LK Hof].
[17] Triebel-Sachsgrün [Vogtlandkr./Sachsen].
[18] Oelsnitz-Voigtsberg [Vogtlandkr./Sachsen].
[19] Döhlau-Kautendorf [LK Hof].
[20] Untersteinach [LK Kulmbach].
[21] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[22] Weismain [LK Lichtenfels].
[23] Stadtsteinach [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 710f.
[24] Hof-Alsenberg
[25] Fröhlicher Stein, Felsen im heutigen Stadtpark, Theresienstein.
[26] Heilig-Grab-Kapelle
[27] Feilitzsch-Zedtwitz [LK Hof].
[28] Untersteinach [LK Kulmbach].
[29] Hof-Unterkotzau
[30] Himmelkron [LK Kulmbach]; HHSD VII, S. 297.
[31] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.
[32] KLUGE, Hofer Chronik, S. 137ff.
[33] KLUGE, Hofer Chronik, S. 178.