Günther, Thomas [Dommes]; Harzschütze [ – ] Günther war Anführer einer Gruppe von Harzschützen, die gegen die kaiserlich-ligistische Besatzungsmacht im Harz während des Niedersächsisch-Dänischen Krieges kämpften.
„Bei Andreasberg[1] lauerten andere Schützen, deren Anführer, Thomas (Dommes) Günther, nicht nur der Sache, sondern sich selbst verpflichtet, sein eigenes Süppchen kochte und und persönlichen Hader (mit Stadtrichter Georg Stolle) niederträchtig austrug. Diese Auseinandersetzungen mißbilligten die Bürger, weil ein solch lächerlicher Streit rasch aus dem Ruder lief und nicht mehr zu kontrollieren war. Günther trieb ein übliches Spielchen, wobei er Andreasberg düpierte und Hauptmann Wildenstein einbezog. Er gab vor, einen Brief des tollen Halberstädter zur Harzburg[2] befördern zu müssen, wozu er vom Rat ein Pferd benötigte. Er untermauerte sein Begehren mit einer Drohung des von ihm ebenfalls getäuschten Wildenstein. Vor dem Hauptmann mußte er dann Farbe bekennen: Einen Brief des Herzogs habe er nicht, er sei nur darauf aus gewesen, den Burgkommandanten über einen schlimmen Kipper und Wipper, einen Falschmünzer, zu informieren, und dies in aller Eile. Es handle sich um Georg Stolle. Das war keine halbe Wahrheit, sondern eine ganze Lüge, die beim Hauptmann auf offene Ohren traf. Dommes verzuckerte seine Lüge mit dem Ansinnen, den Stolle mit einer Geldbuße von 4000 Talern zu belegen. Welcher Offizier hätte da ablehnen können ? Wildenstein dachte nur an die blinkenden Münzen und ließ den Denunzianten mit fünfzig seiner Söldner nach Andreasberg abrücken.
Mit Lumpereien dieses Formats beraubten sich Rotten wie die des Dommes jeglichen Kredits und machten es ihren Kritikern leicht, von Gaunern und Schnapphähnen zu reden. Zur Stillung seiner persönlichen Rachsucht – seine Mutter hatte gegen Stolle nicht obsiegt – tauchte Dommes Günther die Harzschützen ins Zwielicht. Obgleich der Oberharz unter den Verbrechen der Tillyschen gerade genug leiden mußte, scherte dies den Dommes nun gar nicht. Am 11. Mai 1626 erschraken die Andreasberger über die plötzlich auftauchende und herausgeputzte Einheit. Neugierige, deren Phantasie nicht ausreichte, sich Kommendes auszumalen, starrten die Söldner an und vernahmen, daß man das Herzberger[3] Schloß blitzschnell zu besetzen gedenke. Nachdem sich das Volk beruhigt hatte, weil kein Söldner handgreiflich zu werden drohte, wandte[n] sich jene, die ihrem Tagwerk nachgingen, ab. Die anderen verstanden wohl, daß die Truppe ausgehungert und durstig sei. Der strapaziöse Weg …
Auf Kosten der Gemeinde tafelten die Söldner am Markt. Gesättigt, erinnerten sie sich ihres Befehls und suchten, Stolle zu überraschen, was mißlang, weil das Ehepaar unterdessen geflohen war. Zornig hielten sich die Burschen am Inventar des Stolleschen Hauses schadlos und warfen auch noch Brandfackeln in die Räume. Hilfsbereite Nachbarn löschten sofort. Vergebens forderte der Dommes vom Hauptmann Wildenstein drakonische Strafen; wäre diesem die Wahrheit verborgen geblieben, hätte er dem Harzschützen recht geben müssen; er senkte die Strafe für Stolle auf 100 Taler – was immer noch 100 Taler zuviel waren – und beabsichtigte, den Dommes zur Verantwortung zu ziehen. Hellsichtig legte Günther viele Meilen zwischen sich und der Harzburg. Wildenstein hätte ihn bis Schlesien verfolgen müssen. Dort blieb der Dommes nicht lange; er kehrte in den Harz zurück“.[4]
[1] Sankt Andreasberg [Kr. Zellerfeld]; HHSD II, S. 409f.
[2] Bad Harzburg [LK Goslar].
[3] Herzberg [Kr. Osterode]; HHSD II, S. 225f.
[4] HOFFMANN, Harzschützen, S. 65f.