Abschütz [Abschatz], Uchaz [Achatz ?] von

Abschütz [Abschatz], Uchaz [Achatz ?] von; Kapitänleutnant [ – ] Abschütz war 1647 kaiserlicher Kapitänleutnant und in Marktredwitz[1] als Schutzwache einquartiert.

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold aus dem von Eger[2] abhängigen Marktredwitz erinnert sich an den Februar bzw. März 1647: „Den 8. [Februar; BW] dito hat H[err] Oberst Paradeiser den bishero (all)hier gelegenen Fähn(d)rich von Gallas’schen Regiment ab- und hingegen einen Kapitänleutnant hiehero beordert“.[3] […] Eodem [14.2.; BW] haben wir auch die 2 Korporale(n), 1 Gefreiten und 6 Musketiere(r) von Eger ausbezahlt und [sie] wieder hineingeschickt; den Trommelschläger aber und den H[errn] Kapitänleutnant, Uchaz von Abschütz, haben wir noch länger zur Salva Guardi[a] behalten“.[4] […]

„Weil am 18. Februar das kaiserliche Hauptquartier samt der ganzen Armada aufgebrochen ist, um sich gegen Böheim(b) zu wenden, sind die hier eingeflohenen Leute den 25., 26. und 27. dito wieder nach Hause gezogen. Es hat aber nit lange dauern wollen, indem uns im jüngst gesetzten Datum ein edler Rat der Stadt Eger in der Nacht durch einen eigenen Boten andeuten ließ, daß der kaiserliche Generalwachtmeister Graf Lacron [La Corona; BW] mit den nassauischen [Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg, BW] und königseckischen [Ernst Graf Königsegg; BW] Regimentern zu Roß im Egerkreis angelangt [wäre]. Sie würden samt der Garnirischen [Garnier; BW] Eskadron, die bisher im Egerland gelegen habe, ihren nächsten Weg nach Franken nehmen, um daselbst ihre Winterquartiere zu beziehen.

Wir sollten daher die hierum(b)gelegenen Dorfschaften durch Boten warnen und zum Zeichen, daß Kriegsvolk vorhanden sei, unsere Doppelhacken auf dem Kirchturm losbrennen lassen. Daraufhin ist dann alles Volk wieder hereingeflohen. […]

Um 1 Uhr [am 28.2.; BW] nachmittags kamen die Quartiermeister von diesen Völkern vor das Tor. Sie hatten Order von H[errn] Oberst Paradeiser aus Eger, daß es die kaiserlichen Dienste jetzt nit anders leiden  wollten und er unumgänglich wider seinen Willen befehlen müsse, daß wir dem kaiserlichen Generalwachtmeister, Ihro Gräfl. Gnaden von Lacron, ferner H[errn] Generalwachtmeister Günther, dazu Graf Deuring [Maximilian von Töerring; BW] als auch H[errn] Oberstleutnant Cappell vom königseckischen Regiment das Nachtquartier hier im Markt, ihren Völkern aber das Quartier außerhalb – in den Vorstädten – geben sollten. Als wir das bewilligt [hatten] und ans Austeilen der Quartiere gingen, wollten die Quartiermeister damit keineswegs zufrieden sein, sondern begehrten auch für die vollen Regimenter – samt Troß und Bagage – die Quartiere im Ort, was wir gänzlich abgeschlagen haben. Wir erklärten uns [aber] bereit, dem H[errn] Grafen entgegenzugehen, um deswegen mit ihm zu reden. Sie wollten aber darauf nit antworten und einwilligen, sondern begehrten, wir sollten die Bilette ausgeben, Quartier machen oder sie wollten es selbst(en) tun, wie sie es ja bereits begonnen hatten. Wir haben darwider protestiert und ihnen (auch) die schwere Verantwortung freigestellt. Als sie aber [mit dem Quartiermachen] fortfuhren, bin ich [zusammen] mit H[errn] Richter, dem Grafen entgegen[ge]gangen, in der Hoffnung, solches [doch noch] abzuwenden. Als wir auf den Anger hinauskamen, sind [dort] die Völker alle in Bataglia gestanden, die Generalspersonen aber waren noch hinterstellig und in Eger beim Trunk geblieben. Dahero konnten wir nichts anderes richten, als daß sie uns für gefangene Leute annahmen und uns solange nit frei lassen wollten, bis wir ihnen vorher die Quartierung bewilligten. Wir (be)warfen uns auf die Order und sagten, daß wir nit darwider handeln dürften. Wir baten sie auch, sie sollten sich gedulden, bis der Graf herbeikäme. Es war aber alles vergebens, denn unser Kapitänleutnant [Uchatz von Abschütz; BW] hatte neben den Quartiermeistern zu viel Offiziere(r) und Reiter hereingelassen, die nit wieder hinauszubringen [waren]. Als sie daher die Quartiere nach ihrem (eigenen) Belieben gemacht hatten und damit fertig waren, machten sie die Tor[e] und Schranken auf und zogen alle – außer 2 Kompagnien, die zu(m) Dörflas[5] lagen – mit Heerpauken und Trompetenschall ein.

Als sie in die Häuser gekommen waren, fingen sie alsobald(en) nach ihrem Gefallen zu hausen an, schatzten die Bürger um Geld und plagten sie deswegen sehr. Geld sollten und mußten sie ihnen schaffen, das übrige, das sie sonst(en) in den Häusern fänden, wäre ohnedies von Rechts wegen ihnen. So machten diese Leut(e), die wir auf Befehl und Order als Freund(e) in den Markt und in die Vorstädt(e) [her]einnehmen sollten, unseren Leuten großen Jammer und [großes] Herzeleid. Um 9 Uhr nachts kamen die Generalspersonen. Wir brachten viel[e] Klagen vor. Es wurde auch alsobald(en) versprochen, alles abzuschaffen, was aber doch nur ein Spiegelfechten war.

Es wurde mit großer Gewalt vorgegangen. Unsere Leute wurden die ganze Nacht über um(b) Geld und allerhand Sachen [angegangen] und hart geängstigt. Und obwohl wir am nötigsten der Hilfe bedurften, haben wir [dennoch] den Grafen Lacron, der das Kommando hatte, im Schlaf nit anschreien und beunruhigen dürfen.

Früh morgens – am 1. Martii also – hat der Graf auf unser Anschreien hin zwar den Aufbruch befördert und zu Pferd blasen lassen, doch sind bei diesem Lärm(en) noch viel[e] gute Leute in ihren Häusern spoliert, ausgezogen und sehr übel tractiert worden. Man hat ihnen auch auf ihre Wagen und Pferd[e] Fleisch, Kälber, Hühner, Butter(n) und Fässer Bier und auf den Weg 8 bis zu 10 Meßlein Hafer(n) mitgeben müssen. H[err] B[ürgermeister] Christof Miedel ist bei dem Aufbruch so geängstigt worden, daß er oben, von seinem Erkerfenster herauß auf den Misthaufen gesprungen ist. Obwohl die Offiziere(r) die Reiter an etlich[en] Orten mit Prügeln und bloßem Degen abgewehrt haben, so konnten sie aber doch nit überall sein. [Vielfach] kamen sie auch zu spät.

Dieses ein[z]ige Nachtquartier hat sehr viel gekostet [und] hat auch mehr einer feindlichen Plünderung als einer Quartierung gleichgesehen. Wir haben dies alsobald(en) nach ihrem Abreisen sowohl H[errn] Oberst Paradeiser, als auch einem redlichen Magistrat berichtet und dabei auch – weil wir sie nit mehr verpflegen und besolden konnten – um(b) Abforderung unserer Salva Guardi[a] angehalten, worauf in der Nacht Schreiben an den Grafen kamen, worin sich die Stadt und der Kommandant wider unseren zugefügten Schaden hoch beschwerten. Wir haben sie (hi)nachgeschickt, haben aber den Schaden behalten müssen.

Den 2. Marti[i] ist unser Kapitänleutnant abgefordert worden und tags hernach mit dem Trommelschläger abgezogen. Für diese drei Wochen haben wir ihm ein gutes Pferd und an Geld 45 Gulden geben müssen. Nach seinem Abreisen haben wir die Torschlüssel wieder [selbst] zur Hand genommen und – wie vorhero – (für uns) selbst(en) kommandiert.

Den 5. Marti[i] ist dieser Kapitänleutnant wieder von Eger [ge]kommen. Er hatte [ein] Schreiben an uns, von H[errn] Oberst Paradeiser [mit], nach dem ihn dieser zu dem Zweck hierher beordert habe, keinen von der Eskadron des Oberstleutnant Garnier, die bisher im Egerland gelegen ist und nunmehr ihren Weg (auf) hie[r]hero und nach Franken nehmen wolle, einzulassen.

Sie sind aber an diesem Abend nit weiter(s) als [bis] Schlottenhof[6] und Arzberg[7] [ge]kommen. Den andern Tag sind sie um 9 Uhr hier angelangt. Da ist dann die Cam[ionn]ag[e] um den Gottesacker hinum(b)gewiesen worden. Die Offiziere(r) aber sind alle hereingelassen worden. Die Reiter haben sich auf den Reiserberg gestellt und sind dort an die 2 Stund[en] gestan-den. Unterdessen haben die Offiziere(r) mit etlich 30 gefüttert und Mittagsmahl gehalten. Dann sind sie fort und am selben Tag noch nach Neustadt am Kulm.[8] Es sind an die 400 wohl montierte Reiter gewesen. Sie hatten nur 5 Bagagewagen bei sich. Unter den Offiziere(r)n war auch Herr Oberstwachtmeister Lyloff, der „Schwarze Niklas“ und Rittmeister Weylersbach. Mit ihnen sind auch viel[e] egerische[n] Freireiter mit fortgeritten. Nachmittags sind noch etliche 30 Pferd[e] (her)nachge-kommen und haben sich zu Dörflas[9] einquartiert. Dabei war[en] Herr Rittmeister Barthel und 1 Leutnant die vornehmsten unter den Freireitern. Als daselbst im Quartier 2 Reitersjungen in Zank geraten [sind], hat der größere einen Karabiner ge-nommen, den kleineren in den Leib geschossen und ist dann davongeloffen. Obwohl der [An]geschossene alsbald von unse-rem Bader verbunden worden ist und bewilligt worden war, daß er hereingenommen, gewartet und verpflegt werden sollte, so ist er doch am anderen Morgen so schwach geworden, daß er einem Sterbenden gleichsah. In diesem sterbenden Zustand [erst] haben ihn die Dörflaser auf eine Misttrage gelegt und durch 2 Weiber hereintragen lassen. Weil sie sich aber (be)sorgten, er würde unterwegs sterben, sind sie mit ihm sehr geschwind hereingeloffen, haben ihn unter des Baders Haustür niedergesetzt, stehen lassen und sind davongelaufen. Auf der Trage(n) ist er dann daselbst auch alsbald gestorben. Dieses leichte Beginnen der Dörflaser, das sie an diesem Jüngling verübt, haben wir dem Richter von Dörflas verweisen lassen. Der hat sich damit entschuldigt, daß er nit vermeint [habe], daß er sobald sterben würde. Wir haben ihn in einen Sarg legen und vom Haus des Baders aus am anderen Tag ehrlich begraben lassen. Man hat vorgegeben, daß er ein geborener Graf sei, andere [meinten], [er sei] einer vom Geschlecht der Kolowrat aus dem Königreich Boheim(b) gewesen. Den(en) 6 jungen Gesellen, die ihn zu Grabe getragen haben, hat man Bier und Brot [ge]geben.

Den 7. Marti[i] sind an die 40 Pferd[e] von Bernstein[10] herüber[ge]kommen und den anderen gegen Kemnath[11] (hi)nachgefolgt.

Den 9. dito haben wir unseren Kapitänleutnant wieder abgefertigt. Er hat uns über 80 Taler gekostet. Als er noch unterwegs nach Eger war, ist ihm ein Bot[e] mit [einem] Schreiben von Oberst Paradeiser [entgegen ge]kommen, daß H[err] Rittmeister Malschofsky mit einer starken Kompagnie im Herauszug [begriffen sei], der Garnirischen Eskadron nach Franken zu folgen, die er (all)hier nit einlassen sollte. Er ist daher wieder umgekehrt. Zugleich brachte der Bot[e] auch ein Schreiben von einem edlen Magistrat mit demselben Befehl mit, daß wir weder die Kompagnie, noch den Rittmeister hereinlassen, viel weniger(s) Quartier verstatten sollten, denn wenn er hereinkäme, würde er allerhand Prätentionen suchen. Wir sollten daher aus den Vorstädten alles hereinbringen lassen. Er ist aber übernacht zu Arzberg[12] verblieben.

Den anderen Tag – also den 10. – ist die Kompagnie [ge]kommen, die wir durch Boten hint(en)um(b) gewiesen haben. Sie haben sich bei den oberen Städeln verhalten bis der Rittmeister (her)nach[ge]kommen [war]. [In dieser Zeit] haben sie die Städel und Fischkästen sehr zerschlagen. Als der Rittmeister [ange]kommen war, hat ihn der Kapitänleutnant gegen unseren Willen mit 10 Pferden hereingelassen. Er hat hier Mahlzeit gehalten. Unterdessen hat er anbefohlen, daß die Kompagnie fortrückt und zu Waldershof[13] Quartier macht. Auf den Abend ist er [dann nach]gefolgt. Er war ein sauberer Gast und wollte mit uns immerzu nur Händel machen. Ganze Töpfe voll haben wir mit ihm auf des Kaisers Gesundheit austrinken müssen und durften uns nit widern“.[14]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !


[1] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[2] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[3] BRAUN, Marktredwitz, S. 284.

[4] BRAUN, Marktredwitz, S. 286.

[5] Dörflas, heute Stadtteil der Großen Kreisstadt Marktredwitz.

[6] Schlottenhof, heute Ortsteil v. Arzberg [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[7] Arzberg; HHSD VII, S. 31f.

[8] Neustadt a. Kulm; HHSD VII, S. 514f.

[9] Dörflas, heute Stadtteil der Großen Kreisstadt Marktredwitz.

[10] Bernstein, heute Ortsteil v. Wunsiedel.

[11] Kemnath [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 351f.

[12] Arzberg; HHSD VII, S. 31f.

[13] Waldershof [LK Tirschenreuth].

[14] BRAUN, Marktredwitz, S. 289ff.


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