Adlzreiter von Tettenweis, Johann; Geheimer Rat [2.2.1596 – 11.5.1662] Adlzreiter[1] stammte aus einer Rosenheimer[2] Bürgersfamilie. Er war der Sohn eines Nestlers. 1615 wurde er an der Universität Ingolstadt[3] immatrikuliert. 1623 erwarb er dort sein Lizentiat. Ab 1623 war er Advokat und Regierungsrat in Straubing.[4] 1625 wurde er Hofkammerrat in München. Im gleichen Jahr wurde er mit den Revisionen im Geheimen Rat betraut. Seine besondere Bedeutung liegt in seiner Tätigkeit als politisch-staatsrechtlicher Gutachter Maximilians I., etwa bei der politischen und publizistischen Verteidigung der umstrittenen Translation der pfälzischen Kurwürde auf Bayern. 1638 wurde er zum Leiter des Geheimen Archivs ernannt. Seit 1639 nahm er regelmäßig an den Sitzungen des Geheimen Rates teil. Ab 1643 durfte er offiziell den Titel Geheimer Rat, der ihm 1639 verliehen wurde, führen. Auf der Konferenz vom 12.1.1647 hatte man das „Schatzgeld“auf 600.000 fl. veranschlagt, während man gleichzeitig durch neue Einkommenssteuern die Kriegskasse aufzubessern bemüht war.[5] Adlzreiter hielt in seinen Notizen fest, dass Vervaux, der Beichtvater des Kurfürsten, bei den Beratungen die Auffassung vertreten hatte, der Kurfürst sei ohne ausreichende Mittel nicht zur Weiterführung des Krieges verpflichtet. Vervaux hatte erneut Separatverhandlungen mit Frankreich befürwortet.
Im Geistlichen Rat saß Adlzreiter vom 24.8.1639 bis 1650. Nach dem Tode Richels wurde er Geheimratsvizekanzler, nach dem Ableben Donnersbergs 1650 stieg er zum Geheimen Ratskanzler auf. Von 1651 bis 1653 war er Mitglied des Vormundschaftsrats. Vom 9.1.1657 bis zu seinem Tod amtierte er als Pfleger in Moosburg.[6] Für die von ihm 1652 ersteigerte Hofmark Tettenweis[7] erhielt er am 10. 10.1656 die Edelmannsfreiheit.
1662 wurden unter seinem Namen die „Annales Boicae Gentis“[8] des Beichtvaters Maximilians I., Johann Vervaux, der 1661 verstorben war, veröffentlicht.
[1] HEYDENREUTER, Landesherrlicher Hofrat, S. 302f. Vgl. die Erwähnungen bei ALBRECHT, Maximilian I. Nach ZIEGLER, Dokumente Bd. 2, S. 1311, ist er 1592 geboren, vgl. ferner WESTENRIEDER, Beyträge Bd. 2, S. 37-53; LIPPERT, Adelzreiter, S. 73f.
[2] Rosenheim; HHSD VII, S. 632f.
[3] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[4] Straubing; HHSD VII, S. 723ff.
[5] Nach IMMLER, Kurfürst Maximilian I. und die Kirche, S. 400f., wurde durch kurfürstliches Mandat vom 16.2.1647 eine Einkommenssteuer v. 78 % für Geistliche erhoben, die der Kriegskasse monatlich immerhin 614.000 fl. einbrachte. Damit hätte man etwa 12.000 Mann aufstellen können.
[6] Moosburg [LK Freising]; HHSD VII, S. 461f.
[7] Tettenweis [LK Passau].
[8] ADLZREITER, Annalium / Boicae Gentis / Partes III, behandelt die Regierungszeit Maximilians I.; vgl. EDELMANN-SOUKOP, Das Bild Kurfürst Maximilians I., S. 158f. Ob Änderungen an Vs. Darstellung vorgenommen wurden, ist uns nicht bekannt. Zumindest nach Ansicht der Zensoren waren „viele Stellen in dieser Geschichte, die, wie sie ohne Schaden der Integrität nicht übergangen werden könnten, so das Wohl des Ordens und die Verbindung, in der er mit den höchsten Fürsten Europas stände, nicht zugäben, daß sie von einem Jesuiten ausgingen“. STUMPF, Denkwürdige Bayern, S. 176.