Andeflycht [Gregersson, Gregersen, Gregersohn, Gregors Sohn, Gragersohn, Kregersohn], Carl [Caroll]; Generalkriegskommissar [ – ] Andeflycht war der Assistent des am 25.10.1634 bei der Belagerung Mindens[1] gefallenen schwedischen Generalkriegskommissars Trana und stammte wie dieser aus Finnland. Trana hatte ihn in Stettin[2] getroffen und ihn im Oktober 1633 als „Camerier“ für Westfalen erbeten. Andeflychts Dienstsitz wurde Minden.
Aus Stade,[3] 10.6.1635, datieren Oxenstiernas Anweisungen für Speerreuter und Andeflycht, Assistent des am 25.10.1634 bei der Belagerung Mindens gefallenen schwedischen Generalkriegskommissars Trana, für die Neuorganisation der schwedischen Armee:
„Memorial gegeben dem herrn general major Clauss Dietrichs von Sperreuttern und dem cammerier Carl Gregersson [Andeflycht; BW] inn denen, so ihnen bey der königlichen Schwedischen armée inn den Nieder-Sächsisch und Westphalischen crayssen zu verrichten anvertrauet.
1.
Soll sich der Cammerier ehist müglich verfügen an ort und end, da er den general major herrn Clauss Dietrich von Sperreuter und die andere officirer finden wird, sie sampt und insonders von wegen dess herrn reichscanzlers Excellz begrüssen unnd daneben vermelden, welcher gestallt Seine Excellz eben auss denen ursachen sich hierunterwerts auss den vier Ober creysen durch eine so müheseelige, weite reysse begeben, weiln S:e Excellz verstanden, dass die sachen je länger je mehr allhier verrücket würden, wohlverdiente und Ihrer Königl. Matt: und der cron Schweden wol affectionirte cavalleri würden zum theil ihrer charge entsezet, theils auch ärger dann andere accomodiret, und sonsten ausser dem man wenig vonn ihnen wissen wollte, dahero zu befahren, dass das interesse der cron Schweden hindan gesezt und vergessen und die getreue officierer und soldaten vielleicht bey den friedenstractaten entweder aussgeschlossen oder zum wenigsten zum besten nicht gedacht werden möchten, darauss leichtlich erfolgen könnte undanck gegen die crone unnd böser lohn vor der soldatesca mühe und arbeit.
Wie Seine Excell:ce nun allhero inn diesen crayss arriviret befinden sie diesses nit allein waar, sondern noch viele andere consilia unter der hand, so der cron und militiæ zu höchstem vorfang[4] gereichen würden, da der Höchste nicht inns mittel trete und solches unheyl mildiglich abwenden würde.
2.
Nachdem nun dess herrn reichscanzlers Excellz diesses alles also befunden und sich der treuen dienste, so mehrertheils officierer und soldaten, so sich befunden inn dieser armée, nun viele jahre hero Ihrer glorwürdigsten Königl. Maytt. Und nach dero absterben der jetzigen Königl. Mtt. und der cron Schweden geleistet, erinnern, auch mit sonderbahrer affection vernommen die beständige treue, so officirer und soldaten noch tragen gegen Ihrer Königl. Mtt. und die cron, und das vertrauen, so sie zu Seiner Excellz. setzen, alss soll obgedachter cammerier sie inns gesampt und sonders desswegen bedancken und zur standthafftigket und guter resolution gebührend erinnern und vermahnen.
3.
Insonders soll er den herrn general major Sperreuter dahin vermügen, dass er wolle zu sich ziehen den obristen von Krazenstein, den obristen Aston, den obristen Zabeltitz, Forbus, Merode und einen jeden bey seinem nahmen, so er affectioniret finden wird bey der cron Schweden treu und im dienste zu verbleiben, und also die armée an einen bequemen ort an dem Weserstrom zusammenziehen und ein corpus formiren, das commendo darüber führen im nahmen der Königl. Maytt und der cron Schweden und dess gemeinen wesens; alle, die er affectioniret finden wird, soll er zu selbiger armée persuadiren.
4.
Den ort betreffend stellt S:e Excell:ce dem herrn general major anheimb, welcher der bequembste sein möchte, da er aber dess commendantz zu Münden[5] oder Nienburg,[6] da selbiges accordiren würde, mächtig sein könnte, soll er das lager allda formiren, damit man von Bremen[7] und andern orten dasselbe desto bas[8] versorgen könne.
5.
Wann er nun der regimenter versichert und sie so wol zu ross als zu fuss bey einander hat, soll er stracks S.e Excellz dessen avisiren und weiter ordre erwarten.
6.
Die intention aber ist diesse, dass der herr general major soll auss der ganzen armée ausslesen eine armée volante,[9] die inn Westphalen verbleibe unter seinem commando, damit er den Weserstrom erhalte und Westphalen suche zu mainteniren wider die feinde so wol als andere widerwertige, da sich einige erheben möchten, der rest aber der regimenter soll zur hauptarmée unter dem herrn feldtmarschalckh Banier geführt werden, beygefügte liste aber weiset auss, welche regimenter man vermeinet commode in Westphalen verbleiben können und welche aussgeführet werden müssen.
7.
Die artillerie und amunition mit der artillerage,[10] so viel man habhafft werden kan, soll alles zu der armée gezogen werden unnd im lager verbleiben uf fernere verordnung.
8.
Da der h. general major die garnisonen in einigen vestungen auch an sich bringen könne, insonders inn Minden und Nienburg, soll er nach müglichkeit daran arbeiten, wie auch die garnison in Ossnabrügge[11] dahin halten.
9.
Der Westphalische creyss soll hinfüro der disposition dess Niedersächsischen creysses nicht mehr unterworffen sein, sondern biss zu anderer etlicher verordnung der herr general major mit dem cammerier darüber disponiren, doch dass es ufs glimpflichste müglich geschehe unnd, so weit es sich immer thun lest, die freye stände auch gehöret werden, dahero dann auch der Schwedische resident[12] darzu gezogen werden solle.
10.
Es will aber vonnöthen sein, dass die stände und auch die gewonnenen lande der gebühr und nach müglichkeit quotifieret werden, damit sie an victualien so viel zusammen bringen, dass die armée auf eine kurze zeit könne erhalten werden.
11.
So balden auch dess herrn reichscanzlers Excellenz erfahren wird, dass die regimenter bey einander und inn gutem humor begriffen, will er entweder selbsten hinkommen und die ubrige, so zu dem herrn Banier sollen, abführen, oder, da er verhindert würde, einen andern abfertigen oder verordnen, der es verrichte.
12.
Sollten nun Ihre F. Gn. der herzog von Lüneburg oder einige andere deswegen einen unwillen fassen unnd sie entweder beschicken oder mit schreiben besuchen sie an sich zue ziehen und von dieser resolution abzueführen, als wirdt der herr general major und andere officiers der gebühr wissen zu anttwortten, innsonders aber dass sie uff Seiner Excellenz alss der cron Schweden gevollmächtigten legati und dess evangelischen bundes diretoris (dessen ordre sie allezeit pariret haben und nicht anders wissen dann dass die evangelistische stände so wol hier als inn den Ober crayssen noch inn der alliance bestehen) ordre diesses gethan, unnd also der Königl. Maytt. und cron Schweden zusampt dess evangelischen wesens dienste damit gesuchet; wollten also verhoffen, dass Ihre Fürstl. Gn. sich solches nicht liessen zuwider seyn, sondern, weil Se: Excellz nunmehr inn diesse creysse ankommen, sich mit derselben zusammen thun und uber eines und anders, so der ganzen alliance zu dienste, resolvieren, uff welchem fall sie bereit weren alles zu thun, was redlichen cavallieren unnd soldaten wol anstehe und zu veranttwortten seye. Solte man aber noch weiter urgiren, hat man genug zu remonstriren, welcher gestallt sie erst im nahmen unnd von wegen der cron Schweden geworben, der generalat unter dero nahmen geführet, die Schwedischen fahnen biss dahero unausgesprochen gepflogen, die Schwedische artillerie bey sich hätten und sie derselben gute dienste gethan, dahero jezo nicht könten unverwarneter dinge also davon absezen und ihren guten nahmen bey der posteritet denigriren lassen, referirend sich im ubrigen uff dess herrn reichscanzlers Excellenz, welcher sie wüsten Ihrer F. Gn. gut contentement geben solte.
13.
Diesse treu unnd beständigkeit dess herrn reichscanzlers Excellz inn aller gebühr gegen jederman gedencken, solche an seine principalen recommendiren, nicht von der soldatesca absezen oder einigen accord mit feinden oder freunden eingehen, es seye dann der soldatesca genugsam versehen und versichert, auch ihnen ihr billiges contentement nach aller müglichkeit gegeben entweder von den herrn ständen oder, wann alles andere mangelt, vonn der cron Schweden, nicht zweiflend, es werde die soldatesca dargegen beständig der cron Schweden und inn dero nahmen Seiner Excellz alss legato und directori adsistiren.
14.
Wann nun das volck bey einander, soll kein plaz oder standt dess Westphalischen creysses exempt sein vor contribution, sondern solches so wol aus dem Windischen als allen andern orten genommen werden. Inngleichen, biss so lange die neutralität mit dem herzog [Wolfgang Wilhelm; BW] von Neuburg ihre abhülffliche maass erlangen wird oder andere ordre erfolget, sollen die Cratzensteinische und [Heinrich Christoph v. der Goltz; BW] Golzische regimenter behalten ihre quartier inn der Marckh zu ihrer ufhelffung, wie dann der herr general major Sperreuter, da er einige mittel im lande finden würde obgedachte obristen zu adsistiren, damit ihre regimenter completiret werden können, sich ihme recommendirt sein lassen wolle.
15.
Das ampt Cloppenburg,[13] so dem herrn general lieutenant Baudissin gegönnet, neben dem closter Bensenberg[14] soll vor contribution und einquartirung verschonet bleiben biss uff andere ordre, wie denn inngleichem die beede graven von Oldenburg und Ostfriesslandt bey ihrer bestättigten neutralität gelassen werden müssen, bis andere verordnung erfolge.
16.
Was sich an caducgüttern befindet, soll angezeichnet unndt notiret werden, damit man wolverdiente cavalliere bedencken könne.
17.
Uber proviant soll man diesses orts so viel sorge tragen als sich immer thun lest.
18.
Was nuhn inn einem oder anderm passiret, muss schleunig advisiret werden“.[15]
„Im Juni und Juli 1637 lieferte das Kapitel dem Obersten Berkefeld und dem Oberstleutnant Joachim Tiedemann je 50 Taler, von August bis Ende Dezember 1637 dem Obristen Steinacker [Steinecker; BW] 115 Taler und von Januar bis Oktober 1638 auf Befehl Karl Gregorsons [Andeflycht; BW], der sich von dem jungen Schade 250 für das Amt Wildeshausen[16] anweisen ließ, 228 Taler“.[17]
Der Schmalkaldener Chronist Pforr berichtet: „Den 25. Junii ist der Schwedische Generalkrigscommissarius Caroll Gregersohn mit 60 reutter<n> zu Schmalkald[en ankommen. Und alß er mit 10 pferd in die statt eingelaßen, den ubrigen reutter<n> aber bier und brod ins feld geschickt worden, hat er, der commissari[us, daruff von der statt 30000 lb: brod und 59 faß[18] bier uff die durch den Werrgrund marchirente 5 Schwedische regiment reutter begehret, an welchem proviand etwaß geliefert word[en. Über dießes hat er von der statt 40000: thlr auch an gelt gefordert. Weil aber eine solche starcke forderung an dießen geringen ortt niemalß uff einmahl begehrt word[en und ihme dan die unmügklichkeit vorgebracht und 1000 thlr zu geben angebotten, hat er sich darüber hefftig erzürnet, die zu ihne geschickt<en> rahtsverwanthen von sich gejaget und mit großen trewwortten uff dießen tag wieder darvongeritten. Weil man sich dan für allerhand unfall dißfalls befürchtet, hat man ihme, Gregorsohn, 2 bürger mit einer von der F[ürstlichen Heßisch[en krigscantzley zu Caßell vor dieße statt gethane intercessionschrifft uff Meinungen nachgeschicket, welche es durch große bitte soweit gebracht, daß die statt ihme vor seine gantze forderung 3000 thlr außzahlen sollen.
Weil aber nach geschloßenem accord von den Schwedischen, so zu Saltzung[en hinterplieben, ein schreiben intercipirt worden, welches der Rendmeister Küchler und Capitän Schönfeld alhier uff Gießen schicken wollen, worin sie die Schwedischen mit schimpflich[en wortten angegriffen, aß ihme nun, dem Gregersohn, bemeldes schreiben zu handen kommen, hat er den mit ihme getroffenen accord geendert. Und weil eben die in Francken gegangene 5 regiment reutter wieder zurückmarchirt, sint selbe den 2. Jul: unterm commando des Obristen Königsmarcks alhier angelangt, daruff sich der Commissari[us Kregersohn mit den 5 obristen, alß Königsmarck, Braun, Dieteman, Birckenfeld [Berkefeld, Jobst Rudolf von] und Dörfling [Georg Derflinger; BW], in die statt, die völcker aber in die vorstäd geleget, worauff die preßuren alßobalden anganhgen, indem bemelder Com: Gregersohn /: welcher ein grimmig[er und unbarmhertziger mann geweßen, bey welchem weder von geistlich[en noch weltlichen nichts zu erbitten geweßen :/ von der statt ohnverzügklich 12000 thlr ohne einige wiederred begehrt und haben wollen. Weil aber die bürgermeister ein solche große summa gelt von den bürgern heraußzubringen nicht gewust, hat der Gregersohn sein secretarium, Mörder, zu den bürgermeister<n> uff das rahthauß gesetzet und von den armen bürgern in der ringkmawr von hundert capital 15 thlr erheben und durch die unbarmhertzige soldaten heraußpreßen laßen, alßo daß er in wenig stunden 6000 thlr an gelt und silbergeschmeidt /: das lot vor 1 ½ kopst[19] :/ bekom[m]en, worbey mancher bürger an haußraht zimlich eingebüßet. Weil dan 6000 thlr zurückgeplieben und berürte völcker den 4. Jul: auffbrechen müßen, hat er, Gregersohn, zwey des rahts und 4 bürger dießes rests halber gefengklich mittgenommen [welche endlich mit 1000 thlr sind gelöst worden.] Dieße last hat die statt allein getragen. Es haben dieße völcker die vorstädt sehr ruinirt, großen schaden an der feldfrücht gethan, alle teich umb die statt abgestochen und gefischet, in der statt vier metallene stück geschütz, so uber 400 thlr gekostet und bißhero bey dem gantzen krieg erhalten worden, sambt etzlichen federbett, so der F[ürstlichen herschafft ufm schloß zugestanden, und 4 kutschen mit wechgenommen, deren kutsche eine dem Rentmeist[er Küchler geweßen und 150 thlr gekostet“.[20]
In Hildesheim[21] war es im November zu einem gewaltigen Trinkgelage gekommen, wohin sich viele höhere Offiziere begeben hatten, um an einer von Banér einberufenen Konferenz teilzunehmen. Dr. Jordan berichtet unter dem 30.10./9.11.1640: „General Johan Banner kompt herein und wurde zweimahl 2 Schwedische Salve vom Hohen Rundel mit Stücken gegeben. Aus 2 Stücken umb 2 Uhr da kamen erstlich die Weymarschen. Er, Banner, kam umb 7 Uhr zur Nacht, – da auch 2 Stücke mehr gelöset wurden – , hatte bey sich Obristwachtmeister Pfuhl [Pfuel; BW], Wittenbergk, Schleng [Slange; BW] (und) Königsmarck, die Obristen Herr von Tzerotin [Bernhard von Žierotin; BW], ein Mährischer Freiher, Zabellitz [Zabeltitz; BW], den jungen Wrangel, Hake, Mortaigne, Hoikhing [Heuking; BW], Steinbock [Steenbock; BW], Bellingkhusen [Bellinghausen; BW], Gregersohn [Andeflycht; BW]. It. Ein Markgraf [Friedrich VI.; BW] von Durlach, des Banners Schwager. Von der Heßischen Armee war Obrist von Gundroth, von Braunschweig Bohn; von Zelle[22] D. Langerbeck.
Von der Weimarschen Armee (die) Directoris Obrist Comte de Guebrian, Otto Wilhelm, Graf von Nassaw, Oheimb. It. Mons. Glocsi, Gral.-Intendant Extraordinari.
Ferner Herzog Philipp Ludwig von Holstein, Rittmeister, Landgraf Christian von Hessen, Caßelscher Linie Maximiliani Filius,[23] Graf Otto von Schomburg [Schaumburg; BW]. Diese letzten beiden nebst den Herrn Tzerotin starben über ein wenig Tagen innerhalb 24 Stunden“.[24]
Der Chronist Jacob Klingsporn [1601 – 1665] aus Wernigerode[25] hält fest: „Den 3. Januar [1641; BW]. Um diese Zeit Order[26] vom Schwedischen General-Commissair Carl Gregersohn kommen, daß die Grafschaft eine Compagnie [Heinrich v.; BW] Münchhausische Reiter verpflegen solle, welches der Grafschaft monatlich bei die 550 Thaler kommen wollte. Kömmt also noch einst so hoch, als man sonst gegeben hat“.[27] „Demnach man allhier [in Stolberg;[28] BW] wegen täglich vorfallender Unkosten die monatlichen Gelder und etliche Wispel[29] Rocken nach Halberstadt[30] nicht allemahl abstatten können / und daher bey tausend Thalern im Rest erwachsen / als kamen scharfe Schreiben den 6. Januarij [1641; BW] von dasigen Schwedischen General-Kriegs-Commissario Gragersohn [Andeflycht; BW] / mit Bedrohen / daß / weñ solcher Rest nicht bald eingeschicket würde / die ganze Grafschafft verheeret werden solte. Wie nun das Schrecken sehr groß / hat man in Eil 700. Thaler von Stadt und Land zusammen gebracht / und wegen des Rückstandes unser Landes-Vater / der regierende Herr Graf Johann Martin / selbst mündlich vorgebethen / auch hernach den 2. Febr. einen güldenen Becher und einen Hirsch um Besten der armen Unterthanen dahin geschickt / so haben Sie doch vor dißmahl keinen Erlaß erhalten können. Ja man muste in diesem Monat vor des General Baniers Leib-Regiment an unserm Ort bey 700. Thaler hergeben / weil der zu Qvedlinburg[31] liegende Rittmeister des Leibs-Regiments / Abraham Zauschmann / nicht abließ mit Ausplünderung zu drohen“.[32]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet über die Lage im schwedischen Heer nach Banérs Tod 1641: „Als Herrn Banners Exc. Tods verschieden / erzeigten sich theils Officirer importun, und trieben die Hof-Diener zu Halberstatt[33] auß ihren Quartieren / derselben Vortheil selbsten zu haben / wurden auch kaum der gemahlin / und dem Secretario ihre Losamenter ohnturbiret gelassen. Von etlichen wurde Herr Secretari Genichen starck betrohet / und deß Commissari Gregors Sohn war ohne das fast niemanden bey der Armee wohlgemeinet / deme von Zahlung dessen / so er außgenommen und verschrieben / auch von Rechnungsleistung / und arrest gesagt wurde / darum er sich / zumahl daß er nicht gehöret werden wollte / heimlich davon machte : Doch hatte er zuvorn das Magasin dem Herrn Reugern übergeben. Der Secretarius Johann Genchen folgete ihm bald nach / doch hatte er zurück geschrieben / und die grossen Betrohungen / die ihme etliche vornehme Officirer angethan hätten / angezogen / welche ihm auch / gemeiner Opinion nach / hätten widerfahren dörffen“.[34]
Schlecht behandelt wurde von ihm Ende Juni 1643 eine städtische Deputation Osnabrücks[35] in Minden, die über ausstehende Kontributionszahlungen an das schwedische Militär verhandeln sollte. Apotheker Ameldung musste dem Rat berichten: „Darauff her Ameldungk referirt, daß er, nebenst herrn Lengerken, am negstverwichenen mittwochen committirter maßen die expedition an herrn generalcommissar Gregerßen uff sich genommen, auch wie sie daselbsten zu Minden angelangt, zu seiner gestrengen sich erhoben undt umb audientz gebürlich angehaltten, welche ihnen zwar anfänglich vertröstet, folgentz aber gantz abgeschlagen worden. Wie sie abgeordnete nun aufm platz stehendt aufgewartet, wehre der generalcommissar auß der kirchen kommen undt sie soforth mit diesen starcken wortten angerehdet: Ob sie von Oßnabrugk wehrn undt ob sie die appellation mitbrächten, gefraget, auch dabey cum summa indignatione angedeutet, wan er den burgermeister hette, derselbe sollte die appellation einfreßen, undt er woltte noch den tagh leben, daß er seiner mechtigk würde, alßdan soltte er sie noch freßen. Wie nun sie vorbenandte abgeordnete replicirt undt geandtwortet, sie hetten keine appellation, sondern wehren instruirt undt abgeschicket, seiner gestrengen andere puncta vorzutragen, deßwegen nochmalß sie goßgunstig zur audientz zu verstatten gebetten, darauff der generalcommissar geandtwortet, er konte und woltte sie nicht hören, sie soltten wegkscheren“.[36] Bei Dr. Jordan heißt es unter dem 14.11./24.11.1643: „ D. Melchior Hoffmeisters Schreibendt von Minden[37] ward verlesen, darein vermeldet, daß der Schwedische Commissarius Carl Gregersohn hart darauf bestünde, daß das gesamte Stift mit der Stadt Hildesheimb 15,000 Thl monatlich der Cron Schweden contribuiren sollte“.[38] Und unter dem 6./16.3. heißt es: „Carl GregerSohn begeret eins voraus von der Stadt 50,000 Thl oder monathlich 1200 Thl“.[39]
Dr. Jordan notiert unter dem 8./18.3.1644: „Gral.-Majeur Königsmark Proviants-Verwalter begehrt von der Stadt 20,000 (Pfund) Brod, 40 (Fuder ?) Hafer, Faß Bier, Wein, Zucker, Gewürtz, Seifen. Daraufhin ein Stück Wein von 2 1/2 Ohm ein Faß mit allerhänd Gewürz und Zucker 3 Tonnen[40] Brehan [Broyhan; BW] durch L. Johan Künnecken und Johannis Fricken geschickt ward und trafen ihn zu Barum[41] an den 9“.
9./19.3.: „Gral.-Majeur Königsmark ziehet von Barum ins Amt Lichtenberg[42] nach Schladen[43] hinzu. Es hatte auch der Gral. TorstenSohn vor diesen über vorige 5000 Thl monathliche Contribution noch uf ein Regiment Fourage-Gelder von dem ganzen Stift begehrt; wieder 500 Thl monathlich veraccordirt“.
10./20.3.: „L. Johannes Kunecken und Johannes Fricken komen wieder von Königsmark, wegen angemaßter Contribution nicht herauslaßen konnten, sondern die Sache de meliore Carl GregerSohn commendirn wolle“.[44]
4./14.7.: „Carl Gregersohn, in dem die Samt-Regierung beyeinander, schreibt und beschwert sich, daß man vorige verglichenen Assecuranz-Gelder noch zue Hamburg sich nicht eingestellt, wollte wißen, wie es darum beschafen“.[45]
Am 18.10.1644 schrieb Torstensson aus dem Feldlager bei Bernburg[46] an den schwedischen Gesandten Johan Oxenstierna, er habe auf Verlangen von Generalkommissar Gregersson Generalmajor Ste(e)nbock mit den Kontributionsangelegenheiten betraut, doch seien daraus nur Unannehmlichkeiten entstanden. Ste(e)nbock sei nach Schweden gefahren und Gregersson komme seinen Pflichten nicht nach.[47]
Dr. Jordan erwähnt ihn am 23.3./2.4.1646 zum letzten Mal: „Secretarius Johannes Dyhius ward nõẽ[48] Senats nacher Wolfenbüttel[49] gesandt mit G. L. Königsmarcks KriegesRaht Pawel Hafern sich zu unterreden wegen der Magazingelder, so albereit erlegt vnnd jetzo von Peter Brandt, Gral.-Commißario, wieder gefordert werden wollen vnnd die Obligation wieder zu fordern, so Carl Gregersohn noch in Henden“.[50]
[1] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[2] Stettin [Szczecin]; HHSD XII, S. 280ff.
[3] Stade; HHSD II, S. 432ff.
[4] vorgreifende Maßnahme, Maßregel
[5] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[6] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.
[7] Bremen; HHSD II, S. 69ff.
[8] besser
[9] armée volante: fliegendes, d. h. stets sofort einsetzbares Armeekorps.
[10] Artillerage: das zur Artillerie nötige Zubehör.
[11] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[12] Alexander Erskein.
[13] Cloppenburg [Kr. Cloppenburg]; HHSD II, S. 100f.
[14] Bersenbrück, Zisterzienserinnen-Kloster; HHSD II, S. 44.
[15] OXENSTIERNA, Axel: Rikskansleren Axel Oxenstiernas skrifter och brefvexling. 1. Abt., Bd. 13: Brev 1635, januari-augusti 1635. Stockholm 1949, S. 281.
[16] Wildeshausen [Kr. Oldenburg]; HHSD II, S. 492ff.
[17] STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 30.
[18] 1 Faß Bier (Sachsen) = 393 Liter.
[19] Kopfstück = ¼ florin = 15 Kreuzer = 60 Pfennig; 10 Albus.
[20] WAGNER, Pforr, S. 149f.
[21] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[22] Celle; HHSD II, S. 94ff.
[23] Mauritii Filius.
[24] SCHLOTTER, Acta, S. 327.
[25] Wernigerode [LK Harz]; HHSD XI, S. 493ff.
[26] Order: Befehl.
[27] NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 208. Der Hg. dankt Peter Nüchterlein für die Erlaubnis zum Abdruck dieses Textteils.Vgl. auch ZEITFUCHS, Stolberg, S. 299: „Demnach man allhier wegen täglich vorfallender Unkosten die monatlichen Gelder und etliche Wispel Rocken nach Halberstadt nicht allemahl abstatten können / und daher bey tausend Thalern im Rest erwachsen / als kamen scharfe Schreiben den 6. Januarij von dasigen Schwedischen General-Kriegs-Commissario Gragersohn / mit Bedrohen / daß / weñ solcher Rest nicht bald eingeschicket würde / die ganze Grafschafft verheeret werden solte. Wie nun das Schrecken sehr groß / hat man in Eil 700. Thaler von Stadt und Land zusammen gebracht / und wegen des Rückstandes unser Landes-Vater / der regierende Herr Graf Johann Martin / selbst mündlich vorgebethen / auch hernach den 2. Febr. einen güldenen Becher und einen Hirsch um Besten der armen Unterthanen dahin geschickt / so haben Sie doch vor dißmahl keinen Erlaß erhalten können. Ja man muste in diesem Monat vor des General Baniers Leib-Regiment an unserm Ort bey 700. Thaler hergeben / weil der zu Qvedlinburg liegende Rittmeister des Leibs-Regiments / Abraham Zauschmann / nicht abließ mit Ausplünderung zu drohen“.
[28] Stolberg [LK Harz]; HHSD XI, S. 453ff.
[29] 1 Wispel = 24 Scheffel, 1 Scheffel Roggen = 60 Pfund; Angaben nach NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 237f.
[30] Halberstadt [LK Harz]; HHSD XI, S. 169ff.
[31] Quedlinburg [LK Harz]; HHSD XI, S. 374f.
[32] ZEITFUCHS, Stolberg, S. 299.
[33] Halberstadt [Kr. Halberstadt]; HHSD XI, S. 169ff.
[34] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 618.
[35] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[36] STEINWASCHER; RÖTRIGE, S. 67.
[37] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[38] SCHLOTTER, Acta, S. 418.
[39] SCHLOTTER, Acta, S. 423.
[40] 1 Fuder Hildesheimer Gewicht = 40 Scheffel, 1 Scheffel = 2 Himpten = 63 Liter; 1 Ohm = ca. 155 Hannover’sches Maß; 1 Tonne = ca. 200 Liter Hannover’sches Maß.
[41] Jetzt Salzgitter-Barum.
[42] Lichtenberg [Stadt Salzgitter]; HHSD II, S. 293f.
[43] Schladen [Kr. Goslar]; HHSD II, S. 416.
[44] SCHLOTTER, Acta, S. 423f.
[45] SCHLOTTER, Acta, S. 430.
[46] Bernburg [Kr. Bernburg]; HHSD XI, S. 37ff.
[47] Toegel, Der schwedische Krieg, S. 428.
[48] nomine: im Namen
[49] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[50] SCHLOTTER, Acta, S. 461.