Aspian, N; Kapitän [ – ] Aspian stand 1648 als Dragoner-Kapitän in schwedischen Diensten, einquartiert in der Oberen Pfalz, und war bei dem Angriff auf das Schloss Waldeck[1] dabei. „Auf dem dortigen Schloss hatte der Landrichter Nikolaus de Quesnoy seine Amtssitz, der schon 14 Tage vor dem Angriff der Schweden seine Wertsachen auf seine Güter in Sicherheit bringen ließ. Auf dem Schloss befanden sich über 400 (nach einer anderen Meldung 800) Personen und 150 Stück Vieh. 3 Zisternen lieferten das nötige Wasser, das bei dem nassen Sommer nicht ausblieb. Lebensmittel und Munition waren zur Genüge vorhanden. Am 6.7. kamen unter dem Kapitän Aspian 200 schwedische Dragoner und schlugen 1 km vom Schloss entfernt ihr Lager auf. Ein Teil arbeitete sich durch die Hohlwege und durchgebrochenen Häuser des Markts gegen das Schloss heran. Das Vieh in der Umgebung wurde zusammengetrieben, dann den Einwohnern ‚zu lösen gegeben‘. Die ersten 7 Tage schossen die Schweden nur mit den Musketen gegen das Schloss. Oberst Penz, der den Angriff leitete, ließ am 9.7. den Waldeckern, die auf das Schloss geflüchtet waren, sagen, sie sollten nur herunterkommen, sie hätten nichts zu befürchten. Quesnoy ließ sie jedoch unbegreiflicherweise nicht aus dem Schloss heraus. Zwischen dem Markt und dem Schloß zogen die Schweden einen Schützengraben und brachten auf dessen Brustwehr Blenden an. Nach der Einnahme von Falkenberg[2] traf am 11.7. Königsmarck mit Verstärkungen [ein], 3 Geschütze (4, 4 – 8, 5 Pfünder) fuhren in der Nacht vom 12./13.7. in einem Garten des Schusters Hörmann, nur eine Steinwurfweite vom Schloss entfernt, der Mörser zwischen zwei Häusern oberhalb des Markts auf. Gegen feindliches Feuer wurden sie durch eingebaute, mit Erdreich gefüllte Fässer gedeckt.
Am 13.7. kam Königsmarck wieder, worauf das Feuer aus den Geschützen und das Werfen von Steinen aus dem Mörser begann. Jedoch gaben die Geschütze nur 9 Schuss ab, die Wirkung des Feuers war gering. Landrichter de Quesnoy, der seit Jahren schwer an Gicht litt, ließ sich von einem Raum des Schlosses zum andern tragen.
Das Geschützfeuer wurde am 14.7. fortgesetzt und nachmittags sehr verstärkt. Der Mörser warf fünfmal Steine, einmal einen Schmiedeamboss und zehnmal Granaten zu je 40 Pfd. Ein Mann der Besatzung, Matthias Köferl von Schweißenreuth,[3] fiel durch eine 6-pfündige Kugel, ein Waldecker Bürger wurde durch einen Stein ein Bein zerschmettert, woran er nach einiger Zeit starb, zwei Frauen fielen im Garten durch Musketenschüsse, ein Musketier erhielt einen Schuss durch die Hand. Die 40-Pfünder-Granaten vertrieben alle Leute aus dem inneren Schloss, richteten aber sonst keinen Schaden an. Die Steine töteten viel Vieh, das im Vorhof stand. Als nun Königsmarck sagen ließ, dass er alle Bürger, die sich an der Verteidigung beteiligen würden, henken ließe, legten am Abend die 20 Bürger des Ausschusses die Gewehre nieder und verließen ihre Plätze. Dadurch blieben 3 sehr wichtige Posten ohne Besetzung, was umso bedenklicher war, als die Musketiere seit dem 6.7. zu keiner ordentlichen Ruhe gekommen und so übermüdet waren, dass sie häufig mit dem Gewehr im Anschlag einschliefen. Der Landrichter wurde den ganzen Tag von seiner Frau, den vielen Frauen und Kindern bestürmt, das Schloss zu übergeben und lag mit diesen Bitten auch dem Kommandanten und einem Leutnant ‚den ganzen Tag im Ohr‘. In der Nacht vom 14./15. arbeiteten sich die Schweden an die Schlossmauer heran und suchten sie mit Pickeln zu untergraben, um sie dann zu sprengen. Der Korporal vertrieb sie aber mit Handgranaten, die Musketiere warfen Steine vom Schloss herab. Das Schießen der Schweden aber hielt die ganze Nacht hindurch an.
Am 15., früh, setzten die Schweden das Werfen von Steinen und Granaten aus dem Mörser fort, dagegen gaben sie aus den Geschützen nur drei bis vier Schuss ab (Munitionsmangel ?). Quesnoy wurde wieder wie am 14. von Frauen und Kindern wegen der Übergabe des Schlosses bestürmt und sandte auch im Einvernehmen mit dem Kastner Weyhermüller wiederholt Boten zu dem Kommandanten mit der Aufforderung, das Schloss zu übergeben. Er stellte diesem auch eine schriftliche Bestätigung aus, dass die Besatzung sich wacker gewehrt und das Schloss nur auf die Verantwortung Quesnoys übergeben habe. Die Mannschaft jedoch wollte von einer Übergabe nichts wissen und sich als ehrliche Soldaten wehren. Der Kommandant, der von Oberst Fritsch als ein tüchtiger Offizier geschildert wurde, schon zwanzig Jahre in bayerischen Kriegsdiensten stand, und längst Hauptmann geworden wäre, wenn er die Kaution hätte stellen können, entschloss sich um 10 Uhr zur Übergabe. Kommandant und Mannschaft traten in schwedische Dienste, Quesnoy wurde auf dem Schloss in Arrest gesetzt. Die Schweden begannen sofort mit der Plünderung des Schlosses, schlugen den Amtsknecht, setzten ihn auf den Esel und drohten, ihn zu henken, wenn er nicht angebe, wer von den Bürgern sich am Kampf beteiligt habe. Er verriet aber keinen.
Königsmarck empfing mittags in seinem Quartier den Kommandanten und machte ihm starke Vorwürfe, wer ein solches Schloss, auf dem so viele Lebensmittel, 4-500 Kanonenkugeln, 400 Granaten, 7 Tonnen Pulver seien, so lüderlich verteidige, sei ein Bärenhäuter, verdiene verbrannt zu werden. Wenn er in seinen Diensten wäre, ließe er ihn henken. Auf die Einwendung des Leutnants, dass Quesnoy ihn zur Übergabe veranlasst und ihm eine Bestätigung hierüber ausgestellt habe, antwortete Königsmarck: Er hätte sich von Quesnoy nichts einreden, sondern ihn in ein Gewölbe sperren oder besser über die Mauer werfen sollen. Er nehme ihn zwar in seine Dienste, aber nicht als Leutnant. Hierauf wurde der Kommandant entlassen, der in das schwedische Lager ging und sich dort bezechte. Nach Tisch ritt Königsmark auf das Schloss und vergnügte sich mit seinen Offizieren den ganzen Nachmittag“.[4]
[1] Waldeck [LK Tirschenreuth].
[2] Falkenberg [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 192f.
[3] Schweißenreuth, heute Ortsteil von Kemnath [LK Tirschenreuth].
[4] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 274ff. (die zurzeit ausführlichste Darstellung der Kriegsereignisse in der Oberen Pfalz).