Blan[c]kart [Planckart] zu Odenhausen, Otto Ludwig von

Blan[c]kart [Planckart] zu Odenhausen, Otto Ludwig von; Obrist [ -1633] Otto Ludwig von Blankart [Planckart] zu Odenhausen[1] stand als Obrist eines Fußregiments von 2.000 Mann in kurkölnisch-ligistischen Diensten.[2] In den Beschwerden der Paderborner[3] Regierung über die Truppen Blankarts heißt es, dass die Söldner „gleich in Feinands Landen mit rantzioniren, übermäßigem Fressen und Saufen, Abraubung Pferd undt waß noch übrig, über die Maßen“ verführen. Die Paderborner Regierung beschwerte sich durch Wilhelm von Westphalen bei Tillys[4] Stellvertreter Anholt; Sitzungsprotokoll, 1623 I 19: „Weilln auch in die guarnisonen ein ubermäßiges an korn, hew, haber, strohe und andern so gar uberflüßiglich unnd ohnnötiglich verthan werden, daz gelt den leuthen abgepreßet und gleichwoll von den leuthen verpfleget werden“.[5] Der scharfe Verweis Kurfürst Ferdinands datiert von 1623 II 14.[6] Am 25.4.1623 erging Maximilians I. Anweisung an Tilly, Anholt und die Kriegskommissare hinsichtlich der Disziplin in den kurkölnischen Landen zu ermahnen.[7]

Das Heer der Liga, das einschließlich der etwa 4.000 von Anholt kommandierten Soldaten aus vierzehn Fuß- und sechs Reiterregimentern bestand, hatte in verschiedenen Gefechten und schlechten Winterquartieren sehr gelitten. Zudem häuften sich die Ausschreitungen der Kaiserlich-Ligistischen, gegen die sich die Bürger immer stärker zur Wehr setzen.

Im März und April 1623 musste Arnsberg[8] insgesamt 125 Reichstaler 17 Schillinge (ca. 650 Gulden) an Lintelo und Blankart zahlen, die in Rüthen[9] lagen. Das waren immerhin über 50 % der städtischen Einnahmen dieses Jahres, wobei die Stadtrechnung wegen übermäßiger Ausgaben ohnehin ein Defizit von 897 1/2 Gulden aufwies.[10]

Als Anholt im Juni 1623 aufbrach, um zu Tilly[11] zu stoßen, intervenierte Kurfürst Ferdinand[12] sofort bei seinem Bruder Maximilian I.[13], der Anholt befahl, Blankarts Regiment und weitere 2.000 Kavalleristen „zu abwendung des feindts besorgenden schedlichen begünen“ im Kurkölnischen zu hinterlassen. Wie Maximilian Tilly schrieb, hatte sein Bruder verlangt, dass Tilly nicht alle Truppen zum Kampf gegen Christian von Braunschweig zusammenziehe, sondern ein Fußregiment und 2.000 Kavalleristen zurücklasse.[14] Im Mai hatte der Kurkölner noch mehr Einquartierungen gewünscht: „Je stärker die armada, je mehrer effect ist zugewerten“. Er habe Anholt „woll etliche tage vonnöten“, um eine seiner rebellischen Städte im Stift Münster zu unterwerfen.[15]

„Ein neues Schreiben des Landesherrn teilt den zu befürchtenden Einfall Mansfelds[16] mit, woraufhin sich der Rat [Münsters[17]] am 11. Juni [1625] erbietet, eine vierte Söldnerkompanie zu errichten und eine weitere Kompanie Landschaftssoldaten in die Stadt einzunehmen. Dieser ‚Blanckartschen Kompanie‘ seien aber die Stadtschlüssel nicht anzuvertrauen, was die Gilden mit ‚Erfrewung‘ gern vernöhmen‘ „.[18]

Inzwischen hatte sich die Situation insoweit zugespitzt, da im Laufe des Juni Christian IV. von Dänemark[19] an der Weser aufmarschiert war und die zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis gehörenden festen Plätze Vörden[20] und Nienburg[21] besetzt hatte,[22] was das Eingreifen der Kaiserlich-Ligistischen trotz der Ergebenheitsbeteuerungen des Dänen,[23] die die übliche Topik zeigten, beschleunigen musste. Am 16.6.[24] war daher ein Regiment unter Blankhart bei Höxter[25] über die Weser gegangen: „Ihme [dem vorher erwähnten Anholt’schen Kapitän Harkebusch, Herkenbusch] folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechten sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“.[26] Tillys Truppen drangen in den z. T. verlassenen Solling ein. So wird aus Hoppensen[27] bei Einbeck[28] berichtet: Als die Tilly’schen „zu Höxter über die Weser an den Solling nach Holzmünden[29] in’s Gericht Erichsburg[30] marschirt, haben sie mit Einfällen und Streufen in dem Städtlein Dassel,[31] Stadtoldendorf[32] und in nächst dem Solling gelegenen Dörfern und Höfen mit Rauben und Plündern, mit Abnehmung an Vieh, Vorrath und Hausgeräth großen und merklichen Schaden gethan, auch übel mit den Leuten, so angetroffen worden, tirannisirt, deren etzliche jämmerlich, auch in der Kirche, ermordet, auch das Dorf Hilwartshausen[33] gänzlich abgebrannt. Sein auch etzliche Tage nacheinander zu Hoppensen eingefallen, was noch an Hausgeräth vorhanden gewesen, und in Eil nicht weggebracht werden mögen, alles geraubt, unten in dem Hause und in der Hofstube Fenster und Kachelofen[34] zerschlagen und alles was sie angetroffen zu nichte gemacht und verderbet, welches sich also in den eilften Tagen continuirt hat“.[35] Trotz eindeutiger Befehle vergriffen sich die Truppen auch am Kirchengut: „Sie machten die Aemter Erichsburg, Wickensen,[36] Greene[37] zur Einöde. Damals wurde das Kloster Amelunxborn[38] zerstört; in großen Scharen flüchteten die Bauern auf Einbeck[39] zu“. In Amelungsborn sollen sie die Messgewänder zerschlitzt und die Orgel zertrümmert, die Kelche fortgeschleppt und die Grablegen durchwühlt haben;[40] Bodenfelde,[41] Uslar[42] und Moringen[43] waren ebenfalls geplündert worden.

„Vergebens versuchten die Wildeshauser[44] das fremde Kriegsvolk loszuwerden, sie wollten lieber münstersches Landvolk beherbergen. Anstatt daß Militär von Wildeshausen fortgenommen wurde, kam noch mehr dazu. Zum Schutze gegen Mansfeld, von dem gemeldet wurde, daß er sich Hungers wegen nicht länger in Ostfriesland halten könne und daß er einen Einfall in das Stift Münster beabsichtige, legte Oberst Blankhard am 1. Dezember [1625; BW] eine dem Obersten Bock unterstellte Kompagnie Salzburgischer Reiter unter dem Rittmeister Waldecker [v. Kempt; BW] nach Wildeshausen. Tatsächlich rückten im Dezember Mansfeldische Truppen unter dem Obersten Limbach gegen Kloppenburg[45] und Friesoythe,[46] es gelang ihnen aber nicht die beiden Ortschaften einzunehmen. Limbach mußte sich nach Altenoythe[47] bei Friesoythe zurückziehen. Ihm gegenüber stand der Anholtische Oberst Dietrich Othmar von Erwitte, der den Rittmeister Waldecker mit seinen Reitern aus Wildeshausen heranbefohlen hatte. Waldecker gelangte glücklich über einen morastigen Weg, zu dessen Instandsetzung Stroh und Bohlen auf Wagen mitgeschleppt werden mußten, nach Friesoythe. Am Weihnachtstage holten sich die Mansfelder bei Altenoythe eine empfindliche Niederlage“.[48]

In der Hannover’schen[49] Chronik heißt es: „Den 15. Febr. [1626] ist der Tillische Obrister [Blankart; BW], welcher den 2. Dec. 1625 gefänglich in Hannover gebracht und bis dato gefänglich gehalten worden, den Tillischen wiederum los gegeben und durch Rittmeister Dorstatt aus dem Leinthore convoiret, mit 5 Pferden des Abends um 3 Uhren, welchen der Rittmeister Dorstatt zur rechten Seite reiten lassen. Zu seiner Entledigung sein des Obentrauts und Hertzogen Friederichs zu Sachsen-Altenburg Körpere den 17. Febr. restituiret, hat also ein Lebendiger zwei Todte erlöset“.[50]

Die Dänen hatten das Bistum bereits besetzt; um sie zu vertreiben, legten sich Anholt und Gronsfeld vor Wiedenbrück.[51] Der Ratsherr Andreas Kothe [1602 – 1651]:[52] „1626 den 26. Mertz [16. März] mit Aufmachung des Thors des Morgens fiel des König von Denemarck Volck über die Langebrük in die Stadt, unter Caspar von Oer mit 4 Compagnie, plünderten und hauserten übel; 1628 [d. i. 1626] 8. Junii hat Graf Anholt diese Stadt mit 2 Lagern belagert, des Grafen Lager war hinter dem Berge, des Obristen Blankerts in der Braunholtzstraße; 21. Juni nachts von 1 bis 5 Uhr stürmten die Anholtschen, in welchen Sturm der Hauptmann Kop und viele Soldaten blieben. [Anno 1626] den 22. Junii haben sie geaccordiret undt sein also die Dennemerker den 23. mitt Gewehr und fliegenden Fendellen mitt 5 Kamponey zu Fuß, alß Hopman Sprins, Hopmann Lippe und Hopmann Nagell, außgezogen. Die Reuterey zog wech, alß sie vernamen, das sie solten belagert werden. Den 23. zogen von den Keyserschen ein Companey wieder ein und füreten dreyer Tage die Wacht auff in die Stadt auß dem Lager. Das Lager lach vor der Stadt im Felde nach Eroberunge der Stadt noch fierzehn Tage; do wort die Stadt besetzet mit zwey Companey zu Fuß, als Hopman Sant-Lay [St. Eloy; BW] undt Capitein-Leutenant Johan de Wendt“.[53]

Die Ligisten zogen dann vor die bischöfliche Burg Reckenberg,[54] die noch in den letzten Kriegsjahren Wartenbergs Zuflucht werden sollte, erzwangen die Aufgabe und nahmen dadurch einen Teil des Bistums in Besitz. Wittlage[55] und Verden[56] wurden von den Ligisten eingenommen, Osnabrück[57] fiel ihnen ebenfalls in die Hände, und auch aus anderen festen Plätzen wurden die dänischen Besatzungen vertrieben.[58]

Der Pfarrer Johannes Cervinus [um 1579 – 1659][59] aus Wetterfeld[60] in Oberhessen hielt für die Grafschaft Solms-Laubach fest: „Anno 1626. im Majo die Plankartische Reuter [= Reiter des Obersten Planckart der Tillyschen Armee] zu Freiensehn[61] gelegen, das land contribuiren musen“.[62]

Blankart war 1626 mit seinem Regiment an dem „Mündener Blutpfingsten“ beteiligt. Am 5.6.1626 war Tilly mit acht Regimentern vor Münden[63] erschienen, einer kleinen, aber gut befestigten und mit ausreichenden Truppen versehenen Stadt,[64] Münden_1584_Franz_Hogenberg,_1deren Besatzung dem Kommando des Grafen Philipp Reinhard I. von Solms-Hohensolms unterstand. Befehligt wurde sie von dem Obristleutnant Eusebius von Lawich [Sewis von Lawis (Lauwis)], der aus kaiserlich-ligistischen Diensten, d. h. aus dem Regiment Anholts, desertiert war und dem daher der Strang oder das Schwert drohte, wenn die Stadt fiel.[65] Ihm war der dänische Obristleutnant Clout (Glotte)[66] zugeordnet. Die Eroberung Mündens[67] war wie die Göttingens[68] und Northeims[69] auf Betreiben des Kurfürsten Johann Schweikard als kurmainzischer Schadensersatzanspruch im Herbst 1624 begründet worden und zwei Jahre später umso notwendiger erschienen. Am 19.9.1625 hatte Tilly in einem Schreiben an Aldringen die besondere militärlogistische Notwendigkeit hervorgehoben, „wegen der brauchbaren Schiffe, die sich dort befinden, und wegen des Heranschaffens und des Weitertransports der Lebensmittel, die man aus dem Land Hessen und den Nachbargebieten heranführen könnte“.[70] Dazu sei es in Abstimmung mit Wallenstein[71] nötig, einige Truppen als Besatzung in die Stadt zu legen.[72] Wahrscheinlich wollte man auch den sich häufenden Überfällen Mündener Bürger und Garnisonstruppen auf kaiserlich-ligistische Konvois und Soldaten zuvor kommen. Nachts waren kleine Trupps von Bürgern und Soldaten ausgezogen, um in der Umgebung Beute zu machen. Sie kamen dannnach verschlossenen Thoren mit Pecksen (Päckchen) unter der Bruggen in die Stad“ zurück.[73] Bereits am 14.12.1625 war ein Kurier Tillys mit einem Auftrag Wallensteins „wieder zurück nach Münden kommen“, mit seinem Diener „in die Weßer gejagt“ und der Diener erschlagen worden. Der Kurier, zudem noch „ein Cölnischer von Adell, einer von Hentrig“, konnte sich bei Vaake[74] aus der Weser retten, wenn auch „mit einem Schuß durch die Nasse“ verwundet. Der Bericht endete ahnungsvoll: „wie das gerochen werden wirdt, dz wird vieleicht ein Unschuldiger gewahr werden“.[75] Am 28.3.1626 hatten Mündener Soldaten Witzenhausen[76] überfallen und dabei Kaiserliche gefangen genommen; einige davon waren „under Osterrode[77] erschoßen und todtgeschlagen“ worden.[78] Als Tilly am 14.5.1626 Grebenstein[79] einnahm, waren einige seiner Soldaten beim Fouragieren erschlagen worden.[80] Zudem beherrschte man im Besitz Mündens und des später fallenden Göttingen die Zugänge ins Thüringische, was für den Verlauf des Schwedischen Krieges bedeutsam werden sollte. Noch im November 1625 hatte Friedrich Ulrich von Braunschweig-Lüneburg seinen Amtmann in Münden ermahnt, ja „keine Tillysche Garnison einzunehmen, noch sich dazu durch gute Worte oder falsche Vertröstungen überreden zu lassen, sondern sich, wie es getreuen Untertanen gebühret, auf unsern und unser geliebten Bruders Herzogs Christian erfolgten Succurs tapfer und standhaft erweisen“ zu wollen.[81] Zuvor hatte der Rat[82] die Einquartierung zweier Kompanien Fußvolk des Regiments Mortaigne[83] abgelehnt, die daher nach Moringen und Hardegsen ins Winterquartier verlegt werden mussten.[84]

Im April 1626 hatte Tilly aus München den Befehl erhalten, Moritz V. von Hessen-Kassel, der zu Anfang des Krieges gegen den Willen der Ritterschaft und Stände Truppen für die Union angeworben hatte, zu entwaffnen, dessen Verbindung mit Christian IV. zu verhindern und sich der Städte Münden, Göttingen und Northeim zu bemächtigen. Am 9.5. war der Halberstädter von Göttingen nach Kassel[85] vorgerückt, um den Anschluss Moritz‘ an Dänemark persönlich zu betreiben. Er zog sich unverrichteter Dinge wieder in sein Hauptquartier zurück, als Tilly von Gieboldehausen nach Göttingen vorstieß,[86] allerdings gegen die Intentionen Wallensteins: „Itzt kompt mir Aviso, dass der Herzog Christian mit seinem Volk gegen Münden und Nieder-Hessen sich retirirt hat; der Herr Tilly zieht ihm nach, hat 5mal mehr Volk bei sich als Herzog Christian, guts und ritornoso Volk, nichts desto weniger begert er von mir Succurs unangesehen, dan der König mit seiner ganzen Armee mit seiner ganzen Armee zum Fuchsen [Fuchs v. Bimbach; BW] stoßen thuet und auf einem oder anders Land der Elbe mich zu ataciren begehrt“.[87]

Die Mündener Bürgerschaft, der mittlerweile gegen den Willen des Herzogs 800 dänische Soldaten aufgezwungen worden waren, beschloss zu akkordieren, als die ligistischen Regimenter vor den Mauern erschienen, was aber von Lawis bzw. Clout trotz dreimaliger Aufforderung verweigert wurde: „Allein hat sich Tilly bemühet / die Stadt mit Accord zu bekommen / inmassen er zu 3 mahlen einen Tromp(e)ter in die Stadt geschickt / ist aber vom Obristen Leutenambt Glotten keine andere resolution erfolget / alß das er gemeinet zu fechten biß in Todt / vnd hat die Besatzung viel hönische vnd Ehrenverletzische wörter wider die heraussen außgegossen“.[88] Als die von Tilly geforderte Übergabe der Stadt von Lawich, der angesichts der ligistischen Übermacht wohl einschätzen konnte, was der Stadt und ihm drohte, daher abgelehnt wurde – angeblich seien Tilly Abgeordnete ermordet worden,[89] was nicht nachweisbar ist, aber der kriegsrechtlichen Legitimation von Gewalt diente – , ließ dieser in der Nacht auf beiden Ufern der Werra Geschützbatterien auffahren, um eindrucksvoll die Stärke der Belagerer zu demonstrieren. Wallenstein, der Tilly wiederholt vorwarf, sich bei Belagerungen zu verzetteln, statt offensiver vorzugehen, hatte die Belagerung Mündens als reine Zeitverschwendung angesehen und als überflüssige Machtdemonstration missbilligt: „Der Herr Gen. Tilly schreibt mir, dass er Münden umbrennt hat und zu ataciren gesinnt ist, ich seh es nicht gern, denn das wird uns das Hauptwerk verhindern“.[90]

Drei Lager wurden ringsherum aufgeschlagen: Hann_Münden_Belagerung_1626In der von den Verteidigern – bestehend aus „soldaten, burgern, und herein gewichenem bauersvolckh“[91] niedergebrannten Vorstadt hatte sich Gronsfeld zusammen mit Cortenbach und Schönburg, der als Hitzkopf[92] bekannt war und dessen Reiterkompanien ab Mitte Dezember als „Press- und Fressreiter“[93] vor allem in den protestantischen Herrschaften Frankens stationiert wurden, unter Fürstenbergs[94] Kommando festgesetzt. Die ligistische Führungselite – Gewaltakte wie die folgenden gehörten zum Habitus der Eliten – hatte sich vor der kleinen Stadt versammelt.

Ein anderes Lager  war am Zusammenfluss von Werra und Fulda errichtet worden; das dritte auf dem Galgenberg angelegte Lager kommandierte der Generalleutnant persönlich.[95] Am anderen Morgen begannen zwölf Geschütze mit der Beschießung,[96] die nach erneuter, wiederum erfolgloser Aufforderung zur Übergabe fortgesetzt wurde. Am 9.6. dauerte das Bombardement durch die Truppen Fürstenbergs von 5 bis 21 Uhr an. Gegen Abend gingen zwei Regimenter Fußvolk unter Gronsfelds und Fürstenbergs Befehl über den Fluss und begannen nach elf vergeblichen Sturmversuchen den entscheidenden Angriff auf die Stadt.[97] Nach der nur noch etwa eine Viertelstunde dauernden Einnahme wurde Münden nach Kriegsbrauch 24 Stunden zur Plünderung freigegeben. Tilly hatte etwa 100 Tote und 300 Verwundete durch die Sturmangriffe und den anschließenden, wenn auch nur kurzen Straßenkampf zu verzeichnen. Gronsfelds Verwandter Meinrad Matthias von Wolkenstein war „mit zwey kugeln in die linke seiten“ verwundet worden,[98] als der als Konstabel fungierende Mündener Asmus Teufel von der Brücke her, die Ligisten das Brückentor gerade öffneten, aus einer mit Kugeln und Radnägeln geladenen Kanone auf die Eindringlinge feuerte und in der Nacht über die Werra nach Göttingen entkommen konnte.[99]

Wohl auch aus diesem Grund veranstalteten die Soldaten ein geradezu apokalyptisches Szenarium in der Stadt, das von abends zwischen 8 und 9 Uhr bis früh um 5 Uhr gedauert haben soll.[100] Aus einem zeitgenössischen Bericht voll subjektiven Grauens bis hin zur exzessiven, fast rituellen Zerstückelung von Körpern der Nichtkombattanten[101] geht hervor, dass aus hiesiger Bürgerschaft bei achthundert Persohnen an Bürgern, Weib und Kindern gantz unschuldiger Weise so jämmerlich umbs Leben kommen und getödtet wurden, darunter man weder schwangere Frauen, noch säugender unmündiger Kinder,[102] weder alter noch kranker Leute verschonet, sondern bei und nach dem Einfalle biß in den andern Tag, alle die den Soldaten vorkommende, ohne die Gott sonderlich erhalten, mit Hackebarthen [Hellebarden] niedergehauen, daher dieselben lange Weile, ehe sie ihren Geist aufgeben, sich quälen müssen, etliche sind in heiß Wasser geworfen und verbrandt, etliche vom Thurm und anderen hohen Ohrten heruntergestürtzet, etlichen Pulver angehenkt und damit gemartert, etliche gebunden und gegen dem Feuer gebraten, theils Stricke um die Häupter gewickelt, theils aufgehenkt, theils die Augen ausgestochen, krancke schwache Leute auf ihren Siechbetten umgebracht, junge Kinder mit Spießen niedergestochen und dieselben in der Höhe daran zappeln lassen, etliche vornehme alte Rathspersonen[103] von 70, 80 und mehr Jahren, auch einen steinalten Schiffer, so hundert und acht Jahre erreichet, und fast kindisch gewesen, auch mit niedergehauen worden, etliche auf dem Thurm bei der Stadtmauer mit Feuer und Pulver geschmauchet, die todten Körper auf den Gaßen theils entblößet, darunter auch eine schwangere Weibspersohn, so zwar todt, aber die Frucht, salva Reverentia (= es sei gestattet, das zu sagen), halb in der Gebuhrt bestecken blieben und sich noch gereget, etlichen feisten Leuten daß Schmeer[104] und Darmen, anderen das Hertz aus dem Leibe geschnitten, theils von den Dächern wie Vögel heruntergestoßen, hernach haben die Soldaten sich auf die todten Leichnams gesetzet und einer dem anderen zugetrunken, von Vielen ein, zwey oder auch wohl zum dritten Mahle die Rantzion genommen, quartier zugesaget (= Lösegeld genommen, das Leben zugesagt) aber doch nicht gehalten und waß dergleichen unchristliche Thaten damahls mit Schlagen, Verwunden, Schänden, Schmähen und anderen, so fast unsäglich, an Unß, Gott erbarme es, verübt worden, so hat man auch hernach (welches noch auf heutige Stund viele hochbetrübete Witwen am meisten schmertzet) die Todten, sowohl Bürger als Frembde, über zweitausend zweihundert und sechzig,[105] so auß allen Ohrten an den Ecken der Gaßen bei 40, 50 oder mehr zusammen über einen Haufen geschleppt und gebracht worden, auf die Wagen (deren bei 300 vom Lande hereinbeordert worden) geworfen, zur (Werra-)Brücke geführet und von da darab ins Wasser gestürtzet, darunter auch noch etliche Verwundete gelebet und sich hören lassen, auch die Frucht im Mutterleibe, wie sie allbereits im Wasser gelegen, annoch gereget“.[106]

Das war ein Klimax von Gräueltaten, die Demonstration sadistischer Perversion,[107] obwohl nach dem herrschenden Kriegsrecht wegen der Verweigerung des Akkords nicht mehr zwischen Kombattanten und „Nicht“-Kombattanten unterschieden werden musste, wie er selbst in dieser Form in zeitgenössischen Propagandaberichten selten anzutreffen ist.[108] Die Schuld an dem Massaker trug natürlich auch Lawich.

Clout selbst, der sich mit überlebenden Bürgern und Soldaten auf den Friedhof zurückgezogen und dort verschanzt hatte, soll angesichts der Ausweglosigkeit seiner Lage auf eigenen Befehl hin von seinem Leibjungen durch einen Musketenschuss getötet worden sein.[109] Im Augenzeugenbericht des in den Diensten der lutherischen und kaisertreuen Landgrafen von Hessen-Darmstadt  stehenden Amtmanns zu Eppstein,[110] Johann Wilhelm Willkühn, hieß es zwar zuerst, dass über zweitausend Bürger getötet und in die Werra geworfen worden seien und dass nicht mehr als zwanzig Bürger das Massaker überlebt hätten, doch unter dem 5./ 15.6. schrieb er, dass viele, die sich nach Kassel[111] geflüchtet oder versteckt hätten, zurückgekehrt seien, als Tilly den Überlebenden Pardon zugesagt habe.[112]

Als am 13.6. der Pulverturm bei St. Ägidien explodierte – angeblich waren dort vierzig Zentner Pulver eingelagert; die Explosion zwischen 6 und 7 Uhr abends hatte mehr als zwanzig Häuser zerstört – , wurde dies von den Ligisten als Sabotageakt bzw. Attentat ausgelegt, zumal eine Stunde zuvor Tilly und mit ihm wahrscheinlich auch Jost Maximilian von Gronsfeld sich dort aufgehalten hatten: „Und wer es eine stund zuvor gescheen, hette solches unglück herrn general und unsere etliche, so ihme daselbsthin zu pferd, als er umbgeritten zu visitirn, ufgewartet, villeicht auch troffen, so aber Gott gnedig verhuetet“.[113] Das war Anlass genug, unter den Überlebenden ein neues Massaker zu veranstalten, nachdem der fanatische Katholik und Leuteschinder Fürstenberg, ein Beispiel für die Gleichgültigkeit der Gewalt gegenüber und der Lust an ihr, der der üblichen Praxis entsprechend für Erhaltung der Glocken auf dem St. Blasii-Kirchturm und Erstattung der Braupfannen 1.100 Rt. kassierte,[114] seine Soldaten ermuntert hatte, „die Ketzer und rebellischen Hunde“ niederzuhauen.[115] Von den achthundert Mann der dänischen Besatzung wurden angeblich nur zehn Mann verschont.[116] Diese Massaker sollten der Bevölkerung Mündens in Erinnerung bleiben, so dass man noch hundert Jahre später dieses Blutbades durch einen Buß- und Fastentag gedachte.[117] 1641 schrieb Landgraf Hermann IV. zu Hessen-Rotenburg, dass im Schloss „fast alle Gemächer, sonderlich die Treppen, bis uf heutigen Tag mit Blut besudelt sein und dasselbe nicht anders geflossen, als hätte man ganze Kübel mit Blut ausgeschüttet gehabt. Wie man denn noch siehet, daß die ihre Köpfe an den Mauern hin und Wüteriche die kleinen Kinder und wieder zerschellet“ hätten.[118] Im bereits erwähnten »Extract« heißt es, die dreihundert zur Beseitigung der Leichen heranbeorderten Bürger aus Allendorf[119] und Witzenhausen[120] hätten in vier Tagen Schloss und Stadt nicht zu reinigen vermocht. Die Erstürmung und Plünderung des Schlosses – nach geltendem „jus belli“ keine „violentia“, sondern legitim[121] – wurde dem ohnehin bei Freund und Feind gleichermaßen verachteten Blankart zugeschrieben.[122] Die auf dem Rathaus aufbewahrten Urkunden haben die Truppen wie in Moringen angeblich als Streu für ihre Pferde verwendet; die Schadenssumme soll nicht weniger als 300.000 Rt. betragen haben.[123] Als Blankart eine Halsverwundung erlitt, schlug Tilly Maximilian I. vor, Kurköln möge Blankart von der Armee abfordern unter dem Vorwand, man brauche ihn zu Amtsgeschäften.[124] Wegen seiner zu kurzen Dienstzeit und einer von ihm verschuldeten Schlappe[125] wurde statt Blankart trotz der Intervention Kurkölns der kurbayerische Hofmarschall Ott Heinrich Fugger[126] zum Oberst des Asseburg’schen Regiments befördert.[127]

Nach der Eroberung Mündens waren Tillys Truppen über das 1610 lutherisch gewordene ehemalige Augustinerinnenkloster Hilwartshausen[128] hergefallen, das danach „nichts mehr als ein großer Steinhaufen“ gewesen sein soll. Nach dem Bericht der Domina, des Verwalters und des Konvents vom 2.11.1626 an Friedrich Ulrich von Braunschweig-Lüneburg waren mehrere Stiftsdiener hingerichtet und mehrere Zehnt- und Zinsleute auf ihren Höfen totgeschlagen worden. Der Verwalter selbst hatte sich nur gegen 900 Rt. ranzionieren können. Die Truppen Blankarts hatten Vieh, Vorräte, Inventar, Kelche und Kirchenstaat geraubt; Orgel, Glocken und Uhrwerk und alles zum Gottesdienst Notwendige waren zerschlagen oder mitgenommen worden. Selbst Registratur und Kirchenbücher hatte man unbrauchbar gemacht. Die Sommerfrucht war fast vernichtet, der Ernteertrag sehr gering. Zudem mussten wöchentlich zwanzig Rt. an Blankart entrichtet und zwei Soldaten als Salvagarde mit drei Rt. wöchentlich und Unterhalt versorgt werden.[129]

War Göttingen[130] auch das Schicksal Mündens, abgesehen von der nun einsetzenden Plünderung nach der Kapitulation, erspart geblieben, so bedrückten hohe Kontributionen – der Materiellem ohnehin nicht abgeneigte Tilly, noch am 24.9.1627 mahnte er aus Lauenburg bei den in Mühlhausen versammelten Bundesständen ein bereits lange zugesagtes Geldgeschenk an,[131] hatte zudem von Göttingen 17.000 Rt., Fürstenberg 6.000 Rt.[132] erhalten – und die Unterbringung von fünf Kompanien unter dem Befehl Blankarts die Stadt schwer, zumal ihre Einwohnerzahl durch die Kriegsereignisse und die ausgebrochene Pest auf dreihundert abgesunken sein soll. Zur Einziehung der Kontributionen wurde ein eigenes Billet- oder Kontributionsamt geschaffen.[133] Zwischen August 1626 und Juli 1627 beliefen sich die Zahlungen bei etwa 4.000 Einwohnern auf 134.000 Rt. Dass Tilly die Ausübung des „widerwärtigen“ Glaubens auf Rücksicht auf seine protestantischen Söldner und sein Offizierskorps nicht einschränkte,[134] war wohl zur Vermeidung von Unruhen unter den Truppen notwendig.

Tilly hatte bereits vor der Schlacht bei Lutter am Barenberge[135] versucht, Gronsfeld die Ernennung zum Obristen zu verschaffen, indem er Blankart, über den ohnehin ständig Klagen einliefen, für dienstunfähig erklärte. Noch bevor dieser mit der Belagerung Northeims[136] begonnen und dort seine Unfähigkeit wirklich unter Beweis stellen sollte, hatte er dessen Abberufung verlangt und Gronsfeld für seine Stelle empfohlen.[137] Wahrscheinlich ging dies jedoch auf das Betreiben Johanns von Hohenzollern, wenn mit ihm auch sehr weitläufig verwandt, und Wolkensteins am kurfürstlichen Hof zurück.

Tilly beauftragte Jakob Ludwig von Fürstenberg, unter dessen Kommando Gronsfeld die Herliberg’schen Einheiten führte, mit der weiteren Belagerung Northeims und zog die in Münden und Göttingen liegenden Blankart’schen Kompanien ebenfalls ab, die durch Truppen Cortenbachs verstärkt wurden.[138] Am 18.6. hatte Friedrich Ulrich die »declaratio rebellionis« gegen Northeim erlassen;[139] am 25.6. begann endlich der Beschuss durch die schwere Artillerie. Mehrere Sturmversuche brachten den Belagerern schwerste Verluste. Die Soldaten selbst hatten die Offiziere „umb den sturmb“ angehalten.[140] Fürstenberg bot daher einen Akkord an, der keine bedingungslose Kapitulation enthielt und der Besatzung nach insgesamt zehnmonatiger Belagerung freien Abzug zusicherte.[141] Am 6.9. wurde die dänische Garnison in Northeim durch öffentliches Mandat zur Aufgabe des Ortes und zum Verlassen des Ftm aufgefordert.[142] Am 7.9. verließ die Garnison die Stadt; am 26.9. zogen zwei Blankart’sche Kompanien ein.[143]  „Den 27. Jun[i] hat sich die Stadt Northeimb, nachdem Sie sich lang und Tapffer gewehret Und die Gewalt des Tyllischen Volckes auffgehalten, mit accordo ergeben. Der Graff von Fürstenberg ist gegen Abend in die Stadt geZogen Und, nachdem Er die Stadt mit 600 Man untern Obristen Blanckert besetzet, hat Er sich mit seiner armada nach Stoltzenaw[144] begeben“.[145] Nach dem Abzug der Besatzung wurde Northeim allerdings zur Plünderung freigegeben, da nach Auffassung des kurbayerischen Kriegskommissars Christoph von Lerchenfeld die Stadt eine Strafe wohl verdient hätte.[146] Die Festungswerke wurden geschleift, zum Schleifen der Schanzen und Laufgräben wurden auch Bauern der Umgebung zwangsverpflichtet;[147]anscheinend wurden die dazu benötigten Fuhrwerke gleich einbehalten.[148] Der Prozess gegen die Rädelsführer der Rebellion gegen Friedrich Ulrich und Tilly wurde eröffnet,[149] die Waffen mussten abgeliefert werden, dazu die dreißig Geschütze. Die meisten wurden nach Göttingen und Hameln[150] verbracht, der Rest ging über Würzburg[151] nach München, wo er ebenso wie die bei Lutter, Steinbrück[152] und anderswo erbeuteten Geschütze 1632 Gustav Adolf in die Hände fielen.[153] Lerchenfeld hatte von Maximilian den Auftrag erhalten, Heiligtümer oder „würdige Schildereien“ zu sammeln, d. h. den Kunstraub zu organisieren. Am 14.6. hatte er aus Moringen gemeldet, dass er bisher noch nichts gefunden habe.[154] In Northeim konnte er nichts für die Münchner Sammlung auftreiben:[155]„Die norddeutsche Art des großen Hauptaltars [St. Sixtikirche mit Altar um 1425] fand bei ihm wohl kein Verständnis“.[156] Bis zur Einnahme der Stadt Anfang Januar 1632 durch schwedische Verbände lagen Truppen Blankarts als Garnison dort.[157]

Teilweise weigerten sich Städte wie Gandersheim,[158] Quartiere auch nur für eine Nacht zu gewähren. „Im Dezember 1627 wagte es die Stadt, der Kompagnie des Hauptmanns Burgo[159] vom Blanckhartschen Regiment, die nach der Einnahme Wolfenbüttels[160] nach Northeim verlegt wurde und für eine Nacht Quartier verlangte, die Tore zu schließen. So mußte die Truppe, deren Fourier in der Stadt ‚festgehalten‘ wurde, draußen unterm Gewehr liegen bleiben. Am anderen Tage schickte dann die Stadt für einige Kranke Brot und ein Faß Bier hinaus ‚mit laut wen ein ganz Regiment Volk kehme, inen nicht mehr assistentz Zuleisten in willens wehre‘. Der Hauptmann meldete dies Verhalten Tilly. Im ganzen betrug der Schaden der Stadt während der Tillyschen Invasion 1625/27 nach ihrer eignen, freilich offensichtlich stark übertriebenen Berechnung 78687 Thlr“.[161] Anfang des Jahres hatte Tilly von Hannover[162] die Übernahme der Verpflegung von acht Kompanien gefordert. Der Rat konnte dies in die Zahlung einer Kontribution umwandeln. Statt der gebotenen 5.000 Rt. musste die Stadt schließlich 12.000 Rt. aufbringen.[163]

„In der ersten Kriegsphase bemühten sich die landesherrlichen Verwaltungsorganisationen des Herzogtums Westfalen gemeinsam mit den kaiserlich-ligistischen Kriegsorganen, eine kriegsbedingte Versorgung dieser Truppen vorausschauend für die entsprechenden Aufenthaltsorte zu planen und zu regeln, unter Hinweis auf die von den Betroffenen demnächst zu erwartende Erstattung der Unkosten für diese Truppenversorgung aus Landesmitteln.

Vom 9.3.1629 aus Arnsberg[164] datiert die Aufforderung des Landdrosten Friedrich IV. von Fürstenberg an Gogericht und Stadt Rüthen,[165] dem angekündigten ligistischen Regiment des Obristen Otto Ludwig von Blankart bei dessen vermutlichem Durchzug die vom Amtsdrosten Bernhard Silvester von Hörde und Heigen gemeinsam veranschlagten Proviant- und Dienstleistungen zu erbringen.

Euch pleibt hiemit guter wollmeinungh unverhalten, daß mir glaubliche avisa [= Meldungen] einkommen, daß, solte daß Blankartische regiment im stifft Paderborn bereitz im anzugh sein, und unangesehen ich genugsamen fleiß angewendet, noch nit eigentlich wißen kann, welchen wegh der zugh und wo die nachtleger fallen solten. Damit nuhn gleichwoll notturfftige proviant bestelt, hetten ihr euch darzu ahn brot, bier und anderer notturfft auff eine nacht zu halten, und dafern der zugh ewer ortere treffen wurde, solches mit geburlicher verzeichnuß in obachtt haben, daß eß auß dem gemeinen seckel wieder erstatten etc. Arnspergh, am 9. Martii anno 1629.

Mitt dem obristen lieutenant Casparen Heiden abredhung gehalten der quartier halber halber, mit bey ihm habenden 4 fendtlein, so eine nachtt im erzstifft Cöllen logieren müßen, und wolte gemelter her obrister lieutenant gern einen anderen wegh gehalten haben, so sein doch unmittelß ursachen eingefallen, daß die marche dahin hat fallen müßen, und ist mit dem hern obristen abgeredet, daß biß sambstagh zu abentz zwo fendtlein in Erwitte,[166] die übrigen zwey in Westernkotten[167] sollen logirt werden, und sindt die soldaten 950 starck, müßen gegeben werden wie folgtt

broth 1900 pfund

speck und gerokerter fleiß [= Rauchfleisch]

oder sonsten keeß 500 pfund

bier 1900 maeß[168]

wein ein ohm[169] in toto [= im ganzen]

oder daß fixum [= festgesetzte Geld] dafür

kelber 12

honer 52

butter 32 pfund

was weither, vor die officiren an notturft

haberen [= Hafer] 4 maldt[170]

wagen mit 6 pferden 15

Dieß ist der anschlagh auf 4 compagnien, darnacher auf 6 compagnien, so der obrister Blankart brengen würdt, der anschlagh auch zu machen sein würdt.

Auf deß obristen compagnei 8 wagen

ledige [= freie] pferde 16

auf den stab 12 wagen

auf den obristen wachtmeister 6 wagen

item ledige pferde 6

sonsten auf iedere compagnei 4 wagen

item ledige pferde 6“.[171]

Blankart war später Gouverneur zu Kaiserswerth,[172] Vogt zu Vilich[173] und Amtmann zu Rheindorf.[174] Sein Regiment kämpfte in der Schlacht bei Breitenfeld[175] am 17.9.1631 und er geriet in Gefangenschaft. Nach der Schlacht schied er aus den Diensten der katholischen Liga. Er starb 1633.

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Burg Odenhausen, heute Ortsteil von Wachtberg [Rhein-Sieg-Kreis].

[2] Vgl. die Erwähnungen bei KAISER, Politik; STADLER, Pappenheim, S. 809; ferner S. 219; bei KÖSTER, Geschichte, S. 82, als Befehlshaber der kurkölnischen Truppen im Hildesheimischen bezeichnet; nach GOETZ, Kriegskosten, 122, bis 1631 als in bayerischen Diensten stehend aufgeführt.

[3] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.

[4] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.

[5] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 151. Vgl. auch lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=1235&url_tabelle=tab_quelle

[6] TOPHOFF, Christian von Braunschweig, S. 172f.

[7] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 2 Nr. 44 (Konzept).

[8] Arnsberg [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 28ff.

[9] Rüthen [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 659f.

[10] GOSMANN, Arnsberg, S. 78.

[11] JUNKELMANN, „Der Du gelehrt hast meine Hände den Krieg“. JUNKELMANN, Tilly. Eine Karriere; JUNKELMANN, Tilly. Der katholische Feldherr; KAISER, Politik.

[12] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.

[13] Vgl. ALBRECHT, Maximilian I.

[14] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 2 Nr. 49 (Konzept): Maximilian I. an Tilly, 1623 VI 21.

[15] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kasten schwarz 940, fol. 46 (Kopie): Kurfürst Ferdinand von Köln an Tilly, Bonn, 1623 V 25.

[16] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.

[17] Münster; HHSD III, S. 537ff.

[18] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 44.

[19] Vgl. HEIBERG, Christian 4.

[20] Vörden [Kr. Bersenbrück]; HHSD II, S. 468f.

[21] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.

[22] Zum Folgenden vgl. HELLWIG, Caspar Dauthendeys Karte des Herzogtums Braunschweig.

[23] „Meine Absicht und die des niedersächsischen Kreises war immer und wird es auch bleiben, in der rechten und vertrauensvollen Devotion und Unterwürfigkeit zu verbleiben, die wir seiner Kaiserlichen Majestät schulden und versprochen haben“. Zit. bei RILL, Tilly, S. 161.

[24] Nach HAVEMANN, Geschichte Bd. 2, S. 635 (26.6. ?); nach EGGELING, Chronik von Stadtoldendorf, S. 77, am 18.7.

[25] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.

[26] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92. Vgl. JÜRGENS, Chronik, S. 363: „Als Tilly vernommen, daß das Königsche Volk dem Weserstrom sich näherte, hat er sein Volk in Hessen, in der Wetterau und der oerter versammlet und sich aus Hessen zu Felde begeben ins Stift Paderborn, das schloß Sparenberg, weil der Stadische Obrister Gent die Spanischen darin belagert, auf Anhalten der Belagerten mit 8000 Mann zu Roß und Fuß durch den Obristen Erwitte entsetzet. Nach solcher entsetzung hat Tilly sich nach der Weser gewendet, den Paß bey Höxter sich zu bemächtigen. Das Königsche Volk, welches aus dem Stift Vehrden aufgebrochen und sich nach der Weser begeben, ist um den 23. Junii zu Lockem und da herum erstlich verlegt worden, der König hat die Pässe an der weser besetzet und sein Quartier in Hameln genommen, den Paß bey Höxter auf dem Steine, wie mans nennet, gegen Höxter über, dieser Seite der Weser, mit einer Schantze und starken Garnison darin wohl versehen“.

[27] Hoppensen, heute in Dassel [LK Northeim] eingemeindet.

[28] Einbeck [LK Northeim]; HHSD II, S. 128ff.

[29] Holzminden [LK Holzminden]; HHSD II, S. 240f.

[30] Erichsburg [Gem. Hunnesrück, Kr. Einbeck]; HHSD II, S. 141.

[31] Dassel [LK Northeim].

[32] Stadtoldendorf [LK Holzminden].

[33] Hilwartshausen, zu Gimte gehörig, Stadtteil von Hann. Münden [LK Göttingen].

[34] MOHRMANN, Alltag, S. 321: „Genau bis zu diesem Kristallisationspunkt häuslichen Friedens drang immer wieder die Soldateska vor: Hören wir genauere Informationen über ihr Rauben und Plündern in Bauerndörfern, so hatte sie in den Häusern ‚die Öfen zerschlagen‘. Brutaler konnte der Soldat dem Bauern nicht seine Überlegenheit und Machtfülle in dessen eigenen vier Wänden demonstrieren. Daß hieraus Todfeindschaft und Haß zwischen beiden erwuchs, war die logische Konsequenz, und die Bauern wehrten sich auf ihre Weise gegen ihre Peiniger“.

[35] HARLAND, Geschichte Bd. 2, S. 265; vgl. ferner den Gesamtbericht, S. 265ff.

[36] Wickensen, heute Ortsteil von Eschershausen [LK Holzminden].

[37] Greene [Kr. Gandersheim]; HHSD II, S. 182f.

[38] Amelungsborn [LK Holzminden].

[39] Einbeck [LK Northeim]; HHSD II, S. 128ff.

[40] HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 4; HURTER, Geschichte Kaiser Ferdinands II., Bd. 8, S. 658-660.

[41] Bodenfelde [LK Northeim].

[42] Uslar [LK Northeim]; HHSD II, S. 458f.

[43] Moringen [LK Northeim]; HHSD II, S. 331f.

[44] Wildeshausen [Kr. Oldenburg]; HHSD II, S. 492ff.

[45] Cloppenburg [Kr. Cloppenburg]; HHSD II, S. 100f.

[46] Friesoythe [LK Cloppenburg]; HHSD II, S. 155f.

[47] Altenoythe [Kr. Cloppenburg]; HHSD II, S. 8f.

[48] STRAHLMANN, Wildeshausen, S. 11f. Vgl. auch BARTON, Die Schlacht von Altenoythe.

[49] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[50] JÜRGENS, Chronik, S. 408.

[51] Wiedenbrück [LK Wiedenbrück]; HHSD III, S. 782f.

[52] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 143f.

[53] FLASKAMP, Chronik, S. 15.

[54] Reckenberg [LK Wiedenbrück].

[55] Wittlage, heute Stadtteil von Bad Essen [LK Osnabrück].

[56] Verden; HHSD II, S. 464ff.

[57] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.

[58] GOLDSCHMIDT, Wartenberg, 19. Goldschmidts Darstellung behandelt jedoch fast ausschließl. die religiösen Aspekte.

[59] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 64f.

[60] Wetterfeld, heute Ortsteil von Laubach [LK Gießen].

[61] Freienseen, heute Ortsteil von Laubach [LK Gießen].

[62] WÖRNER; BENOIT, Wetterfelder Chronik, S. 46.

[63] Unverzichtbar zu den Vorgängen um die Eroberung Mündens die Untersuchungen von Kossert, Eroberung (I), unter http://muenden.kossert.net/; Kossert, Eroberung (II), Magisterarbeit Freiburg im Breisgau 2007 sowie KOSSERT, „Zu Münden hab ich so gemaust“.

[64] WASSENBERG, Florus, S. 102f.: „Münden an der Werra / ware nicht mit wenigem Volck / sondern mit 4. starcken Fähnlein Knecht vnderm Commando deß Graffen Hans Reinharten von Solms / seines Obristen / Lauwig genannt / besetzet“. WILLINGEROD, Geschichte, S. 252ff.; ROMMEL, Hessen Bd. 7, S. 629f.; FESTSCHRIFT MÜNDEN; ferner auch BEUERMANN, Hannoversch-Münden. Nach XYLANDER, Herzog Christian, S. 16, hatte man schon am 13.5./23.5. mit einem Angriff auf die Stadt gerechnet. 1623 hatte Knyphausen gegen den Widerstand der Stadt Truppen als Garnison hineingelegt; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2332, fol. 370 (Ausfertigung).

[65] Jener Obrist Lawich, der zusammen mit Solms, damals in Mansfelds Diensten stehend, in dem Gefecht bei Altenoythe 24./25.12.1623 v. Erwitte gefangengenommen (BARTON, Schlacht, S. 17; WINCKELMANN, Oldenburg. Friedenshandlungen, S. 183) u. möglicherweise zwangsweise untergesteckt worden war. Nach LOTZE, Münden, S. 70, aus kaiserlichen Diensten, nach OPEL, Niedersächsisch-Dänischer Krieg, Bd. 2, S. 534, war er aus Anholts Regiment desertiert; vgl. RILL, Tilly, S. 176; HENNIG, Zur Vorgeschichte, S. 1.

[66] Möglicherweise der bei SCHWERHOFF, Köln, S. 335, erwähnte, im Dienst der Generalstaaten gestandene Hauptmann Clout; so auch bei dem Kempener Gerichtsschreiber Scheutt unter 1600 (Capitän Clouth); MANTEN, „… und allen mouthwillen gedrieben“, S. 150, 151.

[67] Vgl. auch KOSSERT, „Zu Münden hab ich so gemaust …“, S. 56ff.

[68] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.

[69] Northeim; HHSD II, S. 353f.

[70] Zum unzureichenden Transportwesen Briefe und Akten NF II/3, Nr. 117, S. 168: Tilly an Maximilian I., Höxter, 1626 V 03; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2353,  fol. 4 (Ausfertigung): Tilly an Maximilian I., Bockenem, [1626] I 02. Der Transport zu Land verdoppelte den Preis der Waren.

[71] Vgl. REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.

[72] BRETHAUER, Mündener Blutpfingsten, S. 1.

[73] HENNIG, Vorgeschichte.

[74] Vaake, heute Teil von Reinhardshagen [LK Kassel], 10 km nördlich von Hann. Münden.

[75] HENNIG, Vorgeschichte, S. 2.

[76] Witzenhausen; HHSD IV, S. 478f.

[77] Osterode; HHSD II, S. 370ff.

[78] HENNIG, Vorgeschichte, S. 2. Zu den Handels- u. Verkehrswegen vgl. RITTER, Ratsherrn, S. 18f.

[79] Grebenstein [Kr. Hofgeismar]; HHSD IV, S. 181f.

[80] HENNIG, Vorgeschichte, S. 2.

[81] LOTZE, Münden, S. 67.

[82] Vgl. allgem. RITTER, Ratsherrn.

[83] Levin v. Mortaigne [ – 1626], ligistischer Obrist und Kommandant der salzburgischen Verbände; HEINISCH, Salzburg, S. 97; BEISEL, Bavarian Nobility, S. 348; die Erwähnungen bei KAISER, Dreißigjähriger Krieg; † 1626 in der Nähe von Fulda, das Regiment wurde J. L. v. Fürstenberg übertragen. Vgl. den Bericht des Mündener Amtmanns an Friedrich Ulrich: „Daß die Mortaigne Truppen in Gimte, Volkmarshausen, Hilwartshausen, Hemeln und den hessischen Dörfern Vaake und Veckerhagen alles ausgeplündert und man befürchte, daß Merode [Johann II. v. Mérode-Waroux; BW], der bei Allendorf mit 1500 stehe, auch diesen Weg nehmen werde“. LOTZE, Münden, S. 67.

[84] LOTZE, Münden, S. 66f.

[85] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[86] HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 35.

[87] Wallenstein an Harrach, o. D. (ca. 14.-19.5.); TADRA, Briefe, S. 357f.

[88] »Extract eines Schreibens de dato Heiligenstadt / vom 1. Junij Anno 1626«, in einer titellosen Berliner Zeitung, Nr. 26, 1626, abgedr. bei BUCHNER, Neueste v. gestern I, S. 39.

[89] So behauptet es WILLINGEROD, Geschichte, S. 312ff.; nach dem THEATRUM EUROPAEUM bei MILGER, Gegen Land und Leute, S. 166: „Sie vergriffen sich an den Tillyschen Abgeordneten und traktierten sie übel. Das verursachte große Verbitterung bei dem Grafen Tilly und seinem Volk“. Aus dem Bericht des Osteroder Chronisten Heinrich Wendt (1605-1683; 1635 Stadtschreiber u. Syndikus, 1647 Bürgermeister v. Osterode u. Autor der „Chronica oder Zeytbuch vnd Wahrhafftige Beschreibung der Löblichen Stadt Osteroda“, 1635-1680 verfasst) geht das nicht hervor: „Den 6. Junij ist General Tylli mit 8 Reg[imen]t[e]r[n] Vor Munden gerücket, daselbsten 3 Lager geschlagen. Erstlich in der von den Mundischen selbst abgebranten Vorstadt, die Blum genant, alda der Graff Von Fürstenberg, Obrister und General über artillerey, Herr Cortenbach Undt Schönberg Jhr Qvartier gehabt; Das ander der Stadt, da die Weser und Fulda Zusammenfließen; das Dritte hatt der General Tylli auff dem Galgenberge selbst eine gehabt. Am H[eiligen] Pfingsttag ist beederseits starck geschoßen Und sonderlich hat der Von Fürstenberg über die Weser in die Stadt fast den ganzten tag tapffer feur gegeben. Montags ist nicht viel vorgenommen, allein hat sich der General Tylli bemühet, die Stadt per accordo einZubekommen, Jmmaßen Er Zum Dritten Mahl Trommeter in die Stadt geschicket. Es ist aber Vom Obr[ist]Lieutenant Clout keine ander resolution erfolget, alß daß Er gemeinet Zufechten bis in dem Todt. Und hat die Besatzung Viel Höhnische Worte durch die Trompeter hinauß geboten. Dienstages hat der General befohlen, alle Geschütze gegen die Stadt Zu richten Und so lange Feur Zugeben, biß eine pressa geschoßen würde, daß man mit einem gantzen Regiment Zu Sparung der Soldaten stürmen könte, Welches dan der von Fürstenberg effectuiret Und von Morgen Zu 5 Uhr bis in die Nacht umb 9 Uhr fast in die Tausendt Schüße in die Stadt und wieder die Mauren gethan. Wie dan durch solch starck und unabläßiges schießen die Mauren an der Werra Zerschmettert, die Belagerten aber keines accords jemahls begehret, Alß hat der von Fürstenberg umb 9 Uhr mit 2 Reg[imen]t[e]r[n], Welche erst über die Werra setzen müßen, den Sturm anlauffen laßen Und in einer Viertel Stunde die Oberhandt behalten, in die Stadt gedrungen Und alle ManßPersohnen meistentheils mit Axten vnd Beilen Zu todt gehawen. Der meiste Theil der Bürger und Soldaten haben sich noch eine gute Zeit von dem Kirchhoff, allda Sie sich Zuvor verschantzet, mit Mußqueten Tapffer gewehret. Alß aber Unmüglich denselben Zuerhalten, haben Sie sich uff das Schloß reteriret Und sich davon gewehret, daß es voller Todten Ringsherumb gelegen, darauff dieselbe auch vollents hingerichtet. Es seind aber die Bürgere, Soldaten, Bauren und Schieffleute mehrentheils geblieben vnd weinig davonkommen, die Weiber, deren gar Viel den Soldaten entgegengelauffen Und vermeinet, Jhre Männer Zu erretten, seind mit Barten darniedergehawen. Jn summa es ist ein über die Maß erbärmlicher und Cläglicher Zustandt gewesen Und obwoll viele Wagen von Allendorff und Witzenhausen dahin geschicket, die Todten Zubegraben Und theilß in die Weser Zuführen, konten Sie doch in Vier Tagen das Schloß undt die Stadt nicht gäntzlich saubern, ungeachtet fast alle Cörper, darunter der Obriste Clout selbsten, in die Weser geworffen worden. Sonnabents, den 13. Junij, hat man 18 C[entner] Pulver in einem Thurn gefunden, daßelbe ist angangen, durch was Mittel aber ist unbewust, hat viel Schaden gethan. Jst also die gute Stadt Munden, mit welcher Osteroda alleZeit vndt sonderlich vor alters, wie davon in 5. capittel gemeldet worden, in guten Nachbarlichem Vertrawen gestanden, auff einmahl Jhrer Bürgerschafft beraubet Und seind daselbst Viele Witwen und Weisen in wenig Stunden gemacht“. WENDT, Chronica, S. 404ff.

[90] TADRA, Briefe, Nr. 371; dat. Aschersleben, 1626 VI 12.

[91] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Älteres Archiv 2367, fol. 402 (Ausfertigung): Tilly an Maximilian I., Münden, 1626 VI 10. HENNIG, Münden, S. 2, beziffert die Verteidiger – neben der dän. Besatzung – aus der Bürgerschaft auf 400 Mann, darunter  auch eine Anzahl junger Frauen (Witwen) u. aus dem Amt Minden rekrutierten Ausschuss auf etwa 300; nach LOTZE, Münden, S. 70, waren es dagegen 600. So betrug die Relation zwischen Belagerern u. Belagerten wenigstens 10:1. Nach LOTZE, Münden, S. 69, hatte Tilly 8 Regimenter mit 24.000 Mann herangeführt; nach dem Bericht des Bürgermeisters Unger waren es 16.000.

[92] 1628 untersagte ihm Maximilian I., sich bei Vermeidung der Ungnade in ein Duell mit Wolf Adam v. Steinau einzulassen. DAMBOER, Krise, S. 292.

[93] Ab Mitte Dezember z. T. in Sommer- u. Winterhausen, dann im Castell’schen Obereisenheim einquartiert. Allein in Obereisenheim kostete die Einquartierung für 58 Pferde, 63 Reiter, 33 Trossbuben u. 1 Frau; (Fürstliches Hausarchiv Castell VI b/14) in 23 Wochen 10.000 Rt.; SPERL, Castell, S. 276. 1629 im Fränkischen Reichskreis bei der Durchführung des Restitutionsedikts eingesetzt, z. B. in Tiefenstockheim; ZIMMERMANN, Schönburger Reiter. Vgl. auch das zeitgenössische Lied „Ein cläglich lied von dem ausgestandenen fünf monat langen Schönberg und Truckhsässischen winterquartier im Hällischen land“; STEIFF; MEHRING, Geschichtliche Lieder, S. 514ff.

[94] Jakob Ludwig von Fürstenberg-Heiligenberg.

[95] Vgl. den Kst »Belagerung vnd Einnemmung der Stadt Münden« im THEATRUM EUROPAEUM Bd. 1.

[96] Nach dem Bericht des Kommandanten v. Göttingen, Solms, an Christian IV., Göttingen, 1626 VI 04 (a. St.), Riksarkivet København TKIA A 96, sollen es 15 Geschütze gewesen sein. Nach dem »Diarium Goettingense« wurden 866 Schuss aus 14 Geschützen abgegeben; ECKHARDT, Blutpfingsten, S. 3; nach HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 195, sogar 1.000; nach Solms‘ Bericht 752 Schuss. Vgl. BRETHAUER, Flugblatt-Text, S. 3. Nach dem »Extract« waren es dagegen nur 100 Schuss, was jedoch unwahrscheinlich ist. WAGNER, Tracht, S. 104f., der davon ausgeht, dass die Bresche an einem Tag geschossen wurde. Allerdings setzt dieses den Einsatz einer Generalbatterie (8 Kartaunen mit 42-pfündigen Kugeln, die die Mauerbresche schossen, 6 Halbkartaunen mit 24-pfündigen Kugeln, die die Mauerreste zusammenschossen, u. 4 Viertelkartaunen, die 12-Pfünder verschossen, um die Instandsetzung der Bresche, das Ausheben v. Gräben u. die Aufstellung v. Schanzkörben zu verhindern) voraus, die vor Münden jedoch nicht vorhanden war u. zudem eine gewaltige Pulvermenge erfordert hätte; vgl. die Angaben bei POHL, Profiantirung, S. 115. Ein anschauliches Beispiel einer Batterie bietet die Handzeichnung des Capitain Bénédict de Vassellieu, gen. Nicola, bei CORVISIER, Histoire Militaire, S. 338-339; zur Auflistung der Geschütztypen vgl. FUCHS, Kriegswesen I, S. 241ff. Zur Wirksamkeit der Artillerie > ENGLUND, Verwüstung Deutschlands, S. 424f.: „Sowohl bei sogenannten Kernschüssen als auch bei Visierschüssen zielte man mit dem Geschützrohr in mehr oder weniger waagrechter Position. Ein in dieser Position eingestellter Neunpfünder hatte eine Reichweite von etwas über 350 Metern. Dann schlug die Kugel zum erstenmal auf dem Boden auf, wonach sie regelmäßig einen Sprung machte und noch einmal 350 bis 360 Meter flog, bevor sie kraftlos erneut aufprallte – acht von zehn Kugeln sprangen mindestens dreimal auf. (Der Abprall hing davon ab, ob der Boden eben oder buckelig und uneben war.) Die Kugel flog die ganze Zeit in Mannshöhe. Sie konnte also auf ihrer gesamten Bahn töten und verwunden, und wenn sie im rechten Winkel durch eine dünne Linie von Männern schlug, pflegte sie im Durchschnitt drei Mann zu töten und vier oder fünf zu verwunden, aber es kam auch vor, daß eine einzige Kugel 40 Menschen auf einen Schlag tötete. Menschen und Tiere wurden meistens mit einem hohen und entsetzlichen Reißgeräusch zerfetzt. Es gibt Beschreibungen von Schlachten dieses Typs – wie es aussah, wenn brummende Vollkugeln in die von Pulverdampf eingehüllten und dicht gestaffelten Reihen aufrecht stehender Männer einschlugen: In der Luft über den Verbänden sah man dann eine kleine Kaskade von Waffenteilen, Rucksäcken, Kleidern, abgerissenen Köpfen, Händen, Beinen und schwer identifizierbaren menschlichen Körperteilen. Der tatsächliche Effekt beruhte in hohem Grade auf der Größe der Kugel. Leichte wie schwere Geschütze schossen im großen und ganzen ihre Kugeln mit der gleichen Anfangsgeschwindigkeit ab, etwas unter 500 Meter in der Sekunde, doch je größer die Kugel war – das Kaliber in Pfund bezeichnet das Kugelgewicht – , desto höhere Geschwindigkeit und Durchschlagskraft hatte sie, wenn sie ihr Ziel erreichte: die Beine und Muskeln und Zähne und Augäpfel eines Menschen auf der anderen Seite des Feldes“. Der technische Aufwand war beträchtlich bei 60-Pfündern rechnete man für 8 Tage à 30 Schuss 3 Ztr. Pulver, 13 Wagen mit 99 Pferden, dazu 3 Knechte u. 2 Büchsenmeister sowie deren Zubehör.

[97] RETZMANN, Eroberung, S. 10.

[98] Solms sprach v. dem Verlust v. 2.000 Mann unter Tillys Belagerungsarmee, was ebenfalls nicht den Tatsachen, aber dem üblichen übertreibenden Stil solcher Verlustmeldungen entspricht.

[99] LOTZE, Münden, S. 72; RETZMANN, Eroberung, S. 10; ausgestaltet v. Hermann Löns in seinem gleichnamigen Gedicht.

[100] LOTZE, Münden, S. 73.

[101] Das erinnert an die Topik zweier weit verbreiteter Flugschriften v. 1619: „Spanischer Türck / Oder Wahrer Bericht / der grausamen unerhörten Spannischen und mehr als Türckischen Mordthaten / welche in dem Königreich Böheimb / hin und wider / durch den Conde di Buquoi / an Mann und Weib […] geübt und gebraucht werden“ (Prag 1919); „Zwo erbärmliche Newe Zeitung / Die erste: Von dem Spannischen Türcken / und der grausamen unerhörten Spannischen und mehr als Türckischen Mordthaten / welche in dem Königreich Böheim hin und wieder / durch den Conde di Buquoi / unnd Graf Tampier […] geübt und gebraucht werden“ (Prag 1619).

[102] Nach dem »Extract« sollen „alle Personen so vber 9 Jahre gewesen jämmerlich zu tode gehawen vnd geschlagen“ worden sein; vgl. KHEVENHILLER, Annalen X, S. 1259; OPEL, Niedersächsisch-Dänischer Krieg Bd. 2, S. 535. Möglicherweise hatte man hier mitkämpfende Frauen getötet, galten weibliche Gegner doch als besonders entehrend.

[103] Nach RITTER, Ratsherren, S. 147, war wahrscheinlich Heinrich v. Frilinghusen, Mitglied der Schiffergilde u. Ratsherr, darunter. Nach BRENNEKE; BRAUCH, Calenbergische Klöster, S. 87, zählten Johann Deppe, Pfarrer in Hameln, Konventuale in Bursfelde, u. Heinrich Hüpeden, fallsüchtiger jüngerer Sohn des calenbergischen Rentmeisters Erich Hüpeden (SAMSE, Zentralverwaltung, S. 276), zu den Ermordeten. Zu den Hüpeden RITTER, Ratsherren, S. 156.

[104] Das wurde immer wieder in Chroniken festgehalten. So soll nach der Schlacht v. Marignano (1515) das Fett eines feisten Gefallenen als Schmiermittel u. Stiefelfett Verwendung gefunden haben; SCHUBERT, Mobilität, S. 160f.

[105] Vgl. die Tagebucheintragung des Arztes Dr. Jordan: „Den 2. wird Münden mit stürmender Hand eingenomen, den die Croaten durch die Fischer Pfort und Brelehauß ad confluentiam Werra et Fulda hineinkomen, und die Tillische übel darin gehauset, das 1763 Todte in die Weser geworfen, 11 Pastores seind auf der Schicht erschlagen, welche nie begraben“. SCHLOTTER, Acta, S. 11.

[106] Bericht des Stadtsyndikus Christoff Hüpeden an Friedrich Ulrichv. Braunschweig-Lüneburg, zit. bei ECKHARDT, Blutpfingsten, S. 2. Nach LOTZE, Münden, S. 76, betrug der Sachschaden allein 313.638 Rt.; davon waren 73.380 Rt. Bargeld (darunter 11.386 Lösegeld), 3.058 Rt. wurden den Bürgern nach der Plünderung entwendet. Zu den Ranzionsgeldern vgl. PIDERIT, Geschichte, S. 167.

[107] Dagegen glaubt SCHINDLING, Strafgericht Gottes, S. 33f., feststellen zu müssen: „Eine Fanatisierung der Kriegsführung durch konfessionelle Unversöhnlichkeit läßt sich – anders als in den französischen Religionskriegen des 16. Jahrhunderts – im Reich nur in wenigen Einzelfällen [Hervorhebung durch BW] beobachten und existierte mehr als ein Phänomen in der die Kriege begleitenden Propaganda als in der Wahrnehmung und den Handlungsalternativen der den Krieg bestimmenden Entscheidungsträger und Akteure“.

[108] Vergleichbares findet sich in den Erinnerungen des Fähnrichs Zehe aus den Türkenkriegen 1685-1688 über die Gräuel griechischer Freiheitskämpfer; RÖHRIG, Hannoversche Rotröcke, S. 125; vgl. PRÖVE, Violentia, S. 24ff.): „Unter all denen Türken, so in selbiger Action geblieben, sahe man keinen einzigen, so nur das geringste vom Hembde anhatte. Allen waren die Köpfe abgehauen, die Leiber aufgeschnitten und alles Eingeweide herausgenommen. Die Darmen hatten sie ihnen um die Hende und Füße gewunden, die Finger, Zehen und Scham waren ihnen alle abgeschnitten, auch kein einziger darunter, so nur noch eines Fingers breit Fell auf dem ganzen Leibe hatte, sondern waren alle abgeschunden, deren Felle gegerbet und stückweise verkaufet. Lagen sie also wie das stinkende Aas durcheinander, welches ein elend Spektakel anzusehen“. Vgl. die Analyse des Reiterüberfalls in GRIMMELSHAUSENS „Simplicissimus“ durch MERZHÄUSER, Über die Schwelle geführt, S. 76ff.

[109] »Extract«, zit. bei BUCHNER, Neueste v. gestern Bd. 1, S. 39f. Nach RILL, Tilly, S. 177, ließ er sich durch seinen Diener erstechen (!). Nach dem »Diarium Goettingense« wurde er dagegen schon beim ersten Einfall etliche Male mit einer Hellebarde durchstochen (ECKHARDT, Blutpfingsten, S. 3). Nach LOTZE, Münden, S. 72, sei er möglicherweise gegen Lösegeld freigelassen u. nach Witzenhausen geleitet worden. Solms‘ Bericht zufolge ist er durch zwei Hellebardenstiche verwundet u. zuletzt mit einer Musketenkugel durch den Kopf getötet worden; HENNING, Münden, S. 2; nach SAMSOEN DE GÉRARD, Der unerschrockene Feldmarschall, S. 123, soll er v. seinem Diener erdolcht worden sein. Vgl. die Darstellung im THEATRUM EUROPAEUM; MILGER, Gegen Land und Leute, S. 167: „Von Morgen 5 Uhr bis in die Nacht um 9 Uhr wurden an die 1.000 Schüsse in die Stadt und wider die Mauern getan, bis schießlich die Mauern an der Werra ganz zerschmettert waren. Dann hat der Obrist von Fürstenberg um 9 Uhr mit 2 Regimenten, welche erst über die Werra setzen müssen, den Sturm anlaufen lassen und in einer viertel Stunde die Oberhand erhalten und die Stadt erstiegen. Worauf dann der Jammer anging und alles, was den Soldaten unterkam, ohne Gnade niedergemetzelt wurde, ohne Schonung von Weibs- noch Mannspersonen. Angesichts der Tyrannei der Tillyschen hat der Obrist sich mit den seinigen in das Schloß zurückgezogen und die Tillyschen von da aus mit so scharfer Lauge gezwackt, daß alles ringsherum voller Toter lag. Am Ende wurde er von den Tillyschen übermannt und mit all den seinigen niedergemacht. Von 2.500 Bürgern, Soldaten, Bauern und Schiffsleuten, so in der Stadt gewesen, sind nicht mehr 20 davon gekommen, ohne was an Weibern und Kindern, die diese Bluthunde auch nicht verschonten, ermordet wurde. Gleichwohl sind bei solcher Eroberung von den Tillyschen auch etliche hundert Mann auf dem Platz geblieben, und viele wurden beschädigt“.

[110] Eppstein [Main-Taunus-Kr.]; HHSD IV, S. 108ff.

[111] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[112] ECKHARDT, Blutpfingsten, S. 2. HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 195, spricht v. 2.260 getöteten Soldaten, Bürgern u. Bauern, was wahrscheinlich dem Bericht Hüpedens entnommen ist, den dieser wiederum aus dem »Diarium Goettingense« abgeschrieben hat (ECKHARDT, Blutpfingsten, S. 2); so auch HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 38. Die „Hospithalsrechnung“ v. 1626 geht v. 800 getöteten Mündener Bürgern aus. Vgl. die Aufzeichnungen des Fuldaer Chronisten Hartung; HAAS, Hartung, S. 75: „Anno 1626 hatt sich baldt dass gantz Hessenlandt in des Tillisch macht geben, undt die hauptstadt Cassell, wie auch im landt zu Braunschwig, undt Minnen [Münden] die stadt mit stormerhandt eingenohmen, undt alles folck darin gelegen, burger undt saldatten, uber die 2000 man, weyb undt kinder, in Minnen, nidergehauwen undt geschossen, uber 14 man nich beim leben bleiben; undt dann mit Tillisch folck besez wordten; undt Göttigen mitt ackordt vom Tilli eingenohmen undt mitt etlicher companyen saldatten besez wordten, wie auch Norhemb ingenohmen, undt dann vor Hanauwer gezogen, der Tilli mit seiner armadten“. Der Tilly-Apologet SAMSOEN DE GÉRARD, Der unerschrockene Feldmarschall, S. 123, verteidigt auch hier dessen Vorgehen: „Die Erstürmung von Münden ist eins der Ereignisse, die man häufig versuchte, gegen den Feldmarschall auszubeuten. Und doch verdient dieser keinen Vorwurf in dieser Angelegenheit. Er hatte als Ehrenmann gehandelt, er hatte alles getan, was er konnte, um die Stadt zu schonen und sie zu retten. Seine drei Aufforderungen zur Übergabe waren abgewiesen worden; man hatte seine Unterhändler beschimpft, mißhandelt und getötet. Es war also erforderlich gewesen, die Stadt im Sturmangriff einzunehmen. Die Plünderung einer erstürmten Stadt gehörte zu den von jedermann anerkannten Rechten des Eroberers, und der General konnte sie nicht verhindern. Die Greueltaten, deren Opfer Zivilpersonen wurden, waren die natürlichen Folgen der Teilnahme der Einwohner an den Straßenkämpfen, und sie müssen der zu wilden Rachsucht berechtigterweise erzürnter Soldaten zugeschrieben werden, die kein General unter solchen Umständen hätte hemmen können“.

[113] Staatsarchiv Darmstadt D 6 Nr. 41/3 (Ausfertigung): Willkühn an hessen-darmstädtischen Präsidenten Philipp Wilhelm v. Bellersheim, Münden, 1626 VI 03/13.

[114] LOTZE, Münden, S. 75.

[115] HAVEMANN, Braunschweig-Lüneburg Bd. 2, S. 651; RILL, Tilly, S. 177; HENNING, Münden, S. 2.

[116] Nach LOTZE, Münden, S. 73, ein Major u. 8 Soldaten. Dagegen hielt sich J. A. v. Holstein ev. Feldprediger, die unter der zwangsbekehrten Bevölkerung bei ihren Gottesdiensten viel Zulauf fanden; Hauptstaatsarchiv Dresden Loc. 10.713 FLZ 1627, fol. 88f. (Ausfertigung): Lebzelter an Johann Georg I. v. Sachsen, Wien, 1627 II 17/27.

[117] ECKHARDT, Blutpfingsten, S. 1.

[118] ECKHARDT, Blutpfingsten, S. 4.

[119] Allendorf; [unter Bad Sooden-Allendorf (Kr. Witzenhausen)], HHSD IV, S. 33f.

[120] Witzenhausen; HHSD IV, S. 478f.

[121] REDLICH, Praeda, S. 23; DUFFY, Siege Warfare, S. 249ff.; allgem. auch HALLIE, Grausamkeit.

[122] LOTZE, Münden, S. 81.

[123] HAVEMANN, Braunschweig-Lüneburg Bd. 2, S. 652.

[124] BA NF II/3, 303: Göttingen, 1626 VIII 15.

[125] BA NF II/3, 512: Tilly an Max., Peine, 1627 IV 28.

[126] Vgl. HABERER, Ott Heinrich Fugger.

[127] BA NF II/3, 557: Max. an Tilly, München, 1627 VII 07.

[128] Hilwartshausen, zu Gimte gehörig, Stadtteil von Hann. Münden [LK Göttingen].

[129] Nach BRENNEKE; BRAUCH, Die calenbergischen Klöster, S. 299f.

[130] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.

[131] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 203/I (Ausfertigung).

[132] DENEKE; KÜHN, Göttingen Bd. 1, S. 659; HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 199.

[133] EYSEL, Die Steuerverfassung Göttingens, S. 203; MOHNHAUPT, Die Göttinger Ratsverfassung, S. 73.

[134] So BURSCHEL, Söldner, S. 165, gestützt auf DENEKE; KÜHN, Göttingen Bd. 1, S. 659; KAISER, Cuius Exercitus.

[135] 27.8.1626: Sieg der kaiserlichen Truppen unter Tilly über das dänische Heer unter König Christian IV. und seine protestantischen Verbündeten, die bis auf die Herzöge von Mecklenburg von ihm abfielen. Die Dänen verloren etwa 6.000 Mann, 2.500 gerieten in Gefangenschaft. Zu Beginn der Schlacht waren beide Armeen etwa 19.000 Mann stark. Die genauen Verluste sind nicht mehr feststellbar. Die Dänen dürften etwa 4.000 Tote und Verwundete, 3.000 Gefangene, etwa 100 Fahnen und Standarten, dazu die gesamte Artillerie und einen Großteil ihrer Bagage verloren haben. LAHRKAMPS Angaben, Bönninghausen, S. 246 (8.000 Tote), liegen eindeutig zu hoch. Das zeitgenössischen Flugblatt »Kurtze[r] vnd einfältige[r] […] Bericht« spricht von 6.000 Toten und 2.000 Gefangenen. Tillys Verluste lagen wohl deutlich unter 1.000 Mann. MELZNER, Schlacht bei Lutter am Barenberge; VOGES, Schlacht bei Lutter am Barenberge; VOGES, Neue Beiträge, Chronik; KLAY, 27./17. August.

[136] Northeim; HHSD II, S. 353f.

[137] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2367, fol. 585 (Ausfertigung): PS. Tilly an Maximilian I., Göttingen, 1626 VIII 15.

[138] OHLMERS Angaben, Garnison Northeim, S. 42, sind unzutreffend. Tomasso Cerboni (z. T. auch Serboni) war z. B. nicht pappenheimisch (BÖTTCHER, Halberstadt, S. 170), sondern kaiserlich; Gronsfelds Herliberg’sche Kompanien werden als „Heidelbergische“ (!) (so auch HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 154) bezeichnet.

[139] HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 147ff.; ferner HUEG, Northeim, S. 163ff.

[140] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2372, fol. 36-37 (Ausfertigung): Lerchenfeld an Maximilian I., Northeim, 1627 VI 29. Vgl. JÜRGENS, Chronik, S. 450f.

[141] HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 159ff.: Pardon Fürstenbergs, 1627 VI 27.

[142] HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 46f.

[143] Zu den Auseinandersetzungen um die Aufnahme HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 48f.

[144] Stolzenau [Kr. Nienburg]; HHSD II, S. 444f.

[145] WENDT, Chronik, S. 409.

[146] HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 161. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2372, fol. 36f. (Ausfertigung): Lerchenfeld an Max., Northeim, 1627 VI 29.

[147] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2372, fol. 36-37′ (Ausfertigung): Lerchenfeld an Max., Northeim, 1627 VI 29.

[148] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 138/I: Kurmainz an Tilly, 1628 I 03.

[149] HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 167ff.

[150] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[151] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.

[152] Steinbrück [Kr. Hildesheim-Marienburg]; HHSD II, S. 439f.

[153] OHLMER, Northeim, S. 43.

[154] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2372 (Ausfertigung): Lerchenfeld an Maximilian I., Moringen, 1627 VI 14.

[155] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2372, fol. 36f. (Ausfertigung): Lerchenfeld an Maximilian I., Northeim, 1627 VI 29.

[156] HUEG, Aus Northeims Sturmzeit, S. 163. REUTHER, Harz, S. 36: „Ein großer Flügelaltar, der einstige Hochaltar, im Chor der St. Sixtikirche wurde noch aus dem Vorgängerbau des heutigen Gotteshauses übernommen. Inmitten des Schreins ist die Marienkrönung in einer Aureole dargestellt, umgeben von neun musizierenden Engelchören. Dieser Altar stammt aus der Zeit um 1425-1430 und dürfte in Norddeutschland, vielleicht sogar in Hildesheim, geschaffen worden sein“.

[157] HUEG, Northeim, S. 157.

[158] Gandersheim; HHSD II, S. 158ff.

[159] Möglicherweise der Verfasser von: „Petri Baptista Burgi […] de bello Suecico commentarii Quibus Gustavi Adolphi Suecorum Regis in Germaniam expeditio usque ad ipsius mortem comprehendetur. Leodii 1639“.

[160] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.

[161] MÜHE, Gandersheim, S. 56.

[162] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[163] JÜRGENS, Chronik, S. 463f.: „Den 8. Febr. [1628] hat E. E. Raht der Gemeinde zu Rahthause anzeigen lassen, daß um Trium Regum der Hr. Tillischer Gen. Kriegs=Commissarius N. v. Lerchenfeld dem Raht und dieser Stadt Hannover angemuhtet hätte, 8 Compagnien Soldaten zu verpflegen. Darauf wäre Herr Syndicus L. Petrejus, der Herr Ridemeister Otto Weccius und Johannes Volger an S. G. abgefertiget, solches zu verbitten. Welche Relation gethan hätten, daß aller möglicher Fleiß angewendet worden, sich bey J. Excell. Hrn. Grafen von Tilly zu interponiren und als eine Impossibilität zu verbitten, weil die Kornfrüchte, Meyergüter und Intraden außen blieben. Bey der Cammer und Landschaft blieben die Zinse zurück und wäre nichts einzubekommen, es wäre keine Nahrung hie, die Commercien wären gestopfet, man hätte außer der Zingeln keine Landgüter, das Brauwerk wäre in stecken gerahten, die Krüge auf dem Lande wären in Abgang kommen, man könnte kaum das ordinaire Schoß abführen, die Leute geriethen theils in Melancholy, theils müßten die Kleider angreifen, Wittwen und Weisen müten betteln gehen; wäre daher unmöglich, etwas mehr, als das gewilligte Korn abzutragen der 1600 Mltr. Darauf hätte der Herr Commissarius sich resolviret, daß er vor seine Persohn gerne möchte gönnen, daß wir übersehen würden, es wäre aber unmöglich, dann der eine und ander hätte sich zu beschweren, man müßte sich angreifen, daß die Soldatesca ad Tempus auf 2, 3 oder 4 Monat unterhalten würde. Man hätte ja in diesen Landen Ursache zu diesem Kriege gegeben; man hätte sich wohl versehen gehabt, daß man keine Correspondence mit des Kaysers Feinden und andern Städten, insonderheit mit Hildesheim gehabt, wollte treulich ermahnet haben Conventicula zu verhindern. Man begehrete zwar keine Einquartierung, besondern eine freywillige Zulage; wo dieselbe niccht erfolgete, so wäre J. Excell. der Graf Tilly Meister des Landes etc. Obwohl Illmus Herzog Friederich Ulrich zu Braunschweig intercedirte, so hätte J. Excell. Macht zu deferiren oder abzuschlagen, und hätte Macht zu blocquiren mit etlichen Regimentern, wollte zwar sichs nicht versehen, jedoch möchte J. Excell. dazu veranlasset werden. Begehrete derowegen cathegorische Resolution. Stellete uns frey, ob wir an J. Excell. selbst oder an ihn Resolutionem reportiren wollten. Er wollte uns möglich assistiren, jedoch getreulich gewarnet haben, sich zur Verpflegung 2 oder 3 Compagnien zu verstehen, andere Städte hätten sich angegriffen, wir hätten das Bier noch eins so theuer gegeben. Man möchte in specie sich erklären, damit groß Unheil abgewendet würde. Auf diese Tillische abermahlige Anmuhtung hat man sich beredet und deliberiret, und dabey in Consideration gezogen, weil Tilly nunmehr leider ! den ganzen Niedersächsischen Kreis, sonderlich das Land Braunschweig in seiner Macht und Gewalt hätte und darin seines Gefallens gebährete, müßte man ratione temporis sich accomodiren, wollte man sonst keine Blocquirung oder andere Ungelegenheit und Extremitäten verursachen“. Zu den weiteren Verhandlungen JÜRGENS, Chronik, S. 464ff.

[164] Arnsberg [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 28ff.

[165] Rüthen [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 659f.

[166] Erwitte [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 210f.

[167] Bad Westernkotten [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 49f.

[168] 1 Maß = ca. 1, 34 Liter.

[169] 1 Ohm = ca. 145 Liter, 1 Ohm = 27 Viertel = 108 Maß.

[170] 1 Malter = 4 – 8 Scheffel = ca. 146-292 Liter.

[171] CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 88f.

[172] Kaiserswerth [Stadt Düsseldorf]; HHSD III, S. 371f.

[173] Vilich, heute Ortsteil von Bonn.

[174] Schwarzrheindorf/Vilich-Rheindorf, heute Stadtteil von Bonn.

[175] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f. Schlacht bei Breitenfeld (nahe Leipzig) am 17.9.1631, in der das Heer der katholischen Liga unter Tilly durch die Schweden unter Gustav II. Adolf und die mit diesen vereinigte sächsische Armee unter Kurfürst Johann Georg I. eine vernichtende Niederlage erlitt. HAPPES Zahlen (vgl. mdsz.thulb.uni-jena.de) liegen deutlich zu hoch: Auf kaiserlich-ligistischer Seite dürfte von 8.000 Toten, 6.000 Verwundeten, 3.000 Gefangenen und 3.000 auf der Flucht Umgekommenen auszugehen sein, auf der Gegenseite waren 3.000 Sachsen und 2.000 Schweden ums Leben gekommen. RUDERT, Kämpfe, S. 49ff.; WALZ, Der Tod, S. 51ff.

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