Blaufeld, N; Obristleutnant [ – ]
Blaufeld stand 1645 als Obristleutnant[1] in kaiserlichen Diensten. Wahrscheinlich war er aber einer der zahlreichen Aventuriers[2] oder ein reformierter Offizier,[3] der es sich in Gießen[4] auf Kosten anderer adliger oder begüteter Personen gut gehen ließ, indem er auf seine Bekanntschaft mit dem Kardinal-Infanten[5] verwies, die angeblich viel Geld versprachen.
Ernst Albrecht von Eberstein[6] schrieb am 17.1.1645 aus Gießen[7] an Landgraf Georg II. von Hessen-Darmstadt:[8] „EfG. Gn. Schreiben vom 18. dieses habe Ich in vnderthänigkeit empfangen. So viel nun anfangs den ObristLieutenant Blaufeld belanget, So giebt Er vor, Er sey mit dem Cardinal am hispanischen hofe bekannt, führet vber diesen hohe reden, vnnd von allen dingen, so am Keyserl. Hofe vnnd bey den armeen vorgehen, auch dass Er den Hazfeld[9] einig dahin disponirt, dass Er zu der armee in Böhmen gangen, beclaget er sey durch losse Leuthe, welche Ihme nachgesaget, er wollte luterisch werden, in diess vnglück kommen, vnnd gehet zwar fleissig zur Kirchen, ob Er aber die religion changiren[10] will, kann Ich nicht wissen. Sonsten helt er sich alhier bei einem bender[11] auf, kommet aber stehts zu mir zur malzeit vnnd gehet auch beym Ambtmann Buseck[12] vnnd andern von adel, wie ingleichen in Schwalbachs[13] haus aus vnd ein. Er schweret auch hoch, ehe er wollte aus Röm. Keyserl. Diensten treten, ehe wollte er wieder eine Musquete[14] vff den hals nehmen.[15] Jedoch will ich noch einmal gründlich eins vnd daz andere von ihm vernehmen vnnd hieruon E. F. G. vnderth. berichten. Dass Er vff hiesigen wahl gewesen, ist mir vnwissend, Ich habe auch den wachten keinen menschen hinauff zu lassen anbefohlen, vvnd will, wenn sich das wetter ein wehnig ahnlassen wirdt, die Lücken zumachen lassen, weiln Ich anhero noch nicht darzue kommen können“.[16]
Am 20.1. äußerte sich der Landgraf: „Was den etc. Blaufeld belange, so käme dessen Benehmen je länger je mehr fast nachdenklich, verdächtig und gefährlich vor. Der Landgraf wünsche, so viel als möglich zu erfahren, was er eigentlich vorhabe, ob er daselbst bleiben und die Religion noch ändern wolle oder nicht“.[17]
Eberstein berichtete am 20.1. dem Landgrafen: „Der Obristlieut. Blaufeld redet annoch von hohen sachen vnd gibt hohe dinge vor, woruon EfG. der Commiss.[18] Schäfer[19] bei ehester gelegenheit ausführlichen bericht vnderth. erstatten wirdt“.[20]
Am 24.1. entschied der Landgraf nach Anhörung Scheffers, „dass derselbe nicht mit Gefährden gegen das fürstl. Haus umgehe, er könne deshalb noch eine Zeitlang in Giessen verbleiben“.[21]
Am 24.1.1645 hieß es weiter: „Von des Obrist. Lieut. Blaufelds thun vnnd wesen werdten des Hrn. Commissarij Schäffers vnnd andere Schreiben mit mehrern vnderthänig meldung gethan haben, Er bleibet aber noch beständig darauff, dass Er der gäntzlichen Hofnung sey, Wan er in Hispanien sollte geschickt werdten, Ewer Fürstl. Gnaden am selben Hoffe jährlich zwo oder drey Tonnen goldes[22] zu wegen zu bringen. Ew. Fürstl. Gn. aber, welcher derselbe Hof besser bekannt, werdten nach Ihren gn. belieben hierinnen zu thun wissen. Habe zwar nicht vernommen, dass er mit hiesigen Superintendenten conversiret, Er gehet aber sonsten in Schwalbachs, Bambachs,[23] vnd andern Heüsern täglich aus vnd ein. Welches Ew. Fürstl. Gn. in Vnderthänigkeit nicht verhalten wollen“.[24]
Georg II. antwortete am 27.1.1645, Blaufeld werde hoffentlich über die mit ihm verhandelten „wichtigen Sachen“ mit niemandem reden.[25] Am gleichen Tag schrieb Eberstein zurück, „Wass nun anfangs den Obrist Lieutenant Blaufeld belanget, so bleibet derselbe annoch beständig bey seinen hohen reden, wie Ew. Fürstl. Gn. Jüngst albereits vnderthänig vberschrieben wordten, Ich werdte aber ferner bemühet sein, ob dessen alles noch ein gewisser grund zue erfahren“.[26]
Eberstein teilte Georg II. am 31.1.1645 mit: „Der Obrist Lieutenant Blaufeld beruhet noch vff seinen reden, wie Ew. Fürstl. Gn. Ich zum öfteren vnderthänig vberschrieben, Ist gestern mit hiesigen Superintendenten[27] in discurs gerathen, Ob Er auch in den Heüsern, wo Er ab vnd zue gehet, von einem vnd dem andern rede, kann Ich nicht wissen, Jedoch will Ich in diesem pass dass beste von ihme praesumiren“.[28]
Am 3.2.1645 erkundigte sich Georg II. bei seinem Kommandierenden, ob Blaufeld sich wirklich getraue, Geld vom spanischen Hofe zu beschaffen.[29]
Und unterm 7.2.1645 teilte Eberstein Georg II. mit: „So wird auch von dess Obrist-Lieutenant Blaufelds annoch beständiger Intention Ew. Fürstl. Gn. der Herr Commissarius Schäffer bey dieser post vnterthänig berichten“.[30] Danach wird er in der Korrespondenz beider nicht mehr erwähnt.
[1] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog, in der brandenburgischen Armee sogar 300 fl. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann einer Kompanie, so dass er bei Einquartierungen und Garnisonsdienst zwei Quartiere und damit auch entsprechende Verpflegung und Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[2] Aventurier: Abenteurer, Schlachtenbummler, die zeitweise auf eigene Kosten im Heer dienten, auch Freibeuter (Kriegsunternehmer). Vgl. ERNSTBERGER, Abenteurer. Von den Städten wurde dagegen verlangt, dass sie diesen oft adeligen Schlachtenbummlern Quartier und Unterhalt gaben. In der „Begründten Summarische Relation“ (Quelle 6) über die Schlacht bei Alerheim (1645) heißt es „Insonderheit ist vnder den Französischen Auenturirn, wie man nachricht hat / eine nit geringe anzahl / vnd darunder vil vornemme Leut / Todt gebliben“.
[3] reformiert: zur Disposition gestellt; außer Dienst; aufs Wartegeld (verringerter Sold, bis es zur Verwendung im Krieg kommt) gesetzt. Diese reformierten Offiziere waren recht zahlreich bei den einzelnen Armeekorps und wurden bei den kommandierenden Offizieren mit verpflegt und untergebracht, was die Kosten für die jeweilige Stadt zusätzlich in die Höhe trieb.
[4] Gießen [LK Gießen]; HHSD IV, S. 172ff.
[5] Don Fernando de Austria [16. oder 24.5.1609 Madrid-9.11.1641 Brüssel], spanischer Kardinalinfant.
[6] Ernst Albrecht v. Eberstein [6.6.1605 Gehofen-9.6.1676 Burg Neuhaus], ab 1632 hessen-kasselischer, ab 1644 hessen-darmstädtischer Generalfeldmarschall, 1648 kaiserlicher Feldmarschallleutnant. Vgl. EBERSTEIN, Geschichte.
[7] Gießen [LK Gießen]; HHSD IV, S. 172ff.
[8] Georg II. Landgraf v. Hessen-Darmstadt [17.3.1605 Darmstadt-11.6.1661 Darmstadt]; „Hessen-Darmstadt, Georg II. Landgraf von“, in: Hessische Biografie <http://www.lagis-hessen.de/pnd/118884352> (Stand: 8.3.2012). Vgl. DIEHL, Georg II.; BECK, Die Neutralitätspolitik Landgraf Georgs II.; WACHENDORFER, Möglichkeiten und Grenzen.
[9] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.
[10] Konversion: Karrierewilligen Offizieren und Beamten wurde der entsprechende Glaubenswechsel nahegelegt. Mit der Konversion empfahl man sich Spanien; zudem wurden die „conversos“ meist mit Ehren und Ämtern überhäuft (wie schon Pappenheim und Wahl), teils, um weitere Persönlichkeiten zum Übertritt zu bewegen, teils, weil es wie im Fall des Johann v. Götz am kaiserlichen Hof an geeignetem Persönlichkeiten fehlte. Die Konversion großer Bevölkerungsteile wurde auch durch militärischen Zwang erreicht: Am 2.2.1626 wurde Duderstadt durch das Regiment Cronberg besetzt, um zu verhindern, dass die größtenteils protestantische Bevölkerung dem heranmarschierenden Christian v. Braunschweig die Stadttore öffnete.Die Einnahme Duderstadts diente neben der üblichen und jetzt umso notwendigeren Zwangsunterbringung von Truppen auch dazu, dem kurfürstlichen Befehl zur Rekatholisierung entsprechenden Nachdruck zu verleihen.KNIEB, Eichsfeld, S. 354. Nichtkonvertierende wurden mit hohen Geldkontributionen belegt. Bis zum Ende dieses Jahres traten durch die Wirksamkeit der Jesuiten – Patres der SJ neben Angehörigen der anderen Orden begleiteten die bayerische Armee auf allen ihren Feldzügen bis in das Jahr 1648 – wie auch unter dem existentiellen Eindruck der Pest, der von Juli bis Ende September 2.000 Bürger zum Opfer gefallen sein sollen; LAMMERT, Seuchen, S. 90 – und durch den Zwang der Tilly’schen 1.131 Bürger zum katholischen Glauben über. LERCH, Duderstädter Chronik, S. 94f. So war man im besetzten Stade konsequent bei dieser repressiven Politik im Sinne des 1629 erlassenen Restitutionsedikts Ferdinands II. geblieben, JOBELMANN; WITTPENNING, Geschichte der Stadt Stade, S. 91: „Die Einwohner wurden, unter Zusicherung der Freiheit von Kriegssteuern, durch Plakate zum Uebertritt aufgefordert, anscheinend ohne allen Erfolg, worauf der Bedruck noch zunahm“. Dass die Erfolge sehr mager waren, zeigt ein Bericht von 1630, nur zwei Familien seien zur katholischen Kirche zurückgekehrt. Von der Besatzung hätten dagegen dreihundert den katholischen Glauben angenommen (DUHR, Geschichte der Jesuiten II/1, S. 129), was vielleicht auch aus Karrieregründen geschah. Die Konversion vor der Hinrichtung führte zu einer würdigeren Bestattung. Vgl. die Chronik des Arnold v. Anrath (1616); BAMBAUER; KLEINHOLZ, Geusen und Spanier, S. 20: „Anno 1616 sich zudragen, daß eyn Soldat Berndtt genandt, sich auf der Landtstraßen verlauffen und von den Spannischen an der Fegteß gefangen und etzlich Wochen auf der Portten geseßen, endtlich zum Todt verurtheilet und an ein Post kegen Vagten Bungert gewurget worden, wey wohl dei Jesuweytt eynner ihm angelabt, er solt nit sterben, so er sich zu den romischen catolischen Glauben geben, dar er sich anders nit versehn, hat er sich darzu begeben, vermeinet sein Leben, weil er jonck wahr, zu retten, entlich glichwohl heraußer gefuret, an den Ort wey vorgemelt und ist em sein Recht gedan wey er wohl hatte verdint und gewurget. Weyll er nu etzlich Dag zuvoren ein Fraw genamen, umb den Mittag vor den Gubernator gekommen und gebetten, daß sei ihren Mahn mugte abnehmen und begraben, ist sey hengangen und ein Kahr met eine Pferdtt gehurt und bey em gefaren und ihm met eynen Metzer den Strick loß geschneden und auf dey Kahr gedragen und ist ihr durch Furbitt der Jesuiten ahn den Gubernator ein Grab in der Bruren Kerck zugelaßen worden, Ursag, daß er roms catolisch worden wahr“.
Konversionen wurden auf allen Seiten mit dem entsprechenden Gepränge gefeiert: „Freude aber war in Trojas Hallen, als es den Barfüßer-Mönchen gelungen war, einen armen Juden zu bekehren. Um diesem glorreichen Erfolge den gebührenden Glanz zu verleihen, verschmähten sogar die höchsten Spitzen, der Statthalter von Metternich und der Oberhauptmann Becker [Peckher; BW], es nicht, am 2./12.Februar 1631 bei der Taufe Gevatter zustehen“. BOETTCHER, Halberstadt, S. 193. Der Osnabrücker Chronist BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINCK, der osnabrugischenn handlung, S. 19: „A[nn]o 1629 war ein getaufter oder geborner Jude in Oßnabrugk unter der haubtmanschafft Marschalcks mit namen Lythmannus. Der hat sich hie im Thumb bey uns taufen laßenn, ist ein Christ worden, unser G[nadiger] F[urst] und herr [Franz Wilhelm v. Wartenberg; BW] hat ihn den namen gebenn und gennet Petrus Franciscus. Dißes haben viel 100 menschen gesehen, das solchs ist geschehenn“. Vgl. auch WINKELBAUER, Karrieristen oder fromme Männer ? Zum Teil konvertierten Juden auch, um den Bedrückungen zu entgehen. WAGNER, Pforr, S. 171 (1647): „Den 23. Maii hat sich der Judt Meyer zum Christlichen Glauben freywillig bekand und nachdem er darauff, beneben seiner söhnlein 2, swß Christlichen glaubenß unterrichtet, alß ist er mit sein 2 söhnen uff dato in volckreicher versamlung getaufft und der alte Wilhelmuß /:weil er unßern Gnidg[en Fürsten und Herrn zum tauffbaden erwehlet / genennet worden. Die beyde knaben wurden durch die beampten und den raht auß der tauff gehoben, welche knaben er zur Christlichen schull angehalden. Und ist ihme und den knaben von geistlichen und weltlichen alleß guhts erzeiget worden. Weill aber sein weib hirmit nicht zufrieden geweßen, sondern mit dem eltisten sohn und 2 töchtern darvongezogen, hat ihn solches sehr geschmirtzet, deßwegen er sein vortheil ersehen und den 9. Novembr: gegen abend mit sein 2 getaufften söhnen /:welche, [und] er selbsten, gnugsamb scheinenfleisch geßen:/ heimlich uff und darvon gezogen und alßo zum schelmen word[en]. Und weil er diejenige unterpfand, so ihme von den bürgern versetzet geweßen, mitgenommen, alß ist sein hauß verkaufft und die kauffgelder denßelben bürgern /:weil ihre unterpfand mehr alß das anlehn wehrt gewßen:/ gefolget worden“. Dieser Fall des Wilhelm Meyer aus Fulda ist ausführlich dargestellt bei LITT, Juden in Thüringen, S. 202ff.
Aus Mügeln wird berichtet; FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 163f.: „Anno 1635. im Januario sind zwo Churfürstliche Compagnien Fußvolck hieher kommen / unter Hauptman Wintern und Gehern / sind allhier gelegen biß zu Ende des Monats Iunii. Unter Hauptman Winters Compagni war ein Jüde ein Musqvetirer / Namens Michael Jod / der gieng auff Zuredung der Officirer fleissig zur Kirchen / und hörete Gottes Wort / auch gieng er eines Tages zu dem Diacono, lernete den Catechismum Lutheri / die Fragstücke / schöne Sprüche und Gebete / darzue er auch Lust und Liebe hatte. Als er nun dieses alles wol gelernet und gefasset / ist er den 19 Maji am Pfingst-Dienstage in die Kirchen gegangen / für dem Altar getreten / und in beyseyn etlich tausend Personen examiniret worden / und nach dem er auff alle Fragen so gut geantwortet / daß sich iedermänniglich verwundert / ist er von dem Diacono Herrn Christophoro Heinrici getaufft / und Johann Christian genennet worden. Hat sieben TauffBathen gehabt / vier Mannes- und drey WeibsPersonen / von Officiern und derer Weibern / die haben ein herrlich TauffEssen außgerichtet / und hat der Bathe fleissig auffgewartet. Wie beständig er aber hernach bey dem Christenthumb verblieben / kan ich nicht wissen / man will sagen / er habe sich wieder zum Jüden begeben“.
[11] Bender: Fassbinder, Küfer.
[12] Ulrich Eberhard v. Buseck [ – ], hessen-darmstädtischer Amtmann und Hauptmann.
[13] N Schwalbach [ – ] ?
[14] Muskete: I. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete mit Forquette (Stützgabel), Bandelier und Kugelform kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. II. Es gab auch Jagdmusketen mit kleinem Kaliber und langem Lauf, die von Scharfschützen verwendet wurden. Zum Teil machte man aus Unberittenen Dragoner, in denen man ihnen Musketen gab. SCHWARTZ, Die Neumark, S. 52.
[15] eine Musquete vff den hals nehmen: als Musketier dienen.
[16] EBERSTEIN, Geschichte, S. 809f.
[17] EBERSTEIN, Geschichte, S. 815.
[18] Kriegskommissar: Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontribution). Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung; vgl. s. v. „Fourier“.) Der „Musterkommissarius“ führte in landesherrlichem Auftrag die Musterungen durch und überwachte die Zusammensetzung des Heeres. Musterkommissare waren bei gemeinen Soldaten wie Offizieren gleichermaßen verhasst, da sie Manipulationen und Betrügereien auf den Musterplätzen zu unterbinden suchten: Söldner erschlichen sich vielfach Sold, indem sie sich unter verändertem Namen mehrfach mustern ließen, Offiziere führten zuweilen mehr Männer in den Soldlisten, als tatsächlich vorhanden waren, um die eigene Tasche mit den überschüssigen Löhnungen zu füllen (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120ff.). Auch hatten sie die Abdankungen und die Zusammenlegung und Neuformierung kleiner Einheiten zu überwachen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51; vgl. auch PFEILSTICKER, Lang. In einer Landtagsbeschwerde des Gerichtes Hörtenberg wird geklagt, daß bei Durchzügen „auch tails beglaitcommissari den unntertonnen mehr sched- als nutzlich sein, in deme sy mer dem soldaten beifallen, unnd in ansuechenden unerzeuglichen sachen recht geben, als den unnderthonnen obhabennden gebierennden schutz erweisen“. SCHENNAT, Tiroler Landesverteidigung, S. 63. Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25.
[19] Johann Wilhelm Scheffer [ – ], hessen-darmstädtischer Rat.
[20] EBERSTEIN, Geschichte, S. 817.
[21] EBERSTEIN, Geschichte, S. 817.
[22] Das entsprach 200.000 bzw. 300.000 Rt.
[23] N Bambach [ – ], kaiserlicher Obristleutnant.
[24] EBERSTEIN, Geschichte, S. 820f.
[25] EBERSTEIN, Geschichte, S. 821.
[26] EBERSTEIN, Geschichte, S. 821.
[27] Superintendent: In der lutherischen Kirche Leiter der unteren Kirchen- und Schulbehörde eines Amtsbezirks, zugleich erster Geistlicher der Stadt. Der Superintendent leitete die inneren Angelegenheiten der Kirche und hatte die Aufsicht über das Volksschulwesen. Damit war er Vorgesetzter sowohl der Pfarrer als auch der Lehrer eines Amtsbezirks.
[28] EBERSTEIN, Geschichte, S. 826.
[29] EBERSTEIN, Geschichte, S. 827.
[30] EBERSTEIN, Geschichte, S. 835.