Bodenhausen, Otto von; Hauptmann [ – 13.6.1644] Bodenhausen auf Arnstein,[1] Mühltroff [2] und Leubnitz,[3] brandenburgischer Rat, stand 1639-1644 als Landeshauptmann von Hof[4] in den Diensten des Markgrafen Christian von Kulmbach-Bayreuth. Der Hofer Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598 – 1648] hält fest: „Den 3. julii [1638; BW] hat der hochedelgebohrne und gestrenge herr Otto von Bodenhaußen auf Arnstein, Mühldorf und Leibnitz in Culmbach[5] seine pflicht auf die hiesige Hauptmanschaft abgeleget“.[6] „Den 9. februarii [1639; BW] hat vor hochedelgedachter herr Otto von Bodenhaussen, fürstlich brandenburgischer rath und hauptman auf Arnstein, mit dero hochadeligen familien seinen einzug alhier genommen und die lang vacirende hauptmanstelle wieder bezogen. Gott gebe dazu glück“.[7] „Den 17. febr[uarii] wurde nach gehaltener amtspredigt herrn hauptmans hochedel gestreng vocation und praesentationschreiben von der canzel abgelesen, und erfolgte darauf die congratulation.
Den 18. huius reißeten herrn hauptmans hochedel gestreng mit dem commissario Lichau nach Culmbach zur fürstlichen regierung, die noch ferner bevorstehende, die noch ferner bevorstehende einquartierung der dragouner abzuwenden und wofern es möglich, hier liegende völcker auch zu lösen, damit durch die schwedischen partheyen, weilen gleich um diese zeit Leipzig[8] von ihnen schon berennet, Mörseburg[9] ausgeplündert und das meiist land darum in ihren händen, dieser stadt mit[10] großer unheil zugezogen werden möchte“.[11]
Bodenhausens Aufgabe bestand auch darin, Einquartierungen abzuwenden oder deren Folgen möglichst gering zu halten: „Bey der nacht [21.2.; BW] aber kamen die bey der nacht ausgezogene nicolaische [Nicola Montard de Noyrel, BW] reuther auf 40 pferden wieder herein, hatten etliche von denen zu Münchberg[12] liegende reuther zu sich genommen und wollten wieder in die stadt und gegen die schwedischen, so dar ankommen möchten, sich wehren. Weil aber der der herr hauptmann [Otto v. Bodenhausen; BW] und der von Lichau gleich von Culmbach wieder zurückkommen waren, wurde denen das quartier ganz denegiret, weilen ihre ordre nur zu recognosciren gelautet, darzu ihre eigene cameraden ausgesaget, dass die schwedische wache zu Zöbern[13] verspühret. Daher blieben sie die nacht über in der Vorstadt und marchirten den 22. huius darauf von hinnen ganz hinweg. In der nacht aber schickte ihr obristlieuthenant, so zu Wunsiedel[14] logiret, von Gefreß,[15] als dahin sie sich reteriret, hieher zu erkundigen, wo die schwedischen eigentlich wären, deme gründlich zuentbothen worden, dass die nacht über zum Gefell[16] banirisch [Johan Banér; BW] volk gelegen gelegen, wie sie dann den 23. februarium frühe den jungen Beulwiz zu Hirschberg[17] gefangen mit hinweggenommen und darauf 3 starcke partheyen gegen Cronach[18] gezogen“.[19] „Den 28. februarii zu mittage praesentirte sich von der Plauischen Straßsse her ein starcker trupp reuther. Die rückten an die [Untere] Steinerne Brücke, schickten einen trompeter mit schreiben und ordre von general Banier und obristen Schlangen [Slange; BW] herein und begehrten quartier. Derentwegen herr hauptman Bodenhaußen hinaus zu ihnen und nahm den rittmeister mit etlichen officirern zum tractaten herein, um zu versuchen, ob solche einquartierung könnte abgewendet werden. Wurden sobald mit speisen tractiret, aber es war die quartierung diesmahl nicht abzuwenden. Dann nachdem der rittmeister wieder zum thor hinausgehen wollen, hat er sobald den bürgern, so gewachet, ihre musqueten nehmen lassen, selbige hinweggeworfen und das Untere Thor durch seine dragouner besetzt. Darauf mit etlichen 50 pferden in die stadt geruckt, anfangs selbe spolirt, alle pferde zusammengesuchet und nochmahls quartier gemacht. […]
Den 1. martii kam eine von general Banier schriftliche salvia guarde an, welche Salomon Müller und Hans Pertsch, zeuchmacher, brachten, und war gute hoffnung, das volck würde sich von hier bald wegbegeben, wie den[n] nachts um 9 uhr die meisten reuther sich vor das Untere Thor [begeben] und die nacht draußen blieben. Den 2. dieses ruckten sie früh wiederum herein, und weilen magister Wolf und Christoph Buchta, schönfärber,[20] bey dem obristen Erich Schlangen zu Plauen[21] selbst geweßen, sind die 5 compagnien, so albereit alhier commandiret geweßen, bis auf seiner fürstlichen gnade gnädige resolution und abordnung mit gedachten obristen deswegen zu tractiren zurückblieben. Daher gedachte beide abgeordnete wieder nach Plauen verschickt worden, deme der obrist Schlang zu Zöbern[22] mit etlich 100 zu roß bereit begegnet, und nachmittags in die stadt selbst angelanget, die völcker aber zu Unterkozau[23] logiret worden. Und weilen stracks eine unmögliche rantion von viel tausend thalern und 100 pferde angefordert wurde, dargegen aber man die unmöglichkeit vorgeschüzet, hat man noch selbigen abend einen ehrbaren rath in arrest genommen und auf dem Rathhauße verwahren lassen. Ja man hat auch des herrn hauptmans nicht verschonet, sondern demselbigen ebenmäßigen arrest zugemuthet. Der sich aber excusiret, dass man nicht seiner person, sondern seiner fürstlichen gnade solchen schimpf anthun solte oder wolte. Darauf ist er wie auch ein ehrbarer rath bald wieder losgelassen worden. Folgenden sontags als 3. martii früh suchten die dragouner von hauße zu hauße alles eingeflehete und einheimische pferde zusammen, spolirten manchmahl auch immer mitunter und verschonten auch des fürstlichen Schlosses nicht, nahmen den herrn hauptman alle seine pferde und trieben das geraubte guth alles zusammen in den closterhof. Daher auch unter der ambtspredigt ein gelauf aus der kirchen worden, dass solche nicht können geendet werden. Herr hauptmans gestreng aber praesentirte dem herrn obristen einen treflichen schönen rappen und bekam damit seine übrige pferd wieder. Dieses thäten auch etliche von adel, also bekamen sie hergegen auch etwas wieder. […] Der ranzion halber verglich man sich auf 6000 thaler, daß nehmlich die stadt 2000 thaler, die von adel 2000 thaler und die landschaft 2000 thaler geben sollen“.[24]
„Den 6. martii nach 8 uhr abendts kam des regimentsquartiermeister, so zu einbringung der ranzion alhier verblieben, bruder, ein rittmeister, mit 80 pferden vor das Obere Thor, welcher von Culmbach zurück hieher marchiret, alwo er den nicolaischen obristlieuthnant bald ertappet und gefangen haben sollte, und unangesehen er keine ordre hieher, ließ ihme doch gedachter quartiermeister auch hinter herrn hauptmans hochedel gestreng wissen und willen herein, und muste man ihm noch in der nacht quartier verschaffen, welches nicht wenig schrecken unter der bürgerschaft verursachte, verblieben auch den folgenden tag als den 7. martii mit ziemlichen beschwerden still liegendt bis gegen abend um 4 uhr, marchirten sie die strasse hinwiederum gegen Plauen fort“.[25]
„Den 12. maii des sonntags Cantate haben herr hauptmans hochedel gestreng 10 reichsthaler in das becken zu den bevorstehenden geistlichen häußerbau einlegen lassen, ungeacht zu vorher ein mercklich- und ansehnliches bey der sache gethan worden“.[26]
Im Jahre 1640 war, wie aus einem vom 13.4.1641 datierten Briefe des Markgrafen Christian an Bodenhausen hervorgeht, der im Sporck’schen Regiment unter Rittmeister Georg Fahl dienende Friedrich Ernst von Dobeneck, als er auf Schloss Brandenstein[27] in Urlaub sich begeben wollte, im Pfaffenhölzlein zwischen Dörnthal[28] und Selbitz[29] mit drei Schüssen verwundet worden. Sein „Junge“ wurde mit zwei Pferden gefangen genommen. Dobeneck gab als Täter vor allem Georg Ernst von Reitzenstein an, der daraufhin in „Verhaft und Verhör“ genommen wurde. Bei dem Verhör stellte sich heraus, dass Dobeneck in Bezug auf den Täter sich getäuscht hatte und dass der Reitzensteiner falsch bezichtigt worden war. Nach einem Briefe Dobenecks vom 23.5.1641 war Dobeneck von seinen Wunden genesen. Nun bezeichnete Dobeneck als einen der Täter den Sohn des von Guttenberg’schen Pächters zu Marlesreuth.[30] Dieser erklärte, nur in Kulmbach gegen Kautionsleistung vor Gericht zur Verantwortung erscheinen zu wollen. Der Hofer Stadtvogt Hendel erhielt den Befehl, den Täter zu verhaften. Doch entzog sich dieser durch die Flucht der Verhaftung.[31]
Bodenhausen konnte es sich anscheinend erlauben, während dieser schwierigen Zeit über 30 Wochen auf seinen hessischen Besitzungen, die bisher nicht bekannt sind, zu verweilen. „Den 15. augusti [1640; BW] ist herrn hauptmanns Otto von Bodenhausens hochedel gestreng, so etliche 30 wochen von hier aus auf seinen gütern in Heßen geweßen, wieder hier angelangt“.[32]
„Inmittelst ist den 19. dieß [19.11.; BW] wieder ein both von gedachten obristen Duclas [Robert Douglas; BW] gekommen, der allein von dem marggräfischen [sechs]a[e]mtern[33] 2400 thaler begehret, auch schreiben an Cronach[34] um contribution wegen gebracht.
Den 21. novembris ist herrn hauptmanns hochedel gestreng sambt Friedrich Weygandt von Lichau und herrn closterverwalter Georg Nestor nach Plauen zu gedachten obristen Duclas verreißet, und hat herrn hauptmanns gestreng einen schönen grauen schimmel nebst etlichen geldern mitgenommen, gedachten obristen damit zu beschenken, damit von der alzu grosen fo[r]derung er sich in etwas herablassen möchte, und hat man nach seiner abreiße angefangen, inmmittelst eine[r] steuer von 100 gulden vermögen 2 thaler einzufordern. […] Dem 23. haben die schwedischen reuther angefangen, die strassen zu spoliren und unsicher zu machen, maßen sie herum, was sie an pferden und ochßen antrafen, alles weggetrieben. […] Den 24. novembris ist herrn hauptmanns hochedel gestreng von Plauen wiederkommen, und ist die tractation auf die hauptmanschaft Hof alleine eingericht und auf 3000 thaler geschlossen geweßen, dann seine fürstliche gnade haben die andern hauptmanschaften und aemter nichts darzu spendiren oder contribuiren lassen wollen.
Den 25. novembris schickten seiner fürstlichen gnaden wiederum dem oftgedachten obristen Duclas ein schön pferdt zur verehrung zu“.[35] „Den 5. december kam der duclasische major mit einigen starcken trouppen zur abhohlung der hinterstelligen und an den 3000 thalern, was noch restirete, contribution, oder nahm gleichwohl an mangel bahrer bezahlung an tuch, sättel, pistohlen und andere sachen und marchirte noch selbigen abendts wieder auf Plauen, schickte aber zuvor eine parthey gegen Culmbach, weil der kayßerliche generalmajor Bronj [Bruay; BW] mit 20 regiementer auf Eger,[36] den leuthmerizischen[37] paß zu verwahren, gegangen. […] Den 10. decembris kamen abermals duglasische völcker von Plauen, hohleten, was an der contribution noch ausen stand, und marchirten in der nacht um 9 uhr wieder fort, weil allenthalben viel kayßerliches volck um Kupferberg[38] und der orten in march begriffen waren. […] Den 18. december kam der duclasische major von Plauen abermahls hieher zu abhohlung [der] hinterstelligen gelder, hatte einen starcken troupp bey sich und gieng den 20. gegen Kupferberg[39] und die 6 bambergische halsgerichte, welche er ziemlich rantionirte. Kam den 22. wieder anher und blieb endlich zur salva guard alhier liegend, weil der ganze schwedische marsch unter dem general Baner von der hauptarmee zu und um Neustadt an der Orlau[40] hinauf in anzug sich befunde“.[41]
„Den 26. decembris mit beschluß der frühpredigt kam der generalquartiermeister an, und herrn hauptmanns gestreng alhier fuhren neben Christian von Beulwitz, major zu Töpen,[42] seiner excellenz dem herrn general Baner nach Schlaiz[43] entgegen, um vorzubauen, damit die stadt nicht so gar belegt und ruiniret werden möchte. Inzwischen kamen die andern quartiermeister von den regiementen auch hier an, hohlten ordre, und wurden um die stadt alle dörfer voll regiementer und volck beleget. Herrn hauptmanns gestreng aber haben herrn generalfeldmarschall zum Gefell, alda er bey dem herrn pfarrer magister Haanen logiret, angetroffen, und dies folgenden tages als den 27. decembris am dritten heyligen Weynachtsfeyertage angelangt. Da dann derselbe neben seiner gemahlin, einer Marggräfin [Johannette Margarethe; BW] von Baden,[44] so er neulich zu Erfurth[45] geheyrathet, und den ganzen generalstaab, auch der artillerie über 125 stück groß und klein, desgleichen Carl Ludwig, Pfalzgraf, und ein junger Herzog von Wittenberg[46] und Nassau,[47] item generalmajor Dupadel [Taupadel; BW], Wittenberg et cetera, alle in die stadt einlogiret worden. Und, obschon keine insolentien verstattet werden sollten, sind doch in vielen häusern und sonderlich, wo die franzosen gelegen, grose pressuren vorgangen“.[48]
Unter dem 5./6.1.1641 heißt es: „Dergleichen der duclasische major, dem neben den generalgewaltiger Lindeman von seiner ecellenz dem herrn generalfeldmarschall die stadt in obacht zu nehmen allen ernstes anbefohlen worden, auch wieder hieher. Die hatte der herr hauptmann den 6. huius alhier zu gaste“.[49]
„Den 16. martii marchirte der schwedische obrist Graf von Nassau [Wilhelm Ludwig v. Nassau-Siegen; BW] auf die Wölbatendörfer[50] Strasse auf die stadt zu. Und obschon des herrn hauptmans gestreng zu dem herren Grafen um abwendung alle qua[r]tier sich hinaus verfüget, hat man doch nichts erhalten mögen, sondern die quartiermeister machten de facto quartier, und zogen abendts um 7 uhr 1500 pferde starck allererst in die stadt. Was damals wiederum vor angst und noth in der stadt geweßen, ist nicht wohl zu beschreiben. Die kirche zu Sankt Laurentii wurde ganz ausspolirt, in häußern und qua[r]tieren elendigliche process vorgegangen, weil alles überhäuft und kein pferd vor dem thore bleiben wollte. Das continuirte nun also, bis den 17. martii generalmajor Taubadel und generalmayor Oheim [Ehm; BW] mit dem rest ihrer armee und artollerie folgten und ihren march auch gegen Schlaiz zu nahmen, welches dann den ganzen tag wehrete“.[51]
„Nunmehro kamen die kayßerlichen, wie dann den 20. martii obrist Beuchold [Beygott; BW] und obrist Rackoniz [Rajkovič; BW], zwey croatenobristen, einen cornet hieher schickten, und begehrten auf 4 regimenter[52] quartier. Dahero von herrn hauptmanns gnaden alhier ihnen entgegengeschickt wurde auf Helmbrechts,[53] da dann die sache durch remonstration soweit vermittelt worden, dass weil die schwedischen und franzö[s]ischen völcker die stadt jüngst gänzlich ruiniret, dass man ihren regiementern proviant hinausschaffen, damit sie in der Alten- und Vorstadt logiren konten.
Diese brachten ziemlich viel vieh mit, so sie unterwegens armen leuthen abgenommen. Sontags den 21. martii an ihren Ostertage marchirten sie frühe wieder fort“.[54]
„Im monath septembris [1642; BW] kam Johann Christoph Königsmarck, ein schwedischer generalfeldwachtmeister, von Naumburg[55] her und legte sich bey Saalfeld[56] mit seinen unterhabenden Leuten, verschanzte sich daselbst, bliebe auch bei 4 wochen alda liegen, und so schickte er auch überal parthien aus, das vieh hinwegzunehmen und die leute zu schäzen. In Schlaiz lag dessen regiementsquartiermeister, Gosmeister genandt. Dieser hatte nun plenipotenz, mit allen umliegenden orten zu tractiren. Dahero schäzte er alle städte und flecken daherum, schrieb auch hieher und begehrte anfänglich 10000 thaler und monathlich 5000 thaler. Endlich wurde mit ihm auf gewisse maaße 3000 thaler vor das ganze Fürstentum accordiret. Diese gelder aber musten sobald innerhalb 14 tagen zusammengeschaft werden, und man sollte sie nach Erfurth[57] liefern. Jedoch hatte diese lieferung [der Hofer Anteil an den 3.000 Reichstaler für Königsmarck; BW] fast länger als vier wochen anstand, weilen gleich dazumal wieder den Konigsmarck sich heraufzogen ein kayßerlicher generalwachtmeister, namentlich Achelles Freyherr von Soye. Der hatte bey sich 6 regiementer geschlagener völcker allerhand sächßischer und kayserlichen trouppen, als das fougeische [ Simon Des Fours; BW], hebronnische[58], picolominische [Ottavio Piccolomini; BW], sousische [Ernst Roland de Suys (?-1645); BW], pfulische [Adam v. Pfuel; BW], schleunizische [Joachim v. Schleintz; BW], zu roß und zu fuß, und das bassenische [Passue; BW] regiment dragouner. Dieser kam von Plauen herauf und legte sich von 2. oct[obris] bis den 10. huius mit allen seinen völckern in diese stadt. Zwar lag nur allein er zusamt dem obristlieutenant, obristwachtmeister und dem staab hier in der Neustadt, jedoch aber war diese stadt so voller pferde und leute, daß es fast zum erbarmen gewesen, dann es hatte der herr Graf nur allein auf seinen leib 122 stück pferdte, überdieses 6 heroldswagen und noch eine conrette.[59] Vor jedem derer waagen giengen 6 roße. Ja, kein rittmeister war, der nicht 22 bis 25 pferde bey sich hatte. Genug, sie hatten einen recht starcken, schädlichen und förchterlichen troß bey sich. Das meiste waren referiirte[60] officiers und gar wenig gemeine soldaten. Die arme burgerschaft war damalen sehr geprest[61] und geängstiget, als vor noch niemals gewesen, so daß es manchem [S. 205; BW] bey seiner armuth des tages auf 5 bis 6 gulden gekommen. Die Altenstadt, die Vorstadt und die Fischergaße und der Graben[62] waren so voller leute und pferde, auch mit wägen so voll, daß fast kein apfel zur erden fallen konnte, dann es stunden in manchem hauße auf 20 bis 30 pferden, welche sie so sie hingekommen, ja sogar in stuben und kammern eingestellet […] hatten. Die scheuren wurden alle aufgeschlagen, die banzen[63] ausgeleeret, und sie stelleten ihre pferde dahinein. Zwischen denen scheunen giengen kühe, kalben, schöpsen[64] und anderes vieh, ja hüner, gämß, enten und piphüner[65] wie auf einem herrenhof herum. Das vorhandene heu und stroh in scheunen und schupfen[66] wurde entweder aufgefüttert oder sonsten zernichtet, das kraut und rüben ausgezogen und gefreßen, die teiche abgezogen[67] und ruiniret, denen leuten bey nachtlicher weile in die häußer, läden, kämmern und böden eingebrochen und, was sie ertappen konten, entwendet. In summa, es geschahe dazumal ein solcher schaden, weilen gleich die ernde erst verrichtet, das getraide auch noch nicht ausgedroschen, jedweder bürger auch fast gäntzlich vom gelde entblößet, der erwerb und handel auch fast gänzlich darniedergelegen, als jemals kaum geschehen, so daß der damalige aufgang[68] und schaden bey dieser unsriger stadt und hauptmannschaft auf sehr mäßige weise von verständigen leuten auf über 20000 gulden geschäzet wurde.
Als nun solcher jammer, verwüstung und ungenach seiner fürstlichen gnaden fürgebracht worden, haben sie solches mit hohen ungnaden empfunden, dieserwegen an den Baron und general geschrieben und starck verwiesen, daß er so unverantwortlich mit seinen armen leuten und unterhanen umgienge und ihnen als einem Fürsten des reichs und craßausschreibenden potentaten [des Fränkischen Kreises; BW] ohne ordre[69], ohne vorheriges anmelden in seinen landen überzogen. Darneben so bedroheten seiner fürstlichen [gnaden], wie sie dieses verfahren allerdings an ihro römisch kayferliche[70] mayestät berichten laßen wolten. Ob solchem schreiben ward gedachter general überaus entrüstet und erzürnt und wolte durchaus wissen, wer solches seiner fürstlichen gnaden vorgebracht, und hatte er hierüber den herrn hauptmann wie auch burgermeistern und rath dieserwegen in verdacht. Dahero machte er sich an dieselbige und verlangte von beiden theilen ein schriftliches attestat[71] und zeugnus seines verhaltens, und daß ihm wegen gethaner bezüchtigung wegen unrecht geschehen wäre. Dem ganzen rath war hier bey dieser sache wohl nicht, und hatten sie auf dieser seiten dieser gewalt und auf jener aber ungnade zu beförchten. Ob er schon sehr eiferig und in continenti[72] solches testimonium[73] begehrte, so hielten sie ihn doch ganzer 2 tage, [S. 206; BW] bis ihm der zorn vergangen, auf, endlich gaben sie ihm dieses wahrhaftige zeugnus unter ihrem siegel und unterschrift, als solches noch in originali[74] bey den actis publicis[75] zu finden und mit fleiß, der posteritaet[76] zum besten, aufgehoben worden, und ist folgenden inhalts:
Demnach der römischen kayßerlichen mayestät kammerherr, generalfeldwachtmeister und hochbestalter obrister zu roß und fuß, der hochwohlgeborne herr, […] herr Achilles Freyherr von Soye, von uns dem rath alhier zu wissen begehret, ob seine ihm untergebene soldatesca der burger vieh mit gewalt aus den ställen genommen, die cramläden erbrochen und ihr und der eingefleheten[77] getraid hinweggeführet, so haben wir dieser wegen etwas nachfrage gehalten und so viel erkundiget, wie daß anfänglich allerorten von wegen des vielfältigen aufgangs[78] großer jammer, dann daß die scheunen in denen vorstädten überal eröffnet, daß darinnen geweßene getraid ausgedroschen, heu und stroh über die assignation[79] meist verfüttert und dasjenige, was hereingeschaft werden sollen, ohne lösung nicht gefolget worden, daß auch nachbenahmten bürgern, als herr Georg Schubhardt, castnern,[80] herr Wolfgang Scheuben [Scheube (Scheuba); BW], herr burgermeister Wolf Härteln, Matheus Dorschen, Georg Bergern, Jacob Schneidern, Friedrich Herrmans witwe, Gilich Ludwigen, Marn Wießnern und Hanß Müllern, meßerschmieden,[81] bey nächtlicher weile theils deren häußer, theils deren keller, ställe und läden erbrochen, daraus an allerhand vieh, kleidern und waaren genommen, auch theils durch fleißige aufsicht der haußväter wiederum abgetrieben und größer unheil und ungelegenheiten hierdurch verhütet worden, welches wir seiner excellenz auf dero begehren eilfertig in schriften entdecken und mit unserer […] und gemeiner stadt insiegel bedrucken sollen. So geschehen Hof, den 8./18. octobris anno 1642. Locus sigilli[82], burgermeistern und rath.
Als er nun solches testimonium in die hände genommen, hat er es nicht anzunehmen begehrt, sondern solches zu ändern wiederum zurückgegeben, alleine es hinterzogen es burgermeister und rath in die länge und blieben dannoch hernach hierüber unangefochten. Auch schrieb er dazumal an den herrn hauptmann, ob er sagen könnte, daß er eine einzige klage wider seine leute fürgebracht, die er nicht gehöret und abgeholfen, und begehrete antwort. Worauf aber der herr [S. 207] hauptmann gar höflich antwortete und vermeldete, wie er gestehen müste, daß er ihm gehöret, auch ordre[83] solches abzuschaffen ertheilet, sezte aber bey allen fällen, derer er über 10en erzählet, anders nichts darzu, als daß ers angehöret, gedachte aber nie, daß geholfen oder etwas restituiret[84] worden“.[85]
„Eodem die [1.5.1643 a. St.; BW], als die bagage und das regiement [Christoph v. Rochow; BW] noch nicht aus der stadt, so kam Jarislaus von Kynski [Jaroslav Petr Freiherr Kinský v. Vchynice], Graf und obrist, mit seinem ruinirten und incompleten regiement hieher,[86] […] inglaichen von dem klombergischen [Clemens Clausberg; BW] regiment ein dragonermajor [Hans Georg Hoerl; BW], welche beide schon in Braunschweig,[87] alwo die quartier ausgetheilet worden, ihre ordre und plaz, alhier sich [zu] refraigiren[88] und completiren, bekommen hatten. Diese qua[r]tiereten sich herein, fraßen und soffen, waren lustig und guter dinge, verderbeten sowohl in der stadt als auf dem lande noch alles, was noch von den vorigen übrig gelaßen worden, und muste sie die bürgerschaft so lange, bis seiner fürstlichen gnaden mit ihnen tractiren[89] laßen, speisen, welches sodann bis den 9. maii währete, und belief sich solcher aufgang[90] auf 2379 reichsthaler 3 groschen, maaßen dann alles in eine ordentliche specification,[91] was jedes quartier gekostet, gebracht und sowohl dem Kynski als dem Torstensohn zugeschickt worden, dann es belief sich der aufwand der kynskischen völcker auf 1410 thaler 21 groschen und 571 thaler 15 groschen die dragoner. Vom 9. maii an bekamen sie geld und musten sich selbst verkösten, worzu dann die stadt auf ergangenen fürstlichen gnädigen befehl nebst ihrer grosen last der einquartierung und anderen nebenaufwand mehr zum ersten monath 750 gulden binnen 2 tagen baar erlegen und bezahlen“.[92]
Rüthner berichtet weiter: „Der dragounermajor [Hans Georg Hoerl; BW], weilen er ordre hatte, sich des Schloßes alhier entweder mit gewalt oder womöglich mit list zu bemächtigen, gab anfänglich unserem herrn hauptmann alhir gute worte, daß er ihn etwa das Schlossthor mit zehen oder funfzehn mousquetiers besezen liese, hernachmalen nahm er die Untere Viehstube ein, und endlich zog er die pferde auch hinauf, bemächtigte sich aber leztlich de[s]selbigen gänzlich, zoge alle seine reuter und dragouner hinaus, so daß leztlich der herr hauptmann nicht mehr bey ihnen bleiben wollte, sondern herunter in die stadt zog und ihnen das Schloß alleine ließe. Als nun der [S. 220; BW] herr major Höwel um[93] herr im Schloß alleine war, fieng er an solches zu proviantiren und zu verschanzen, ja man muste in allen mühlen commiss[94] mahlen. Die eingefleheten[95] bauern aber musten schanzen und sich zimlich anstrengen. Die burgerschaft aber muste getraidig und bier, ja alles, was sie vermochten, hergeben.
Als nun der major Höwel mit seinen dragonern auf dem Schloß, der Graf und obrist Kynsky in der stadt sicher, lustig und guter dinge waren, so kamen bisweilen nachrichten ein, der feind sammelte sich in der Pfalz[96] und Böhmen. Allein es wurde allezeit veracht und verlacht. Den 16. maii aber abends um 5 oder 6 uhr liesen sich alhier bey sich[97] Warth[98] etliche reuter sehen, und weil man aus des damaligen herren castners[99] […] Georg Schubhardts hinten auf dem Plaz[100] gelegenen wohnhauß absonderlich[101] weit hinaussehen konnte, so kam der obrist und alle officiers dahin auf den obersten gang, sahen hinaus und commendirten endlich den capitainlieutenant Herrmann mit etlichen pferden und die quartiermeisters zu ihnen hinaus, welche auf parole[102] zusammenritten und sich erkundigten, was sie brächten und wollten. Die diescourse[103] aber, weil man sie wohl hören können, die waren folgende: „Ob sie wohl gut quartier hierinnen hätten ?“ Denen der capitainlieutenant antwortete: „Jawohl“. Sie sollten mit hereinreuten auf einen abendtrunck. Darauf der kayserliche versezte: „Nein, heute nicht“. Es sey nunmehro zu spat, allein morgen frühe um 3 uhr wollte er ihnen bescheid thun. Deß morgens aber, als den 17. Maii, zu frühe, als es nun begunte zu tagen, so ruckte alsobald der helle haufe an, ritten durch das wasser und fielen von den pferden, liefen nach der stadt zu sturm und trieben es nicht über eine stunde, so kamen sie bey dem neuen neuen pfarrbau durch wüste häußer und andere löcher der stadt über die mauren, und stieg am ersten mit in die stadt herein herr obristlieutenant Herrand [Christoph Wilhelm Freiherr von Harrant v. Polschuwitz u. Westruwitz; BW], der ein böhmischer von adel und seinen vater und geschwister alhier wohnend hatte. Dieser ließ sogleich die thore aufschlagen, darmit der helle haufen […] herein konnte, und nahmen also bey 500 oder 600 reuter aus übler vorsicht, unachtsamkeit und schlechter gegenwöhr diese stadt unversehens ein. Die schwedischen retirirten[104] sich auf das Schloß, und wenige wurden niedergemacht, wie dann auch ein zeugmachersgesell, welchen sie vor einen soldaten angesehen, und weines tischlers, Georg Knöringers, weib in der furie anfänglich erschoßen [S. 221; BW] worden. die kayerlichen aber unter dem praetext[105], ob suchten sie den feind, plünderten die stadt aus und nahmen an vieh, pferden, kleidern und gewand, was sie finden konten. Dahero die stadt in nicht geringen schaden gerathen. Die officiers verhinderten zwar manches und thaten alles, besonders thate hierinnen der obrist Columbo [Giacomo de Colombo; BW], als welcher die leute anführete, sein bestes, er liese die stadt nicht entgelten, das ihm abgewichenen 11. februarii, als er hierdurch nach Erfurth in die gefangenschaft geführet wurde, wie es sein sollen, nicht allerdings begegnet worden, auch nicht so aufgewartet noch an die hand gegangen wurde. Jedoch blieben sie nicht länger als diesen tag, machten auch keine quartier, sondern plünderten und ritten gegen den abend wiederum des weges hin, wo sie hergekommen waren. Nachdem es nur ein wenig wiederum stille, so wurde von hauß zu hauß wegen des schadens der plünderung sich erkundiget, und befande sich nur, was […] angegeben würde, ohne was gar verschwiegen geblieben, 2244 reichsthaler.
Den 18. zu frühe, und der schaden geschehen, marchirte der obrist Kynsky mit seinem regiement hier fort und gieng nach Neustadt an der Orlau,[106] woselbsten er auch in die 4 wochen gelegen und alles verderbet. Endlich ist er gar bis in Thüringen und gegen Erfurth zu geruckt, doch aber auch wieder herausragiret[107] und endlich zu Remte[108] bei Jena[109] sich gesezt, da er dann endlich den 4. julius gefangen und sein ganzes regiement zertrennet worden ist“.[110]
„Den 18. julii [1643; BW] früh um 6 uhr kamen hinter den Japisstein und von der Staudenmühle her viele völcker, unwissend denen in der stadt und auf dem Schloß, gegen die stadt anmarchiret. Sie sazten sich gegen dem Schloß, und kam ein rittmeister, Kiel genandt, welcher adjutantquartiermeister und alles in allem war, also daß er das ganze werck dirigirte und alles, was er that, gethan war, mit ohngefehr 20 pferden [p. 281] vor das Untere Thor. Der begehrte mit den hauptman, obrist Reuschel auf Zedwitz und burgermeister und rath zu reden, welche sodann zu ihm hinausgiengen und zu vernehmen hatten, wie dass der bayrische obristlieutenant Kerbenreuter[111] kommen und mit 500 mann in der stadt logiren würde. Unterdessen sollte die stadt verschaffen 3000 pfund brod, 8 faß bier, 20 scheffel[112] habern, bretter, bohlen, alte fäßer, mäurer, zimmerleuthe, müller und bothen.
Nicht lange hernach kam der obristlieutenant Kerbenreuther selbst mit genandter summa volks vor das thor und begehrete herein. Da man es aber erst den herrn hauptmann meldete und zu lang zauderte, so ließ er die thore ersteigen und aufhauen, drang sich herein und war sehr ungehalten, daß man ihm nicht sogleich geöffnet. Dieser ruckte mit theils abgestiegenen arquebusirern sobald in die nächste häuser an dem Schloß. Einige ließ er zu pferd bey dem Obern und Untern Thor, ingleichen bey dem Rathhauße halts machen und begehrte quartier, welche auch sobald muste gemachet werden. Und wurden die armen leute so hart beleget und bedränget, daß sie kaum wusten wohin, und weil, wie der rittmeister Kiel fürgab, auch hernach wahr worden, noch viel volcks nachkäme, also sollten und musten sie in der stadt verpfleget und logiret werden. Wen[n] aber die infanterie käme, so solte die cavallerie auf die dörfer kommen und daselbst logiren, welches aber nicht geschahe. Die liste aber, so gedachter rittmeister und generalquartiermeister eingab, war diese:
1. generalwachtmeister Webel,
2. dessen obristwachtmeister,
3. ein hauptmann,
4. ein adjutant,
5. ein lieutenant mit 60 mann,
6. herr generalwachtmeister Wallenstein[113]
7. ein obristlieutenant,
8. ein obristwachtmeister,
[9.-] 12. 4 haauptleute mit den völkern,
13. herr obrist Mercy,[114]
14. ein obristlieutenant,
[p. 283]
15. ein obristwachtmeister,
[16.-]20. fünf hauptleute mit ihren völkern.
Die bayrische commendirte völcker:
21. obristlieutenant,
22. 9 obristwachtmeister und was noch zur artillerie gehörig ist,
23. herr obrist von Bentenau[115]
24. obristlieutenant,
25. obristwachtmeister,
[26.-]28. drey rittmeister,
29. herr obrist Collowrat[116]
30. obristlieutenant,
31. obristwachtmeister,
[32.-]34. drey rittmeister,
35. herr obristlieutenant Harrand,[117]
36. obristwachtmeister,
[37.-]39. drei rittmeister,
40. herr obrist Walließel,[118]
41. herr obristlieutenant,
[42.-]46. fünf rittmeisters,
47. herr obrist Baschaue,[119]
48. obristwachtmeister,
[49.-]51. drei hauptleute,
[p. 284]
[52.-]76. fünfundzwanzig rittmeisters.
Auf diese liste muste quartier gemachet werden in der stadt, und denen reutern, so die wache hatten, muste man über die häußer um das Schloß herum und hinter dem Plaz, so alle ganz voll lagen, noch 4 häußer darzugeben, welche dann dieselbe rein ausspolirten, zerschlugen und zernichteten sodann alles, denen officiers aber gab man ihre quartiers und billets, welche sodann vorgenommen wurden, ungeachtet die wenigsten hier lagen. Dadurch dann die bürgerschaft bey ohnedieß groser armuth höchst bedrängt und geplaget wurden. In der Vorstadt aber und in der Fischergassen, ingleichen in der Altenstadt und in denen scheunen lagen die unterofficiers und die gemeinen knechte dick über einen haufen. Sie ließen kein fenster noch sonsten etwas ganz, hoben die bretter auf und trugen solche zusammen zum sturm, blenden zu verfertigen. Aus der Stadt muste ihnen die verpflegung geschaffet werden, als denselbigen tag 1600 pfund brod und 27 faß bier, des andern tages wiederum so viel, des 3. tages änderte es sich. Daß heu, so gesammelt und abgemehet war, wurde rein außgefüttert und untergestreuet, und was noch von gersten und korn, so der arme burgersmann zu seinem brodkorn oder zum bräuen erheget und erhalten, wurde alles hinweggenommen und verfüttert. Und dies war alles noch hingegangen, aber daß war das allerärgste, daß sie das liebe getraide auf dem feld und welches fast einzuernden war, abschnitten und abhieben, ja, wie sie nur konten, mit fleiß zernichteten. Auch so muste annoch selbige nacht die stadt voll leerer fäßer getragen werden, ingleichen bretter, damit, wenn das fußvolck käme, darvon batterien gemacht werden könten“.[120]
„Demnach den 9. augusti [1643; BW], wie oben mit mehrerem gemeldet, der schwedische major Höwel [Hoerl; BW] vom allhießigen Schloß abgezogen und nun gewiß war, daß solches die kayserliche gerne innen gehabt, gestalten man deswegen am 7. octobris herr hauptmann Buchsdorf mit 50 commendirten mousquetiers hieher gekommen, hat nicht allein der herr hauptmann dieses orts, sondern auch die umliegende landschaft, fürnehmlich aber die stadt Hof mit unsäglichen lamentationibus seiner hochfürstlichen gnaden unterthänig angelegen, des Schloßes feste mauren einzuwerfen einwerfen und die gräben damit füllen zu lassen. Allein seiner fürstlichen gnaden wollten sich hierzu keineswegs verstehen. Endlich aber wurden dieselbe von denen vielfältigen und sehr wichtigen motiven, welche die stadt dieserwegen gründlich vorstelleten, dahin bewogen, daß sie bewilliget, die futtermauer[121] einreißen und den graben zufüllen zu lassen, allein darmit dem Schloßgebäude anderweit kein schaden geschehen möge und mit dem beding, daß sowohl die ritterschaft-, stadt-, kasten-, closter- und spitalunterthanen als die incorporirte darzu helfen sollten. Also wurde mit Gott den 12. decembris, alda unseres hauptmanns gestreng das Schloß mit freuden wiederum bezogen, von der stadt mit fuhren und handarbeiten der anfang gemacht, die futtermauer eingerissen, der graben vom wall und brandschutt, daarmit die stadt noch von anno 1625 an, als vom großen brand, noch überal voll war, zugefüttert, und also per acidens der viehmarkt in der Orlau, da noch etliche 100 fuder daselbst, ingleichem vor dem Rathhauße, auch hin und wieder geräumet. Und hierzu half jedermann, wer sich nur regen konnte, getrost arbeiten. Denn es waren täglich in die 60, 70, 80 bis 100 personen, und continuirte es die stadt und Altenstadt mit der Vorstadt und Fischergaßen bis zum neuen jahr, worauf von denen fürstlichen beamten eine austheilung von dem herrn hauptmann ausschreiben auf das land gemacht und mann vor mann hereinbeschrieben wurde, welche es hernach continuirten“.[122] „Des herrn hauptmans hochedel gestreng nebst denen herrn beamten wie auch herr burgermeister und rath zu Culmbach hatten einen unnöthigen zank mit der ritterschaft, beamten, burgermeister und rath dieser landeshauptmanschaft Hof angefangen.
Und als sie dieserwegen miteinander zu thun hatten, so sind alhier nächst bey der stadt zwei unbekante vögel, so jedermann seendten oder scharb[123] nandte, geschoßen worden. Sie waren fast so groß als eine zahme ganß und sahen fast aus wie die endten, aber weit schöner von farben, hatten ganz schwarze füße, einen gelben langen, von vorne ganz eingebogenen spizigen schnabel. Diese wurden hernach dem herrn hauptmann nach Culmbach und von ihm seiner fürstlichen gnaden nach Bayreuth[124] zur hofhaltung geschickt“.[125]
[1] Arnstein [LK Mansfeld-Südharz].
[2] Mühltroff [Vogtlandkreis].
[3] Leubnitz [Vogtlandkreis].
[4] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[5] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.
[6] KLUGE, Hofer Chronik, S. 127 (eine sehr gut kommentierte Edition zur Geschichte Hofs und seines Umlandes).
[7] KLUGE, Hofer Chronik, S. 131.
[8] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[9] Merseburg [Kr. Merseburg]; HHSD XI, S. 322ff.
[10] verschrieben für „nit“.
[11] KLUGE, Hofer Chronik, S.131f.
[12] Münchberg [LK Hof]; HHSD VII, S. 464.
[13] Burgstein-Groß- und Kleinzöbern [LK Vogtlandkreis].
[14] Wunsiedel [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 836f.
[15] Gefrees [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 228.
[16] Gefell [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 129f.
[17] Hirschberg an der Saale [Saale-Orla-Kreis].
[18] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[19] KLUGE, Hofer Chronik, S. 132f.
[20] GRIMM; GRIMM, DWB Bd. 15, Sp. 1507: „der färber, der mit ‚hohen und hellen‘ farben zu färben weisz, im gegensatze zum schwarzfärber, der nur mit tiefen, dunklen farben färbt, der buntfärber, kunstfärber“.
[21] Plauen [Vogtland]; HHSD VIII, S. 279ff.
[22] Burgstein-Groß- und Kleinzöbern [Vogtlandkr./Sachsen].
[23] Hof-Unterkotzau.
[24] KLUGE, Hofer Chronik, S. 133ff.
[25] KLUGE, Chronik, S. 135f.
[26] KLUGE, Chronik, S. 142.
[27] Brandenstein, Schloss [Gem. Ranis, Kr. Pößneck]; HHSD IX, S. 55.
[28] Dörnthal, Ortsteil von Selbnitz [LK Hof].
[29] Selbnitz [LK Hof].
[30] Marlesreuth, heute Stadtteil von Naila [LK Hof].
[31] DOBENECK, Geschichte Dobeneck, S. 41ff.
[32] KLUGE, Chronik, S. 171.
[33] Arzberg, Kirchenlamitz, Selb, Thierstein, Weißenstadt und Wunsiedel, 1613 gebildet.
[34] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[35] KLUGE, Chronik, S. 173ff.
[36] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[37] Leitmeritz [Litoměřice]; HHSBöhm, S. 324ff.
[38] Kupferberg [Měděnec, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 307.
[39] Kupferberg [LK Kulmbach], HHSD VII, S. 382.
[40] Neustadt a. d. Orla [Kr. Pößneck]; HHSD IX, S. 301f.
[41] KLUGE, Hofer Chronik, S. 174f.
[42] Töpen [LK Hof].
[43] Schleiz [Saale-Orla-Kr.]; HHSD IX, S. 380ff.
[44] seit dem 16.9.1640 mit Banér verheiratet.
[45] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[46] Gemeint ist hier Friedrich Prinz von Württemberg [1615-1682], der jüngere Bruder Eberhards III.
[47] Wilhelm Otto von Nassau[-Katzenelnbogen]-Siegen [1607-1641].
[48] KLUGE, Hofer Chronik, S. 175f.
[49] KLUGE, Hofer Chronik, S. 179.
[50] Hof-Wölbattendorf [LK Hof].
[51] KLUGE, Hofer Chronik, S. 184f.
[52] Das dritte war Földvary, das 4. Losy.
[53] Helmbrechts [LK Hof]; HHSD VII, S. 282.
[54] KLUGE, Hofer Chronik, S. 185.
[55] Naumburg [Burgenlandkreis]; HHSD XI, S. 341ff.
[56] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.
[57] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[58] das ehemalige Regiment des Daniel Hebron ?
[59] Karette = leichte Kutsche.
[60] verschrieben für „reformirte“ = im Wartestand befindliche, auf Halbsold gesetzt.
[61] Belastet.
[62] Stadtviertel östlich und nördlich der Neustadt außerhalb der Stadtmauern.
[63] Scheunenraum, in dem Getreidegarben aufgeschichtet wurden.
[64] Hammel.
[65] Truthühner.
[66] Schuppen.
[67] Abgelassen.
[68] Kosten.
[69] Befehl.
[70] verschrieben für „kayserliche“.
[71] Bescheinigung
[72] fortwährend.
[73] Zeugnis.
[74] Das Original lag dem Autor nicht vor, es muss sich um einen Entwurf oder eine Abschrift handeln.
[75] öffentlichen Akten.
[76] Nachwelt.
[77] hereingeflüchteten.
[78] Verluste.
[79] Anweisung, hier besser: Verpflegungsordnung
[80] Bürgerlicher Verwaltungsbeamter, Einnehmer und Verwalter der Natural- und Geldabgaben, dann Steuern aller Art, vergleichbar dem Rentmeister, dessen Unterbeamter der Kastner war, wenn der Rentmeister einem größeren Bezirk vorstand.
[81] zunftgebundener Handwerker, der Messer schmiedet. Er gibt der Klinge unter dem Hammer ihre grobe Gestalt und schlägt sie dann von der dünnen Stange Eisen ab.
[82] Stelle des Stadtsiegels.
[83] Befehl.
[84] Zurückgegeben.
[85] KLUGE, Hofer Chronik, S. 204ff.
[86] Zum Folgenden vgl. die Darstellung des Marktredwitzer Chronisten Leopold; BRAUN, Marktredwitz, S. 186f.
[87] Braunschweig; HHSD II, S. 63ff.
[88] erholen.
[89] Verhandeln.
[90] Kosten.
[91] Aufstellung
[92] KLUGE, Hofer Chronik, S. 218.
[93] Nun.
[94] Mehl für das Kommisbrot.
[95] Eingeflüchteten.
[96] Oberpfalz.
[97] verschrieben für „der“.
[98] Hohe Warte, Erhebung östlich von Hof, Standort des Wartturms (Wachturms).
[99] Bürgerlicher Verwaltungsbeamter, Einnehmer und Verwalter der Natural- und Geldabgaben, dann Steuern aller Art, vergleichbar dem Rentmeister, dessen Unterbeamter der Kastner war, wenn der Rentmeister einem größeren Bezirk vorstand.
[100] Oberer, südlicher Teil der Orla, heute Maxplatz.
[101] besonders.
[102] Ehrenwort.
[103] Gespräche.
[104] zogen sich zurück.
[105] Vorwand.
[106] Neustadt a. d. Orla [Kr. Pößneck]; HHSD IX, S. 301f.
[107] wütend, unzufrieden verlassen.
[108] Remda [Kr. Rudolstadt]; HHSD IX, S. 351.
[109] Jena; HHSD IX, S. 215ff.
[110] KLUGE, Hofer Chronik, S. 219ff.
[111] Kürnreiter.
[112] 1 Scheffel = 2, 1984 hl.
[113] Ladislav Burian v. Waldstein.
[114] Franz von Mercy.
[115] Hans Matthias von Pienzenau.
[116] Rudolf von Colloredo.
[117] Christoph Wilhelm von Harrant.
[118] Peter von Warlowski.
[119] Passue.
[120] KLUGE, Hofer Chronik, S. 226ff.
[121] Mauer, mit der die Wälle von außen bekleidet werden, damit die Erde nicht hinunterrutscht oder weggespült wird.
[122] KLUGE, Chronik, S. 237f.
[123] Rüthner meint hier Kormorane.
[124] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.
[125] KLUGE, Chronik, S. 238.