Bornemiscza [Bornemissa], Janus; General [ – ] Bornemiscza war General der ungarischen Truppen und nahm an der Seite Bethlen Gabors am Böhmischen Krieg teil.
„Wie wir von früher wissen, hatten sich die ungarischen Hilfstruppen und ein Theil der deutschen Reiterei im böhmischen Heere in der Nacht vom 7. zum 8. November [1618; BW] am Fusse des weissen Berge im Dorfe Rusín gelagert. Buquoy hatte davon Kunde erhalten und folgte nun einer alten Kriegsregel der spanischen Schule. Wenn beide Läger nahe bei einander liegen, heisst es bei Mendoza, und man die Gelegenheit hat, dass man die Quartiere und Losamenter eigentlich kann recognosciren, alsdann unterstehet sich ein wackerer und versuchter Capitän, seinen Feind mit Incamiciaten[1] zu schwächen. Es soll diese Empresa[2] bei Nacht verrichtet und nur mit Arkebusieren und Hellebardierern unternommen, auch einem versuchten, tapfern und klugen Soldaten befohlen werden. Buquoy hatte das Commando über die zum Ueberfalle bestimmten 500 Reiter und 1000 wallonischen Fusssoldaten einem alten Veteranen, dem seit 30 Jahren in kriegerischen Angelegenheiten wohlerfahrenen burgundischen Obersten Gauchier, Herr von Marchau, übertragen. Derselbe erreichte um die Morgendämmerung das Dorf Rusín und bereitete den daselbst friedlich schlummernden, durch keine Vorposten gesicherten Ungarn ein schreckliches Erwachen. Ihre Verwirrung mochte noch dadurch gesteigert werden, dass ihr Oberanführer Bornemissa [Bornemiscza, Janus; BW] gestern oder einige Tage zuvor verwundet worden war und krank in Prag weilte. Die Wallonen[3] übten jetzt blutige Vergeltung für die vielen Grausamkeiten, welche die Ungarn gegen die Ihrigen an den Tag gelegt hatten. Sie gaben keinen Pardon, Gefangene wurden nicht gemacht: der Freiherr von Petersheim [Mérode, Philipp v., Freiherr v. Petersheim; BW] hieb mit eigner Hand einen vornehmen Anführer der Ungarn vom Pferde. Ueber 200 Man wurden niedergemacht, an 1000 Pferde und viele Schätze, darunter eine grosse eiserne, mit Ducaten gefüllte Kiste erbeutet. Beim Scheine des von den Kaiserlichen in Brand gesteckten Dorfes sah man die um ihre Beute besorgten Ungarn in Eile die Anhöhe emporfliehen. Der Lärm des Kampfes, das Leuchten der Flammen und die Verwirrung der auf dem Berge ankommenden Flüchtlinge alarmirten rasch das ganze böhmische Lager. Fürst Christian von Anhalt war überzeugt, dass die Ungarn, wenn sie nur die Wege gewusst hätten, noch mitten in der Nacht geflohen wären. Die Verwirrung pflanzte sich auch auf einige böhmische Infanterieregimenter fort, welche bis dahin niemals Zeichen von Furcht gegeben hatte. Der Fürst redete ihnen zu und sie beruhigten sich auch; alles in allem erschien ihm der Vorfall jedoch als ein böses Vorzeichen“.[4]
„Als der hochbetagte bayerische General Alexander von Haslang am 17. Oktober 1620 fieberkrank die Truppen verließ, um nach Bayern zurückzukehren, wurde er von einer Truppe streifender Ungarn überfallen, aus seiner Sänfte gerissen und ohne Stiefel unter Mißhandlungen in das ungarische Lager geschleppt. Vergebens bemühte sich Maximilian bei dem ungarischen General Bornemisza unter Angebot von Lösegeldzahlungen um seine Freilassung. Auch der Böhmenkönig Friedrich V. und Fürst Christian von Anhalt-Bernburg versuchten zu intervenieren. Haslang starb am 3. November an Entkräftung und den Folgen der Mißhandlungen im Feldlager bei Rakonic[5]. Für die Überlassung seiner Leiche forderten die Ungarn noch 1000 Gulden. (Heilmann II, S. 70)„.[6] Sich die Überlassung von Gefallenen bezahlen zu lassen, gehörte übrigens zum „Kriegsgeschäft“ auf beiden Seiten.
[1] Incamiciaten: Überfällen ?
[2] Angriff.
[3] Französischsprachige Bevölkerung in den Niederlanden (Artois, Hennegau, Namur, Luxemburg, Limburg, Teile Flanderns und Brabants), z. T. im Fürstbistum Lüttich. Die Regimenter mit hohem Anteil an Wallonen (z. B. das Regiment Johanns II. von Mérode) waren bei Freund und Feind wegen ihrer Erbarmungslosigkeit allgemein gefürchtet. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 459 (1619): „Die Wallonen und Ungern reissen sehr vom Spannischen Lager auß, weiln sie keine bezahlung haben können, die thun auff den Strassen deß Landts grossen schaden, greiffen die Leut auch gar in theil Vorstätten an, ziehen sie auß und hauens darnieder, wie sie dann den 26. diß drey Dörffer abgebrandt, ass man solches am Kalnberg selbsten zu Wien gesehen“. Zur Einschätzung bei den eigenen Verbündeten (10.1.1632): Man „weiß wohl, wie die Wallonen beschaffen, nur auf Plackherey und rauberey, doch zum fechten seyn sy wenig nuz, es heißt wol dem gemeinen Sprichwort nach: vill geschrey und wenig wohl. Thuet doch den armen undertanen wol soviel plagen als ein ganzes volles Regiment“. HELML, Oberpfalz, S. 121. Nach Ansicht des Grafen Albig von Sulz sei bei ihnen „gantz kein Rgt. zu halten“. HELML, Oberpfalz, S. 87; ENGELBERT, Wallonen.
[4] KREBS, Schlacht, S. 70f.
[5] Rakonic [Rakonitz [Rakovník]; HHSBöhm, S. 508f.
[6] ENGERISSER, Von Kronach, S. 480 (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).