Boy, N von; Major [ – ] Boy stand 1639 als Major[1] in schwedischen Diensten.
„Diesmal hatte die Stadt [Bad Salzungen;[2] BW] besonders zu leiden, da mit dem Einverständnis der Landesregierung[3] die von dem Amt zu verquartierenden schwedischen Abteilungen sämtlich innerhalb der Ringmauer untergebracht werden mußten, sodaß im August das Regiment[4] des Majors von Boy 12 Tage hier lag und im September dasjenige des Grafen von Plettenberg auf längere Zeit folgte. Mancher Bürger musste 10-14 Soldaten in seinem Hause beherbergen und unterhalten. Kein Wunder, daß ob dieser schweren Bedrückung in der Bürgerschaft großer Unmut herrschte. Derselbe kam schließlich zum offenen Ausbruch. Da man dem Rat irrtümlich die Schuld an diesen Verhältnissen zuschob, machte man der Erbitterung durch grobe Beleidigungen der regierenden Bürgermeister und des gesamten Rates Luft. Die Wut der Bevölkerung richtete sich besonders gegen den Stadtschreiber, der die Quartierlisten führte und die Quartierzettel[5] ausschrieb. Man rottete sich vor seinem Hause zusammen und obwohl er selbst das Haus voll Soldaten hatte, warf man ihm die Fensterscheiben ein. Die Erbitterten drohten, wie der Bericht vermeldet, dass ‚sie bei den Soldaten verraten und verkaufen wollten, wo sie nur könnten und möchten, also dass man sich endlich gar eines Aufstandes zu befahren gehabt’“.[6]
[1] Major: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obrist-Lieutenants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[2] [Bad] Salzungen [Wartburgkreis]; HHSD IX, S. 36ff.
[3] Albrecht Fürst von Sachsen-Eisenach [27.7.1599 Altenburg – 20.12.1644 Eisenach].
[4] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 ((offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Lieutenant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[5] Quartierzettel (Biletten): meist in Übereinkunft mit Stadtbeauftragten ausgestellter Einquartierungszettel, der genau festhielt, was der „Wirt“ je nach Vermögen an Unterkunft, Verpflegung (oder ersatzweise Geldleistungen) und gegebenenfalls Viehfutter zur Verfügung stellen musste, was stets Anlass zu Beschwerden gab. Ausgenommen waren in der Regel Kleriker, Apotheker, Ärzte, Gastwirte.
[6] TENNER, Salzungen, S. 142.