Bütiger [Büdiger], Hans Heinrich
Bütiger [Büdiger], Hans Heinrich; Hauptmann [ – ] Bütiger stand 1647 als Hauptmann in kaiserlichen Diensten und war Kommandant auf Burg Gleichenstein.[1]
Im „Theatrum Europaeum“ heißt es: „Es hatte deß Keyserlichen Herrn Gener. und Feldmarschallen / Graffen zu Holtzapfel Excell. bey Eingangs vermeldeter Annäherung in das Fürstenthumb Hessen / das auff dem Eichsfeld liegende / vor etlichen Jahren vom Herrn Gen. Königsmarck eingenommen[2] / nach der Zeit aber desmantellirte veste Schloß Gleichenstein / im Monat Nov. mit etlichen Tragonern hinwiderumb besetzt / umb dadurch das Eichsfeld / und andere angehörige Oerter vollends in Contribution zuziehen. Dieses nun nachmalen zu occupiren / vermeynte der Herr General Lieutenant Duglaß sein Heyl daran zuversuchen / so ihn aber beynahe sein Leben gekostet hätte. Dann als er solches im Eingang deß Decemb. mit etlichen Regimentern berennt / eine und andere Baterien verfertiget / und mit dem Schiessen einen Anfang zumachen vorhabens gewest / ist er er am 9. 19. ejudem gegen Abend unter dem recognosciren mit einer Mußqueten Kugel (andere wollen von 2. sagen) in den Leib geschossen worden / dz er sich (nach deme ihme solche zu Heiligenstatt[3] ausgeschnitten worden: den 11. 21. in einer Senffte nach Göttingen[4] bringen lassen / und demnach die Belägerung solchen Schlosses unverichteter Sache uffheben müssen“.[5]
Mitte Februar rückten erneut schwedische Truppen mit schwerer Artillerie heran. Diesmal kamen sie aus den Erfurter[6] und Leipziger[7] Garnisonen und standen unter dem Befehl von Obrist Sigismund Przyemski, dem tapferen Verteidiger Memmingens[8] 1647 gegen Enckevort. Gleichenstein hielt sich noch bis zum 9.3.1648 und wurde dann von den Schweden in einen „Steinhauffen“ verwandelt.[9] Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Deßgleichen / nachdem umb die Helffte des Hornungs [Februar; BW] / auß den Guarnisonen zu Erffurt und Leipzig / unterm Begleitte Herrn Obristen Prisensgi / gewesenen Commendanten in Memmingen / etliche Völcker zu Roß / beneben etlichen Stücken Geschützes und Fewer-Mörsern / commandirt worden / zu denen noch etliche Hessische Trouppen kommen; hat man mit denselben die Belägerung des vesten Schlosses Gleichenstein auff dem Eichsfeld (darvor wir droben den Herrn General Duglas [Robert Douglas; BW] im Monat Decemb. 1647. unterm Recognosciren einen Schuß bekommen / vermeldet) an die Hand genommen / weiln selbige Keyserl. Besatzung im Lande mit Streiffen nicht geringen Schaden thäte.
Demnach nun die Batterien fertig / wurde mit dem Schiessen ein Anfang gemacht / welches mit solcher Gewalt geschehen / also daß das Thor / neben einem grossen Stück Mawer / und das Hauß mehrentheils in einen Steinhauffen geschossen worden. Ob man nun wol den darauff liegenden Keyserl. Commendanten / Hauptmann Johann Henrich Bütigern / Dienstags den 22. Febr. 3. Martii / aufforden lassen / so hat er sich iedoch zu einem solchen nicht verstehen wollen / weßwegen noch mehrere Munition darvor geführet werden müssen. Als man ihme aber weiters mit Ernst zugesprochen / hat er sich endlich zum Accord bequemt / welcher in seinen formalibus also lautet:
1. Wird dem Commendanten auff dem Hauß Gleichenstein / Hanß Henrich Bütigern / vergönnet / daß er / neben seinen Officiern / mit Sack und Pack nacher Padeborn[10] abziehen möge; worzu ihme dann eine Convoy / mit Hinderlassung einer Geissel / zugegeben werden sol.
2. Die Knechte / so Ihrer Königl. Maiest. zu Schweden etc. und dero Alliirten zugehörig / sollen zurück gelassen werden.
3. Und dieweil den Gemeinen keine Pferde zugelassen werden / als wird ihme vergönnet / daß er über 3. Meilen des Tags nicht marchiren darff.
4. Wird ihme vergönnet / daß er 2. Stundt / nach unterschriebenem Accord / darinnen verbleiben; darnach seinen Abzug nehmen / innerhalb einer Stunden aber die äusserste Posten einraumen sol. Geschehen vor dem Schloß Gleichenstein / den 28. Febr. 9. Martii / 1648.
Hierauff ist der Commendant / dem Accord gemäß / etwan 150 Mann starck abgezogen / und vermög des ersten Articuls im Accord nach Padeborn begleitet; demnach auch die Anordnung gethan worden / dieses Schloß (welches der Herr General Duglas nunmehr zum Gehorsamb bezwungen) gäntzlich zu verstören / und in einen Steinhauffen zu werffen“.[11]
Pufendorf hält dazu fest: „Inzwischen strich der gantze Februarius vergeblich dahin / nebenst der schönen Gelegenheit / den erschrockenen Feind anzufallen / dabey sich die Schweden nicht wenig kränckten / und die Frantzosen in Verdacht zogen. Doch damit die Zeit nicht gantz vorbey ginge / so wurde Duglas von Wrangeln mit genugsamer Mannschafft abgefertiget / das Schloß Gleichenstein auff dem Eichsfelde zu erobern; Daher der benachbarten Gegend grosser Verdruß angethan würde. Der Kayserliche Hauptmann / welcher nebst 150. Musqvetirern drinne lag / wehrte sich anfänglich zwar tapffer. Doch als durch die Stücken ein Theil der Mauren eingeschossen worden / wurde er zur Ubergabe grzwungen / und nach Paderborn gelassen. Doch musten diejenigen zurücke bleiben / welche vor diesen unter den Schweden und ihren Alliirten gedienet. Selbiges Schloß wurde hernach von den Schweden demoliret / und von Grund aus eingerissen“.[12]
[1] Gleichenstein, Burg [Kr. Heiligenstadt]; HHSD IX, S. 147.
[2] Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan (SCHLOTTER, Acta, S. 302) erinnert sich unter dem 11./21.7.1639: „Eodem kegen Abend umb 6 Uhr ergab sich der Oberamtmann ufm Eichsfeld Grißheim [Griesheim; BW] uf Gnad und Ungnad mit Bergkschloß Gleichensteich an den Schwedischen Obristen Königsmark. Grißheimb wird gefangengenommen und die 15 Mann, so droben gewesen. Königsmark läßet sie aus coustodia nacher Wulfenbüttel convoiren“.
[3] Heiligenstadt [Kr. Heiligenstadt]; HHSD IX, S. 186ff.
[4] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.
[5] THEATRUM EUEOPAEUM Bd. 6, S. 36f.
[6] Erfurt; HHSD IX, S. 100f.
[7] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[8] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.
[9] HHSD IX, S. 147.
[10] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.
[11] THEATRUM EUROPAEUM 6. Bd., S. 311.
[12] PUFENDORF, Sechs und Zwantzig Bücher, 20. Buch, 10. §, S. 432.
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