Chanovsky [Chanowsky, Canoffsky, Canofski, Canoski, Canoffsgi, Conofsgy, Kanofsky, Kanofski, Kanofzgi, Kohafzi] von Langendorf, Friedrich Ludwig

Chanovsky [Chanowsky, Canoffsky, Canofski, Canoski, Canoffsgi, Conofsgy, Kanofsky, Kanofski, Kanofzgi, Kohafzi] von Langendorf, Friedrich Ludwig; Obrist [2.2.1592 Heidelberg – 24.11.1645 Strasbourg] Chanovsky[1] stammte aus dem Hohenloher Land bei Heilbronn,[2] wo sein Vater Heinrich Chanovsky, Herr zu Langendorf, um 1609 herzoglich-württembergischer Beamter in Neuenstadt[3] war. Er heiratete um 1624 die Tochter des Junkers Stump, der mit dem Paar nach Freiburg[4] zog und dort Satzbürger[5] wurde. In zweiter Ehe war er mit einer Strassburger Bürgerstochter verheiratet. Er erbaute das Schlösschen zu Brettach.[6]

Er war zuerst unter Gustav Horn, dann unter Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar[7] schwedisch-weimarischer Kavallerie-Obrist[8] und 1644 Kommandant des von Franz von Mercy belagerten Freiburg i. Breisgau.[9]

„Anfangs Dezember 1631 war der ganze Taubergrund mit Ausnahme von Mergentheim[10] in Sperreuters[11] Hand. Chanowsky, der ihm 30 Reiter nach Weikersheim[12] zuführen wollte, wurde am 21. November abends in Ingelfingen,[13] während er in der Landsbeck’schen Wirtschaft rastete, von einem Trupp kaiserlicher Kroaten[14] überfallen und konnte sich mit seinen Leuten nur durch eilige Flucht retten, wobei sein Mantel aus rotem Damast, in dem seine vom Schwedenkönig ausgestellten Patente steckten, in der Wirtschaft verblieben. Dreizehn dieser Kroaten, bei denen eine italienische »Dama«[15] und ein Reiterjunge[16] sich befanden, ritten in der folgenden Nacht mit schussbereiten Gewehren und Pistolen durch Kupferzell,[17] zogen zunächst vor das Städtchen Waldenburg,[18] gaben auf die sie anrufende Schildwache am Tor einige Schüsse ab und verschwanden wieder; am anderen Morgen kamen sie wieder vor das Tor und trieben allerhand Mutwillen, entflohen aber, als Graf Heinrich von Hohenlohe-Waldenburg durch Sturmläuten, das alsbald Kupferzell aufgenommen hatte, die Einwohner zu ihrer Verfolgung aufmahnen ließ. Auch der langenburgisch-kirchbergische Vogt von Döttingen[19] mahnte die Einwohner von dort und von Steinkirchen[20] auf. Als die Kroaten, die durch heftiges Schießen und Schreien der Bauern von Steinkirchen am Überschreiten der dortigen Kocherbrücke gehindert wurden, unterhalb von Steinkirchen zwischen dem Brandhof und Kocherstetten[21] über den Kocher schwammen, gelang es den Bauern von Steinkirchen, die »Dama« und den Reiterjungen beim Aussteigen abzufangen; sie wurden von den Pferden gerissen, ausgeplündert und verwundet. Ein Bauer, der Blasen Georg, wollte die Dama erschießen, was der Müller von Steinkirchen verhinderte. Die Pferde und die übrige Beute, darunter ein Rock aus schwarzem Atlas, sowie der rote Mantel Chanowskys wurde dem Vogt von Döttingen, der mit dem Pfarrer von Steinkirchen die Bauern anführte, übergeben. Nun sind die Kupferzeller in Furie über den Steg gesetzt und haben den Steinkirchern die Dama, den Jungen und den Plunder abgenommen. Damit die Verwundung und Ausplünderung nicht an den Bauern von Steinkirchen hängen bliebe, gab der Vogt seine Zustimmung dazu gegen das Versprechen, dass den beiden Gefangenen an Leib und Leben nichts geschehe. Nun wurde der Fang in Steinkirchen durch einen kräftigen Trunk gefeiert, so daß alle bezecht wurden. Als die Kupferzeller abends mit den Gefangenen und der Beute heimwärts zogen, ging  ihnen der Flendersbunk von Steinkirchen nach und schlug dem Reitersjungen mit einem Karst den Schädel ein, worauf er nackt ausgezogen und seine Leiche in ein benachbartes Wäldchen geschleift wurde. Ein Kupferzeller, »Heinrichs Sohn« , versetzte der Dama mit einem Stein oder einer Haue einen Streichen an den Kopf, dass das Blut über die Stirne herunterlief; sterbend wurde sie nach Rüblingen gebracht und vor dem Haus des »alten ehrlichen Goggenbauer« auf einen Misthaufen gelegt, auf dem sie kurz darauf starb, nachdem sie nackt ausgeplündert worden war. Goggenbauer, der ihr noch Beistand leisten wollte, erkältete sich dabei so sehr, dass sein Leibschaden sich verschlimmerte und er starb.

Dieser Vorfall, der sich teilweise in dem dem Stadtvogt von Kirchberg[22] unterstellten Amt Döttingen abspielt, zeigt, wie groß die Erbitterung der von der kaiserlichen Soldateska bis aufs Blut gepeinigten Bevölkerung gegen diese, insbesondere die am Schlimmsten hausenden »Kroaten« war, und dass sie trotz aller Vergewaltigungen noch den Mut hatten, kleinen feindlichen Abteilungen mit der Waffe in der Hand entgegenzutreten. Die von Bauern aus Steinkirchen und Jungholzhausen[23] bis Kocherstetten verfolgten Kroaten entkamen. Der mit dem Vorgehen gegen die Gefangenen keineswegs einverstandene Graf Heinrich von Hohenlohe-Waldenburg beschwerte sich bei der Gräfin Anna Maria von Hohenlohe-Langenburg über den Vogt von Döttingen und den Pfarrer von Steinkirchen, dass sie dieses hätten verhindern können, doch vermochten sie sich zu rechtfertigen. Dem Pfarrer war sogar von den Beteiligten, anscheinend grundlos, vorgeworfen worden, er habe die Bauern aufgefordert, die Gefangenen totzuschlagen. Eine Bestrafung der Beteiligten erfolgte nicht“.[24]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet[25] unter 1633: „Die in Brysach[26] haben dieser Zeit etwas Lufft bekommen / dañ nachdeme der Schwedische GeneralFeld-Marschalck[27] Horn alle umbligende Oerther umb Brysach her eingenommen / und in seine gewalt gebracht / also damit umbzirckelt und gleich ploquirt gehalten / daß sie sich weder regen noch wegen können noch dörffen / und aber nunmehr mit einem ansehenlichen Läger dem Schwäbischen Krayß wider die Kayserlichen über Rhein gesetzt / und naher dem Schwartz-Wald / und fürters naher dem Schwabenland gezogen; auch Hr. Rheingraff Ott-Ludwig / welchen der Herr Feld-Marschalck Horn zum Ober-Commendanten im Elsaß hinterlassen hatte / im Sundgau mit Einnehmung der Stadt und Schloß Thann[28] / wie nit weniger Alt-Kirch[29] / Pfirdt[30] / etc. beschäfftigt gewesen / haben die Brysacher das Städtlein Neubergk[31] oberhalb Brysach am Rhein gelegen / überrumpelt /und eingenommen / die darin gelegene Schwedische Compagnie[32] theils nidergemacht / theils sampt den Officirern gefangen genommen / und den Orth mit den ihrigen starck besetzt hinterlassen / und dieweil es damit angegangen und geglücket / haben sie es noch ferner gewagt / und einen Anschlag auff Langendentzlingen gemacht[33] / dahin der Obrist Einhausen am 28. Jan. den Obristen Schavelitzky[34] / und Obristen Canoffsky zu Gast und Mittagsmahl geladen / da nun diese am allerlustigsten / kompt Avis / daß die Kayserische von Brysach mit Reutern / Tragonern[35] und Mußquetirern[36] über tausend starck auff sie zugehen; der Obriste Einhausen hat alsobald zu Pferd blasen / und seine Reuter sich in aller Eyl geschwind fertig mache lassen / welche aber kaum fertig / kam der Feind auff den Flecken angehauen / derowegen sie zu scharmütziren[37] miteinander angefangen: die Brysacher aber als ungleich stärcker haben sie biß für Freyburg[38] gejagt. Der Obriste Canofsky in Freyburg hat auch seine Reuter in Eyl auffmahnen / und mit denselben den Einhäusischen zum Succurs den Feind wieder nach Langendentzlingen[39] zurück getrieben: daselbst sie sich wieder gesamblet / und Standt gehalten / und auff einander getroffen / da dann die Kayerische gar in Disordre gebracht / und von den Schwedischen biß ein Stund über Langendentzlingen verfolget / daß ihrer auff 400. im Stich blieben / und fast 400. gefangen zurück in Freyburgk gebracht / darunter viel verwundet / und viel darvon gestorben“.[40]

Schwedische Truppen sollen unter Chanovsky von Langendorf[41] 1633 in Gernsbach[42] und dem Murgtal gehaust haben.[43]

„Einige Truppenverbände schickte er [Horn im Januar 1634; BW] in Richtung Allgäu, um verschiedene kaiserliche Regimenter[44] in ihren Winterquartieren zu belästigen. Unter anderem überfiel der nunmehrige Generalmajor Friedrich von Rostein die Quartiere des Regiments Franz Peter König von Mohr[45] (des Verwüsters von Kempten[46]) in Leutkirch[47] und Isny.[48] Der war jedoch vorher gewarnt worden und konnte sich, unter Verfolgung Rosteins, bis nach Kempten zurückziehen.

Erfolgreicher war der schwedische Obrist Canoffsky, welcher das Kroatenregiment des Lorenz von Blaskowitz in Wangen[49] überraschte. Nur wenige Kroaten konnten entkommen. Blaskowitz büßte an Toten und Gefangenen nahezu sein gesamtes Regiment ein, einschließlich seines Oberstleutnants. (Chemnitz II, S. 323, 340)“.[50]

„Zum gleichen Zeitpunkt konnte der schwedische Oberst Canoffsky, welcher in Wangen[51] lag, einen Erfolg gegen die aus Lindau, Konstanz[52] und Überlingen[53] heranrückenden kaiserlichen Besatzungen, darunter 1800 Mann Fußtruppen und 200 Mann vom Bregenzer[54] Ausschuß erringen. Durch einen Gegenausfall Chanoffskys am 9. April wurden die Angreifer mit Verlust von 600 Toten und 400 Gefangenen abgetrieben“.[55]

„Ein Abstecher nach Überlingen, wo Horn am 24. April ankam, und nach geschossener Bresche am 27.4. einen Sturmversuch wagte, blieb erfolglos. Die Besatzung wehrte alle Eroberungsversuche ab. Ein Versuch, durch Sappeure[56] mit Hilfe von Approchen an die Stadtmauern zu kommen, scheiterte am felsigen Untergrund. Dies war nun genau die Zeit, als Herzog Bernhard seine Armee vor seinem Entsatzversuch von Regensburg[57] zwischen Rothenburg[58] und Nördlingen[59] einquartiert hatte und von dort dringende Hilferufe an den Feldmarschall Horn richtete. Dieser entschloß sich nun endgültig nach Bayern zu gehen, ‚das, wann der Feind Regensburg angriffe, oder auf Herzog Bernhard andrünge, Er alsdan in solchem fall zu Demselben stossen, vnd mit gesambten kräfften den Feind sustiniren helffen solte. Als zog er die Armee zusammen, vnd avancirte gegen Augsburg[60] damit. In meinung, wo nicht dem Hertzog zu hülffe zu ziehen, doch dem Feinde, ehe die Italiänische Armee noch herauskeme, einen vortheil abzugewinnen‘.

Ein kleines Korps von 300-4000 Mann ließ er unter den Obersten Canoffsky und dem Generalmajor Schafelitzky am Bodensee zurück, wobei auch die Regimenter zu Pferd dieser beiden Obersten, jedes zu 8 Kompanien, sich befanden. Weiterhin blieben die Squadrons[61] zu Roß der Obersten Gassion (Jean de Hontas de Gassion führte eine französische Squadron), Einhausen und Oberstleutnant Beuschel zurück. Das Kommando in Abwesenheit Horns wurde dem Rheingrafen Otto Ludwig übertragen, der die Weisung erhielt, im Falle des Eindringens der Spanier unter dem Kardinal-Infanten Fernando in Oberschwaben alle Truppen im Elsaß zu sammeln und sich mit den am Bodensee zurückgebliebenen Truppen zu vereinigen. (Chemnitz II, S. 389, 393, 394, 475; Heilmann II, S. 468)“.[62]

Der Überlinger Advokat Dr. Johann Heinrich von Pflummern [1595 – 1655][63] berichtet in seinem Tagebuch: „Welliche verveebte feindtlichait [die Verwüstungen durch schwedisch-weimarische Truppen; BW] dem Canofski (alß er wenig tag hernach [nach der Schlacht bei Nördlingen;[64] BW] mit 1500 mann bei Freyburg vorüber passiert, vnd er allein mit wenigen officiern in der statt bei seinem vermainten scheher dem junckher [S. 184] Stumppen den einkheer vnd Mittag imbiß genommen) nicht gefallen: hingegen aber auch nit weniger missfallen, daß die burger in ihren wehren die wachten vnder den statt thoren gehallten“.[65]

Im Januar 1635 lagen Teile des Regiments in Umstadt[66] (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt): „Als er [der schwedische Obrist Brinck; BW] hier einkommen, da half nichts vor, wir mußten vor seine ganze schwedische brigade[67] quartier geben, war ein groß volk und über die 100 ingenuir[68] darunter. Blieb hier 7 tag still liegen; ehe er aber abziehen täte, kamen den 30. Dezember 100 musketiere samt einem kapitän[69] kommandieret volk von dem schwedischen Canofskischen regiment herein, den ort zu besetzen und vor den kaiserischen zu verwahren. Den 31. Dezember zog obrist Prink [Brink; BW] ab, hatten ihre wagen mit gestohlen sachen an viktualien und möbelie so beladen, daß sie von hier nach Zimmern[70] vor etlich 1000 gld. wert stehen lassen und von den wagen werfen müssen. Den 31. Dezember kam ein französischer rittmeister[71] mit 150 pferden vom obristen M. de Wische [Witzgow (Wischkaw ?); BW] herein uf ordre, welcher mit und neben obgedachtem kapitän vom Canofski’schen regiment, Antonius Scheffter genannt, allhier kommandiert. Blieben 7 tag allhier und zogen anno 1635 den 7. Januar wieder hinweg zu ihrem regiment nach Ober-Ramsstadt.[72] Den 8. Januar zogen obgedachte musketiere von Canofski auch ab nach Babenhausen[73] aus befürchtetem überfall der kaiserischen. Kam aber in der nacht den 10. Januar wieder hiehero neben seinen musketieren. Weil nun die 100 Canofskischen musketiere sich allhier gefürchtet wegen der Babenhauser belägerung,[74] haben sie den 12. Januar noch 3 kompagnieen von Franzosen in die stadt eingenommen, welche Franzosen zuvorhin zu Lengfeld[75] im amt Otzberg[76] gelegen; und diese 4 kompagnieen seind allhier beisammen geblieben 12 tag und miteinander den 23. Januar wieder abgezogen. Hingegen aber sobald den 23. Januar 3 schwedische regimenter, nämlich 1) ihrer fürstl. gnaden landgrafen Johannsen[77] regiment zu pferd, 2) obristen Rosens regiment zu pferd, 3) obristen Illarts regiment zu pferd; war ein groß volk.

Und dann ferner eodem die gegen abend kam auch wieder zurück der obgedachte, vorhin allhier gelegene Canofski’sche Kapitän Scheffter mit seinen 100 kommandierten musketieren. Dem folgten hernach der Canofski’sche major Müller mit noch ferner kommandierten musketierem, daß also neben obigen 3 regimentern reutern 300 zu fuß hier waren. Den 31. Januar ist das landgräfische und Illartische regiment abgezogen. Den 11. Februar herr major und kapitän Scheffter mit 250 soldaten abgezogen, hergegen 50 soldaten hierblieben. Den 13. Februar herr obrist Rosa mit seinen schwedischen reutern und übrigen Canofski’schen musketieren auch abgezogen. Und ist also die stadt eine einige nacht leer von volk bis daher blieben !“[78]

Der ligistische Obrist Raymond d’Espaigne, ebenso versoffen wie unfähig, wurde im Mai 1635 trotz der Warnungen Werths[79] in Schwaigern[80] in volltrunkenem Zustand von weimarischen Reitern Chanovskys in seinem Quartier in Schwaigern überfallen, nachdem Bauern nach Landau[81] gegangen waren und Chanovsky über eine günstige Gelegenheit zum Angriff informiert hatten. D’Espaigne hatte erhebliche Verluste zu verzeichnen gehabt.

Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald,[82] Georg Gaisser [1595-1655],[83] berichtet unter dem 19.3.1638 in seinem Tagebuch anlässlich der Belagerung Freiburgs durch Bernhard von Sachsen-Weimar: „Dem P. Prior der Kartause [Freiburg; BW] wird durch einen Sonderboten folgendes gemeldet: Die Weimaraner seien in Richtung Basel zurückgezogen, Oberst Kanofski fordere von den Freiburgern ihm geschuldete 1000 fl., die ihm von der Kontribution[84] von 1633 zugewiesen seien; Dorf Haytrischeim[85] sei sei zur Häfte verbrannt“.[86] Unter dem 8.4.1638 heißt es: „3.) Oberst Kanofzgi liegt in der Kartaus [Freiburg; BW] im Quartier. 4.) Beim Anlegen von Minen wurden die Weimarer durch unterirdische Gewässer behindert. 5.) Das Weimarer Fußvolk besteht so gut wie zumeist aus unsern kriegsgefangenen Soldaten“.[87]

In der „Relation Oder gründlichen Erzehlung“ über die Schlacht bei Wittenweier[88] am 30.7./9.8.1638 heißt es: „Als Ihre Fürstl. Gn. Herr Bernhardt Herzog von Sachsen / etc. den 27 Julii (6 Augusti) zu Langendenzlingen[89] ohnfern Freyburg[90] im Preyßgaw[91] / general Randevous gehalten / vnd folgenden Tags ihren Zug auff Kenzingen[92] gerichtet / sich auch nahe bey solchem Städtlein gelägert / vnd aber von den vorauß gehabten Partheyen Kundschafft erlangt / daß die Keyserisch- vnd Bäyrische Armeen mit einer grossen menge Wägen von Früchten / Meel / vnd andern Vivers beladen / nahe bey dem Kloster Schuttern[93] / angelangt seyen / so seyn Ihre Fürstl. Gn. noch selbigen Abend mit ihrer Armee wider auffgebrochen / vnd jenen entgegen / die ganze Nacht durch / biß an den Tag / marchirt / da sie dann Sontag Morgens / den 29 Julii (8 Augusti) die beede Herren General Feldmarschallen / als den Signor Duca Savello [Savelli; BW], vnd Herrn Graf Johan von Götzen [Götz;[94] BW] / mit ihrer ganzen Macht / nahend gedachtem Closter / bey dem Dorff Friesenheim[95] angetroffen / die vorauß gesetzte Reuterwacht alsbald angesprengt / den Leutenant so dabey / neben noch 8 Reutern gefangen / vnd etliche nidergemacht / den Rest aber biß vnter die Armee verfolgt / zugleich auch vermittelst etlicher Com̃andirter Troupen zu fuß / sonderlich von Franzosen / zween besetzte Posten erobert / vnd biß in 60 Mann dariñ erschlagen; Deßwegen dañ die Keyserische gut befunden / gemeltes Dorff / zu verhinderung mehrern nachsetzens / an vnterschiedlichen Orten in brand zustecken / weiln hochernanter beeder Herren Feldmarschallen Excell. Excell. ohne das / so bald sie der ohnversehenen Ankunfft Ihr Fürstl. Gn. vnd gleich erfolgten ansprengens / verständigt worden / sich mit der ganzen Armada / der Artilleri vnd allem / auff ein hohen sehr Vortheilhafftigen Berg / nechst dabey / mit guter manier zuziehen / vnd von dar / auff Ihr Fürstl. Gn. Volck / mit Stücken gar starck vnd ohnablässig / jedoch weil dieselbe fast alle zuhoch gegangen / ohne sondern effect vnd schaden / zuspielen angefangen; Denen nun ist von Ihr Fürstl. Gn. Stücken / vnterschiedlich / wiewol so starck vnd offtmals nicht / jedoch mit mehrem effect geantwortet / auch sonst durch die Mußquetirs gegen einander scharmüzirt worden / also daß solchen Vormittag an Keyserisch: vnd Bäyrischer seyten / ihrer selbstbekantnuß nach / gleichwol über 120 Mann todt geblieben / von Ihr Fürstl. Gn. Volck aber / 20. erschossen / vnd bey 30. gequetscht worden; Obwol nun die zugegen gewesene Französische Trouppen / weil es ihnen anfangs wol geglückt / gar den Berg / vnd das Läger darauf / zu stürmen angewolt / so haben doch Ihre Fürstl. Gn. Herzog Bernhard / schon recognoscirt gehabt / daß allda / sonder grosse gfahr vnd schaden / nichts außzurichten war / vnd deßwegen rathsamer befunden / sich in das freye platte Feld dabey / vnd in ein rechte SchlachtOrdnung zustellen / der hoffnung / obgemelter Herren Feldmarschallen Excell. Excell. sich auch eins andern entschliessen / vnd auff Seine Fürstl. Gn. ankom̃en würden. Vorab / weil vermög aller ein zeither spargirter Zeitungen / vnd von Herrn Graf Götzen selbst geführter discours, Ihr Excell. nichts anders / als dergleichen Gelegenheit sollen gewünscht haben. Weil aber beede Herren auß ihrem inhabenden Vortheil weiters vorzubrechen Bedenckens gehabt / vnd also / ausser was mit Canoniren vnd geringẽ  scharmuzieren / gemelter massen vorgegangen / an Ihre Fürstl. Gn. ferner nicht gesetzt / haben dieselben sich vmb den Mittag wider etwas zurück nach Mohlburg[96] gezogen / vnd damit den beeden Herren Feldmarschallen desto mehr vrsach gelassen / von dem ingehabten Berg sich ebenmessig zuerheben. Die Nacht darauff / ward beederseyts ohne Alarm zugebracht / vnd liessen Ihre Fürstl. Gn. den folgenden Morgen / war der 30 Julii (9 Augusti) den Gottesdienst vnd die Predigt von den Threnen Christi über Jerusalem / so wegen deß Verlauffs den Tag zuvor eingestelt verblieben / ordentlich verrichten; vnd als zum beschluß derselben / bewegliche außführung geschehen / wie der langmüthige Gott die Verächter vnd Verfolger seines heiligen Worts / wann sie sich schon eine Zeit lang mächtig vnd schröcklich seyen / doch zuletzt stürzen lasse: Haben Ihre Fürstl. Gn. die endliche resolution gefast / auch hernach den vmbstehenden Cavallirn gleich gesagt / daß Sie ohne fernern Verzug an den Feind zugehen / entschlossen werẽ / mit versicherung / daß ihnen Gott noch denselben Tag Heyl verleyhen werde; haben darauff als gleich der ganzen Armee auffbruch befördern lassen / vnd seyn / so bald Sie was wenigs speiß zu sich genommen / stracks zu Pferdt gesessen / auch weiln Sie Kundschafft erlangt hatten / daß offtermelte beede Herrn FeldMarschallen mit all ihren Völckern vnd Proviant-Wägen vnten am Rhein auffwarts zugehen allbereit begriffen seyen / haben Ihre Fürstl. Gn. damit sie nicht vorbey kommen / noch ihr intention mit Proviantierung der Veste Preysach[97] / erlangen möchten / ihnen vorzubiegen / destomehr geeylet. Seyn darauff bald nach 12 Vhren Mittags / nahend Wittenweyher (allda Ihre Fürstl. Gn. nechst verwichenen Jahrs dero Schiffbrück vnd Schanzen gehabt) an sie kommen; Es hatten aber Ihre Excellentien sich dessen schon versehen / vnd derenthalb das Feld mit der schönen SchlachtOrdnung / darein sie sich bald gestellt / wol in acht genommen. Dagegen Ihren Fürstl. Gn. beschwerlich gefallen / durch ein zimlichen Wald / über ein Werte vnd Brucken zwischen zweyen tieffen / vnd mit dicken Hecken überwachsenen Gräben zu filiren,[98] welches dann vermittelst etlicher 100 Mann von der Gegenpart / wo nicht gar verwehrt / jedoch ein geraume zeit hätte disputirt werden können; Weil aber Ihren Fürstl. Gn. darinn kein widersetzligkeit anbegegnet / haben sie dero übergebrachte Trouppen sampt der Artolleri noch vor dem außgang deß gemelten Walds gesetzt / vnd wol enge zusammen gehalten / biß sie zugleich außbrechen / vnd mit rechter Ordnung den angriff thun können; da dañ das Canoniren von beederseyt / bald angangen / mit grossem eyfer stätig continuirt / auch Ihr Fürstl. Gn. rechter flügel (so der Herr General Major Tupadel [Taupadel; BW] geführt), weil der Keyserisch vnd Bayrische lincke flügel / von derselben stärckstem Volck / als nemblich den Curaßiern[99] vnd andern besten Regimentern erlesen gewest / gewaltiglich zurück getriben / vnd sich biß auff die reserve / welche der Obrist Kanoffsky gehalten / zu retiriren getrungen worden. Weil nun derselbe noch etwas fern zuruck gestanden / so seyn die Keyserische an solcher seyt / in hoffnung gerahten / schon viel gewonnen zu haben; aber es hat nicht lang gewärt. Dann so bald besagter Herr General Major gemelten Herrn Obristen erlangt / seyn sie in all müglicher eyl wider auff vorerwehnten linckẽ flügel ankommen / vnd haben demselben / so ernstlich zugesetzt / daß er sich nicht weniger als jene zuvorn / nach secundirung vmbsehen müssen. Vnter dessen hat der Obrist Rosa [Reinhold v. Rosen; BW] so neben dem Herrn Grafen von [Wilhelm Otto v. Nassau-Siegen; BW] Nassaw vnd Freyherrn von Puttbuß [Putbus; BW] / deß Herzogen lincke seyten gehalten / den Savellischen vnd Götzischen rechten Flügel / sonder grosse resistenz über Kopff vnd Halß / in ihr eygen Fußvolck gejagt / vnd biß dahin verfolgt / da dann die Keyßerliche Parthei grossen schaden gelidten / vnd alsbald ein theil derselben Infanteri / außzureissen angefangen. Inmittelst aber / seyn die andere Brigaden gar nahe auff einander kom̃en / vnd haben doch die Keyserische Mußquetirs nicht eh Fewer geben wollen / biß der Herzog etlich keine Trouppen auß den seinigen gezogen / solche hart an sie geschickt / vnd das Kugelwechseln anfangen lassen / warüber die grosse hauffen aneinander kommen / vnd bald dieser: bald jener theil / von der Reuterey angesprengt / auch hingegen widerumb entsetzt worden. In welcher vermengung es so weit gelangt / daß sie endlich gar die Mußqueten[100] einander vmb die Köpff geschmissen / die Götzische von deß Herzogs Artolleri 3. zwölfpfündige / vnd 4. der kleinen Regiments Stücklein bekommen / hingegen Ihre Fürstl. Gn. all deß gegentheils Canon sampt darzu gehörigen Kugeln / in ihren gewalt gebracht / da sich dañ ein ieder theil / solcher seines Feinds Stücken nach vermögen: allein mit dieser mercklichen ohngleicheit / bedient / daß die Götzische / weil sie zu den erlangten 7. Stücken / mit tauglichen Kugeln nicht versehen / gar schlechten Vortheil davon gehabt / hingegen aber die Weymarische stetigs fort / vnd mit mercklichem effect schiessen können. Weil es nun zu lang gewärt / vnd das Artolleri Volck ganz darüber erlegen / so seynd theils von deß Herzogs Reutern abgesessen / haben der ermüdeten Constables[101] vnd Handlangere[102] Ampt versehen / vnd das Lob davon getragen / daß sie trefflich wol geschossen. Dessen aber ohnerachtet / weil die Keyserische immer mit mehrerm Volck nachsetzen können / lauter Alte / deß Handels verständige vnd wolgeübte Soldaten von beederseyt / mit einander zuthun gehabt / vnd bald nicht ein Squadron, Er sey dann eusserst bemüssigt worden / das feldt raumen wollen / sondern sie sich so herzhafft mit einander herumb geschlagen / daß ein jeder theil zum zweyten mal auff deß andern vorige stell / zu stehen kommen / vnd also die Victori biß in die fünffte Stund wanckelmütig geblieben; So haben sie endlich nur Squadron: vnd Regimenter weiß auffeinander getroffen / vnd hat dern fast ein jedes absonderlich / auß dem Feld getrungen werden müssen / da dañ in der letzte die Götzische: vnd Savellische mit hauffen durchgegangen / einander nach in ihr eygen Bagage gefallen / vnd solches selbst zu plündern angefangen / die Schwedische es ihnen aber nit gönnen wollen / sondern sie davon gejagt / vñ die guten Beuten lieber vnter sich getheilt, damit aber sich also von einander gethan vnd getrennet / daß der Herzog auff sein meiste cavalleri kein Staat mehr machen können / sondern allein mit der Infanteri vnd etlich wenig Reutern stehen geblieben / vnd an dem Feld / auch all den andern Siegzeichen / so Gott ihren Fürstlichen Gn. zuerhalten gegönt / sich wol vnd Danckbarlich begnügt. Als es nun dahin gelangt / vnd Ihren Fürstl. Gn. die ihrige schon derenthalb glück zu wünschen angefangen / hat den Herrn General Major Tupadeln der eyfer getrieben / den Flüchtigen mit etlich wenig der seinigen ferner nachzuhawen / da Er dann seine Auffwärter vnd Diener hin vnd wider von sich geschickt / vnd als Er solcher gestalt allein wider zu rück gekehrt / in meynung / daß von den Kayserischen oder Bayerischen ganz niemand mehr zu gegen sey / ist Er von einer Troupp / so sich wider zusammen gefunden / ohngefähr angetroffen / vnd also gefangen mitgenommen worden: Wie sich dann auch auff der Wahlstatt / an einem Graben vñ Vortheilhafften Paß / noch endlich 5. Squadrons zu Pferd uvnd 4. zu Fuß / widerumb befunden / welche sich ferner zu wehren zwar ansehen lasse / aber so bald die beynahende Nacht ihnen zu statten kommen / vnd ein wenig blinder alarm gemacht wurde/ in grosser dissordre durch: vnd auff Offenburg[103] gegangen / Allda Ihr Excell. Herr Graf Götz selbsten / nicht über ein halbe Stund geblieben / sondern mit 6 / seiner BagagiWägen / die Er von aller menge daselbst hinderlassen hatte / vnd von all den zusamen gefundnen Trouppen / sich noch dieselbe Nacht / beneben dem Herrn Gener. Wachtmeister Schnettern [Schnetter; BW] / Herr Obrist. Geyling [Gayling v. Altheim; BW] / Truckenmüllern [Druckmüller; BW] vnd Reynach [Melchior v. Reinach; BW] / auff Oberkirch[104] nach demselben Thal reterirt / allda Seine Excell. folgends etlich vnterschiedliche hohe Officirs / so todt auß der Schlacht mit abgeführt waren / oder doch vnterwegs noch / den Geist auffgeben / begraben: Inmittelst die verhawene Wege vber das hohe Gebürg / der Kniebis[105] genandt / durch das Landvolck eröffnen / den Rest Seiner Excell vnd deß Herrn Duca Savello Volcks / als biß in 1400. Reuter vnd 900. Mañ zu Fuß / doch alles in mercklicher confusion / darüber nach dem Würtenbergischen Land gehen / vñ besagte Weg gleich wider hinder sich stärcker als zuvor vergraben vñ verhauen lassen. I. F. G. Herzog Bernhart haben sich dagegen auff der Walstatt vnd eben an dem Orth / wo der Feind anfangs der Schlacht gestanden / vnter den Todten vnd gequetschten gelägert / vnd von dero denselben Tag gehabtẽ überauß grossen müh / mit frewden geruhet / dann Sie nahend alle Squadrons vnd Brigaden selbst angeführt / vnd sich zu mehrmaln mitten vnder der Feinde Trouppen befunden hatten / auch von theils derselben Officirs gekandt / vnd vmb ertheilung Quartiers mit namen angeruffen vnd gebetten worden. Aber der Allmächtige hat I. F. Gn. dermassen beschirmet / daß Sie ganz ohnverletzt geblieben / vnd allein auff dero Waffen 2. Schuß bekommen. Ihr Feldgeschrey in solch hitziger Schlacht / war abermalen / GOTT MIT VNS / aber bey den Franzos: vñ andern beywesenden Nationen / welche das Teutsche nicht wohl aussprechen kunden / Emanuel. Vnter der Götzischen vnd Savellischen aber / rufften sie / FERNANDUS.

Vnd ist im vbrigen der vollkom̃ene Sieg in deme bestanden I. Daß Ihre Fürstl. Gn. nicht allein dero von den Kays. in wehrendẽ Treffen / an sich gebrachte Stück / alle wider erlangt / sondern auch ihnen die ihrige / so viel sie gehabt / als nemlichen 2 halbe Carthaunen[106] / 2 schöne Böhler[107] auff 125. Pfund schiessend / 3 Falckonen[108] / 2 Falckonerlein[109] / vnd 4 Regiments stück[110] / neben aller zugehör / von Kugeln / Granaten / Pulver vnnd Lundten in grosser anzahl / auch viel Wägen mit materialien / 2 Feld Schmitten / vnd aller nothwendigkeit eines wohlbestelten Artolleri Staats / sampt den darzu gehörigen Officiers vnnd anderm Volck / abgewonnen vnd erhalten. II. Daß Ihre Fürstl. Gn. all die Proviant vnd andere namhaffte Vivers / damit Preysach versorgt werden sollen / sampt darzu behörigen Wägen / deren in allem biß in 1000. gewest / erobert. III. Daß Sie neben deme / ihnen den Götzischen vnd Savellischen auch all ihr Bagage[111] / so biß in 2000. Wägen vnd Kärch / vnd darunter viel hübsche Carotschen / mit manch guter Beut / Insonderheit aber der beeden / Herrn Generalen Canzleyen vnd Brieffe mit begriffen / aberhalten. IV. Daß Ihre Fürstl. Gn. ihnen 80 Cornet vnnd Fähnlein genommen / darunter allein von deß Herrn Feldmarschalckẽ Graf Götzens LeibRegiment Curasiers / 7 schöne von Silber vnd Gold gestückte / von andern Regimentern Curasiers aber: auch etlich Cornet / sich befunden. V. Daß von den Keyserisch: vnd Ligistischen nicht allein über 1500 Mann auff dem Platz erschlagen / sondern ihrer auch ein grosse anzahl in den Rhein gejagt vnd ersäufft / viel zu Gnaden vnnd in Dienst auffgenommen / andere gefangen / vnd in Summa solch ansehnliches Corpus von lauter den ältesten Regimentern / zum wenigsten 12000 Mañ effectivè starck / also verringert vñ zerstrwet worden / daß wie obgesagt / dern nicht dritthalb Tausend mehr / zu Roß vnnd Fuß / bey ihrem General sich versamblet / Wie viel aber gequetschte / darunter seyn mögen / das weiß man noch nicht. Der Kayserisch Herr Feldmarschall Duca Savello ist in den Rucken geschossen / kümmerlich davon kommen. Herr Obrist Seneschal ist gefangen / Herr Obrist Meusel / Obrist Hagshausen [Moritz v. Haxthausen; BW] / Obrist Soles [Gottfried v. Salis; BW] / so das Prisigellisch [Brisigello; BW]: Obr. Stefan Alber / so das Tyllisch: vnd Obrist du Puis [Puech; BW], der das Eppische [Epp; BW] Regiment hatte / deßgleichen der Obr. Limpach [Limbach; BW] / vnd wie man gewiß darvor hält / auch Herr Obr. Edelstett [Edlinstetten; BW] / seyn Tod / 5 Obriste Leutenant seyn gefangen / vnd deren zum wenigsten 6. oder 7. gleichfals Todt. Von Obrist Wachtmeistern seyn nur 3 gefangen / wie viel aber derselben / so dann auch von Rittmeistern[112] / Capitains[113] / Leutenanten[114] / Cornets[115] / Fenderichen[116] / vñ geringern Officirs eigentlich Todt geblieben / hat man noch der zeit nit allerdings wissen köñen / wiewol deren ein zimliche anzahl bekandt / vnd es auß obigem wohl abzunehmen ist. Obrist Wachtmeister[117] Vivario, ist neben andern zu Oberkirch erst begraben worden: Vnd seynd sonst von erstbenanten Officiers sehr viel: vnd allein bey dem Rosischen Regiment /über 100 gefangen / darunter die geringste / Quartiermeisters[118] seyn / daß man aber die gesampte anzahl von allen Regimentern / nicht zusammentragen tragen vnd hier benambsen können / ist die vrsach; weil die regimenter nicht mehr als einen ganzen Tag zu hauff geblieben / sondern von Ihrn Fürstl. Gn. theils vmb den Feind weiter zufolgen / mehrentheils aber vmb die Fütterung besser zu haben / hin vñ wider Commandirt: vnd auß einander gezogen worden. Gegen all oberzehltem haben Ihre Fürstl. Gn. in dem grossen vnnd ernsten gemenge ihr seyts verlohren / 14. Fähnlein vnd 8 Cornet / 2 Majors / als nemlich Major Weyerheim von den Tupadelischen zu Pferdt / vnnd Major Vizdumb [Eckstätt; BW] von den [Philipp Eustach v.; BW] Hattsteinischen Regiment zu Fuß / beneben 8. oder 9 Rittmeistern vnd Capitains in allem / vnd etlich geringern Officirs / auch nicht über 500. gemeine Reuter vnd Knecht / deren Zahl doch allgleich so reichlich ersetzt worden / daß (wie beweißlich) der grösser Theil Ihrer Fürstl. Gn. Regimenter zu Fuß / vmb etlich 100. Mann stärcker / ab: dann auff die Walstatt gezogen: die gefangene gemeine Soldaten / so sich nicht alsbald gutwillig vntergestellt / vnd dern auch etlich viel 100 seyn / damit nicht eingezehlt. Sonsten aber / so seyn Ihren Fürstl. Gn. abgefangen / vnd in der retirada mit fortgebracht wordẽ / der General Major Tupadel / wie oberzelt / Obrist Leutenant Ruht [Ruuht; BW] von dem Vorbußischen [Forbes; BW] Regiment / 4. Rittmeister / vnd 3. oder 4. Capitains / beneben etlich Leutenant / Cornets vnd Fendrichen / welche dann nechster Tagen sollen wider eingetauscht werden. Vnd seyn bey dieser ernsten occassion, Ihr Fürstl. Gn. seyts / am gefährlichsten gequetscht worden / Herr Obrist Rotenhan / Herr Obrist Leutenant Rheingraf Johann Ludwig [v. Salm; BW] / Obrist Leutenant [Friedrich Wolfgang v.; BW] Fleckenstein / Major Rosa [Johann von Rosen; BW] / vnd Major Prestin / aber nunmehr alle ausser lebensgefahr. Herr Obrist Rosa [Reinhold von Rosen; BW] / vnd Herr Obrist Graf Wilhelm Otto von Nassaw seyn zwar gleichfalls vom schiessen beschädigt / haben doch einen Weg als den andern / immer mit fortzureiten / vnd ihre Dienst zuthun nicht vnterlassen. Dienstags den 31 Julii hernach / haben Ihre Fürstl. Gn. forderst die von dero Armee gebliebene Soldaten samptlich / vnd was man auch vom Feind für vorneme Officirs erkennen mögen / lassen ordentlich begrabẽ / weil auß mangl deß Volcks solches überal ins Werck zubringen / nicht möglich war, Ingleichem haben Seine Fürstl. Gn. Vorsehung gethan / daß die gequetschte versorgt / vnd hin vnd wider außgetheilt worden / hernach der Soldatesca zur ergetzlichkeit / die eroberte ProviantWägen / sampt allen Vivers so darauff / zum besten gegeben / vnd zumahln dero Bagage von Mohlburg zu sich auf die Wahlstatt kommen lassen. Mitwochs den 1 (11) Augusti / frühe / ward zu Ehren deß Allmächtigen Gottes / welcher so ein reichen Sieg verliehen hatte / bey der ganzen Armee ein solenn Danckfest gehalten / da dann der Lobgesang / Gebet vnd Verkündigung der Wolthaten deß Allerhöchsten / bey jedem Regiment absonderlich / in dem ganzen Feld vmbher / erschallet / bey Ihren Fürstl. Gn. aber / sich alle Obristen vnd Vornehmbste Officiers befunden / vnd sampt denselben / Erstlichen den 124 Psalmen / Wer Gott nicht mit vns diese Zeit / etc. von Herzen gesungen / hernach auff anhörung der Predigt Göttlichen Worts sich vnter dem freyen Himmel vmbher / auf ihre Knie gelegt / vnd Gott durch sonderbahre Gebet / inniglich gedanckt / So dann auch das Te Deum Laudamus etc. mit frewden intonirt, Vnnd hierauff so sein Ihren Fürstl. Gn. von dero Regimentern nacheinander / die eroberte Cornet vnd Fähnlein / vnterthäniglich præsentirt / vnd von dero Zelt plantirt oder auffgesteckt worden / welches dann (weil sonderlich viel schön erneuerte Standarten vnd Fahnen darunter) sehr prächtig vnd magnifi. anzusehen gewest. Nach diesem haben Ihr Fürstl. Gn. erstlich so wol auß dero vorigen / als denen vom Feind new eroberten Stücken / hernach von der gesampten Cavallerie / vnnd so dann von den Mußquetirs zum zweyten mal / in hüpscher Ordnung Salve schiessen vnd also diß allgemeine Frewdenfest beschliessen lassen“.[119]

Unter dem 23./24.11.1638 notiert Gaisser: ‚Tryberg[120] wird wiederumb von Conofsgy aufgefordert’. 24.[11.1638; BW] Dem in Rottweil sich aufhaltenden Obersten von Leyen wird ‚die auforderung der Herrschaft Tryberg’ eröffnet“.[121]

Am 30.5.1639 erschien er zusammen mit Bernhard von Sachsen-Weimar auf dem Hohentwiel.[122] 1639 wechselte Chanowsky mit den Weimarern in französische Dienste.

Gaisser berichtet unter dem 18./20./23.12.1640: „Es erscheinen bei mir einige Untertanen mit der Meldung, es bestehe Gefahr vonseiten des Obersten Kanofski, der meinen Untertanen zwecks Beraubung auflauern lasse. […] „Rückkehr des Gallus Kayser von Freiburg mit der Antwort von Oberst Kanofski, daß, wenn nicht Kontribution[123] gegeben würde, sofort Exekution erfolgen werde. 23.[12.1640; BW] Der Bote Mathias Zuccer und ein Schreiben an Oberst Kanofski abgefertigt zur Erlangung von Aufschub“.[124] „27.[12.1640; BW] Rückkehr des Mathias Zuccar aus Freiburg mit dem Berichte, daß Kanoski einen Aufschub von 8 Tagen bewilligt habe. 30.[12.1640; BW] Eine schwedisch-französische Reiterabteilung, die aus Freiburg ausgerückt war, war durch den Schwarzwald in das Brigachtal gekommen. Dort riefen sie den Vogt[125] herbei und suchten nach den sog. salvae guardiae,[126] doch zeigte man dieses nicht (oder zeigten sie diese nicht ?). Sie führten nun unter Beizug des Mathias Zuccar als Wegführer (Weg-Weiser) einige Soldaten vom Werth’schen Regiment in Marti(us)weiler[127] mit 10 Pferden weg. Als das Gerücht von einem militärischen Einbruch in die die Stadt gedrungen war, nannte Bürgermeister Engesser meine Untertanen öffentlich ‚perfid’, weil sie die Villinger[128] Untertanen im Unterkirnachtal vor der Gefahr zu warnen unterlassen hätten, denen deswegen Vieh geraubt worden sei. Unterdessen wurde durch zuverlässigere Nachricht zuletzt bekannt, daß die Soldaten die letzteren zwar nicht zu Hause bei ihrer Rückkehr vorgefunden, aber sehr vielen meiner Kirnacher Untertanen alles Vieh weggenommen hätten. Ich schrieb nun einen Brief an den Obersten und an den Jesuiten F. Michael und bat schriftlich um Rückerstattung“.[129] „3.[1.1641; BW] Die aus Freiburg zurückkehrenden Kirnacher Untertanen berichten, daß Oberst Kanofski die Rückgabe des weggenommenen Viehes abschlage, weil sie die erbetene und bewilligte Vereinbarung mit ihm nicht rechtzeitig abgeschlossen hätten. Und doch hatte ich, sobald ich von der Gefahr der Exekution[130] gehört hatte, den Gallus Kayser nach Freiburg entsandt, und, als dieser die Gefahr bestätigte, den Mathias Zuccar mit einem Schreiben an den Obersten, er möchte wegen der von den Österreichern drohenden und zu fürchtenden Gefahr der Plünderung einen Aufschub von wenigstens einigen Tagen bewilligen, worauf er den Bescheid brachte, daß der Oberst durch eine Verzögerung von 8 oder mehr Tagen nicht beschwert werde; unterdessen würden die Untertanen gerade so unter seinem Schutze stehen, wie wenn sie die Vereinbarung schon abgeschlossen hätten. Andere sagten, die Beraubung sei deswegen erfolgt, weil die österreichischen „Salvae guardiae“ von ihnen bei ihrem Durchzuge versteckt und beschützt worden seien; aber wenn dies der Grund gewesen wäre, so hätten sie die Beraubung bei den Brigachern begonnen, von denen man wußte, daß sie die salva guardia zuerst versteckt hatten. Sodann aber war eben dies der Grund, weswegen ich bei dem Obersten wegen Bewilligung von Aufschub vorsprechen ließ, daß nämlich die Österreicher nicht, durch Entfernung der salva guardia beleidigt, gegen meine Untertanen allzustreng verführen, eine Berechnung, die derselbe als einleuchtend gelten ließ. Manche schoben die Schuld auf Mathias Zuccar, der, mit einem Schreiben nach Freiburg entsandt, manches unüberlegt ausplauderte über Vieh, das (vermutlich) im Unterkirnachtale weggenommen werden würde. Sie bekräftigten es dann (dadurch), daß die Soldaten seine Führung gesucht und in Anspruch genommen haben, nicht bloß beim Marti(u)sweilerer Einfall, sondern auch beim Kirnacher Raub selbst. Feststeht jedenfalls, daß dieser Mensch im Reden ziemlich unvorsichtig und ein Gegner der katholischen Religion ist; er versicherte aber, er sei zum Führen genötigt worden unter der Androhung der Inbrandsteckung seines Hofes. Manche erzählten, meine Untertanen seien deswegen beraubt worden, weil sie die Villinger Untertanen vor der Gefahr gewarnt hätten, durch welche Warnungen ihnen (ipsis) die Beute entrissen worden sei, die sie dann zum Ersatz von meinen Untertanen genommen hätten. Dies warf der Fähnrich dem Gallus Kayser vor, indem er meine Untertanen Verräter nannte. Doch schrieb der Jesuit Br. Michael als aus dem Munde des Obersten vernommen, die Beraubung sei nicht auf Kommando erfolgt, erfolgt aber von den hintergangenen Soldaten, habe er sie um so weniger mißbilligen können, weil sie beim Abschluß von Kontribution säumig (lässig = morosi) gewesen seien und weil sie die feindlichen salva guardiae begünstigt hätten“.[131]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Volkmar Happe [1587 – nach 1642][132] hält in seiner „Thüringischen Chronik“ fest: „Eodem [die] [23.4.1641; BW] ist der Generalquartiermeister[133] nebst allen Regiments und Compagnia Quartiermeistern von der frantzö[s]ischen weimarischen Armee nach Bendeleben[134] kommen und darinnen pernoctiret.

Den 14. April [24.4.; BW] sind diese Quartiermeister balde frühe anhero nach Sondershausen[135] und Quartier auf die frantzö[s]ische Reuterey in der gantzen Untergrafschaft gemachet, in Sondershausen soll liegen der Obriste Graf von Witgenstein [Ernst zu Sayn-Wittgenstein-Homburg] mit seinem Regiment Reutern, zu Greußen[136] der Obriste Kanofski mit einem Regiment Reutern, zu Ebeleben[137] und Keula[138] Obrister Russwurm“.[139]

„Den 1. Mai [11.5.; BW] sind etzliche fünftzig Reuter nach Greußen gelegt worden von des Herrn Obristen Kanofsky Regiment, haben weidlich rumoret. Eodem die ist mir ein Pferdt zu Greußen unter den Linden genommen worden von Soldaten. Als aber der Reuber einer in die Stadt geritten und sein Pferdt beschlagen lassen wollen, haben sie ihn so lange aretiret, bis ich das Pferd wieder bekommen“. „Den 10 Mai [20.5.; BW] sind des Obristen Kanofsky Reuter von Creußen hinweg gezogen, die Bürger zu Greußen übel tractiret“.[140]

Im Juni 1641 hielt Pflummern fest: „Die nechst vorgehende wochen haben die zu Freyburg ligende canoskische soldaten gleiche heroische thatt auch gegen deren von Villingen vichherd verveebt, vnd wie verlauttet, noch meh stuckh, alß vor Veberlingen, weg getrieben. Weiln es also disen khüedieben so wol gelungen, haben sie es noch weitter gewagt, vnd diweiln die statt Merspurg[141] sich in die hohentwielische[142] contribution nicht ergeben wollen, sonder von Costantz[143] 25 musquetierer zu ihrer [S. 541] defension eingenommen, alß haben die Hohentwieler daß merspurgische dörflin Baittenhaußen[144] nächtlicher weil veberfallen vnd 11 roß, darvnder 9 dem spital zu Costantz gehörig geweßt: abermaln nicht lang hernach wider neben anderm raub zwen schöne zug ochßen, auch dem spital zu Costantz gehörig, von dannen hinweg geführt. Disen vnd letzsten angriff haben nhur 9 musquetierer gethon, denen gleichwoln veber 5 stundt hernach die merspurgische soldaten vnd burger in 50 starckh nachgesetzt, aber weitter nicht , alß biß nach Mimmenhaußen,[145] da sie an statt der verlohrnen peütt den armen leütten an eßenden speißen vnd klaidern, waß vorhanden geweßt, geraubt, auch zu Graßbeuren[146] die bruggen nicht mit ausgetroschnem strow, so zugegen geweßt, sonder mit vnausgetroschnen fruchtgarben můthwillig verbrennt, da sie, wan rechter ernst zu volgen geweßt, den Hohentwieler auf dem gespür wol nachkommen, vnd sie zu wald noch ereilen können. Es ist aber nhun mehr vnserer soldaten gemaine art vnd manier, daß sie zu schaden deß vnschuldigen armen mannß küen, geschwind vnd angriffig genůg, wan es aber wider den feind gehen solle, da seyn sie, wie haasen vnd schneggen“.[147]

Gaisser schreibt unter dem 31.1.1642: „Eine feindliche Reiterschwadron erschien um Mittag in der Umgebung, ohne daß jemand etwas wußte, und raubte den Schabenhauser[148] Bauern Vieh. Diese fliehen mit den Pferden in die Stadt und bitten um ein Schreiben an den Oberst Kanofzgi, das sie erhalten. Unterdessen nehmen die feindlichen Reiter ihren Weg unter Zurücklassung der Stadt zur Rechten durch Ober-Eschach[149] und rauben auf dem Gelände des Ratsherrn Mathias Bayer Pferde. Man war in nicht geringer Aufregung. Innerhalb der Mauern wurde Alarmsignal gegeben und bekanntgemacht, die Einwohner sollten die Waffen bereit halten, auch wurde in den Mühlen eine Besatzung von Schützen gelegt. Gott sei Dank, der uns rettete“.[150]

Gaisser hält weiter fest: „3.[10.1642; BW] Die Untertanen melden, dass Kanofski die bayrischen salva guardia nicht dulden wolle und gegen mich nicht wenig aufgebracht sei. 4.[10.1642; BW] Besuch von Peter (Petrus) dem Beamten (Amtmann) des Komturs, der mir die Gründe des Kohafzischen Unwillens gegen mich deutlicher darlegt: 1.) daß ich den Kapplern[151] in meinem Namen salva guardia gegeben hätte gegen Empfang von 1 Dukaten,[152] was grundfalsch ist, 2.) dass ich sicheres Geleite verlangt hätte für ihren in Villingen sich aufhaltenden Pfarrer. Habe es getan, aber was ist daran Schuldhaftes ? 3.) daß ich diesem Ausfertigung für sicheres geleite, das meinem Rottweiler Verwalter gestellt werden soll, übersandt hätte. Auch dies habe ich getan, aber nicht um die Gebühren seiner Kanzlei zu schmälern, sondern um die letztere zu entlasten. Um diese mir absichtlich und grundlos aufgehalste feindselige Stimmung zu beseitigen, schrieb ich an den Jesuiten Bruder Michael. Den Brief befördert der nach Freiburg  abgehende Christa Reuther“.[153]

Im Februar 1643 war Chanovskys Regiment von Johann von Werth[154] überfallen worden: „Mercy rückte nämlich nun mit dem Fußvolk vor, um die Franzosen gänzlich aus Württemberg zu vertreiben. Jan von Werth eroberte die Stadt Göppingen[155] am Nordrand der Schwäbischen Alb. Da Besatzung und Bürger Widerstand leisteten, erlebte der Ort alle Greuel eines im Sturm eroberten Platzes, indem alles, was Waffen trug, niedergehauen wurde. Bei Kirchheim unter Teck[156] standen die Heere sich zwei Tage gegenüber, ohne daß Mercy angriff, der den Gegner durch geschickte Marschbewegungen ausmanövrierte, bis Guébriant sich zum Rückzug entschloss, beständig durch Werths Kavallerie verfolgt. Am 16. Februar ritt der Reiterführer zu einem erneuten nächtlichen Überfall aus, fiel bei Rommelsbach[157] und Oferdingen[158] in die Quartiere der weimarschen Truppen, brachte die Regimenter Chanowsky und [Ernst v. Sayn-; BW] Wittgenstein in schwere Bedrängnis und erbeutete zwei Standarten, das Gepäck eines Regiments sowie mehr als 800 Reit- und Bagagepferde. Ehe Verstärkungen den Überfallenen zur Hilfe eilen konnten, war das Dorf Oferdingen[159] in Rauch aufgegangen und  Werth abgezogen. Kurfürst Maximilian[160] ließ ihm am 19. Februar ein Lobschreiben zugehen und versprach, den gelungenen Streich bei der kaiserlichen Majestät[161] zu rühmen“.[162]

Unter dem 22.6.1643 notiert Gaisser: „Die Nachbarn sollen von Wiederholt[163] und Kanofzi gemahnt worden sein, sich vor dem alsbald durchziehenden Heere in acht zu nehmen“.[164] Am 17.12.1643 hält Gaisser in seinem Tagebuch fest: „Ein Schreiben wird mir von Kanofzgi überbracht, worin er mich des Vertragsbruchs beschuldigt, weil ich meinen Burschen [Stephan; BW] für die französische Unternehmung (d. h. Unternehmung gegen die Franzosen) feindlich ausgerüstet hätte, was falsch ist. Er fordert, daß ich den Fähnrich, seinen Sohn, der hier gefangen liegt, dagegen frei lasse, was ungerecht und unmöglich ist. Ich schrieb Antwort, mit Entschuldigung. Ich verzichtete bei dem Oberstleutnant auf die Freiburger Forderung, der erstaunt erwidert: auch wenn ich selbst persönlich gegen den Feind gekämpft hätte, hätte er eine maßvollere Forderung stellen müssen. Zur selben Zeit meldet der von Rottweil zurückgekehrte Tanner, der Bursche Stephan verweile, aus der Gefangenschaft entlassen, bei dem Verwalter und werde morgen heimkehren.

20.[12.1643; BW] Es kommt, aus der Weimaraner Gefangenschaft zurückkehrend, der Bursche Stephan, der folgendes angibt: Er habe mit dem Leutnant die Flucht gegen Schramberg[165] angetreten, dort sei dieser beim Abstieg vom Berge unter Zurücklassung des Pferdes geflohen, er (selbst), durch das auf ihn fallende Pferd gehindert, sei gefangen genommen worden und habe angegeben, er sei der Bursche des Leutnants. In dieser Überzeugung seien die Weimaraner beharrt, bis er durch den Trompeter[166] Teuffel verraten worden sei. Der Major habe, als er dies hörte, befohlen, ihn in Fesseln zu legen, in denen ihm durch die Kälte ein Fuß erfroren sei. Als die Sprache auf das Lösegeld kam, habe er gesagt, er habe keine Hoffnung darauf, weswegen er auch bitte, in ihren Dienst genommen zu werden. Ein Offizier habe ihn zum Burschen verlangt und habe versprochen, ‚er wölle die gemein ranzion vor ihne bezahlen’. Der Grund sei gewesen, daß er keinen Burschen hatte, während er fünf Pferde zu versorgen hatte. Dies habe der Major abgeschlagen und erwidert, er (selbst) wolle sich seiner bedienen. Wenn daher von 100 Dukaten hierher geschrieben worden sei, so sei dies nicht, auch gestern nicht, mit seinem Willen geschehen, sondern von dem Schreiber aus. Betreffs meiner, sowohl ob er zum Auszug gezwungen worden sei, als auch ob ihm von mir Loskauf versprochen worden sei, sei er nicht einmal gefragt worden. So habe er sich bei ihnen aufgehalten und sei ziemlich gut behandelt worden, bis sie von den Bayern auseinandergejagt worden seien, sie seien nämlich damals ‚in Stetten auf dem kalten Marckh’[167] gewesen und man habe ihm befohlen, mitzufliehen, er habe reitend ein Rind an der Hand nachgezogen, bis er nicht mehr gekonnt habe (defecerit), sei nach dem Niedersinken des Rindes, und da das Pferd nicht mehr weiter ging, zurückgelassen worden, habe sich in ein Leprosorium[168] geschlichen und sich dort drei Tage versteckt gehalten. Von dort sei er zur Burg Hausen[169] gelangt und habe sich um Heilung des Fußes einige Tage lang bemüht. Von hier habe er, da er wegen der Verlassenheit der Gegend den nächsten Weg nicht (wählen) konnte, zuerst Straßberg,[170] dann Ebingen,[171] weiter Luttlingen,[172] dann Lauffen[173] aufgesucht, dann Bahlingen,[174] und zuletzt habe er sich über Schemberg[175] nach Rottweil[176] begeben, von wo er endlich dank der Guttat des jüngeren Haynoldt hierher habe zurückkehren können. Die erwähnten Dörfer und alle andern in jener ganzen Gegend seien aufs gründlichste ausgeraubt (und) die Einwohner an den Bettelstab gebracht.

21.[12.1643; BW] Anwesend Christian Reuther und Vogt Thias Müller aus Freiburg zurück; sie bitten, den schwäbischen Untertanen die Hornberger[177] Kontribution abzunötigen (extorqueri), zu welchem Zwecke Soldaten abgeschickt worden seien, denen er dabei als Vermittler zugewiesen werden solle. Ich gab meine Zustimmung nur ungern. Sodann legte der Vogt dar, daß Oberst Kanofzgi meinem Schreiben keinen Glauben schenke, sondern durchaus der Meinung sei, ich hätte dem Burschen den Ausmarsch anbefohlen und den Loskauf versprochen. Und deswegen fordert er, ich solche den Fähnrich freigeben; andernfalls würde ich künftig keine Sicherheit zu erwarten haben. Er habe keine missverständliche Andeutung darüber gemacht, daß dieselbe Gefahr auch andern meiner Untertanen bevorstehe. Ich ließ den Burschen zu mir kommen und verhörte (fragte) ihn über alle Punkte in ihrer Gegenwart (aus), sie selbst setzten auch das Verhör fort (prosecuti sunt). Er wollte nichts von dem bekennen, wofür der Oberst mich haftbar (culpabilem) machte. Ich schickte daher zum Oberstleutnant, um ihm meine Antwort mitzuteilen, der erwiderte, ich solle unentwegt auf meiner ersten Antwort beharren“.[178] Unter dem 29.12.1643 ist festgehalten: „Schicke ein Schreiben an den Abt von St. Peter wegen der Unfreundlichkeit des Obersten Kanofski“.[179] Die Affäre ging weiter: „16.[1.1644; BW] Es kommt von St. Peter ein (quidam) Vogt mit dem Bericht namens des Abtes, daß Kanofzki keine Entschuldigung annehmen wolle. Er bleibe bei der Überzeugung, daß ich in der ganzen Zeit des Krieges gegen die Weimaraner zwei Knechte (oder Diener) ausgerüstet habe. Deswegen werde von ihm für einen Feind gehalten und betrachtet“.[180] Gaisser hält schließlich fest: „29.[2.1644; BW] Es erscheinen die Vögte und Abgeordneten wegen Entrichtung des Lösegeldes für den Fähnrich und bringen 75 fl“.[181]

Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg[182] erwähnt ihn in seinem 1647 neu aufgelegten „Florus“: „Zu ende jetztscheinenden Hewmonats [28.7.1644; BW] ist die schöne Statt Freyburg[183] im Brisgaw / so die Schwedisch-Weimarischen nun etliche Jahr her innen gehabt / von der Reichs- vnd Chur-Beyerischen Heereskrafft / nach dem sie länger als einen Monat belägert / in die 13. Stürme gethan / auch in die 2500. halbe Carthauwen vnd Falconen / deßgleichen in hundert Centner Musqueten Kugeln / vnd in 24. Centner Pulver davor verschossen / vermöge deß / zwischen erstgedachter Kriegesmacht General Feld-Marschallen Herrn Frantz / Freyherrn von Mercy / vnd dann der Cron Franckreich Obristen vnd Befehlhaber zu Freyburg / Friedrich Ludwigen Canoffsky von Langendorff / nach stattlichem gebrauch beschlossenen vergleichs erobert worden. Worauff ehebemeldter Herr Befehlhaber mit 600. Gesunden / 200. Krancken vnd beschädigten Soldaten / wie auch 100. Pferden / vnd 2. Stücken Geschütz außgezogen“.[184]Mercy hatte sich entschlossen, die Stadt Freiburg im Breisgau, in welcher der Obrist Chanowsky befehligte, den Franzosen wegzunehmen, da ihre beherrschende Lage die Sicherung des Schwarzwalds erschwerte, ihre Einnahme aber eine starke Bedrohung von Breisach bedeuten mußte. Die bayerische Armee zählte, um einige neue Regimenter ergänzt, gegen 15 000 Mann mit 28 Geschützen. Turenne, der auf die Kunde von der Erstürmung der Vorstädte mit seinen Truppen – etwa 9 000 Mann – den Rhein überschritt, war nicht in der Lage, den Fall der Festung zu verhindern, die am 28. Juli nach tapferer Verteidigung in den Besitz der Bayern überging“.[185] Der Salemer Mönch Bürster berichtet über die Übergabe: „Den 29. Julii – deo sint laudes – ist die statt Freyburg von herren Friderich Ludwig Canoffsgi von Langendorff, französischen commendanten daselbsten, Römisch Kayßerlicher Mayestät und Churfürstlicher Durchlaucht in Bayern generalveldmarschalk [146] Franz freyherren von Merzi uff underschidliche und leidenliche accordenßpuncten übergeben und eingerumbt worden, französische aber selbigen tag mit under- und obergewehr, sack und pack, fliegenden fahnen, brennenden lunden, kuglen im mund, offnem spül und wie sich ain jeder soldat sich rüsten kenden, doch sowohl die zue fuoß alß zue pferd nichts von kürchen-, geflehnten[186] noch burgerßsachen mit sich sollen nehmen, gesagten tag umb 10 uhr abgezogen, auch mit bewilligung zwayer stuck[187] mit 4 ladungen oder schüß uff Preysach zue vergunt und confoirt worden“.[188]

Nach der Übergabe der Stadt am 28.7.1644 an die Kaiserlichen wurde Chanovsky aus französischen Diensten entlassen.[189]

Er starb am 24.11.1645 in Strasbourg und wurde in der Thomas-Kirche beigesetzt.

[1] Vgl. die Erwähnungen bei LEUPOLD, Journal. Nach SEMLER, Tagebücher, S. 179, Anm. 554, soll er aus böhmischen Adelsgeschlecht stammen.

[2] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.

[3] Neuenstadt am Kocher [LK Heilbronn], HHSD VI, S. 563.

[4] Freiburg im Breisgau; HHSD VI, S. 215ff.

[5] Satzbürger: Auswärtiger, besonders Adliger, der unter einem mit dem Rat vereinbarten Vertragsverhältnis einen Wohnsitz in einer Stadt hat [DRWB].

[6] Brettach, unter Maienfels [Gem. Wüstenrot, LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 498. Vgl. auch die Erwähnungen bei ENGERISSER, Nördlingen 1634.

[7] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[8] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide.  II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.

[9] Freiburg im Breisgau, HHSD VI, S. 215ff.

[10] Bad Mergentheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 41ff.

[11] Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.

[12] Weikersheim [Main-Tauber-Kr.], HHSD VI, S. 860ff.

[13] Ingelfingen [Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 373.

[14] Kroaten: (kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten), des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“.

[15] Dama: Prostituierte kann man in 4 Klassen einteilen: „Mätressen“, „Concubinen“, „Metzen“ und „Huren“. „Dama“ ist ein anderer Begriff für Mätresse, die Begleiterin von höheren Offizieren.

[16] Soldatenjunge: (vermutlich) Trossbube. Es wurden jedoch zuweilen auch bereits zehn- bis fünfzehnjährige Jungen als Soldaten rekrutiert (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120). Bei den Schweden galten 15 Jahre als ideales Eintrittsalter. Im kursächsischen Fuß-Regiment Eustachius von Löser fanden sich unter 1145 Mann 209 Weiber, 131 Kinder, 8 Mägde immerhin 80 Soldatenjungen; BORKOWSKY, Schweden, S. 64. Vgl. dazu die sehr positive Darstellung des französischen Gesandten d’Avaux; LORENTZEN, Die schwedische Armee, S. 84ff.: „die Schweden hatten die schönste und disziplinierteste Armee, welche man seit den Legionen des Cäsar gesehen hat. Sie waren beinahe sicher, alles, was sich ihnen entgegenstellte, entweder zu schlagen oder durch Beharrlichkeit zu vernichten. Sie waren im Felde zu allen Jahreszeiten gut, abgehärtet sowohl gegen die Hitze der Hundstage, als auch gegen die heftigste Kälte. Sie hielten drei Monate in den Quartieren aus, in welchen die kaiserliche Armee nicht acht Tage bestehen konnte, so dass mit der Zeit ihnen nichts entwischen konnte. Die Armee war ihr Hof, ihr Gut, sie war ihr wirkliches Vaterland, denn alle Kinder, welche sie seit zwanzig Jahren bekommen hatten, waren im Lager geboren, waren von der Wiege an an das Gewehrfeuer gewöhnt und trugen, erst sechs Jahre alt, ihren Vätern in den Laufgräben oder zur Schildwache das Essen hin. Trotzdem die Armee kein sehr geeigneter Platz ist, die Jugend zu erziehen, so achtete man doch sorgsam auf die Unterweisung, indem man sie in den kleinen Schulen, welche im Quartier, oder wenn man im Felde lag, im Lager waren, Lesen und Schreiben lehrte. Sobald die Armee ihr Lager aufgeschlagen hatte und die Quartiere verteilt waren, gingen die Kinder zu den besonders für die kleinen Schulen eingerichteten Plätzen. Da sind Dinge vorgekommen, welche kaum zu glauben wären, wenn sie nicht von allen Generälen bestätigt wären: es wurde erzählt, dass die Feinde manchmal so nahe gewesen wären, dass ihre Kanonen sogar die Schulen erreichen konnten. Da wären 3-4 Kinder von einer einzigen Kugel hingerafft worden, ohne dass die übrigen auch nur den Platz gewechselt hätten oder die Feder weggelegt hätten, welche sie in den Händen hatten. Solche Standfestigkeit war ganz anders, als die der jungen Lacedämonier, welche sich lieber die Eingeweide zerfleischen ließen, als ihren Diebstahl zu gestehen. Die Rekruten ihrer Infanterie wurden lediglich von diesen Lagerkindern genommen. Im Alter von 16 Jahren nahmen sie schon das Gewehr und desertierten niemals, weil sie kein anderes Leben, keine andere Beschäftigung kannten. Bei der Kavallerie wurden die Bedienten der Herren aufs Pferd gesetzt, wenn sie sieben oder acht Jahre bei der Armee gedient hatten, und waren schon vorher in den Waffen geübt und an den Krieg gewöhnt, bevor sie angeworben wurden, so dass man sagen konnte, dass unter ihnen ebenso viele Offiziere waren, als Soldaten“. Vgl. auch Trossbube; LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 199.

[17] Kupferzell [Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 436.

[18] Waldenburg [Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 845f.

[19] Döttingen [Gem. Braunsbach, LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 154f.

[20] Steinkirchen, Ortsteil von Braunsbach [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 109f.

[21] Kocherstetten, heute Ortsteil von Künzelsau [Hohenlohekr.]; HHSD VI, S. 435f.

[22] Kirchberg an der Jagst [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 400f.

[23] Jungholzhausen, unter Braunsbach [LK Schwäb. Hall]; HHSD VI, S. 110.

[24] Nach Schaeff-Scheffen, Kirchberg an der Jagst.

[25] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.

[26] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[27] Feldmarschall: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen und Zuständigkeit für Ordnung und Disziplin auf dem Marsch und im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- und Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl., die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften wie Ranzionsgeldern, den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.

[28] Thann [Tann, Elsass, h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].

[29] Altkirch a. d. Ill [Elsass, h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].

[30] Pfirt [Elsass, h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].

[31] Neuburg [Neubourg, h. Frankreich, Dép. Haut-Rhin].

[32] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.

[33] Denzlingen [LK Emmendingen].

[34] Schaffalitzky [Schafelitzky] zu Mukadel [„Mückenthal“], Bernhard; Generalmajor [1591-1641] siehe den Beitrag von Jörg Wöllper in den Miniaturen.

[35] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. Der Dragoner war ein berittener Infanterist (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd.

[36] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[37] Scharmützel: Unter Scharmützel (ital. „scaramuccia“, Geplänkel, Plänkelei, Treffen) verstand man eines der vielen kleineren Gefechte oder Handgemenge, aus denen dieser Krieg bestand. Kleinere Armeeeinheiten oder Streifkorps, z. T. auch größere Verbände von bewaffneten Bauern (vgl. Harzschützen), traten hier in einen zeitlich wie örtlich begrenzten Kampf ein. Auch Schlachten wurden zumeist mit Scharmützeln oder Plänkeleien eröffnet. Scharmützel waren in der Regel gekennzeichnet durch äußerste Brutalität. Allerdings konnten sie auch Auslöser eines größeren Treffens, einer Schlacht oder eines Krieges werden. Oft wurden Vor- oder Nachhut von Heeren durch Kroaten angegriffen, die in diesem kleinen Krieg bevorzugt eingesetzt wurden. Zum Teil kam es auch wegen der fehlenden Uniformierung zu verlustreichen Kämpfen mit eigenen Einheiten. oder „neutralen“ Einheiten. Am 15.1.1648 traf die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice [seit der antiken Rhetorik unlogischer Gebrauch eines verwandten statt des nicht vorhandenen Ausdrucks] die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“. MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208. Der Erzgebirgschronist LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f., datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz nach Erfurt und Eisenach gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7 beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste [durch magische Praktiken kugelfest, BW] sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.

[38] Freiburg im Breisgau; HHSD VI, S. 215ff.

[39] Denzlingen [LK Emmendingen].

[40] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 4.

[41] Nach HASELIER, Geschichte Bd. 1, S. 378, handelt es sich um zwei Personen !

[42] Gernsbach [LK Rastatt]; HHSD VI, S. 251f.

[43] Nach SCHWARZ; Humpert, Forbach, S. 38.

[44] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obrist-Leutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim von Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm von Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.

[45] Vgl. VILLIGER; STEINAUER; BITTERLI, Im Galopp.

[46] Kempten (Allgäu); HHSD VII, S. 352ff.

[47] Leutkirch im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 466ff.

[48] Isny im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 377ff.

[49] Wangen im Allgäu; HHSD VI, S. 854ff.

[50] ENGERISSER, Von Kronach, S. 286.

[51] Wangen im Allgäu; HHSD VI, S. 854ff.

[52] Konstanz [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 419ff.

[53] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.

[54] Bregenz; HHSÖ II, S. 446ff.

[55] ENGERISSER, Von Kronach, S. 287.

[56] Sappeure: Sappeure gehörten zu den ingenieurtechnischen Truppen, die bei der Belagerung von Festungen eingesetzt wurden. Approchen ist die Bezeichnung für die Laufgräben (Annäherungswege) bei der militärischen Belagerung von Festungen. Das Wort ist eine Eindeutschung des französischen Verbs s’approcher, sich nähern. Es handelt sich um eine Anlage, die der Angreifer einer Festung anlegen musste, bevor die Festung erstürmt werden konnte. Mit Hilfe einer Erdwalze (Sappe) konnte sich der Angreifer an die Festungsmauern heranarbeiten, um sie durch ein anschließendes Unterminieren zum Einsturz zu bringen. Mit Hilfe der Approchen konnte der Angreifer das Vorgelände gedeckt überschreiten. Sappen wurden von den Sappeuren angelegt, die über besondere Ausrüstung wie z. B. Schanzkörbe verfügten oder den typischen, breitkrempigen Eisenhelm zum Schutz vor Geschossen, welche die Verteidiger von oben abschossen. [nach wikipedia]

[57] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[58] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.

[59] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.

[60] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.

[61] Schwadron: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks und der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).

[62] ENGERISSER, S. 288f.

[63] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 179f.

[64] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) von Ungarn und spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite und dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, und Bernhard von Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote und 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote und 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei  ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.

[65] SEMLER, Tagebücher, S. 179.

[66] Groß-Umstadt [Kr. Dieburg]; HHSD IV, S. 189.

[67] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.

[68] Festungsbauleute

[69] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[70] Zimmern, heute Ortsteil von Bad Langensalza [Unstrut-Hainich-Kreis].

[71] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[72] Ober-Ramstadt [Kr. Darmstadt]; HHSD IV, S. 356.

[73] Babenhausen [Kr. Dieburg]; HHSD IV, S. 19f.

[74] 5 Wochen widerstand eine schwed. Kompanie der Belagerung durch Philipp v. Mansfeld; HHSD IV, S. 20.

[75] Lengfeld, Ortsteil von Otzberg [LK Darmstadt-Dieburg]; HHSD IV, S. 363.

[76] Otzberg [Gem. Hering, Kr. Dieburg]; HHSD IV, S. 362f.

[77] Landgraf Johann von Hessen-Braubach (1609-1651) war ein Sohn Landgraf Ludwigs V. und ein Bruder Georgs II. Dem Testament seines Vaters nicht ganz gemäß, focht er im schwed. Heer unter Bernhard u. Weimar u. später im kaiserlichen unter Melchior v. Hatzfeldt.

[78] HERMANN, Aus tiefer Not, S. 154f.

[79] Vgl. LAHRKAMP, Werth.

[80] Schwaigern [LK Heilbronn], HHSD VI, S. 729f.

[81] Landau in der Pfalz; HHSD V, S. 192ff.

[82] St. Georgen im Schwarzwald [LK Schwarzwald-Baar-Kreis].

[83] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 93f. Vgl. auch SCHULZ, Strafgericht.

[84] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts, des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“ Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky.

[85] Heitersheim [LK Breisgau-Hochschwarzwald], HHSD VI, S. 324f.

[86] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 723 (2. Auflage 1984, heute noch erhältlich bei Stabsstelle Archiv von 79002 Villingen-Schwenningen).

[87] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 730.

[88] Wittenweier [Kr. Lahr].

[89] Denzlingen [LK Emmendingen].

[90] Freiburg im Breisgau, HHSD VI, S. 215ff.

[91] Breisgau; HHSD VI, S. 113f.

[92] Kenzingen [LK Emmendingen]; HHSD VI, S. 397f.

[93] Schuttern [Gem. Friesenheim, Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 718f.

[94] Vgl. ANGERER, Aus dem Leben des Feldmarschalls Johann Graf von Götz.

[95] Friesenheim [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 718f.

[96] Mahlberg [Ortenau-Kr.]; HHSD VI, S. 496f.

[97] Breisach am Rhein [LK Breisgau-Hochschwarzwald]; HHSD VI, S. 110ff.

[98] filiren: einzeln hintereinander gehen oder reiten.

[99] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment –  und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold.  Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.

[100] Muskete: Die 1, 5 – 2 mm dicken Brustharnische der Pikeniere boten keinen ausreichenden Schutz gegen Musketenkugeln, die mit 300 m/sec noch auf 40 Meter den Harnisch und seinen Träger durchschlugen und ihm meist tödliche Verletzungen zufügten. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 79, 156. Bei einer Schussentfernung von 100 m wird der Brustpanzer noch durchschlagen, in der Regel blieb aber die Kugel im Körper zurück und fügt dem Getroffenen schwere Verletzungen zu. Bei einer Entfernung von 200 m wird der Panzer zwar nicht mehr durchschlagen, der Getroffene erleidet aber schwere Prellungen. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 79f. Vgl. auch EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.

[101] Konstabel: Geschützmeister (Schütze), Kriegshandwerker, der auch für schwere Festungs- und Belagerungsartillerie Rohre und Geschosse herstellte. Er musste Richten und Laden, Instandhaltung und Reparatur beherrschen. Stückgießer und Büchsenschmiede wie Pulvermacher arbeiteten unter seiner Anleitung. Gut bezahlte Büchsenmeister nahmen an Kriegszügen teil und genossen eine bessere Verpflegung als Soldaten. Der Büchsenmeister unterstand dem Zeugmeister, der sie auch anwarb, im Gefecht hatte der (General)Feldzeugmeister den Befehl.

[102] Handlanger („handlangere“): Bezeichnung für den Assistenten des Geschützmeisters („konstapel“) in der schwedischen Armee.

[103] Offenburg [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 607ff.

[104] Oberkirch [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 587f.

[105] Kniebis [LK Freudenstadt]; HHSD VI, S. 412.

[106] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579.

[107] Böller: GRIMM; GRIMM, DWB Bd. 2, Sp. 233: „boler, doch heute im sinne von mörser, aus dem feuerkugeln geworfen werden, auch kleiner kanonen. Man schreibt auch pöller“.

[108] Falkone: vergleichbar mit der halben Schlange, hatte ein 30faches Kaliber und daher auch ein leichteres Rohr von ca. 14-20 Zentnern und ein Gesamtgewicht von 22-30 Zentnern. Als Vorspann benötigte man 6-8 Pferde.

[109] Falkonett: leichtes Feldgeschütz, das von einem Pferd gezogen werden konnte. Das Falkonett verschoss 3-pfündige Eisengeschosse bei einem Kaliber von 7, 2 cm. Es wurde bevorzugt gegen lebende Ziele eingesetzt.

[110] Regimentsstück: leichtes Feldgeschütz, durch Gustav II. Adolf eingeführt, indem er jedem Infanterie-Regiment ständig zwei leichte Geschütze zuordnete. Die Bedienung übernahmen erstmals besonders eingeteilte Soldaten. Die Regimentsstücke waren meist 3-Pfünder-Kanonen. Sie wurden durch eine Protze im meist zweispännigen Zug, gefahren vom Bock. d. h. der Fahrer saß auf der Protze, beweglich gemacht. [wikipedia]

[111] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder von der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter und Heilkundige, Feldchirurg, Feldscherer, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern und Bauernknechte, die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.

[112] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte,  bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.

[113] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste.  Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.

[114] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.

[115] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.

[116] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompagnie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornet genannt. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.

[117] Obristwachtmeister: Der Obristwachtmeister mit einem monatlichen Sold von 50 fl. entsprach vom Rang her dem Major in der schwedischen Armee. Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte er für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.

[118] Quartiermeister: Bei Einquartierungen in Dörfern und Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, von den Bewohnern Unterkunft und Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 und 60 fl. Monatssold erhielt, war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte.

[119] Relation oder gründliche Erzehlung / Wie die Ernstliche Feldt=Schlacht / so den 30 Julii Alten Calenders / dieses 1638 Jahrs / nahend dem Dorff Wittenweyher in dem Preißgaw am Rheinstrom / vorgegangen / sich Erstlich zugetragen / vnd endlich nach Gottes Willen geendet. Gedruckt im Jahr 1638 [Stadtbibliothek Ulm 1880].

[120] Triberg im Schwarzwald [Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 797f.

[121] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 776.

[122] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 125.

[123] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts, des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“ Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky.

[124] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 831.

[125] Vogt: Der Vogt war zunächst ein kirchlicher, seit dem Hochmittelalter auch ein weltlich-politischer Amtsträger. Er verwaltet die unterste Verwaltungseinheit und unterstützt den Rentmeister bei seinen Aufgaben. Er sorgt für die Bekanntmachung landesherrlicher Verordnungen und Gesetze, die in der Kirche öffentlich gemacht wurden. Der Vogt repräsentiert die staatliche Gewalt auf dem flachen Lande und hat umfassende militärische und polizeiliche Aufgaben.

[126] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie und seiner ganzen Habe in des Kaisers und des Reichs besonderen Schutz und Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler und die Wappen der kaiserlichen Königreiche und Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade und Strafe. Im 30jährigen Krieg militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen und Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste, und ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefster Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 von Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Der Abt Veit Höser (1577 – 1634) von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Taub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.«

[127] Martinsweiler, heute Teil von Buchenberg, Ortsteil von Königsfeld [LK Schwarzwald-Baar-Kreis].

[128] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.

[129] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 832.

[130] Exekution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung von Bestimmungen und Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung von Kontributionen.

[131] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 833f.

[132] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[133] Generalquartiermeister: Der Generalquartiermeister leitete das Quartieramt (mit zwei Oberquartiermeistern und dem Stabsquartiermeister sowie drei weiteren Offizieren), unterstützt von der Kriegskanzlei. Die Eingänge wurden dem Feldmarschall vorgetragen und die Antwortschreiben dementsprechend zur Billigung vorgelegt. Für technische Fragen wurden Ingenieure des Stabs herangezogen. Die mündliche Befehlsübermittlung oblag zwei bis vier Generaladjutanten. Das Quartieramt lieferte je nach Eingang Berichte an den Kaiser, den Hofkriegsrat, Weisungen an die Kommandeure der Feldarmeen, an die örtlichen Kommandeure und Festungskommandeure, an alle zuständigen Verwaltungsbehörden und gab Lageberichte an hohe abwesende Generäle und Nachrichten an die Gesandten des Westfälischen Friedenskongresses heraus. Der Generalquartiermeister hatte als Dienstvorgesetzter alle Quartiermeister der einzelnen Regimenter unter sich, sein Amt war eine sehr lukrative Einnahmequelle wegen der „Verehrungen“, um Einquartierungen (gerade bei den Winterquartieren) abzuwenden oder zu erleichtern. Zudem war er meist auch Inhaber eines eigenen Regiments, das die besten Quartiere zu erwarten hatte.

[134] Bendeleben [Kyffhäuserkreis].

[135] Sondershausen [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 402ff.

[136] Greußen [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 170f.

[137] Ebeleben [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 84f.

[138] Keula [Kr. Sondershausen]; HHSD IX, S. 233.

[139] HAPPE II 394v – 395 r; mdsz.thulb.uni-jena-de.

[140] HAPPE II 403; mdsz.thulb.uni-jena-de.

[141] Meersburg [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 519f.

[142] Hohentwiel [Singen, LK Konstanz]; HHSD VI, S. 352ff.

[143] Konstanz [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 419ff.

[144] Baitenhausen, heute Stadtteil von Meersburg [Bodenseekr.].

[145] Mimmenhausen, heute Ortsteil von Salem [Bodenseekr.].

[146] Grasbeuren, heute Ortsteil von Salem [Bodenseekr.].

[147] SEMLER, Tagebücher, S. 387.

[148] Schabenhausen, heute Ortsteil von Niedereschach [Schwarzwald-Baar-Kreis].

[149] Obereschach, heute Ortsteil von Villingen-Schwenningen [Schwarzwaldbarkeis].

[150] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 882f.

[151] Kappel, heute Ortsteil von Niedereschach [Schwarzwald-Baar-Kreis].

[152] Dukaten: 1 Dukaten = 4 Gulden (Wernigerode);1 Golddukat = 2 Taler = 48 Groschen.

[153] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 913.

[154] Vgl. LEISTIKOW, Sperreuter.

[155] Göppingen; HHSD VI, S. 260f.

[156] Kirchheim unter Teck [LK Esslingen]; HHSD VI, S. 404f.

[157] Rommelsbach, unter Altenburg [Reutlingen, LK Reutlingen]; HHSD VI, S. 17.

[158] Oferdingen [Stadt Reutlingen, LK Reutlingen]; HHSD VI, S. 607.

[159] Oferdingen [Stadt Reutlingen, LK Reutlingen]; HHSD VI, S. 607.

[160] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.

[161] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.

[162] LAHRKAMP, Werth, S. 133.

[163] Widerholt, Conradt [20.4.1598 Ziegenhain – 13.6.1667 Kirchheim unter Teck] von Jörg Wöllper siehe unter „Miniaturen“.

[164] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 961.

[165] Schramberg [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 715f.

[166] Trompeter: Eigener gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.

[167] Stetten am kalten Markt [LK Sigmaringen].

[168] Leprosorium: „Sondersiechenhäuser, die für Leprakranke (mhd. uzsieche, uzsetzel) eingerichtet wurden. Sie fanden sich stets außerhalb der Stadtmauern, meist an den Ausfallstraßen, an Straßenkreuzungen, nahe bei Richtstätten oder verkehrsreichen Flussläufen. Unterhalten wurden sie mit frommen Stiftungen und testamentarischen Zuwendungen. Die Insassen erhielten Obdach, Versorgung mit Nahrung und Kleidung und genossen den rechtlichen Schutz der Einrichtung. Mancherorts organisierten sie sich in klösterlicher Weise, nannten sich „Congregatio“ oder „Fraternitas“ und wurden mit „fratres et leprosi“ oder „fratres et pauperi“ angeredet. Beim Eintritt in ein Leprosenhaus legten die Kranken ein Gelübde ab und wurden mit der Leprösen-Ordnung vertraut gemacht. Verstöße gegen die Hausordnung konnten mit zeitweiligem oder dauerhaftem Hausverbot geahndet werden“. http://u01151612502.user.hosting-agency.de/malexwiki/index.php/Leprosorium.

[169] Hausen im Tal, heute Ortsteil von Beuron [LK Sigmaringen].

[170] Strassberg [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 765f.

[171] Ebingen [Albstadt, Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 160ff.

[172] Lautlingen, heute Ortsteil von Albstadt [Zollernalbkreis].

[173] Lauffen, heute Ortsteil von Deißlingen [LK Rottweil].

[174] Balingen [Zollernalbkr.]; HHSD VI, S. 61ff.

[175] Schönberg, heute Ortsteil von Seelbach [Ortenaukreis].

[176] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.

[177] Hornberg [Ortenaukr.]; HHSD VI, S. 364f.

[178] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 998ff.

[179] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1001.

[180] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1002.

[181] STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1006.

[182] Vgl. LAHRKAMP, Wassenberg.

[183] Freiburg im Breisgau, HHSD VI, S. 215ff.

[184] WASSENBERG, Florus, S. 582.

[185] LAHRKAMP, Werth, S. 145f.

[186] hereingeflohenen

[187] Regimentsstück: leichtes Feldgeschütz, durch Gustav II. Adolf eingeführt, indem er jedem Infanterie-Regiment ständig zwei leichte Geschütze zuordnete. Die Bedienung übernahmen erstmals besonders eingeteilte Soldaten. Die Regimentsstücke waren meist 3-Pfünder-Kanonen. Sie wurden durch eine Protze im meist zweispännigen Zug, gefahren vom Bock. d. h. der Fahrer saß auf der Protze, beweglich gemacht. [wikipedia]

[188] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 227f.

[189] Vgl. SCHAUFLER, Schlacht, S. 54ff.

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