Christoffer von Steineckers Briefe an Carl Gustav Wrangel und Hans Christoffer von Königsmarck aus Rain am Lech 1646/47 (III)

Christoffer von Steineckers Briefe an Carl Gustav Wrangel und Hans Christoffer von Königsmarck aus Rain am Lech 1646/47 (III)

von Suzanne von Steinaecker und Dr. Bernd Warlich

Christoph 1612 -2 mid-resWrangel[984]

Das linke Porträt zeigt Christoffer von Steinecker, das rechte Carl Gustav Wrangel.

Im schwedischen Lager hielt man nichts von den militärischen Fähigkeiten des als Trinkers und Heeresverderbers verrufenen Gallas‘,Gallas [=> Abb. links] der trotz seiner Misserfolge nach wie vor die Protektion des Kaisers[1]Ferdinand_III_4 [=> Abb. rechts] und seiner Entourage genoss. Der schwedische Hofhistoriograph Bogislaw Philipp von Chemnitz [9.5.1605 Stettin-19.5.1678 Hallsta, Gem. Västerås] schrieb bereits zur Lage im ruinierten kaiserlichen Heer in Magdeburg[2] im Dezember 1644 und fällte dabei sein vernichtendes Urteil über Gallas: „Dessen Knechte[3] fiengen an, überaus grosse noth, zumahl an brot, Saltz vnd holtz, zu leiden: Brauchten an statt brots grünen käse, vnd würden, da die Hamburger Kauffleute nicht so eine grosse quantitet Proviants in Magdeburg liegen gehabt, es so lange, wie noch geschehen, nicht getrieben haben. Dan sonsten der Obriste[4] Trandorff[5] Ihnen nichts zu willen gewust, noch aus der Stadt, auch so gar vor geld, ichtwas,[6] weiniger ausm Magasin das geringste abfolgen lassen. Welches der Churfürst zu Sachsen[7]Johann Georg I.2 [=> Abb. links] hart verboten gehabt; es möchte gehen, wie es wolte, vnd solten Sie schon allesambt hungers[8] sterben. Die gemeine Knechte giengen wie ein schatten daher, vnd war schier noch das allerärgste, daß Sie bey dem kalten wetter gantz kein holtz haben können: Worüber, wan es in die harre[9] wehren sollen, was nicht weggelauffen, oder durch hunger vmbkommen, endlich hette erfrieren müssen. Die Officirer schlichen sich nach der hand meist hinweg: Von Gemeinen riß aus,[10] was nur seine gelegenheit darzu ersehen; in deme auch das Rosfleisch bey Ihnen nicht mehr zureichen wollen. Wie dan mit einer von Magdeburg nach Leipzig[11] gehenden vnd in hundert sechs vnd zwantzig Wägen bestehenden Fuhre bey fünffzig gemeiner Knechte sich heimblich mit heraus partiret: So zu Schönbeck[12] vnd in andern von Gen. Major[13] Königsmarck[14]Königsmarck 2 [=> Abb. links] besetzten plätzen dienst gesuchet, die wenigste aber, weil sie gantz verschmachtet vnd von kräfften kommen, angenommen wurden. Graff Gallas selbst litte gleichwol keinen Mangel, [=> Abbildung rechts]Gallas Karikatur fand sich, wie man geschrieben, tag vnd nacht voll vnd beräuschet; wan er aber nüchtern, war Er so verwirret, als ob er gar verzweiffeln wollen: Weshalben Er seine Melancholey[15] täglich mit ein paar guter räusche[16] vertrieben. Männiglich, auf Keyserlicher seite, war über Ihn entrüstet vnd vnwillig, vnd giengen die Discurse überall dahin, das Sie niemahls einen so approbirten[17] Meister gehabt, dergleichen mächtige Armée zu ruiniren, wie Er gethan: Jedoch hielt man davor, das nicht desto minder, weil Er des Graffen von Trautmanstorff[18] [=> Abb. rechts]Trauttmansdorff_(1584-1650) Creatur,[19] Er  wol vngebissen bleiben würde“.[20]

Interessant ist auch, dass diese Desertierten in die von Königsmarck gehaltenen Städte und Dörfer entlaufen waren; sein Name versprach anscheinend nicht nur Bekleidung und Ernährung, sondern vor allem wohl Beute.[21] In der älteren Literatur findet sich gerade bei dem Generalleutnant Cust noch 1865 noch folgende Einschätzung seines Verhaltens nach dem Tod Banérs: „Accordingly he repaired to join forthwith the army, when he found the soldiers giving themselves up to pillage and insubordination, and he resolutely aided the other generals in bringing back that army to discipline“.[22] Gründlicher kann eine Fehleinschätzung nicht sein. Der Sold[23] scheint wohl nicht so wichtig gewesen zu sein, da auch die Schweden ihn oft schuldig bleiben mussten und auch nicht in voller Höhe auszahlten. Wichtiger war die sogenannte „Lehnung“,[24] mit der die Soldaten sich und gegebenenfalls ihre Pferde unterhalten sollten. Doch wurden die Meisten wegen Entkräftung nicht angenommen. Da der Sold so gut wie nie ausgezahlt wurde, kam es auf die von den besetzten Städten und Ämtern zu zahlende Lehnung besonders an. Nach der noch gültigen Kammerordnung vom 15.4.1635 betrug die Lehnung für geworbene deutsche Kavallerie: 1 Gemeiner[25] monatl. 5 Rt.,[26] 1 Rittmeister[27] monatl. 80 Rt.; für geworbene Dragoner:[28] 1 Gemeiner monatl. 3 Rt. 1 Hauptmann[29] monatl. 25 Rt.; für geworbene Infanterie: 1 Gemeiner monatl. 1 Rt. 42 Pfg.; 1 Hauptmann (Major) 14 Rtl. 24 Pfg.[30]

Auch zeigten sich wieder die üblichen Querelen unter den Obristen, wer welche Ämter zum Unterhalt zugewiesen bekam, weil das z. T. gerade in den Winterquartieren[31] für die Söldner[32] überlebenswichtig schien. So hatte Melchior von Hatzfeldt[33] [= Abb. rechts]Hatzfeldt schon 1642 konstatiert: „Denn arm und hungrig zu sein, macht schlechte Curagi – wo nit anderes, davor uns der liebe Gott behüte“.[34] Teilweise behalf man sich auch selbst trotz anderslautender Befehle, wie er Wrangel[35] mitteilte.

„Ps: Pentzberg,[36] den 22. 9br. 1646                          Hochwolgeborner Herr General[37] vnd FeltMarschall,[38] Gnediger Herr,

Ew. Excellence seind meine gehorsamste dienste zu allen zeiten so willigsten alß schuldig, vnd habe nicht laßen können, derselben mit diesem auffzuwarten vnd daneben zuberichten, das I. F. Durch. zu Pfaltz-Newburg[39]Wolfgang_Wilhelm [=> Abb. links] von Ew. Excell. Mir gegeben assignation vff dero Hertzogthumb copiam Ich vberschicket, vnd daneb dienstlich gebeten, Sie wöllen gnedigst belieben, jemanden anhero naher Rhain[40]Rain am Lech [=> Abb. rechts] zuschicken, so deswegen, was zu behueff dieser gvarnisoun[41] aus selbigem Hertzogthumb würde anhero zulieffern sein, richtigkeit machen könnte. Worauff doch bis dato noch keiner erschienen, alßdan I. F. Durch. Mir gestern ein Schreiben, wovon E. Excell. einliegende copeÿ haben, zugefertiget, das dero Fürstenthumb von h. Obersten Jurgas,[42] herrn Obersten Poleÿ[43] vnd herrn Obersten Lieutenant[44] Weÿhern[45] an etlichen örthern angegriffen, vnd in contribution[46] gesezet vnd gezogen würden. Immittelst aber sich nichts ercläret, das Sie jemanden vmb richtigen vergleichs willen, oder das Sie Mir etwas zu willen sein wolten anhero zuordern willens. Woraus Ew. Excell. leicht abzunehmen, was hogstgemelte F. Durch. Mir vnd dieser gvarnisoun zu willen sein. Benebst diesem haben I. Gn. Bischoff zu Eichstädt[47] [=> Abb. rechts]Schenk_von_Castell_MarquardtII. sich ebenermaßen ercläret, das h. Oberster Jurgas eine assignation auff das Bisthumb gehabt, auch darauff ein zimbliches erhalten, vber das selbige Bisthumb von denen vber der Thonaw Königl. Schwedischen gvarnisounen[48] anstöße hette, vnd wan solches eingestellet vnd allein beÿ dieser gvarnisoun solch Bisthumb verbleiben solte, wollten sie der verderbten vnterthanen vermögen nach etwas thun. I. F. Durch. zu Pfaltz-Newburg aber beschweren sich vber h. Obersten Polleÿ, das derselbe Heideck,[49] Hilpoltstein[50] und Allersberg,[51] auch Langenfelt[52] und Hambaw,[53] so alle zu dem Herzogthumb gehören, nacher Weissenburg[54] in Contribution ziehen thut, auch gedrohet, mit der militarischen execution[55] zuverfahren, dafern Sie sich beÿ Ihme nicht einstellen würden. Weil Ich dan hirdurch sehr verhindert, vnd nichts herein bekommen werde, davon endlich die gvarnisoun kann erhalten werden, Ich auch vorhin das Meiste nicht davon habe: Alß gelanget an E. Excell. mein vnderthäniges bitten, Sie wöllen in gnaden geruhen an vorwolgemelte herren Oberste ein befehl ergehen zu laßen, das Sie die örther, so zu dem Hertzogthumb Pfaltz-Newburg vnd dem Bisthumb Eichstädt gehören mit allen anforderungen vnturbiret[56] laßen, damit aus selbigen orthen Ich erhalten könne was zu dieser Gvarnisoun zue vnterhaltunge von nöthen sein wirt. Den sonsten, wan E. Excellence wolermelten herrn Obersten deswegen nicht expresse[57] ordre geben würden, würden Sie doch nicht laßen, Einer hir der ander dort etwas zu prætendiren,[58] vnd würde Ich endlich nicht zu hoffen haben, etwas aus denselben örthern zuerhalten. Ich lebe aber der hoffnung, E. Excell. werden an die herren Obersten gnedige ordre ertheilen, das Sie sich an denen örthern fernerer anforderung enthalten, damit Ich für meine Arme vnd vbel bekleidete Soldaten etwas bekommen möge. Die arbeit alhir betreffend, setze Ich dieselbe fort, alß Mir müglich, dan Ich in 12 tagen mit meinen Soldaten arbeiten lassen müssen, maßen in der zeit kein einiger[59] Mensch aus dem Newburgischen zur arbeit anhero kommen ist. Wegen des Feindes muß E. Excell. Ich berichten, das derselbe noch gestern in seinem posto beÿ Schrobenhausen,[60]Schrobenhausen_(Merian) [=> Abb. links] worin der Ertz-Hertzog[61] [=> Abb. rechts] Öèôðîâàÿ ðåïðîäóêöèÿ íàõîäèòñÿ â èíòåðíåò-ìóçåå Gallerix.ruden Haubtman hier hat, gestanden, maßen auch solches ein vberläuffer vom Cülmanschen[62] regiment[63] berichtet. Jean de Werth[64]Werth [=> Abb. links] aber soll für 3 oder 4 tagen mit 2000 Pferden ausgangen sein, vnd vermeinet der vberläuffer, das er vber die Iser gegangen, derowegen Ich gestern H. Rittmeister Löben[65] ausgeschicket, damit Ich etwas gewißes bekommen möchte, wohin der Feind sich wenden thue, so bald derselbe wieder kompt, vnd etwas gewißes bringen wirt, soll E. Excell. solches von Mir alßobald zu wißen gemacht werden. womit E. Excell. nebst dero hertzliebsten Gemahlin[66] [=> Abb. rechts]Anna_Margareta_Wrangel_by_Anselm_van_Hulle vnd lieben Angehörigen Ich Gottes gnediger bewahrung vnd Auffsicht befehlen, vnd Mich in dero beharlichen gnade ergeben thue, verbleibend

                                                           Ew. Excellence

                                                                gehorsamer vnd getrewer

                                                                           Knecht

                                                                    ChvonSteinëcker

Rhain den 17. Novembris

           Anno p 1646 p.

„Copia p. Gestrenger, besonders lieber herr Oberst,

Mir ist von meinem jüngst beÿ dem herrn Obersten gehabten Abgeordneten dem Schaller[67] vnterthenigst referiret worden, wasgestalt der herr Oberst vnter andern sich sonderlich gutwillig anerpothen, die jedern Obersten Jurgas, vond Polleÿ von ihnen respectivè an Monheimb,[68] Grayspach[69] vnd Rennershofen,[70] auch Heideckh, Hilpoltstein vnd Allersberg angemuthen Contributiones einforderungen, in crafft seiner vff dieses Fürstenthumb vnd alle dessen incorporirte vnd zu Nachfolg auch vff Ietzt angeregte örther von Ihr Excell. dem herrn General vnd FeltMarschallen Wrangel habenter assignation abzumahnen, inmaßen der herr Oberst Ihme Schaller an den Obersten Polleÿ auch dergleichen schreiben sub volanti[71] mit gegeben, derentwegen Ich Mich gnd. bedancke, vnd weil Mir noch nicht vorkommen, wessen sich der Oberst Jurgas darüber ercleret haben mag, vnd hingegen auch gestern abendß wegen des Obersten Polleÿ, da Ich eben eben zuvohr des herrn Obersten dem Schaller an Ihne zugestelten Schreiben beÿ eigenem Botten vberschicket, der vnverhoffte bericht eingelanget, daß Er die auch hirherein gehörige Ämbter Velburg,[72] Langenfelt, Hambav vnd ander vff dem Norggao[73] in contribution zusetzen verfahre, vnd mit der militairischen execution betrohe, wodurch Er die zu Heideck erhobene 200, ebenmeßig zu Hilpoltstein 200 Reichsthaler herausgebracht, ohne das Ich Ihne vnd dem Obersten Leutenandt Weÿher die notturfft, laut inligenter Schrifften bereit beweglich zugeschrieben, Alß habe Ich den herrn Obersten nicht allein, vnd des Obersten Jurgas erclärung, mir beliebig zu communiciren, sondern forderst auch sich beÿ dem Obersten Polleÿ vnd Obersten Leutenant Weÿher ob mora periculum[74] vnverlängt weiteres ersprießlich zu interponiren,[75] nochmalen gn. versuchen wollen, dan Ich sonsten nit wüste, wofern von dem herrn FeldMarschalln die assignation von dem herrn Obersten vnd seiner Gvarnisoun auff dieses gantze fürstenthumb continuiren würde, woher dazu noch einige Mittel zu nehmen, in deme ja bekant das die Ämbter vnd Stätt Lauingen[76] vnd Gundelfing[77] bis dato frantzösischer Seithen occupiret, vnd mit Höchstätt[78] vnd Kaysheimb[79] ruiniret, so doch ein drittheil des Fürstenthumbs seind, vnd das beÿ Regenspurg[80] Rhein[81] vnd seither durch die allerseits ausgehende Parthÿen vnd ietzo wieder von den beiden in der Nähe stehenden Kaÿs. vndt Baÿer. Armeën hirherumb vnd in dem Gericht Reichertzhoffen[82] zu Dorff vnd Felt: wie fast mit wenigen vff dem Norggav durch erstgemelter beider armeën nächsten Anzuge vnd vber die 14tätigen stilliegen daselbst, alles consumirt, verderbt vnd verhörgt[83] worden.

Newburg den 24ten No-

   vemb. ao p. 1646 p.[84]                                   Philipp Wilhelm

                                                                                 Pfaltzgraff“

Beigelegt war eine Kopie des Schreibens von Polley und Weiher an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg:

„Copia.                                            Durchleüchtigster Hochgebohrner Fürst

Euer fürstl: dhrl: gnediges an Sinnen[85] haben wir gebührent erhalten, warauff Euer frstl: dhrl: wir in vnderdienstlichster antwortt wider vermelden, daß wir niemals Euer fürstl.: dhl: Stätt vnd Ämbter in Contribution zusezen, vorhabens geweßen, weilen aber die Ambter Hilpoltstein vnd Heÿdeckh der Fürstl: Frau Wittib[86] gehörig vnd dißer zeit von herrn obersten Bielaw[87] nach Nörlingen[88] contribuiret, welcher nun mehr von ihnen, wan er der 2. Monath halber continuirt werde, abstehen wirdt haben. Wie billich diesen örthern weil sie vnnß nahe gelegen auch vermöge vnßer assignation hieher gezogen, warin Euer Frld: Gnd. hauß nicht verdencken werden, Euer Fürstl. Dhrl. in anderwege zuuerdienen

Weißenburg[89] den 12 9br 1646                        Caspar Polleÿ

                                                                                AWeiher“.

Das Postskriptum Steineckers fand sich auf einem beigelegten Blatt:

„Post Scriptum

E. Excellence muß Ich berichten, das bey abfertigung dieses Fouriers[90] ein Cornet[91] vom Alt-Rosischen[92] regiment herüber gekommen, derselbe berichtet, das die Kaÿs. gestern vffgebrochen, vnd nacher Landßhudt[93] gemarchiret, sich deren örter herumb zu logiren. Vnd gienge vnter Ihnen die Rede, das Sie alda zwischen dem Moraß von ein ander legen würden. die Baÿerische werden fruh folgen, vnd sich alda auch zwischen dem Moraß, der Iser zu verlegen. Sonsten were beÿ Ihnen ein Geschreÿ,[94] das Sie zwischen Regenspurg vnd Ingolstadt[95] eine Brügke vber die Thonaw schlagen sollen. Auch were beÿ Ihnen das Gesprech, das E. Excellence 4000 Mann zum secours[96] bekommen hetten. Der Cornet wirt auch selber zu Ew. Excell. kommen, vnd alles Mündlich berichten. p Ut in literis[97] p“.[98]

Am 25.11.1646 hatte Boccamaggiore,[99]Boccamaggiore [=> Abb. links] einer der vielen Informanten aus dem großen Zuträgerkreis Piccolominis,[100]Piccolomini [=> Abb. rechts] den noch in den Spanischen Niederlanden weilenden Piccolomini aus Schrobenhausen informiert, der Feind habe hinter dem Lech Winterquartiere aufgeschlagen, die Kaiserlichen würden diesseits des Flusses verbleiben und litten an akutem Nahrungsmangel.[101] Nach Steineckers Darstellung hatten die Gegner jedoch genug Subsistenzmittel.

„Ps: Kinsberg,[102] den 21. 9br. 1646

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excellence seind meine gehorsamste dienste zu allen zeiten willigst alß schuldig, vnd soll deroselben nicht bergen, das H. Rittmeister Löben mit einer Parthÿ ausgewesen, vnd gestern am Abend wieder gekommen, auch einen Cornet mit etlichen reutern vom feinde gefangen[103] herein gebracht, von welcher Parthÿ er einen Mann oder sieben todt schießen laßen.[104] Welchen Cornet mit seiner Parthÿ von 19 Mann der Herr Rittmeister nicht weit von Ingolstadt zwischen ihren Qvartieren angetroffen, da er doch wegen Morasts nicht weiter kommen können, vnd ob er wol die patrollen[105] bekommen könte, seint doch die regimenter alert,[106] das er Sie schwerlich wegkbringen würde. der Cornet berichtet, wie auch die reuter, Das der Feindt noch still liege, etliche regimenter hetten sich zwar moviret, vnd weren beßer nach der Thonaw gegangen, die haubtquartier aber weren noch still gelegen. Sie hetten für Menschen vnd Pferde lebens Mittel genung.[107] Der Cornet berichtet auch, das Jean de Werth ausgewesen nach Pobingen,[108] aber ist zu Lechhausen[109] wieder vber den Lech zu rügke, vnd hat nichts gerichtet gehabt; Auch soll noch eine Parthÿ, von der Compagnie —-[110] Pferde, aus sein, wohin aber were vnwißendt, doch vermeint man, das Sie über die Thonaw gegangen were. Sonsten wirt von den Gefangenen berichtet, das der Chur-Fürst in Baÿern[111] ein Schreiben vber das andere an die Generalität abgehen ließen, Worin er an Sie begehrte, Sie solten machen, das vnsere Armeën, so wol auch Sie selbst wieder aus seinen Landen kämen, dahero vermuthlich, das der Feindt sich vber die Thonaw in die Pfaltz begeben müchte. Auch kömpt bericht, das der Feindt zwischen Regenspurg vnd Ingolstadt eine Brügke vber dieThonaw schlagen laßen wirt, zu was ende, ist noch still.[112]

Womit E. Excell. nebst dero hertzliebsten Gemahlin vnd allen Angehörigen Gottes auffsicht vnd bewahrung Ich getrewligst befehle, vnd Mich zu dero Gnade ergeben thue, verbleibend E. Excellence

                                                           gehorsamer vnd getrewer Knecht

ChvonSteinëcker

Es wird alhir berichtet, dz d H.

Gen. Feltzeugmeister[113] Wirtenberg[114] Troppaw,[115] Stadt vnd

Schloß, erobert, vnd sehr weit in Böheimb streiffen

laßen soll. p.

Rhain den 18ten Novemb. anno 1646 p“.[116]

Erstaunlich ist die von Steinecker immer wieder erwähnte Zahl der Überläufer aus der kaiserlichen Armee, was wohl mit dem auch von Boccamaggiore festgestellten Nahrungsmangel in der kaiserlichen Armee zusammenhing, sowie selbst aus den Reihen der verbündeten Franzosen.

„Ps: Babenhausen[117] den 26. 9br. 1646

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excellence seindt meine gehorsame dienste zu allen zeiten so willigst alß schuldig, vnd kann deroselben nicht verhalten, das der Feindt sich gestern moviret, vnd mit Geschütz vnd allem sich besser an die Iser auf Landßhuet gewendet vnd begeben hat, immittelst aber Schrobenhausen besetzet gelassen, wie E. Excellence von diesem Trompeter[118] mit mehrerem werden berichtet werden. Es kommen täglich Vberläuffer, vnd alle von den Reutern, welche Ich, wan 10 oder 12 beÿeinander sein, nach Thonawerth[119] [=> Abb. rechts] Donauwörthschicke, das Sie von dar weiter auf Lauingen[120] vndt vollendts zu der armeë kommen können. Dieses habe E. Excellence Ich anfügen sollen vnd thue dieselbe sampt dero hertzliebsten Gemahlin vnd allen lieben Angehörigen Gottes gnediger Auffsicht vnd bewahrunge getrewligst befehlen, Mich aber in dero beharliche Gnade begeben, versterbend

                                Ew. Excellence

                  gehorsamer vnd getrewer Knecht    

                                     ChvonSteinëcker

Rhain den 19ten Novembris anno p. 1646. p“.[121]

Zu Babenhausen wird festgehalten, Wrangel hatte dort im Schloss [=> Abb. rechts] Babenhausen_1730gelegen: „Im Verlaufe des 30jährigen Krieges wurde Babenhausen von den Obersten Gustav Wrangel hart bedrängt (1646). Nach seinem Abzuge brach wegen harten Frohndienstes ein Aufruhr gegen den damaligen Besitzer Joh. Franz Gr. v. Fugger[122] aus, der nach Inhalt der reichshofräthlichen Sentenz vom Jahre 1671 mit dem Verlust des Blutbanns[123] und Wappen bestraft wurde“.[124]

Auch im folgenden Schreiben an Wrangel ging es um die Versorgungsschwierigkeiten der Garnison in Rain:

„Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excellence seindt meine gehorsame dienste zu allen zeiten so willigst alß schuldig, vnd habe nicht vnterlaßen können. E. Excell. mit diesem zu berichten, das auff dero Mir zu dieser qvarnisoun behueff[125] gegebenen assignation auff das Hertzogthumb Newburg Ich etliche mahle beÿ I. F. Durchl. anregung gethan, Sie wollen belieben, Jemandes zu Mir zuschicken, die wegen solcher Verpflegungs-Mitteln[126] ein gewisses mit mir treffen vnd schliessen möchten, Worauff nicht ehe alß vorgestern högstbemelten F. Durchl. Abgeordnete zu Mir gekommen. Alß Ich mich nun mit denenselben zum accord[127] einlaßen wöllen, vnd Ihnen Vorschläge gethan, was Ich zu behueff dieser guarnisoun von nöthen hette, allermeist an Korn, Gersten, Hopffen vnd Viehe,# [Einfügung am Rand: v. kein Gelt begehret], damit Ich Mir einen Vorrath an Getreÿdig, vnd Lebensmitteln verschaffen möchte, haben Sie auff kein Korn willigen wöllen, in consideration,[128] das Ich für diese gvarnisoun vor erst Lebens-Mittel haben muß, vnd die Abgeordnete I. F. Durchl. solches berichtet, haben Sie wiederumb denen zur antwort gegeben, Sie solten vff 2000 fl. Monathlich für alles accordiren, wan Mir solches nicht belieben wolte, wolten I. F. Durchl. selber zu E. Excell. einen Ritt thun, das Sie mit demselben davon kommen möchten. Nun werden E. Excell. sich gnedig erinnern, was an diesem orthe an Getreydig zu bekommen, was dies Jahr gebawt, ist vff dem Lande verthan, vnd ist nichts geseet, wan Ich nun nicht zeitlich dazu thete, das Ich allerhand Getreydig wie auch Viehe zu vnterhaltung dieser gvarnisoun herein bekäme, möchte es Mir endlich nicht können gefolget werden. Wöllen demnach E. Excellence dero hochbegabten Verstande nach, was högstgemelte f. Durchl. in Persohne, oder durch dero Abgeordnete darumb sollicitiren[129] vnd anhalten würden, disponiren,[130] das dieser gvarnisoun nicht schädlich, sondern vielmehr zuträglich sein werde. Wie auch hirneben E. Excellence Ich nochmaln berichten muß, das herr Oberster Polleÿ sich annoch vnterstehet, von högstgemelten F. Durchl. Landen nahmentlich Heideck vnd Hilpoltstein, welche dem Fürstenthumb Newburg immediate incorporiret,[131] an sich nach Weißenburgk zu ziehen, worüber I. F. Durchl. sich högsten beschweren. Demnach gelanget an E. Excellence mein vnterthäniges bitten, Sie wöllen in gnaden geruhen an bemelten herrn Obersten ein ordre ergehen zu lassen, das er seine forderung an solche Ämbter einstellen möge, damit von I. F. Durchl. desto beßer diese gvarnisoun möge versehen werden. Aus dem Bisthumb Eÿstedt habe Ich bißher noch Niemanden anhero bekommen können, der Bischoff[132] hat Mir geschrieben, wan Ich Monathlich 800 Thaler für alles haben wolte, solte Mir solches, so lange es geschehen könnte, gefolget werden, ein mehrers könte Er nicht thun, sonst müste er es gehen laßen, wie es wolte. p. Den Feindt betreffend, soll E. Excellence Ich nicht bergen, das derselbe Schrobenhausen besetzet, vnd mit der armeë nacher Dachau sich gewendet, damit Sie für E. Excellence gegen das Gebürge zu stehen kommen, vnd den Rügken nach der Iser haben müchten, vnd also Ew. Excellence nicht weiter an das Gebürge kommen möchten. Den sie expressè ordre[133] haben, so wol von Röm. Kaÿs. Mayt. alß Churfl. Durchl. in Baÿern, E. Excellence zu suchen, damit Sie dieselbe wiederumb aus dem Lande bringen müchten, wie E. Excellence von einem Pagen[134] vom Reichwaldischen[135] regiment, welcher gestern frühe gekommen, mit mehrerem werden berichtet werden. Mit der Arbeit alhir wil Ich nicht feuren,[136] sondern was immer zu thun sein wirt, daran meinen besten vleiß thun; Womit E. Excellence sambt dero hertzliebsten Gemahlin vnd allen lieben Angehörigen Ich Gottes Schutz vnd bewahrunge getrewligst befehlen, Mich aber in dero beharliche Gnade ergeben thue, verbleibend E. Excellence

                                                           gehorsamer vnd getrewer Knecht

ChvonSteinëcker

Rhain den 21. Novemb. anno p. 1646 p.“

Es folgte die Kopie eines ablehnenden Schreibens Polleys an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg:Philipp_Wilhelm v. Pfalz-Neuburg [=> Abb. rechts]

„Copia.              Durchleuchtiger Hochgeborner Fürst, Gnidiger  [sic] Fürst vnd Herr,

Ew. F. Durchl. gebe Ich vff mein voriges in vntertheniger Antwort ferner zu wüßen, das von E. F. Durchl. Hertzogthumb Newburg im geringsten kein heller an contribution anhero begehret worden, was aber an die zweÿ Ämbter Heideck vnd Hilpoltstein, zu hiesiger gvarnisouns verpflege, vermöge vnserer assignation gesuchet, seit vnß solche vom herrn Obersten Bülow abgetreten vnd vbergeben, vnd wirdt E. F. Durchl. vnß nicht verdencken, weil wir ohne dies schlechte Lebensmittel, das wir den beÿhueff[137] vnsers dörfftigen vnterhalts fordern thun. Vor E. F. Durchl. Ich sonsten meiner schuldigkeit nach dienen vnd auffwarten kann, verbleibe E. F. Durchl.

                                                vnterdienstwilligster

                                                                 diener

                                                            Caspar Polleÿ“.[138]

Fünf wichtige Mitteilungen Steineckers waren anscheinend wieder einmal abgefangen worden.

„Ps: Babenhausen dat. 29. 9br.   Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excellence seindt meine gehorsame dienste zu allen zeiten so willigst alß schuldig, vnd habe dero Schreiben von einem Lieutenant[139] des Reisengrinschen[140] regiments auch erhalten, woraus Ich ersehen, dz E. Excellence von Mir begehret zu wißen, wohin der Feindt sich gewendet habe. Die andern Schreiben an h. Generaln Königsmargk h. Obersten Bülowen vndt h. Obersten Jurgas[141] habe ich flugs fortgeschicket. Den Feindt belangent, habe E. Excell. deswegen zu fünff vnterschiedenen mahlen geschrieben, wor derselbe gelegen auch wan vnd wohin er seinen marche genommen, wie es aber gekommen, dz E. Excell. solches nicht eingelieffert worden, kan Ich nicht wissen. Einmahl habe Ich geschrieben beÿ meinem Fourirer, einmahl durch h. General Majeurn Duglas[142]Douglas, Robert [=> Abbildung links] Trompetern, einmahl durch einen Corporal[143] von der Frantzösischen armeë, einmahl durch einen Trompeter vom Königsmarckischen regiment, vnd letztmahls durch Herrn General Majeurn Wrangels[144] Trompeter vnd E. Excellence alles berichtet, was Ich vom Feinde durch meine Parthÿen, Botten vnd Vberläuffer erfahren können. Damit aber E. Excell. Ich nochmalen solches berichten möchte auff das dieselbe Nachricht davon haben mögen: Alß gebe E. Excell. Ich zu vernehmen, das der Ertz-Hertzog am 17. hujus zu Schrobenhausen auffgebrochen vnd mit der Armeë sich nach Pfaffenhofen[145] gewendet, da Er dan des folgenden tages das haubtqvartier gehabt, von dannen haben Sie sich mit der armeë nach Dachau[146] gewendet, alwo Sie sich dislogiren, wenden vnd also zwischen der Donaw, dem Moraß vnd Dachaw liegen könten, vnd bloß aus den Vhrsachen, wie von Vberläuffern vnd Botten berichtet wirt, das E. Excell. nicht wieder vber den Lech kommen möchten. Doch wirt auch berichtet, das die Kaÿs. vber die Thonaw gehen vnd nacher Regenspurg sich wenden werden, maßen vor diesem spargiret[147] worden, das zwischen Regenspurg vnd Ingolstadt eine Brügk solte geschlagen werden, welches E. Excellence Ich auch schon vorhin berichtet:# [Einfügung am Rand: # aber solche brügke ist noch nichts geschehen.] Vnd alß der Auffbruch vom Feinde zu Schrobenhausen geschehen ist selbige Stadt so woll Aicha[148]Aichach_Schloss_Blumenthal_56 [=> Abb. rechts] besetzet gelaßen worden. Wan Ich nun mehr vernehmen werde, das etwa der Feindt sich moviren, oder an einen andern orth gehen wirt, soll E. Excell. solches von Mir ohngeseumet meiner schuldigkeit nach zu wissen gemacht worden. hirneben kann E. Excell. Ich vnberichtet nicht laßen, das I. F. Durchl. zu Newburg so bald der Feindt von Schrobenhausen wegk gewesen, etliche wegen der contribution zu Mir abgefertiget gehabt, welchen Ich das vorgeschlagen, was Ich an Getreÿde vnd Viehe zu behueff dieser gvarnisoun, damit Ich einen guten vorrath im Magazin haben möchte, haben müste, darauff Sie Mir am negstabgewichenen Sonnabende 2000 fl bieten lassen, vnd wollten Mir also kein Korn geben. Worauff gestern wiederumb herr Lende vnd der geheime Secretarius Schaller, welche weiters zu E. Excell. nach der armeë reißen wölten, anhero gekommen vnd berichtet, I. F. Durchl. wolten Mir 40 Metzen[149] Gersten, etliche Metzen Hopffen, sambt etlichen Schaffen vff Abschlagk lieffern laßen, welches Ich auch interims-weise accortiren würde. Weil dan mein absehen allein dahin gerichtet, das Ich einen guten vorrath im Magazin haben vnd bekommen möge, wie E. Excell. Ich zum öfftern geschrieben, vnd högstgemelten F. Durchl. Abgesandte beÿ E. Excell. sich angeben werden, zweifels ohne vmb zu wissen, was Sie Mir aus dem Hertzogthumb monathlich geben sollen:

Also bin Ich vngezweiffelter hoffnung, E. Excell. werden dero hochbegabten Verstande nach darin solche disposition machen, das diese Gvarnisoun dadurch nicht an Proviant beschwähret, sondern vielmehr verbeßert werde, maßen vom Lande sonsten nichts zu bekommen,  auch vbers Jahr nichts wirt zu bekommen sein, in betracht, das alles wüst lieget, vnd nicht angebawet wirt. Womit E. Excellence nebst dero hertzliebsten Gemahlin vnd allen lieben Angehörigen Ich Gottes gnediger Auffsicht vnd bewahrung getrewligst befehlen, vnd Mich in dero beharliche Gnade ergeben thue, versterbend E. Excellence

                                                           gehorsamer vnd getrewer Knecht

                                                                         ChvonSteinëcker

Rhain den 24ten Novembris anno p. 1646. p“

Auffällig ist Steineckers Interesse gerade an den Bewegungen Sporcks.[150]Sporck1 [=> Abb. rechts] Als dieser 1647 dann mit Werth und anderen Obristen ins kaiserliche Lager überging, bemühte er sich angelegentlich um eine Donation[151] von dessen Gütern im Bereich von Fulda[152] und Schweinfurt,[153] die Wrangel allerdings bereits Ermes,[154]Ermes [=> Abb. links] dem Kommandanten von Erfurt,[155] das unter den schwedischen Garnisonen den fünften Rang einnahm,[156] übertragen hatte.

„E. Excell. muß Ich wegen h. Gen. Wachtmeister[157] Sporcken berichten, das derselbe mit 2000 Pferden zu Ingolstadt vber die Donaw gegangen ist, so bald die armeën zu Schrobenhausen vnd daherumb auffgebrochen vnd sich darauff mit solchen 2000 Pferden nach Wültzburg[158]Wülzburg [=> Abb. links] gewendet, in meinung daßelbe zu berennen, weil Ihme verkundschafft gewesen, das von den Polleÿschen Reutern nebst etlichen Dragouns eine Parthÿ nacher Nürnberg sein sollen. Aber alß gemelter Herr General Wachtmeister Sporck dahin gekommen, ist die Parthÿ  albereits wieder in Weißenburg gewesen, hat also der h. Gen. Wachtmeister nichts gerichtet, ausgenommen einen Reuter, so er soll bekommen, vnd davon gebracht haben. Er ist auch mit einer Parthÿ zu Ingolstadt albereits wieder weg gegangen, vnd folget der Armeë nacher Dachaw. Ich habe gestern, alß der Lieutenant vom Reisegrinschen[159] Regiment gekommen, den Rittmeister mit einer Parthÿ ausgehen laßen, vnd, so bald derselbe wirt kommen, vnd etwas gewißes von des Feindes armeë bringen, wil E. Excell. Ich solches ohngeseumbt advertiren“.[160]

„Ps: Babenhausen dat. 29. 9br.

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excellence seindt meine gehorsame dienste zu allen zeiten willigst alß schuldig, vnd habe deroselben zuberichten nicht laßen sollen, das mein Rittmeister wiedergekommen, vnd fünff Musquetirer[161] aus Augspurg[162] mit sich gefangen herein gebracht, welche berichten, Ich auch sonsten von Botten vnd Bawren vernehme, das der Feind alle Teutsche Reuter so wol aus Augspurgk alß Ingolstadt an sich zeücht, vnd hat an statt der 2 compagnien teutscher Reutern Sechszigk Croaten[163] [=> Abbildung A] in Augspurgk geschicket, vnd alles zu dem ende, wie das Gespräch beÿm Feinde sein soll, das Sie Memmingen,[164] so von E. Excellence beschoßen würde, entsetzen wolten, auch sonsten willens zu schlagen weren, vnd das Sie erstens vff E. Excellence avanciren würden. Der herr Oberste Creutz[165] lieget mit seinen Dragouns vnd Reutern wiederumb zu Aicha,[166] hat auch Schrobenhausen mit seinen Dragouns, wobeÿ auch Reuter sein, besetzet. Was Ich nun weiters erfahren werde, soll E. Exc. eilfertigst advertiret werden. Nechst diesem habe aus E. Excell. Schreiben Ich ersehen, das h. Oberster Jurgas Mich angegeben, alß solte Ich seine Leuthe in der Schantze[167]Schanzen-Schanzbauern-Erdwerke-2 [350778] [=> Abb. rechts] an der Lech-Brügken nicht haben ablösen laßen, worin Er Mir zu viel gethan, auch E. Excell. mit Vnwarheit vorgegangen. Den Ich so bald, alß von E. Excell. Ich darauff ordre empfangen, einen Lieutenant nebst zween vnter Officiers vnd vier vnd zwantzig Gemeinen dahin geschicket, vnd Sie ablösen laßen, wie wol Mir meine Leuthe, maßen dieselbe anfangen zu krancken, vnd an der Haubtkranckheit[168] viele darnieder lagen, selber groß nötig waren. Den H. Majeur bereichend, ist derselbe noch bißher daringewesen, weiln von E. Excell. nicht expressè ordre,[169] das er solte abgelöset sein, die Gemeine aber seindt schon in der dritten Woche aus der Schantze gewesen. Womit E. Excellence sampt dero hertzliebsten Gemahlin vnd allen lieben Angehörigen Ich Gottes gnediger Auffsicht vnd bewahrung getrewligst befehlen, vnd Mich in dero beharliche Gnade ergeben thue, versterbend E. Excellence

                                                                   gehorsamer vnd getrewer Knecht

Rhain den 25ten Novembris  anno p. 1646. p “                         ChvonSteinëcker“.[170]

Im folgenden Schreiben gab Steinecker zu, er habe, um den Wahrheitsgehalt der Gefangenenaussagen zu erfahren, die eingebrachten Gefangenen mit dem Erschießen bedroht. Drohungen, Schläge, Folterung und Scheinhinrichtungen waren allerdings „übliche“ Verfahrensweisen, um so an wichtige Informationen über Truppenstärken, Bewegungen des Feindes etc. heranzukommen. Das Einbringen von Gefangenen neben der Aussicht auf Ranzion[171] war daher schon zur täglichen Routine geworden.

„Ps: Babenhausen dat. 29. 9br.

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excellence seind meine gehorsame dienste zu allen zeiten willigst alß schuldig, vnd habe nicht laßen sollen, E. Excell. hiemit zuberichten, das Ich h. Rittmeister Löben mit einer Parthÿ ausgeschicket gehabt, damit Ich von des Feindes contenence[172] etwas vernehmen müchte, solches E. Excell. zu advertiren, vnd ist gleich ietzo vm 3 vhr der Rittmeister wieder gekommen, welcher zwischen Augspurg vnd Aicha den Feindt im Marche angetroffen, vnd hernach in holtze auffgepaßet, vnd zwene Reg. Qvartiermeisters,[173]# [am Rande: die für ihre Regimenter Quvartier machen wöllen,] einen von h. General Wachtmeister Pompeÿ,[174] den andern von Mercyschen[175] regiment, nebst 16 Compagnien Qvartiermeisters[176] vndt etlichen Jungen[177] auch beÿ 70 Pferden gefangen bekommen, vndt herein gebracht. Vnd berichten die Reg. Qvartiermeisters, das Sie für die beide regimenter zu Oettingen[178] haben Qvartier machen sollen, h. General Wachtmeister Trauditz[179]Traudisch, Georg Adam Freiherr von [=> Abb. links] aber würde mit seiner Bregade[180] beßer vff die rechte handt nacher Aicha gehen, vndt zugleich würden die regimenter vff den Dörffern deren örter herumb verlegt werden, das haubtqvartier aber solte diese Nacht zu Blumenthall,[181] [=> Abb. rechts]Schloss-Blumenthal-Michael-Wening-1 so 4 Meilen[182] vor hier sein, vnd berichten die Compagnien Qvartiermeisters theils, das die Rede beÿ Ihnen gewesen, alß solte ihre marche anhero vff Rhain gehen; etliche sagen dagegen, das zwischen Ingolstadt vnd Newburgk eine Brügke solte geschlagen werden, also die Kaÿserlichen vber die Thonaw# [am Rande: # die Baÿerischen aber zu Ingolstadt vber] gehen würden, aber ein gewißes kann Ich von Ihnen nicht vernehmen. Einer sagt auch, die Baÿersche Armeë seÿ nicht beÿ Ihnen, dagegen der ander, Ja sie seÿ mit Ihnen gemarchiret, das Ich also nichts gewißes aus Ihnen vernehmen können. Was Ich weiters vernehmen werde will E. Excell. Ich eiligst zu wißen machen, vnd thue dieselbe negst dero hertzliebsten Gemahlin vnd allen lieben Angehörigen Gottes gnediger Auffsicht vnd bewahrung getrewligst befehlen, vnd Mich in dero Gnade ergeben, versterbend E. Excellence

                                                                                                              gehorsamer vnd getrewer

                                                                                                                                    Knecht

Ob Sie morgen marchiren, wüsten Sie nicht. Ich

habe einen mitschicken wöllen, aber weil es p. posta fortgehen müßen,

habe Ich es nicht wagen dörffen. Ich habe Sie aber mit betrohung

todtschießens hart examiniret, doch anders nichts erfahren können,

wie oben berichtet, vnd das Sie gewiß vff den Dörffern logiren würden,

welches Ew. Excell. sicherlich trawen wöllen.

Rhain den 27ten Novembris

                anno p. 1646. p                                                                          ChvonSteinëcker“.[183]

„Ps: Babenhausen, dat. 30. 9brs. 1646. / p.

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excellence seind meine gehorsamste dienste zu allen zeiten willigst alß schuldig, vnd verhoffe Ich, dieselbe werden meinen bericht von den gestrigen Gefangenen, so eingebracht, erhalten haben. Vnd kann E. Excell. nicht bergen, das Ich gleich ietzo Kundschafft bekomme, das eine Brügke herunter nach Newburg, so vmd 12 vhr da sein sollen, solte gebracht werden. Vnd weil I. F. Durchl. zu Pfaltz-Newburg etlich Viehe wegkgenommen, sein Sie selber selbst ebend zu I. Fürstl. Durchl. geritten, das Sie nicht allein das Viehe wieder bekommen, sondern auch abwehren möchten, das die Brügke des orts nicht geschlagen würde, was Sie aber erhalten werden, ist noch vnwißend. Aber immittelst stehet h. General Wachtmeister Sporck mit 1500 Pferden zu Rennertzhoffen,[184] wodurch gemuthmaßet, das die Brügke zu Perlitz,[185] alwo vor diesem auch eine Brügke geschlagen worden, gemachet werde, welches auch wol nicht besonders sein wirt, damit Sie anderer muthmaßung nach, dem Schöllenberg[186] desto neher sein können. Ich habe aber noch einen vff Kundschafft ausgeschicket, was derselbe bringen wirt, soll E. Excell. alsofort advertiret werden. Womit dieselbe negst dero hliebsten Gemahlin vnd lieben Angehörigen Gottes gnediger Auffsicht vnd bewahrung befehlen, Mich aber in dero Gnade ergebe, versterbend E. Excellence

                                                                   gehorsamer vnd getrewer Knecht

ChvonSteinëcker

Rhain den 28ten Novemb. ao p 1646“.[187]

Unter der Adresse findet sich der Zusatz: „vmb halb vier ist dies zu Rhain abgangen“.

„Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excellence seindt meine gehorsamste dienste willigst alß schuldig, vnd habe deroselben Schreiben wol erhalten, vnd daraus ersehen, das E. Excell. keine wissenschaft vom Feinde zugekommen, dan Ich doch seither den 27ten Novembris täglich nacher Thonawerth Schreiben geschicket, wie der Feindt logire, vnd herrn Obersten Jurgas gebeten, solches schleunigst E. Excell. zu advertiren, wie Ich auch gleiches herrn Obersten Jurgas expressè geschrieben, das zu Thürhaubten[188] keine Brügken geschlagen würde, sondern sich nur Parthÿn durch den Lech alda möchten begeben haben, vmb in acht zu nehmen, ob auch vnsere Parthÿen vber die Thonaw kämen. Berichte aber E. Excell. diesmal sonsten solches, gestern auch geschehen, das der Feindt hir herumb vff den Dörffern logiret, alß die cavallerie von Düllingen,[189] Stadel,[190] Holtzheimb[191] an dem Moraß hinter Burckheimb[192] nacher Ingolstadt; das Kaÿs. haubtqvartier ist zu Burckheimb, [am Rand: Mercy[193] hat sein Qvartier zu Dÿkirchen[194]], alwo auch die infanterie nebst der artigleria[195] stehet, zu Kempffingen[196] im grunde, welche Ich alhir gnung sehen kann, vnd hat der h. FeltMarschall Geleen[197]Geleen [=> Abb. links] sein haubtqvartier auch in besagten Kempffingen hinter dem Moraß. Vnd werde ober- vnd vnterhalb Newburg vber die Thonaw eine Brügke geschlagen werden, wohin aber ihr absehen gerichtet, kann Ich nicht vernehmen, was Ich aber ietzo wegen des Feindes berichtet, ist gar gewiß. Auch stehen alhir vff eine halbe stunde gehens zu Mittelstede[198] alwo beÿ belagerung dieser Stadt vnsere artiglerie-Pferde gestanden, 400 Pferde, vnd bey dem Closter Schonfelt[199] 200 Pferde, welche auff die Lech-Brügke acht geben, ob auch von den vnsern Parthÿen hervber kommen möchten. Wan nun E. Excell. etwa ein oder 2000 Pferde, warumb Ich auch gestern geschrieben, anhero gehen lassen müchten, verhoffte Ich, das man vil hir ausrichten könte, den diese Reuter in Mittelstede könte man gnungsamb aufheben vnd wegknehmen, wie ingleichen zu Düllingen. Was hirbeÿ zu thun, werden E. Excell. dero hohem Verstande nach verordnen. Vnd wöllen E. Excell. Mir nicht beÿmeßen, alß solte Ich etwas vnterlaßen vom Feinde, was Ich davon habe, zu berichten, maßen solches meine schuldigkeit erfordert, Ich auch bißhero alle tage, wie obgemelt ins Werck gesetzet, wie es aber gekommen, das E. Excell. solches nicht zugekommen, weiß ich nicht. Vnd wollen E. Excell. h. Obersten Jurgas ordre geben, so bald Ich Schreiben zu Ihme schicke, das er solche ohnnachleßig fortschicken möge, auch was Ich Ihme schreibe, E. Excell. zu wißen zu machen. Wegen der Brügken zu Thürhaubten habe E. Excell. Ich nichts schreiben können, dan nichts daran gewesen, die 1500 Pferde aber vber die Thonaw betreffend, sind dieselbe noch mit welchen der h. Gen. Wachtmeister Sporck nach Weißenburgk geweßen, welcher so lange da gestanden, biß die Brugken beÿ Newburg verfertiget würden. Wegen dieses ortes haben E. Excell. nicht anders zugedencken, alß das Ich denselben dermaßen in obacht nehmen werde, als meine schuldigkeit erfordert.[200] Was Ich weiters einziehen werde, soll E. Excell. schleunigst advertiret werden, vnd thue dieselbe sambt dero Hertzliebsten vnd allen lieben Angehörigen Ich Gottes gnediger Auffsicht vnd bewahrung Ich getrewligst befehlen, versterbend E. Excellence

                                            gehorsamer vnd getrewer Knecht

                                                                                         ChvonSteinëcker

PS.

Nach schließen dieses kompt ein Trompeter von herrn Tracy[201] [=> Abb. rechts]Tracy von der armeë der berichtet, das aus Ingolstadt alle schwere Stücke[202] Geschützes vnd Feuer-Mörser[203] sampt achtzehn ammunition Wagen gebracht würden, welche auch heute zu des Feindes armee kommen würden, dz es also ein Ansehen hat, Mich vnd diese Schantze zu attaqviren, wie auch drüben were spargiret[204] worden. Werden Sie zu Mir kommen will Ich thun, was meine Pflicht vnd schuldigkeit gemerckt ist. Worauff E. Excell. sich gewiß zuverlaßen haben, nechst Göttlicher hülffe.[205]

Rhain den 2ten Decembris anno p 1646. p“.[206]

Am 4./14.12. war ein dringliches Schreiben Steineckers über die Lager der Gegner, aber vor allem um Hilfe für seine unzureichend versorgte Garnison und Ersatz an Mannschaften auch an Königsmarck gegangen. Augenscheinlich mangelte es an der Grundversorgung mit Brot, Bier und Fleisch; für den gemeinen Soldaten waren in der Regel täglich 2 Pfund Brot (zu 8 Pfennig), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfennig) und 1 Kanne Einfachbier (2, 02 Liter zu 8 Pfennig) vorgesehen. Der Verpflegungssatz für die Franzosen war 1647 in Heilbronn dagegen so festgelegt: „Ein gemeiner Soldat erhält 1 Ration, bestehend aus 1 Pfund Brot (1 Kreuzer), 1 Pfund Fleisch (4. Kr.), 1 Maß Wein (6 Kr.) Ein Korporal erhält 1 ½ Rationen, Sergeant[207] 2 Rationen, Fähndrich[208] 3 Rationen, Leutnant 4 Rationen, Hauptmann 6 Rationen. Zu der Ration für den Soldaten 10 Kreuzer Löhnung täglich“.[209]

„Hochwoledelgeborner vnd Gestrenger, Hochgeehrter Herr General,

Meinem hochgeehrten Herrn Generaln seind meine geflissenste dienste, vnd habe nicht lassen sollen, Ihnen mit diesem zu berichten, wie es alhie mit dem Feinde beschaffen, weil Ich von meinem Fourierer vernommen, waß demnach meinem Hochgeehrten Herrn Generaln hirmit vnverhalten sein, das der Feind noch in seinem posto, alß er seither Vortags gestanden, das Käys. Haubtquartier ist zu Burckhaimb, vnd daherumb die Infanterie, das Bäyrsche Haubtquartier aber ist zu Kempffingen, alles vor dem Moraß, beÿ welchen auch die Bäyrische Infanterie nebst der Artiglerie, welche Ich von hir ab genugsamb sehen kann. Die Regimenter zu Pferde liegen von Dillingen, Holtzheimb, Stadel vnd andern dörffern jenseit des Morasts biß hinter Burckheimb naher Newburg auch fast an Ingolstadt vnd wieder zu rügke naher Schrobenhausen hir durcheinander. Alhir zu Mittelstede# /Einfügung links am Rande: da vnser Artiglerie Pferde gestanden[210]/ stehet eine Wacht, werden mit acht trouppes abgelöset, die patrouilliren biß zu der Brücken am Leche, vnd wan 1000 Pferde vnvermerckt könten herüber kommen, könte man die Wacht leicht wegk jagen, das Sie sich auch hinter den Moraß wieder begeben müste. Die Brügken ober- vnd vnterhalb Newburgk sint gestern noch nicht fertig gewesen, haben wegen des großen Winds solche noch nicht noch nicht verfertigen können. Weil Ich auch vernohmen, das mein hochgeehrter Herr General die Besatzunge aus Thonawerth nehmen werde, vnd Mir alhir noch Völcker nötig: Alß wil Ich gebeten haben, Mein hochgeehrter H. General wölle Mir noch 100 Mann nebst einem Capitein anhero schicken # /Einfügung am Rand: weil meine Knechte anfangen sehr zu krancken,[211]/ damit Ich diesen Orth recht besetzen kan, auch die Schantze an der Lech-Brugken, so wol Oberndorff,[212]Oberndorf_Schloss_Manfi B. [=> Abb. rechts: ManfiB.] welche orte von hiraus besetzt werden, laßen verwahren. Auch habe zu vnterschiedenen mahlen an Ihre Excell. den Herrn FeldMarschalln Ich geschrieben, das Ich alhier weder Gersten, Hopffen noch Viehe hette vnd darumb gebeten wan es müglich, das Ich etwas herein bekommen könte, Ihre Excell. haben Mir zwar das Newburgische # /Einfügung am Rand: vnd Eichstetische/ assigniret, aber Ich habe biß dato nichtes daraus erhalten können. Weil Ich dann weiß, das in Thonawerth noch ein guter Vorrath an Gersten vnd Hopffen wie auch Viehe, welches doch dem Feinde, wan die Gvarnisoun darauß, zu gute vnd theil werden würde, wie sich gestern alhir ein Käyserlich Trompeter vernehmen laßen, das vnser besatzung aus Thonawerth lauffen würde, vnd Sie noch alles bekommen, was drinnen were: Alß will meinen hochgeehrtern Herrn Generaln Ich auch gebeten haben, Er wölle an Gestern, vnd Hopffen, Viehe vnd was sonsten zu dieser Gvarnisoun nütz- vnd dienlich, hirher bringen laßen, den Ich hoffe, das noch wol so viel wagen vnd Pferde in Thonawerth, die ein zimbliches an Gersten vnd Hopffen herfüren können. Vnd wan ia vber verhoffen keine fuhren da weren, könte man doch alda Flößen machen, das man es so vff dem Wasser anhero bringen könte. Ich zweiffle nicht, mein hochgeehrter Herr General werde alles, was zu dieser gvarnisoun nötig, vnd worumb Ich gebeten habe, so wol Manschafft alß Gersten, Hopffen vnd Viehe, befordern. Vndt thue meinen hochgeehrten Herrn Generaln Gottes gnediger Auffsicht vnd bewahrunge befehlen, verbleibend

                                Meines Hochgeehrten Herrn Generaln

                                                    dienstgeflissenster Knecht

ChvonSteinëcker

Rain den 4ten Decemb. p  Anno p 1646. p“.[213]

Ein Tag später ging wieder ein Schreiben über die Bewegungen des Gegners an Wrangel:

„Ps: Vnter weges nach Rein, den 5. Dbr. 1646

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excell. seindt meine gehorsame dienste zu allen zeiten willigst alß schuldig, vnd habe dero Schreiben vom Corneth[214] wol erhalten. Kan E. Excell. darauff nicht bergen, das heute der Feindt auffgebrochen, vndt wie Mir zween Vberläuffer, einer von Frantzösischen armeë,[215] der ander von dem Lundischen[216] regiment, so mit Sack vnd Pack[217] herüber gekommen,[218] berichten, ist die Brügke beÿ Newburg auffgehoben, vnd wiederumb nach Ingolstadt hinunter gelaßen worden, vnd ist die Armeë der Vberläuffer bericht nach nacher Ingolstadt hin marchiret, das Sie zwischen Ingolstadt vnd Schrobenhausen logiren, maßen auch ein Trompeter von Mercy[219] frühe hir gewesen, welcher auch berichtet, dz ihre Qvartiere dreÿ meilen von hir sein würde. sonsten stehen zwischen Burgkheimb vnd hir, hinter dem Dorffe,[220] alwo vnsere artiglerie-Pferde beÿ dieser Stadt belagerunge gestanden, etliche trouppes, weil die die retrogvarde[221] haben, die ander regimenter zu Dillingen, Holtzheimb vnd Stadel, sind alle wegk vnd beßer nach Newburg marchiret; Auch muß E. Excell. [Ich; BW] berichten, das eine Parthÿ vom Feinde, etwa 1000 oder 1500 Pferde aus sein soll, Ich weiß aber nicht, ob es h. Gen. Wachtm. Sporck oder Philip[222] ist, der Vermuthung nach möchten Sie vber den Lech stehen, wie der Cornet berichtet, daß Ihme Sechs starcke trouppes angestoßen, denen Er doch entgangen.Vnd wan noch 1000 oder Pferde herüber kommen, oder E. Excell. eine Cavalcada[223] herüber thun könte, weilen Sie von E. Excell. ankunfft dar keine Wißenschafft haben. Wan auch E. Excell. 1000 Pferde nach Thürhaubten gehen ließen, möchten Sie villeicht die Parthÿ antreffen, so h. General Wachtm. Sporck oder Philip iezt commendiret vnd selbige schlagen. Ich verhoffe gewiß zu Gott, E. Excell. werden etliche regimenter noch antreffen, maßen die Kaÿserliche frühe im marche die Avantgvarde, die Bayrische aber die retrogvarde gehabt; vnd nicht diese in einander logiren. Was sonsten dieses ortes zuberichten ist, will E. Excell. Ich solches nach diesen, oder beÿ E. Excell. Ankunfft berichten. Womit E. Excell. sambt dero hliebsten Gemahlin Gottes Schutz befehle, versterbend E. Excell.

                                                   gehorsamer vnd getrewer Knecht

                                                                 ChvonSteinëcker

Rhain den 5ten Decembr. anno p 1646 p“.[224]

Dazu wird in der älteren und zeitgenössischen Literatur berichtet: „1646 fiel in Staudheim[225] ein Gefecht vor. Anfang Dezember zog eine kaiserliche Heeresabteilung unter Erzherzog Leopold Wilhelm von Augsburg nach Neuburg. Davon verständigte der schwedische Kommandant in Rain, Christoph Steinecker, die bei Donauwörth lagernden schwedischen und französischen Truppen. Die Generäle Wrangel und Turenne[226]Turenne [=> Abb. links] setzten bei Oberndorf über den Lech und holten die 2000 kaiserlichen Reiter bei Staudheim ein. Die Kaiserlichen stellten sich am Dorfeingang dem Feind, wurden aber geschlagen; viele wurden getötet, der Rest floh und wurde teilweise bis weit nach Neuburg verfolgt“.[227] In der in Frankfurt/M.[228] erscheinenden „Relatio Historicæ Semestralis Continuatio“, die mit Informationen aus dem schwedischen Feldlager versehen war, wurden diese Erfolge Wrangels ausführlich dargestellt: „Nachdem sich nun seithero die Käyserl. vnnd Chur-Bäyrischen mit dero Hauptquartier / auch gantzer Macht biß auff Borckheim herauff gezogen / vnd eine Schiffbrücken also gerichtet / daß die Schwedische in Donawerth liegende Besatzung den 3. Decembris gegen Tags selbige Statt verlassen / vnd sich auff Lauingen begeben / daß es fast das Ansehen gewinnen wollen / (massen man auch solches von den Käyserl vnnd Chur-Bäyrischen vernommen:) als wann es Nördlingen[229] [=> Abb. rechts]Nördlingen1 gelten sollen: als ist nun / was weiters vorgangen / fernere Meldung zu thun / welches wir auch diß Orts ins Werck setzen / vnd vns dabey deß Extracts eines Schreibens / so der Herr General / vnderm Dato 6. Decembris / auß Rain an den Herrn Obr. vnd Commendanten in Nördlingen abgehen lassen / bedienen / da er vnter anderm also schreibet: Seithero seinem gestrigen auß Lauingen an den Herrn Obristen gethanem Schreiben habe er / neben Herrn Feld-Marschallen Tourenne / den Weg längst der Donau hinab gegen Donawerth zu fortgesetzt / vnd seye gestern Abends biß auff eine Meil Wegs jenseits Donawerth angelangt / so bald sie aber dahin kommen / habe er so fort jemands nach Rain geschickt / vnnd sich bey dem Herrn Obristen Steinecker wegen deß Gegentheils Contenance[230] (wie er das Wort gebraucht:) fernern Berichts erholt / welcher ihme darauff diese Nacht entgegen avisirt[231] / daß derselbe / der Vberläuffer vnnd Gefangenen Bericht nach / mit seinen Armeen gestern vff gebrochen / vnd den Zug auff Ingolstadt gerichtet / thäten sich aber noch vnterschiedliche Regimenter vnd Trouppen / so den Nachzug hätten / dieser Gegend in der Nähe befinden: Worauff / nebenst denen Tourennischen / heute Morgens mit dem anbrechenden Tag er wider auffgebrochen / vnd auff anhero mit denen Regimentern so geschwind als müglich zugeeilet / seyen auch zu Mittagszeit über die Lechbrücken bey Oberndorff nacheinander vbergesetzt. Demnach er nun mit theils seinen Regimentern / so den Vorzug gehabt / disseits vber gemelten Paß herüber gewesen / vnnd bey einem Viertel Wegs von Rain deß Gegenparts Retroguardie oder hinderste Trouppen / die etwan in 2000. Pferd starck / ansichtig worden / welche damals auch in voller Marche / ihrer Armee gegen Neuburg zu nachzugehen / begriffen waren / habe er selbigen mit denen voraus vber den Lech herüber gewesenen Regimentern so fort auff dem Fuß nachgesetzt / sie erstlich diesseits Borckheim / bey dem Dorff Stauden / angetroffen / vnd weilen sie (als die damals der GeneralWachtmeister Pompei[232] vnnd Philip[233] geführt:) gesehen / daß man Schwedischer Seiten so sehr auff sie getrungen / allermassen sie dann zu besagtem Stauden / woselbst sich der Gegentheil vorm Dorff vff der Höhe an dem Paß / wo man durchgehen müssen / gesetzt / mit Gewalt auff ihn zugeeilet / hätten sie sich / ohne einige gethane Gegenwehr / in die Flucht begeben / vnnd das Gebürge gesucht / die seinigen aber seyen ihnen / biß auff eine ½ Meil Wegs an Neuburg / dergestalt in den Eysen gelegen[234] / daß sie nicht allein eine gute Anzahl toder / besonders auch viel gefangener / deren Zahl man so fort in Eyl nicht wissen können / worunter auch ein Obr. Wachtmeister vnd etliche Rittmeister / im Stich lassen müssen. Darauff hätten sie sich wider zurück auff allhero gewendet / vnd die Regimenter vber die Lechbrücken bey Oberndorff wider herüber gehen lassen. Darbey habe er weiters für nöthig befunden / die Statt Donawerth mit einiger Guarnison wieder zu besetzen / zu welchem Behuff er den Major Rosa[235] mit der Brandeßhagischen[236] Esquadron[237] heute frühe in 3. von Lauingen mitgenommene Schiffe gesetzt / vnnd selbige die Donau hinunterführen lassen. Dieweil er dann zugleich auch vmb die Zeit / da der Maior mit denen Knechten vor Donawerth gefahren kommen / mit denen Regimentern daselbst angelangt vnnd vernommen / daß ein Rittmeister vom Obr. Sporcken mit 60. Pferden bereits hinein gelegt war / habe er den Maior nebenst denen Knechten aussteigen / vnd bey der Schantz an der Donau-Brück so fort anlauffen lassen / worauff die darinnen das Thor daselbst stracks verlassen / sich in die Stadt salvirt / vnd jenseits das andere Thor gesucht. Die Schwedischen hingegen hätten die Pforten an der Brücken sobald auffgehawen denen darinnen nachgeeilet / vnd von ihnen etliche / die so flugs nit davon kommen konten, gefänglich angenommen. Bißhero der Extract Herrn General Wrangels Schreiben auß Rain / vnderm Dato 6. 16. Decembr. an den Commendanten in Nördlingen / wie schon droben angezeigt / abgangen. Darauff die Stadt Donawerth endlich mit 800. Mann wider besetzt worden“.[238] Pufendorf hält in seiner „Schwed. und Deutschen Kriegs-Geschichte“ die kampflose Aufgabe Donauwörths durch den unfähigen Jurgas fest, mit dem Steinecker ständig Differenzen hatte: „In währender Zeit campirten so wohl die Kayserlichen als die Bayerischen zwischen dem Leche und der Iser ziemlich vertheilet / und hatten in dem verwüsteten Lande nicht wenig mit dem Mangel zu streiten; deßwegen auch täglich Überläuffer nach Räine kamen / welche von dar zu der Schwedischen Armee geschickt worden; und die vielfältigen Außfälle der Schweden nahmen ohn unterlaß etliche weg. Hierauf wurde eine Brücke bey Neuburg über die Donau gebauet / und gemuthmast / der Feind würde eilfertig hinüber gehen / Donawert / Weissenburg / oder Nördlingen / darinnen Schweden lagen / anzugreiffen. Drum wollte Wrangel genau hinter des Feindes Vorhaben kommen / und versuchen / ob er ihren Regimentern noch in den Quartieren / oder auf dem Marche einigen Schaden zufügen könnte / weßwegen [Datierung am Rand: 4.[14.] Dec.; BW] er sich nebst Turennen und der meisten schwedischen Cavallerie / wie auch 9. Frantzösischen Regimentern zu Pferde von Babenhausen nach Raine zu machte. Indem er dahin zog / schickte ihm der Commendante in Räine / der Oberste Steinacker einen Currir entgegen / der ihm berichten muste [Datierung am Rand: 5.[15.] Dec.; BW] / daß der Feind die Brücke bey Neuburg weggenommen / und nach Ingolstadt geführet / und daß sich die feindliche Armee auf den Weg gemacht / die Beyerische ginge zur lincken Hand bey Neuburg vorbey / und die Kayserlichen zur rechten Hand nach Schrobenhausen zu. Der Nachtrab wäre nicht weit von Räine. Damit eilten die Alliirten / so viel sie kunten / und gingen des andern Tages bey Räine über die Brücke / alwo sie 1000. Kayserliche Reuter unter den GeneralWachtmeistern Pompejo und Philippen antraffen / welche sie also fort verfolgten / und nicht weit von Bucheim[239] einholten. Ob sie nun gleich den Vortheil vor sich hatten / wolten sie dennoch nicht fechten / sondern zogen sich nach Neuburg zu / denen die Schweden und Frantzosen biß eine halbe Meile von der Stadt nachsetzten / mehr als 200. nieder machten / viel gefangen / und unter denen viel Officirer wegnahmen. Daß sie nicht weiter gingen / machte die Müdigkeit der Pferde. Dazumahl wurde der Obriste Jurgas / der in Donawert lag / durch ein Geschrey erschreckt / als ob ihn der Feind überfallen wollte; Und weil er meinte / daß der Feind Räine belagerte / dahin er sich sonst begeben sollte / zog er nach Laugingen[240] / an dessen Stelle der Feind also fort eine Compagnie Reuter schickte. Wiewohl Wrangel wurde durch diesen Abzug offendiret / und schickte den Obristen Wachtmeister Johann Rosen[241] mit 150. Mußquetierern von Laugingen auff 3. Kähnen dahin / welche einen Sturm wagten und in die Stadt kamen; Ihrer viel von den feindlichen Reutern überfielen und gefangen nahmen / die übrigen über Hals und Kopff zur Stadt hinaus schlugen. Die Brücke wurde also fort von den Schweden reparirt / und an Jurgassens Stelle kam Gaudius“.[242] Das „Theatrum Europaeum“ berichtet unter 1646: „Daß Thonawerth von Obristen Jurgas verlassen worden / hatte Herr General Leuten. Königsmarck sehr vbel auffgenommen / ihme auch darauff eine scharpffe Lection gelesen / vnd besagten Platz von newem / mit etlichen Compagn. Tragonern besetzen lassen“.[243] „Auch Donauwörth ward von ihnen nicht vergessen. Die Schweden hatten es vor kurzem verlassen, und statt ihrer waren ungefähr 60 Sporkische Reiter eingerückt. Wrangel und Turenne hatten durch Steinecker, den Kommandanten in Rain, vernommen, die östreichische Armee nähere sich der Donau; sie kamen demnach eiligst mit mehrern Legionen[244] heran, giengen bey Oberndorf[245] über den Lech, und gewahrten nicht weit von Rain 2000 Kaiserliche zu Pferd, die sie bey Staudheim einholten, bis nahe an Neuburg verfolgten, und nur erst in Ruhe ließen, nachdem sie ihrer mehrer hundert getödtet und nicht wenige zu Gefangenen gemacht hatten. Triumphierend kehrte hiemit Wrangel zurück, und befahl dem Oberst Rosa,[246] auf drey von Lauingen herbeygeführten, mit hinreichender Mannschaft besetzten Schiffen Donauwörth anzugreifen. Ohne Hinderniß ward an das Land gestiegen, die Schanze[247] an der Donaubrücke ihren Vertheidigern mit Uebermacht entrissen, die Sporkische Schwadron,[248] in die Stadt zurückgeworfen, und nach der entgegen gesetzten Seite zu entfliehen gezwungen. Mancher einzelne Mann, der nicht schnell genug fortkommen konnte, mußte sich ergeben. So gerieth die Stadt wieder, den 16. Dezember, in die Hände der Schweden“.[249]

Ein Teil der Truppen Königsmarcks, die Steinecker gern gegen Schrobenhausen eingesetzt hätte, muss auch in Kempten[250]SONY DSC [=> Abb. links] zurückgeblieben sein, so jedenfalls berichtet es der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[251] in seinem 1647 neu aufgelegten „Florus“: „Hergegen hat am 10. Dec. [1646; BW] N. C. der Chur-Bäyerische Oberste Caspar[252] mit Hülff etlicher 100. Bawren / die Stadt Kempten durch List vberstiegen / vnd nach 4. stunden gefecht der 8. Compagn. Königsmarckischer Tragoner meister worden / worunter beyderseits in die 100. Mann tod blieben / da von 100. gefangen / sampt einer Anzahl meist gesattelter Pferd / etwas Pagagi[253] vnd 8. Standarden[254] vberkommen / welche I. Churfürstl. Durchleuchtigkeit zu Wasserburg[255] [=> Abb. links]Wasserburg a.Inn presentirt worden“.[256] Der Salemer[257] [=> Abb. rechts]Salem_2 Zisterziensermönch Sebastian Bürster [?-1649][258] schreibt in seiner Chronik: „Den 10. Decembris hat unßer obriste Caspar daß stättlin Kämpten überstigen, den Schwedischen uff 500 pferd und 8 standarden abgenohmen“.[259] „Am (30. Nov. 10. Dec.) besetzte schwedisches Kriegsvolk Kempten; am folgenden Tage suchte der kaiserliche Oberst Caspar Schock die Stadt durch Ueberfall in seine Gewalt zu bringen, das kemptensche Landvolk schloß sich freiwillig diesem Unternehmen an. Es gelang den Bauern im Verein mit den Kaiserlichen in die Stadt zu dringen und sich einer schwedischen Fahne zu bemächtigen; ein Theil der Schweden zog sich auf die Burghalde,[260] die übrigen vertheilten sich auf den Stadtmauern, leisteten tapfere Gegenwehr und tödteten viele vom Landvolk. Die Kaiserlichen konnten sich nicht behaupten und nahmen mit der eroberten Fahne den Rückzug durch das Pfeilerthor. Um sich über den erlittenen Verlust zu rächen befahl der schwedische Stadtkommandant, obwol selbst Katholik, die Orte Buchenberg,[261] Waltenhofen[262] und Martinszell[263] niederzubrennen, ließ sich jedoch durch inständiges Bitten bewegen, den Befehl zurückzunehmen. Um die Mitte des Decembers brachen einige Tausend Schweden von Kempten über den Buchenberg nach Isny[264] vor und plünderten[265] zwei Tage lang die Stadt“.[266] Am 23.12.1646 wurde Königsmarck in Leutkirch,[267] [=> Abb. rechts]Leutkirch einquartiert.[268]

Wichtig waren in den folgenden Schreiben Steineckers gesicherte Erkenntnisse über die Bewegungen der kaiserlichen und kurbayerischen Armeen sowie die wiederkehrenden Schwierigkeiten, aus dem Fürstentum Pfalz-Neuburg und dem Bistum Eichstätt Mittel für die Garnison in Rain bzw. Arbeiter für die weiteren Befestigungsarbeiten zu beziehen, was nach Steineckers Auffassung systematisch hintertrieben wurde. Dabei wurden auch die Verhandlungen um den Ulmer Waffenstillstand[269] sowie die Veränderungen in der Führungspitze gerade bei den Kaiserlichen und deren Auswirkungen auf die weiteren militärischen Operationen immer bedeutsamer.

„Ps: Leutkirch, den 20 Xbr. 1646. /

Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excell. seind meine gehorsame dienste zu allen zeiten willigst, vnd habe dero Schreiben sub dato Babenhausen am 12. Decembr. vnten dato vmb 12 vhr wol erhalten, wolte auch schon E. Excell. geschrieben haben, weil aber der Feind noch an der örthern, wo er bisher gelegen | nemblich die Kaÿser. zweÿ Meilen vnterhalb Ingolstadt, alwo Sie auch noch eine Brügke vber die Thonaw haben sollen, vnd ihr haubtqvartier zu Weißenfelt[270] ist; die Baÿersche aber seint beßer hinunter nacher Landshuet dem Gebürge zu, wo ihr haubtqvartier kan ich nicht erfahren: | sich befindet, habe Ich gewartet, ob er sich moviren würde, damit E. Excell. Ich etwas gewisses advertiren könte. Ich habe keine Parthÿen dahin gehen lassen können, weil Sie sich enge in einander halten. Ich will aber nicht laßen, den Rittmeister[271] wieder auszuschicken, sich vmb zu thun, etliche Gefangene zubekommen, das man vernehmen möge, was Ihre intent seÿ, So balt Ich etwas erfahre, soll E. Excell. solches meiner schuldigkeit nach eilfertigst zu wißen gemacht werden. sonsten haben hir Bürgere, so in Augspurg gewesen, berichtet, das Sie da so lange still liëgen würden, biß der Stillstand volzogen. E. Excell. berichte Ich hirneben, das aus dem Fürstenthumb Newburg Ich noch nichts bekommen, was Sie Ihnen auffsetzen laßen, weiß nicht solches zuverstehen, dan Sie Mir dem ansehen nach nichts vielen zu willen sein wöllen. Auch hat Commissarius Barth[272] des Bischoffs zu Eÿstadt[273] abgeordnete nacher Nürnberg gefordert, alda mit Ihnen zu tractiren, Was Sie sich zu beiden theilen ercleren werden, will E. Excell. Ich zu wissen fügen, Inmittelst dieselbe Gottes bewahrung getrewligst befehlend, vnd verbleibend E. Excellence

                                                            gehorsamer vnd getrewer Knecht

ChvonSteinëcker

Rhain den 17. Decemb. ao p 1646. “

Unter der Adresse findet sich noch die Notiz: „Vmb 7 vhr ist der Cornet[274] gekommen, vmb 8 vhr ist dieser wieder vmbgangen“.[275]

Auch ging es um die Beschaffung von Tuch für die Bekleidung seiner Soldaten. Das Tuch sollte in der Regel wegen des günstigeren Preises durch den in Nürnberg residierenden schwedischen Agenten und Generalkriegskommissar[276] Jacob Barth beschafft werden, doch die Beschaffung hatte fast ein Jahr später noch in Schweinfurt erhebliche Probleme aufgeworfen, zumal auch der Transport wegen feindlicher Einheiten schwierig war. Zudem wurden Neugeworbene[277] und Leibkompanien[278] sowie Leibregimenter[279] in Bekleidung, Unterkunft und Verpflegung bevorzugt behandelt.

„Prt Bragentz[280] den 28. Xbr.  1646

Hochwolgeborner Herr General vnd Felt Marschall, Gnediger Herr,

Ew. Excellence seind meine gehorsame dienste zu allen zeiten willigst alß schuldig, vnd habe nicht laßen sollen, demselben zu berichten, das der Feindt noch dießeit der Thonaw vnd zwischen Neustädt vnd Passaw vor der Iser in den Winckel sich sol delogiret haben, wie E. Excell. aus eingelegtem zu ersehen.[281] Was ich ferners erfaren werde, will Ich nicht laßen, E. Excell. eilfertigst zu vberschicken. Nebst diesen muß E. Excell. Ich berichten, das Ich in 5 Wochen aus dem Fürstenthumb Newburgk keine Arbeitsleuthe[282] anhero bekommen können, wie offt Ich auch darumb geschrieben, da Ich dan beÿ diesem weichen Wetter[283] noch eine gute arbeit hette verrichten können, bin aber solcher Arbeiter außenbleiben halben daran groß verhindert, zu was intent aber solches von Ihnen geschieht, weiß Ich nicht; I. F. Durchl. sint verreiset, vnd kann Ich nun vor den Rhäten nichts mächtig werden, da Sie nur 50 schaff[284] allerhandt früchte[285] in allem geliefert, unangesehen, das bald zwene Monath verflossen, allen ansehen nach müßen Sie sich einbilden, das sonsten etwas vorgehen müchte, vnd sie alsdan deßen geübriget sein könten. Vnd wan E. Excell. Mir nicht ordre geben werden, die militarische execution[286] ergehen zu lassen, oder auch ein scharpf Schreiben an die Fürstl. Pfaltz-Newburgische Rhäte ergehen zu lassen [am Rand in der Kriegskanzlei Wrangels von fremder Hand notiert: „schreiben an die New D Räthe“], das sie Mir alles ohne ferneren verzugk liefern laßen sollen, so weiß Ich keine Mittel, wie Ich etwas soll herein bekommen, den Sie nach meinen vielfeltigen Schreiben nichts fragen. Zu deme kann Ich aus dem Bisthumbe Eystädt eben wol nichts bekommen, ob Ich wol mit der execution darin verfahren wöllen, gibt es doch laute Clagen, aus selbigem Bisthumb habe habe Ich noch nicht ein Korn an Geträydig erhalten, wan dan dieser örter solte etwas vorgehen, vnd Ich nichts herein bekommen hette, würde Mir solches großen Schaden geben, wan Mir endlich mangel vorfallen solte. Will derowegen E. Excell. Ich vnterthenig gebeten haben, Sie wöllen gnedig geruhen, ein scharp Schreiben an vorwolgemelte Fr. Pf.-Newburgische Rhäte, nicht allein die Früchte vnd Viehe,[287] So Ihnen aus dem Fürstenthumb anhero zu lieffern auffgesetzet worden, zu schaffen vnd herein zu schicken, sondern auch an den Arbeitsleuthen nichts zu verseumen, abgehen zu laßen. Wan solches nicht geschen würde, werden Sie sich von einer zeit zur andern, alß bishero geschehen, auffhalten, vnd wenn etwas dazwischen kommen möchte, wird man solches beÿ Mir suchen wollen, derowegen Ich dieses hochtringener Noth haben von Mir schreiben müßen, damit Mir nicht zugemeßen werde, alß solte Ich nicht darumb gefordert haben, welches aber E. Excell. Mir zu keinem bösen deuten wöllen. Weiln auch die Soldaten sehr nackend, wie E. Excell. selber gesehen, die Officiren auch keine Mittel haben: alß will E. Excell. Ich gleichfals gebeten haben, Sie wöllen gnedig verordnen, das wir auch dasselbe, was andere Gvarnisouns haben, bekommen mögen, damit die nacketen Soldaten bekleidet,[288] auch die Officiers ein wenig zugeniessen haben mögen. An vnsere getrewen dienste haben E. Excell. nichts zu desisteriren,[289] den wir als Ehrliche Leuthe auch was vnsere schuldigkeit erfordert, thun wöllen. Vnd thue dieselbe Gottes gnediger auffsicht vnd bewahrung getrewligst befehlen, Mich aber in dero beharliche Gnade ergeben, verbleibend E. Excellence

                                                             gehorsamer vnd getrewer Knecht

ChvonSteinëcker

Rhain den 23ten Decemb. ao p. 1646. p“.[290]

Bei den Beilagen findet sich ein Schreiben des Kornetts und geschätzten Informanten Hans Georg von Feldkirchen, der später in Schweinfurt zum Kapitän befördert wurde, an Steinecker vom 22.12.1646 aus Neuburg:

„HochEdler gestrenger[291] vester vnd Manhaffter Insonders hochgeerter herr Oberster,

Meines hochgeerten herr Obersten Schreiben den 21. Decembris, habe Ich zu Rech[t] empfangen vnd darauß ver nommen, daß der Feindt soldte zue Ingolstatt sein vber gangen, habe Ich alhier gantz vnd gar keine Wiessenschafft dar von, den der feindt befindet sich Gehinder noch auff Ire seidte der Iser vnd hatt sich von Neustättel[292] an, bieß nacher bassaw[293] hinunder verlegt, weiter wüste Ich mer wirdt erfahren will Ich Eß Meinen hochgeerten hern Obersten Eillferdig Berichten, befehle Meinen hoch geerten hern Obersten dem Schuetz deß aller höchsten.

Datums Newburg an der Thonaw den 22. Decembris 1646.

                                 Verbleib Meines hochgeerten

                                  hern Obersten dienstwilliger

                                                    diener

                                      Hans Georg von Veldkirchen“.[294]

[kein Präsentationsvermerk]

Steinecker wandte sich erneut an Wrangel wegen der bestehenden Beschaffungsschwierigkeiten:

„Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excellence muß ich hiebeÿ auch berichten, das Ich weder aus dem Fürstenthumb Newburg, noch aus dem Bisthumb Eystädt kann materialien habhafft werden, ob Ich gleich mit guten oder scharpffen Schreiben darum zum öffteren angehalten habe. Weil dan dieselbe, so Ich alhir gehabt, meistentheils verderbet, zumahlen es alhir ein steinigt Erdreich, alß E. Excell. selber gesehen haben, welches die materialien sehr wegnimbt, vnd Ich hir in Rhain [links am Rand von fremder Hand eingefügt: materialien handgranaten[295]] [=> Abb. links] kein Eisen habe, davon Ich andere könnte machen laßen, auch keine handtgranaten[296]OLYMPUS DIGITAL CAMERA von den örtern, alß E. Excell. Mir befohlen, erhalten können, maßen Sie von allen orthen vorgeben, das keine Rothgießer[297] da vorhanden weren, solche aber dennoch auch alhir groß nötig: Alß will E. Excell. Ich vnterthenig gebeten haben, Sie wöllen in Gnaden geruhen, eine ordre an Herrn Obersten Polleÿ nacher Weißenburg[298] [=> Abb. rechts]Weissenburg_im_Nordgau_Prospect ergehen zu laßen, daß derselbe Mir —— oder –- oo stücke[299] der materialien anhero schicken möchte, damit Ich deswegen auch nicht an der Arbeit verhindert werde. Wegen der Handtgranaten wüste Ich keine Mittel, wo Ich solche nicht von Nördlingen bekommen könnte. Derowegen E. Excell. Ich auch vnterthenig bitten thue, Sie wöllen auch gnedig geruhen, an Herrn Obersten Bülow eine ordre zu schicken, das derselbe Mir von dar so viel, alß E. Excell. gnediges belieben Sein möchte, anhero schicken thete. Vor allen dingen wöllen E. Excell. wegen der materialien gedencken, damit Ich dieselbe von Weißenburg | : weil aus mangel Eisen Ich solche nicht kann machen laßen, auch aus dem Newburgischen oder dem Bisthumb Eystedt nicht erhalten : | gewißlich anhero bekommen möge, auch das Ich aus Nördlingen eines theils davon erhalten könnte, weil es alda auch gnung geben thut. Auch berichte E. Excell., das mir aus Thonawerth 155 schaff[300] Korn vnd nichts mehr ist abgefolget worden, den Haber aber hat der h. Oberster für meinen Rittmeister [links am Rand von fremder Hand eingefügt: Ritmeister Lober[301]] vnd Reuter alhir nicht folgen laßen wöllen, er hette dan derhalben von E. Excell. expressè ordre.[302] Wöllen also E. Excell. wolgemelten herrn Obersten darauff ordre ertheilen, das er diesem Rittmeister für seine Reuter den Haber folgen laße“.[303]

Es ist erstaunlich, wie gut Steinecker durch seine Informanten über das anstehende Revironment in beiden Armeen informiert war, als der schwerkranke, an Nierensteinen und Podagra[304] leidende Alkoholiker Gallasgallas [=> Abb. links] trotz des Widerstandes des Erzherzogs Leopold Wilhelm, aber deswegen wohl auch protegiert durch Maximilian I., sein drittes Generalat übernahm, wahrscheinlich wegen seiner akuten Geldsorgen. Gallas war an einer Bewegung gegen Wrangel nicht interessiert, ihm lag die „Konservation der Armee“[305] mehr am Herzen. Das Einzige, wozu er sich aufraffte, war der Befehl zur Wiedereinnahme Weißenburgs.

Reichsvizekanzler Kurz[306] [=> Abb. rechts]Kurz. Ferdinand hatte noch im Oktober die eigene Armee als ausgezeichnet ausgegeben, doch die Unbeweglichkeit beklagt: „Gott wolte, das wir droben wern, dan wir haben 16 000 pherdt ohne die tragoner undt crabattenKroate [=> Abb. links] undt sein also dem feindte in qualitate et quantitate weit überleghen, der weder in der quantitet, bevorab aber in der qualitet der pherdt undt armaturen weit unterligt. Wir haben 11 000 ausserlessene man zu fuess, complierte[307] artiglieria von ettlich undt 70 stukhen, bey welchen allen sich ein Römischer kheyser wol khonte sehen lassen. Aber ich traghe lauter sorgh, es werde nix geschehen, dan bey allem deme sein wir immobili resoluti,[308] undt mehr, als geschicht, derfen wir nit stimuliern, per non diventar precipitati.[309] Ich siche nit, wie wir von Preßpurgh[310] wekzubringhen, dann alla ‹sussidue› dell‘ archiduca[311] will man sich nit resolviern. Die Ungarn[312] [=> Abb. rechts]Ungarn zeigen hirzu weder lust noch willen, undt ohne seindt ihr majestät auch von dannen immobile, man wolle dan in nexten tri taghen dise leit sich lassen in die haar fallen. Des Mandel [Mändl][313] anbringen aber undt des von Traun[314]Abensberg_und_Traun.Ernst [=> Abb. links] widerkhunfft von Wasserburgh werden der reyss ein neue spedeta[315] geben, oder sie gar in brunnen, undt darmit solt vil mehr, fallen. Gott gebe, das dises alles nit vil mehr unsern feinden stimuli alla guerra che alla pace[316] sein, wie man zu Wasserburgh alles wider darauff antrengt“.[317]

„Der hereinbrechende Winter machte jede Gelegenheit zunichte, den Feind noch 1646 aus Oberdeutschland zu vertreiben, wodurch Bayern ein weiteres Stück vom Kaiser abrückte. Da also das Vorhaben sich 1646 nicht mehr hatte durchführen lassen, kam seiner Durchführung für 1647 besondere Bedeutung zu. Denn die Reichsarmee war aufgrund der umfangreichen Kompetenzen, die Leopold Wilhelm eingeräumt worden waren, der Kontrolle der Zentrale entglitten. Daher hielten die Räte die Anwesenheit des Kaisers bei der Armee für unabdingbar, um gegenüber Offizieren und Mannschaften die für das Überleben des kommenden Feldzugs notwendigen Reformen durchzusetzen. Neben der Demonstration des Reformwillens war die Ablösung der jetzigen Führung der Reichsarmee Voraussetzung für einen weiteren gemeinsamen Kampf bayerischer und kaiserlicher Waffen. Kurfürst Maximilian lastete dem Oberkommando der Reichsarmee den Durchbruch des Feindes am Main und dessen Einfall in Bayern an; in beiden Fällen habe die Führung sich dilettantisch ausmanövrieren lassen. Etwas rücksichtsvoller, schrieben die kaiserlichen Räte den Unterführern und militärischen Beratern des Erzherzogs die Schuld an dem Desaster zu. Aber es kam ihnen sehr gelegen, daß mit der Anwesenheit des Kaisers die umfassenden Vollmachten des Erzherzogs erlöschen würden. Leopold-Wilhelms Demission bot sich als die zwingende Lösung der Probleme an. Das Notwendige ließ sich ohne Verletzung des Erzherzogs tun, wenn man ihn bat, die ihm schon im Winter 1644/45 angetragene Statthalterschaft in den spanischen Niederlanden zu übernehmen. Dies würde die Bindung der spanischen Linie an die kaiserliche festigen, was seit dem Tod des Infanten[318]Fernando_de_Austria [= Abb. links] im Herbst 1646 von besonderem Gewicht war. Mit der Annahme des Amtes, so war der Tenor der Beratungen, diene der Erzherzog den Interessen des Hauses Habsburg auf besondere Weise.

Leopold Wilhelm hat durchschaut, wenn man treffen wollte, indem man seine Berater schalt. So hat er die angebotene Gelegenheit ergriffen und im Oktober 1646 seinen Rücktritt eingereicht – nicht ohne darauf hinzuweisen, daß der Mangel an Menschen, Geld und Material und die ständig erforderlichen politischen Rücksichtnahmen zu der militärischen Katastrophe geführt hatten. Dem Kaiserhof empfahl er, sich schnell um einen Frieden zu bemühen; denn bei Fortgang des Krieges würde dem agonisierenden Reich bald die Seele aus dem Leib fahren. Dies traf freilich nicht weniger für die Armee zu, die der Erzherzog Ende 1646 verließ. Das wußte niemand besser als Kurfürst Maximilian, den die angepriesenen Reformen nicht im geringsten überzeugten. Es schien ihm symptomatisch, daß man dem Zerfall der kaiserlichen Armee nichts anderes entgegenzusetzen hatte als die Auswechslung der Führung und Reformen, an deren Wirksamkeit er aus langer Erfahrung mit Recht zweifelte. Ferdinand III. mit Gallas, das war das gemeinsame Oberkommando, unter dem die kaiserlichen Waffen ihren großen Sieg bei Nördlingen[319] errungen hatten und auf das Wien erneut setzte. Doch von einem Erfolg war man weit entfernt. Gallas war todkrank. Man mochte sich von der Anwesenheit des Kaisers beim Heer eine straffere Leitung versprechen; die ausschlaggebende materielle und moralische Zerrüttung der Truppe war damit nicht behoben“.[320]

Ohne die Ankunft Gallas‘ überhaupt abzuwarten, sollte Leopold Wilhelm zusammen mit Hatzfeldt das Heer, das nun völlig außer Kontrolle geriet, verlassen, wie Maximilian I. gegenüber Ferdinand III. konstatierte: „Euer Mayestät sehen auß dem inschluß, wie widerwertig der khrieg in meinen landen geführt wirdet, wievil fähler vorgehen und wieviller ich mich noch zu besorgen, die mir schwehrer und schedlicher, als der erste an der Lohn [Lahn] gewest, fallen thun. Weiln ich dann siche, daß bei disem hergang mein und der meinigen ruin daß negste sein werde, Euer Mayestät angrenzenden landen aber dises nit außbleiben khann, als sehen sie umb so vil mehr, ob ich zu verdenkhen, das ich meinen abgeordneten, wie er zweifelsohne Euer Mayestät beraiths underthenigist wirdet referirt haben, von deroselben hof wider abgefordert und mich umb die particularaccomodation bewerben mueß. Ist mir in der seehlen laid, das ich dahin necessitirt würde. Die proceduren bei Euer Mayestät armada entziehen mir aber die hoffnung einziger bestendiger besserung; die werden auch negster tagen beder armaden undichtigkheit nach sich ziehen unnd ich endtlichen in lengerer erwarttung, wan das landt und die armada verlohren, mich aller mitlen der defension, weniger aber einzig ertreglicher condition, iha wohl kheiner weitern tractaten vertrössten khünden. Mir wirdt lieb sein, wan Euer Majestät einzig bessere gelegenheit zu ihrer salvation werden khünden ergreiffen. Ich besorge mich aber wol, der khrieg werde der weeg nit sein, sie vor undergang zu erretten, sonder die tractaten, die ihro auch endtlichen, sie fallen, wie sie wollen, nuzer als einziges anders mitl, darbei die direction und ermanglende spesa alle guete success hindern, sein werden.“[321] Maximilian I. bezeichnete das Verhalten Leopold Wilhelms erregt als „Fahnenflucht“.[322] Der intransigente Katholik Hatzfeldt dagegen wollte angeblich aus Verärgerung über die spanischen Intrigen am Wiener Hof entweder in französische Dienste treten, ohne aber gegen Kaiser und Reich, sondern gegen Spanien zu kämpfen.[323] Sich in ein Kloster zurückzuziehen, wie Steinecker auf Grund von Mitteilungen aus Eichstätt im folgenden Brief Wrangel berichtete, kam für Hatzfeldt jedoch nicht in Frage. Wieder einmal wurden von Steinecker die fehlenden Lieferungen aus dem Fürstentum Pfalz-Neuburg und dem Bistum Eichstätt thematisiert, wobei er im letzteren Fall zur Selbsthilfe greifen musste, um wenigstens etwas zur Versorgung seiner Soldaten beitragen zu können. Augenscheinlich hatte sich gerade der Eichstätter Bischof mit Ausreden um die Lieferungen gedrückt. Kamen Arbeiter, fehlte ihnen das Arbeitsmaterial.

„Prs Bregenz den 3. Januar. 1647[324]

„Hochwolgeborner Herr General vnd FeltMarschall, Gnediger Herr,

Ew. Excellence seind meine gehorsame dienste zu allen zeiten willigst alß schuldig, vnd habe dero schreiben vom 21 hujus sub dato Leutkirch [=> Abb. rechts]Leutkirch  heut dato wol erhalten, worauff E. Excell. Ich berichte, das die Kaÿs.[325] p. vnterwerts Ingolstadt, dero haubtquartier zu Woltza[326] ╒[am linken Rande: ╒„zwei Meile von Freisingen“[327]], logiren, haben Ihre Vorwache von 200 Pferden eine Meile hinter Schrobenhausen vber dem Waßer, welches die Ampel[328] genentig, vnd sol der Ertz-Hertzog von der Armeë wegk, vnd sich zu Regenspurg befinden, auch wirt der H. FeltMarschall Hatzfelt sich in ein Closter begeben,[329] wie solches von den Eÿstedischen berichtet, dagegen aber würde Galas täglich bei der Armeë erwartet,[330] die Baÿerschen[331] aber liegen beßer naher Landßhuet. Vor fünff tagen ist der alte Kolb[332] mit 1500 wohlgemundirten[333] teutschen Reutern,[334] welche alle Carabins[335] gehabt, Eÿstedt vorbeÿ gangen, hat auch die Wache aus Thonawerth etliche mahle vom Schöllenberg[336] zu rügk gejaget. Der Vermuthung nach würde er nach Weißenburg gehen,[337] Herrn Obersten Polley einzuhalten, das er aus der Pfaltz[338] nichts bekommen könne,[339] oder ob er sich in Weÿde[340] oder Neumarck[341] logiren werde, ist noch unbewust, was Ich mehrers davon einziehen werde, wil E. Excell. Ich stündlich advertiren. Die Newburgschen betreffend, wöllen dieselbe sich zu anders nicht verstehen, alß was E. Excell. Ihnen aufgesetzet, wobeÿ Ich es auch geschehen laßen, wan Sie es nur liefferten, aber Sie haben biß dato nur 60 schaff[342] geträÿdig, 20 stücke viehe vnd 80 Schaffe in allem anhero gelieffert, stellen sich auch nicht, alß ob Sie mehr geben wöllen. I. F. Durch.[343] sint verreiset, vnd der Stathalter[344] leßet sich nicht an, ob er Mir etwas schicken wölle, wie offt Ich auch darumb gefordert. Weiß also nicht, ob Ihnen etwa vom feinde verbotten, Mir etwas herein zu geben, oder wie es magk verstanden werden. Der Bischoff zu Eystedt[345] hat Mir Monathlich 1200 thlr, vnd nichts mehr zu geben, bieten laßen,[346] was Ich darmit ausrichten kende können, werden E. Excell. dero hohen Verstand nach leicht ermeßen. Ich habe auch Geträÿdig vnd Viehe, welches mir groß nötig, begehret vnd gefordert, aber Sie haben sich hoch entschuldiget, das kein Viehe, maßen solches wegk gestorben, im Bisthumb vorhanden, dazu könten Sie zu keinem Getraÿdig gelangen, iedoch zu letzt sich zum höchsten auff die 60 schaff zu geben erboten.[347] Wie Ich von solchem geringen meine arme Soldaten, welche nackendt vnd bloß, werde kleiden laßen können, weiß Ich nicht. Ich wil aber gebeten haben, E. Excell. wöllen sich dieselbe befohlen sein laßen, das Ich für Sie etwas bekommen möge, damit Sie können gekleidet werden.[348] Die Stücke bereichend, wil Ich mich eußerst bemühen, das Sie können abgeschnitten[349] werden, alßdan will Ich Sie auch flugs fortschicken. Weil auch der Bischoff sich zu keinem Viehe verstehen wöllen, habe Ich aus dem Bisthumb beÿ die funffzigk stücke holen laßen, welche er an den Vermeinten 1200 thalern zu decurtiren[350] vermeinet. Weßen Er sich noch endlich rechnen wirt, stehet zu vernehmen. Womit E. Excellence Ich Gottes gnediger bewahrung getrewligst befehlen, vnd Mich in dero beharliche gnade ergeben thue, stets verbleibend E. Excellence

                                 gehorsamer vnd getrewer Knecht

                                                                            ChvonSteinëcker

Rhain den 27ten Decemb. anno p 1646. p.

PS.

E. Excell. muß Ich berichten, das Ich aus dem Eystedtischen keinen Menschen zur arbeit bekommen kann, wie dan auch auß dem fürstenthumb Newburg Ich in fünff Woche keiner zur arbeit anhero gekommen vnd nun zwar etliche iedoch ohne materialien sich wieder eingestellet, vnd ob Ich zu vielen mahlen vmb schauffeln, und Picken, weil Ich alhir kein Eisen habe, gefordert, habe Ich doch nichts erhalten können, vnd nimbt diese arbeit viel wegk an solchen dingen, maßen es gar ein steinigk Erdreich, als E. Excell. selber wißendt. Derowegen E. Excell. Ich wil gebeten haben, E. Excell. wöllen Mir von Nördlingen[351] 1000 stück geben laßen. Handtgranaten habe Ich nicht bekommen können, den zu Weißenburg kein Rothgießer, von Dünckelspiel[352] aber habe Ich keine antwort bekommen: Alß wöllen E. Excell. gnedige Verordnung thun, das Ich solche auch von Nördlingen haben möge. Was Ich sonsten beÿ der Arbeit thun kann, wil Ich mit högstem Vleiß fortsezen, wan Mir nur die Arbeitsleuthe nicht außbleiben. p“.[353]

Wrangel hatte sich mittlerweile am 4.1.1647 „durch einen schnellen, taktisch brillanten Handstreich“[354] ohne wesentlichen Verluste und mit einer geradezu sagenhaften Beute in Millionenhöhe[355] in den Besitz der berühmten Festung Bregenz [=> Abb. rechts]Bregenz_1647,_M.Merian setzen können[356] Trotz dieser hohen Beute fand eine materielle Unterstützung der in Rain liegenden Garnison jedoch nicht statt. Nach den drastisch formulierten Erinnerungen des Franz Ransperg, Prior des von den Schweden geplünderten Benediktinerklosters Mehrerau[357] [1609-1670], von 1660, gelang Wrangel dieser Erfolg, „weil er Bregenz so leichtlich gewonnen, und khein grössere gefahr dabey gehabt, als das er habe förchten müeßen, er falle mit gebühr zu reden den arsch entzway. Da er nemblich zue sambt den seinigen so mühesam und schwerlich vom Haggen[358] herunder gerutschet, und auf dem hinderen herab geschlittet: Pfui unser grosser schandt !“[359] „Auch in der vorbereiteten Auffangstellung einer Schanze am Klausenbach konnten sich die Vorarlberger nicht zur Verteidigung einrichten. Den Berg hinabrutschend und hinabgleitend, die Pistole in der Hand, das Pferd am Zügel nachschleifend, so waren ihnen die Schweden gefolgt. Sie drangen fast gleichzeitig mit den Verteidigern in die neue Stellung ein und gewannen so auch die Brücke über den Klausenbach. Damit war der Feind gleichzeitig in den Rücken der Neuschanze gelangt, die nach der Stadtseite hin offen war und somit gegen die im Rücken angreifenden Schweden keinen Schutz bot“.[360]

Unter dem 27.12./4.1.1647 hatte der begabte Selbstdarsteller Wrangel aus Bregenz seinen Bericht – dem auch das „Theatrum Europaeum“ folgte – über die Einnahme außer an Torstensson[361] neben anderen hohen Offizieren und die Residenten Erskein[362] und Spiring[363] auch an Steinecker geschickt: „Mein jüngstes vom 14. dieses aus Leutkirch wirdt demselbten eröfnet haben, was für eine rencontre[364] ich jüngstens mit etzlichen Kaiserlichen bei Rain gestandenen feindlichen trouppen gehabt, undt, wie selbige damahlß den kürtzeren gezogen. Wie ich nun nach der zeit die kundschaft erhalten, was maßen sich die Bregentzer bawren von hinter der Stadt Yßni[365] Isny_2[=> Abb. rechts] an ihren daselbst im walde gemachten schantzen stark gegen uns gesamblet, von welchen uns dann allerhand widerwerttigkeiten zugefüget worden,[366] dergleichen auch mehr zu besorgen war, bin ich darauf, solchem ferneren unheill in zeiten zubegegnen, den 22. dieses mit 2000. Knechten undt 1000 reuteren,[367] auch einigen stücken, von Leutkirch da hinaus gangen, und habe selbigen abendts, wie ich zu Yßni angelanget, die bawren des orthes noch vor mir gefunden. Wie ich nun darauf den 23. frühe wieder aufgewesen, undt die marche gegen die bauren inß gebirge fortgesetzet, der meinung, sie daselbst noch anzutreffen, seind sie die nacht vorher schon darvon hin, undt wieder inß gebirge, und gegen die Bregentzer Clause zu, verlauffen gewesen. Habe darauf selbigen tages die marche bis 3. stund von gemelter Clause, den 24. aber bis nach Hoffe,[368] [=>Abb. rechts: Böhringer-Friedrich] Hofen,_Lochau_Böhringer Friedrich.einer viertel meil wegs davon, fortgesetzet.

Den 25., als am St. Christtage morgens, bin ich mit dehnen bey mir gehabten knechten unter götlichem geleithe gegen die Clause hinangangen, und weilen wir zu unser linken hand sehr hohe unterschiedliche Felsen, die alpes, gehabt, worauf sich die bauren in ihren daselbst gehabten vortheiles gegen uns stark prasentiret, hab ich zu ihnen etzliche 100. Man hinan steigen lassen, welche auch, onerachtet derer bauren gethanen starken gegenwehr, die klippen erreicht, und sind alle glücklich ab- und hinunter getrieben. Weilen die bauren aber auch unten an einem felßen, bey einem oberhalb der Clause gelegenen dorfe, sich verschantzet, und lengst bis an den felsen hinan ein feste brustwehr[369] vor sich gehabt, woselbsten die darhinter gelegenen bauren sich noch tapfer gewehret, ist der Herr Gen. Mortaigne[370] [=> Abb. rechts]  Mortaignemit theileß knechten, umb sie hiervon abzutreiben, und diesen vortheil zugewinnen, darauf loßgangen, welcher auch dieselben balde in die flucht gebracht, und diesen paß eröfnet. Da dann sowohl dießer, als der so oben auf dem felsen gewesen, ein guter theil nieder gemacht worden. Wie wol nun diese berührten orthes bereits zurück geschlagenen bauren sich mit der flucht an eine an der bey einer tiefen kluft am felsen gelegenen, und über die kluft mit einer zugbrücken verwahrten schanz zu reteriren getrachtet: seindt doch die unsrigen ihnen so stark auf dem fuß gefolget, das sie mit selbigen zugleich dahin kommen und also den bauren keine zeit gelaßen, die zugbrücken aufzuziehen, worauf sich die bauren ferner des felßens hinab an diese stadt, und die nechst darbey gelegener real schantze zu salviren vermeinet. Indem wir aber an der linken hand nicht allein bereits die höhe gewonnen gehabt, und sie so mit unseren kleinen hinauf gebrachten stücken, alß mußqueten, stets bestreichen, besonders auch die unserigen hinter sie dergestalt fort drein geworfen, das sie mit ihnen zugleich auch an diese schantze gereichet haben.

Die darin gelegenen soldaten und bauren, weilen diese schantze von hinten zu offen ist, wir ihnen im rücken gewesen und sie sich also darinnen nicht lenger zu halten vermocht, dieselbe auch verloffen, und seindt theils zu den bey dieser stadt gestandenen schiffen auffem Bodensee zugeeilet, theils auch haben sich ins land hinein salviren wollen, seind aber auch meisten theils vom wege abgeschnitten, denen unsrigen in die hände gerathen und niedergemacht worden; auch ein theil, so in denen schiffen davon zu kommen verhoffet, im Bodensee ersoffen, weilen sie die Schiffe überlästiget.

Wie wir nun diese erwehnte schanz glücklich erobert, auch der stadt meister worden, ist die clause, so der erste paß und vortheil auch gegen Lindau[371] [=> Abb. rechts] Lindauhinaus sehr fest und wol verfahrt, noch übrig gewesen, woraus sich der feindt noch ein baar stunden lang tapfer gewehret. Weilen wir aber dieselbe so von vornen als hinten zu (in dehme wir uns bereits der hinter scchantze, wie erwehnet, bemächtiget hatten) angegriffen, mußten sich die darinnen liegenden auch ergeben.

Über dieser wehrender action haben wir auch den Commendanten Obrist Äscher,[372] in der Stadt bekommen, welcher dann so fort auf mein begehren jemandten zu dem Commendanten[373] auf dem Bregentzer Schloß,Hohenbregenz [=> Abb. links] so oben auf einem hohen spitzigen felßen lieget und von natur sehr feste ist, hinan schicken und ihn zur übergab ermahnen mußte, welches auch also glücklich gelungen, das sich der darauf gelegene hauptmann, zumahl weilen ich zugleich ein theil knechte an das schloß mit mir hinan geführet, ohne einigen widerstand ergab, und uns selbiges sofort einräumte, auf welchem ein theil des gemeldeten obristen Äschers, auch etzliche landfähnlein, wie denn auch einige kleine metallene stücke samt darzu gehöriger ammunition, gefunden worden. In der Clause, wie auch den anderen hauptschantzen, seind dergleichen etzliche schöne stück vorhanden gewesen und uns zum theile worden.

Die anzahl der bauren wirdt von denen gefangenen selbst auf 6000. man[374] geschäzt, deren aber kein geringer theil nieder gemacht worden. Von unseren officirern ist Gott lob niemandt mehr als Capitain Wrangell,[375] sonsten aber nur etzliche gemeine, blieben. Der Major vom Obristen Daniel[376] aber ist durch den mund geschoßen, und sonst wenig knecht beschädiget worden.

Es ist dem allerhöchsten so viel mehr für diese verliehene genade deßwegen höchlich zu danken, weilen der feindt diesen festen paß und schloß gleichsamb unüberwindlich geschätzt, in deme auf der einen seiten die hohen Alpes, welche unsere knechte mit großer mühe und verwundung zu dehnen bauren erstlich ersteigen und sie den weg in die tiefe hinab verfolgen müßen, auf der anderen seite der Bodensee, und mitten zwischen der eintzige schmahle weg der Clause ist, so ein wagen dem anderen an vielen orthen nicht ausweichen kann. Es ist hier nunmehro der paß in Italien, Tyroll und die Schweitz gott lob eröffnet, welches zeit dießes gewehrten deutschen krieges vorhin nicht geschehen ist“.[377]

WappenSteineckerSteineckers Wappen

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.
[2] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[3] Knecht, gemeiner [schwed. knektar, finn. nihti]: dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr., schwedische u. finnische Knechte erhielten 1632 nur 1 ½ Rt., deutsche in der Royal-Armee dagegen das Dreifache. Ein Soldat oder Reiter einer Streifschar aus einer Garnison erhielt v. 1.000 Rt. Beute quasi als Gefahrenzuschlag 5 Rt. 72 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar v. Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg 3. Bd., S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion (Lösegeld) zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien. Generell wurden jedoch „teutsche Knechte“ gegenüber etwa den „Welschen“ bevorzugt übernommen u. bei den Schweden besser besoldet.
[4] Obrist [schwed. överste, dän. oberst]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer u. exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung u. Bezahlung seiner Soldaten u. deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung u. Befehlsgewalt über Leben u. Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität u. Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) u. Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- u. Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold v. 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15). Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm als Obrist u. Hauptmann der Infanterie 800 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe v. Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung v. Heiratsbewilligungen, aus der Beute – hier standen ihm 27 Rt. 39 Albus pro 1.000 Rt. Beute zu; HOFMANN, Peter Melander, S. 156 – u. aus Ranzionsgeldern, Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung v. Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ, im Schnitt für 5 Rt., – u. auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung u. Beschaffung von Waffen, Bekleidung u. Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen – Obristen belieferten ihr Regiment mit Kleidung, Waffen u. Munition – , gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischenn handlung, S. 277 (1634) zur schwedischen  Garnison: „Am gemelten dingstage sein 2 Soldaten bey mir hergangen bey r[atsherr] Joh[ann] Fischers hause. Der ein sagt zum andern: In 3 Wochen habe ich nur 12 ß [Schilling = 6 Heller = 12 Pfennig; das entsprach insgesamt dem Tageslohn eines Maurers; BW]. Ich wol, das der donner und der blytz inn der statt schlüge, das es bränte und kein hauß stehen bliebe. Muß das nicht Gott erbarmen. Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 64: „Fälle, daß die Obersten mit ihren Werbegeldern durchgingen, gehörten nicht zu den größten Seltenheiten; auch stimmte bei den Musterungen die Anzahl der anwesenden Mannschaften außerordentlich selten mit den in der Kapitulation bedingten. So sollte das Kehrberg’sche [Carl Joachim v. Karberg; BW] Regiment 1638 auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Es wurde dem Obersten der Proceß gemacht, derselbe verhaftet und kassirt. Aehnlich machte es der Oberst Rüdiger v. Waldow [Rüdiger [Rötcher] v. Waldow; BW] und es ließen sich noch viele ähnliche Beispiele aufführen“. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen u. nichts anderes als eine Form von Erpressung darstellten, u. die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) u. nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben u. Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über drei Regimenter), was Maximilian I. v. Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel v. seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) u. den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden u. auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist u. Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. OELSNITZ, Geschichte, S. 64f.: Der kurbrandenburgische Geheime Rat Adam Graf zu „Schwarzenberg spricht sich in einem eigenhändigen Briefe (22. August 1638) an den Geheimen Rath etc. v. Blumenthal [Joachim Friedrich Freiherr v. Blumenthal; BW] sehr nachtheilig über mehrere Obersten aus und sagt: ‚weil die officierer insgemein zu geitzig sein und zuviel prosperiren wollen, so haben noch auf die heutige stunde sehr viele Soldaten kein qvartier Aber vnter dem schein als ob Sie salvaguardien sein oder aber alte reste einfodern sollen im landt herumb vagiren vnd schaffen ihren Obristen nur etwas in den beutel vnd in die küch, Es gehöret zu solchen dantz mehr als ein paar weißer schue, das man dem General Klitzingk [Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing; BW] die dispositiones vom Gelde und vonn proviant laßen sollte, würde, wan Churt borxtorff [Konrad [Kurt] Alexander Magnus v. Burgsdorff; BW] Pfennigmeister vnd darvber custos wehre der katzen die kehle befohlen sein, wir haben vnd wissen das allbereit 23 Stäbe in Sr. Churf. Drchl. Dienst vnd doch ist kein einsiger ohne der alte Obrister Kracht [Hildebrand [Hillebrandt] v. Kracht; BW] der nit auß vollem halse klaget als ob Man Ihme ungerecht wehre, ob Sie In schaden gerieten, Man sol sie vornemen Insonderheit die, welche 2000 zu lievern versprochen vnd sich nit 300 befinden vndt sol also exempel statuiren – aber wer sol Recht sprechen, die höchste Im kriegsrath sein selber intressirt vnd mit einer suppen begossen“. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Meist führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl v. rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; BOCKHORST, Westfälische Adelige, S. 15ff., REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte 1. Bd., S. 413ff.
[5] August Adolf Freiherr v. Trandorf [Drandorff] [ca. 1600-15.2.1656 Bad Mergentheim], kursächsischer Obrist.
[6] ichtwas: etwas.
[7] Johann Georg I. Kurfürst v. Sachsen [5.3.1585 Dresden-8.10.1656 Dresden].
[8] Hunger: Hungerkrisen traten durch Missernten, Wettereinflüsse, Truppendurchzüge, Einquartierungen, Erntezerstörungen, Pferde- u. Viehdiebstahl immer wieder auf. Oftmals blieb nur die Flucht ins Heer oder der Anschluss an den Tross. So hatten sich 2.000 hungernde Eichsfelder Pappenheims Soldaten angeschlossen. Ein Berittener oder Knecht in der Musterung hatte immerhin noch zwei Pfd. Fleisch, drei Pfd. Brot, eine Maß Wein u. drei Maß Bier pro Tag zu fordern – drei bis fünf Maß Bier je nach Geschlecht pro Tag galten auch sonst als üblich – , was zur raschen Auszehrung einer Landschaft führte, zumal die eingeforderten Naturalabgaben im Laufe der Zeit noch weiter anstiegen u. v. Jahr zu Jahr neue Verpflegungssätze erfordern. Vom Verpflegungsansatz her war dies eine gewaltige Kalorienmenge, entsprachen doch drei Pfd. (gutes) Brot allein bereits etwa 3.750 kcal. Rechnet man noch über 2.000 kcal für das Fleisch hinzu, ohne Bier u. Wein, so wird eine Kalorienzahl zwischen 6.000-7.000 kcal erreicht, was dem Zweieinhalb- bis Dreifachen eines durchschnittlichen Tagesbedarfs entsprochen hätte. Das war wohl Anfang des 17. Jahrhunderts nur Privilegierten vorbehalten, während die Gemeinen nur unzureichend verpflegt wurden. HIPPEL, Bevölkerung, S. 422, schätzt den täglichen Nahrungsbedarf in Württemberg auf knapp 2.400 kcal pro Tag. Vgl. BEHRENDS, Chronik, S. 145f. (1636): „Man gab den Armen von jedem Backvorgang ein Brot, […] welches damals als Krieg, Pest und Hunger hieselbst gar übel hauseten, von armen Leuten nicht für eine geringe Gabe gehalten ward, sintemal man damals oft weder Brot noch Bier und Geld haben konnte, und viele, meistenteils aber die Soldaten Hunde und Katzen, Pferde- und Menschenfleisch fraßen und nicht einmal bekommen konnten“. 1641 heißt es über die Prignitz: „So sind auch alle Dörfer so gar verwüstet, verödet, universaliter et particulariter in Brand gesteckt, die Untertanen Hungers und des milites immanitet [Unmenschlichkeit, Rohheit] halber gestorben und ins Elend [Ausland] verlaufen, dass man in dem ganzen Kreise nach angestellter fleißiger Inquisition bloß 373 Bauersleute, die doch etliche gar wenig ausgenommen, weder Hunde noch Katzen, weniger etliche Lebensmittel haben, besonderen sich vom Obste und wohl ganz unnatürlichen Speisen aufhalten müssen, gefunden worden“. HERRMANN, Ländliche Bevölkerung, S. 86. Der Bieberauer Pfarrer Minck (1635); KUNZ; LIZALEK, Südhessische Chroniken, S. 261: „Durch diesen Hunger verschmachteten viele Leut dermaßen, daß nichts als Haut und Bein an ihnen war, die Haut hing ihnen am Leib wie ein Sack, waren ganz schwarz-gelb, mit weiten Augen, gepläcketen Zähnen, grindicht, krätzig, gelbsichtig, dick geschwollen, febricht [= fiebrig], daß einem grauete, sie anzusehen“. ZILLHARDT, Dreißigjähriger Krieg, S. 161f. (1635): „Dan auß diser teürung und hungersnot ist entstanden noch ein jamer uber alle jamer, nemlich ein sterbet und pestelentz, das vüll taußendt menschen sind zu grundt gangen durch hunger, krieg und pestelenz. Dan durch den hunger ist von denen armen menschen vüll greüwlich und abscheüliches dings auffgefressen worden. Alls nemlich allerley ungereimbten dings: hundt und katzen, meüß und abgangen vüch, roßfleisch, das der schinder und meister uff dem vassen sein fleisch von dem abgangne vüch, als roß, hundt und andere thier, ist hingenomen worden, und haben dannoch einander drumb gerißen und für köstlich gut gehalten. Es ist auch für gut gehalten worden allerley kraut uff dem feld: die distel, die nesle, schersich, hanefüeß, schmerbel, schertele. In suma allerley kraut ist gut gewessen, dan der hunger ist ein guter koch, wie man im sprichwort sagt“. Vgl. auch  die Lebensbeschreibung des Gottfried Andreae (1637); DOLLINGER, Schwarzbuch, S. 321: „Doch im Jahr 1637 stieg das Elend auf’s höchste, nachdem kaum 200 Bauern in der untern Pfalz mehr übrig waren, da die übrigen teils an Hunger und Pest bereits gestorben, teils von den Kaiserlichen erwürgt oder als Soldaten weggeschleppt worden waren … Der Hunger aber zwang die Leute zu den unnatürlichsten Nahrungsmitteln: Gras, Kräuter, dürre und grüne Baumblätter, Felle von Tieren; Hunde, Katzen, Ratzen, Mäuse, Frösche und faulendes Aas waren gesuchte Bissen. Die Hungernden erschlugen einander selbst, verzehrten sie, durchwühlten Gottesäcker, erstiegen Galgen und Rad und nahmen die Toten zur Speise weg“. Notiz aus dem Pfarrbuch von Mauern (LK Neuburg/Donau) für 1648: „Viele haben aus Hunger Roßmist gegessen, der Feind hat alles fort; es ist nichts angebaut worden. Viele sind Hungers gestorben, die Überlebenden nähren sich von Wurzeln und Baumblättern und sind froh um die Häute der gefallenen Pferde“. [frdl. Mitteilung von Herrn Fahmüller, Pfeffenhausen]. Der Kitzinger Pfarrer Bartholomäus Dietwar [1592-1670] über 1649; DIETWAR, Chronik, S. 91: „Etliche tausend bayerische Bauern bettelten mit Weib und Kind durchs Land. Darunter waren auch Mörder. Sie stahlen und raubten was sie konnten. Das war Gottes sichtbare Strafe dafür, dass der Kurfürst von Bayern im 30jährigen Kriege viele Tausend armer Leute gemacht hatte. Darum war sein Land im vorigen Jahre durch die Schweden und Franzosen wieder verdorben worden, also dass seine Leute von München und Landshut her das Frankenland durchliefen, das gebettelte Brot dörrten und heim nach Bayern trugen“. Aus Nördlingen wird anlässlich der Belagerung 1634 berichtet; KESSLER, Belagerung, S. 38: „Um diese Zeit sind die Rosse wegen Mangels an Futter so erkrankt und so matt geworden, daß sie häufig einfach hingefallen und verendet sind. Von dem S. H. Schinder Jörg Schmid sind hinter dem Feilturm 2 große Gruben gegraben und die Pferde darin verscharrt worden. Die Armen und Bettelleute aber haben sich auch dabei befunden und haben, wenn man die Pferde hat vergraben wollen, aus großem Hunger ziemlich große Stücke davon herausgeschnitten, das Selbige gekocht und von solchem ihren Hunger gestillt, und gebüßt. Die armen Leute sind zur Nacht, um 12 Uhr, über solches Aas gekommen und haben es davon getragen“. KESSLER, Belagerung, S. 63: „Die kaiserlichen, spanischen, welschen, französischen und deutschen Soldaten sind gleichsam aus dem ausgebrannten Turm herundergefallen und jämmerlich aufeinander gelegen. Die armen Tagelöhner haben die gebratenen Schulterblätter von den Achseln abgenommen und für gutes Schweinefleisch gefressen“. Regimenter wie das des kurkölnischen Obristen Hugo v. Tyrell[i] lösten sich wegen Hunger auf. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“. HÄVECKER, Chronica und Beschreibung, S. 96 (Calbe 1642): „Uber dieses ist dieser Ort auch mit Theurung und Hungersnoth nicht verschonet geblieben. Denn Ao. 1642. hat ein Scheffel Rocken 3. Thl. und mehr gegolten / und man das Getreyde allhier nicht einmal darum erlangen können / sondern es hat dasselbe von andern Orten müssen geholet werden; Die nun kein Geld gehabt / es so theur zu bezahlen / haben sich mit geschroteten Bohnen / Erbsen- und Gersten-Brod behelffen müssen / so aber auch beynöthig gewesen. Dahero viel arme Leute statt des Korns / mit Knoten-Kafft / Wurtzeln aus der Erden sich sättigen / und das Kraut auf dem Felde kochen und essen müssen. Und weil eben in derselben Zeit die Engel- und Schottländer in der Stadt gelegen / sind derer viel wegen Mangel des Brods gestorben / und haben einige den Hunger mit Pferdefleisch zu stillen gesuchet / und das Fleisch des verreckten Viehes gegessen“. Der Zeitzeuge Hanns Kahn aus Klings/Rhön; LEHMANN, Leben und Sterben, S. 172 (1638): „Das Getreide wurde [von den Soldaten] weggeführt. Kein Bauer hatte mehhr Lust zu säen. Keiner hatte mehr Lust zu arbeiten, weil er es doch nicht genießen konnte. Es kam nur das  Nötigste in die Erde, und dieses hatten die Soldaten gestohlen. Es kam eine böse Hungersnot. Viele sind gestorben. Die schwedischen Reiter und die Kroaten mussten sich mit kleinem Brot begnügen. Unser Brot gestand damals aus gemahlenen Eicheln, Wicken und wenigem Korn. Die solches hatten, konnten froh sein. Manch reicher Mann ist aus Hunger gestorben […] Man sieht oft, dass es Menschen in der Not an jeder Erklärung mangelt. Mit gesottenem Gras und Aasfleisch glaubten viele, dem Hunger zu entgehen und starben erst recht an den abscheulichen Sachen, die sie verschlangen“. Vgl. auch die zeitgenössische Darstellung von VINCE, Lamentations, S. 35ff. Z. T. sollen sich die verhungernden Soldaten regelrecht zu Tod gefressen haben; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 117 (1634): „Den 26. Decembris zogen die Soissischen Soldaten hinaus / und kamen dargegen 3. Compagnien Schwaben herein von dem Freybergischen Regiment / die hatten meistenteils alle Weiber und 5. biß 6 Kinder / alle sehr verhungert / die frassen alles aus / was sie bekommen kunten / mit solcher Begierde und in solcher Mäng / daß etlichen der Wanst zersprang. Zween Soldaten hatten 35. Glös und 3. Spital Laiblein Brods uff einen Sitz gessen / hatte der eine noch ½ Glos im Munde / da er starbe“. Der Chronist Georg Friedrich Dhein berichtet über die Zustände in der Festung Hanau (1636); KURZ, Das Leben, S. 132: „Und da unter denen Scharmützel von Freund und Feind ein wohl gehaltenes Pferd erlegt wurde, gingen viele des armen Volks hinaus, rissen sich um das Aas, brachten von dem stinkenden Fleisch so viel als möglich war zu ihrem Unterhalt herein, wie denn auch sonsten Pferde-, Esel- und Hundefleisch gekochet wurde auf dem Markt verkaufet. Katzen estimirte man vor Wildbret und etliche allzu Fleisch begierige Leut handelten dem Scharfrichter gedörrtes Schindfleisch ab zu ihrer Speis“. Als Ersatz nahm man auch Gras oder Kräuter, „da viele hundert Menschen schwere Krankheit, Lähmung, Scharbock und die Mundfaulung bekamen, auch etliche Menschen sind auf der Gassen verschmachtet und niedergefallen, auf welches vielfältige Elend so mancher sehr zu Herzen genommen, sehr viele public und privat Almosen gereichet worden, wiwohl dem Elend nicht zu steuern gewesen“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 118f.: „Anno 1638 ist wieder eine Theuerung nach dem vorigen Krieg und der Pest erfolget, so daß ein Leipziger Scheffel [103, 83 Liter; BW] um 10 G[ulden; BW]. Verkauft worden. Dahero weil die Armen es nicht bezahlen, auch vor den Thüren nichts mehr kriegen kunten, so wurden vor großem Hunger Hunde und Katzen geschlachtet, ja das Aas von dem Schindanger [=> Schindanger; BW] geholet und gefressen, und wollte wenig zureichen, deßwegen viel Leute verhungert und in den Misthaufen gestorben, so vorhin auf dem Lande schöne Güter gehabt; daselbst viel arm Volck sich von hier nach dem Altenburgischen gewendet, woselbst sie auch erhalten worden; Es haben sich auch einige gutthätige Hertzen gefunden, die den Armen wöchendlich ein oder zweymahl zu gewissen Tagen Brod haben mitgetheilet, worunter der Herr Superintendent D. Leyser, Herr Archediakonus M. Rinckard, Herr Bürgermeister Müller wie auch andere wohlhabende Bürger sich mit befunden haben, dass iedweder einen oder zwei Scheffel [1 Scheffel = 112, 15 Liter, BW] kauffte und das hiervon gebackene Brod unter die Armen austheilete, so wollte es doch nicht zulangen, denn die Menge war zu groß, weil offt vor einem solchen Hausse 4, 5, 6 bis 800 Menschen an Männern, Weibern und Kindern gestanden, welche einander sehr gedrenget, darunter viel Leute vom Lande, so vor dem Kriege nicht vor 800 oder 1000 Gulden, ja wohl nicht vor 2000 Gulden gegeben hätten. Wenn nun die Leute ein bißgen Brod erhalten, haben sie es nicht flugs gegessen, sondern nur daran gerochen und haben Gelegenheit gesuchet, ob sie einen Hund oder eine Katze damit fangen können. Wenn sie denn einen Hund bekommen, haben sie denselben an einem Strick bey sich geführet, denen wohl 20 oder 30 arme Leute beyher gefolget, gleichsam als wenn sie mit dem Hunde zu Grabe gehen wollten. Wenn sie nun vor die Stadt auf den Graben kommen sind, da haben sie geschlachtet und gebraten, was sie bekommen, da ist auf dem Graben um die Stadt herumb ein klein Feuer nach dem anderen gewesen, darbey die armen Leute gekocht und an hölzernen Spießen gebraten, was sie nur bekommen. Denn wenn der Cavaller [Abdecker, BW] mit dem Karn ein Aas hinausgeführet, ist das arme Volck häuffig nachgelauffen, und haben ein Stück nach dem anderen davon abgeschnitten. Oder wenn eine Kuh verworfen und das Kalb gleich unzeitig gewesen, haben sie es doch geholet, gekocht, gebraten und alles gegessen. Ja es war das arme Volck so abgemattet und verhungert, daß sie gingen, als wie die Schämen (!) [Schemen; BW] war Gottes Strafe so groß, daß sie gleichsam nicht kunten wegkommen oder an andere Oerter lauffen, sondern lieber hier verhungerten, da es doch, wie obgedacht, im Altenburgischen und an anderen Orten nicht so teuer, auch noch eher Brod vors Geld oder vor den Türen zu bekommen war, als hier. Sonderlich aber wenn der Abend herbey kahm, da hätte es oftmals einen Stein erbarmen mögen, wie das arme Volck winselte und die Nacht über in den Misthauffen schrie und bath. Eins rufte hier, das andere dort, tausendmahl um Gottes-Willen umb ein bißgen Brod, oder nur um ein Krümelgen; ein anders etwa umb ein Trünklein Wasser oder Kosent [Kofent = Dünnbier; BW] und dergeleichen, daß man froh war, wenn es wieder Tag wurde; denn das Elend und große Geschrey kunte man ohne hefftige Gemüths-Bewegung nicht ansehen oder anhören“. Hunger führte u. a. zu Kannibalismus; WINTER, Möser, S. 209, unter 20.12.1638 (Staßfurt): „Eben diesen Tag kam der Oberste Lieutenant vonm Jungen Schleinitzischen Regimente anhero von Dresden herunter, mit fast ein 40 Pferden, ward eingelassen, um sein Geld zu zehren, welcher aussagt, es würden die Schwedischen bald wieder hier sein, und diese Oerter unter ihre Contribution nehmen, hat auch vermeldet von dem großen Hunger der Soldaten, u. unter andern, daß ers mit seinen mit seinen Augen gesehen, wie drunten im Lager ihrer zwei einen Todten aufgeschnitten, Lung und Leber aus dem Leibe genommen, ans Feuer gesetzet, ein wenig geklopft und mit Begierde hereingefressen“. Vgl. „Gründtlicher vnnd warhaffter Bericht / vnnd Erzehlung Der Vorhin vnerhörten Thaten vnd abscheulichen Exempel“ (1638), ohne Seitenangabe: „Herman Seidel / ein frommer Mann / von Offenburg / welcher zu Lichtenau eine Schwester / die Ihm sehr lieb gewesen / vnd derhalben seinen Sohn zu hir geschicket / mit ein wenig nahrung / dieser Knabe kömmet vngehindert fort / alß er nach Lichtenaw kömbt / vnd niemand findet / auch schon im widerkehren ist nach hause zugehen / kömmet er ohn gefehr bey ein Fischerhäußlin / da ers rauchen sihet / vnd wie denn die Jugend vorwitzig / lauffet er hinzu / vnd wird eines Weibes gewar / die beim heerde sitzt / vnd kochet / vnd beynebens schrecklich heulet und weinet / neben dem heerde hencket ein Kind an einem stecken / welcher durch beyde Waden gangen / vnd dz Kind den kopff vnter sich gehangen / ist auffgeschnitten vnd geschlachtet / dieser Knabe lauffet mit angst vnd furcht vmbgeben / biß er nach Offenburg kombt / sagts seinem Vater / dieser zeigts der Obrigkeit an / vnd muß dieser Knabe mit einer ziemlich starcken Guarnison dahin / welchs also befunden / vnd das Weib gleich auch essend vnd weinend finden / haben aber vom Kinde noch funden die 2. Vntertheil / den lincken Arm / vnd Kopff / das andere hat sie schon verzehret gehabt: vñ ist diß Weib / nebenst dem Kinde auff Offenburg genommen worden: alß man sie aber gefraget: wie sie solchen Mord vnd Todschlag gleichwol vbers Hertze bringen können ? hat sie darauff geantwortet / sie hette es nicht gethan / sondern der grausame Hunger / dessen quall vnmenschlich were /das vbrige wolte sie der Obrigkeit befehlen zu verantworten. Hat aber nur 16. Tage nach diesem gelebet“.
[9] Harre: Länge, Dauer.
[10] Desertion: Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte oder wenn Fürbitte erfolgte. JÜRGENS, Chronik, S. 514 (für Hannover): „Den 11. Aprilis [1633; BW] ist ein Königsmarkischer Soldate, so entlaufen, und hie unter Caspar von Lühden Stadt-Companien angetroffen, vor Linden bey dem Galgen stigmatisiret und das rechte Ohr abgeschnitten durch unsern Nachrichter Meister David“. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen“. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f., für 1637: „Den 31. März [10.4.; BW] ist der Oberst Spork mit seinen Völkern allhier vor die Stadt gekommen, hat Quartier begehret und daneben angedeutet, wie ihm Nordhausen auch assignirt worden; des andern Tages ist er wieder von hier nach Nordhausen gezogen. Den 4. [14.; BW] April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Interessant war in niederländischen Kriegsartikeln „die exakte Maßangabe, mit der das Verbrechen genau abgemessen werden konnte: Schuldig war, wer sich ‚weiter als ein Schoß von einem Canon‘ entfernt hatte (Nr. 14). In denselben Bereich fielen die Fälle, daß Söldner umherstreifen, um Vieh zu stehlen oder allgemein ‚vff die Freybeute‘ gehen (Nr. 16 und 32)“; KAISER, Niederländische Kriegsartikel, III. Der Ausbruch v. Lagerseuchen (1626, nach dem Bericht des braunschweig-lüneburgischen Kapitäns Daniel Meyer) führte teilweise zur Massendesertion; Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Br. 16, Nr. 1141. Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298; JÜRGENS, Chronik, S. 525. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen […] vornen an die spüz“ als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner. Das bayerische Memorial vom 16.4.1643 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv 2763, fol. 23, Punkt 9] bestimmte, dass, wenn ein Neugeworbener ausreiße, sofort nachzuforschen sei, welche besonderen Kennzeichen er habe; diese seien alsbald zu notieren. Wenn trotzdem einer nicht mehr aufgefunden werde, so solle sein Namen an den Galgen geschlagen, und wenn er Handwerker sei, ein solches den Zünften alsbald zu notifizieren sei, damit dergleichen meineidige Gesellen über kurz oder lang von Handwerks wegen aufgeschrieben u. zur Strafe gezogen werden könnten. Dies sei den Neugeworbenen, insbesondere den Handwerksgesellen, schon bei der Neuwerbung u. Eidesleistung zu eröffnen. DAMBOER, Krise, S. 264f. William Crowne [1617 – 1682], Lordsekretär, Offizier, Mitglied des Parlaments u. 1636 Reisebegleiter des Thomas Lord Howard, Earl of Arundel and Surrey, berichtet über die Kämpfe Gustav II. Adolfs an der Alten Veste bei Zirndorf: „Der König von Schweden hatte hier drei seiner Soldaten für den Mord an zweien seiner Kommandanten und das Überlaufen zum Feind pfählen [im Original „set upon poles alive“] lassen. Nachdem die Schlacht ausgefochten war, hatte man die Soldaten gefangen genommen und hingerichtet“. RITTER; KEIL (Hgg.), William Crowne, S. 36. Am 28.4.1628 „gab ein Deserteur vor seiner Hinrichtung als Grund für seine Fahnenflucht Überdruß an dem gottlosen Leben der Soldaten an“. WIEGANDT, Wismar, S. 23f. Der Benediktinerabt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655] berichtet unter 1634; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 569: „Einer von unsern Besatzungstruppen verleitete nach gefaßtem Fluchtplan einen andern zur Teilnahme an dem Verbrechen. Dieser verspricht sich zu beteiligen, eröffnet aber die Sache einigen, während er selbst den morgens Fluchtbereiten, als ob er selbst dazu bereit wäre, begleitet. Die Eingeweihten aber erheben sich aus den Verstecken, andere aber reißen Pferde von der Weide an sich, nehmen die Verfolgung auf, und nachdem sie dem des Fluchtverbrechens Schuldigen vergeblich mit den Schwertern zu Leibe gerückt waren (solche Hiebfestigkeit hatten (ihm) die Zaubermittel verliehen, erschlagen sie ihn mit Prügeln. Dies erschien einigen grausam, weil seine bei demselben Fluchtplan ertappte Frau nach dem Frühstück, von den Soldaten einige Male angeschossen, sterben musste. Milder verfuhr man mit den Töchtern, die man in die Verbannung trieb“. Auch mehrfache Desertion wurden hart bestraft; RICHTER, Historische Nachricht, S. 174 (Chemnitz 1633): „Den 19. Jan. ist ein Schottländischer Soldat, so dreymahl vom Regiment entlauffen, an die Justitz aufn Marckte aufgehencket worden“. Aus Meiningen wird 1646 berichtet, GÜTHEN; SCHAUBACH, Poligraphia Meiningensis, S. 274: „Eben in diesem Monat [August 1646; BW] sind drey Mußquetirer von hiesiger Qvarnison über die Stadt-Mauern hinaus gestiegen, und hinweg gelauffen, aber bey Walldorff wieder vertappt, nieder geschossen, tod herein gebracht, und in der Hocker-Gassen auff dem Graben, an einem auffgerichten Schnapt-Galgen gehängt worden“. BEI DER WIEDEN, Oldendorf, S. 47 (1623): „12. Maii solte ein entlauffener Schelm unter den Soldaten zu Oldendorf auff dem Marckte gehencket werden. Aber der Strik ging loess und der Verurtheilter fiel herab. Derhalben ihm das Leben geschenckt und er diese Graffschafft und das Furstenthumb Braunschweig vorschweren mussen“. JÜRGENS, Chronik, S. 525: „Den 11. Junii [21.6.1636; BW] läßt der Obrist Schlüter 3 ausgerissene Soldaten von Mützefahlen [Wilhelm Kaspar v. Metzfall; BW] Regiment ums Leben spielen, der geringste im werfen mußte hängen“. HELLER, Rothenburg, S. 308f.: „Die gemeinen Soldaten erachteten eine Fahnenflucht nicht für vorliegend und sich ihres Eides ledig, wenn die Fahne, auf die allein sie geschworen hatten, zerstört war; Ebensowenig hielten sie sich für strafwürdig, wenn ihre Fahne vom Feind erbeutet worden war und sie dann in Massen zu ihm übergingen (sich unterstellen ließen)“. Die Desertionsquote unter den Belagerern vor Bergen-op-Zoom (1625) soll sehr hoch gewesen sein. Im Juli lagen noch 20.600 Mann vor Bergen; im Oktober waren es noch 13.200. Insgesamt betrugen die Verluste der Belagerer ca. 40 %; davon waren mehr als ein Drittel Desertierte. Unter dem 23./2.4.3.1636 wird aus Leipzig berichtet; HEYDENREICH, Continuatio Der Leipzigischen Chronicke: „Den 23. dito, hat Hans von Dißkau / Oberster Leutenandt vnter dem Bünawischen Regiment / durch den Regiments Schultzen ein groß Patent / vnter dem Rathhause allhier / anhängen lassen / darinnen etlich hundert Soldaten / so aus zwey Regimentern entlauffen / auff den 5 Maij vors Kriegsrecht citiret worden. Ist aber bald darauff Ordinantz kommen / daß er mit seinem noch vorhandenen Volck auffbrechen / vnd nach Halla zur Armée sich begeben sollte. Welches auch den 27 dieses geschehen“. Die Bestrafung selbst war höchst unterschiedlich, in wenigen Fällen wurden auch Verstümmelungsstrafen verhängt; vgl. ROCH, Neue Lausitz’sche Böhm- und Schlesische Chronica, S. 296f.: „Anno 1641. den 28. Februar. ließ Major von Spiegel einen entlauffenen Mußquetirer zu Löwenberg auff dem Marckte bey der Justiz zwey Finger abhauen / die Ohren abschneiden / und von der Stadt verweisen“. Beihilfe zur Flucht wurde z. T. mit dem Tode bestraft, vgl. BÄHLER, Der bernische Jura, S. 111f.: „Ein Bürger von Courfaivre, der verdächtig war, einem Deserteur zur Flucht verholfen zu haben, wurde ohne weiteres enthauptet und sein Rumpf gepfählt. Soldaten, die sich als Frauen verkleidet hatten, fragten einen Bauern von Mervelier um den Weg ins Solothurnische; als dieser ihnen denselben wies, nahmen sie ihn gefangen und schlugenden ihm, weil angeblich zur Desertion verleitend, den Kopf ab“. Deserteure mussten bei der Kapitulation einer Stadt in der Regel zurückgelassen werden. Am 5.5.1643 schrieb Ferdinand III. an Gallas, jeder überlaufende Knecht solle einen ganzen Monats u. Quartiergeld auf zwei Monate erhalte, er möge dies in geeigneter Form der Gegenseite bekannt machen; BAD‘URA; KOČĺ, Der große Kampf, S. 481, ein geringer Lohn bei einem derartig großen Risiko.
[11] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.
[12] Schönebeck (Elbe) [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 420ff.
[13] Generalmajor [schwed. generalmajor, dän. generalmajor]: Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen, bayerischen, dänischen u. schwedischen Armee wahr. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant.
[14] Hans Christoffer [Christoph] Graf v. Königsmarck [Königsmark, Königsmarx, Khiningsmarckh, Köningsmarkt, Coningsmarck, Conigsmarckius, Conigmarc, Kingsmark] [12.12.1600 Kötzlin-20.2.1663 Stockholm], schwedischer Feldmarschall. Vgl. [RÜDIGER], Leben und Thaten; FRITZEL, Der Stader Raum, S. 14ff. => Königsmarck [Königsmark, Königsmarx, Khiningsmarckh, Köningsmarkt, Coningsmarck, Conigsmarckius, Conigmarc], Hans Christoffer [Christoph] Graf v. [I], [II], [III], [IV], [V], [VI], [VII], [VIII], [IX], [X], [XI] in den „Miniaturen“.
[15] Melancholie: „Im Mittelalter wurde die Melancholie als Mönchskrankheit bekannt. Sie wird auf Lateinisch als Acedia bezeichnet und ist ein häufiges Thema in der theologischen Literatur, zum Beispiel bei Thomas von Aquin in der Summa Theologica (vgl. II/II, qu. 35). Die früheste Beschreibung des Acedia-Phänomens stammt vermutlich von Evagrius Ponticus, der als frühchristlicher Anachoret in Ägypten lebte. Beschrieben wird unter anderem die Heimsuchung durch den Dämon des Mittags. Johannes Cassian übernimmt Evagrius‘ Ansätze und gibt diese an Thomas von Aquin weiter. Sie galt gleichzeitig als eine der sieben Todsünden. Im Protestantismus des 16. Jahrhunderts erfuhr die Melancholie dann eine gewisse Umdeutung: Sie galt nicht mehr in erster Linie als zu vermeidende Sünde, sondern als eine Versuchung des Teufels, die der Gläubige wie eine Prüfung bestehen müsse. Gerade das zeitweise Versinken in Verzweiflungszuständen erschien vor diesem Hintergrund als eine Bestätigung der Ernsthaftigkeit des eigenen Glaubens. Auf der anderen Seite erkannte man auch die zerstörerische Kraft der Melancholie und empfahl als Therapie geistliche Mittel wie Gebete oder geistliche Lieder und weltliche Zerstreuung durch Musik (nach dem biblischen Vorbild von David und Saul) und heitere Gesellschaft. Dabei spielte auch die persönliche Erfahrung Luthers, der häufig von Schwermut überfallen wurde, eine stilbildende Rolle. Luther und seine Nachfolger aus der protestantischen Orthodoxie des 16. Jahrhunderts haben sich in zahlreichen Trostschriften mit der Melancholie auseinandergesetzt. In der ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einsetzenden Propaganda der Gegenreformation wurde die Melancholie deswegen häufig als typische Krankheit der Protestanten bezeichnet“. [wikipedia]. Hippokrates erklärte die Melancholie als Überschuss an schwarzer, verbrannter oder schwarzer Galle (in der Milz und in den Hoden produziert), der sich ins Blut ergießt. Die Melancholie war nach seiner Auffassung, die bis ins 17. Jahrhundert dominierend bleib, eines der vier Temperamente des Menschen. Die „Schwermut“ galt als einziger Grund für ein kirchliches Begräbnis von Selbstmördern, die in den Zeugnissen erwähnt werden, z. B. HAPPE I 453 r, mdsz; NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 83 (hier „Grämniß“). SCHMIDT, Chronica Cygnea, S. 560 (1635): „Ist einem alten Bauer / Jacob Besinger genant / hier der Kopff abgeschlagen worden / der hatte seinen eigenen Sohn erschlagen / und ihm sein Gelt genommen. Er war zuvor umb alle das seine kommen / und sollte noch für die Soldaten contribuiren / darüber ist er in eine Melancholi gefallen / und hat diese gräuliche That / dass er Gelt bekommen möchte / begangen“. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“.
[16] Alkoholabusus: In  den zeitgenössischen Berichten ist immer wieder v. Alkoholabusus u. dadurch bedingten Trunkenheitexzessen unter allen Militärs die Rede, die dem Interesse der Leserschaft entgegen kamen. So galten Gallas u. Götz als berüchtigte Säufer. Generell ist angesichts der angegebenen Mengen festzuhalten ist, dass Wein in der Regel im Verhältnis 1:4 oder 1:3 mit Wasser gemischt wurde, um dieses „trinkbar“ zu machen. Auch bei den angegebenen Biermengen handelte es sich zumeist um => Kofent, ein Dünnbier. Dagegen wurde billiger Branntwein in großen Mengen konsumiert. Allerdings berichtet z. B. Chemnitz auch, dass 7 Kompanien des Regiments Kracht den Aufbruch aus Halle/Saale versäumt hatten, weil sie berauscht waren; CHEMNITZ, Königl. Schwedischen ]…] Kriegs, 4. Buch, 7. Kap., S. 953f. Vgl. den Bericht des bayerischen Kriegskommissars Burhus über Alwig Gf v. Sulz (1632); HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 122: „Da hatte er, sobald er einen Rausch bekommen, alle Musketiers in der Stadt, wie auch die kleinen Stückhlein […], so oft er einen Gesundtrunkh angefangen, abschießen lassen, welches woll etwan 2 und mehr Stunden gewerth“. Manchmal endeten die Räusche auch tödlich. Der Markgröninger Dekan Wendel Bilfinger berichtet unter dem 22.6.1635; BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S. 313: „Auff mittag ist abermahls ein kays. Officier ins verbrantte dorff Asperg hinein geritten, war voll, welchen die Schwedische musquetierer erdapt, und weil er sich nit ergeben wollen, nidergeschossen, außgezogen, klaider, pferd, Sattel und Zeug herauff getragen, Nachmittag haben ihne gemelte Musquetierer begraben, Er soll ein Quartier Meister gewest sein, von Schwabach gebürtig“. SCHNEIDER, Chronik der Stadt Beelitz, S. 26f.: „Diese [Truppen Johann Wanglers d. Ä.; BW] brachten auch einen Fähnrich mit sich, welcher sich bei der Wache zu Trebbin todtgesoffen, und nun begehrte man, er solle hier in der Kirche begraben werden. Weil aber der Grund sumpfig und wässerig war, und man nicht tief in der Kirche also graben konnte, berichtete ich solches dem katholischen Meßpfaffen, als er etliche Male wegen des Begräbnisses Ansuchen that. Er wollte es aber nicht glauben und als man ihm die Kirche eröffnen mußte, ward er gewahr, daß es an einem Ort in unserer Kirche etwas höher sei als am andern, daselbst hin mußten wir geschehen lassen, daß nach Kriegsmanier der Trunkenbold begraben ward“. Vgl. auch SCHWARTZ, Die Neumark, S. 50, 52. Bei der Belagerung Hamelns (1633) hatten die Patres SJ der Besatzung reichliche Mengen Alkokol spendiert, um sie zu Ausfällen zu veranlassen; KARWIESE, Hameln, S. 9f. Vgl. HÖFER, Ende, S. 165: Wie sich herausstellte, hatte Hermann, der Kommandant v. Bad Windsheim, bei der Belagerung der Stadt 1648 durch schwedische Truppen seinen Dragonern ein großes Fass Wein spendiert: „Aber sie soffen sich so voll, daß fast weder ein oder der ander mehr sehen noch Schiltwach stehen kundt“, so dass sich schwedischen Truppen durch die Approchen bis zum inneren Wall heran arbeiten konnten. Hermann wurde nach dem Kriegsgerichtsverfahren wegen der schnellen Übergabe mit dem Schwert hingerichtet.
[17] approbiert: (kaiserlicherseits) bestallt, zugelassen.
[18] Maximilian Graf v. Trauttmansdorff u. Weinsberg [23.5.1584 Graz-8.6.1650 Wien], kaiserlicher Geheimrat, Obersthofmeister u. Diplomat.
[19] Kreatur: Günstling u. Anhänger eines reichen, wichtigen Mannes, in Spanien: „privado“.
[20] CHEMNITZ, Königl. Schwedischen in Teutschland geführten Kriegs 4. Teil, 4. Buch, Kap. 55, S. 167f.
[21] Beute: Beute war im allgemeinen Verständnis das Recht des Soldaten auf Entschädigung für die ständige Lebensgefahr, in der er sich befand u. das Hauptmotiv für den Eintritt in die Armee. BURSCHEL, Söldner, S. 206ff. Für den lutherischen Theologen Scherertz galten allerdings nur der Bestand der Christenheit, die Reinheit des Glaubens u. der Erhalt der Gerechtigkeit als hinreichender Grund; BITZEL, Sigmund Scherertz, S. 153.  Dabei war Beute ein sehr weit gefasster Begriff, v. Beutekunst wie sakralen Gegenständen, Altarbildern, Bildern, Büchern (wie etwa in der Mainzer Universitätsbibliothek; FABIAN u. a., Handbuch Bd. 6, S. 172), bis hin zu den Wertgegenständen der Bürger. STEGMANN, Grafschaft Lippe, S. 63: Interessant ist auch die Auflistung der v. staatischen Truppen bei einem Überfall erbeuteten Wertsachen des ligistischen Generalproviantmeisters Münch v. Steinach, darunter augenscheinlich auch Beutegut: „Ein gantz gülden Khetten mit zweyen Strengen. Daran ist gewesen ein gantz güldens Agnus Dei. Aber ein kleins auch güldens Agnus Dei Gefeß. Wieder eins von Silber und vergolt. Ein schönes Malekhidt-Hertz mit Goldt eingefast. Ein Goldtstückh mit einem Crucifix. Aber ein Goldstückh mit einem Kreutz. Aber ein Hertz von Jaspis vom Goldt eingefast, so für den bösen Jammer gebraucht wirdt. Ein großer Petschafftring von Goldt. Ein von Silber und vergolts Palsambüchsel. Ein Paternoster an silbern Tradt gefast. Ein Pethbuch. Dan an Geldt, so Herr General-Proviantmeister bey sich gehabt, 7 Thlr. 18 Gr. Von der Handt ein gülden verfachen Denckhring. Aber ein Petschafftring von Goldt, daß Wappen in Jaspisstein geschnidten. Ein gestickt Paar Handtschuch. Ein Paar von silberfarb Daffent Hosenbänder mit lang seiden Spitzen“. In Askola, einer Gemeinde in Südfinnland, nördlich der Hafenstadt Porvoo, befindet sich noch heute in der Holzkirche eine reich verzierte barocke Kanzel, die v. finnischen Söldnern als Kriegsbeute mitgebracht wurde. Die Beutezüge wurden zum Teil mit Wissen der Offiziere unternommen, denen dafür ein Teil der Beute überlassen werden musste. Besonders wertvolle Stücke nahmen die Kommandierenden (oder auch die Marketender) den oft verschuldeten Soldaten gegen einen Bruchteil des Wertes ab. Auch Offiziersfrauen handelten mit Beute oder trieben damit Tauschhandel. Vgl. die Schadensliste vom März 1634 bei BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 58ff.; HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 32ff.; REDLICH, De Praeda; ZIEGLER, Beute; KAISER, „ … aber ich muß erst Beute machen“. Auf der Suche nach Beute wurden sogar Latrinen erfolgreich durchsucht; SAUERLÄNDER, Geschichte der Stadt Lüdenscheid, S. 107. Der Superintendent Braun (1589-1651), zit. bei ROTH, Oberfranken, S. 303f.: „Die Ursache dieses Übels wird jeder leicht verstehen, wenn er die völlig aufgelöste Disziplin der Armee näher bedenkt. Die Fürsten selber und die Heerführer bringen ihr Militär ohne Geld zusammen; das muß von schnödem Raub sich selbst erhalten. Sie öffnen ihnen damit die Tür zu aller Nichtswürdigkeit und Grausamkeit, und müssen zu allen abscheulichen Freveln die Augen zudrücken. Pünktlich bezahlte Löhnung erhält den Soldaten, auch den sehr unguten, durch die Furcht vor dem Kriegsrecht bei seiner Pflicht und hindert ihn an Übergriffen. Enthält man ihm hingegen die Löhnung vor, so verwildert er und ist zu jeder Schandtat bereit. Dazu kommt die schon erwähnte Lässigkeit der Führer beim Anwerben der Soldaten. Denen liegt ja an der reinen Lehre und an der Gottesfurcht gar nichts; sondern die blinde Beutegier treibt sie zum Kriegsdienst; dadurch geht alles zu grunde. Wird eine Stadt oder eine Festung eingenommen, so schenkt der Sieger den Mannschaften der Besatzung, wenn sie auch noch so sehr dem päpstlichen Aberglauben ergeben sind, ihr Leben und reiht die Feinde in seine Truppen ein, nicht ohne gewaltigen Schaden der evangelischen Verbündeten. Denn um ihre Niederlage gründlich zu rächen, speien diese Scheusäler unter dem Deckmantel der militärischen Freiheit alles Gift ihrer Seele aus gegen die Bekenner des evangelischen Glaubens und wüten auf alle Weise in unsäglicher Grausamkeit, Raub und Wegelagerei, zünden die Dörfer an, plündern die Häuser, zwingen die Bewohner mit Schlägen, zu tun, was sie verlangen und stehen in keiner Weise auch hinter den grimmigsten Feinden zurück. Wie viel unserer Sache durch den Zuwachs dieser ehrlosen Räuber gedient ist, sieht jedermann leicht ein“. Bei der Plünderung Magdeburgs hatten die Söldner 10 % des Nominalwertes auf Schmuck und Silbergeschirr erhalten; KOHL, Die Belagerung, Eroberung und Zerstörung, S. 82. Profitiert hatten nur die Regimentskommandeure bzw. die Stabsmarketender. WÜRDIG; HEESE, Dessauer Chronik, S. 222: „Wie demoralisierend der Krieg auch auf die Landeskinder wirkte, ergibt sich aus einem fürstlichen Erlaß mit Datum Dessau, 6. März 1637, in dem es heißt: ‚Nachdem die Erfahrung ergeben hat, daß viele eigennützige Leute den Soldaten Pferde, Vieh, Kupfer und anderes Hausgerät für ein Spottgeld abkaufen, dadurch die Soldaten ohne Not ins Land ziehen und zur Verübung weiterer Plünderungen und Brandstiftungen auf den Dörfern, zum mindesten aber zur Schädigung der Felder Anlaß geben; sie auch oft zu ihrem eigenen Schaden die erkauften Sachen wieder hergeben müssen und dadurch das ganze Land dem Verderben ausgesetzt wird, befehlen wir (die Fürsten) hierdurch allen unseren Beamten und obrigkeitlichen Stellen, daß sie allen Einwohnern und Untertanen alles Ernstes auferlegen, Pferde, Vieh und sonstige Dinge von den Soldaten nicht zu kaufen“ ’. Gehandelt wurde mit allem, was nur einigermaßen verkäuflich war. Erbeutete Waffen wurden zu Spottpreisen an Städte u. Privatleute verkauft; SEMLER, Tagebücher, S. 27f. Der Überlinger Pflummern berichtet in seinem Tagebuch unter dem 4.5.1635; SEMLER, Tagebücher, S. 199: „Vmb dise zeitt daß rauben, stehlen vnd plündern auff dem landt, sonderlich vmb die statt Veberlingen daß tägliche handwerckh geweßt, dan nirgendts ein remedium, kein zucht noch kriegsdisciplin, vnd hatt obrist von Ossa zu Lindaw selbst denen, so vmb abstellung diser straßenraubereyen bei ihme angehalten (der jedoch auf dieses landts defension vom kayßer patenten empfangen) sollche abzustellen nicht möglich, dan wie er discurrirt, müeße der kayßer knecht haben, die knecht müeßen geessen haben, müeßen auch wol gemundirt seyn, vnd müeßen noch darzu fir andere ihr notturfft ein stuckh gellt im peüttel haben, ergo sollen vnd mögen sie stehlen, rauben vnd plündern, waß vnd wa sie finden“. Teilweise waren sogar Pfarrer mit auf Beute ausgezogen. STÜNKEL, Rinteln, S. 20: „Im Oktober [1623; BW] erhält der Rat Kenntnis von einer für die Stadt sehr unangenehmen Angelegenheit, die unter Umständen die schwerstwiegenden Verwicklungen nach sich ziehen konnte. Uns aber zeigt dieses Vorkommnis, wie sehr schon in den ersten Jahren des Krieges die Moral der Bürgerschaft gelitten hatte. Es handelt sich um folgendes: Bürger der Stadt haben von den kaiserlichen Kriegsvölkern Seiner Exzellenz des Grafen von Tilly, die links der Weser von Exten bis Hemeringen lagerten, unter anderem gestohlenes Vieh gekauft und es durch Tillysche Soldaten nach Rinteln bringen lassen. Bei der Rückkehr von der Stadt in ihre Quartiere haben diese Kriegsknechte die Kirche in Hohenrode aufgebrochen und ausgeplündert. Als der Rat am 2. Oktober davon erfährt, ordnet er sofort eine Untersuchung über diese Vorkommnisse unter den Bürgern und Bürgerschützen an. Dabei stellt sich heraus, daß nicht nur einzelne Bürger im Tillyschen Lager gewesen sind, sondern daß auch Schützen aus allen Korporalschaften die scheinbar billige Kaufgelegenheit wahrgenommen haben und daß in diese schmutzige Angelegenheit, denn es handelt sich ja meist um gestohlene Sachen, nicht nur die Männer, sondern auch deren Ehefrauen und Dienstmädchen und auch die Schutzjuden verwickelt sind. Bürgermeister Curt Hanes Magd hat von den Soldaten Kleider gekauft, ein Knecht dem Juden Leaser eine geringe Kuh für einen Taler abgenommen, ein Fremder hat zwei große Kessel mitgebracht, die Frau von Carl Schnar hat elf Kuhhäute für 4 Tonnen Broihan eingehandelt, Carsten Bohne hat einen Krug für 2 ½ Groschen, Jürgen Bennemanns Magd einige Kleider, Lewin Storck eine Kuh für 2 ½ Taler, Hans Rosemeyer zwei Kühe und ein Rind für 7 Taler gekauft. Andere haben eingehandelt ein Pferd für fünf Koppstück, eine Büchse für einen Taler, Kessel, Messingkannen, Schaffelle, ein Leibstück für drei Brote, fünf Schlösser, die aus dem Hause von Wartensleben in Exten stammten – der Käufer behauptet aber, sie dem früheren Besitzer schon wieder angeboten zu haben – , Feuerschlösser, 15 Stück Leder, Mäntel und Leinwand, ein altes Feuerrohr, Degen, einen Messingkessel für einen Hut, einen kupfernen Kessel für zwölf Groschen, ein Bandelier, eine Kuhhaut, ‚so durchschossen‘, für 2 Koppstück, einen kleinen ‚Pott‘, ein Leinenlaken, ein Stück Samt, Wollgarn usw. Einer kaufte eine Axt von einem Soldaten, ‚der ihn Hungers halber um Gottes Willen gebeten, ihm ein Brot dafür zu geben‘ “.
[22] CUST, Lives of the Warriors, 2. Teil, S. 573.
[23] Sold: Um 1630 erhielt (theoretisch] ein kaiserlicher Obrist monatl. 500-800 fl. je nach Truppengattung, Hauptmann 160 fl., Leutnant 60 fl.; Fähnrich 50 fl., Feldwebel 21 fl., Korporal 12 fl., Gefreiter 7 fl. 30 Kr., Fußknecht 6 fl. 40 Kr. Eine Kuh kostete ca. 10 fl., 1 einfaches Pferd 30 fl. Der Monatssold der einzelnen Chargen in einer schwedischen Kompanie zu Fuß betrug 1639 für einen Hauptmann 150 fl., Leutnant 35 fl., Feldscher 16 fl., gemeiner Soldat 6 fl.; in einer Kompanie Kürassiere für einen Rittmeister 150 fl., Leutnant 60 fl., Kornett 50 fl., gemeinen Reiter 15 fl.; bei der Artillerie für einen Obristen 800 fl., Oberhauptmann 200 fl., Adjutanten 100 fl., Quartiermeister 60 fl., Feldschergesellen 25 fl., Kommissbäcker 12 fl., gemeinen Kroaten 9 fl., Artilleristen 7 fl. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 63: „Von der Löhnung wurde 1/3 bis 1/5 immer zurückbehalten, um die von den Leuten in den Quartieren verübten Schäden zu decken. So bekamen die Soldaten auch für den ersten Monat gewöhnlich keinen Sold um damit die Kosten für das Gewehr bezahlen zu können. Es scheint also, als wenn mann dasselbe zu einem Eigenthume des Mannes machen wollte, wiewohl andere Nacrichten dagegen streiten“.Schon in den Anfangsjahren war der Sold nur ein- oder zweimal im Jahr ausgezahlt worden, so dass die Kontributionsforderungen ständig stiegen bzw. der Sold in den besetzten Gebieten in noch höherem Umfang aus den besetzen Gebieten herausgepresst wurde; vgl. HEIMATMUSEUM SCHWEDT, S. 15.. SCHMIDT, Herzogtum Sachsen – Weimar, S. 54f. „Eine Beschwerde über seine Notlage war für den Soldaten gefährlich, wie das Beispiel von neun Soldaten der Schweinitzschen Kompanie zeigt, die am 30. April 1645 zum Tode verurteilt wurden (einer von ihnen wurde tatsächlich in Freiberg gehenkt), weil ‚sie sich ihrer hinderstelligen wöchentlichen Lehnungen halber beklaget’“. GENTSCH, Dreißigjähriger Krieg, S. 209. 1624 hatte man den Offizieren der nach den Kämpfen gegen Bethlen Gábor abgedankten Regimenter während der Verhandlungen in Freistadt vorgehalten, kein Kriegsherr habe je alle Außenstände beglichen, ein Nachlass sei doch üblich; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2345, fol. 69f. (Abschrift): »Fürhalt« an die Offiziere der Liga-Regimenter u. Freikompanien, Freistadt, 1624 V 15. Die sogenannten „freien u. einschichtigen“ Kompanien (1619-1648) schlugen immerhin mit 5.042.840 fl. 58 kr. in der Hauptkriegskostenrechnung zu Buch; GOETZ, Kriegskosten, S. 123; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 282. Der Historiograph Wassenberg schildert ausführlich die Meuterei der Besatzung von Breisach im März 1644 wegen ihres seit acht Monaten ausstehenden Soldes; WASSENBERG, Florus, S. 563ff.: „Nahe bey außgang aber gegenwärtigen Monats hat sich in der Vestung Brisach ein gefährlicher Aufstand angesponnen / in dem alle Frantzösische Compp mit doppeltem Fewer sich auf den Platz gestellet / vnnd eine Ordnung geschlossen / daß man ihnen so leichtlich nicht zukommen können; aber keinen Officirer / als allein die Corporalen bey sich gelitten / auch als die Teutschen auf die Abendwacht ziehen wollen / haben sich die Frantzosen betrohlich gegen sie vernehmen lassen / woferrn nur ein einiger sich vnterstehen würde auß dem hauffen zu gehen / sie denselben auf der ställe niederschiessen wollen; daher sie alle / vnnd einer wie der ander / stehen bleiben müssen.
Nach dem derhalben die Frantzösische Kriegesbeampten gesehen / daß ihre Völcker schwürig; haben sie mit vngestümmen Worten gefraget / warumb sie nit auff die Wacht ziehen wolten / damit von Leder gezucket / vnnd einen oder vier gestochen; aber damit anders nichts auß gericht / dann daß die Mußquetierer Fewer geben / 5. Leutenante vnd Fändriche geschossen / die übrigen aber dahin gebracht / daß sie das Hasenpanihr aufwerffen müssen.
Hierauf haben sie in gegenwart Herrn General Majors von Erlach / vnnd Freyhern von Oisonville [Oysonville; BW] mit grosser vngestümm geruffen: dem König / vnnd Herrn General Majoren / wolten sie vmbs Geld dienen; welchem sie auch Lebensfrist versprochen; dem Freyherrn aber keines / sondern ihn beym Kopff genommen / mit den hahren übel gerauffet übel gerauffet / vnnd mit schändlichen Worten angegriffen / wäre auch / im fall Herr General Major nicht so hoch gebeten / wol nicht lebendig auß jhren Händen kommen / also daß er mit mercklicher gefahr seines lebens noch errettet worden. Wie sie nun der von Erlach gefragt / was dann jhr Begehren / haben sie jhren in acht Monat außständigen Sold gefordert: weßwegen er sie mit freundlichem zusprechen versichert / sie solten nur wider abziehen / er wolle verschaffen / daß sie bezahlet werden solten; Sie aber zur antwort gegeben / wann das Geld da vor jhnen augenscheinlich lege / als dann vnnd nit eher wolten sie sich zur Ruhe stellen: deßwegen man nothwendig dahin geschlossen / daß man jhnen auf nechstfolgenden Morgen (weil die Nacht albereit vorhanden) drey Monat / vnnd innerhalb vier Wochen das übrige abführen wolle. Mit welcher Erklärung Herr General Major abermals zu jhnen gangen / sie sehr freundlich besprochen / ja Kinder vnnd Brüder heissen müssen; biß er es endlich / wiewol mit gar harter mühe / dahin gebracht / daß sie endlich darein verwilleget; worauff er sie hoch gebeten / daß sie doch die Nacht über ruhig seyn / auch niemand einigen Gewalt thun / noch etwas plündern wolten: welches sie Ihm zwar versprochen; als er aber kaum in seiner Behausung gewesen / haben sie mit geschwinder Behändigkeit die Wippe / Esel / Stock vnd Galgen / sampt der Leiter abgehawen / vnnd über einen hauffen geworffen vnd verbrennet; alle Wirtshäuser geöffnet; was sie an Wein nicht gesoffen / auff die Erde lauffen lassen / viel Becker vnnd Krämer nicht verschonet / die Fleischbäncke / darinnen viel Vorrath gewesen / rein gemacht / vnd also die ganze nacht über mit plundern vnnd rauben einen solchen Gewalt verübet / daß dergleichen (wie man schreibt) in geschichten nicht zu lesen. Deß andern Tages ist Herr Erlach frühe wider zu jhnen kommen / da sie dann alle ganz toll vnd voll gewesen / daher er jhnen auch viel bessere Worte / als vorigen Tages / geben müssen: dann sie sich ohne schew verlauten lassen / woferrn jhre acht Monaten vmb zehen Vhren nicht da legen / wolten sie die ganze Statt außplündern / selbige in Brand stecken / vnd den Johan de Weerd zu ziehen / darbey sie dann weiters dem Herrn General Major vnverschämt ins Gesicht sagen dürffen / daß jetzund sie / nicht aber er / Meister seyen / haben darauff die Schlüssel begehret / vnn gesaget / daß, vngeachtet sie die Schlüssel nicht hetten / dennoch wol hinauß kommen wolten / weßwegen dann Herr General Major wiederum vnverichter sachen abweichen müssen. Als er nun den vnauffhörlichen Ernst vnnd Tollheit dieser Leute gesehen / hat er sich nebens Herrn Freyherrn de Oisonville entschlossen / fünf Monat zu bezahlen; hierauf abermaln zu jhnen getretten / vnnd sie dermassen / wie man Got im Himmel selbst anflehen möchte / gebeten / biß sie endlich diese fünff Monat angenommen / hat jhnen aber die übrigen drey Monat jnner vierzehen Tagen vnfehlbar abzutragen benebenst vollem Perdon solcher jhrer schönen thaten / versprechen müssen / oder sie wolten es noch zehen mal ärger machen. Hat sich also vor Mittag vmb halb zehen Vhr die Vnruhe widerumb gestillt / vnd ein jeder nach seinem Quartier gezogen. Die Teutschen seynd / als wie sie kommen / auff jhrem Platz stehende verblieben vnnd ruhig gewesen; ehe aber die Franzosen abgezogen / haben sie sich nicht zu Friede geben wollen / man habe jhnen dann auch fünf Monat bezahlet / da sie sich auch sonsten mit drey Monaten hetten abweisen lassen“. Der Benediktiner-Abt von St. Georgen im Schwarzwald, Georg Gaisser [1595-1655], berichtet noch zum März 1648: „Ein Soldat mit dem Übernamen Reißteufel, Schuster von Beruf, aus Gmünd gebürtig, der in erster Linie unter denen gewesen sein soll, die neulich Sold gefordert (oder Lebensmittel erpressten ? stipendia exegerant) hatten, wird vom Generalkommissariat zum Galgen verurteilt und heute [27.3.1648; BW] hingerichtet, vom weiblichen Geschlecht aufs höchste beklagt. Drei Jungfrauen, die ihn aus den Händen der Henker zu befreien suchten, erfuhren eine Ablehnung“. STEMMLER, Tagebuch Bd. 2, S. 1138. Zum Teil wurde der Sold wenn überhaupt auch in Geld und Tuch ausgezahlt. Das Auskommen bei den Schweden beruhte auf der von den Städten verlangten Lehnung.
[24] Lehnung: alle zehn Tage zu entrichtender Sold für die schwedischen Truppen, z. B. Kapitän 12 Rt., Leutnant u. Fähnrich 10 Rt., Sergeanten, Fourier, Führer, Musterschreiber u. Rüstmeister zusammen 12 Rt., Trommelschläger, Pfeifer zusammen 6 Rt., Korporal 2 Rt., sowie den unteren Dienstchargen gestaffelte Beträge in Groschen; BURSCHEL, Sozialgeschichte, S. 975f. Nach der noch gültigen Kammerordnung vom 15.4.1635 betrug die Lehnung für geworbene deutsche Kavallerie; BÖHME, Lennart Torstensson, S. 56, Anm. 46: 1 Gemeiner monatl. 5 Rt., 1 Rittmeister monatl. 80 Rt.; für geworbene Dragoner: 1 Gemeiner monatl. 3 Rt. 1 Hauptmann monatl. 25 Rt.; für geworbene Infanterie: 1 Gemeiner monatl. 1 Rt. 42 Pfg.; 1 Hauptmann (Major) 14 Rtl. 24 Pfg. Dazu kam noch immer die unterschiedliche Bezahlung innerhalb der Truppe. Bereits 1632 erhielt ein Kompaniechef am Main 12 Rt. monatlich, 1 ½ Rt. die finnischen oder schwedische Musketiere, während die Deutschen das Dreifache bezogen; PLEISS; HAMM, Der Dreißigjährige Krieg, S. 62, Anm. 89.
[25] Knecht, gemeiner [schwed. knektar, finn. nihti] : dienstgradloser einfacher Soldat. Er hatte 1630 monatlich Anspruch auf 6 fl. 40 kr., in der brandenburgischen Armee auf 8 fl. 10 gr. = 7 Rtl. 2 Gr; nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 6 fl. 40 kr., schwedische u. finnische Knechte erhielten 1632 nur 1 ½ Rt., deutsche in der Royal-Armee dagegen das Dreifache. Ein Soldat oder Reiter einer Streifschar aus einer Garnison erhielt v. 1.000 Rt. Beute quasi als Gefahrenzuschlag 5 Rt. 72 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Ein Bauernknecht im bayerischen Raum wurde mit etwa 12 fl. pro Jahr (bei Arbeitskräftemangel, etwa 1645, wurden auch 18 bis 24 fl. verlangt) entlohnt. Schon 1625 wurde festgehalten; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 92: „Ihme folgete der obrist Blanckhardt, welcher mit seinem gantzen regiment von 3000 fueßknechte sechß wochen lang still gelegen, da dann die stath demselben reichlich besolden muste, wovon aber der gemeine knecht nicht einen pfennig bekommen hatt“. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar v. Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt gefrorn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaider und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg 3. Bd., S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. => Verpflegung. In den Feldlagern (über)lebte er unter den schwierigsten Bedingungen bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 3, 4 Jahren. Bei Gefangennahme oder Stürmen auf eine Stadt lief er immer Gefahr, getötet zu werden, da für ihn keine Ranzion (Lösegeld) zu erwarten war, oder wenn eine Untersteckung unter die eigenen Truppen nicht notwendig erschien. Generell wurden jedoch „teutsche Knechte“ gegenüber etwa den „Welschen“ bevorzugt übernommen u. bei den Schweden besser besoldet.
[26] Reichstaler/Gulden: 1 Reichstaler = 1,5 Gulden; 1 Reichstaler = 18 Batzen = 72 Kreuzer = 288 Pfennige, 1 Reichstaler = 21 Schillinge (ß) = 252 Pfennige (δ); 1 fränk. Rt. = 1, 2 fl. (1632), 1 fl. = 50 Liter Bier, = 5 Paar junge Hühner, Entgelt für die Säuberung zweier Wachtlokale. 1 fränk. Gulden = 1 rhein. Gulden 15 Kreuzer = 6 Schreckenberger = 28 Schillinge = 3 Dreier = 6 Pfennige; 9 Schillinge = 24 rhein. Kreuzer. http://www.schweinfurtfuehrer.de/geschichte/1700-1800/die-reichsstadt-schweinfurt-während-des-letzten-jahrzehnts-ihrer-reichsunmittelbarkeit/. Umrechnung von fl. in €: Wie problematisch eine derartige Umrechnung ist, zeigt www.mhoefert.de/PDFs/30_jaehriger_Krieg.pdf, der 30.000 fl. in ca. 3 Mill. € umrechnet (!). 1 fl. dürfte maximal 50 € entsprochen haben. Wenn selbst Bauernstiefel schon mit 20 fl. aufgelistet sind, würde das 1.000 € entsprechen. Sinnvoller wäre es, mit den Preisen für Gebrauchsgüter, Löhne etc. in den betreffenden Jahren zu verfahren, die in den einzelnen Gebieten je nach Kriegslage sehr unterschiedlich sind.
[27] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Schwadron, Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentlich militärischen Aufgaben wurden v. seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler u. Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler u. Plattner 1 Feldkaplan u. 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- u. Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich dotiert gewesen. Als kommandierender Rittmeister einer Streifschar einer Besatzung erhielt er auf 1.000 Rt. Beute u. Ranzionierungen quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- u. Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[28] Dragoner [schwed. dragon, dän. dragoon, frz. dragon]: leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. So sprechen auch Zeitgenossen in der Regel v. Reitern u. Dragonern. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen u. zu sichern. Teilweise machte man auch Unberittene zu Dragonern, indem man ihnen ein Pferd u. eine Muskete gab; SCHWARZ, Die Neumark, S. 52. Des Öfteren führten Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung u. Deckung v. Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- u. Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff.  Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Ein schwedisches Dragonerregiment soll sogar zu einem Drittel aus Zigeunern bestanden haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[29] Hauptmann [schwed. Kapten, dän. kaptajn]: Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben u. ausgerüstet hatte. Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet. Ein halbes Jahr Militärdienst galt als ausreichend für die Übernahme einer Hauptmannsstelle. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner bzw. Anwärter auf eine Stelle, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure u. verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl., was dem Gehalt des Zahlmeisters in der spanischen Botschaft in Wien entsprach, nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630), in der brandenburgischen Armee soll er dagegen 300 fl. erhalten haben. In besetzten Territorien wurde nach der Verpflegungsordnung Wallensteins (1629) 200 Rt. monatlich verlangt; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Ein kommandierender Hauptmann einer Streifschar aus einer Garnison erhielt quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller, sein Leutnant 28 Rt. 54 Alb. 6 Heller, jeder Soldat oder Reiter 5 Rt. 72 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben u. auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher u. die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- u. Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant u. dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.
[30] BÖHME, Lennart Torstensson, S. 56, Anm. 46.
[31] Winterquartier: Zugewiesenes Quartier, das – angesichts der um 1, 5 º tieferen mittleren Jahrestemperatur mit extremen Kälteperioden überlebensnotwendig – in der Regel vom November bis zur Eröffnung der Sommerkampagne im Mai/Juni beansprucht wurde u. in dem andere, höhere Verpflegungssätze galten, was immer wieder zu Streitigkeiten unter den Kommandeuren führte. Natürlich versuchten deshalb Magistrate u. Stände immer wieder, diesen Zeitraum zu verkürzen, indem man schon ab Februar das „Sommertraktament“ einzuführen versuchte, was wiederum zu Aufruhr bzw. einer Erhöhung der Beschaffungskriminalität unter den Soldaten u. ihrem Tross führen musste. Vgl. die Versuche des Magistrats von Berlin im Januar 1641; FADEN, Berlin, S. 226. Selbst wenn Truppen erst im Dezember einquartiert wurden, verlangte man doch auch Zahlungen für den vorausgegangenen November; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 387ff. Dazu kam der enorme Bedarf an Feuermaterial, wobei alles nur einigermaßen Brennbare durch die Truppen beschafft wurde. Der Chronist und Bürgermeister Leopold aus Marktredwitz berichtet über den November/Dezember 1640; BRAUN, Marktredwitz, S. 129: „Über diese 8 Regiment[er] [hinaus] sind auch 200 Polacken mit marchiert, welche – wie ob[en] gehört – zu Oberredwitz logierten: Einige sind auch in Dörflas einquartiert worden. Obwohl wir hier im Mark[t] kein Quartier gehabt, so haben wir doch des Generals Tafel versehen und herrlich in die Küche (ver)schaffen müssen. Auch haben wir für die Regiment[er] hinaus[gegeben] 800 Brot[e], 800 Maß Bier und 2 Rind[er]. Überdies hat (ein)jeder Bürger, der seinen Stadel nicht zugrund reissen oder gar verbrennen lassen wollte, hinaus[ge]geben Fleisch, Fisch, Futter, Bier, Brot und Geld. [Es] ist dadurch auch sehr wenig erhalten worden, denn fast in jedem Stadel [hat] eine Kompanie gelegen, welche (dann) alles Heu, Stroh, ungedroschenes Getreide, Holz und Brettern in das Feld getragen. Es sind daraus Hütte gemacht und hernach meistens verbrannt [worden]. Um das, was liegen geblieben war, haben sich die Nachbarn auch [noch] gezankt. Sie haben auch alle Zäun[e] um die Gärten, Planken [und] Um(b)schrote umgehauen und verbrannt. All(e) unser[e] Fischkästen, [von denen] ein [jeder] vorher um 50 K[ronen] erkauft [worden war], haben sie in einer Geschwindigkeit eingehauen, zerrissen, hinweggetragen und in Grund verdorben. [Auf] dem Freithof, welcher erst neu gemacht worden war, haben sie die Schindel[n] abgeschlagen und sam(b)t dem Tor verbrannt. In Summa, diese Leute haben einen großen Schaden getan in dem unausgedroschenen Getreide, Futter, (Ge)stroh und Holz. [Sie haben auch] fast alle Stadel im Grunde zerschlagen und das Gezimmer verbrannt; denn die Kälte war sehr groß. Daher [haben] sie auch außer[halb] der Stadel noch über 1000 Feuer angezündet und gehalten. Was sie in den Vorstädten ertappt haben, [das haben] sie (hinweg)genommen und das Vieh geschlachtet. Die Nacht [über] hat die ganze Bürgerschaft auf Befehl des Generals um und um auf der Mauer im Gewehr stehen und wachen müssen. Ungeachtet dessen aber sind die Musketiere(r) doch an vielen Stellen über die Mauer herabgestiegen, [sind] in die Ställ[e] eingebrochen, [haben] kleines Vieh erwürgt und was sie sonst [noch] bekommen konnten, [haben sie] mitgenommen und [sind dann] wieder hinausgewischt. Dies geschah (nun) an vielen Orten, [so] daß wir also genug(samb) zu wehren und solches zu verhindern hatten. Die Tor(e) hatte er selbst(en) besetzt und mit seiner Wacht versehen“.
[32] Söldner: Söldner rekrutierten sich zumeist aus den städtischen u. ländlichen Unterschichten aus ganz Europa, d. h. überschuldete Bauern, entflohene Leibeigene, nachgeborene Bauernsöhne, durch die engen Zunftordnungen quasi erwerbslose Handwerksgesellen u. arbeitslose Bergarbeiter. Teilweise erhielten sogar Straßenräuber bei ihrer Gefangennahme Pardon, wenn sie in die Armee eintraten. Vgl. RATHJEN, Soldaten im Dorf, S. 211ff. Aber auch Straftäter bzw. die, die dem Hexereiverdacht entgehen wollten (=> Hexenverfolgungen im Heer), ließen sich anwerben, u. Vagabunden wurden unter die Armee gesteckt, wie z. B. in England oder in Spanien. Söldnerführer wurden meist unter den Familienmitgliedern der Feudalherren u. deren Gefolge, den schottischen Clans, mitunter auch innerhalb der Bürgerschaften der Städte angeworben, zumeist aber im fremden Gebiet auf einem speziell dafür eingerichteten Musterplatz. Das war ein v. den Städten und Territorien gefürchteter Platz zur Musterung u. Einstellung v. Söldnern, dessen Einrichtung man nach Möglichkeit u. Zahlungen zu verhindern suchte. Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die v. Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert u. für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben u. zum Teil durch Landschützen begleitet, um ein sofortiges Ausreißen zu verhindern, an ihren Bestimmungsort verbracht. Dazu wurden Fangprämien ausgelobt; CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 271. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl v. Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; MURDOCH, SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”. Den Söldnern haftet immer noch negativer Ruf an. Oft werden sie als Totschläger angesehen, die für Geld töteten u. den Bauern ihre Existenzgrundlage nahmen. Die Söldnerhaufen immer wieder als Sammelbecken für Kriminelle, fahrendes Gesindel u. Ausgestoßene beschrieben. Erst in der letzten Zeit wird versucht, diese soziale Gruppe wertneutral zu betrachten u. ihre Herkunft, ihre Lebensweise u. ihre Motivation, Söldner zu werden, zu ergründen; vgl. das Tagebuch des Söldners Hagendorf; PETERS, Söldnerleben. Auch die simple Zuschreibung der Täterrolle ist zu hinterfragen, da sie in vielen Fällen selber von den Kriegsunternehmern oder ihren Offizieren ausgenutzt wurden. Allmählich bildete sich im Zuge der Aufstellung immer größerer Heere ein Offizierkorps heraus, das sich überwiegend aus dem Adel rekrutierte. Meist stammten ihre Offiziere je nach Rang aus dem niederen bis hohen Adel, jedoch aus verschiedenen Ländern. In wenigen Fällen war es sogar möglich, trotz niedriger Herkunft oder auch trotz eines verachteten Berufsstands durch Verdienst in den Adel aufzusteigen. Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das so genannte „Werbepatent“), in dem er  ihn eine festgelegte Anzahl v. Söldnern anwerben ließ. Dafür wurde ihm einer der v. Städten u. Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteten „Musterplätze“ angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung u. den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung und wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden v. den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T.  invalide u. mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen u. noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt u. durch die Erschießung von Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph  II, S. 508. In einem Bericht aus Wien (Dezember 1634) heißt es: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph Bd. 3, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur dass sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Für Anfang 1643 heißt es über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.; PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Das Werbegeld war Handgeld für neugeworbene Soldaten; eine Summe, die dem Werbeoffizier zur Ausführung v. Werbungen anvertraut wurde, die je nach Truppengattung u. Armee differierte u. oft v. Werbeoffizieren unterschlagen wurde. Üblich waren etwa 8 Rt., der Durchschnittssatz für Fußsoldaten. Für Kürassiere (mit ganzem Harnisch) erhielt ein Obrist 1635/37 15-20 Rt., für Kroaten 10-13.30 Rt., Kosaken (polnische Reiter) 20 Rt., Dragoner 12 Rt., Arkebusiere 15 Rt.; ERNST, Madrid und Wien, S. 301. 1633 wurden in Mühlhausen bis zu 34 Rt. für einen Söldner ausgegeben bzw. in Rechnung gestellt. Nach der Aufstellung von KAPSER, Kriegsorganisation,  S. 271ff., entstammten v. den 1638-1648 in Kurbayern u. in der Oberen Pfalz Rekrutierten folgenden Beschäftigungsbereichen: 1, 6 % Handel, 16, 2 % Nahrungsmittel- und Gastgewerbe, 28 % Bekleidungs-, Textil- u. Lederverarbeitungssektor, 16, 7 % Baugewerbe, Holz- u. Metallverarbeitung, 17, 3 % Landwirtschaft, Gartenbau u. Viehzucht; alle anderen Gewerbe lagen bei max. 1, 7-1, 1 % oder niedriger. Nach SCHLÖGL, Bauern, S. 157, kam ein Dienstbote im bayerischen Raum auf etwa 12 Gulden pro Jahr (ohne Verpflegung), so dass der Militärdienst angesichts des Werbegeldes unter Umständen attraktiv erscheinen konnte. PARKER, Der Dreißigjährige Krieg, S. 284, vermutet, dass Handgeld, neue Kleidung sowie Aussicht auf Sold u. Beute als Alternative zur Unsicherheit der Existenz (bei rückläufiger Produktion) u. der Möglichkeit, v. Söldnern beraubt oder durch Steuern ruiniert zu werden, betrachtet wurden, u. dass trotz aller Umstände die Armee eine gewisse Sicherheit bot. Für die bayerische Armee 1648 trafen angesichts sinkender Preise u. steigender Löhne aber nur Handgeld u. die Aussicht auf Beute zu. Der einfache bayerische Soldat wurde mit 12 Dukaten abgefunden. Zur Motivation schottischer Söldner MAHR, Oberst Robert Monro, S. 54: „Hier ist auch zu sehen, dass der Baron von Foulis edlen Andenkens es nicht für eine Beeinträchtigung seines Ansehens hielt, zuerst meinem Lord Reay und seinem Regiment als Freiwilliger zu folgen, bis er einige Gefechte gesehen und einige Erfahrung gesammelt hatte. Dann begann er mit einer Kompanie und wurde zuletzt mit Ansehen Obrist eines Regiments zu Fuß und zu Pferd. So ermunterte er andere seines Namens und seiner Verwandtschaft, seinem Beispiel zu folgen und ehrenvoll im Ausland zu leben, anstatt ihren Freunden zu Hause, wie es viele tun, zur Last zu fallen. Dabei müssen sie, wie wir in Schottland sagen, für einen halben Laib Brot springen, während andere aufgrund ihrer Tapferkeit nobel im Ausland leben, sich Diener leisten können und von silbernen Tellern speisen“. Es wurden jedoch zuweilen auch bereits zehn- bis fünfzehnjährige Jungen als Soldaten rekrutiert (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120). Bei den Schweden galten 15 Jahre als ideales Eintrittsalter. Im kursächsischen Fuß-Regiment Eustachius v. Löser fanden sich unter 1145 Mann 209 Weiber, 131 Kinder, 8 Mägde immerhin 80 Soldatenjungen; BORKOWSKY, Schweden, S. 64. Vgl. dazu die sehr positive Darstellung des französischen Gesandten d’Avaux; LORENTZEN, Die schwedische Armee, S. 84ff.: „die Schweden hatten die schönste und disziplinierteste Armee, welche man seit den Legionen des Cäsar gesehen hat. Sie waren beinahe sicher, alles, was sich ihnen entgegenstellte, entweder zu schlagen oder durch Beharrlichkeit zu vernichten. Sie waren im Felde zu allen Jahreszeiten gut, abgehärtet sowohl gegen die Hitze der Hundstage, als auch gegen die heftigste Kälte. Sie hielten drei Monate in den Quartieren aus, in welchen die kaiserliche Armee nicht acht Tage bestehen konnte, so dass mit der Zeit ihnen nichts entwischen konnte. Die Armee war ihr Hof, ihr Gut, sie war ihr wirkliches Vaterland, denn alle Kinder, welche sie seit zwanzig Jahren bekommen hatten, waren im Lager geboren, waren von der Wiege an an das Gewehrfeuer gewöhnt und trugen, erst sechs Jahre alt, ihren Vätern in den Laufgräben oder zur Schildwache das Essen hin. Trotzdem die Armee kein sehr geeigneter Platz ist, die Jugend zu erziehen, so achtete man doch sorgsam auf die Unterweisung, indem man sie in den kleinen Schulen, welche im Quartier, oder wenn man im Felde lag, im Lager waren, Lesen und Schreiben lehrte. Sobald die Armee ihr Lager aufgeschlagen hatte und die Quartiere verteilt waren, gingen die Kinder zu den besonders für die kleinen Schulen eingerichteten Plätzen. Da sind Dinge vorgekommen, welche kaum zu glauben wären, wenn sie nicht von allen Generälen bestätigt wären: es wurde erzählt, dass die Feinde manchmal so nahe gewesen wären, dass ihre Kanonen sogar die Schulen erreichen konnten. Da wären 3-4 Kinder von einer einzigen Kugel hingerafft worden, ohne dass die übrigen auch nur den Platz gewechselt hätten oder die Feder weggelegt hätten, welche sie in den Händen hatten. Solche Standfestigkeit war ganz anders, als die der jungen Lacedämonier, welche sich lieber die Eingeweide zerfleischen ließen, als ihren Diebstahl zu gestehen. Die Rekruten ihrer Infanterie wurden lediglich von diesen Lagerkindern genommen. Im Alter von 16 Jahren nahmen sie schon das Gewehr und desertierten niemals, weil sie kein anderes Leben, keine andere Beschäftigung kannten. Bei der Kavallerie wurden die Bedienten der Herren aufs Pferd gesetzt, wenn sie sieben oder acht Jahre bei der Armee gedient hatten, und waren schon vorher in den Waffen geübt und an den Krieg gewöhnt, bevor sie angeworben wurden, so dass man sagen konnte, dass unter ihnen ebenso viele Offiziere waren, als Soldaten“. Vgl. auch Trossbube; LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 199. Söldner rekrutierten sich auch aus ehemaligen Trossbuben (oder Trossjungen). Diese wurden als Bedienung der unteren militärischen Chargen sowie zur Versorgung der Pferde u. für die Beaufsichtigung der Viehherden eingesetzt. Sie stammten häufig aus den Soldatenfamilien, die den Heereszug im Tross begleiteten. Sie wurden oft misshandelt u. von ihren Herrn sogar getötet, ohne dass Anklage erhoben wurde. Teilweise wurden sie auch aus Überlebensgründen v. den Eltern Soldaten mitgegeben. Da die Trossbuben ökonomisch vollkommen abhängig und zudem schlecht versorgt waren, lassen sie sich häufig als Diebe nachweisen. Vielfach gerieten die 13 bis 15 Jahre alten Jungen als Trommlerbuben u. Pferdejungen ins unmittelbare Kriegsgeschehen. Soweit sie eine Muskete bedienen konnten, konnten sie, falls erforderlich, auch im Kampf eingesetzt werden, was häufig bei spanischen Einheiten der Fall war. Trossbuben, die v. ihren Herren schon bei der geringsten Verfehlung totgeschlagen werden konnten (NEBE, Drangsale, S. 134), waren teilweise nur sechs oder sieben Jahre alt, wenn sie zum Militär kamen oder v. ihren Eltern dem Militär übergeben wurden, damit sie dort überleben konnten. Die Älteren wurden bei der Reformation der Bagage auch als Knechte in die Feldartillerie gesteckt, wenn sie dazu brauchbar erschienen (DAMBOER, Söldnerkapitalismus, S. 259). Sie wurden als Kindersoldaten u. Soldatenjungen missbraucht, die teilweise unter elendsten Umständen umkamen, v. erbitterten Bauern erschlagen wurden oder v. ihren Herren zurückgerlassen wurden. Vgl. die Pfarrchronik von Vach (10./20.10.1632), GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 27: „Ein Soldatenjung [Offiziersbursche] aus Holland, hat vom Pfarrhof nicht gewollt. Wird ohne Zweifel mit seinem Herrn sein Quartier im Pfarrhof gehabt haben, hab ihm Brot und frisches Wasser gereicht, denn er sonsten nichts trinken wollen, auch nichts zu bekommen gewesen; stirbt auf der Miststatt“. Vgl. auch die Erlebnisse des 16jährigen Curd Kästener, der sich mit 12 Jahren hatte der kaiserlichen Armee anschließen müssen u. am 25.11.1641 der Hungersnot in seinem Regiment nach Erfurt entfloh. BERG, Regulating war, S. 15f.; HAHN, Kriegserfahrungen, S. 9-14. Groß war die Anzahl der Frauen, die neben den Soldatenfrauen im Tross hinter den Soldaten herzogen. Der Jesuit J. Drexel, Hofbeichtvater und Begleiter Maximilians I. auf dem Böhmischen Feldzug (1620 X 04); MILGER, Gegen Land und Leute, S. 89: „Sonderbar anzusehen war eine Frau, die ihr Kind auf dem Kopf trug, weil ihre Hände mit Gepäck beladen waren. Es ist unglaublich, wieviel Last eine solche Soldatenfrau schleppen konnte. Rücken, Kopf, und beide Hände waren beladen, dazu beide Hüften mit Bündeln umbunden. Ich sah eine andere, die eine Muskete wie ein Mann vor sich trug und in gleicher Weise ging. Doch weshalb erzähle ich von diesen Absurditäten ? Es gibt sie ohne Ende”. Aufzeichnungen des Barbiers Hartmann Thomas [1588-nach 1623]; WAAS, Chroniken, S. 60: „Dieses 1621. Jahr haben die Soldatenweiber, welche alhier in der Garnison gelegen, alles Obs, auch Kraut und Rüben heimgetragen und gebraucht, zum Teil auch verkauft, also daß die Bürgersleut das wenigs Teil davon bekommen haben, dann fast ein jeglicher Soldat [Ernst I. Graf von Isenburgs Regiment; BW] Weib und Kinder gehabt hat, weil sie auch sieben Jahr zu Aachen in Besatzung gelegen haben, und des Faulenzens gewohnt seind gewesen”. Vgl. auch die Aufzeichnungen des Söldners Hagendorf; PETERS, Söldnerleben. 1623 sollen allein 140 Dienstmägde den Soldaten des Vitzthum’schen Regiments gefolgt sein; RITTER, Einfluss, S. 44; ZIMMERMANN, Tagebuch, S. 11. Doch sollte sich die lange Besatzungszeit der Ligisten in einer allgemeinen Verwilderung der Sitten z. B. auch in Hameln bemerkbar machen. In ihrer Werbung v. 1631 hatte sich die Bürgerschaft bitter über die immer mehr um sich greifende „Unzucht und Hurerei“, die wohl zum Teil auch aus Überlebensgründen heraus praktiziert wurde u. zur Stadtverweisung führte, über Felddiebstähle u. die sich in der Stadt herumtreibenden „ledigen Mannes- und Weibespersonen“ sowie über die übermäßige Heranziehung Hamelner Bürger zu den v. den Soldaten verachteten Schanzarbeiten, da nach Tillys »Schultheißeninstruktion« Huren und Trossleute wie auch verurteilte Verbrecher dazu verpflichtet waren, beklagt. Zum Kindsmord unter Soldatenfrauen vgl. JÜRGENS, Chronik, S. 517: „Den 21. Martii [1634] ist ein todtes Kind in dem Sode bey der Apotheken gefunden worden, welches ein Soldatenweib vom Andreasberge bürtig, Catharina Evers genant, und von einem andern, ehe sie sich verehelichet, geschwängert worden, und deshalben inscio marito darhinein geworfen hatte. Nach wenig Tagen kam es aus, und zwar vom Handtuch, darauf der Wirtinn Nahme gestanden gestanden, und ward das Weib eingezogen und den 25. April alhier auf dem Markte decolliret“. Schon KIRCHHOFF, Militaris Disciplina, S. 106, hatte geklagt: Das „seltzame / wüst und Gottloß gesindtlein / welches daheym Vatter und Mutter / Herren / Frawen / &c. nicht gehorchen / und niemandt redlich gut thun wil: aber den Kriegsleuten ihren Plunder nachträgt: Thut den armen Leuten / wo sie hinkommen / etwa manchmal / sonderlich die Niderländischen / mehr Uberdruß unnd Schaden / dann die Knecht selber: Jn Summa / mit einem kurtzen Nahmen / Hurn und Buben”. Anscheinend hatten sich auch die Soldatenfrauen u. Trossweiber der Konföderierten an dem Gemetzel an den Kaiserlich-Ligistischen in der Schlacht bei Hessisch-Oldendorf 1633 beteiligt; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 117 (Abschrift, PS): August Erich an Johann Ernst v. Sachsen-Eisenach, Kassel, 1633 VI 30 (a. St.): „Unter andern sagt mann auch, dz ein solcher ewer unter den soldaten weibern gewesen sei, daß die Heßische und Schwedische sambt andern soldaten weibern die Merodischen und Gronsfeldischen mit meßern unnd gewehr darnieder gestoßen, und ihnen ihre kleider sambt andern außgezogen und abgenommen“. Mit dem Heerwurm zogen die einfachen Soldatenweiber, die die Ernährung der Familie sicherstellen mussten u. zum Teil 50-60 Pfd. geschleppt haben sollen. BURSCHEL, Himmelreich, S. 189: „Ehe, Familie – unter den Bedingungen eines Lebens in und vom Krieg hieß das in erster Linie Hilfs-, Not-, Versorgungs- und nicht zuletzt auch Beutegemeinschaft”. Am 15.2.1645 hatte Maximilian I. wieder einmal angeordnet, dass die Konkubinen u. nicht ehelichen Frauen der Offiziere u. Mannschaften abzuschaffen u. in den Quartieren der Obristleutnants Galgen zu errichten seien; HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 249. Am 24.5.1645 hatte Maximilian auch schon Franz v. Mercy befohlen, „ingleichen sollet Ihr die Concubinen bei der Armada nit gedulden, sondern, waß nit eheliche Weiber seindt, davon wekhschaffen“. HEILMANN, Kriegszüge, S. 230. Allem Anschein nach hatte der Versuch der Durchführung dieser neuerlichen Anordnung zur Verhinderung der „fleischlichen Verbrechen“ – teilweise lebten Soldaten mit Ehefrau u. Konkubine in den Lagern – das „ehrlose Gesinde, wie sie Luther nennt, die also alle Länder nach Kriegen auslaufen, und Seel und Leib und Geld – wie die Huren – feiltragen“ (Sebastian Franck; WOLLGAST, Friedensidee, S. 232) – zu Aufruhr unter den Soldaten geführt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold ausgezahlt und wurden fortgeschickt. Zum Teil sollen doppelt so viele Frauen wie Soldaten mit den Regimentern gezogen sein; HOYOS, Kaiserliche Armee, S. 178. Auf die unerlaubte Entfernung vom Regiment stand in den Kriegsartikeln die Todesstrafe, die nur nicht verhängt wurde, wenn Bedarf an Soldaten herrschte. Vgl. WINTER, Möser, S. 19f.: „Den 21. März [1628] läßt Hauptmann Föckler einen Reiter, so bei dem Merodischen Regiment, und einen Soldaten, so unter Hauptmann Kestgens, und einen, so unter seiner Compagnie ausgerissen, henken an die Justiz auf dem Markte. Den 2. April aber hat er einem Corporal zu Roß den Kopf, auch der Ursache halben abschlagen lassen”. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f., für 1637: „Den 31. März [10.4.; BW] ist der Oberst Spork mit seinen Völkern allhier vor die Stadt gekommen, hat Quartier begehret und daneben angedeutet, wie ihm Nordhausen auch assignirt worden; des andern Tages ist er wieder von hier nach Nordhausen gezogen. Den 4. [14.; BW] April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren”. Teilweise ließ man Deserteure um ihr Leben würfeln; DOLZ, Versuch, S. 298. Zur Desertion trug auch die Praxis bei, untergesteckte Söldner „zue disem sturmb, wie andere mehr, wider wüllen […] vornen an die spüz” als Kugelfang zu stellen, wie ein kaiserlicher Soldat, der bei der Belagerung Überlingens 1634 verletzt wurde, nach Mitteilung Bürsters über seine Dienste nach der zwangsweisen Untersteckung unter die schwedische Armee berichtete; WEECH, Bürster, S. 67. Vgl. KAISER, Ausreißer; KAISER, Lebenswelt der Söldner. Das bayerische Memorial vom 16.4.1643 [Bayerisches Hauptstaatsarchiv Kurbayern Äußeres Archiv 2763, fol. 23, Punkt 9] bestimmte, dass, wenn ein Neugeworbener ausreiße, sofort nachzuforschen sei, welche besonderen Kennzeichen er habe; diese seien alsbald zu notieren. Wenn trotzdem einer nicht mehr aufgefunden werde, so solle sein Namen an den Galgen geschlagen, u. wenn er Handwerker sei, ein solches den Zünften alsbald zu notifizieren sei, damit dergleichen meineidige Gesellen über kurz oder lang v. Handwerks wegen aufgeschrieben u. zur Strafe gezogen werden könnten. Dies sei den Neugeworbenen, insbesondere den Handwerksgesellen, schon bei der Neuwerbung u. Eidesleistung zu eröffnen. DAMBOER, Krise, S. 264f. Vgl. SIKORA, Söldnergeschichte(n); neuerdings EICKHOFF; SCHOPPER, 1636.
[33] Melchior Friedrich Gottfried Reichsgraf Hatzfeldt [Hartzefeld] v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], Bruder des Würzburger Bischofs Franz v. Hatzfeldt, für den geistlichen Stand bestimmt, kaiserlicher bzw. kurbayerischer Feldmarschall-Leutnant, Generalfeldzeugmeister u. Feldmarschall. Am 6.8.1623 Teilnahme am Kampf bei Stadtlohn, 1625 Wechsel ins Heer Wallensteins als Obristleutnant unter Franz Albrecht v. Sachsen-Lauenburg, 1627 Teilnahme am Feldzug gegen die Dänen, 1629 Marsch nach Mantua, am 17.9.1631 Teilnahme an der Schlacht bei Breitenfeld, 1632 Obrist u. Kommandeur eines eigenen Regiments, 1633 Beförderung zum Feldmarschallleutnant, 1634 wurde er Generalfeldzeugmeister u. 1635 Feldmarschall wegen der Verdienste um die Eroberung Kaiserslauterns, am 4.10.1636 Niederlage in der Schlacht bei Wittstock gegen Johan Banér als militärischer Ratgeber Johann Georgs I. von Sachsen, 1637 Venichtungsfeldzug in Sachsen, am 17.10.1638 Sieg bei Vlotho über Ruprecht v. der Pfalz, 1639 Belehnung mit der Herrschaft Gleichen (Thüringen) durch den Kurfürsten v. Mainz (diese Belehnung zwang Johan Banér 1640 zur Aufhebung der Belagerung Leipzigs), 1641 Erwerb der Herrschaft Trachenberg in Schlesien aus dem Besitz des hingerichteten Wallenstein-Anhängers Hans Ulrich v. Schaffgotsch, Kommandeur der kaiserlichen Armee in Westfalen, 1641 Eintritt in kurbayerische Dienste wegen Differenzen mit Matthias Gallas, am 24.11.1643 Erfolg in der Schlacht bei Tuttlingen über die Franzosen unter Josias von Ranzau, 1644/1645 Ernennung zum Kommandeur der kaiserlichen Hauptarmee, am 6.3.1645 Gefangennahme in der Schlacht bei Jankau. Am 30.8.1657 zum kaiserlichen Heerführer gegen die Schweden in Polen ernannt, eroberte Hatzfeldt Krakau.
[34] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 43.
[35] Carl Gustav Wrangel [Wrangell], Graf zu Salmis u. Sölvesborg, Freiherr zu Lindeberg u. Ludenhof, Herr zu Skokloster, Bremervörde, Wrangelsburg, Spycker, Rappin, Ekebyhov, Gripenberg u. Rostorp [13.12.1613 Schloss Skokloster-25.6.1676 Schloss Spyker auf Rügen], schwedischer Obristleutnant, Generalmajor u. Feldmarschall. 1630 Holland-Reise und Ausbildung in Navigation u. Schiffbau, anschließend Weiterreise nach Frankreich, 1631 Eintritt in die Dienste Gustav II. Adolfs v. Schweden als Kammerjunker u. als Kornett in dessen Leibregiment, am 16.11.1632 Teilnahme an der Schlacht bei Lützen, 1633 Dienst als Obristleutnant im Infanterieregiment Bengt Bagges in Elbing, 1634 als Obristleutnant beim Kavallerieregiment Joakim Moltkes in Pommern, am 19.10.1635 Teilnahme am Kampf bei Lüdershausen unter Johan Banér, 1636 Beförderung zum Obristen im Leibregiment zu Pferde, 1638 zum Generalmajor u. Chef des Dal-Regiments (gegen den Widerstand Banérs), 1641 Ernennung zum Regionalbefehlshaber im Reich u. Stabschef bei Lennart Torstensson, am 13.10.1644 Sieg als Oberbefehlshaber der schwedischen Flotte über die Dänen bei Femern, am 28.4.1646 Ernennung zum Feldmarschall u. Generalgouverneur in Pommern; Ernennung zum Reichsrat. Dezember 1646 Aktivität als Oberbefehlshaber der schwedischen Armeen in Deutschland, am 17.5.1648 zusammen mit Turenne Sieg über Holzappel u. Gronsfeld bei Zusmarshausen und anschließende Vandalisierung Bayerns, 1651 Erhebung in den Grafenstand durch Königin Christina v. Schweden, am 26.2.1653 Ernennung zum Reichsvizeadmiral, 1655 Tätigkeit als Verbindungsoffizier zu Kurfürst Friedrich Wilhelm v. Brandenburg in der dreitägigen Schlacht vor Warschau, am 23.10.1657 Eroberung von Fredriksodde im Dänemark-Feldzug, am 11.12.1657 Ernennung zum Reichsadmiral, am 30.1.1658 Übergang über den Kleinen Belt, am 5.2.1658 Marsch über das Eis bei Nyborg nach Langenland u. Seeland, am 6.9.1658 Besetzung Kronborgs, am 29.10.1658 Kampf im Öresund auf dem Flaggschiff “Victoria”, Frühjahr 1660, nach Carls X. Gustav Tod, Ernennung zum Oberbefehlshaber der schwedischen Armee in Dänemark, 1664 Ernennung zum Reichsmarschall u. Präsidenten des Kriegskollegiums, 1665 Aktivität als Befehlshaber des schwedischen Korps gegen Bremen, 1674 als Oberbefehlshaber der schwedischen Armeen in Deutschland. LOSMAN, Carl Gustaf Wrangel, Skokloster und Europa; LOSMAN, Carl Gustav Wrangel och Europa; BAENSCH, Geschichte der Familie von Wrangel Bd. 1. Vgl. auch die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2; ASMUS, Unter der schwedischen Krone, S. 52ff.; ASMUS, Das Testament des Grafen, S. 193ff.; HEINKE, Carl Gustav Wrangel.
[36] Penzberg [LK Weilheim-Schongau].
[37] General: Zumeist als Oberbegriff für alle Generalsränge verwendet, wenn eine genauere Zuordnung des Rangs dem Zeitzeugen nicht möglich war oder um in den schriftlichen Zeugnissen Papier zu sparen. Darunter fielen in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, „General(feld)wachtmeister“ („Generalmajor“ bei den Schweden). Etwa 20 % der bayerischen Generäle hatten sich „von der Pike auf“ hoch dienen müssen, während die Beförderung in der schwedischen Armee je nach Verdienst wesentlich schneller erfolgte. Sowohl in der kaiserlichen als auch in der kurbayerischen Armee spielten Herkunft, Gönner u. verwandtschaftliche Beziehungen („Freundschaft“) eine entscheidende Rolle bei der Karriere. Bereits Anfang 1628 hatte Maximilian I. festgestellt: „An der fromen khaisers gueten intention ist zwar nit zu zweiflen; aber er ist seiner ministrorum bevorab denen, die daß kriegswesen dirigirn und füehren, so wenig mechtig alß dieselbige ihrer soldatesca; die experienz hat bißher gewisen, daß die generales des khaisers und die soldaten der generalen ordinanzen nur so weit in acht nemmen, alß es ihnen gelegen und gefellig. Daher alle ietzige confusiones.“ Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 218, fol. 63: Memorial für Richels Sendung nach Kurmainz, Januar/Februar 1628.
[38] Feldmarschall [schwed. fältmarskalk, dän. feltmarskal]: Stellvertreter des obersten Befehlshabers mit richterlichen Befugnissen u. Zuständigkeit für Ordnung u. Disziplin auf dem Marsch u. im Lager. Dazu gehörte auch die Organisation der Seelsorge im Heer. Die nächsten Rangstufen waren Generalleutnant bzw. Generalissimus bei der kaiserlichen Armee. Der Feldmarschall war zudem oberster Quartier- u. Proviantmeister. In der bayerischen Armee erhielt er 1.500 fl. pro Monat, in der kaiserlichen 2.000 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], die umfangreichen Nebeneinkünfte nicht mitgerechnet, war er doch an allen Einkünften aus der Beute u. Ranzionsgeldern – hier erhielt er 100 Rt. pro 1.000 Rt. Erlös; HOFMANN, Peter Melander, S. 155 – , den Abgaben seiner Offiziere bis hin zu seinem Anteil an den Einkünften der Stabsmarketender beteiligt.
[39] Philipp Wilhelm v. Pfalz-Neuburg [4.10.1615 Neuburg-12.9.1690 Wien], Herzog v. Pfalz-Neuburg [1653-1690], Hg. v. Jülich u. Berg [1653-1690], Pfalzgraf-Kurfürst v. der Pfalz [1685-1690]. Vgl. SCHMIDT, Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg.
[40] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.
[41] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie u. Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis u. die Fourage mussten v. der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden u. waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger u. Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.
[42] Hans [Johann] v. Jurgas [Zürgaß, Görries v. Gorgaß ?] [ – ], schwedischer Obrist.
[43] Caspar Polley [Poley, Pollay, Paley, Poleg, Boulay] [ – ], schwedischer Obrist.
[44] Obristleutnant [schwed. överstelöjtnant, dän. oberstløjtnant]: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, v. den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch v. Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten u. die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren u. Soldaten bewies u. für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments u. die Anwerbung v. Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- u.Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse u. Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] und 150 fl. bezog – in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 400 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 – , in der brandenburgischen u. dänischen Armee sogar 300 fl. KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 320 Rt. monatlich zu. Dazu kam sein Anteil an der Beute, der pro 1.000 Rt. 16 Rt. 39 Albus betrug; HOFMANN, Melander, S. 156. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian I. hatte Tilly den Ersatz der „unkatholischen“ Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Der Obristleutnant war zumeist auch Hauptmann oder Rittmeister einer Kompanie, wofür er ein zusätzliches Einkommen bezog, so dass er bei Einquartierungen u. Garnisonsdienst zwei Quartiere u. damit auch entsprechende Verpflegung u. Bezahlung beanspruchte oder es zumindest versuchte. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[45] Adam v. Weiher [Weyer, Weyher] [6.1.1613-14.10.1676], schwedischer Obristleutnant, Obrist, Generalmajor.
[46] Kontribution: Kriegssteuern, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) u. Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), u. der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer u. Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare u. Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph v. Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister u. Advokat Johann Georg Maul [? -nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Vgl. VOGEL, Leipzigisches Geschicht-Buch, S. 443: „Den 11 Junii [1631; BW] zur Nacht hat sich eines vornehmen Doctoris Frau im Brühl / welches mit schwermüthigen Gedancken beladen aufm Gange im Hembde an eine Quele erhencket / weil sie / wie man sagte / denen Soldaten Quartier und Geld geben müssen / welche 2 alte Weiber loßgeschnitten / von Todtengräbern abgehohlet / und den 13. dieses mit einer kleinen Schule begraben worden“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph v. Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“. In den bei Angriffen u. Belagerungen ohnehin gefährdeten Vorstädten waren die Kontributionsleistungen geringer. Allerdings bestand hier auch immer die Gefahr, dass die Vorstädte entweder vom Feind abgebrannt oder seitens der Stadtkommandanten abgerissen oder abgetragen wurden, um dem Feind keine Verstecke zu bieten u. um ein freies Schussfeld zu haben.
[47] Marquard II. Schenk v. Castell [10.8.1605 Liebenau-18.1.1685 Regensburg], Fürstbischof v. Eichstätt 1637-1685. Vgl. RAUSCH, Die Reorganisation des Hochstifts Eichstätt.
[48] Garnison: Besatzung in einer Festung (Kavallerie und Infanterie). Die monatliche Löhnung der Soldaten, der Servis u. die Fourage mussten v. der betreffenden Garnisonsstadt aufgebracht werden u. waren genau geregelt; vgl. die „Königlich Schwedische Kammer-Ordre“ Torstenssons vom 4.9.1642 bei ZEHME, Die Einnahme, S. 93ff. Der Garnisonsdienst wurde wegen der geringeren Aussicht auf Beute, Hunger u. Krankheiten bei längerer Einquartierung immer unbeliebter, so dass man dazu überging, neugeworbene Söldner im Felddienst einzusetzen. Der französische Diplomat François Ogier [um 1597-1670] schrieb 1635 über die schwedische Garnison in Marienburg [Malbork]: „Ich betrachtete das Lager und die Unterkünfte der Schweden und sah ein Bild von menschlichem Elend und Wahnsinn. Ich sah in die Gesichter der Männer, und da ich nicht erkennen konnte, dass sie sich unterhielten, zweifelte ich daran, ob sie überhaupt Männer waren, so barbarisch, schmutzig und krank waren sie. Alle waren in Lumpen gekleidet und barfuß, und zum größten Teil handelte es sich um unhöfliche, junge Bauern“. BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 52. KELLER, Drangsale, S. 401ff.: „Ein Zeitgenosse, der in Philippsburg gezwungen als Garnisonssoldat zubringen mußte, gibt uns darüber folgende interessante Notizen, die auf jede Garnison passen dürften. ‚So mußte ich denn’, erzählt er uns, ‚Musquetirer werden wider meinen Willen. Das kam mir aber sauer an, weil der Schmalhanz da herrschte und das Commißbrod schrecklich klein war. Ich sage nicht vergeblich: schrecklich klein – denn ich erschrack auch alle Morgen, wenn ich’s empfing, weil ich wußte, daß ich mich den ganzen Tag damit behelfen mußte, da ich es doch ohne Mühe auf einmal aufreiben konnte. Und die Wahrheit zu bekennen, so ist’s wohl ein elend Creatur um einen armen Musquetiren (Garnisonssoldaten), der sich solcher Gestalt mit seinem Brod und noch dazu halb satt, behelfen muß, denn da ist keiner anders, als ein Gefangener, der mit Wasser und Brod sein armseliges Leben verzögert. Ja ein Gefangener hat’s noch besser, denn er darf seiner Ruhe pflegen und hat mehr Hoffnung, als so ein elender Garnisoner, mit der Zeit einmal aus solchem Gefängniß zu kommen. Zwar waren auch Etliche, die ihr Auskommen umb ein kleines besser hatten von verschiedener Gattung, doch keine einzige Manier, die mir beliebte, um solcher Gestalt mein Maulfutter zu erobern, anständig sein sollte. Denn Etliche nehmen, und sollten es auch verlaufene Personen gewesen sein, in solchem Elend keiner anderen Ursach halber Weiber, als daß sie durch solche entweder mit Arbeiten als Nähen, Waschen, Spinnen oder mit Krämpeln und Schachern oder wohl gar mit Stehlen ernähret werden sollen. Da war ein Fähndrich unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte sich dadurch selbsten und ihrem Manne manch guten Schmauß zuwege; eine andere konnte stärken und waschen, diese wuschen den ledigen Officieren und Soldaten Hemden, Strümpfe, Schlafhosen und ich nicht weiß nicht, was mehr, davon sie ihren besonderen Namen kriegten; andere verkiefen Taback und versahen den Kerlen ihre Pfeifen, die dessen Mangel hatten; andere handelten mit Brandtwein und waren im Rufe, daß sie ihn mit Wasser verfälschten; eine andere war eine Näherin und konnte allerhand Stich und Nadel machen, damit sie Geld erwarb; eine andere wußte sich blößlich aus dem Feld zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wußte sie tausenderlei Schnabelweid zu kriegen; etliche trugen Holz zu verkaufen, wie die Esel. Solchergestalt meine Nahrung zu haben, war für mich nichts. Etliche Kerl ernährten sich mit Spielen, weil sie es besser, als die Spitzbuben konnten und ihren einfältigen Cameraden das ihrige mit falschen Würfeln und Karten abzuzwacken wußten, aber solche Profession war mir ein Eckel. Andere arbeiteten auf der Schanz und sonsten, wie die Bestien, aber hierzu war ich zu faul; etliche konnten und trieben ein Handwerk, ich Tropf hatte aber keins gelernt. Zwar wenn man einen Musicanten nöthig gehabt hätte, so wäre ich wohl bestanden, aber dasselbe Hungerland behalf sich nur mit Trommeln und Pfeiffen; etliche schulderten vor andern und kamen Tag und Nacht nicht einmal von der Wacht. Ich aber wollte lieber hungern, als meinen Leib so abmergeln’ “.
[49] Heideck [LK Roth]; HHSD VII, S. 276.
[50] Hilpoltstein [LK Roth]; HHSD VII, S. 295.
[51] Allersberg [LK Roth]; HHSD VI, S. 7f.
[52] Langenfeld [Lk Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim]
[53] Oberhambach, heute Ortsteil von Gunzenhausen [LK Weißenburg-Gunzenhausen].
[54] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.
[55] Exekution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung v. Bestimmungen u. Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung v. Kontributionen. Das Militär setzte dafür gern die allseits gefürchteten Kroaten ein; LEHMANN, Kriegschronik, S. 68f., 70. Die Bürger hatten den zwangsweise bei ihnen einquartierten Soldaten Wohnung, Holz, Licht, Salz u. Lager zu gewähren u. für jeden Tag u. Mann z. B. ein Kopfstück zu zahlen, bei halben Tagen dementprechend ein halbes Kopfstück u. bei einzelnen Stunden im Verhältnis weniger, bis die geforderte Summe aufgebracht war. Der Memminger Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“ eine derartige Exekution; SCHORER, Memminger Chronick, S. 146f.: „Was die Soldaten / im Hornung / Merzen vnd April [1637; BW] / vor grewliche Tyranney geübet / die Thor gesperret / den vornembsten Burgern eingefallen / eine grosse Summa gelt zuerpressen / ist vnbeschreiblich. Zu diesem Elend kam noch ein Verbott / vnd Ringerung etlicher Müntzsorten im Römischen Reich / also daß der arme Mann vmb sein gering übrigs Geltlen kein bissen Brodt bekom̃en konnte. O deß grossen Elendts ! über diesen grossen Jam̃er / kam im Mayen Ordinantz / daß die Stadt 1 ½ Regiment vom Piccolominischen Volck verpflegen solle: Darzu man Monatlich 3200. Gulden geben muste. Als man den 10. May durch einen Commissarium mit den Officirern rechnete / war die Stadt gezwungẽ der Officirer Rechnung / welche sie nach ihrem Beliebẽ gemachet / zu vnderschreiben. Den 31. May waren Herrn Burgermeister vnd Geheimbde [Ratsherren; BW] in Arrest / in deme die Officirer viel tausent Gulden begehrten. Den 2. Junii haben die Officirer die vornehmbste Häusser bezogen / vnd sich mit Gewalt eingelegt / Geld zu erpressen / wehrete biß auff den 7. Junii. Man forderte das Gericht und Rath zusamen / vmb Mittel zu sehen Gelt auffzubringen / aber es scheinete vnmöglich / also weil nunmehr die Burgerschafft vmb ihr baares Gelt / Gold /Silbergeschirr vnd Kleinodien gäntzlich gekommen / hat man sich resolvirt / den Soldaten Zin / Kupffer vnd Kleider anzubieten. Darauff gieng den 10. Junii das Exequiren widerum an. War ein kläglicher Tag / konnte kein Burger dem andern helffen / bald hörte man wie die Soldaten da / bald dort eingefallen / vnd Gelt presseten. Den 13. Junii war der Rath widerumb arrestirt / vnd Soldaten in der Burger Häuser geschicket / von manchem 200/300/400 biß in 500 fl. zuerpressen: Da man sich dann mit ihnen vergleichen / oder so lang zu Essen vnd zu Trincken geben müssen. Wie sich dann befunden / dass sie auff die 2049. fl. von den Burgern in ihren Häusern erpresst: auch 160. Kühe vñ 60. Pferdt ihnẽ weg genom̃en / solches auch vnder grossem heulen vnd wehklagen der armen Burger / vnd ihren kleinen Kindern fort biß nach Ochsenhausen getriben / doch hernacher widerumb allher gebracht / vnd auff 30. Stuck an ihrer Forderung in behalten. Als man ihnen nun satisfaction gegeben / an Vieh / Gelt / Geltswerth vnd Obligationen / etlich tausent Gulden betreffent / seyn sie (die vom Beckischen Regiment) den 17. Junii weggezogen / worauff die Stadt widerumb etwas Lufft / vnd die Schlüssel zu den Thoren bekommen. Es befande sich nach ihrem Abzug / als die Rechnungen von Biberach / Ravenspurg / Kauffbeuren / Leutkirch vnd vnserer Stadt zusamen getragen wurden / daß die Beckische [Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec]; BW] Soldaten / diese bemelte Stätt innerhalb 5. Monaten auff die 130000. fl. gekostet“.
[56] unturbiert: ungestört.
[57] expresse: ausdrücklich.
[58] prätendieren: einfordern.
[59] einziger.
[60] Schrobenhausen [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 680f.
[61] Leopold Wilhelm Erzherzog v. Österreich [5.1.1614 Wiener Neustadt-20.11.1662 Wien] Bischof v. Straßburg (1625-1662) u. Passau (1625-1662), Erzbischof v. Magdeburg (1629-1635), Olmütz (1637-1662), Breslau (1655-1662) und Halberstadt (1627-1648), Administrator v. Hersfeld, Fürstabt v. Murbach u. Lüders, Hoch- u. Deutschmeister (1641-1662), Generalstatthalter der Spanischen Niederlande (1646-1656), Oberbefehlshaber über die kaiserlichen Truppen u. kaiserlicher Generalissimus (seit 1639). 1640 Siege über die schwedischen Truppen in Böhmen u. Niedersachsen, Frühjahr 1641 militärische Erfolge in der Oberpfalz und Entsatz Regensburgs mit Rückzug Johan Banérs, am 2.11.1642 Niederlage in der 2. Schlacht bei Breitenfeld u. Niederlegung des Oberkommandos, 1645 neuerliche Ernennung zum kaiserlichen Oberbefehlshaber u. Abgabe der Erzbistümer Magdeburg u. Bremen, Spätherbst 1646 Ernennung zum Generalstatthalter der Spanischen Niederlande durch Philipp IV., 30.1.1648 Frieden Spaniens mit der Republik der Vereinigten Niederlande, 20.8.1648 Niederlage in der Schlacht bei Lens, 21.1.1656 päpstliche Bestätigung der Wahl Leopold Wilhelms zum Bischof v. Breslau 1655, 1656 Niederlegung des Amtes des Generalstatthalters. 1657 versuchten einflussreiche katholische Kreise, Leopold Wilhelm für eine Kaiserkandidatur zu gewinnen. Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.
[62] N Cülman [ – ], kaiserlicher Obrist ? bisher nicht identifiziert. Um Hinweise wird gebeten !
[63] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold u. die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl v. Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts u. Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute v. ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments v. 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments v. 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 u. 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 u. 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 u. 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 u. 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 u. 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, vom Vorgänger übernommen u. oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet u. kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[64] Jan Freiherr v. Werth [1594 Büttgen-16.9.1652 Benatek], bayerischer, kaiserlicher General der Kavallerie. Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth; KAISER: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/W/Seiten/JanvonWerth.aspx [17.6.2014].
[65] N Löber [Lober] [ – ], schwedischer Rittmeister.
[66] Anna Margareta Gräfin Wrangel, geb. v. Haugwitz [26.1.1622 Calbe-20.3.1673 Stockholm], Gemahlin Carl Gustav, unter http://www.geocities.ws/calbegeschichte/Haugwitz.html; https://web.archive.org/web/20060222085359/http://de.geocities.com/steinmetz41/maintext.htm.
[67] N Schaller [ – ], pfalz-neuburgischer Geheimsekretär.
[68] Monheim [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 459f.
[69] Graisbach, heute Ortsteil von Marxheim LK Donau-Ries].
[70] Rennertshofen [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VI, S. 620f.
[71] sub volanti: offen.
[72] Velburg [LK Neumarkt/OPf.]; HHSD VII, S. 766f.
[73] Nordgau: Der Nordgau umfasste seit dem 7. Jahrhundert n. Chr. die Gebiete nördlich der Donau zwischen Neuburg an der Donau und Regensburg, die später bis zum oberen Main und seit 1060 in das Egerland ausgedehnt wurden. Das Gebiet stand im Laufe der Zeit unter der Herrschaft der Karolinger, der Luitpoldinger, der Markgrafen von Schweinfurt (939–1003), der Grafen von Sulzbach und der Diepoldinger-Rapotonen. Ende des 12. Jahrhunderts fassten die Grafen von Wittelsbach Fuß, die 1255 als Herzöge von Bayern den größeren Teil des Gebietes erwerben konnten und in das Stammesherzogtum Baiern eingliederten. Als Folge der wittelsbachischen Zweiteilung des Jahres 1329 veränderte sich der Name in Obere Pfalz [wikipedia].
[74] mora periculum: eigentlich periculum in mora: Gefahr im Verzug.
[75] interponieren: vermitteln, Rechtsmittel einlegen.
[76] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.
[77] Gundelfingen a. d. Donau [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 257ff.
[78] Höchstädt a. d. Donau [LK Dillingen]; HHSD VII, S. 301f.
[79] Kaisheim [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 335f.
[80] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[81] Rain am Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 599f.
[82] Reichertshofen [LK Pfaffenhofen an der Ilm].
[83] verhergen: verwüsten, zerstören, verderben, plündern.
[84] Im Fürstentum Pfalz-Neuburg wurde nach dem neuen Stil der Zeitrechnung datiert.
[85] Ansinnen.
[86] Magdalena v. Bayern [4.7.1587 München-25.9.1628 Neuburg], Pfalzgräfin v. Neuburg u. Herzogin v. Jülich-Berg, Schwester Maximilians I. v. Bayern.
[87] Bartold [Berthold] Hartwig [Bartle Hartwigle] v. Bülow [Bilau, Billau, Pilau, Bullau] auf Hundorf [7.4.1611-19.11.1667 Wolgast], schwedischer Obrist. Nach http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=16223 am 19.10.1667 in Wolgast verstorben.
[88] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[89] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.
[90] Fourier, Fouragier, Fourageur: Der Fourier übte eine ähnliche Aufgabe wie der Quartiermeister aus, indem er vor allem die Verpflegung der Truppe u. die Beschaffung v. Viehfutter in den besetzten Gebieten sicherstellen sollte. Geschickte Fouriere konnten gerade in ausgezehrten Landstrichen wichtig für das Überleben der Einheiten werden. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 24 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Die herbei geschafften Nahrungsmittel stammten zum größten Teil aus Plünderungen. Daneben leisteten die z. T. weit herum kommenden Fouriere auch Kundschafterdienste. KELLER, Die Belagerung, S. 80: „Die Fouriere haben blinde Namen gemacht, nämlich von den Reichen Geld genommen, hernach den Armen Geld für das Quartiergeld auferlegt oder einen Soldaten (in sein Haus) eingelegt“.
[91] Kornett [schwed. kornett, dän. cornet]: Der Kornett führte die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entsprach der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold;  z. T. wurden allerdings 240 Rt. (!) in besetzten Städten (1626) erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermarck, S. 15). Sein Anteil an 1.000 Rt. Beute u. Ranzion betrug 17 Rt. 60 Alb. 2 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. => Fähnrich; Fahne.
[92] Reinhold v. Rosen [Rosa, Rosau, Roß], der „Gute“, Herr v. Bollweiler u. Herrenstein [nach 1595, um 1604 Ninigall, Livland – 8./18.12.1667 Schloss Dettweiler, Kr. Zabern; Elsass], schwedisch-französischer Obrist, Generalmajor.
[93] Landshut; HHSD VII, S. 386ff.
[94] Geschrei: Gerücht.
[95] Ingolstadt; HHSD VII, S. 326ff.
[96] Sukkurs, secours: Hilfe, Ersatz; Beistand, Nachschub.
[97] ut in literis: in diesem Schreiben.
[98] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 17.11./27.11.1646, präsentiert Penzberg, 22.11./2.12.1646 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[99] Camillo Boccamaggiore [Bocca major], Freiherr v. Cropelli [ – ], Obriststallmeister Leopold Wilhelms, Obrist.
[100] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Teilnahme am Böhmischen Krieg, unter Pappenheim Dienst als Obristleutnant, 1627 wurde er Kommandant der Leibgarde Wallensteins, Teilnahme am Mantuanischen Erbfolgekrieg u. am 16.11.1632 an der Schlacht bei Lützen, Mitunterzeichner des 1. Pilsener Revers u. Hauptakteur bei der Verschwörung gegen Wallenstein, danach erhielt er reiche Schenkungen in Böhmen, er war kaiserlicher Feldmarschall in der Schlacht v. Nördlingen am 5./6.9.1634, es folgten Kämpfe in Lothringen, am 7.6.1639 Sieg über die französische Armee unter Feuquières bei Diedenhofen (Thionville) u. Ernennung zum kaiserlichen Geheimen Rat bzw. zum Herzog v. Amalfi durch Philipp IV. v. Spanien, am 5.9.1639 Ernennung zum Befehlshaber der kaiserlichen Hauptarmee in Böhmen. Nach mehreren Niederlagen u. der Katastrophe Piccolominis u. Erzherzog Leopold Wilhelms gegen Torstensson in der Schlacht bei Breitenfeld am 2.11.1642 legte er den Oberbefehl nieder, 1644 war er erneut bei den Kämpfen der Spanier in den Niederlanden aktiv, 26.5.1648 Ernennung zum Generalleutnant, Einsatz als Prinzipalgesandter bei den Nürnberger Verhandlungen zur Umsetzung des Westfälischen Friedens (Mai 1649-Juli 1650), 1650 Erhebung in den Reichsfürstenstand. Vgl. BARKER, Piccolomini, S. 322-369, WOLTZ, Piccolomini, S. 93-145. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[101] TOEGEL, Der Kampf, Nr. 923, S. 295.
[102] Günzburg [LK Günzburg]; HHSD VII, S. 259.
[103] Kriegsgefangene: Zur Gefangennahme vgl. die Reflexionen des schottischen Söldners Monro bei MAHR, Monro, S. 46: „Es ist für einen Mann besser, tüchtig zu kämpfen und sich rechtzeitig zurückzuziehen, als sich gefangennehmen zu lassen, wie es am Morgen nach unserem Rückzug vielen geschah. Und im Kampf möchte ich lieber ehrenvoll sterben als leben und Gefangener eines hartherzigen Burschen sein, der mich vielleicht in dauernder Haft hält, so wie viele tapfere Männer gehalten werden. Noch viel schlimmer ist es, bei Gefangennahme, wie es in gemeiner Weise immer wieder geübt wird, von einem Schurken nackt ausgezogen zu werden, um dann, wenn ich kein Geld bei mir habe, niedergeschlagen und zerhauen, ja am Ende jämmerlich getötet zu werden: und dann bin ich nackt und ohne Waffen und kann mich nicht verteidigen. Mein Rat für den, der sich nicht entschließen kann, gut zu kämpfen, geht dahin, daß er sich dann wenigstens je nach seinem Rang gut mit Geld versehen soll, nicht nur um stets selbst etwas bei sich zu haben, sondern um es an einem sicheren Ort in sicheren Händen zu hinterlegen, damit man ihm, wenn er gefangen ist, beistehen und sein Lösegeld zahlen kann. Sonst bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich zu entschließen, in dauernder Gefangenschaft zu bleiben, es sei denn, einige edle Freunde oder andere haben mit ihm Mitleid“. Nach Lavater, Kriegs-Büchlein, S. 65, hatten folgende Soldaten bei Gefangennahme keinerlei Anspruch auf Quartier (Pardon): „wann ein Soldat ein eysen, zinne, in speck gegossen, gekäuete, gehauene oder gevierte Kugel schiesset, alle die gezogene Rohr und französische Füse [Steinschloßflinten] führen, haben das Quartier verwirkt. Item alle die jenigen, die von eysen geschrotete, viereckige und andere Geschröt vnd Stahel schiessen, oder geflammte Dägen, sollt du todt schlagen“. Leider reduziert die Forschung die Problematik der de facto rechtlosen Kriegsgefangenen noch immer zu einseitig auf die Alternative „unterstecken“ oder „ranzionieren“. Der Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet zu 1633; STEMMLER, Tagebuch 1. Bd., S. 415: „Der Bürger August Diem sei sein Mitgefangener gewesen, für den er, falls er nicht auch in dieser Nacht entkommen sei, fürchte, daß er heute durch Aufhängen umkomme. Dieser sei, schon vorher verwundet, von den Franzosen an den Füßen in einem Kamin aufgehängt und so lange durch Hängen und Rauch gequält worden, bis das Seil wieder abgeschnitten worden sei und er gerade auf den Kopf habe herabfallen dürfen“. Soldaten mussten sich mit einem Monatssold  freikaufen, für Offiziere gab es je nach Rang besondere Vereinbarungen zwischen den Kriegsparteien. Das Einsperren in besondere Käfige, die Massenhinrichtungen, das Vorantreiben als Kugelfang in der ersten Schlachtreihe, die Folterungen, um Auskünfte über Stärke u. Bewegung des Gegners zu erfahren, die Hungerkuren, um die „Untersteckung“ zu erzwingen etc., werden nicht berücksichtigt. Frauen, deren Männer in Gefangenschaft gerieten, erhielten, wenn sie Glück hatten, einen halben Monatssold bis zwei Monatssolde ausgezahlt u. wurden samt ihren Kindern fortgeschickt. KAISER, Kriegsgefangene; KROENER, Soldat als Ware. Die Auslösung konnte das eigene Leben retten; SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Zu gleicher zeitt [August 1630] haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd nacher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächte sein sollen, dahero weiln rittmeister Gintfeld eine gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen worden“. Teilweise beschaffte man über sie Informationen; SEMLER, Tagebücher, S. 70 (1633): „Wie beschehen vnd seyn nahendt bei der statt [Überlingen; BW] vier schwedische reütter, so auf dem straiff geweßt, von vnsern tragonern betretten [angetroffen; BW], zwen darvon alsbald nidergemacht, zwen aber, so vmb quartier gebeten, gefangen in die statt herein gebracht worden. Deren der eine seines angebens Christian Schultheß von Friedland [S. 57] auß dem hertzogthumb Mechelburg gebürtig vnder der kayßerlichen armada siben jahr gedient vnd diesen sommer zu Newmarckht gefangen vnd vndergestoßen [am 30.6.1633; BW] worden: der ander aber von Saltzburg, vnderm obrist König geritten vnd zu Aichen [Aichach; BW] in Bayern vom feind gefangen vnd zum dienen genötiget worden. Vnd sagte der erste bei hoher betheurung vnd verpfändung leib vnd lebens, dass die schwedische vmb Pfullendorff ankomne vnd noch erwartende armada 24 regimenter starck, vnd werde alternis diebus von dem Horn vnd hertzogen Bernhard commandirt; führen 4 halb carthaunen mit sich vnd ettlich klainere veld stückhlin. Der ander vermainte, daß die armada 10.000 pferdt vnd 6.000 zu fůß starckh vnd der so geschwinde aufbruch von Tonawerd [Donauwörth; BW] in diese land beschehen seye, weiln man vernommen, dass die kayserische 8000 starckh in Würtemberg eingefallen“. Auf Gefangenenbefreiung standen harte Strafen. Pflummern hält in seinem Tagebuch fest: „Martij 24 [1638; BW] ist duca Federico di Savelli, so in dem letzsten vnglückhseeligen treffen von Rheinfelden den 3 Martij neben dem General von Wert, Enckefort vnd andern obristen vnd officiern gefangen vnd bis dahin zu Lauffenburg enthallten worden, durch hilff eines weibs auß: vnd den bemellten 24 Martij zu Baden [Kanton Aargau] ankommen, volgenden morgen nach Lucern geritten vnd von dannen nach Costantz vnd seinem vermellden nach fürter zu dem general Götzen ihne zu fürderlichem fortzug gegen den feind zu animirn passirt. Nach seinem außkommen seyn ein officier sambt noch einem soldaten wegen vnfleißiger wacht vnd der pfarherr zu Laufenburg neben seinem capellan auß verdacht, daß sie von deß duca vorhabender flucht waß gewüßt, gefänglich eingezogen, die gaistliche, wie verlautt, hart torquirt [gefoltert; BW], vnd obwoln sie vnschuldig geweßt, offentlich enthauptet; die ihenige fraw aber, durch deren hauß der duca sambt seinem camerdiener außkommen, vnd noch zwo personen mit růthen hart gestrichen worden“. Der Benediktiner-Abt Gaisser berichtet über die Verschiffung schwedischer Gefangener des Obristen John Forbes de Corse von Villingen nach Lindau (1633); STEMMLER, Tagebücher Bd. 1, S. 319: „Abschreckend war das Aussehen der meisten gemeinen Soldaten, da sie von Wunden entkräftet, mit eigenem oder fremdem Blute besudelt, von Schlägen geschwächt, der Kleider und Hüte beraubt, viele auch ohne Schuhe, mit zerrissenen Decken behängt, zu den Schiffen mehr getragen als geführt wurden, mit harter, aber ihren Taten angemessener Strafe belegt“. Gefangene waren je nach Vermögen darauf angewiesen, in den Städten ihren Unterhalt durch Betteln zu bestreiten. Sie wurden auch unter Offizieren als Geschenk gebraucht; KAISER, Wohin mit den Gefangenen ?, in: http://dkblog.hypotheses.org/108: „Im Frühsommer 1623 hatte Christian von Braunschweig, bekannt vor allem als ‚toller Halberstädter’, mit seinen Truppen in der Nähe Göttingens, also im Territorium seines älteren Bruders Herzog Friedrich Ulrich, Quartier genommen. In Scharmützeln mit Einheiten der Armee der Liga, die damals im Hessischen operierte, hatte er einige Gefangene gemacht. Was sollte nun mit diesen geschehen? Am 1. Juli a. St. wies er die Stadt Göttingen an, die gefangenen Kriegsknechte nicht freizulassen; vielmehr sollte die Stadt sie weiterhin ‚mit nottürfftigem vnterhalt’ versorgen, bis andere Anweisungen kämen. Genau das geschah wenige Tage später: Am 7. Juli a. St. erteilte Christian seinem Generalgewaltiger (d. h. der frühmodernen Militärpolizei) den Befehl, daß er ‚noch heutt vor der Sonnen vntergangk, viertzig dero zu Göttingen entthaltenen gefangenen Soldaten vom feinde, den Lieutenantt vnd Officiers außsgenommen, Laße auffhencken’. Um den Ernst der Anweisung zu unterstreichen, fügte er hinzu, daß dies ‚bei vermeidung vnser hochsten vngnad’ geschehen solle. Der Generalgewaltiger präsentierte daraufhin der Stadt Göttingen diesen Befehl; bei der dort überlieferten Abschrift findet sich auf der Rückseite die Notiz vom Folgetag: ‚Vff diesen Schein seindt dem Gewalthiger 20 Gefangene vff sein darneben mundtlich andeuten ausgevolgtt worden’. Der Vollzug fand also offenbar doch nicht mehr am 7. Juli, am Tag der Ausfertigung des Befehls, statt. Aber es besteht kaum ein Zweifel, daß zwanzig Kriegsgefangene mit dem Strang hingerichtet wurden. (StA Göttingen, Altes Aktenarchiv, Nr. 5774 fol. 2 Kopie; der Befehl an die Stadt Göttingen vom 1.7.1623 a.St. ebd. fol. 32 Ausf.)“. Bericht aus Stettin vom 8.4.1631; Relation Oder Bericht Auß Pommern. o. O. 1631: „Den 27. Martii sind alhier 108 gefangene eingebracht deren nach mehr folgen sollen / die werden alle in Schweden ins bergwerck gesand / das sie etwas redliches arbeiten lernen“. Teilweise wurden Gefangene auch unter den Offizieren verkauft; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 607 (Schweinfurt 1645). Zur Problematik vgl. KAISER, Kriegsgefangene in der Frühen Neuzeit, S. 11-14. 1633 kostete die Auslösung bei der Kavallerie: Obrist 600 Rt. aufwärts, Obristleutnant 400 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Rittmeister 200 Rt., Kapitänleutnant 70 Rt., Leutnant 60 Rt. bis 10 Rt. für einen Marketender, nach der Schlacht bei Jankau (1645) Obrist 1000 Rt., Obristleutnant 500 Rt., Obristwachtmeister 300 Rt., Hauptmann 75 Rt., Kapitänleutnant u. Leutnant 50 Rt.; GANTZER, Archivalien, S. 40f. Einfache Soldaten sollten gegenseitig um einen Monatssold ausgelöst werden.
[104] Kriegsgefangene genossen keinen Schutz: es gab im Prinzip nur drei Möglichkeiten: die Untersteckung, die Ranzionierung bzw. die Hinrichtung, je nach der Laune des zuständigen Kommandierenden.
[105] Patrouillen.
[106] alert: wachsam.
[107] Was der Aussage Boccamaggiores im kaiserlichen Lager widersprach. Vgl. TOEGEL, Der Kampf, Nr. 923, S. 295.
[108] Bobingen [LK Ausgsburg].
[109] Lechhausen, heute Stadtteil von Augsburg.
[110] Zahl wurde gestrichen.
[111] Grundlegend ist hier ALBRECHT, Maximilian I.
[112] Wahrscheinlich v. Steineckers Regimentssekretär bereits unterstrichen.
[113] Generalfeldzeugmeister [schwed. General för Artilleriet]: Der Generalfeldzeugmeister war Befehlshaber der dritten, wenn auch teilweise gering geschätzten Truppengattung, der Artillerie; bei Beförderungen wurden die vergleichbaren Ränge bei der Kavallerie, dann der Infanterie bevorzugt. Der Rang umfasste das Kommando über Artillerie. Er erhielt nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) monatlich 1.200 fl.Ihrem Befehlshaber fielen die sogenannten „Glockengelder“  [Geld, womit eine eroberte Stadt, die sich vom groben Geschütze hat beschießen lassen, ihre Glocken und ihr Kupfergeschirr, welches alles herkömmlich der Artillerie des Eroberers heimfällt, wieder erkaufen oder einlösen muß. KRÜNITZ, Enzyklopädie Bd. 19, S. 192], zu, wenn man während der Belagerung etwa bei Sturmläufen hatte die Glocken läuten lassen, was nach dem „Recht“ des Siegers 12.000 fl. [zum Vergleich: 1634 wurde ein Bauernhof mit 8.-1.000 fl., ein  kleines Schloss mit 4000 fl. veranschlagt; MATHÄSER, Friesenegger, S. 51] und mehr sein konnte. Wurde das Geld nicht aufgebracht, wurden die Glocken als Rohmaterial für den Geschützguss eingeschmolzen. Vgl. auch HOCHEDLINGER, Des Kaisers Generäle. Ihm unterstanden die Schanzmeister u. die Brückenmeister, zuständig für Wege-, Brücken-, Lager- u. Schanzenbau sowie die Anlage v. Laufgraben vor Festungen.
[114] Arvid [Arwid, Ernst, Arfulch] Wittenberg [Wittenbergk, Wirtenberg, Wirtenburg, Württemberg(er), Württenberg, Wütenberg, Wüttenberg] v. Döbern u. Nyborg [1606 Porvoo-7.9.1657 Zamość], schwedischer Generalmajor.
[115] Troppau [Opava]; HHSBöhm, S. 625ff.
[116] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 18.11./28.11.1646, präsentiert Günzburg, 21.11./1.12.1646 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[117] Babenhausen [LK Unterallgäu]; HHSD VII, S. 55f.
[118] Trompeter: Eigener, mit 12 fl. monatlich – teilweise wurden in besetzten Städten 12 Rt. (18 fl.) herausgepresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15); Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461 –  ein recht gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs u. bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.
[119] Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff. Vgl. MELZER, Geschichte 1. Bd.
[120] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.
[121] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 19.11./29.11.1646, präsentiert Babenhausen, 26.11./6.12.1646 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[122] Franz Graf Fugger-Weißenhorn-Nordendorf [10.8.1612-22.7.1664 St. Gotthard/Raab], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister. Vgl. MEYER, Franz Fugger. Vgl. MEYER, Franz Fugger.
[123] Blutbann: die peinliche Gerichtsbarkeit (peinlich bezieht sich auf das lateinische poena ‚Strafe‘) über Straftaten, die mit Verstümmelungen oder mit dem Tode bestraft werden konnten, also „blutige Strafen“ waren. Dies waren vor allem Straftaten wie Raub, Mord, Diebstahl, sexuelle Belästigung, Vergewaltigung, homosexueller Geschlechtsverkehr, Hexerei oder Zauberei u. Kindesmord [nach Wikipedia].
[124] LILIEN, Blüthe des Fuggerischen Geschlechtes, S. 99.
[125] Behuf: Notdurft, Nutzen, Absicht, Ansinnen, Intention, Plan, Vorhaben, Zweck.
[126] Verpflegung, Verpflegungsordonnanz: Die Verpflegungsordonnanz sollte in allen Armeen die Verpflegung der Truppen verbindlich festlegen, was aber in der Kriegs- u. Alltagswirklichkeit nicht immer zu leisten war. 1619 mussten ins Lager bei Themar geliefert werden: Rindsmäuler, Gelüng, Rindsmagen, Gekröse, Sülze, Zungen, Rindsherz, Rindsfüße, Rehwild geliefert werden. Dazu kamen Konfekt, Mandeln, Rosinen, Feigen, Nürnberger Küchlein (Lebkuchen), Reis, Muskatblüten, Peffer, Nelken. Vgl. ERB, Die ersten Kriegsereignisse, S. 10f. Aus der Verpflegungsordnung Tillys vom 16.10.1623 geht hervor, welche Mengen an Nahrungsmitteln in den besetzten Gebieten zur Verfügung gestellt bzw. durch Zahlungen (als Teil des Soldes, der nicht oder nur in großen Abständen eintraf) abgelöst werden mussten. So hatte bereits ein Rittmeister samt Anhang pro Tag Anspruch auf vier Maß Wein, zwanzig Maß Bier, zwanzig Pfd. Brot, zwölf Pfd. Fleisch, zwei Hennen u. ein halbes Schaf – dazu kamen die üblichen Extravaganzen, die aus weit entfernten Orten geholt wurden – , was natürlich auch für seine Dienerschaft berechnet war. PAPKE, Landsknechte, S. 22:Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“. Eigentlich durfte nur der übliche Servis gefordert werden: die dem oder den einquartierten Soldaten zu gewährende Unterkunft u. Verpflegung, festgelegt in den jeweiligen Verpflegungsordnungen. „Servis“ definiert sich als die Abgaben des Hauswirts an den/die einquartierten Soldaten an Holz, Licht u. Liegestatt (Heu u. Streu), im Niedersächsischen kam noch Salz dazu; Kleidung, Ausrüstung etc., wurden verbotenerweise verlangt; Essen u. Trinken fielen auch nicht darunter, wurden aber trotzdem eingefordert. Stattdessen konnte auch die sogenannte „Lehnung“ gegeben werden. Alle zehn Tage war diese Lehnung für die schwedischen Truppen zu entrichten, bei den unteren Chargen für Kapitän 12 Rt., Leutnant u. Fähnrich 10 Rt., Sergeanten, Fourier, Führer, Musterschreiber u. Rüstmeister zusammen 12 Rt., Trommelschläger, Pfeifer zusammen 6 Rt., Korporal 2 Rt., sowie den untersten Dienstchargen gestaffelte Beträge in Groschen. Für die Konstanzer Garnisonstruppen war 1633 festgelegt; BEYERLE, Konstanz, S. 35f.: „Jedem Hauptmann wöchentlich 1 ½ Eimer [1 Eimer = 293,92717 Liter; BW] Wein, 20 fl. Geld, täglich 6 Brote, sowie Unterhalt für 6 Pferde; der Leutnant erhielt wöchentlich 24 Quart Wein und 6 fl., täglich 3 Brote und Unterhalt für 1 Pferd; der Fähnrich wöchentlich 17 Quart Wein und 4 fl. Geld, täglich 2 Brote und Unterhalt für 1 Pferd; dem gemeinen Soldaten waren täglich 2 Pfd. Brot, eine Maß [1, 83 Liter; BW] Wein und wöchentlich 7 Batzen für das Fleisch zu verabreichen. Die große Schar der niederen Offiziere wie Feldwebel, Feldschreiber, Feldscherer, Fouriere und Korporale sollte ‚durch gemeine Bürgerschaft kostiert und nach eines jeden Hausvaters Vermögen unterhalten werden’ “. Selbst einem Regimentsschreiber mit monatlich 20 fl. Sold standen täglich 3 Portionen Brot zu je 1 ½ Pfd., 4 ½ Pfund, Fleisch, 4 ½ Maß Bier sowie 20 Pfd. Futter für 2 Pferde zu; KÖNNECKE, Grimmelshausen 2. Bd., S. 365. Nach der Verpflegungsordnung Gustav Adolfs II. vom 13.5.1632 für das Herzogtum Franken hatte ein Obrist Anspruch auf täglich 12 Mahlzeiten, bestehend aus je 12 Gerichten (im Wert von je 1/8 Rt). Im Oktober 1623 hatte Tillys Verpflegungsordnung für die Reiterei festgelegt: Rittmeister 4 Maß Wein, 20 Pfund Brot, 20 Maß Bier, 12 Pfund Fleisch, 2 Hennen u. ein halbes Schaf. Ein reformierter Leutnant, Kornett oder Quartiermeister sollten 8 Maß Bier, 8 Pfund Brot u. 4 Pfund Fleisch sowie ein Viertel v. einem Schaf oder Kalb erhalten. Einem Jungen oder einem Weib standen 1 Pfund Fleisch, 2 Pfund Brot u. 1 Maß Bier zu. BARNEKAMP, Sie hausen uebell, S. 42. Dazu kamen für den gemeinen Soldaten in der Regel täglich 2 Pfund Brot (zu 8 Pfennig), 1 Pfund Fleisch (zu 16 Pfennig) u. 1 Kanne Einfachbier (2, 02 Liter zu 8 Pfennig). Statt Fleisch konnten auch Fisch, Butter oder Käse gegeben werden. Zwei Heringe entsprachen 1 Pfund Fleisch, eine Henne ersetzte 1, 5 Pfund Fleisch. Selbst diese Rationen wurden oft v. den Offizieren noch unterschlagen. Nach der kursächsischen Verpflegungsordnung (1632); SPARMANN, Dresden, S. 61, hatten ein Rittmeister u. ein Hauptmann Anspruch auf 6 Essen, Käse, Brot, ein Tischtrunk Bier; ein Leutnant bzw. ein Fähnrich auf 4 Essen nebst einem, Tischtrunk Bier; Führer, Fourier, Feldwebel, gemeiner Webel, Reiter auf 3 Essen (Suppe – Gericht Fleisch u. Zugemüse – Käse, Butter) nebst 4 Kannen Bier pro Tag; gemeiner Knecht zu Fuß, Dragoner auf 2 Pfund Brot, 2 Pfd. Fleisch, 3 Kannen Bier. Der Erfurter Rat hält am 16.11.1641 die Klagen dreier gefangener Reiter des Regiments Hatzfeldt fest: „[Sie] berichteten [sie] wehren 5 tage von ihrem Regimente gewesen, undt nach einem Stücke brodts geritten, sie bekömen [sic] gantz nichts, wenn ihnen auch gleich Commiß[brot] zugesendet wehre, bekömen sie doch nichts: sondern die officirer behieltten solches alles vohr sich allein, [Sie] wussten auch nicht wo sie hin soltten, sie hetten deswegen von ihren officirern gantz nichts gehöret“. Zitiert bei BERG, Regulating war, S. 15; vgl. auch KUPER, Feuer, S. 104. So der kaiserliche Feldmarschall Melchior v. Hatzfeldt 1642: „Denn arm und hungrig zu sein, macht schlechte Curagi – wo nit anderes, davor uns der liebe Gott behüte“. ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 43. Der Salemer Mönch Bürster (1644); WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 196: „Dan ehe muoß der burger sterben zehen mal, ehe der soldat verderben ainmahl“. Die Verpflegung erforderte dennoch riesige Mengen an Schlachtvieh, zumal die Soldaten nur schieres Fleisch verlangten, keine Innereien oder Füße wollten, u. der genießbare Fleischanteil z. B. bei Ochsen zwischen 25 u. 55 % je nach Fütterung lag. Von Oktober bis Dezember sollen kaiserliche Truppen im kaisertreuen Hessen-Darmstadt neben 30 000 Pferden 100.000 Kühe u. 600.000 Schafe erbeutet haben; PARKER, Dreißigjähriger Krieg, S. 250. In Tillys Verpflegungsordnung v. 1627 wie auch in den anderen Ordnungen dieser Art war dagegen der umsichtige Umgang mit Einwohnern ausdrücklich festgelegt. KLOPP, Tilly, S. 546. Zweimal täglich ein Gericht mit zwölf Gängen für einen Obristen war üblich. Vgl. die kaiserliche Einquartierungsordnung Melchior v. Hatzfeldts für Westfalen (1636 III 09): „Wirt ebenmeßigh geklagtt, daß nicht allein die officierer, sondern auch die soldat(en) mitt ubermeßigem banquitier(en), sonderlich mitt verschwendungh vieler weins und geträncks den armen mahn gentzlich außlaugen, derenthalb(en) ein jeder und alle hiemit erinnert, das, was sie dergestalt uppich verzehr(en), ihnen an der contribution abgehe“. SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 127. Bürgermeister u. Rat v. Büren schrieben an die kurfürstlich-kölnischen Beamten in Paderborn u. an den Edelherren Moritz v. Büren über Vorfälle der am 1.4.1626 erfolgten Einlagerung einer Korporalschaft der Leibgarde des ligistischen Generalwachtmeisters Timon v. Lintelo, Büren, 1626 April 15; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 185: „Bey Lübbertt Drevelnn ist ein reformirter corporal, so ein matresse bey sich gehapt, einlogirt gewest. Gleich wie der [Corporal; BW] einkommen, hat ihme der wirt nach zustandtt dieser orther unnd settigungh eines ehrlichen menschenn gnugsame speißenn, alß nemblich saurs krautt mit einer bratt- oder metwurst, ein schaffschinckenn, ein stück gerauchert rindtfleisch, ein außgeweßerten schweinenn potharst, dabei, dabei einen halben schaffenn käß nebenn butter aufgesetztt. Der corporal wirfft die speisenn mehrnntheilß zur dehl hinauß, unnd sagtt mit entrustungh zu seinem wirth, solche speisenn solte er einem hudler gebenn. Ob er meinte, das er ein hudler vor sich hette. (46) Er hette woll beßer speiß dem bettler vor die thuer gebenn etc., unnd will sich nicht stillen laßenn, biß ihme der wirth folgendenn tags nach seinem willenn schincken, hüner, kalbfleisch etc. aufzutragenn verpflichtet“. Nach der schwedischen Kammerordnung, 1635 X 04 (Geheimes Staatsarchiv Berlin-Dahlem I – 34 -179 b) hatte Oxenstierna den Anspruch pro Monat u. gemeinen Reiter auf 4 ½ Rt., 60 Pfd. Brot u. 60 Feldmaß Bier festgelegt. Im Juni 1634 sollte Generalkriegskommissar Ossa Erzherzogin Claudia v. Tirol raten, den nach besserer Verpflegung begehrenden hohenemsischen Soldaten gegebenenfalls durch das Landvolk „die Hälse entzwei schießen“ zu lassen, was Claudia nicht tat, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden; SCHENNACH, Soldat, S. 71. In einem Bericht des Obristleutnants des Regiments Kaspar v. Hohenems (25.8.1632) heißt es; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 336: „daß sie knecht gleichsam gannz nackhent und ploß auf die wachten ziehen und mit dem schlechten commißbroth vorlieb nemmen müessen, und sonderlichen bey dieser kelte, so dieser orten erscheint, da mich, als ich an ainem morgen die wachten und posti visitiert, in meinem mantl und guetem klaidt geforn hat, geschweigen die armen knecht, so übel beklaidt, die ganze nacht auf den wachten verpleiben müessen. So haben sie auch gar kain gelt, das sie nur ain warme suppen kauffen khönnen, müessen also, wegen mangl der klaiser und gelt, mit gwalt verschmachten und erkhranken, es sollte ainen harten stain erbarmen, daß die Graf hohenembsische Regiment gleich von anfang und biß dato so übel, und gleichsam die armen knecht erger alß die hundt gehalten werden. Es were gleich so guet, man käme und thete die armen knecht […] mit messern die gurgel abschneiden, alß das man sie also lenger abmatten und gleichsam minder als einen hundt achten thuett“. Vgl. den Speisezettel vom 1. und 2. März 1637 aus Altenburg; FRITZSCHE, Altenburg, S. 102f.:
„1. März 1637. Mittags
Offizierstisch: Suppe;
Rindfleisch mit Merretich;
Kälberbraten;
Kalbskopf;
Kraut;
1. März 1637. Abends.
Offizierstisch: Sallat;
Gebratene Kälberbrust;
Kapern;
Gehackte Kälberlunge;
Schweinefleisch;
?;
2. März 1637. Mittags.
Tafell: Milch Suppe mit Eyr;
Gefüllte Heringe;
Kälber Nürenbraten;
Gebratenes Kuhfleisch mit Muskatblumen.
Tafell; ander gangk:
Gehakter Magen; Schweinsbraten; Rinderbraten; sauer mit Zwiebel;
Kirschtürtle;
Sauerkraut mit Brautwürsten;
Fische;
Offizierstisch: Suppe;
Rindfleisch;
Kalbskopf;
Nürnbraten;
Euter?stücke mit Rosmarin;
Heringe mit Zwiebel;
Kraut mit Rostbratwürsten.
Gesinde- und Küchentisch:
Rindfleisch:
Suppe;
Heringe;
Kalbfleisch;
Sauerkraut“.
Der kaiserliche Kroatenobrist Hrastowracky verlangte 1628 für seine Küche: NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 83: „Memorial was die Bürger wöchentlich kontribuiren und auf des Herrn Obersten Küchel schaffen sollen. 2 Rinder; 2 Kälber; 16 Hühner; 18 Lämmer; 1 Schwein, 4 indianische Hühner; etliche Vogel; von allerlei Fisch; Weitz- und Rockenmehl; um ein Thaler Essig; 120 Eier; 100 Pf. Butter; 4 Pfd. Reis; 6 Pf. Pflaumen; 2 Pf. Pfeffer, 2 Pf. Ingwer; 2 Pfund Näglein; (Nelken) ½ Pf. Muskatblumen; ¼ Pf. Saffran, 174 gestossenen Zimmt; 2 Pf. kleine und große Rosinen; 24 eingemachte Citronen, 2 Pf. Honig; ½ Thlr. Zwiebeln; ½ Thlr. Petersilie; ½ Thlr. Meerrettig, ½ Thlr. Rettigrüben; ½ Schefl. Salz; 12 Pf. Stockfisch; 1 Schock Plastießen (Plateiße, Schollen); 120 Heringe; 2 Pf. Kapern; 2 Pf. Oliven; 4 Pf. Baumöhl; Saurenkohl; 2 Hut Zucker; 4 Pf. Hirschbrun (Horn ?); ein Fäßlein Neunaugen; 2 Seiten Speck; 4 Faß Bier; 14 Thlr. weiß und schwarz Brodt; 6 Schinken; allerlei Konfekt, jedes 3 Pf.; ein Käse“. 1619 mussten ins Lager bei Themar geliefert werden: Rindsmäuler, Gelüng, Rindsmagen, Gekröse, Sülze, Zungen, Rindsherz, Rindsfüße, Rehwild. Dazu kamen Konfekt, Mandeln, Rosinen, Feigen, Nürnberger Küchlein (Lebkuchen), Reis, Muskatblüten, Peffer, Nelken., S. 22:Ende 1618 wurden Reiter in Altendresden einquartiert. Ihre Verpflegung regelte ein kurfürstliches Mandat vom 8. November. Es sah für ein Frühstück Butterwecken vor sowie Brot, Butter, Käse und Bier. Zum Mittag sollte Suppe geben mit Rahm, Butter, Eiern, Muskatnelken und Semmeln, danach 5 Pfd. Rindfleisch mit Meerrettich, eine Hammelkeule, Zugemüse, Butter und Käse, Brot und Semmeln und pro Person 2 Kannen »hiehisches« Bier. Dazu wurden Salz, Würze, Essig, Schmalz, Holz für den Herd, Licht für Stuben und Ställe gerechnet, für 9 Personen insgesamt 2 Gulden, 11 Groschen, 6 Pfennige. Unkosten für Bett- und Tischwäsche wurden erwähnt, aber nicht berechnet“.
[127] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen u. Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung v. Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen erwarteten je nach Lage der Dinge meist einen ehrenvollen Abzug u. zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Auch wurde festgelegt, z. B. 1634 Landsberg/Warthe beim Abzug der kaiserlichen Garnison; THEATRUM EUROPAEUM 3. Bd., S. 196: „Ingleichen sollen sie vor- vnd bey dem Abzug einigen Einwohner / Bürger vnnd Schutzverwandten / er sey Geist- oder Weltlich / im geringsten nicht beleydigen / vielmehr aber / was jedweder Officierer vnnd Soldat der Burgerschafft schuldig / so entlehnet / oder mit Gewalt abgenommen / vorm Abzug richtig bezahlen“. Vgl. auch die genauen Festlegungen im Akkord von Dömitz (26.12.1631; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 497ff.). Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden, z. B.. wegen der Undiszipliniertheit ihrer Truppen oder weil die Abziehenden gegen den Akkord verstießen, nicht eingehalten. CHEMNITZ über durch Wallenstein gewährten Akkord für die Besatzung von Glogau (1633), Königlichen Schwedischen [ …] Krieg, 1. Buch, 60. Kap., S. 273: „Schrieten also die / darin gelegene / hohe Officirer zum accord / Den der Hertzog von Friedland / mit sack vnd pack / brennenden lunten / fliegenden Fähnlein auszumachiren / vnd gerade auf Landsberg begleitet zu werden / bewilliget / doch schlecht gehalten, in deme Er sie bald vor / bald hinter sich zurücke geführet / dadurch den Soldaten abgemattet / vnd dergestalt schwierig gemacht / das letztlich erst im WinterMonat fast weinig vnd ohngefehr dreyhundert mann davon in Pommern überkommen“. Der Markgröninger Dekan Wendel Bilfinger unter dem 3.12.1634; BILFINGER, Wahrhaffte Beschreibung, S. 233: „Und seind disen tag uf dem Asperg ankommen 3. Stuckh Officiers, ein Leutenant, Fendrich und Corporal, welche von dem Tubadelischen [Georg Christoph v. Taupadel; BW] Volckh, so von Schorndorff außgezogen [25.11. war Schorndorf gefallen; BW], entrunnen, dann ihnen die kaiserische den accord nit gehalten, Sie betrüglicher weiß 6. Tag umbgefüert, hernacher erst gezwungen sich underzustellen, oder sollten nidergemacht werden: Und seind alle Officier dabey gefangen genommen worden“.
[128] in consideration: in Betracht.
[129] sollicitieren: eindringlich bitten, nachsuchen.
[130] disponieren: verteilen, verfügen.
[131] immediate incorporiret: unmittelbar zugehörig.
[132] Marquard II. Schenk v. Castell [10.8.1605 Liebenau-18.1.1685 Regensburg], Fürstbischof v. Eichstätt 1637-1685. Vgl. RAUSCH, Die Reorganisation des Hochstifts Eichstätt.
[133] expressè ordre: ausdrücklichen Befehl.
[134] Page: junger Adeliger, der kleinere Dienstleistungen unter Aufsicht des Kammerherrn in der Umgebung eines Fürsten verrichtete. Er wurde bei Hofe erzogen u. später Offizier oder selber Kammerherr.
[135] Johann [Johan] Reichwaldt [Reichvald, Reichwald, Reichwalt, Rauchwald] [9.11.1609 Semcaden-28.2.1662 Kemnitz], schwedischer Obrist.
[136] feiern.
[137] Behuf: Notdurft, Nutzen, Absicht, Ansinnen, Intention, Plan, Vorhaben, Zweck.
[138] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 21.11./1.12.1646, kein Präsentationsvermerk [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[139] Leutnant [schwed. Löjtnant, dän. Løjtnant]: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-80 fl. – zumindest wurden in den besetzten Städten monatlich 80 Rt. (120 fl.) erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15 -, was etwa dem Sold eines bayerischen Kriegsrats entsprach. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 60  Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Als einer Leutnant einer Streifschar aus einer Garnison erhielt er quasi als Gefahrenzuschlag pro 1.000 Rt. Beute und Ranzion 28 Rt. 54 Alb. 6 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 52f.: „Ein Leutenant wird von dem wörtlein Lieutenant, quasi locum tenens, Ort / Platz / Stell- oder Statthalter eines Capitains genant / diweil er in abwesen seines Capitains desselben Stell  verwaltet / er könnte auch der Unterhaubtmann geheissen werden. Ein solcher sol ein dapferer / aufrichtiger / Kriegsgeübter / und praver Cavalier seyn / und ist dem Capitain der nächste: in dessen abwesen commandiert er follkommen / und hat auch in gegenwart des Capitains den gantzen Befehl über die Compagnie: dann wann dem Capitain von dem Regiment etwas anbefohlen wird / so gibt er dem Leutenant Ordre / wie er sich in einem und anderem verhalten solle / der dann durch seine nachgesetzte Officier den Befehl follstrecken laßt: Dieser sol auch des Capitains guten Namen / Ehr / und Reputation lieb haben und schirmen / alß sein eigen Leben und Ehr / und sich sonderlich dem Capitain um dapfere und versuchte Soldaten umschauen / auch wie er die Soldaten logiren und wol einquartieren möge: Darneben soll er fleissig achtung geben / daß alles gleich zugehe / nach guter ordnung und ohne klag. Alle Abend sol er sich auf der Parade finden lassen / und sehen / wo mangel erscheine: ob auch die Parade / Wacht / und Ordre wol angestellet und gehalten werden: dagegen sol er sich in seinem Commandement gravitetisch und ernsthaft erzeigen / daß ihn seine untergebene Officier und Soldaten ehren / und so wol alß den Capitain fürchten. Die Soldaten werden auch durch ihn gestraft / und ligt ihme aller Last auf dem hals: dann so er die Compagnie nicht versehen müßte / mangelte man keinen Leutenant. Sein Oberwehr ist eine Partisane / er thut keine Wacht / alß die Haubtwacht / da die Compagnie wachet. Er sol auch die Corporalschaften an Mannschaft gleich außtheilen / und keiner mehr versuchte Soldaten geben alß der anderen / daß einer die besten / ein anderer aber die schlechtesten Soldaten habe / woran in einer Occassion vil gelegen ist: Er sol den strafwürdigen streng / den gehorsamen aber gutthätig seyn: Er sol auch aller Soldaten humores erkennen. In summa / er sol wüssen in abwesen des Capitains die Compagnie mit satsamer genugthuung zuregieren / alß wann der Capitain selbst zugegen were / und beyde Officia unklagbar zuverwalten“.
[140] N Riesengrün [Reisengrün, Risengrün, Rüsengrün] [ – ], schwedischer Obrist.
[141] Hans [Johann] v. Jurgas [Zürgaß, Görries v. Gorgaß ?] [ – ], schwedischer Obrist.
[142] Robert [Rupert] Douglas [Duclas, der Lebhafte; Duglaß, Duclas] of Whittinghame, Freiherr [1651], Graf [1654] [17.3.1611 Standingstone/ Schottland-28.5.1662 Stockholm], schwedischer Obrist, Generalleutnant. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2378. (dort wie immer weiterführende Literatur); BERG; LAGERCRANTZ, Scots in Schweden; MAIDMENT, Collection, S. 331ff.
[143] Korporal [schwed. korpral, dän. korporal]: Der Korporal war der unterste Rang der Unteroffiziere, der einen Zug als Teil der Kompanie führte. Er erhielt in der kaiserlichen Armee (1630) 12 fl. Sold monatlich; „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“. Das entsprach immerhin dem Jahreslohn eines Ochsenknechtes, in besetzten Städten (1626) wurden z. T. monatlich 24 Rt. erpresst; HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 16 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 461. DESING, Historia auxilia 2. Bd., S. 186: „Corporal ist ein Unter-Officier, der viel zu thun hat: Darumb seynd bey einer Compagnie zwey, drey oder vier. Für seine 15. Mann, welche man eine Rott nennt, empfängt er vom Capitain d’Armes das Gewehr, vom Fourier das Quartier, vom Muster-Schreiber das Geld, vom Sergeanten die Ordre, gehört nit zur Prima plana“. LAVATER, KRIEGSBüchlein, S. 60: „Die Corporalen sollen gute / redliche / und versuchte Soldaten seyn / die schreiben / lesen / und rechnen können. In dem commandieren sollen sie gleiche ordnung halten / die Schiltwachten zu guter zeit aufstellen / und ihr Ansehen bey den Soldaten erhalten: Sie sollen gantz eiserne Ladstecken / Krätzer / und Kugelzieher an ihren Musqueten haben / daß sie den Soldaten zu hülff kommen mögen“.
[144] Johan Mauritz Hermansson Wrangel, friherre Wrangel af Lindeberg [1653] [16.5.1616 Stockholm-30.1.1665 Munsö], schwedischer Generalmajor, Sohn des Herman Wrangel u. Bruder Carl Gustav Wrangels.
 Vgl. http://www.adelsvapen.com/genealogi/Wrangel_af_Lindeberg_nr_41.
[145] Pfaffenhofen a. d. Ilm [LK Paffenhofen/Ilm]; HHSD VII, S. 579f.
[146] Dachau [LK Dachau], HHSD VII, S. 129ff.
[147] spargiret: verbreitet.
[148] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.
[149] Metze: 1 Metze (Bayern) = 37,059 Liter.
[150] Johann Graf v. Sporck [Sporgk, Spurgk, Spork, Sperckh] [um 1601 Westerloh-6.8.1679 Heřmanův Městec], kurbayerischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[151] Donation: Schenkung, Übertragung; ursprünglich im Römischen Recht eine unentgeltliche Zuwendung. Diese schwedische Art der „Schenkung“ v. nach dem „Kriegsrecht“ angeeigneten weltlichen u. geistlichen Besitzungen unterschiedlicher Größe wegen rückständigen Solds etc. war jedoch oft nicht kostenlos. Neben der gewöhnlichen Kontribution mussten noch ganz erhebliche Summen aufgebracht werden. So musste sich etwa Bernhard v. Sachsen-Weimar für das „Herzogtum Franken“ verpflichten, innerhalb v. 4 Jahren 600 000 Reichstaler an die Krone Schweden zu bezahlen u. mit den im Heilbronner Vertrag (April 1633) vereinbarten Zahlungen zu beginnen. Zudem wurde Reichskanzler Oxenstierna u. schwedischen Gesandten kostenlose Bewirtung versprochen. Bernhard v. Sachsen-Weimar übernahm auch die hohen Schulden der beiden Stiftern (Würzburg u. Bamberg) u. musste zudem den Schweden den Besitz alles vorhandenen Getreides u. des Weines einräumen. Das „Herzogtum Franken“ bestand vorwiegend aus den Hochstiften Bamberg und Würzburg. Die wichtigen Festungen Königshofen u. Marienberg in Würzburg blieben jedoch in schwedischem Besitz. Vgl. DEINERT, Die Schwedische Epoche; SCHAROLD, Geschichte.
[152] Fulda; HHSD IV, S. 154ff.
[153] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[154] Caspar Ermes [Ermisch, Eermis, Emmes, Armes, Armis, Armiss, Evermes] auf Kochenberg [1592-12./22.5.1648 Erfurt], finnischer Obrist.
[155] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff. Vgl. STIEVERMANN, Erfurt, S. 35ff.
[156] OSCHMANN, Der Nürnberger Exekutionstag 1649, S. 544.
[157] General(feld)wachtmeister [schwed. generalmajor]: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer. In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten u. verwandtschaftlichen u. sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. So erhielt er pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 33 Rt. 26 Alb. Anteil; HOFMANN, Peter Melander, S. 155. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen u. dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen u. dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen u. dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden u. Regimenter im Felde u. beim Marsch.
[158] Wülzburg [Stadt Weißenburg i. Bayern]; HHSD VII, S. 835f.
[159] N Riesengrün [Reisengrün, Risengrün, Rüsengrün] [ – ], schwedischer Obrist.
[160] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 24.11./4.12.1646, präsentiert Babenhausen, 29.11./9.12.1646 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[161] Musketier [schwed. musketerare, musketör]: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 2 – 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet 1634, dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe; SCHLOTTER, Acta, S. 194. Der Bad Windheimer Chronist Pastorius hält unter 1631 fest; PASTORIUS, Kurtze Beschreibung, S. 100: „1631. Den 10. May eroberte der General Tylli die Stadt Magdeburg / plünderte sie aus / eine Jungfrau hatte ihres Bruders Kleider angezogen / und sich in ein groß leeres Weinfaß verstecket / ward endlich von einem Reuter gefunden / der dingte sie für einen Knecht / deme sie auch drey Monat treulich die Pferde wartete / und als in einem Treffen der Reuter umkam / und sie von denen Schweden gefangen gen Erffurt kam / ließ sie sich für einen Musquetirer unterhalten / dienete fünff Jahr redlich / hatte in etlichen Duellen mit dem Degen obsieget / wurde endlich durch eine Müllerin / wo sie im Quartier lag / verrathen / daß sie ein Weib wäre / da erzehlete sie der Commendantin allen Verlauff / die name sie zu einer Dienerin / kleidete sie / und schenckte ihr 100. Ducaten zum Heyrath-Guthe“. Weiter gibt es den Fall der Clara Oefelein, die schriftliche Aufzeichnungen über ihren Kriegsdienst hinterlassen haben soll. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß, S. 43ff., über die Bedienung; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics;  EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[162] Augsburg; HHSD VII, S. 44ff.
[163] Kroaten: kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. Im Dreissigjährigen Krieg dienten rund 30.000 kroatische Söldner in fremden Heeren; http://croatia.ch/kultura/knjizevnost/petkov02.php. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteyen“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Zum anderen handelte es sich bei „Freireutern“ um bewaffnete und berittene Bauern, die über Raubzüge Verwirrung hinter den feindlichen Linien schufen. Sie taten dies entweder mit Erlaubnis ihrer Kommandierenden, als integraler Bestandteil der kaiserlichen Kriegsführung, oder aber unerlaubter Weise – nicht ohne dabei z. T. drakonische Strafen zu riskieren. Diese „Freireuter“ stahlen und plünderten auf Bestellung der eigenen Kameraden sowie der Marketender, die ihrerseits einen Teil ihrer Einnahmen an die Obristen und Feldmarschälle abzuführen hatten. An Schlachten nahmen sie in der Regel nicht teil oder zogen sogar auch in der Schlacht ab. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“ http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’“. METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / on sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“. Gefangene Kroaten wurden von den Schweden in deren Kupferbergwerke verbracht; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 349. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“.
[164] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.
[165] Georg [Johann Ferdinand ?] Creutz [Kreitz, Kreuz] [ – ], kurbayerischer, kaiserlicher Obrist.
[166] Aichach [LK Aichach-Friedberg]; HHSD VII, S. 3.
[167] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung u. zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage v. Belagerungs- u. Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen u. dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen u. schlecht bezahlt wurden. Nach DILICH, Krieges-Schule, S. 42, hatte der Rumormeister „Huren u. Buben“ zu dieser Arbeit zu zwingen. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig u. entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann v. Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl v. Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- u. Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) u. Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig u. sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb;  STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“. Fehlte es auf Grund v. grassierender Pest an zwangsverpflichteten Bürgern, mussten auch Soldatenfrauen Schanzarbeiten leisten. Zur Schanze vgl. auch STUHR, Die Schanze.
[168] Hauptkrankheit, ungarische Krankheit: Hungarica Febris, dt. Ungarisches Fieber, Synonyme: Feldfieber, Soldatenkrankheit, Lagersucht. Die Ungarische Krankheit, die v. der heutigen Medizin als Fleckfieber bezeichnet wird, war eine durch Kleiderläuse bzw. Läusekot übertragene Infektionskrankheit, begleitet v. einem bösartigen, meist tödlichen hitzigen Fieber, das teils mit Flecken, teils mit ‚Raserei‘ u. heftigen Kopfschmerzen, teils mit Furcht u. Delirium, einherging. Namensgebend war, dass erstmals deutsche Soldaten auf Feldzügen in Ungarn an ihr erkrankten. Die unmittelbare Ursache der Krankheit sahen zeitgenössische Mediziner in einer Fäulnis des Blutes, die sie teils auf traurige ‚Begriffe der Lebensgeister‘ zurückführten: auf die Furcht der Soldaten, im Kampf zu sterben, teils auf die erhöhte Konzentration v. Fäulnisteilchen in der Luft, wie sie aus den ungarischen Sümpfen sowie der großen Zahl unbeerdigter Leichen auf den Schlachtfeldern entstand. Förderlich schien darüber hinaus der große Unterschied zwischen den Tages- u. Nachttemperaturen in Ungarn. Sie trat während des Krieges immer wieder auf. Vgl. Art. „Hungarica Febris“, in: ZEDLER, Universal Lexicon Bd. 13, S. 1223-1227; KRÜNITZ, Oekonomische Encyklopädie Bd. 195, S. 684ff.; HAESER, Geschichte der Medicin, S. 476ff.; dazu BÄHR, Semantik. Die Ungarische Krankheit wurde auch als „Hauptkrankheit“ oder „Hirnwurm“ (KRÜNITZ, Oekonomische Encyklopädie Bd. 195, S. 684ff.) bzw. „Lagerseuche“ bezeichnet, weil sie in der Regel mit heftigen Kopfschmerzen u. deliriösen Zuständen einher ging (vgl. s. v. „Delirium“). BÄHR, Semantik. Vgl. auch ZEITFUCHS, Stolberg, S. 313: „Anno 1631. grassirte hier die Haupt-Kranckheit starck / daran ihrer etliche / doch mehrentheils alte Leute sturben / wurden gar wahnwitzig und sinnloß / kriegten auch das Recidiv wohl dreymahl. Hieß bei denen Medicis morbus novus & antea incognitus“. SEMLER, Tagebücher, S. 138f. (1634): „Neben disen vom feindt erlittenen stäthen trangsalen, sorg vnd angsten hatt der allmächtige zumaln die statt Veberlingen mit einer schwären hauptsucht, gleich einem hungarischen fieber haimbgesucht, daran oftmaln in einem tag in 6, 7 vnd mehr personen, jedoch mehrer theilß nhur frembde baursleütt oder arme burger wegen ihres vnordentlichen leben oder vnsaubern hauß halltens (so wegen veberhäfften in die statt herein gewichnen landtvolckhs roß vnd vich in gemainen häußern durch keine oberkaidtliche gebott oder verordnungen abzustellen gewßt) hingenommen worden. […] Sonsten sein an dieser sucht noch vil andere junge vnd gemainlich die stärckhere leütt, sonderlich die ihenige, welche dem wein hievor vnmäßiglich ergeben geweßt oder welliche sich dessen in wehrender kranckhaitt nicht enthallten, gestorben. – Zu Costantz [Konstanz; BW] hatt diese sucht nicht weniger auch starckh grassirt auß oben angezaigter vrsachen“. Die Angaben bei METZKE, Lexikon, S. 69, „Gehirnentzündung, auch Typhus“, sind falsch.
[169] expressè ordre: ausdrücklicher Befehl.
[170] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 25.11./5.12.1646, präsentiert Babenhausen, 29.11./9.12.1646 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[171] Ranzion, Rançon, ranzionieren: Lösegeld zahlen, (sich) auslösen, (sich) freikaufen, Auslösen v. Personen, Gegenständen oder Vieh. Teilweise wurde Offizieren gestattet, zum „Rekompens“ drei bis Häuser zu ranzionieren; FRITSCH, Tagbuch, S. 129. Der organisierte Vieh-, vor allem aber Menschenraub stellte neben der Plünderung angesichts der fehlenden Soldauszahlung die wichtigste Einnahmequelle gerade auch der unteren Chargen dar, wurden doch pro Person je nach Stand und Beruf oft 300 Rt. u. mehr erpresst. Vgl. WAGNER; WÜNSCH, Gottfried Staffel, S. 116; GROßNER; HALLER, Zu kurzem Bericht, S. 29.  Dieses Lösegeld erreichte trotz der zwischen den Kriegsparteien abgeschlossenen Kartelle z. T. enorme Höhen: So bot der ehemalige Kommandant v. Hanau, Sir James (Jacob) Ramsay „the Black“ [1589-1639], 70.000 Rt. für seine Freilassung, die aber vom Kaiserhof abgelehnt wurde (KELLER, Drangsale, S. 357), da man v. ihm wissen wollte, wo er die bei der Einnahme Würzburgs u. Bad Mergentheims erbeuteten Schätze (KELLER, Drangsale, S. 355) verborgen hatte. Ramsays Kriegsbeute wurde auf 900.000 Rt. beziffert; KELLER, Drangsale, S. 361; GAIL, Krieg, S. 28f.; MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 3315. Auch die Leichname gefallener Offiziere mussten je nach Rang in der Regel vom Gegner ausgelöst werden. Im Mai 1633 war die kaiserliche Garnison in der Festung Lichtenau (bei Ansbach) so schlecht verproviantiert, dass Nürnberger Untertanen gefangen genommen wurden, die sich dann gegen Kartoffeln auslösen mussten; SODEN, Gustav Adolph 3. Bd., S. 450. SEMLER, Tagebücher, S. 137 (1634): „Hierauff die Schwedische ihre gewohnliche straiff vnd raubereyen noch ferner vnd ernstlicher continuirt, also daß nicht allein auf dem land vnd dörffern sich niemandt betreffen, sonder auch gar in die reben (außerhalb was gegen Sipplingen hinab gelegen, dahin der feind niehmaln kommen) niemandt blicken lassen dörffen, inmaßen ettliche burger vnd salmanßweilische vnderthonen, so in den reben bei vnd gegen Nußdorf und Burgberg schaffen wollen, von denen hin vnd wider vagierenden reüttern aufgehebt, vnd nach Pfullendorf geführt, deren jeder biß auf 60 vnd mehr reichsthaler ranzion angezogen, vnd weilen sie, alß arme rebleütt sollche zu bezahlen nicht vermögt, volgendts mit der armada fortgeführt worden, wie benantlich ein veberlingischer gmainder vmb 68 thaler vnd zwen Nußdorffer jeder vmd 58 thaler ranzioniert, vnd vneracht diese bede für sich 40 thaler angebotten, ein mehrers auch im vermögen nit gehabt, seyn sie doch bei sollchem nicht gelassen worden“.
[172] Contenance: Haltung, Fassung oder Gemütsruhe, Gelassenheit, Besonnenheit.
[173] Regimentsquartiermeister [schwed. Regementskvartermästare]: Der Regimentsquartiermeister war der Dienstvorgesetzte aller Quartiermeister des Regiments, ein einträgliches Amt, da ihm viele „Verehrungen“ zukamen, um die Einquartierungen abzuwenden. Ein Quartiermeister erhielt in der kaiserlichen Armee 40 fl. [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)], in der brandenburgischen Armee im Monat 50 fl. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 40 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Regimentsquartiermeister führten in der Regel auch eine eigene Kompanie, was ihnen Sondereinnahmen verschaffte.
[174] Tonio [Tommaso, Thomas] Pompeio [Pompei, Pompeius, Pöpel], Graf v. Ilassi [Ilassy] [1610-5.10.1654], kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant.
[175] Heinrich Freiherr v. Mercy [ – ], kaiserlicher Generalwachtmeister, Feldmarschallleutnant.
[176] Quartiermeister [schwed. kvartermästare, dän. kvartermester]: Bei Einquartierungen in Dörfern u. Städten besorgte der Quartiermeister, in Abstimmung mit den lokalen Obrigkeiten, v. den Bewohnern Unterkunft u. Verpflegung für die Kompanie. Zunächst wurde der Stab einlogiert, dann wurden die Quartiere für die Hauptleute bestimmt. Die Kompanie des Obristen hatte die weitere Wahl, dann die des Obristleutnants, darauf die des Obristwachtmeisters. Die restlichen Kompanien spielten die übrig gebliebenen Quartiere unter sich aus. Das führte bei engen Quartieren teils zur Überbelegung bei den einzelnen „Wirten“, teils zum Kampieren unter freiem Himmel auf dem Markt, was zu Unruhen führen konnte. Dem Quartiermeister, der je nach Truppengattung zwischen 40 u. 60 fl. Monatssold erhielt – In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 80 Rt. monatlich erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15) – , war die Kriegskasse anvertraut. Dazu kamen allerdings erhebliche Nebeneinkünfte der meist korrupten Quartiermeister, die dieser mit dem Obristquartiermeister teilte. Von 1.000 Rt. Beute und Ranzionsgeldern standen ihm 26 Rt. 51 Alb. 3 Heller zu. Die Quartiermeister operierten sehr oft mit gefälschten Listen der einzuquartierenden Soldaten, um die Differenzbeträge in die eigenen Taschen zu stecken. Der Regimentsquartiermeister Bartelme Vogel schrieb am 4.7.1648 aus Landshut an den Abt der Benediktinerabtei Prüfening, Matthias von Trauner ?; SOLMS-LAUBACH; MATTHAEI, Wetterfelder Chronik, S. 67, Anm. 1: „weil ihn der Abt nicht so viel gewürdigt, daß er ihm sein jüngstes Schreiben mit einem einzigen Wort beantwortet noch viel weniger einen einzigen Heller oder dergleichen zur Zehrung geschickt hatte, ‚da doch’, fährt der Schreiber fort, ‚alle meine Kammeraten von ihren Ortern zu 2 : 3 : 4 : Im die 500 Rthr. neben ihrer Zehrung Schon auf rechnung hieher bekommen haben vnd darf Sich der Herr (nämlich Abt) gar nicht einbilten, das er So sehr werde aufgehen, oder aber ich Seinetwegen alhier mein eigenes Gelt verzehren will, Stellt sich der Herr (Abt) mit diessem Botten nicht ein, So Soll er versichert Sein, daß nicht allein sein Gloster vnd Dörffer, Sondern alles da herumb ligente Getreit Am lengsten soll gestanden haben, den alhier vber 400 Pfert vorhanten, die auff Anders nichts warten, alls das Sie die vngehorsamen darunter der herr der furnehmsten einer ist mit feuer vnd Schwert Strafen Sollen, welches ich dem Herrn mit wenigen zur Nachricht vermelten vnd vor Schaden gewarnt haben will, hab Jüngstens für meinen herrn Obristen eines hantpferdes vnd  f ü r  m i c h  e i n e s  guten Glöpers (Kleppers, Gauls) gedacht, aber derowegen kein Antwort bekom, allem vermerckhen nach mus der herr nicht wissen was die Regiments Quartirmeisters Scharschy (Charge) auf Sich hat, den Sonst würt er mir mit anderer Disgrezion begegnen, hat aber nichts auf Sich Soll ihm schon in einem andern vergolten werden Sonst für dißmahl ein mehrers nicht alls Gott bevohlen“. Zudem führten Quartiermeister auch kleine Streifkorps an.
[177] Soldatenjunge: (vermutlich) Trossbube. Es wurden jedoch zuweilen auch bereits zehn- bis fünfzehnjährige Jungen als Soldaten rekrutiert (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120). Im Regiment Heinrich v. Metternich standen 1636 auffällig viel Soldatenjungen, die vorher bei der Bagage gedient hatten; MAIER, Unterpfalz, S. 302. Der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f. (14.3.1632): „Weilderstadt [Weil der Stadt; BW] wird von Soldaten besetzt gehalten, die sich für Schweden ausgeben, ‚sein aber lauter teutsche Landßkinder, und mehr kinder alß mann, die kummerlich die musqueten ertragen, will geschweigen regiren können“. Bei den Schweden galten 15 Jahre als ideales Eintrittsalter, in Massengräbern lagen auch 14-Jährige. Im kursächsischen Fuß-Regiment Eustachius von Löser fanden sich unter 1145 Mann 209 Weiber, 131 Kinder, 8 Mägde immerhin 80 Soldatenjungen; BORKOWSKY, Schweden, S. 64. Vgl. dazu die sehr positive Darstellung des französischen Gesandten d’Avaux; LORENTZEN, Die schwedische Armee, S. 84ff.: [ …] „die Schweden hatten die schönste und disziplinierteste Armee, welche man seit den Legionen des Cäsar gesehen hat. Sie waren beinahe sicher, alles, was sich ihnen entgegenstellte, entweder zu schlagen oder durch Beharrlichkeit zu vernichten. Sie waren im Felde zu allen Jahreszeiten gut, abgehärtet sowohl gegen die Hitze der Hundstage, als auch gegen die heftigste Kälte. Sie hielten drei Monate in den Quartieren aus, in welchen die kaiserliche Armee nicht acht Tage bestehen konnte, so dass mit der Zeit ihnen nichts entwischen konnte. Die Armee war ihr Hof, ihr Gut, sie war ihr wirkliches Vaterland, denn alle Kinder, welche sie seit zwanzig Jahren bekommen hatten, waren im Lager geboren, waren von der Wiege an an das Gewehrfeuer gewöhnt und trugen, erst sechs Jahre alt, ihren Vätern in den Laufgräben oder zur Schildwache das Essen hin. Trotzdem die Armee kein sehr geeigneter Platz ist, die Jugend zu erziehen, so achtete man doch sorgsam auf die Unterweisung, indem man sie in den kleinen Schulen, welche im Quartier, oder wenn man im Felde lag, im Lager waren, Lesen und Schreiben lehrte. Sobald die Armee ihr Lager aufgeschlagen hatte und die Quartiere verteilt waren, gingen die Kinder zu den besonders für die kleinen Schulen eingerichteten Plätzen. Da sind Dinge vorgekommen, welche kaum zu glauben wären, wenn sie nicht von allen Generälen bestätigt wären: es wurde erzählt, dass die Feinde manchmal so nahe gewesen wären, dass ihre Kanonen sogar die Schulen erreichen konnten. Da wären 3-4 Kinder von einer einzigen Kugel hingerafft worden, ohne dass die übrigen auch nur den Platz gewechselt hätten oder die Feder weggelegt hätten, welche sie in den Händen hatten. Solche Standfestigkeit war ganz anders, als die der jungen Lacedämonier, welche sich lieber die Eingeweide zerfleischen ließen, als ihren Diebstahl zu gestehen. Die Rekruten ihrer Infanterie wurden lediglich von diesen Lagerkindern genommen. Im Alter von 16 Jahren nahmen sie schon das Gewehr und desertierten niemals, weil sie kein anderes Leben, keine andere Beschäftigung kannten. Bei der Kavallerie wurden die Bedienten der Herren aufs Pferd gesetzt, wenn sie sieben oder acht Jahre bei der Armee gedient hatten, und waren schon vorher in den Waffen geübt und an den Krieg gewöhnt, bevor sie angeworben wurden, so dass man sagen konnte, dass unter ihnen ebenso viele Offiziere waren, als Soldaten“. In der Pfarrchronik von Vach [Mittelfranken] (10./20.10.1632) heißt es; GROßNER; HALLER, S. 27: „Ein Soldatenjung [Offiziersbursche] aus Holland, hat vom Pfarrhof nicht gewollt. Wird ohne Zweifel mit seinem Herrn sein Quartier im Pfarrhof gehabt haben, hab ihm Brot und frisches Wasser gereicht, denn er sonsten nichts trinken wollen, auch nichts zu bekommen gewesen; stirbt auf der Miststatt“. Misthaufen waren während der kalten Jahreszeit wegen ihrer inneren Wärme Übernachtungs- und Lagerplätze für die Geringsten im Tross. Vgl. Trossbube; LAHRKAMP, Dreißigjähriger Krieg, S. 199; die Erlebnisse des 16jährigen Curd Kästener, der sich mit 12 Jahren hatte der kaiserlichen Armee anschließen müssen und am 25.11.1641 der Hungersnot in seinem Regiment nach Erfurt entfloh. BERG, Regulating war, S. 15f.; HAHN, Kriegserfahrungen, S. 9-14.
[178] Oettingen i. Bayern [LK Nördlingen]; HHSD VII, S. 558f.
[179] Georg Adam Freiherr v. Traudisch [Trauditz, Trautzsch, Trautschen, Trautischz, Trauntitsch, Truntitsch, Trautniz, Tausch] [ -nach 1653], kursächsischer, kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[180] Brigade: Anfangs bestand die schwedische Brigade aus 4 Schwadronen (Squadrons) oder Halbregimentern, also 2016 Mann und 256 Offizieren, ab 1631 nur noch aus 3 Schwadronen Fußvolk zu je 504 Mann und 64 Offizieren. Die insgesamt 1512 Mann waren in 648 Pikeniere und 864 Musketiere eingeteilt, die in Rotten zu je 6 Mann aufgestellt waren.
[181] Schloss Blumenthal im Besitz des Deutschherren-Ordens, zwischen dem Aichacher Ortsteil Klingen u. der Gemeinde Sielenbach [LK Aichach-Friedberg] gelegen. Foto: GFreihalter (wikimedia commons).
[182] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.
[183] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 25.11./5.12.1646, präsentiert Babenhausen, 29.11./9.12.1646 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening)].
[184] Rennertshofen [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 620f.
[185] Nicht identifiziert. Um Hinweise wird gebeten !
[186] Schellenberg: Berg, ca. 490 m, bei Donauwörth [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 147ff.
[187] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 28.11./8.12.1646, präsentiert Babenhausen, 30.11./10.12.1646 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[188] Thierhaupten [LK Neuburg/Donau]; HHSD VII, S. 741f.
[189] Dillingen a. d. Donau; HHSD VII, S. 140f.
[190] Stadel, heute Ortsteil von Holzheim [LK Donau-Ries]
[191] Holzheim [LK Donau-Ries].
[192] Bergheim [LK Neuburg-Schrobenhausen].
[193] Heinrich Freiherr v. Mercy [ – ], kaiserlicher Generalwachtmeister, Feldmarschallleutnant.
[194] Nicht identifiziert. Um Hinweise wird gebeten !
[195] Artillerie: Zur Wirksamkeit der Artillerie vgl. ENGLUND, Verwüstung Deutschlands, S. 424f.: „Sowohl bei sogenannten Kernschüssen als auch bei Visierschüssen zielte man mit dem Geschützrohr in mehr oder weniger waagrechter Position. Ein in dieser Position eingestellter Neunpfünder hatte eine Reichweite von etwas über 350 Metern. Dann schlug die Kugel zum erstenmal auf dem Boden auf, wonach sie regelmäßig einen Sprung machte und noch einmal 350 bis 360 Meter flog, bevor sie kraftlos erneut aufprallte – acht von zehn Kugeln sprangen mindestens dreimal auf. (Der Abprall hing davon ab, ob der Boden eben oder buckelig und uneben war.) Die Kugel flog die ganze Zeit in Mannshöhe. Sie konnte also auf ihrer gesamten Bahn töten und verwunden, und wenn sie im rechten Winkel durch eine dünne Linie von Männern schlug, pflegte sie im Durchschnitt drei Mann zu töten und vier oder fünf zu verwunden, aber es kam auch vor, daß eine einzige Kugel 40 Menschen auf einen Schlag tötete. Menschen und Tiere wurden meistens mit einem hohen und entsetzlichen Reißgeräusch zerfetzt. Es gibt Beschreibungen von Schlachten dieses Typs – wie es aussah, wenn brummende Vollkugeln in die von Pulverdampf eingehüllten und dicht gestaffelten Reihen aufrecht stehender Männer einschlugen: In der Luft über den Verbänden sah man dann eine kleine Kaskade von Waffenteilen, Rucksäcken, Kleidern, abgerissenen Köpfen, Händen, Beinen und schwer identifizierbaren menschlichen Körperteilen. Der tatsächliche Effekt beruhte in hohem Grade auf der Größe der Kugel. Leichte wie schwere Geschütze schossen im großen und ganzen ihre Kugeln mit der gleichen Anfangsgeschwindigkeit ab, etwas unter 500 Meter in der Sekunde, doch je größer die Kugel war – das Kaliber in Pfund bezeichnet das Kugelgewicht – , desto höhere Geschwindigkeit und Durchschlagskraft hatte sie, wenn sie ihr Ziel erreichte: die Beine und Muskeln und Zähne und Augäpfel eines Menschen auf der anderen Seite des Feldes“. Der technische Aufwand war beträchtlich, bei 60-Pfündern rechnete man für 8 Tage à 30 Schuss 3 Ztr. Pulver, 13 Wagen mit 99 Pferden, dazu 3 Knechte u. 2 Büchsenmeister sowie deren Zubehör. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 575ff. Bei den Schweden führte eine Kompanie die Regimentswaffen, drei Kompanien führten die schweren Waffen, während eine Kompanie die „Feuerwerker“ transportierte u. eine weitere die für eine Belagerung erforderlichen Bergleute bzw. Mineure. Zu jeder Kompanie gehörte ein Schütze („konstapel“) u. ein Assistent („handlangere“), größere Geschütze erforderten zwei Assistenten u. ein „styckjungere“, die sich in zwei Kanonen teilten, im Bedarfsfall wurden Musketiere ausgeliehen. Zudem war die Tätigkeit bei der Artillerie nicht nur schwer, sondern hochgefährlich, da des Öfteren in Schlachten (etwa bei Wimpfen 1622) die Munitionswagen explodierten.
[196] Kempfing, heute Ortsteil von Moosinning [LK Erding].
[197] Graaf Godfried Huyn van Geleen [1595 oder um 1598 Geleen-27.8.1657 Alden Biesen], kurbayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall.
Als bayerischer Obrist (seit 1618) verteidigte Geleen zu Amstenrade 1632 Wolfenbüttel gegen Georg v. Braunschweig-Lüneburg, 1633 erhielt er ein Kommando in Westfalen, 1634 verteidigte er Münster gegen Lüneburger, Hessen und Schweden. 1636 zum kaiserlichen Generalwachtmeister ernannt, verließ er nach der erfolgreicher Vertreibung Johan Banérs aus der Oberpfalz 1641 die Armee u. zog sich 1642 als Landkomtur des Deutschen Ordens auf die Ballei Altenbiesen zurück. 1644 erhielt er das Generalat im Westfälischen Reichskreis, 1645 wurde er bei Alerheim gefangen genommen. 1646 wurde Geleen der Oberbefehl für Truppen des Erzherzogs v. Österreich Leopold Wilhelm übertragen: An Stelle des gefallenen Francy v. Mercy erhielt er das Kommando über die kurbayerischen Truppen. Wie alle seine Kriegsgefährten Gegner des Waffenstillstands Maximilians I. von Bayern mit Schweden und Frankreich erhielt er 1647 seinen Abschied. Sein Kommando wurde Jost Maximilian v. Gronsfeld übertragen. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Geleen; WIGAND, Denkwürdige Beiträge.
[198] Mittelstetten, heute Ortsteil von Rain am Lech.
[199] Kloster Oberschönenfeld, Zisterzienserinnen-Abtei in Gessertshausen [LK Augsburg]
[200] Wahrscheinlich v. Steineckers Regimentssekretär bereits unterstrichen.
[201] Alexandre de Prouville, marquis deTracy [1596 oder 1603-1670], französischer Generalkriegskommissar, Obrist u. Feldmarschall. Vgl. LAMONTAGNE, PROUVILLE DE TRACY, ALEXANDRE DE, unter: http://www.biographi.ca/en/bio/prouville_de_tracy_alexandre_de_1E.html.
[202] Stück: Man unterschied Kartaunen [Belagerungsgeschütz mit einer Rohrlänge des 18-19-fachen Rohrkalibers [17,5-19 cm], verschoss 40 oder 48 Pfund Eisen, Rohrgewicht: 60-70 Zentner, Gesamtgewicht: 95-105 Zentner, zum Vorspann nötig waren bis zu 32 Pferde: 20-24 Pferde zogen auf einem Rüstwagen das Rohr, 4-8 Pferde die Lafette]; Dreiviertelkartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 16-17faches Kaliber, schoss 36 Pfund Eisen. Vgl. MIETH, Artilleria Recentior Praxis. Halbe Kartaune: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. „Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81. Sie hatte eine max. Schussweite v. 720 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211. Viertelkartaune: „ein stück, welches 12 pfund eisen treibt, 36 zentner wiegt, und 24 kaliber lang ist. man hält diese stücke in den vestungen für die allerbequemste“ [DWB]. Meist als Feldschlange bezeichnet wurde auch die „Halbe Schlange“: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 32-34-faches Kaliber (10,5-11,5 cm), schoss 8-10 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 22-30 Zentner, das Gesamtgewicht 34-48 Zentner. Als Vorspann wurden 10-16 Pferde benötigt; die „Quartierschlange“: 40-36-faches Kaliber (6,5-9 cm), Rohrgewicht: 12-24 Zentner, Gesamtgewicht: 18-36 Zentner, Vorspann: 6-12 Pferde; Falkone: 39-faches Kaliber Rohrgewicht: 14-20 Zentner, Gesamtgewicht: 22-30 Zentner, Vorspann: 6-8 Pferde; Haubitze als Steilfeuergeschütz, 10-faches Kaliber (12-15 cm), zumeist zum Verschießen v. gehacktem Blei, Eisenstücken („Hagel“) bzw. Nägeln verwendet; Mörser als Steilfeuergeschütz zum Werfen v. Brand- u. Sprengkugeln (Bomben). Angaben nach ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 575ff. Pro Tag konnten etwa 50 Schuss abgegeben werden. „Vom Nürnberger Stückegießer Leonhard Loewe ist die Rechnung für die Herstellung zweier jeweils 75 Zentner schwerer Belagerungsgeschütze erhalten, die auf den heutigen Wert hochgerechnet werden kann. An Material- und Lohnkosten verlangte Loewe 2.643 Gulden, das sind ca. 105.000 bis 132.000 Euro. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus diesen ‚Halben [?; BW] Kartaunen’ kosteten fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81; SCHREIBER, Beschreibung, bzw. Anleitung, 3. Kapitel.
[203] Feuermörser, Mortier: Steilfeuergeschütz, dessen Rohre aus geschmiedeten Schienen bestanden, die, wie bei einem hölzernen Fass, durch eiserne Reifen zusammen galten wurden. Bei einem Kaliber v. bis zu einem Meter Durchmesser waren die Feuermörser bis zu 2, 50 m lang u. wurden vor dem Abschuss in die Erde eingegraben. Ihre Stahlkugeln hatten eine sehr steile Flugbahn, man konnte mit ihnen also hinter Mauern schießen. Sie dienten auch zum Werfen v. Brand- oder Sprengkugeln (Bomben) mit einem Kugelgewicht zwischen 25 Pfund (1/16 Mörser) u. mehreren Zentnern (ganzer Mörser, Kaliber 5-15 Zoll). Nach Pflummerns Aufzeichnungen konnte man mit ihnen Kugeln v. 100 Pfund u. mehr werfen; SEMLER, Tagebücher, S. 68. Vgl. auch die Abbildung bei FREYTAG, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 1, S. 89.
[204] spargieren: (gerüchtweise) verbreiten.
[205] Wahrscheinlich v. Steineckers Regimentssekretär bereits unterstrichen.
[206] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 2./12.12.1646, kein Präsentationsvermerk [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening) ), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[207] Sergeant [schwed. sergeant, dän. sergent]: Der Sergeant war Unteroffiziersdienstgrad. Der Feldwebel war ein vom Obristen oder Hauptmann eingesetzter Gehilfe in der Infanterie. Er wirkte zunächst an der Einteilung u. Aufstellung der Schlachtordnung des Fähnleins mit. Im 17. U. 18. Jahrhundert übernahm diese Funktion der Major/Obristwachtmeister, u. im Zuge dessen beschränkten sich die Aufgaben des Feldwebels auf den inneren Dienst: auf Empfang u. Ausführung der Kommandos der höheren Offiziere, die Abholung u. Weitergabe der Losung an die Korporale u. Gefreiten, die Aufsicht über die Disziplin der Kompanie u. die Erfüllung der herrschaftlichen Dienstverpflichtungen, auf das Schreib- u. Rechnungswesen. Der Feldwebel wurde teilweise auch Sergeant genannt, bei Artillerie u. Kavallerie hieß er Wachtmeister. Im Schultheißengericht, der genossenschaftlichen u. v. den Kriegsherren weitgehend unabhängigen Rechtsinstanz in den Landsknechtsheeren (die im Laufe des Dreißigjährigen Krieges v. den Unter[kriegs]gerichten abgelöst wurde) dienten Feldwebel als Gerichtsoffiziere. 1620 erhielt er in der kurbrandenburgischen Armee monatlich 15 fl., der tägliche Unterhalt war 1631 mit 9 Groschen angesetzt.
[208] Fähnrich [schwed. fänrik, dän. fændrik]: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie u. Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen v. Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) u. die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann u. Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Zum Teil begannen junge Adelige ihre militärische Karriere als Fähnrich. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f. In der brandenburgischen Armee bekam er monatlich 40 fl., nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) 50 fl. Nach Wallensteins Verpflegungsordnung (1629) standen ihm bei der Infanterie 48 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Als Fähnrich einer Streifschar aus einer Garnison erhielt er quasi als Gefahrenzuschlag pro 1.000 Rt. Beute u. Ranzion 17 Rt. 60 Alb. 2 Heller; HOFMANN, Peter Melander, S. 156.
[209] DÜRR, Chronik 1. Bd., S. 197.
[210] während der Belagerung Rains.
[211] Soldatenkrankheiten: Die meisten Opfer des Krieges forderten Krankheiten u. Epidemien wie Pest, Pocken, Blattern, Ruhr, Grippen, Ungarische Krankheit etc., die von den Soldaten eingeschleppt wurden. Als typische Soldatenkrankheiten galten dabei Rote Ruhr, Pocken, Grippen, Typhus, „die apokalyptischen Reiter des 17. Jahrhunderts“, sowie Skorbut, Blattern u. Syphilis – diese, schon im 16. Jahrhundert gleichbedeutend mit „Landsknecht“ verwandt u. meist von den Soldatenhuren übertragen wurde, (IRSIGLER; LASSOTTA, Bettler und Gaukler, S. 210ff.), die nur durch einen Absud aus verschiedenen Baumarten behandelt wurde – traten zusammen mit der Pest auf. Vgl. MÜHE, Gandersheim, S. 66: „Auch scheint die Zahl der Opfer nicht so groß gewesen zu sein, wie man gewöhnlich annimmt. Zwar schreibt der Rat am 12.7.1626 an Obristleutnant Allen nach Bockenem, daß ‚bey uns die eingerissen gewesene Peste, welche in schleuniger eill den einen vnd andern ehe den mans recht gewahr worden hinwegk nimpt, die heuser vnd gassen ledich vnd an der bürger Zahll einen großen riß macht, also gar daß wir auch vor wenig tagen noch einen newen Gottsacker ersehen müssen‘. Das klingt sehr erbärmlich, ist aber aus dem Grunde unzweifelhaft übertrieben, weil man damit eine Kompagnie Einquartierung abhalten wollte“. Das des Öfteren erwähnte Auftreten der Beulenpest hatte jedoch mit den Truppenbewegungen wenig zu tun. Bevölkerungsverluste durch Peste, wie endemische Krankheiten seit dem Mittelalter mit diesem Sammelbegriff bezeichnet wurden, traten vor allem dort auf, wo die einheimische Bevölkerung bereits durch Unterernährung u. Überanstrengung ohnehin geschwächt war. Hinter der Kopfkrankheit oder dem Hauptweh verbarg sich die Enzephalitis, die während des Sommers häufig erkennbar ist. Im Tross mitlaufende, verseuchte Pferde u. Rinder verbreiteten die Ansteckung in den umliegenden Bauernhöfen. Auch in Tillys Lager wütete die Pest, die jedoch unter den besser verpflegten u. besser untergebrachten Offizieren weniger Opfer forderte. Wohl aus diesen Gründen wurden größere Auseinandersetzungen vermieden, da in den ausgezehrten Quartieren an Leine u. Weser Massensterben durch endemische Krankheiten, hervorgerufen durch Unterernährung u. Überanstrengung, und Desertion, z. T. liefen die Soldaten vor den Lagerseuchen davon, auftrat. Der Ausbruch v. Lagerseuchen (1626, nach dem Bericht des braunschweig-lüneburgischen Kapitäns Daniel Meyer) führte teilweise zur Massendesertion; Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Br. 16, Nr. 1141. 20-25 % Ausfälle pro Jahr sind wohl realistisch. Die Krankheiten wurdenzudem durch Witterungsbedingen wie Frost etc. begünstigt. In einem zeitgenössischen Bericht heißt es: „Imgleichen wahr unleugbars das etzliche und viele todte Corper in den heußeren gefunden so eins theils thodt geschlagen, andertheils vonn Kranckheit und Armodt gestorben, die denoch vonn den Kriegsleutten durch arme und beine gestochen, uhme zuersehen, ob sie den doet fingirten, sonder ob es auß Kranckeit oder anderer Gestalt beschehe“. SÖNNERT, Lembeck, S. 167. Der Rat v. Osnabrück lehnte 1642 die Aufnahme ruhrkranker schwedischer Soldaten des in schwedischen Diensten stehenden schottischen Stadtkommandanten J. Lumbsdain ab; STEINWASCHER; RÖTRIGE, Krieg, S. 79. Vgl. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 53ff. u. a. 75 % der Kriegsverluste sollen auf Krankheiten zurückzuführen sein.
[212] Oberndorf a. Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 551.
[213] Riksarkivet Stockholm Skoklostersamlingen II E 8558 b:2: Christoffer v. Steinecker an Hans Christoffer v. Königsmarck, Rain, 4./14.12.1647 [ohne Präsentationsverwerk, mit eigenhändiger Unterschrift Steineckers]. Wir danken Frau Lena Ånimmer, Riksarkivet Marieberg, für ihre Hilfe.
[214] Hans Georg Freiherr v. Feldkirchen [Veltkirch] [ -Oktober 1649 Tambach], schwedischer Kornett, Kapitän.
[215] Zur Unzufriedenheit der Weimarer, die 1647 v. Turenne abfielen, vgl. Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Schweinfurt, 22.9./2.10.1646, Präsentationsvermerk: Ronneburg, 27.9./7.10.1647, mit eigenhändiger Unterschrift Steineckers].
[216] James [Jakob, Hans] Lundie [Lundy, Lundi, Lundidh, Lindy, Lundius] [ – ], schwedischer Obristleutnant, Obrist.
[217] Sack und Pack: Sack u. Pack bezieht sich nicht auf Personen, sondern auf alles, was sich in Säcken u. Packen verstauen lässt.
[218] Ein seltsamer Fall, das Angehörige einer verbündeten Armee u. Anhörige der eigenen Armee zu einer Garnison mit eigenen Soldaten überlaufen.
[219] Heinrich Freiherr v. Mercy [ – ], kaiserlicher Generalwachtmeister, Feldmarschallleutnant.
[220] Mittelstetten, heute Ortsteil von Rain am Lech.
[221] Retrogarde: Nachhut.
[222] Philipp v. der Beeck, genannt „Philipp“ oder „Philippi“ [ -1654 Neustadt], kaiserlicher Generalwachtmeister.
[223] Kavalkade: Reiterzug, Ritt, Kriegszug, für die z. B. Königsmarck mit seinem fliegenden Korps bekannt war. Ferdinand III. an Gallas, 2.5.1643; BADURA; KOČĺ, Der große Kampf, Nr. 1476, S. 479: Er habe in Erfahrung gebracht, dass die Reiterei ohne hinreichende Gründe häufig überflüssige und strapaziöse Kavalkaden unternehme. Deshalb solle die Ausrüstung der Reiterei nicht fortgesetzt werden. Jeder Obrist u. jeder Rittmeister sollten ab jetzt für jede Kompanie 1.2000 fl. erhalten, eine Hälfte im Dezember, ein Hälfte im Mai. Diese Summe müssse für den Ersatz verlorener Pferde u. ä. ausreichen.
[224] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 30.12.1646/9.1.1647, ohne Präsentationsvermerk, geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[225] Staudheim, heute Ortsteil von Rain am Lech [LK Donau-Ries].
[226] Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne [11.9.1611 Sedan-27.7.1675 Sasbach], Marschall v. Frankreich.
[227] Heimatgeschichte Staudheim: http://www.rain.de/index.php?id=408,115.
[228] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[229] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[230] Contenance: Verhalten.
[231] Das bei STECKZÉN, Karl Gustav Wrangels fälttåg, S. 137, Anm. 1,  angegebene Schreiben Steineckers an Wrangel vom 6./16.12.1646 [!] war im Riksarkivet Stockholm bisher nicht auffindbar. Gemeint war wohl Wrangels Schreiben an den Obristen Bülow in Nördlingen vom 5.12.1646.
[232] Tonio [Tommaso, Thomas] Pompeio [Pompei, Pompeius, Pöpel], Graf v. Ilassi [Ilassy] [1610-5.10.1654], kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant.
[233] Philipp v. der Beeck, genannt „Philipp“ oder „Philippi“ [ -1654 Neustadt], kaiserlicher Generalwachtmeister.
[234] in den Eysen gelegen: verfolgt.
[235] Reinhold v. Rosen [ -nach 1652], schwedischer Obristleutnant, Obrist, Generalleutnant.
[236] Zacharias Brandeshagen [Brandshagen, Brandthagen, Brandißhagen] [14.3.1603-5./15.5.1647 vor Vechta gefallen], schwedischer Obrist.
[237] Schwadron, Esquadron, Geschwader [schwed. skvadron, dän. squadron]: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks u. der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach TROUPITZ, Kriegs-Kunst, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug). Die Schwadron war in der Regel eine taktische, selbstständig operierende Infanterie- oder Kavallerieeinheit, die nur für die jeweilige Schlacht aus verfügbaren Einheiten gebildet wurde, meist aus einem Regiment bestehend. Nach Bedarf konnten a) bestehende zahlenmäßig starke Regimenter geteilt oder b) schwache Regimenter zu einer Schwadron zusammengelegt werden; SCHÜRGER, Archäologisch entzaubert, S. 380. Bei den Schweden entsprach 1634 eine Schwadron einem halben Regiment (vier Kompanien).
[238] LATOMUS, Relationis Historicæ Semestralis Continuatio (1647), S. 53ff. Vgl. auch STECKZÉN, Karl Gustav Wrangels fälttåg, S. 136f.
[239] Burgheim [LK  Neuburg-Schrobenhausen].
[240] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f. Vgl. auch MEYER, Geschichte der Stadt Lauingen.
[241] Johann v. Rosen, genannt der „Lahme“ [ -15.12.1650], schwedisch-französischer Obristleutnant, Obrist.
[242] PUFENDORF, Der Schwedisch- und Deutschen Kriegs-Geschichte, XVIII. Buch, S. 216f. – Andre [Andrä] [v. ?] Gaudy [Gaudi, Gaudius] [ -September ? 1646 vor Augsburg], schwedischer Obristleutnant. Vgl. PUFENDORF, Der Schwedisch- und Deutschen Kriegs-Geschichte, XVIII. Buch, S. 214.
[243] THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 1126.
[244] Legion: Heer, Truppen, hier wohl für Regiment gebraucht. Der Verfasser ist ein katholischer Geistlicher !
[245] Oberndorf a. Lech [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 551.
[246] Johann v. Rosen, genannt der „Lahme“ [ -15.12.1650], schwedisch-französischer Obristleutnant, Obrist.
[247] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung u. zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage v. Belagerungs- u. Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen u. dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen u. schlecht bezahlt wurden. Nach DILICH, Krieges-Schule, S. 42, hatte der Rumormeister „Huren u. Buben“ zu dieser Arbeit zu zwingen. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig u. entzogen sich ihr durch die Flucht. Zum Teil wurden Kinder ab 12 Jahren zu dieser harten Arbeit eingesetzt, ganze Schulklassen dazu getrieben. Vgl. auch die Beschreibung der Drangsalierung der Bürger Iglaus 1647 bei STERLY, Drangsale, S. 64f. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann v. Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl v. Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Auch eingeflüchtete Bauern wurden zu diesen schweren Arbeiten gezwungen. Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- u. Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) u. Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig u. sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255). Aus Iglau wird unter 1647 berichtet, wie der schwedische Kommandant Österling die nur noch 299 [von ehemals 13.000) Einwohner fassende Stadt während der Belagerung durch die Kaiserlichen zur Schanzarbeit trieb;  STERLY, Drangsale, S. 64f.: „In das kaiserliche Lager langte immer mehr und mehr schweres Geschütz an; als dieses der Kommandant erfuhr; ließ er er voll Grimm die Einwohner wie das mit aller Gewalt auf die Schanzarbeit treiben, und erließ das strengste Verboth, daß außer dieser Arbeit sich keine Manns- noch Weibsperson sehen lasse. Was war dieses für ein Trübsal unter den armen Bürgern ! dieselben hatten ihren geringen Vorrath an den nothwendigsten Lebensmitteln bereits aufgezehrt, und konnten sich bei dem bestehenden strengsten Verbothe, nicht auszugehen, keine andere beischaffen; vom Hunger und Durst gequält, und daher ganz erschöpft, mussten sie sich dennoch den schwersten Arbeiten unterziehen. Der Kommandant war taub gegen alles Bitten und Flehen; verlangten einige die Erlaubniß, sich aus der Stadt zu entfernen, so ließ er sie in den Zwinger einschließen, ihnen des Tags ein bischen Brot und ein wenig Wasser reichen, dafür aber unter Schlägen zur Arbeit anhalten. Als der Kommandant die Deserzion zweier seiner Leute am vorhergehenden Tage erfuhr, und besorgte, daß Mehrere diesem Beispiele folgen dürften, so ließ er den Arbeitenden Fußeisen anlegen“. Augsburg 1632; STETTEN, Geschichte 2. Bd., S. 211: „Den 14. Septembris ließ der Gouverneur Oxenstirn [Bengt Bengtson Freiherr v. Oxenstierna; BW] etliche Bischöfliche, Capitlische und Fuggerische Beamte und Vögte, so ihre Unterthanen bey der Schantz-Arbeit zu erscheinen nicht angehalten hatten, zur Straffe durch den Profosen etliche mal um das höltzerne Roß oder Esel herumführen“. Fehlte es auf Grund v. grassierender Pest an zwangsverpflichteten Bürgern, mussten auch Soldatenfrauen Schanzarbeiten leisten. Zur Schanze vgl. auch STUHR, Die Schanze.
[248] Schwadron [schwed. Skvadron]: Im 16. Jahrhundert bezeichnete Escadre (von lateinisch exquadra Gevierthaufen, Geschwader) eine Stellungsform des Fußvolks u. der Reiterei, aus welcher im 17. Jahrhundert für letztere die Eskadron, für ersteres das Bataillon hervorging. Ca. 210 Pikeniere sollten eine Schwadron bilden, 3 eine Brigade. Die Schwadron der Reiterei entsprach der Kompanie der Fußtruppen. Die schwedische Kompanie (Fußtruppen) bestand nach Lorenz TROUPITZ, Kriegs-Kunst / nach Königlich Schwedischer Manier eine Compagny zu richten, Franckfurt 1638, aus drei Schwadronen (zu Korporalschaften, eine Schwadron entsprach daher dem späteren Zug).
[249] KÖNIGSDÖRFER, Geschichte des Klosters zum Heil. Kreutz, 2. Bd., S. 577f.
[250] Kempten (Allgäu); HHSD VII, S. 352ff.
[251] Everhard Wassenberg [9.11.1610 Emmerich-nach 1668], Historiograph, Diplomat. Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[252] Caspar v. Schoch [„Don Kaspar“, „Kaspar“, „Cäsperle“, Schach] [25.11.1610 Kleinholzleute bei Isny-16.8.1672 Bregenz], kurbayerischer, dann kaiserlicher Obrist.
[253] Bagage: Gepäck; Tross. „Bagage“ war die Bezeichnung für den Gepäcktrain des Heeres, mit dem die Soldaten wie Offiziere neben dem Hausrat auch ihre gesamte Beute abtransportierten, so dass die Bagage während oder nach der Schlacht gern vom Feind oder v. der eigenen Mannschaft geplündert wurde. Auch war man deshalb darauf aus, dass in den Bedingungen bei der freiwilligen Übergabe einer Stadt oder Festung die gesamte Bagage ungehindert abziehen durfte. Manchmal wurde „Bagage“ jedoch auch abwertend für den Tross überhaupt verwendet, die Begleitmannschaft des Heeres oder Heeresteils, die allerdings keinen Anspruch auf Verpflegungsrationen hatte; etwa 1, 5 mal (im Anfang des Krieges) bis 3-4mal (am Ende des Krieges) so stark wie die kämpfende Truppe: Soldatenfrauen, Kinder, Prostituierte 1.-4. Klasse („Mätresse“, „Concubine“, „Metze“, „Hure“), Trossjungen, Gefangene, zum Dienst bei der Artillerie verurteilte Straftäter, Feldprediger, Zigeuner als Kundschafter u. Heilkundige, Feldchirurg, Feldscher, Handwerker, Sudelköche, Krämer, Marketender, -innen, Juden als Marketender, Soldatenwitwen, invalide Soldaten, mitlaufende Zivilisten aus den Hungergebieten, ehemalige Studenten, Bauern u. Bauernknechte („Wintersoldaten“), die während der schlechten Jahreszeit zum Heer gingen, im Frühjahr aber wieder entliefen, Glücksspieler, vor der Strafverfolgung durch Behörden Davongelaufene, Kriegswaisen etc. KROENER, „ … und ist der jammer nit zu beschreiben“; LANGER, Hortus, S. 96ff.
[254] Standarte: an einer Stange als => Fahne angebrachtes Feldzeichen berittener Truppen, deren Verlust im Kampfe oder bei der Kapitulation als Verlust der Ehre empfunden wurde. Im Kampf u. bei Belagerungen erbeutete Standarten waren dagegen Zeichen des bewiesenen Mutes der Einheit u. einzelner Soldaten, so dass ihre Anzahl in zeitgenössischen Berichten meist verzeichnet war.
[255] Wasserburg am Inn [LK Rosenheim]; HHSD VII, S. 790ff.
[256] WASSENBERG, Florus, S. 702.
[257] Salem [Bodenseekreis]; HHSD VI, S. 684f. Vgl. BECKER, Salem.
[258] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 59f.
[259] WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 239.
[260] Burghalde: im Stadtzentrum von Kempten (Allgäu) gelegene Erhebung, auf der die Burg des Stadtherrn, des Fürstabts von Kempten, stand.
[261] Buchenberg [LK Oberallgäu]; HHSD VII, S. 109.
[262] Waltenhofen [LK Oberallgäu]; HHSD VII, S. 433f.
[263] Martinszell, heute Ortsteil von Waltenhofen [LK Oberallgäu]; HHSD VII, S. 433f.
[264] Isny im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 377ff.
[265] Plünderung: Trotz der Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung v. Festungen u. Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. Vgl. JANSSEN, Bellum iustum, S. 137: “Sei der Krieg als Mittel zur Erhaltung der Gerechtigkeit unter den Menschen gestattet, so sei auch das Beutemachen in einem gerechten Krieg als ein legitimes Mittel, den Gegner zur Aufgabe zu zwingen oder von der Führung eines ungerechten Krieges abzuschrecken, gerechtfertigt. Daß dem Feind alle Güter, die ihm zur Schädigung der gerechten Sache dienen, entwendet werden dürften, liegt, so Grotius, auf der Hand. Des weiteren gäbe es drei schwerwiegende Gründe, aus denen es gerecht erscheine, die Güter des Feindes in Besitz zu nehmen. 1. Als Ausgleich für die Güter, die der gegner sich entweder vor oder während des Krieges widerrechtlich angeeignet hat; 2. Als Entschädigung für die Kriegskosten, die dem gerecht Kriegführenden entstanden sind; 3. Als abschreckende Strafe für den Übeltäter. Sich den Besitz des ungerechten Feindes aus Habgier anzueignen, sei jedoch nicht zulässig. Der gerechte Krieg rechtfertige nicht die Plünderung des Gegners“. Vgl. die Rechtfertigung der Plünderungen bei dem ehemaligen hessischen Feldprediger, Professor für Ethik in Gießen u. Ulmer Superintendenten Conrad Dieterich, dass „man in einem rechtmässigen Krieg seinem Feind mit rauben vnd plündern Schaden vnd Abbruch / an allen seinen Haab vnd Güttern / liegenden vnd fahrenden / thun könne vnd solle / wie vnd welchere Mittel man jmmermehr nur vermöge. […] Was in Natürlichen / Göttlichen / vnd Weltlichen Rechten zugelassen ist / das kann nicht vnrecht / noch Sünde seyn. Nun ist aber das Rechtmessige Rauben / Beutten vnd Plündern in rechtmessigen Kriegen / in Natürlichen / Göttlichen vnnd Weltlichen Rechten zugelassen“. DIETERICH, D. Konrad Dieterich,  S. 6, 19. Vgl. BRAUN, Marktredwitz, S. 37 (1634): „Welcher Teil ehe[r] kam, der plünderte. [Wir] wurden von beiden Teilen für Feind[e] und Rebellen gehalten. Ein Teil plünderte und schalt uns für Rebellen darumb, dass wir lutherisch, der andere Teil, plünderte darumb, dass wir kaiserisch waren. Da wollte nichts helfen – wir sind gut kaiserisch, noch viel weniger beim andern Teil; wir sind gut lutherisch – es war alles vergebens, sondern es ging also: ‚Gebt nur her, was ihr habt, ihr mögt zugehören und glauben wem und was ihr wollt’ “. Dazu kamen noch die vielen Beutezüge durch Marodeure, darunter auch von ihren eigenen Soldaten als solche bezeichnete Offiziere, die durch ihr grausames u. ausbeuterisches Verhalten auffielen, die von ihrem Kriegsherrn geschützt wurden. Vgl. BOCKHORST, Westfälische Adlige, S. 16f.; KROENER, Kriegsgurgeln; STEGER, Jetzt ist die Flucht angangen, S. 32f. bzw. die Abbildungen bei LIEBE, Soldat, Abb. 77, 79, 85, 98; das Patent Ludwigs I. v. Anhalt-Köthen: „Von Gottes gnaden“ (1635). Vgl. den Befehl Banérs vom 30.5.1639; THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 101f. Vielfach wurden die Plünderungen aber auch aus Not verübt, da die Versorgung der Soldaten bereits vor 1630 unter das Existenzminimum gesunken war. KROENER, Soldat oder Soldateska, S. 113; DINGES, Soldatenkörper. II. zum Teil bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, daß er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, daß er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, daß er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, daß man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], daß die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, wußte er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“. Zum Teil plünderten Nachbarn die Hinterlassenschaft ihrer geflüchteten oder abgebrannten Mitbürger; KRAH, Südthüringen, S. 95: „So berichtete Suhl, daß ‚sich noch etliche volks- und ehrvergessene Leute allhier und anderswo gelüsten lassen, sich an der armen verbrannten Sachen, so nach der Plünderung und Brand in Kellern, Gewölben und sonderlich im Feld und in den Wäldern geflüchtet und übrig geblieben, zu vergreifen und dieblich zu entwenden. Wie dann etliche – auf frischer Tat allzu grob begriffen und darum zu gefänglicher Verhaftung gebracht‘ seien. Auch Benshausen erhielt seine Salvaguardia, um dem täglichen Plündern, nicht nur durch streifende Soldaten zu wehren !“
[266] HAGGENMÜLLER, Geschichte der Stadt [ … ], 2. Bd., S. 187f.
[267] Leutkirch im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 466ff.
[268] FURTTENBACH, Oberländische Jammer vnd Straff-Chronic, S.118.
[269] Ulmer Waffenstillstand vom 14.3.1647: Waffenstillstand zwischen Frankreich, Schweden u. Hessen-Kassel auf der einen u. Kurköln u. Kurbayern auf der anderen Seite, der am am 14.3.1647 in Ulm unterzeichnet wurde: Die Gebiete des Kurfürsten waren danach v. Kampfhandlungen u. Durchmärschen zu verschonen, nur die Obere Pfalz durfte v. der schwedischen Arme für Truppenbewegungen genutzt werden. Heilbronn ging an Frankreich, Überlingen u. Memmingen an Wrangel, während unter anderem Rain an Bayern zurückfiel. Vgl. die ausführliche Untersuchung v. IMMLER, Maximilian I.
[270] Weißenfeld, der Gemeinde Vaterstetten LK Ebersberg] zugehörig.
[271] N Löber [Löben] [ – ], schwedischer Rittmeister.
[272] Jacob [v.] Barth [Bard] [ -1659], schwedischer Generalkriegskommissar u. königlich schwedischer residierender Agent in Nürnberg, dann kurmainzischer Rat in Erfurt.
[273] Marquard II. Schenk v. Castell [10.8.1605 Liebenau-18.1.1685 Regensburg], Fürstbischof v. Eichstätt 1637-1685. Vgl. RAUSCH, Die Reorganisation des Hochstifts Eichstätt.
[274] Hans Georg Freiherr v. Feldkirchen [Veltkirch] [ -Oktober 1649 Tambach], schwedischer Kornett, Kapitän.
[275] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 17./27.12.1646, präsentiert: Leutkirch, 20./30.12.1646 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[276] General(kriegs)kommissar [schwed. allmänt krig kommissionär, dän. generalt war kommissær]: Der General(kriegs)kommissar war das oberste Aufsichts- u. Kontrollorgan für das gesamte Kriegswesen, Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung v. Kriegssteuern (Kontributionen), sowie zur Kontrolle der Kriegskommissare. Er übernahm auch militärische Aufgaben. Nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630) erhielt er monatlich 600 fl., bei der dänischen Kavallerie sogar 908 Rt.; OPEL, Der niedersächsisch-dänische Krieg 2. Bd., S. 171. Als Quartierkommissarius legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung). Der Generalkommissar, der entweder erfahrener Heeresverwaltungsbeamter oder selbst Obrist war, war der Dienstvorgesetzte aller dieser Kommissare, der wiederum seinen Anteil bei seinen untergebenen Kommissaren einforderte. Zudem waren die oft korrupten Generalkriegskommissare verpflichtet, alle Vorkommnisse im Feld u. in der Garnison an den obersten Kriegsherrn einzuberichten, weshalb sie nicht zu Unrecht als die „Augen und Ohren“ etwa Maximilians I. bei der Truppe bezeichnet wurden. Sie besuchten bzw. kontrollierten die vom Hauptquartier entfernt operierenden oder liegenden Regimenter. Bei der Truppe waren sie auf Grund ihrer umfangreichen Kontrollfunktionen im Allgemeinen verhasst. Zudem hatten sie die Weisung, die Kosten der Kriegs- u. Truppenfinanzierung zu senken u. Reduktionen durchzuführen, was zu ständigen, teilweise handfesten Konflikten mit den Obristen als Kriegsunternehmern führen mussten, da die Generalkriegskommissare auch für den Transport u. die Auszahlung des Soldes zuständig waren. Bei besonders unruhigen Truppenteilen waren sie auch für die Ausgabe der Munition zuständig. Der Generalkriegskommissar hatte zudem die Aufgabe, in den besetzten Gebieten nach lohnender Beutekunst (Altäre, Gemälde, Bücher etc.) Ausschau zu halten u. gemäß seinen Weisungen zu beschlagnahmen. Der Generalkriegskommissar trat als Militärsachverständiger bei Liga-, Kurfürsten- u. Reichstagen auf u. war bei Friedensverhandlungen (z. B. beim Abschluss des Lübecker Friedens 1629) und Gesandtschaften beteiligt. Zum Teil kam er durch seine vielfältigen Aufgaben, Einnahmen (Sold etwa 5000 fl., Anteil an Kontributionen ca. 1800 fl. pro Jahr ohne diverse andere Einnahmen), „Verehrungen“ u. Belohnungen zu einem beträchtlichen Vermögen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare u. Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Da die Generalkriegskommissare den Schriftverkehr mit der Kriegskanzlei bzw. dem obersten Kriegsherrn führten, gaben sie oft anders lautende, kritische oder auch gefälschte Berichte weiter. DAMBOER, Krise, S. 27:  „Im Schreiben des Generalkommissars Schäfer an Maximilian vom 13. Dezember 1644 schrieb dieser, die Generalkommissare suchten nichts als des Kurfürsten und der Armada Interesse und würden trotzdem immer verfolgt, gehasst und beneidet“. Vgl. auch KAPSER, Die bayerische Kriegsorganisation, S. 101ff.; SAITOM, Das Kriegskommissariat der bayerisch-ligistischen Armee.
[277] Rekrut: neugeworbener Soldat. Valentin v. Winter, Kommandant von Olmütz, 20.11.1646 an Carl Gustav Wrangel; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 236. „Er klagt, dass das ihm vnterstehende brave Regiment viel an Mannschaft verloren habe ‚hiesigen orthes aber bey so schlecht einkommenden Mitteln ihm wenige hülffe geschehen kann, viel recruten auch anhero zu spediren von nöthig achte, sintemalen an diesem vngesunden orthe, wie auch sonsten dieser landen geworbene, nicht thauern, noch Füss halten, sondern da sie schon gantz versperret gehalten werden, dennoch alle mittel, wiederumb zu entgehen suchen“. Zur Werbung: Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das sogenannte „Werbepatent“), in dem er ihn eine festgelegte Anzahl v. Söldnern (auch „Neugeschriebene“ genannt) anwerben ließ. Dafür wurde ihm ein der von Städten und Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteter => Musterplatz angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung u. den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung u. wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden v. den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T. invalide u. mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen u. noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt u. durch die Erschießung v. Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph II, S. 508. Wie schwierig Werbungen bereits 1633 geworden waren, zeigen die Aufzeichnungen des Dr. Molther aus Friedberg; WAAS, Chroniken, S. 141: „Im Junio [1633] hat die hiesige Stadt und allenthalben die Grafschaften und adeligen Örter Volk geworben, welches zu Heilbrunn [April 1633] ist beschlossen worden, und hat die Stadt alhier 24 Mann sollen werben. Es ist aber keiner zu bekommen gewesen. Man hat einem zu Fuß geboten 10, 20, auch 30 Thaler, wohl auch 40, und hat doch fast niemand bekommen können. Derowegen hat der Officier, so das Volk abholen sollen, die Soldaten, so die Stadt Wetzlar geworben, hero geführet, so 16 Mann sind gewesen, und so lang hier behalten, bis die Stadt ihre 24 Mann hat gehabt. Darbei noch gedrohet, er wollte, so sie nicht balde geworben, die Burger und deren Söhne mitnehmen“. Für Anfang 1643 heißt es in den Aufzeichnungen aus Mühlhausen über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. Aus Wien (Dezember 1634) wird berichtet: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph III, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.; Die Hildesheimer Handwerksmeister berichteten dem Rat am 12./22.11.1638, dass „die Handwercksbursch […] vor den Stadtthoren nicht allein angehalten und befragt worden, ob sie Lust haben, sich alß Soldaten gebrauchen zu laßen, sondern auch überredet werden, daß sie keine Arbeit allhier bekommen können […] und wann sie sich deßen verweigern, die Werber […] sie dahin nötigen, daß sie Geldt nehmen oder […] ihnen die Bündel vom Halße schneiden undt anders, waß sie sonsten bey sich tragen, nehmen, biß sie sich zu der Soldaten Charge sich verstehen wollen“. PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Unter 1642 heißt es in Raphs Chronik v. Bietigheim (BENTELE, Protokolle, S. 200) , dass der kaiserliche Obristwachtmeister Dusin 1642, weil er „mit Werbung eines Regiments und Musterung desselben gegen dem Bayerfürsten großen Falsch gebraucht, auch andere tyrannische Untaten in der Marggrafschaft Durlach und anderswo unerhört verüebt, hingegen mit Klaidungen Tractamenten und Dienern sich mehr als fürstlich haltend und hierdurch alles Geld, üppiglich vergeudet hat, zu Tüwingen [Tübingen; BW] uff der Burgstaig seinem Verschulden nach mit dem Schwert gerichtet worden. Sein Großvatter soll ein Großherzog zu Venedig gewesen sein“. Der Schweriner Dompropst u. Ratzeburger Domherr, Otto v. Estorf [1566-29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“ zum April 1623: „Dietrich von Falkenstein ein Mansfeldischer Werber, so vor wenig tagen zue Breslau eingezogen, ist gerichtet, der Andere, so catholisch geworden, ist beim Leben erhalten“. DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium, S. 26. Vgl. auch ERB, Die Werber in Schwallungen 1620; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 275ff.
[278] Leibkompanie: Mit Leibkompanie oder Obrist-Kompanie wurde im 17. U. 18. Jahrhundert die erste Kompanie eines Regiments bezeichnet. Der Obrist u. Inhaber des Regiments war gleichzeitig Inhaber der Leibkompanie, was ihm durch die Kompaniewirtschaft zusätzliche Einnahmen verschaffte. Das gleiche galt für die Kompanie (Oberstleutnants-Kompanie), deren Inhaber sein Stellvertreter (Obristleutnant) war, später auch für die Kompanie eines Majors (Majors-Kompanie). Diese Kompanien wurden aber tatsächlich geführt v. einem Kapitänleutnant oder StabsKapitän, die im Rang unter einem Hauptmann standen, der gleichzeitig Inhaber einer Kompanie war [wikipedia].
[279] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark u. in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen. Zudem waren in der Regel die Ausstattung u. Verpflegung besser als in anderen Regimentern bzw. wurden von den Neugeworbenen eingefordert.
[280] Bregenz; HHSÖ II, S. 446ff. Bregenz war am 4.1.1647 von Wrangel eingenommen worden. Vgl. auch BYR, Die Einnahme der Stadt.
[281] Gemeint war hier das Schreiben Hans Georgs v. Feldkirchen, Neuburg, 22.12./1.1.1647 unter E487-96.
[282] Die Anforderung v. Arbeitskräften war auch in anderen pfalz-neuburgischen Orten durchaus üblich, so in dem französisch besetzten  Lauingen, die aber auch wie in Rain ausblieben. RÜCKERT, Lauingen in der zweiten Hälfte des dreissigjährigen Krieges, S. 39: „Zu Lauingen wurde unablässig an der Befestigung der Stadt gearbeitet. Der Kommandant war jedoch mit dem Fortschritte dieser Arbeiten nicht zufrieden. Am 30. November gab er den Befehl: Nachdem die Stadt, ohne die hineingeflohene Bauernschaft bis in die 400 Rauch (= Haushaltungen) zähle, aber nur 30 Personen und dazu meistens Kinder zum Schanzen stelle, so müssten für die ausgebliebenen 100 Arbeiter von Höchstädt nunmehr 100 Arbeiter von der Stadt gestellt werden, bei Vermeidung hoher Strafe“.
[283] weiches Wetter: feuchtes regnerisches Wetter, das den Erdboden aufweicht, daher auch kotiges Wetter.
[284] Scheffel (Schaff):1 Scheffel = 222, 35 Liter (Bayern).
[285] Früchte: Getreide.
[286] Exekution: (notfalls gewaltsame) Umsetzung v. Bestimmungen u. Auflagen; Zwangsvollstreckung, Zwangseintreibung v. Kontributionen. Das Militär setzte dafür gern die allseits gefürchteten Kroaten ein; LEHMANN, Kriegschronik, S. 68f., 70. Die Bürger hatten den zwangsweise bei ihnen einquartierten Soldaten Wohnung, Holz, Licht, Salz u. Lager zu gewähren u. für jeden Tag u. Mann z. B. ein Kopfstück zu zahlen, bei halben Tagen dementprechend ein halbes Kopfstück u. bei einzelnen Stunden im Verhältnis weniger, bis die fragliche Summe aufgebracht war. Der Memminger Arzt Christoph Schorer [2.12.1618 Memmingen-12.2.1671 Memmingen] schreibt in seiner „Chronick“ eine derartige Exekution, SCHORER, Memminger Chronick, S. 146f.: „Was die Soldaten / im Hornung / Merzen vnd April [1637; BW] / vor grewliche Tyranney geübet / die Thor gesperret / den vornembsten Burgern eingefallen / eine grosse Summa gelt zuerpressen / ist vnbeschreiblich. Zu diesem Elend kam noch ein Verbott / vnd Ringerung etlicher Müntzsorten im Römischen Reich / also daß der arme Mann vmb sein gering übrigs Geltlen kein bissen Brodt bekom̃en konnte. O deß grossen Elendts ! über diesen grossen Jam̃er / kam im Mayen Ordinantz / daß die Stadt 1 ½ Regiment vom Piccolominischen Volck verpflegen solle: Darzu man Monatlich 3200. Gulden geben muste. Als man den 10. May durch einen Commissarium mit den Officirern rechnete / war die Stadt gezwungẽ der Officirer Rechnung / welche sie nach ihrem Beliebẽ gemachet / zu vnderschreiben. Den 31. May waren Herrn Burgermeister vnd Geheimbde [Ratsherren; BW] in Arrest / in deme die Officirer viel tausent Gulden begehrten. Den 2. Junii haben die Officirer die vornehmbste Häusser bezogen / vnd sich mit Gewalt eingelegt / Geld zu erpressen / wehrete biß auff den 7. Junii. Man forderte das Gericht und Rath zusamen / vmb Mittel zu sehen Gelt auffzubringen / aber es scheinete vnmöglich / also weil nunmehr die Burgerschafft vmb ihr baares Gelt / Gold /Silbergeschirr vnd Kleinodien gäntzlich gekommen / hat man sich resolvirt / den Soldaten Zin / Kupffer vnd Kleider anzubieten. Darauff gieng den 10. Junii das Exequiren widerum an. War ein kläglicher Tag / konnte kein Burger dem andern helffen / bald hörte man wie die Soldaten da / bald dort eingefallen / vnd Gelt presseten. Den 13. Junii war der Rath widerumb arrestirt / vnd Soldaten in der Burger Häuser geschicket / von manchem 200/300/400 biß in 500 fl. zuerpressen: Da man sich dann mit ihnen vergleichen / oder so lang zu Essen vnd zu Trincken geben müssen. Wie sich dann befunden / dass sie auff die 2049. fl. von den Burgern in ihren Häusern erpresst: auch 160. Kühe vñ 60. Pferdt ihnẽ weg genom̃en / solches auch vnder grossem heulen vnd wehklagen der armen Burger / vnd ihren kleinen Kindern fort biß nach Ochsenhausen getriben / doch hernacher widerumb allher gebracht / vnd auff 30. Stuck an ihrer Forderung in behalten. Als man ihnen nun satisfaction gegeben / an Vieh / Gelt / Geltswerth vnd Obligationen / etlich tausent Gulden betreffent / seyn sie (die vom Beckischen Regiment) den 17. Junii weggezogen / worauff die Stadt widerumb etwas Lufft / vnd die Schlüssel zu den Thoren bekommen. Es befande sich nach ihrem Abzug / als die Rechnungen von Biberach / Ravenspurg / Kauffbeuren / Leutkirch vnd vnserer Stadt zusamen getragen wurden / daß die Beckische [Johann Freiherr v. [der] Beck [Bec]; BW] Soldaten / diese bemelte Stätt innerhalb 5. Monaten auff die 130000. fl. gekostet“.
[287] Vereinbart war doch ohnehin nur billiges Schaffleisch, ein Schaf wurde zu 1 fl. 30 kr. gehandelt.
[288] In dem französisch besetzten Lauingen waren 250 graue gefütterte Mäntel von der Stadt angefordert worden, am 6.10. wurden 200 Mäntel und 200 Paar Schuhe abgeliefert; RÜCKERT, Lauingen in der zweiten Hälfte des dreissigjährigen Krieges, S. 38.
[289] Verschrieben fur desistiren: aufhören, absehen.
[290] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 23.12./2.1.1646, präsentiert: Bregenz, 28.12.1646/7.1.1647 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[291] Gestrenger, Gestrengtheit [lat. „strenuus“]: bedeutete ursprünglich „Stärke, Tapferkeit“, als ehrenvoller Titel des Ritterstandes, auf hohe fürstliche Beamte übertragen, später auch auf niedere Beamte u. Offiziere übertragen u. dann als ehrende bzw. schmeichelhafte Anrede verwendet. DWB 5, Sp. 4255.
[292] Neustadt a. d. Donau [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 513.
[293] Passau; HHSD VII, S. 571ff.
[294] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 23.12./2.1.1646, präsentiert: Bregenz, 28.12.1646/7.1.1647 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel und eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[295] Handgranaten: runde, mit Pulver gefüllte Eisenkugeln, die mit einer Lunte gezündet wurden. Granaten können, als selten erhaltene Beispiele damaliger Feuerwerkerkunst, noch heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg besichtigt werden. Während die Handgranaten aus runden, mit Pulver gefüllten Eisenkugeln bestanden und mit einer Lunte gezündet wurden, gab es auch schon Fallgranaten, die beim Aufschlag mittels eines Reibungszünders explodierten. Granadiere waren ursprünglich Soldaten, die Handgranaten gegen den Feind schleuderten. Bereits 1631 wurden sie bei der Eroberung Frankfurt a. d. Oder v. den Iren eingesetzt; MAHR, Monro, S. 112. Als Generalmajor Lars Kagge 1634 in Regensburg belagert wurde, forderte er zu dieser gefährlichen Tätigkeit – ihre Splitter konnten bis zu 50 Schritte gefährlich werden – Freiwillige gegen höheren Sold auf und wurde so der Schöpfer der Granadiere. Chemnitz, S. 467, beschreibt bei dieser Gelegenheit erstmalig den Einsatz von Handgranaten: „Gebrauchte sich [der Gen. Maj. Kagg] hierunter zuforderst der handgranaten, den Feind in confusion zubringen, nachgehends, wann solches geschehen, der Kurtzen wehren [Helmbarten] zum niedermetzeln. Wobey er jennige, so die handgranaten zu erst geworffen, mit einer gewissen recompens [nach Heilmann 2 Reichstaler] zu einer so gefährlichen action angefrischet‘. ENGERISSER, Von Kronach, S. 277.
[296] Anscheinend wollte Steinecker wohl das Erdreich aufsprengen !
[297] Rotgießer: Der Rotgießer gießt aus einem verflüssigten Gemisch v. Kupfer, Zinn u. Zink in Formen Gebrauchsgegenstände.
[298] Weißenburg i. Bayern [LK Weißenburg-Gunzenhausen]; HHSD VII, S. 799ff.
[299] Entweder sollte das in Wrangels Ermessen gestellt werden, oder es handelte sich hier um einen Entwurf, in den die Anzahl später eingetragen werden sollte.
[300] Scheffel: 1 Scheffel = 222, 35 Liter (Bayern).
[301] N Löber [Lober] [ – ], schwedischer Rittmeister.
[302] expressè ordre: ausdrücklicher Befehl.
[303] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, o. O., o. D., ohne Präsentationsvermerk, geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[304] Podagra: „Die Gicht (Urikopathie) ist eine Purin-Stoffwechselerkrankung, die in Schüben verläuft und (bei unzureichender Behandlung) durch Ablagerungen von Harnsäurekristallen (Urat) in verschiedenen peripheren Gelenken und Geweben zu einer gelenknahen Knochenresorption und Knorpelveränderungen sowie durch langfristige Schädigung des Ausscheidungsorgans Niere letztlich zur Niereninsuffizienz führt. Die Schädigung der Nieren geschieht schmerzlos, ist aber ein größeres Problem als die schmerzhaften Gichtattacken an den Gelenken“. Die Gicht trat bei Heerführern während des DK häufig auf – z. B. auch bei Gallas u. Torstensson – u. wurde v. Zeitgenossen auf den übermäßigen Fleischkonsum zurückgeführt. Vgl. auch die Definition des Arztes BLANKAART, Accurate Abhandlung von dem Podagra; S. 11f.: „Das Podagra oder Ziperlein ist eine Verstopfung an ein / zwey oder mehr gelencken zugleich / worbey man grossen Schmertzen / Geschwulst / Röthe / kalkichte und steinichte Materie / auch andere Zufälle mehr / entweder zu gewissen oder ungewissen Zeiten wahrnim̃t“.
[305] Konservation der Armee: Die Erhaltung der Armee in ihrem Mannschaftsbestand war angesichts der teueren Werbungen, Aufstellungs- u. Unterhaltungskosten das vorrangige Ziel der Obristen als Regimentsinhaber u. der Oberbefehlshaber. Teilweise weigerten sich daher sogar Obristen, ihr Regiment ins Gefecht zu schicken. Als der kaiserliche Kavallerie-Obrist Floris (Florentino) de Mérode in der Schlacht bei Hessisch Oldendorf (28.6./8.7.1633) zum Eingreifen aufgefordert wurde, verweigerte dieser wiederholt den Gehorsam, anstatt die Musketiere, die sich in Gräben u. Hecken festgesetzt hatten, durch einen Kavallerieangriff zu entlasten, u. meinte sarkastisch, ebenso gut könne man ihm befehlen, mit dem Kopf gegen eine Mauer zu laufen: „Es sei nicht der Brauch“, erklärte er, dass „die Reiter auf die Musketiere, und sonderlich im Walde, chargiren“. HALLWICH, Merode, S. 94; LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 285f. DIE EUROPÄISCHE FAMA, S. 11: „Wenn man die Soldaten lange Zeit behalten will, so muß man dieselben lehren, wie sie bey dem ersten Anblick derer Feinde ihre Schritte mit einer anständigen Geschwindigkeit verdoppeln, und mit manierlicher Geschwindigkeit das Hasen-Panier aufwerffen lassen“.
[306] Ferdinand Sigmund [Sigismund] Freiherr (Reichsgraf) Kurz [Kurtz] v. Senftenau [1592 München-24.3.1659 Wien], Geheimer Rat u. Kämmerer, Reichsvizekanzler (seit 1637).
[307] compliert: ergänzt, aufgefüllt.
[308] immobili resoluti: zur Untätigkeit Entschlossene.
[309] per non diventar precipitati: um nicht übervorteilt zu werden.
[310] Pressburg [Bratislava, ungarisch Pozsony].
[311] alla ‹sussidue› dell‘ archiduca: zur Unterstützung des Erzherzogs.
[312] Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“  (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des  Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- u. Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben u. Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt u. als Stoßwaffe benutzt. Die v. ihnen gestellten Bedingungen für ihren Einsatz waren u. a., landsmannschaftlich geschlossen kämpfen zu dürfen u. gute Aussichten auf Angriffe auf den Feind zu bekommen; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1030, S. 326. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619):Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt – freund oder feind – ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen“. Der Marktredwitzer Chronist Leopold (1635); BRAUN, Leopold, S. 54f. „Den 6. Febr[uar] hat ein edler, hochweiser Rat der Stadt Eger hie[r]her(o) berichtet, (wie) daß etliche Regimenter Ungarn aus Böheim(b) auf sie in (den) Anzug [seien] und fürters in das Reich marschieren wollten. Weil es (dann) ein böses und loses Volk, das sich auch von niemand kommandieren, vielweniger durch Kommiss[are] führen ließen, als(o) wäre ihr Rat: Wir sollten uns beizeiten mit Weib und Kindern, Vieh und [den] besten Sachen [und dem], was wir [sonst] noch hätten in Sicherheit begeben, denn [= weil] sie aller Orten sehr übel hauseten und sie uns vor solcher Gewalt nit schützen könnten“. Der katholische irische Feldkaplan Thomas Carve [1590-1672 ?] berichtet; CARVE, Reyßbüchlein Bd. 2, S. 159f.: „Den 17. Octobris [1639; BW], ward ein Vngarischer Graff mit 500 Pferden / von Prag auff Prandis [Brandýs nad Labem] zu / allda die Schweden sich auffhielten / vmb Kundschafft einzuholen / außcommandirt. Dieser ist bald nach seinẽ Außzug von den Schwedischen Partheyen vmbgeben vnnd ertapffet / vnnd weilen in dem Außreissen / sein Pferdt vnter ihme gestrauchlet / gefangen worden; Obwohl nun er der Gefängnuß sich zu entledigen vermeyndt / gleichwohl gesehen dass solches durch kein anderes Mittel / alß mit gewehrter Handt geschehen könne / hat er sich allermassen ritterlich gewehret / auch der Schwedischen viele mit seiner eygenen Handt niedergemacht / biß endtlich er also verwundet / vnnd mit sieben tödtlichen Wunden verletzt / heroisch auff  der Walstatt todt blieben. Sein todten Leichnamb haben nichts desto weniger die Vngaren dem Feindt entzogen / vñ mit sich nacher Prag gebracht vnangesehen irer etliche hundert das Leben darüber eingebusset / allda selbiger nach Standtsgebühr / mit grossen Ehren zur Erden bestattet worden“.
[313] Dr. Johann Freiherr v. Mandl [Mändl] [8.1.1588 Günzburg-12.8.1656] zu Deutenhofen, Sekretär Maximilians I., Hofkammerdirektor u. Geheimer Rat,. „Jurist, als Finanz- und Militärexperte sowie als Diplomat war M. der vielseitigste Spitzenbeamte an der Seite Kf. Maximilians“; LANZINNER, Maximilian, „Mandl, Johann Freiherr von“ in: Neue Deutsche Biographie 16 (1990), S. 17 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/ppn119393239.html.
[314] Ernst Graf v.  Abensberg u. Traun-Meissau [26.3.1608-18.11.1668], kaiserlicher Obrist, Generalkommissar.
[315] spedeta: Schnelligkeit.
[316] stimuli alla guerra che alla pace: zum Krieg denn zum Frieden anreize.
[317] APW II A/5, Nr. 89, S. 155f.: Reichsvizekanzler Kurz an Trauttmansdorff, Vischa, 1646 X 26; vgl. Memorial Mändls an F III, s. l., 1646 X 16, präs. Okt. 1646; APW II A/5, S. 190f.
[318] Don Fernando de Austria [16. oder 24.5.1609 Madrid-9.11.1641 Brüssel], spanischer Kardinalinfant.
[319] Schlacht bei Nördlingen am 5./6.9.1634 zwischen den kaiserlich-ligistischen Truppen unter Ferdinand (III.) v. Ungarn u. spanischen Kontingenten unter dem Kardinal-Infanten Fernando auf der einen Seite u. dem schwedischen Heer unter Feldmarschall Gustav Horn, der in eine 7 Jahre dauernde Gefangenschaft geriet, u. Bernhard v. Sachsen-Weimar auf der anderen. Die Schwedisch-Weimarischen verloren nicht allein die Schlacht, etwa 8.000-10.000 Tote u. 3.000-4.000 Verwundete – auf kaiserlicher Seite waren es 1.200 Tote u. 1.200 Verwundete – , sondern mit ihr auch den Einfluss in ganz Süddeutschland, während der französische Einfluss zunahm. Vgl. die ausführliche Darstellung bei ENGERISSER; HRNČIŘĺK, Nördlingen 1634 (die detaillierteste Darstellung der Schlacht); STRUCK, Schlacht, WENG, Schlacht. Vgl. den lat. Bericht »Pugna et victoria ad Nordlingam«, der den protestantischen Ständen zuging; Staatsarchiv Bamberg B 48/145, fol. 74 (Abschrift). Zur französischen Sicht vgl. den Avis Richelieus, 1634 IX 11; HARTMANN, Papiers de Richelieu, Nr. 288.
[320] RUPPERT, Kaiserliche Politik, S. 267f.
[321] APW II A/5, Nr. 124, S. 209: Maximilian I. an Ferdinand III., Wasserburg, 1646 XI 12.
[322] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2890, fol. 247-248′ (Entwurf): Maximilian I. an Ferdinand III., Wasserburg, 1646 XII 31; IMMLER, Maximilian I., S. 298f.; RUPPERT, Kaiserliche Politik, 267f. Dass Leopold Wilhelm selbst um seine Ablösung gebeten habe (so HÖFER, Ende, S. 60), ist mehr als korrekturbedürftig.
[323] WILD, Schönborn, S. 6, 44. Dass allgemein kein Interesse am spanischen Dienst bestand, zeigt sich auch darin, dass Stechenberg [verheiratet mit Anna Catherina, Tochter des münster. Hofrichters Johann Caspar v. Plettenberg; er war Herr auf Haus Ossenbeck im Kirchspiel Sendenhorst; LAHRKAMP, Münsters Rolle, passim], der im Auftrag Lamboys im Westfälischen ein Kürassierregiment anwerben sollte, die Werbung als kaiserliche ausgab, während sie für Spanien gedacht war; LAHRKAMP, Stadtmünsterische Akten, S. 105.
[324] Bregenz war am 4.1. eingenommen worden. WASSENBERG, Florus, S. 710f.; THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 1219f.; ENGLUND, Verwüstung, S. 490f., BRY, Die Einnahme; BROUCEK, Die Eroberung von Bregenz; MAYER, Die schwedische Belagerung, S. 224.
[325] Die kaiserliche Armee verfügte im Februar 1647 über 5.800 Infanteristen u. über 7.300 Kavalleristen, zu denen noch 2.600 Reiter zu Fuß u. 800 schlecht berittene Kavalleristen kamen. REBITSCH, Gallas, S. 349: „Die wahren Probleme waren für Gallas aber altbekannt: Proviant- wie Fouragemangel, der den operativen Spielraum aufs Engste einschränkte, sowie eine von den Strapazen gezeichnete, abgematte und muthlose Soldateska“.
[326] Wolnzach [LK Pfaffenhofen a. d. Ilm]; HHSD VII, S. 831f. Allerdings müsste dann die Entfernung 3 Meilen betragen.
[327] Freising [LK Freising]; HHSD VII, S. 209ff.
[328] Amper.
[329] Melchior v. Hatzfeldt war als tiefgläubiger Katholik bekannt, sein Bruder Franz war Fürstbischof v. Würzburg gewesen. Melchior v. Hatzfeldt wollte sich auch schon mal während eines Feldzuges auf eine Wallfahrt begeben, was ihm aber selbst der gutmütige Ferdinand III. schließlich untersagte.
[330] Gallas war am 11.12. trotz des Widerstandes Leopold Wilhelms in das Oberkommando eingesetzt worden, am 5.1. war er im kaiserlichen Hauptquartier Abensberg erschienen.
[331] Die bayerische Armee hatte nach KAPSER, Die Kriegsorganisation, S. 242f., im Februar 1647 über 8.600 Infanteristen und etwa 7.700 Kavalleristen.
[332] Andreas Freiherr Kolb v. Reindorf [Rhaindorf] [ -13.4.1666], kurbayerischer Obrist.
[333] Montierung: Montierung war die Ausrüstung eines Reiters oder die v. Einwohnern auch verlangte Neuausrüstung eines Reiters, vgl. JORDAN, Mühlhausen, S. 66, über die Leibkompanie Wilhelms IV. v. Sachsen-Weimar: „haben haben die geringsten von ihren Wirthen erpresst Sattel, Zeug, Stiefel, Sporen, Pistolen, Degen etc.“ Gallas selbst schrieb am 25.1.1638 dem Kaiser; ELLERBACH; SCHERLEN, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 3, S. 222: „Mochte wohl den Stein der erd erbarmen zuzuschauen, wie die arme knecht kein kleid am leib, keine schuh am fuße, die reiter keine stiefel oder sattel haben, auch den mehrerteil sich freuen, wenn sie nur die notdurft an eichelbrot bekommen können“. Für seine Ausrüstung war jeder Soldat selbst verantwortlich. So heißt es etwa im Artikelbrief des kaiserlichen Regiments St. Julien vom 24.4.1628; SAINT JULIEN, Heinrich Johann Guyard von St. Julien, S. 101: „Item eß soll auch sonsten ain Jeder sein Rüstung vnd Ober wehr vnd sonderlich die Schüezen Jre Mußquetten, Haggen vnd Zuegehör in guetter gewarsamb vnd bereitschafft auch Jedzeit Rain vnd sauber halten, vnd sich ohne Kraut vnd lOth auch andere notthurfft nicht finden lassen, da aber ainer anderst befunden dergestalt dass Er seiner wöhr, Mußquetten od Haggen, Auf züg vnd achten geg dem feindt nicht gebrauch Kundte, der soll darumben am leib gestrafft werden“. Der Schuster Heberle hält für September 1646 fest, ZILLHARDT, Zeytregister, S. 209f.: „Weil nur die Schwedischen mehr umb und bey der stat gelegen als die Keysserischen, haben die heren von Ulm den Schwedischen vüll mentel und  schuo machen lassen umb das gelt“. Dabei wurde 1 Mantel mit 9 fl., ein Pferd mit 60 fl. veranschlagt.
[334] Das müssen zwei Regimenter gewesen sein, denn Kolb selbst hatte in seinem Regiment im November 1646 732, im Februar 1647 781 Reiter unter seinem Kommando gehabt. KAPSER, Die Kriegsorganisation, S. 241 bzw. 243.
[335] Karabiner: kurzes Reitergewehr mit Radschlossmechanismus, im Sattelhalfter oder am Schulterriemen zu tragen (die in Suhl gefertigten Karabiner hatten eine Gesamtlänge v. 1 Meter bei 16,2 mm Kugeldurchmesser). Vgl. ENGERISSER, Von Kronach, S. 561f. Über die maximale Schussweite ist nichts bekannt. Um Hinweise wird gebeten !
[336] Schellenberg, ca. 490 m hohe Erhebung bei Donauwörth.
[337] VOLTZ, Chronik der Stadt Weissenburg, S. 115: „Anno 1646 den 4. November sind wider alles Verhoffen die Schwedischen als Poleyischen und Gründlerischen Reuter- und Dragoner-Regimenter vor der Stadt angelanget, und sich mit Hülfe anderer commdairten Völker von Dünkelsbühl und Nördlingen aus, der stadt (als welche ganz hilflos gewesen, und in solchen Extremis kein Succurs, über mehr geschehenes Ansuchen und Bitten von Herrn Heinrich Blire, Commendanten auf Wülzburg erhalten können) gewalttätig bemachtiget, und mit zwei ganzen Regimentern, 2 Obristen, 2 Obrist-Lieutenants, 2 Majors, 10 Rittmeistern, 10 Capitain, auch so viel Lieutenants, Cornets und Fähndrich, der Unterofficiers, gemeinen Reuter, und bey sich gehabten starken Troß zugeschweigen, sieben Wochen lang beisammen verblieben, nach welchen zwar das Poleyische Regiment abgeführet, und hingegen andere, auf die 100 commandirte Reuter zu dem Gründlerischen Dragoner-Regiment einlogiret worden, und noch ferners allda verharret, bis oft ermeldte Stadt, nach 19tätiger Belagerung, endlich der Kaiserl. und Chur-Bayrischen Generalität per Accord übergeben wurde“. Am 3.2.1647 wurde Weißenburg, das v. Weiher gehalten wurde, v. Fernemont eingenommen. REBITSCH, Matthias Gallas, S. 350; THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 1241f.
[338] Obere Pfalz.
[339] Die Schweden waren trotz der Züge Polleys in der zwangskatholisierten Oberen Pfalz mehr geschätzt als die barbarisch handelnden Kaiserlichen. Vgl. HELML, Die Oberpfalz, S. 236ff.
[340] Weiden; HHSD VII, S. 794ff.
[341] Neumarkt in der Oberpfalz [LK Neumarkt in der Oberpfalz; HHSD VII, S. 505f.
[342] 1 Scheffel = 222, 35 Liter (Bayern).
[343] Philipp Wilhelm v. Pfalz-Neuburg [4.10.1615 Neuburg-12.9.1690 Wien], Herzog v. Pfalz-Neuburg [1653-1690], Hg. v. Jülich u. Berg [1653-1690], Pfalzgraf-Kurfürst v. der Pfalz [1685-1690]. Vgl. SCHMIDT, Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg.
[344] Möglicherweise meint Steinecker hier den Kanzler Dr. Wolfgang Michael v. Silbermann [ -26.10.1657], pfalz-neuburgischer Kanzler 1638-1657.
[345] Marquard II. Schenk v. Castell [10.8.1605 Liebenau-18.1.1685 Regensburg], Fürstbischof v. Eichstätt 1637-1685. Vgl. RAUSCH, Die Reorganisation des Hochstifts Eichstätt.
[346] Die Unterstreichungen stammen wahrscheinlich auch v. Steinaeckers Regimentssekretär Johann Honning (Hening).
[347] Im Tagebuch der Äbtissin Klara Staiger [1588-1656] des Klosters Mariastein heißt es unter dem 2.11.1646; FINA, Klara Staigers Tagebuch, S. 311.: „Und das vich in die statt geschafft / Sonderlichs wie feindtsvolckh für weissenburg khomen und die statt eingenommen / ist jederman in grossen sorgen gewesen / von wegen der besen nachperschafft“. Unter dem 23-25.12.1646 ist festgehalten; FINA, Klara Staigers Tagebuch, S. 312: „Sontag darauff khomt widerumb bese zeittung / das der feindt Dem stifft starckh trahe mit einfallen und rauben / wie Dan zu Dollstain in Der H. Christnacht geschechen / Das in vich pferdt und alle Nahrungs mitl genommen werden / Das wider grosse forcht und schreckhen verursacht / herr Vicari hat kurczum haben wellen Man soll mit vich und menschen aus dem Closter weichen / aber wahin / hat nymant errathen kinden / haben also mit vil sorgen das alte jahr beschlossen“.
[348] Wrangel soll bei der Eroberung v. Bregenz eine Schiffsbeute v. 4 Mill. fl. gemacht haben; BROUCEK, Die Einnahme, S. 12;  BRY, Die Einnahme, S. 7. Umrechnung von fl. in €: Wie problematisch eine derartige Umrechnung ist, zeigt www.mhoefert.de/PDFs/30_jaehriger_Krieg.pdf, der 30.000 fl. in ca. 3 Mill. € umrechnet (!). 1 fl. dürfte maximal 50 € entsprochen haben. Wenn selbst Bauernstiefel schon mit 20 fl. aufgelistet sind, würde das 1.000 € entsprechen. Sinnvoller wäre es, mit den Preisen für Gebrauchsgüter, Löhne etc. in den betreffenden Jahren zu verfahren, die in den einzelnen Gebieten je nach Kriegslage sehr unterschiedlich sind.
[349] Stücke abschneiden: Geschütze zurichten.
[350] dekortieren: abziehen.
[351] Nördlingen [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 525ff.
[352] Dinkelsbühl [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 142ff.
[353] Riksarkivet Stockholm: Skoklostersamlingen II. Carl Gustaf Wrangels arkiv E 8487: Christoffer v. Steinecker an Carl Gustav Wrangel, Rain, 27.12.1646/6.1.1647, präsentiert: Bregenz, 3.1./13.1.1646 [geschrieben wahrscheinlich v. seinem Regimentssekretär Johann Honning (Hening), kursiv gesetzt die Ergebenheitsformel u. eigenhändige Unterschrift Steineckers].
[354] So MAYR, Die schwedische Belagerung, S. 227.
[355] BROUCEK, Die Einnahme, S. 12;  BRY, Die Einnahme, S. 7.
[356] Vgl. MAYR, Die schwedische Belagerung, S. 224ff.
[357] Mehrerau, Zisterzienserkloster mit Sitz bei Bregenz (Vorarlberg).
[358] Gemeint ist hier der Weiler Haggen auf dem Weg zum Pfändergipfel.
[359] MAYR, Die schwedische Belagerung, S. 227.
[360] BROUCEK, Die Eroberung von Bregenz, S. 11.
[361] Lennart Torstensson [Torstensohn, Torsten-Sohn], Graf zu Ortala u. Freiherr v. Virestad [17.8.1603 Forstena im Kirchspiel Västra Tunhem (Västergötland)-7.4.1651 Stockholm], einer der fähigsten schwedischen Heerführer, der durch die Schnelligkeit seiner Operationen berühmt wurde. 1618 Kammerknecht bei Gustav II. Adolf, 1621 Teilnahme an der Eroberung Rigas, 1624 Fähnrich, 1626 Kapitän, 1627 Obristleutnant, 1629 Obrist. Teilnahme an der Schlacht v. Breitenfeld am 7./17.9.1631, Sommer 1632 General der Artillerie, 24.8.1632 Gefangennahme beim Sturm auf die Alte Veste bei Zirndorf u. Inhaftierung mit schweren gesundheitlichen Schäden in der Festung Ingolstadt, März 1633 Auswechslung gegen Otto Friedrich Graf v. Harrach, den Schwager Wallensteins. Dezember 1634 Reichszeugmeister, 1641 Reichsrat, Feldmarschall u. Oberbefehlshaber der schwedischen Truppen auf Reichsboden, 2.11.1642 Sieg in der 2. Schlacht bei Breitenfeld, Herbst 1643 Marsch nach Dänemark, Januar 1645 erneuter Einfall in die kaiserlichen Erbländer u. Vorstoß bis vor Wien, 6.3.1645 Sieg bei Jankau, September 1645 Rückzug nach der vergeblichen Belagerung Brünns, April 1646 Rückkehr nach Schweden, 1647 Erhebung zum Freiherrn u. Grafen, Mai 1648 Generalgouverneur über Västergötland, Värmland, Dal u. Halland. Vgl. TINGSTEN, Fältmarskalkarna Johan Baner och Lennart; HOLMBERG, Lennart Torstenson S. 13 ff.
[362] Alexander [v.] Erskein [Esken, Eske, Erskeine, Eßkhen, Eschen] [31.1.1598 Greifswald-27.7.1656 Zamość], schwedischer Kriegsrat, Resident. Vgl. http://sok.riksarkivet.se/sbl/Presentation.aspx?id=15450. Sohn eines nach Pommern ausgewanderten schottischen Kaufmanns. Nach den Studien unter anderem in Wittenberg (1617), Leipzig, Jena u. Rostock (1623) nahm er Dienste bei Sophia v. Dänemark, der Mutter Christians IV. v. Dänemark, den er jedoch aus gesundheitlichen Gründen wieder aufgab. In Stralsund beriet er auf Wunsch Gustav II. Adolfs den schwedischen Obristen Fritz Petrowitz Rosladin während der Belagerung der Stadt. Zwischen 1628 u. 1630 fungierte er als Vertreter Schwedens und Assistenzrat in Stralsund, ab 1632 als Kriegsrat sowie Resident in Erfurt und zuständig für ganz Thüringen. Vgl. die Erwähnungen bei PETER, Eisenach. Er spielte eine entscheidende Rolle in den Verhandlungen Schwedens mit dem eigenwilligen Wilhelm IV. v. Sachsen-Weimar, den auch Frankreich auf seine Seite zu ziehen hoffte u. den gerade die schwedische Generalität, vor allem Banér, für nicht besonders geeignet hielt. Reichskanzler Oxenstierna bestätigte ihn in seinen Funktionen im Februar 1633. 1634 war er Kriegsrat der schwedischen Hauptarmee im Reich und Resident in Thüringen. Zudem betrieb er nach eigener Aussage planmäßig Archivraub, wie der bei Johan Oxenstierna tätig gewesene Prediger Schupp berichtet: „Der Raub, den ich in Teutschland gethan habe, ist ein Briefe-Raub. Wann wir mit der Armee an einem Ort, sonderlich in ein Kloster, oder Jesuiter-Collegium kamen, habe ich alsobald geeilet nach dem Archiv zu, und habe alle Brieff eingepacket. Wann ich dann Zeit gehabt, habe ich sie durchgelesen, dadurch bin ich hinter so viel arcana, hinter so viel stücklein kommen, dass ihr es nicht wohl glauben können“. SCHUPP, Salomo, BL E VIIe. Nach dieser Erfurter Zeit wurde er als Berater zu Johan Banér abgeordnet. 1637 versuchte er die schwedische Macht in Pommern zu reorganisieren. 1642 wurde er auf Wunsch Torstenssons als Kriegsrat erneut bestätigt. 1644 wurde er Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ unter dem Gesellschaftsnamen „der Fürsichtige“.1645/46 amtierte er als Assistenzrat Torstenssons in Leipzig. 1648 wurde er Kriegsratspräsident unter dem Befehl des späteren Königs v. Schweden, Carl X. Gustav, u. Gesandter auf dem Westfälischen Friedenskongress. Ende April 1648 trat die schwedische Generalität in Nördlingen zusammen. An dem Treffen nahm auch Erskein teil, zu diesem Zeitpunkt noch Kriegs- u. Assistenzrat der schwedischen Königin, aber auch Bevollmächtigter der schwedischen Armee in Deutschland u. der Gesandten der Krone in Osnabrück. Die Generalität legte fest, der Krieg sei „vom römischen Reich abzuführen, damit selbiges sich etwas zu der Schwedischen Armee kunfftigem Aufnemmen recolligiren (erholen) könne, … hingegen sei sedes belli ipsa (der eigentliche Kriegsschauplatz) nach den Erblanden zu transferirn und dort zu conserviren … Churbaiern vermittelst aller coniungirten Macht … zu ruiniren“. SAMBRAUS, Feldzug, S. 84. Diese Nördlinger Beschlüsse hatten die satisfatio militum zum Ziel, die Geldabfindung der schwedischen Armee bei ihrer Abdankung. Ihr ganz eigenes Interesse stellten die Generäle in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen und wußten sich in Übereinstimmung mit ihrer Regierung, wenn auch die Vorstellungen über die Höhe der satisfatio militum beträchtlich auseinander gingen. Die schwedische Generalität hat offenbar einen baldigen Friedensschluss nicht mehr ausgeschlossen, jedoch wohl schon damals über den Friedensschluss hinaus mit einem längeren Verbleib im Reich gerechnet, aber außerhalb des österreichischen Reichskreises. Im erholten Reich konnte Schweden gelassen Geldabfindung, Abdankung u. Abzug seiner Armee betreiben. Inwieweit Erskein hinter den Vorstellungen stand, im Norden Deutschlands einen geschlossenen schwedischen Soldatenstaat zu errichten, bedarf noch der Untersuchung. Erskein behauptete von sich, er habe als Kriegskommissar wichtiges Archivmaterial aus den besetzten Städten retten können. Vor allem im Eichsfeld, in Pommern u. Prag „sammelte“ er dieses Material u. bewahrte es in seinem Domizil Erskeinschwinge bei Stade auf. Anlässlich der Eroberung der Prager Kleinseite u. der gewaltigen Kriegsbeute durch Hans Christoffer von Königsmarck am 26.7.1648 erbeutete er unter anderem eine bemerkenswerte Bücherei. Er war an den Verhandlungen in Prag u. Nürnberg nach dem Westfälischen Frieden beteiligt. Nach Schweden zurückgekehrt, wollte ihn Königin Christina zum Freiherrn erheben, was Erskein aber zweimal ablehnte. Vom November 1650 bzw. von 1652 an amtierte er als Rat in den schwedisch besetzten Herzogtümern Bremen u. Verden, wo Königsmarck als Gouverneur eingesetzt war. 1652 wurde er geadelt, 1653 wurde er Präsident in Bremen u. Verden. 1655 wurde er zum Freiherrn erhoben (nicht introduziert). 1656 geriet er bei der Eroberung Warschaus in Gefangenschaft u. starb später in Zamoisk. Begraben wurde er in St. Peter in Bremen. MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 1508; BAUER, Erfurter Personalschriften S. 192; DROSTE, Im Dienst der Krone, S. 390−391; SCHULZE, Das Stader Reichsarchiv; HILDEBRAND, Erskein; JÖRN, Servorum Dei Gaudium [MDSZ].
[363] Petter [Peter, Pieter] Spiring Silvercrona [Spiering, Spiring, Spiringh, Spirin, Silfvercrona] [1595-19.2.1652 London], Niederländer in schwedischem Dienst; 1636/37 bis 1640 schwedischer Resident in Amsterdam, 1640 bis 1649 in Den Haag; 1636 geadelt Silfvercrona.
[364] Rencontre: Treffen.
[365] Isny im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 377ff.
[366] Widerstand, bäuerlicher: Eine umfassende, auf Archivalien gestützte Darstellung bäuerlichen Widerstands fehlt biss heute.  SCHMIDT, Der Aischgrund, S. 16 (nach SCHHNIZZER, Chronica): „Am 27. April [7.5.1632; BW] sind drei Soldaten zu Fuss, Brandenburgischen Regiments, unter den Kompanie[n ?; BW] des Obristleutnants Winkler, in Baudenbach begraben worden. Sie wurden von den Kürrnhöchstettern und ihren benachbarten Anhängern im Schlosshof ‚nicht allein jämmerlich geschlagen und übel zerlästert, sondern gänzlich entleibt und tod geschlagen’ “. SCHMIDT, Der Aischgrund, S. 16 (nach SCHHNIZZER, Chronica): „Der schwedische Reiter Matthäus Bücher, der in Baudenbach und Hambühl zur Salva Quardia einquartiert war, ist ‚auf Ausreißen mit andern Reitern’ entleibt, und von den Hirten im Holz tot aufgefunden worden. (Sch.)“. SEMLER, Tagebücher, S. 59: „Vast vmb gleiche zeitt [Ende Juli 1633; BW] sein auch 9 Frantzosen welliche hievor vnder den Schwedischen geritten, von den vnsrigen aber gefangen vnd vnder herrn obrist König sich vnderhallten laßen), von Ravenspurg ausgerißen, vnd alß die nach Schönaw kommen, haben sie den veberlingen vnderthonen daselbst ihre roß vnd anders hinwegg nemmen vnd sich darmit zum feind begeben wollen. Deren aber die bauren maister worden vnd haben selbige gefänglich nach Veberlingen gebracht, von dannen sie in einem schiff herrn obrist König nach Lindaw zugeschickt und nach schleunigem proceß alle neun mit dem strang hingericht worden. Welliche strenge sie mit ihrem selbst (!) maul verschuldt, in deme sie den bauren, so sie gefangen, vnder augen antrowen dörffen, wan sie wider auf freyen fůß gestellt (wie sie ihnen in tam corrupta disciplina militari [in einer solch verdorbenen militärischen Disziplin] die rechnung ohnfehlbar gemacht) daß sie derselben bauren häußern einen rothen haanen aufstöcken wollen. Daran sie aber sancta iustitia [die heilige Justiz] gehindert“. SEMLER, Tagebücher, S. 76 (1633): „Die bauren, so ab dem Land herein salvirt vnd thailß die zaichen an dem leib mitgebracht, haben bericht, dass hin vnd wider vil todte bauren, welliche der feind ermördt vnd hinwiderumb auch nit wenig Schwedische, die auf dem straiff von den bauren erschlagen worden, ligen, vnd in den wälden ettliche ledige roß vmblauffen“. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 64 (1630): „Als der König von Stralsund weg zoge / filen etliche Crabaten auß Grypswald / streifften bey Anklam in ein Dorff. Demnach nun ein Schwedischer Capitein / so on Anklam commandirte, von solchem Kundschafft empfieng / schickete er etliche Dragoner vnd Reuter auß / welche die Crabaten / deren bey 60. waren / meistentheils niderhaueten: die übrigen so sich salvirten, wurden hernach von den Bawern auffgesucht vnd erschlagen“. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 64f. (1630): „Vmb selbe Zeit streifften in 300. Schwedische Dragoner / neben 150 Reutern in die VckerMarck biß an Brenßlaw / 6. Meilen von Stättin / trieben auß dreissig Dörffern alles Viehe hinweg. Wie nun hierauff ein Priester zu Melchaw von den Käyserischen vmb Hülff bate / wurden alsbald von 200. so allda in Besatzung lagen / die Helffte auß commandiret, immittels kamen auch bey 400. Bawren durch den Glockenschlag zusammen / da die Schwedischen solches innen wurden / eyleten die Reuter mit dem Vieh nach dem nechsten Holtz / die Dragoner aber versteckten sich im Hinderhalt / vnd wie die Käyserische vnd Bawren ankamen / brachen sie herfür / umbringeten sie / vnd haweten alles nider / was sich zur Wehr stellete / also dass nur vier Mußquetierern in Brenslaw wider kamen / das Viehe aber vnd die übrige Bawren trieben die Schwedische nach Uckermünde“. LATOMUS, Relatio Historicæ Semestralis Continuatio, S. 66f.: „VMb diese Zeit [Januar 1631; BW] hat sich bey dem Dorff Bischoffroda / vngefähr eine Viertelstunde von Eißleben gelegen / nachfolgendes begeben: Es wurde eine zimbliche Anzahl Bawersweiber / darbey auch etliche Manspersonen waren / welche zu Eißleben auff dem Marckt gewesen / von 6. Reuttern angegriffen: Als sie sich nun zur Wehr gestellet / sind zwo Manspersonen von ihnen erschossen worden / dessen aber vngeachtet / wehreten sich die andern hefftig / vnd risse das Weibsvolck die Reuter / weil sie sich verschossen / von den Pferden / richteten sie mit Messern / Parten vnd Prügeln vbel zu / namen ihnen auch die Pferdt / Pistolen / Dägen / Mäntel / also daß vier von den Reutern darvnder ein Edelmann / todt blieben / die andern aber sehr verwundet in das nechst darbey gelegene Holtz gekrochen. Es hat sich eine Fraw also vnder den Reutern hervmb gerissen / vnd vnder ihnen mit einem Messer also gehauset / daß sie außgesehen / als wann sie sich im Blut gewaschen hette / hat doch keinen schaden an ihrem Leib bekommen“. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 98 (1636): „Interim begibt sich, daß ettliche Vitzthumbische soldaten oder reuter von den compagnien, so vor Hohentwiel gelegen, ohne verlaubnuß außgerißen, oder auf die beit und raub geridten, der waren uff die 7 oder 8, die hierumben und biß auff Weingarten oder Waldsee alle straßen gar unsicher machten, sonderlich an dem Bodensee hetten ihren ihren uffenthalt mehrern thails zue Mimmenhaußen und Urnow. Unangesehen manß allhie zue Salem ungern gesehen, haben ettliche closterdiener und auch pauren solches in die harr länger nit kenden zuesehen noch gedulden, haben uff sie gespannen, selbe bekomen zue Mimmenhaußen in einer behaußung, hinaußgefüert gegen ainen weyher, schröcklich ermördt und nidergemacht; aber übel übersehen, dan ainer ihnen außgerißen, darvonkomen und entrunnen; darauß dan, wie volgen wird, groß übel ervolgt und erstanden“. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 134 (1641): „Item in vigilia assumptionis vel Bernardi hat sich begeben, alß 5 oder 6 Zellerische am Undersee, stattlich und wohlmundierte reütter underm obristen und commendanten Rost, zwar nit uff beit zue reuten ihr intent gewesen, in unsern hof zue Bachopten ihr nachtquatier in einem stall zue nähmen begerten, so guotwillig verlaubt, vermainten nur rüebig und, weil sie sich wohl vermacht, sicher zue sein, seyen sie von underschidlichen herrschaften zue Osterach erfahren (weil eß gar viel dieser orten zuovor rauber und roßbeuter abgeben, [81.] deren sie müesten ergelten) sich uffmachten, sie alldort in unserm hof und stall, unwüssend deß hofmaisters diß orts, uberfallen,ainen nach dem anderen herauß uff die müste gezogen, half darfür kain büdten noch quatier, unangesehen solche unschuldig, wie die schwein oder oxen erschlagen und ermordt, (dass dan unß zum großen nachthail, weilß in unserm hof, darbei auch der unsrigen underthonen zwen oder 3 gewe0en, gerathen) ihnen ihr pferd, pistolen und waß sie hatten, verkauft und abgenohmen“.  Der Zeitzeuge Hanns Kahn aus Klings/Rhön; LEHMANN, Leben und Sterben, S. 212.: „Man war seines Lebens nicht sicher. Nicht sicher auf Feldern und Straßen, deswegen die Ackerleute immer ihr Gewehr bei sich führten. War daran Mangel, wurden die Sensen an lange Stangen gemacht, die zuvor am hinteren Ende gerade geschmiedet [wurden], daß sie wie Spieße standen. Manche Partei haben wir, gleich ob schwedisch oder kaiserlich, so von unserem Dörflein verscheucht […] Es war eine verderbte Zeit. Jeder trug im Wald das Gewehr, lauerte Soldaten auf, die man totschoss oder abknickte, wenn man einen erwischte. Der Drangsale wegen lag immer das Rohr [Gewehr] versteckt und so wüst es zuvor nur den Bauern [erging], so erging es den Soldaten, so von uns gefangen wurden. Es war fast kein ehrbares Volk mehr auf Erden“. Das „Theatrum Europaeum“ berichtet zum März 1636 über Sachsen, 3. Bd., S. 637: „So haben die Bawren hin vnd wider ex desperatione alles was sie angetroffen / darnieder vnd  Todt geschlagen / dann ihnen Freund vnd Feind das Vieh abgenommen / sie darnieder massacrirt / den Feldbaw gesperrt / vnd alle Excessen verübt“. THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 839 (1642) über den bäuerlichen Widerstand im Drömling (1642), einer Niedermoorlandschaft an der Grenze von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt: „Es grentzet mit Chur-Brandenburg bey Garleben / der alten Marck / auch mit dem Lüneburgischen und Magdeburgischen ein Ort im Tremling oder Trommeling genant / mit Gehöltze und Morast umgeben / welchen böse Bauren bewohnen / die hatten von den Schwedischen und andern von Jahren hero viel Schaden erlitten. Als nun General Königsmarck im Eingang Februar. sich daselbsten herum mit 12. Regimentern legte / auff der Käiserl. Anzug Achtung zu geben / so legten sich diese Bauren an ihrem Paß mit Weib und Kindern / und allem ihrem Vermögen / fielen der Soldatesque ein / und thaten ziemlichen Schaden. Es wurde ein Trommelschläger zu ihnen geschicket / ob sie Freunde oder Feynde seyn wollten: Weil sie nun gewust / daß ihnen so leichtlich nicht beyzukommen / schnitten sie ihm Ohren / Nasen / und Finger ab / und schaffeten ihn von sich. Sie hatten sich nahend auff 1500. verstärcket / und schickten auß ihrem Mittel zum Ertzhertzog [Leopold Wilhelm; BW] / mit Bitte ihnen zu vergönnen / daß sie darauff schlagen möchten. Wie nun die Nachricht geloffen / so solle sie Ihre Hochfürstl. Durchl. mit Geld beschencket / und ihnen Officirer mitgegeben haben / ihre Gelegenheit / Ort und Pässe zu recognosciren.
Sie hatten einen Hauptmann unter sich selbsten gemacht / und zu Ihrer Durchl. nach Tangermünd ferners geschicket / der sich erbotten hatte die Schwedischen zu verfolgen / diesen sollen nun Ihre Hochfürstl. Durchl. eine güldene Ketten samt 1000. Ducaten / und einen Beltz mit Sammet überzogen / geben lassen / wie er aber dieses Gnaden-Präsent verdienet habe / ist weiter nicht erfahren worden“. Vgl. auch ZAHN, Der Drömling, S. 2f., ZAHN, Die Altmark, S. 47. SCHNEIDER, Saxonia vetus et magna […], S. 161: „Unweit von hier fähet sich bey der Fornitz der sogenannte Drömling an, welches eine waldige Gegend im Wolfenbüttelischen ist, die sich auf etliche Meilen erstreckt, und sehr verwegene grundlose Bauern zu Bewohnern hat, welche denen Nieder-Lausitzern im Spreu-Walde gantz gleich, und im 30jährigen Religions-Krige viel hundert Soldaten caputiret, ja sich gar nicht gescheuet haben, etliche Regimenter in ihren Feld-Lagern anzugreifen: wie sie denn Anno 1639. denen Käyserischen bey Stendel [Stendal; BW] eingefallen, sie geschlagen, und ihnen 2. Feldstücken nebst andern Geschütze abgenommen: item Anno 1642. zwey starcke Schwedische Regimenter fast gar ruiniret etc. wovon die damahligen Relationen zeugen“. Der schwedische Resident in Zürich, Keller, meldete Grotius am 21.7.1643; GROOT, Briefwisseling Deel 14, S. 418: „In der Alten [Marck] [am 21.6. bei Lüchow; BW] haben sich newlich fast in 1000 bawren zusammen rottirt vnnd dem obrist leutenant Bähren [Hans Beer [Bähr, Behr]; BW] nicht allein den pass verwaigert, sondern auch gahr feindtlicher weise einfallen wollen. Ess hat aber dieser sie also empfangen, dass sie in die 300 todt- vnndt gefangener alss zeugen ihres frevelss, im stich lassen mussen“. Der Pfarrer Aegidius Henning [ca. 1630-1686] hält fest; BUS, Die Zeit der Verheerung, S. 215f. (nach MÜLLER, Aegidius Hennig, S. 96): „So wie die Soldaten den Herren Bauern übel mitspielen, wenn sie ihrer habhaft werden, so legen die Bauern manchen, der zurückbleibt, schlafen. Ich habe des Öfteren gehört, daß sie über den und jenen von ihnen gesagt haben: Er hat manchen schlafen gelegt ! Er hat da und dort einen Reiter niedergeschossen. Was ? Sie rühmen sich selbst ihrer Mord- und Diebestaten, und es tut ihnen leid, daß sie es nicht noch schlimmer machen können“.
[367] Nach KÜNG, Vor 350 Jahren, S. 187, hatte Wrangel jedoch 7995 Mann im Einsatz; nach PECHMANN, Äscher, S. 111, war Wrangels Armee in acht Treffen mit 8.000 Mann, vorwiegend Kavallerie, gegliedert u. führte 24 Geschütze mit.
[368] Schloss Hofen bei Löchau [Bez. Bregenz].
[369] Brustwehr: einfache Feldbefestigung zur Verteidigung v. Geländeabschnitten: Erdwall oder Aufwurf, der die Verteidiger vor Beschuss schützte, ihnen aber gleichzeitig erlaubte, darüber hinweg zu schießen.
[370] Kaspar Kornelius Mortaigne de Potelles [Mordani, Mordoni, Mortaiger, Montagne, Mortagne, Mortaine, Mortague, Montani] [um 1609 Wallonien-18.7.1647 vor Rheinfels], schwedischer Generalmajor, dann hessen-kasselischer Generalleutnant. Interessanterweise wird die Beteiligung v. Robert [Rupert] Douglas [Duclas, der Lebhafte; Duglaß, Duclas] of Whittinghame, Freiherr [1651], Graf [1654] [17.3.1611 Standingstone/ Schottland-28.5.1662 Stockholm], schwedischer Obrist, Generalleutnant. Vgl. MURDOCH, SSNE ID: 2378. (dort wie immer weiterführende Literatur); DOUGLAS, Robert Douglas; BERG; LAGERCRANTZ, Scots in Schweden; MAIDMENT, Collection, S. 331ff.
[371] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff. Vgl. MAYR, Die Belagerung Lindaus.
[372] Johann [Hans] Werner Aescher [Ascher] v. Bünningen auf Umkirch u. Offenheim [1582 Breisach-26.12.1653 Waldkirch], vorderösterreichischer, dann kaiserlicher Obrist. Vgl. PECHMANN, Äscher.
[373] Franz Ransperg, Prior des Benediktinerklosters Mehrerau, schildert den Vorgang wie folgt; RANSPERG, Vorarlbergisches Kriegsgeschichtsbuch, S. 193: „Und weilen der Äscher dem Jacob Gropper einem Bürger als von Ihm verordneten Schloss Vogt oder Verwahrer zugerufen er soll dasselbige nur bald aufgeben, weil er solches bei Ihrer Majestät sich getraue zu verantworten. Er Gropper selbst auch ein unerfahrener Mann im Krieg war, und vielleicht niemals einen toten Mann dort gesehen. Über das alles keine gebührende Anstalt an Volk, in Geschütz, Munition und Proviant und anderes vorhanden gewesen ist, das feste Schloss, das eine ewige Schande ist, ohne einigen Widerstand in des Feindes Hand und Gewalt geraten und Ihm noch selbigen Abend spottlich überantwortet worden“.
[374] Das lässt sich allerdings nicht bestätigen.
[375] N Wrangel [ -4.1.1647 bei Bregenz], schwedischer Kapitän.
[376] Daniel Werdre [„Daniel“] [ – ], schwedischer Obrist; Name nach dem THEATRUM EUROPAEUM 5. Bd., S. 1219f.
[377] MAYR, Die schwedische Belagerung, S. 306ff.
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