Cortenbach [Courtenbach, Curtenbach, Cordebach] von Helmond, Adrian Freiherr von

Cortenbach [Courtenbach, Curtenbach, Cordebach] von Helmond, Adrian Freiherr von; Obrist [15.11.1592 Brüssel-15.9.1630 Gartz] Adrian von Cortenbach, Freiherr [15.11.1592 Brüssel-15.9.1630 Gartz] und Herr auf Helmond[1] war 1620 als Rittmeister von Johann von Virmond von der Neersen für den Böhmischen Krieg angeworben worden. Er führte später ein Kürassierregiment und war Kommandant der Landkomturei von Bekkevoort[2] des Deutschen Ritterordens.[3]

Am 5.11.1625 kam es bei Seelze[4] zu einem Gefecht mit Herzog Friedrich von Sachsen-Altenburg und dem zu seiner Unterstützung herbeigeeilten Michael von Obentraut,[5] die beide fielen.[6]

Die Hannover’sche[7] Chronik berichtet: „Den 23. Oct. nach Eroberung des Hauses Calenberg[8] hat Tilly[9] mit etlichem Volke sich nach dem Stift Hildesheim gewandt. Inmittelst hatte der Königl. General-Lieutnant über die Cavallerie einen Anschlag mit etlichen Compagnien auf Pattensen[10] gemachet, die Tillyschen darin zu überfallen in der Nacht. Dieweil sie aber aus ihren Quartieren um Seelße vor dem Deister hinauf gezogen in der Nacht, und kein Mondschein war, sein sie durch die Bauren nicht recht geführet, daß sie im Holtze verirret und der Tag darüber angebrochen, wodurch der Anschlag des Morgens den 24. Oct. mißrathen, derowegen sie ihr Volk wieder zurücke nach ihren Quartieren marschiren lassen. Obentraut aber, neben Hertzog Friedrich von Altenburg ist den 24. dito Vormittag in Hannover kommen.

Den 24. Oct. ist von I. F. G. Hertzog Friederich Ulrich ein Trompeter an die Stadt Hannover abgefertiget mit einem Schreiben und Befehl, Königl. Majestät zu Dennemark Hauptquartier einzunehmen. Als Obentraut in Hannover gewesen und kürtzliche Antwort begehret, ist demselben a Consule geantwortet, daß man die Leute, so darzu gezogen werden müßten, nicht so bald könnte convociren, sollte morgen früh geschehen. Gegen Abend ist der von Obentraut und Hertzog Friederich von Altenburg wieder aus Hannover gezogen nach Seelße zu, da sie ihr Hauptquartier mit der Reuterey gehabt.

Dieweiln aber dem Tilly solch gehabter Anschlag auf Pattensen verkundschaft worden, hat er so bald in dieser Nacht zwischen dem 24. und 25. Oct. wieder einen Anschlag gemacht auf des von Obentrauts Quartier mit 12 Regimentern, in 15000 stark mit 8 Stücken Geschützes und nohtdürftiger Munition, ist aus dem Ambt Calenberg und Pattensen in gantzer Stille hinter dem Linderberge hin, Hannover vorbei marschiret, aber nicht die rechte Heerstraßen, in das Amt Blomenau[11] auf Harenberg[12] zu, da er zuvor auf die Königschen recognosciren lassen durch einen gewesenen und abgefallenen Königschen Quartiermeister. Etliche sagen, daß Tilly damahls gehabt nur 3000 zu Fuß und 3 Regimenter zu Pferde, als das Lindlohische [Lintelo;  BW], Cronburgische [Cronberg; BW] und Curtenbachische [Cortenbach; BW], der Graf von Anhalt [Anholt; BW] ist auch bey ihm gewesen.

Auf des Quartiermeisters Recognition hat Tilly den 25. Oct. des Dienstags Morgens sehr früh, als jedermann von den Königschen noch im Schlaf gelegen, eetliche Compagnien Reuter auf Seelße zu commandiret, welche die verlorne Schildwacht aufgenommen, dadurch etwas Tumult geworden geworden, daß der Königschen etliche in Seelße, wie auch Hertzog Friederich zu Sachsen-Altenburg, zu Pferde kommen, in der Eile hinaus vor das Dorf Seelße gerücket und mit den Tillyschen scharmutziret, welcher aber übermannet, vor Seelße erschossen und mit 21 Cornetten von seinen Reutern geblieben.

Darauf sein auch aus  den andern Quartiern, aus Lohne,[13] Gümmer[14] und anderen Dörfern bey 2 Regiment Reutere ankommen, so mit den Tillyschen scharmutziren müssen. Weil sie aber auch übermannet und viele davon geblieben, haben die übrigen sich mit der Flucht nach der Seelßer Brücke über die Leine salviren müssen, was in der Eile nicht hinüber kommen können, ist alles von den Tillyschen nieder gemacht worden.

Den 25. Oct. Dienstags Morgens sein in diesem Scharmützel etliche Hundert Reutere geblieben. Der von Obentraut ist tödlich verwundet (an dem Orte vor Seelße, da hernach seine Verwandten A. 1628 eine steinerne Seule zum Gedächtniß setzen lassen) und in des Grafen von Anhalt Kutsche geleget worden, darin er nicht lange hernach gestorben.

Als Obentraut, also tödtlich verwundet, zu Tilly gebracht, hat er ihn als einen hiebevor in Ungarn gewesenen Bruder beklaget, darauf Obentraut geantwortet: In solchen Wassern fänget man solche Fische. Und ob der Tilly wohl Fleiß angewendet, ihn beym Leben zu erhalten und den Feldscherern anbefohlen, so ist doch nicht lange hernacher gestorben“.[15]

Der Kriegsteilnehmer und spätere Kommandant von Weiden,[16] Augustin von Fritsch,[17] berichtet: „vnd da wür Battensamb [Pattensen; BW] eingenommen, sein wür mit den Schmidt[von Wellenstein; BW]ischen, alß meines Obristen vnd herrn [Erasmus Freiherr; BW] von Gera Regiment, samt dreyen Compagnie zu Pferdt hinein gelegt worden, da wür dann nichts in der Statt gefunden, sondern vnser Prouiant alles auf den Landt hollen müssen, da vnnß dann der Feindt zimblichermassen aufgebasst, wie sich dann Herzog Früz von Altenburg, vnnd der General yber die Gauaveleri, der Oberthrautt, mit etlich 1000 Mann sich vnweit vnsers Quartiers, nechst bey hawber[18] befundten, sobalden der Tilli dessen von vnsern Obristen ist berichtet worden, ist er mit etlich 1000. Mann in aller Eyl vf den Feindt loßgangen, demselben dermassen chargirt, daß daryber gedachter Herzog Friz von Altenburg, samt dem General von Obertrautt vf der Wahlstatt Todt geblieben, vnnd sein von Vns, die wür mit 1000. Mann comendirt gewesen, wieder in die Quartier nacher Pattensamb geschickht, vnd die zwey Generalen Todter mit vnß in deß Generals Tilli Gutschen gefürth, vnnd in der Kürchen beygesezt worden, biß sie förders nacher Hammeln[19] allwo vnser hauptquartir gewesen, geführt worden“.[20]

Als Tilly 1626 vernahm, dass sich der Söldnerführer Ernst von Mansfeld[21] in der Grafschaft Diepholz[22] festsetzen wollte und damit die Stifter Osnabrück[23] und Minden[24] unmittelbar bedrohte, wurden ihm Gronsfeld und Anholt entgegen geschickt. Als sie zwischen Minden und Hameln ankamen, erhielten sie die Nachricht, dass dänische Verbände ihnen den Pass abzuschneiden drohten. Sie rückten ihnen entgegen und schlugen sie – allerdings unter dem hohen Verlust von 3.000 Mann – in die Flucht.[25]

In der Hannover’schen Chronik heißt es: „Darzu hat der Obrister Conrad Nelle [Nell; BW] zu Escherde[26] Hochzeit eben gehalten, und als ihnen Burchard von Hanensee, welcher Commendante auf der Erichsburg[27] gewesen, und von der Erichsburg kommen, in seiner dahin Ankunft angezeiget, daß die Tillische so stark im Anzug wären und sie übereilen würden, haben sie es nicht glauben wollen. Als nun die Tillische in solcher guten Ordnung zu Poppenborg[28] vorüber und auf das Dorf Rößing,[29] nicht weit vom Calenberge gelegen, ankommen, haben sie den Obristen Berend Geist und Obristen Leo Freitag, welche sich mit ihrer Reuterey fast alleine praesentiret und zur Wehr gesetzet, angetroffen, welche sich alsobald gegen die Tillischen auf einen Pistolenschuß weit avancirt und wieder etwas stille gehalten. Demnach aber die Tillische inzwischen sich versammlet und in Schlachtordnung gestellet und den Feind vor Augen gesehen, haben sie länger nicht Geduld haben wollen, bis die Retrogarde ankäme, besondern dieselben frisch und tapfer mit 32 Cornetten angegriffen, und als auf des Obr. Freyherrn von Cronburg 5 Compagnien Curassirer wohl 14 Compagnien Königsche chargiret, hat ihnen der von Billay [Billehé; BW], so damahls 6 Schönebergische [Schönburg; BW] Compagnien Curassirer commandiret, mit solcher Tapferkeit secundiret, daß sie der Königischen, denen nicht secundiret worden, Ordnung so bald getrennet und in Confusion gebracht, darin sie ohne das schon waren, weil sie vom Gesöffe unversehens zu Pferde kommen und der Tillischen von der Göttingischen[30] Belagerung so schleunig nicht vermuhtet waren. Da sie doch hätten gedenken sollen, weil sie ja Göttingen nicht entsetzen wollen, besondern dem Tilly nur eine Diversion mit der Calenbergischen Blocquirung zu machen gesinnet gewesen, daß er nicht ruhen, besondern den Calenberg entsetzen würde. Als der von Cronburg den Angriff gethan und ihn Ballay secundiret, hat auf der andern Seite der Obrist Erwidt [Erwitte; BW] in die Flanke und Obr. Four [De Fours; BW] mit 10 Compagnien mit großer Courage und Valeur vornen her angegriffen, imgleichen haben auch die übrigen Compagnien das ihre gethan und in die Königschen dermaßen gesetzet, daß dieselben gantz und gar getrennet und in die Flucht gejaget worden, weil Obristen Geists und Freytags Reuter nicht entsetzt, besindern allein im Stich gelassen worden. Auf der Dänischen Seiten ist der Obriste Freytag sammt 6 Rittmeistern und etlichen andern Officiren auf der Wahlstid todt blieben und ein junger Graf von Stolberg, Bodo Ulrich, welcher hernach in Hildesheim[31] begraben worden. Die Anzahl der todten Reutere, so auf der Wahlstid befunden, ist über 500 gewesen, ohne diejenigen, so in der Flucht, und insonderheit alle die Dänischen Dragouner, so mit vor dem Calenberg gewesen, nieder gehauen worden“.[32] Ein Dankschreiben Maximilians I. für erwiesene Tapferkeit war auch an Cortenbach ergangen.[33]

1626 wird Cortenbach in Zusammenhang mit der Niederschlagung lokaler Bauernaufstände erwähnt. In diesem April 1626 wird berichtet, dass Bauern (aus dem Amt Seesen[34]) „sambt etlichen reütern von dem feindt“ Gandersheim[35] überfallen wollten, aber entdeckt und „bey die hundert“ Bauern von Cortenbachs Reitern niedergehauen worden seien.[36] In diesem Jahr war er auch an der blutigen Erstürmung Mündens,[37] am sogenannten „Mündener Blutpfingsten“[38] beteiligt: „Den 6. Junij ist General Tylli mit 8 Reg[imen]t[e]r[n] Vor Munden gerücket, daselbsten 3 Lager geschlagen. Erstlich in der von den Mundischen selbst abgebranten Vorstadt, die Blum genant, alda der Graff [Jakob Ludwig; BW] Von Fürstenberg, Obrister und General über artillerey, Herr Cortenbach Undt Schönberg [Schönburg; BW] Jhr Qvartier gehabt; Das ander der Stadt, da die Weser und Fulda Zusammenfließen; das Dritte hatt der General Tylli auff dem Galgenberge selbst eine gehabt. Am H[eiligen] Pfingsttag ist beederseits starck geschoßen Und sonderlich hat der Von Fürstenberg über die Weser in die Stadt fast den ganzten tag tapffer feur gegeben. Montags ist nicht viel vorgenommen, allein hat sich der General Tylli bemühet, die Stadt per accordo einZubekommen, Jmmaßen Er Zum Dritten Mahl Trommeter in die Stadt geschicket. Es ist aber Vom Obr[ist]Lieutenant Clout keine ander resolution erfolget, alß daß Er gemeinet Zufechten bis in dem Todt. Und hat die Besatzung Viel Höhnische Worte durch die Trompeter hinauß geboten. Dienstages hat der General befohlen, alle Geschütze gegen die Stadt Zu richten Und so lange Feur Zugeben, biß eine pressa geschoßen würde, daß man mit einem gantzen Regiment Zu Sparung der Soldaten stürmen könte, Welches dan der von Fürstenberg effectuiret Und von Morgen Zu 5 Uhr bis in die Nacht umb 9 Uhr fast in die Tausendt Schüße in die Stadt und wieder die Mauren gethan. Wie dan durch solch starck und unabläßiges schießen die Mauren an der Werra Zerschmettert, die Belagerten aber keines accords jemahls begehret, Alß hat der von Fürstenberg umb 9 Uhr mit 2 Reg[imen]t[e]r[n], Welche erst über die Werra setzen müßen, den Sturm anlauffen laßen Und in einer Viertel Stunde die Oberhandt behalten, in die Stadt gedrungen Und alle ManßPersohnen meistentheils mit Axten vnd Beilen Zu todt gehawen. Der meiste Theil der Bürger und Soldaten haben sich noch eine gute Zeit von dem Kirchhoff, allda Sie sich Zuvor verschantzet, mit Mußqueten Tapffer gewehret. Alß aber Unmüglich denselben Zuerhalten, haben Sie sich uff das Schloß reteriret Und sich davon gewehret, daß es voller Todten Ringsherumb gelegen, darauff dieselbe auch vollents hingerichtet. Es seind aber die Bürgere, Soldaten, Bauren und Schieffleute mehrentheils geblieben vnd weinig davonkommen, die Weiber, deren gar Viel den Soldaten entgegengelauffen Und vermeinet, Jhre Männer Zu erretten, seind mit Barten darniedergehawen. Jn summa es ist ein über die Maß erbärmlicher und Cläglicher Zustandt gewesen Und obwoll viele Wagen von Allendorff[39] und Witzenhausen[40] dahin geschicket, die Todten Zubegraben Und theilß in die Weser Zuführen, konten Sie doch in Vier Tagen das Schloß undt die Stadt nicht gäntzlich saubern, ungeachtet fast alle Cörper, darunter der Obriste Clout selbsten, in die Weser geworffen worden. Sonnabents, den 13. Junij, hat man 18 C[entner] Pulver in einem Thurn gefunden, daßelbe ist angangen, durch was Mittel aber ist unbewust, hat viel Schaden gethan. Jst also die gute Stadt Munden, mit welcher Osteroda alleZeit vndt sonderlich vor alters, wie davon in 5. capittel gemeldet worden, in guten Nachbarlichem Vertrawen gestanden, auff einmahl Jhrer Bürgerschafft beraubet Und seind daselbst Viele Witwen und Weisen in wenig Stunden gemacht“.[41]

Im Oberösterreichischen Bauernaufstand 1626 wurde er schwer verwundet.[42]

Im Konflikt mit dem intriganten, aber feigen Kriegskommissar Lerchenfeld, der Maximilian I. alles Wissenswerte aus dem ligistischen Lager hinterbrachte und der damit geprahlt hatte, „auch ein Tilly tue nichts ohne ihn“,[43] wurde Cortenbach von Maximilian I. entlassen.[44] Cortenbach hatte Lerchenfeld angeblich „mit gewalt aingefallen und ine zur zimmerthür auswerfen wellen“.[45] Den späteren Wechsel ins kaiserliche Lager hatte der Hochmeister Johann Kaspar von Stadion und Gegner Maximilians I. unterstützt.[46] Das Regiment Cortenbach traf am 28.4.1627 in Cham[47] ein.[48]

Unter dem April 1627 ist der Durchzug Cortenbachscher Fähnlein festgehalten.[49] Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[50] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 10. Mai [20.5.1627; BW]  sind 5 Compagnie Reuter, dem Obersten Cartenbach zustendig, durch das Amt Keula[51] nach Lohra[52] gezogen“.[53]

Der für die kurbayerische Untere Pfalz zuständige Heidelberger[54] Statthalter „[Heinrich v.; BW] Metternich war umso mehr daran interessiert, die kaiserlichen Truppen von den rechtsrheinischen Gebieten fernzuhalten, weil Ende Dezember 1627 bereits das ligistische Kavallerieregiment Courtenbach bei Höchst[55] über den Main gegangen war, welches von Tilly den Auftrag hatte, durch die Unterpfalz in die Markgrafschaft Baden zu marschieren, um dort zu überwintern. Vier Kompanien des Regiments Courtenbach wurden in der Markgrafschaft Baden-Durlach und im Kraichgau einquartiert. Diese Gegenden waren jedoch durch die Anwesenheit der kratzischen Reiter im August und September immer noch so geschädigt, daß die Mehrzahl der Untertanen ihre Güter verlassen hatte Die Rittmeister der betreffenden Kompanien begaben sich deswegen am 13.1.1628 zu Metternich, der sich zur Austeilung der Quartiere in Weingarten[56] aufhielt, und erklärten, es sei unmöglich, sich dort auch nur einige Tage zu unterhalten. Die sechs übrigen Kompanien des Regiments Courtenbach sollten in die Markgrafschaft Hochberg weiterziehen, doch Erzherzog Leopold von Österreich erklärte, daß er das nicht gestatten könne, weil Hochberg durch den Kaiser von Einquartierungen befreit worden sei (die Erfahrungen, die die vorderösterreichische Bevölkerung ein Jahr zuvor mit den in der Oberen Markgrafschaft gelegenen bayerischen Truppen gesammelt hatte, waren noch in allzu frischer Erinnerung). Der Erzherzog drohte, den Einzug der courtenbachischen Reiter in die Obere Markgrafschaft Hochberg mit dem Ausschuß der wehrfähigen Landbevölkerung gewaltsam zu verhindern. Man war also gezwungen, die Reiter vorerst in die katholische Markgrafschaft Baden-Baden zu legen. Metternich versuchte, beim bayerischen Kurfürsten zu erreichen, daß das Regiment Courtenbach über den Neckar in die Gegend von Schwäbisch Hall[57] verlegt würde, um Baden-Durlach und die Kraichgauer Ritterschaft, die ja außerdem noch die Garnisonssoldaten zu unterhalten hatten, soweit wie möglich zu entlasten. Doch die Gegend um Schwäbisch Hall war bereits für das bayerische Regiment Kronberg reserviert [Cronburg, BW], dessen Abführung aus Franken Maximilian den dortigen Ständen zugesichert hatte.

Der bayerische Kurfürst beauftragte Metternich am 18.1.1628, mit den Obersten Kronberg und Courtenbach zu konferieren, wie man Baden und Hessen-Darmstadt trotzdem etwas entlasten könnte. Vor allem sollte Metternich darauf dringen, daß bei den beiden Regimentern der übermäßig umfangreiche Troß, durch den die Quartiere ruiniert wurden, gemäß dem von Tilly erteilten Befehl abgeschafft werde. Die Kraichgauer Ritterschaft sollte auf jeden Fall so weit verschont werden, daß sie ihre Kontribution zum Unterhalt der unterpfälzischen Garnisonen weiter entrichten könnte. Die Konferenz des Statthalters mit den Regimentskommandeuren, die Anfang Februar 1628 in Heilbronn[58] stattfand, brachte keine befriedigenden Ergebnisse. Oberst Kronberg beklagte sich darüber, daß im Schwäbischen Kreis sechs kaiserliche Regimenter lagen, die die meisten Quartiere dort belegt und die übrigen im Durchzug verheert hatten. Auch die Gebiete jenseits von Main und Rhein waren mit kaiserlichen Truppen belegt. Metternich sah keine andere Möglichkeit, als Baden und die Kraichgauer Ritterschaft bis zum Abzug der kaiserlichen Regimenter aus Schwaben zu vertrösten.

Der allgemeine Unwillen der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten wegen der neuen Einquartierungen steigerte sich in der Reichsstadt Wimpfen[59] im Februar 1628 zu offenem Widerstand. Der Oberstleutnant des Regiments Courtenbach hatte in das Städtlein Wimpfen im Tal vier Reiter gelegt, die nach einigen Tagen von den Bürgern unter Führung des Bürgermeisters mit Waffengewalt aus der Stadt gejagt wurden. Weil sie ihren Wirt nicht ganz bezahlen konnten, wurden ihnen außerdem ihre Pistolen und Gewehre abgenommen. Die Reichsstadt weigerte sich, die Waffen wieder herauszugeben und den Reitern Quartiere zu gewähren.

Weil nach dem Wimpfener Vorbild nun auch an anderen Orten die Bevölkerung die einquartierten Reiter aus ihren Dörfern zu vertreiben begann, sah sich der betroffene Rittmeister Daniel von Luderitz genötigt, ein Exempel zu statuieren. Er ließ zu nächtlicher Stunde dreißig seiner Reiter nach Wimpfen im Tal einsteigen, welche ins Haus des Bürgermeisters, der rechtzeitig geflohen war, eindrangen und etliche Gegenstände daraus mitnahmen. Nachdem sich die Reichsstadt bei Maximilian über dieses Vorgehen beschwert hatte, begab sich Metternich zur Untersuchung der Vorfälle selbst nach Wimpfen, wo er für die Rückgabe der dem Bürgermeister geraubten Gegenstände sorgte. Durch seine Vermittlung erreichte er, daß die Reichsstadt sich bereit erklärte, in ihren beiden Dörfern dreizehn bayerische Reiter aufzunehmen und zu unterhalten“.[60] „Mit den Unterhaltszahlungen gab es allerdings derzeit noch Probleme. Wimpfen und die Ritterschaft hatten seit der Einquartierung der courtenbachischen Kompanien im Januar 1628 ihre Kontributionen für die Garnisonen eingestellt, Baden-Durlach schon seit der Einquartierung der kratzischen Reiter im September 1627. Eine Wiederaufnahme der Zahlungen wurde vom Abzug der courtenbachischen Reiter abhängig gemacht“.[61]

Im Winter 1628 lag das Regiment in Züschen.[62] In den Aufzeichnungen der Stadt Hallenberg[63] heißt es: „Item als winterzeits Cordebachs regiment in der graschaft Zuscheny mit gewalt quartir genommen und den hausleuten verderblichen schaden an allerhand uncosten und abnehmung ihrer pferdten und anderer barschaft zugefugt, denselben grafschaft eingesessenen aus befelch des herrn landtrosten contribuirt 20 konigstaler“.[64]

Cortenbach trat 1629 in kaiserliche Dienste,[65] wurde zum Generalwachtmeister und Stellvertreter Torquato Contis befördert. Er starb am 15.9.1630 in Pommern[66] an der Pest, nach anderer Darstellung im Gefecht mit schwedischen Truppen.[67]

Das Amt Heldburg verzeichnet eine Meldung vom 9.3.1631 aus Königsberg[68] über den Anmarsch von 5 Kompanien Cortenbachscher Reiter auf Bamberg.[69]

[1] Helmond [Belgien, Prov. Nordbrabant].

[2] Bekkevoort [Belgien, Prov. Flämisch-Brabant].

[3] LAHRKAMP, Kriegsvolk, S. 117.

[4] Seelze [Region Hannover]; HHSD II, S. 425.

[5] http://www.seelze.de/wDeutsch/stadtinfo/stadtgeschichte/menschen/obentraut.php.

[6] SCHLOTTER, Acta, S. 6; FORST, Korrespondenz, Nr. 129, S. 108: Dr. Arnold Prüm, genannt Aldenhoven, kurkölnischer Geheimer Rat u. Hofrat, an F. W. v. Wartenberg, Brühl, 1625 XI 16.

[7] Hannover; HHSD II, S. 197ff.

[8] Calenberg [Kr. Springe]; HHSD II, S. 91ff.

[9] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.

[10] Pattensen [Kr. Springe]; HHSD II, S. 376f.

[11] Blumenau, heute Ortsteil von Wunstorf [Region Hannover].

[12] Harenberg, heute Stadtteil von Seelze [Region Hannover].

[13] Lohne, Teil des Ortsteils Neuwarmbüchen der Gem. Isernhagen [Region Hannover].

[14] Gümmer, heute Ortsteil von Seelze [Region Hannover].

[15] JÜRGENS, Chronik, S. 376ff.

[16] Weiden; HHSD VII, 794ff.

[17] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 92f.

[18] Hannover

[19] Hameln; HHSD II, S. 192ff.

[20] FRITSCH, Tagbuch, S. 114f.

[21] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.

[22] FORST, Korrespondenz, Nr. 130, S. 109: Aldenhoven an F. W. v. Wartenberg, Köln, 1625 XI 23; Diepholz [Kr. Grafschaft Diepholz]; HHSD II, S. 114f.

[23] Am 27.10.1625 war F. W. v. Wartenberg zum Bischof postuliert worden, trotz der Bemühungen Dänemarks u. Ferdinands II., die das Stift für ihre Söhne beanspruchten. Wartenberg selbst war wie Maximilian I. u. Kurfürst Ferdinand von Köln über die Postulation nicht gerade erfreut gewesen; FORST, Korrespondenz, Nr. 128, S. 105: „Der herr hatt mir die Martinßganß wohl versaltzen und gar verderbt; ich kan mirs noch auf diese stund nit imaginiren, und wans der herr nit mit beilagen von Osnabrug selben confirmirt, hett ichs je noch so viel nit geglaubt“. Wartenberg an Aldenhoven, Kirbach, 1625 XI 12.

[24] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[25] HEILMANN, Kriegsgeschichte Bd. 2, S. 184. Dankschreiben gingen an Lintelo, J. L. v. Fürstenberg, Schönburg, Cortenbach, Cronberg, Gf Spaur, Hans Ernst v. Vizthum v. Eckstädt; BA NF II/2, Nr. 136, S. 456 (Max. an Tilly, 1625 XII 02).

[26] Escherde: Groß und Klein Escherde, Ortsteile der Gemeinde Nordstemmen [LK Hildesheim].

[27] Erichsburg [Gem. Hunnesrück, Kr. Einbeck]; HHSD II, S. 141.

[28] Poppenburg [Kr. Alfeld]; HHSD II, S. 384.

[29] Rössing, heute Ortsteil der Gem. Nordstemmen [LK Hildesheim].

[30] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.

[31] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[32] JÜRGENS, Chronik, S. 420f. Jürgens datiert nach dem alten Stil.

[33] Dankschreiben gingen an Lintelo, J. L. v. Fürstenberg, Schönburg, Cortenbach, Cronberg, Gf Spaur, Hans Ernst v. Vizthum v. Eckstädt; BA NF II/2, Nr. 136, S. 456 (Max. an Tilly, 1625 XII 02).

[34] Seesen [Kr. Gandersheim]; HHSD II, S. 425f.

[35] [Bad] Gandersheim; HHSD II, S. 158ff.

[36] BOBLENZ, Aktionen, S. 261, Anm. 43.

[37] Hann. Münden; HHSD II, S. 333f.

[38] Unverzichtbar zu den Vorgängen um die Eroberung Mündens die Untersuchungen von Kossert, Eroberung (I), unter http://muenden.kossert.net/; Kossert, Eroberung (II), Magisterarbeit Freiburg im Breisgau 2007 sowie KOSSERT, „Zu Münden hab ich so gemaust“.

[39] Bad Sooden-Allendorf [Kr. Witzenhausen]; HHSD IV, S. 33ff.

[40] Witzenhausen; HHSD IV, S. 478f.

[41] Bericht des Osteroder Chronisten Heinrich Wendt (1605-1683; 1635 Stadtschreiber u. Syndikus, 1647 Bürgermeister v. Osterode u. Autor der „Chronica oder Zeytbuch vnd Wahrhafftige Beschreibung der Löblichen Stadt Osteroda“, 1635-1680 verfasst), 404ff.

[42] ROTHENBURG, Schlachten, S. 119, 127.

[43] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Älteres Archiv 2351, fol. 682 (Ausfertigung): Cortenbach an Maximilian I., vor Stade, 1627 XI 21.

[44] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Älteres Archiv 2370, fol. 53-55 (Entwurf): Maximilian I. an Tilly, o. O., 1627 IX 30.

[45] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Älteres Archiv 2370, fol. 554′ (Konzept): Maximilian I. an Tilly, 1627 IX 10.

[46] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Älteres Archiv 2384, fol. 189 (Konzept): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 IX 02.

[47] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.

[48] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 59.

[49] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Bestand 4-11-230, Nr. 2354, 2386, 2392,

[50] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.

[51] Keula [Kyffhäuserkreis]; HHSD IX, S. 233.

[52] Großlohra [LK Nordhausen]; HHSD IX, S. 179f.

[53] HAPPE I; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[54] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.

[55] Höchst [Stadt Frankfurt/M.]; HHSD IV, S. 226ff.

[56] Weingarten [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 867ff.

[57] Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 723ff.

[58] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.

[59] [Bad] Wimpfen [LK Heilbronn]; HHSD VI, S. 51f.

[60] MAIER, Unterpfalz, S. 85ff.

[61] MAIER, Unterpfalz, S. 92.

[62] Züschen, Ortsteil von Winterberg [Hochsauerlandkr.]; HHSD III, S. 814.

[63] Hallenberg [LK Brilon]; HHSD III, S. 282f.

[64] BRUNS, Hallenberg, S. 257.

[65] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Älteres Archiv 2351, fol. 774 (Ausfertigung): Kriegsräte an Maximilian I., München, 1629 IX 05; Dreißigjähriger Krieg Akten 238, fol. 67 (Ausfertigung): Maximilian I. an P. A. v. Wolkenstein, München, 1629 XII 06.

[66] Österreichisches Staatsarchiv Wien Mainzer Erzkanzleramt Militaria 10/I, fol.  206: Extract schreibens, Gartz, 1630 IX 17; STEINEN, Westphälische Geschichte, 1. Theil, S. 1244.

[67] SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Geleen, S. 17.

[68] Königsberg i. Bay. [LK Haßberge/UFr.]; HHSD VII, S. 365f.

[69] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Bestand 4-11-230, Nr. 2479; Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.