Ehrentreuter [Ehrentreiter, Ehrenreitter, Ehrenreuter] von Hofrieth, Erhard Reichsfreiherr von

Ehrentreuter [Ehrentreiter, Ehrenreitter, Ehrenreuter] von Hofrieth, Erhard Reichsfreiherr von; Obrist [13.8.1596-31.12.1664] Ehrentreuter[1] stand als Obrist in kurpfälzischen und niederländischen Diensten.

Die „6. Newe Vnpartheyische Zeitung“ von 1632 berichtete: „Auß dem Haag[2] vom 17.[27.; BW] Jenner 1632. Gestern ist der Pfaltzgraff mit 32. gutschen / von hier nach Arnheimb[3] auffgebrochen / dann die Staaden 30. Cornett / 4000. Fewrrohr / und 6000. Musquetierer ihne zu begleiten mit geben / so etliche Monat in seinem dienst verbleiben sollen. Der König in Engelland wirt zu völliger einräumung der Pfort / und Churfürstlichen Hochheit ein grosses dabei thun / soll ihm auch Graff Wilhelm von Nassaw / Oberist Gendt und Ehrenreuter mit vilem volck nachziehen“.[4]

In der „43. Zeitung dieses 1634. Jahrs“ hieß es in einer Meldung aus Brüssel vom 25.9. a. St., dass Ehrenreuter im Printzenland zu Wilhelmstatt[5] liege.[6]

Sein Regiment wurde von den Generalstaaten aufgestellt und nach dem Tod Friedrichs V. von der Pfalz dessen Sohn, dem Pfalzgrafen Karl Ludwig, unterstellt. „Anfang April [1638] bestätigten sich Gerüchte, daß der Pfalzgraf Karl Ludwig, ältester Sohn des ‚Winterkönigs‘, mit der Witwe des schwedischen Feldmarschalls Knyphausen, dem Schweden das Amt Meppen[7] im Niederstift Münster geschenkt hatte, vertraglich vereinbart habe, daß ihm gegen eine hohe Summe Stadt und Festung Meppen überlassen würden, um dort mit Hilfe der Generalstaaten ein starkes Korps zu bilden, das sich zuerst des Münsterlandes bemächtigen solle“.[8] In einem Schreiben des Kurfürsten Ferdinand von Köln an Johann Georgs I. von Sachsen, basierend auf der Nachricht eines nicht genannten Absenders und einen unbekannten Empfänger, heißt es dazu: Die Übergabe Meppens sei beschlossene Sache, die pfälzischen Söldner würden am 1. Mai den Eid ablegen. Die Niederländer wollten dem Pfalzgrafen die drei Regimenter Ferentz, Rosenkranz und Ehrenreuter übergeben, die in Ostfriesland und im Emsland aufgefüllt würden. Ferentz habe Meppen inspiziert und erklärt, die Werbungen würden in den Niederlanden so eifrig betrieben, daß binnen sechs Wochen 10.000 Mann ins Münsterland geführt werden könnten.[9]

„Die fürstlichen Räte berichten dem Kurfürsten [Ferdinand von Köln; BW] am 9. August [1638; BW], der Rittmeister Johann zur Steggen, der im Dienst der Landstände stehe, habe mit 60 Reitern eine Kompanie des neugeworbenen pfälzischen Kriegsvolks vom Leibregiment des Generalleutnants Ferentz überfallen und 150 Pferde erbeutet, von denen 50 gesattelt gewesen seien. Außerdem habe man einen Kornett, etliche Reiter und eine Standarte eingebracht. Die erbeutete Standarte zeige einen Kurfürstenhut, darüber einen goldenen Reichsapfel mit der Devise ‚Constanter‘. Die Gefangenen sagen aus, sie seien vor sechs Wochen gemustert worden und hätten 14 Standarten. Die Werbung ginge immer fort und hätte großen Zulauf. Sie wären schon gegen 3.000 Mann stark. Am 9. September vereinigen sich diese Söldner in der Nähe von Stadtlohn[10] mit schwedischen Truppenteilen unter dem General King und dem Obristen Königsmarck, die aus ihren Garnisonen Minden,[11] Osnabrück,[12] Herford,[13] Nienburg[14] und Vechta[15] zusammengezogen sind. Sie ziehen vor dem Feldmarschall Graf Melchior Hatzfeldt, der seine zunächst nur geringen Streitkräfte um Dortmund[16] und Hamm[17] versammelt hat, zur Belagerung von Lemgo[18] weiter, auf ihrem Marsch ‚das offene Münsterland grausam verheerend‘. Die Belagerung der lippischen Stadt wird aber beim Anrücken der kaiserlichen Regimenter abgebrochen“.[19]

„Graf Hatzfeldt erhält auf sein Ansuchen aus Münster zwei Stücke, später noch ein drittes Geschütz leihweise. Er erringt nach der Vereinigung mit den Regimentern des Generalwachtmeisters von Westerholt am 17. Oktober bei Vlotho[20] in einem einstündigen Gefecht einen völligen Sieg und kann über 1.000 Gefangene machen, darunter den jungen Pfalzgrafen Rupert, Generalleutnant Ferentz und sechs Obristen, dazu alle Fahnen, Geschütze und Bagagewagen des Feindes erbeuten. Viele gegnerische Reiter ertrinken auf der Flucht wegen des hohen Wasserstandes in der Weser, auf kaiserlicher Seite fällt der Generalwachtmeister Peter Götz, ein Bruder des bayerischen Feldmarschalls. King, Königsmarck und der Pfalzgraf Karl Ludwig retten sich in die schwedisch besetzten Städte Minden und Osnabrück“.[21] Möglicherweise war Ehrenreuter einer der gefangenen Obristen.

Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg erwähnt ihn unter dem 4.11.1645 in seinem 1647 erneut aufgeleg-ten „Florus“: „Wir müssen nun auch widerumb einen Sprung in Flandern thun / vnd besehen / was die Holländer den Spaniern vor Garn gespunnen / diese haben jene lange Zeit vmbgeführet / also daß man nicht wissen können / was sie im Schild führeten / selbige haben sich aber endlich ins Land von Waes begeben / vnd seynd den 4. Octob. vnversehens mit 125. Stück Geschützes vor die veste Statt Hülst[22] gerückt. Vnnd den 5. angefangen sich zu verschantzen / also daß sie den 10. schon 2. Mann tieff sich vergraben / inmittelst alle vmbliegende Forten vnd Schantzen erobert / sonderlich der Starcken Schantz Hildrecht / vnnd deß sehr festen Forts Spinola / welches sich trefflich gewehret / vor welcher der Oberste Ehrenreuter verwundet worden / sich bemächtiget / item die Andreas vnnd Moreschantz / nach Eroberung Hülste. Nach welcher eroberung der Printz [Friedrich Heinrich; BW] von Vranien mit Approchiren, Miniren, vnauffhörlichen Schiessen der Statt also zugesetzt / daß sie sich innerhalb Monats frist / nemblich den 4. Novembris durch Accord ergeben müssen / in welchem vnder andern versehen / daß darinn keine andere als die Reformirte Religion offentlich solte gelitten werden“.[23]

Die Evenburg ist eine Wasserburg im Leeraner[24] Ortsteil Loga am Ufer der Leda, die von Oberst Erhard Reichsfreiherr von Ehrentreuter von Hofrieth, dem Kommandanten der niederländischen Garnison in Emden,[25] zwischen den Jahren 1642 und 1643 erbaut wurde. Er benannte die Burg nach seiner aus Böhmen stammenden Ehefrau Eva Freiin von Ungnad, die er 1631 geheiratet hatte. Die Lehnsrechte für Loga und das benachbarte Logabirum[26] hatte Oberst von Ehrentreuter von Graf Ulrich II. von  Ostfriesland als Gegenleistung für beträchtliche Spielschulden erhalten. [wikipedia] Zugleich bekam er damit besondere Rechte in der Kirche und kaufte sich im Chor der Kirche eine Grabstätte. Seine Tochter Maria heiratete den dänischen Feldmarschall Gustav-Wilhelm von Wedel. Maria, Gräfin von Wedel-Yarlsberg, geborene Freifräulein von Ehrentreiter, und ihr Vater, Oberst Erhard Reichsfreiherr von Ehrentreiter, sowie fünf weitere Personen und ein Kind der Familie von Wedel sind in der Gruft unter dem Chor beigesetzt. Unter ihnen befindet sich der Urenkel Ehrentreiters, Gustav Philipp, Freiherr von Wedel, Erbauer der Philippsburg und seine Ehefrau, Magdalena Elisabeth, geb. Freiin von Clooster zu Dornum. Ihre beiden Epitaphien schmücken noch heute die Kirche. Der Sarg der Maria von Wedel trägt auf der Oberseite des Deckels ein silbernes Schild in Herzform mit dem Spruch: Römer 8, Vers 18: „Ich halte dafür, dass dieser Zeit Leiden nicht werth sind der Herrlichkeit, die an uns soll offenbart werden.”

Aber der Grabkeller blieb nicht nur der Familie von Wedel vorbehalten; etwas abseits nach der Südseite zu fanden verdiente Prediger des Kirchspiels ihre Ruhestätten. Ein Teil ihrer Grabplatten ist noch erhalten und wurde im Turm aufgestellt. An der inneren Südseite der Mauer des Kirchenschiffes befindet sich noch heute eine schwarze Mamorplatte, die von der letzten Ruhestätte des Barons von Ehrentreiter erzählt. Darüber das Wappen; ein Schild mit einem Pferd und einem Burgtor. Die Inschrift des Steines ist interessant und lautet:

„Wer du auch bist von den Sterblichen,
siehe hier und steh ein wenig still
und lies und schaue sinnend an
das Monument und Denkmal des
berühmten edlen, adeligen Herrn
D.Ehrhardten S. R. F. und Freiherren
F.I. von Ehrentreiter, Herrn in Evenburg;
und in Loga und Logabirum mit Herrscherrecht betrauten;
Einst Obersten und tapferen Führer der Soldaten. Er hat das Denkmal sich errichtet nach vielen, vielen langen Mühsalen, nach Wanderungen, Pilgerfahrten, lastenreich,
nach Drangsal, Trübsal, kaum ertragbar oft,
nach schrecklichen und furchtbaren Gefahren.
Sowohl an den Höfen hoher Fürsten als auch auf den verschiedenen Feldzügen nach Braunschweig, Böhmen, Livland, Preußen, Polen und Belgien;
als einer, der sehr oft jenes goldene Wort des Prediger Salomo 2,Vers 11 „Siehe da, es war alles eitel und ein Haschen nach Wind und kein Gewinn unter der Sonne” als äußerst wahr und gewiss erfahren hat, und der endlich an diesem Ort, gesättigt mit Leben, Mühen und Ehren, eine sehr sanfte Ruhe gefunden hat und eine sehr fröhliche Auferstehung erwartet.
Er selbst hat dies bei Lebzeiten aufgeschrieben und angeordnet, dass es von seinen tiefbetrübten Angehörigen, seiner Witwe und seinen Töchtern, als Denkmal errichtet werden sollte, als Beispiel für die Nachkommen zum Andenken und in gleicher Weise zur Belehrung.
Geboren im Jahre Christ 1596 am 13. August,

Gestorben am 31. Dezember 1664.”[27]

Marie von Ehrentreuter (1633-1702), die jüngste Tochter des Erbauers, heiratete Gustav Wilhelm Freiherr von Wedel [1641-1717], der aus Königsberg stammte. Als späterer Feldmarschall des dänischen Königs Christian war der neue Herr auf der Evenburg auch Gouverneur des Oldenburger Landes. Mit einem beträchtlichen Vermögen ausgestattet, kaufte er 1684 die Grafschaft Jarlsberg bei Oslo in Norwegen dazu. Seitdem führen die von Wedel den Grafentitel.

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] www.art-restauro.de/bodyaktuelles1.htm; Bildnis von ihm und seiner Familie um 1640; www.dggl.org/pdf/evenburger_park_12_2009.pdf
[2] Den Haag [Niederlande].
[3] Arnheim (Provinz Gelderland).
[4] ADRIANS, Journalismus, S. 129.
[5] Bisher nicht bekannt.
[6] ADRIANS, Journalismus, S. 154.
[7] Meppen; HHSD II, S. 327f.
[8] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 86.
[9] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 596.
[10] Stadtlohn [LK Ahaus]; HHSD III, S. 699f.
[11] Minden; HHSD III, S. 517ff.
[12] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[13] Herford; HHSD III, S. 312ff.
[14] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.
[15] Vechta [Kr. Vechta]; HHSD II, S. 461f.
[16] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.
[17] Hamm in Westfalen; HHSD III, S. 286ff.
[18] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.
[19] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 87f.
[20] Vlotho [LK Herford]; HHSD III, S. 738f.
[21] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 88.
[22] Hulst [Prov. Zeeland, Niederlande].
[23] WASSENBERG, Florus, S. 643.
[24] Leer; HHSD II, S. 287.
[25] Emden; HHSD II, S. 134ff.
[26] Logabirum, heute Stadtteil von Leer.
[27] Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Loga; h846962.serverkompetenz.net/Gemeinden/Loga/html/geschichtliches.html.
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