Eitel, Hans
Eitel, Hans; Soldat [ – ] Hans Eitel [ – ] war schwedischer Soldat und lag 1639 als Salveguarde[1] in Elterlein.[2]
Der sächsische Chronist Lehmann erinnert sich an 1639: „So närrisch gings zue zu Elterlein. Gegendt der Zwenitz[3] ligt ein alt bergwerck und tiefe gefehrliche Zeche, Der Cutten genandt, darein die Bürger zum Elterlein arm und reich Sehr viel kisten und kästen, Virtel und Tonnen voller Mobilien geschafft und versetzt hatten. Es ließen Sich aber ezliche Städel- und Nachbarskinder bey den Schwedischen untterhalten und kamen zue liegen im Schloß Scharffenstein,[4] den von Einsiedel gehörig, darinnen 100 Schwedische Pferde von Jung Leßle [Leslie; BW] auf der Vorwache lagen. Diese hatten das Bergwerck Cutten zum Elterlein verrathen und in die 30 Pferde an sich gehengt, welche den 14. Martii durch Geyer[5] gangen, 2 Bergleute mit sich genommen, und weil dieselben kein bescheid gewust umb das bergwerck, sind (sie) eines theils frühe zwischen 2 und 3 Uhr in Elterlein geritten, 3 bürger auß den betten und mit zue gehen genötiget und durch verwundung bezwungen, daß Sie mit den Bergleuten einfahren zue den mobilien reumen und herauß langen müßen. Der entführten Männer Weiber in Elterlein machen lermen, und weil Sie ettwas von anschlag auf den Cutten gehört, wirdts frühe untter den Bürgern kundig, welche mit anfrischung Ihrer Salveguardten, Hans Eitel genandt, in 22 beschoßener bürger und junger leute hinaußfallen und sie abtreiben. Andreas Förster, der Churfürstliche Förster, führt sie durch den Fuchßstein an (den) tropf unvermerckt und in der Stille ihrer Schiltwache, gibt zum ersten feuer und schiest in auf Sizen einen Liefländischen von Adel von Tiefhausen, Reformirten Leutenandt, das Pferd tot, das, weil es fellet und nicht fort will, er denselben beyde Zügel von Mundt wegriße, springt darmit ab, hauet graulich umb sich, biß er mit Musqueten niedergestoßen und, weil er fest, ihme von Büttel zum Elterlein die gurgel abgeschnitten, und auch noch ein knecht niedergemacht worden. Die andern fallen uff die Pferde und reißen auß. Die Bergleute erhalten kümmerlich das leben, weil ihre Wunden zeigen, daß Sie darzue gezwungen worden. Die Elterleiner raffen ihre mobilien zuesammen, ziehen die Cörper auß und stützen sie in den Schacht. Ehe die Elterleiner wieder in das Städtlein hereinkommen, eilen die zerstreuten Reuter nach Elterlein, begehren Pferdte und Maner, dreuen anzue zünden und hetten gewalt geubt, wo nicht Sie die bürger und weiber mit gegenwehr abgeschreckt hetten. Acht tage lang saßen die Elterliner in stetter furcht vor den Scharfensteinischen, Biß Peter Kupfer, der Leßlische Leutenant in der Schletta,[6] solches seinen Obristen berichtet, daß Sie abermahl sein Quartir beraubt und verursachet, daß er die Ranzion nicht zue sam-men bringen können.
Als die Generalität den Scharfensteinern einhalt gethan, kommet den 21. Martii von ihnen Ritmeister Schwingefeld mit 30 Pferden, forderte die 2 ermordeten, 1 verloffen Pferd und alle sachen wieder bei militerischer Execution, da dann mit groser lebensgefahr die 2 Cörper auß den Schacht gewunnen, der knecht strax nebenst dem Cuttn begraben, der von Adel aber gewaschen, mit einem sterbekittel angezogen, in sarg gelegt, mit klang und sang und einer Leichen-Sermon ex Epistola ad Hebr. 12, v. 24: Christi blut schreiet beßer den Abels blut, in die kirche hinder das Altar begraben worden. Nach dem begräbniß musten die Bürger alle abgenommenen sachen, Sammeten sattel, koller, Degen, Felleisen, Silbern feuerzeug etc. in Gasthof wieder einliefern, das entloffene Pferd mit 24 rthl. bezahlen, Sie in Gasthoff außlösen und kostbar tractiren. In aufbruch bandten Sie Andreas Schulheßen den Richter an einen riemen, führten ihn mit sich auf den Geyerischen Walt, schlugen ihn die haut voll, zogen ihn auß und ließen ihn wieder laufen, das Städtel Elterlein aber in fürchten sitzen“.[7]
[1] Salvaguardia: Ursprünglich kaiserlicher Schutzbrief, durch den der Empfänger mit seiner Familie u. seiner ganzen Habe in des Kaisers u. des Reichs besonderen Schutz u. Schirm genommen wurde; zur öffentlichen Bekräftigung dieses Schutzes wurde dem Empfänger das Recht verliehen, den kaiserlichen Adler u. die Wappen der kaiserlichen Königreiche u. Fürstentümer an seinen Besitzungen anzuschlagen. Der Schutzbrief bedrohte jeden Angreifer mit Ungnade u. Strafe. Im DK militärische Schutzwache; Schutzbrief (Urkunde, die, indem sie geleistete Kontributionen u. Sonderzahlungen bestätigte, gegen weitere Forderungen schützen sollte, ggf. durch militärische Gewalt des Ausstellers); auch: sicheres Geleit; eine oft recht wirkungslose Schutzwache durch abgestellte Soldaten, in schriftlicher oder gedruckter Form auch Salvaguardia-Brief genannt, die meist teuer erkauft werden musste – je nach Größe einer Stadt konnte sich das auf 200 Rt. belaufen – , u. ein einträgliches Geschäft für die zuständigen Kommandeure darstellten. Teilweise wurden entsprechende Tafeln an Ortseingängen aufgestellt, „Salvaguardia“ an die Türen der Kirchen (HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 55) geschrieben oder für die ausländischen Söldner ein Galgen angemalt. Die 1626 v. Tilly erlassene Schultheißen-Ordnung hatte festgelegt: „Wer salua Guardia mit wortten oder that violirt, den solle niemandt zu verthädigen understehen, sonder welcher hoch oder nider Officir ein dergleichen erfahren mag, der solle den muthwilligen verbrecher sobalden zu dem Provosen schaffen, dem Schultheysen neben einandtwortung bey sich unrecht befundenen sachen und guetter hiervon berichten ohn einred, die Restitution und was bey der sachen underlauffen möcht dass Gericht entscheiden lassen, und welcher einem andern sein gewonnen beuth abnimbt oder an seinem freyen verkauff nachtheilig verhindert, den solle Schultheyss zur Restitution anhalten und noch darzu mit straffen hart belegen“. ZIEGLER, Dokumente II, S. 986. Abt Veit Höser [1577-1634] von Oberaltaich bei Straubing; SIGL, Wallensteins Rache, S. 140f.: „Da die Schweden so grausam wüteten und sich wie eine Seuche immer weiter ausbreiteten, alle Dörfer mit Raub, Mord und Jammer heimsuchten, erbaten die Bürger ab und zu von den Kapitänen der Weimaraner eine Schutzwache, die bei ihnen meist Salva Guardia heißt. Erhielten sie diesen Schutz zugesagt, so wurde jeweils ein Musketierer zu Fuß oder zu Pferd in das betreffende Dorf, die Ortschaft, den Markt abgestellt. Dieser sollte die herumstreifenden Soldatenhorden, kraft eines vom Kapitän ausgehändigten schriftlichen Mandats, im Zaume halten, ihre Willkür beim Rauben und Plündern einschränken. […] Es ist aber nicht zu bestreiten, dass eine solche Schutzwache unseren Leuten oder den Bewohnern anderer Orte, denen auf ihre Anforderung eine Salva Guardia zugestanden wurde, keinen Vorteil brachte. Im Gegenteil, sie schlugen ihnen vielmehr zum Schaden aus und waren eine Belastung. Offensichtlichen Nutzen dagegen hatten nur die Kapitäne, denn ihnen mussten die Leute gleich anfangs die ausgehandelte Geldsumme vorlegen oder wenigstens wöchentlich die entsprechende Rate (pensio) entrichten. Kurz, wie Leibeigene oder Sklaven mussten sie blechen, was die Kapitäne verlangten. Ich habe nur einen Unterschied zwischen den Orten mit und denen ohne Salva Guardia festgestellt: Die Dörfer ohne Schutzgeleit wurden früher, jene mit einer Salva Guardia erst später ausgeplündert. Da nämlich die Schweden vom Plündern nicht ablassen konnten, solange sie nicht alles geraubt hatten, so raubten und plünderten sie entweder alles auf einmal (sodaß sie nicht mehr zurückkommen mußten) oder sie ließen allmählich und langsam bei ihren Raubzügen alles mitgehen, bis nichts mehr zu holen war. Obendrein haben diese eigentlich zum Schutze abkommandierten Musketiere und Dragoner gewöhnlich die Ortschaften, ihre Bewohner und deren Habseligkeiten – als Beschützer – ausspioniert und dann verraten. Wurde nämlich der bisherige Beschützer – und Spion – unvermutet abberufen, dann brachen seine Kameraden, Raubgesellen und Gaunerbrüder ein und raubten alles, was bislang durch den Schutz der Salva guardia verschont geblieben war, was sie in Wirklichkeit aber für sich selbst hinterlistig und heimtückisch aufbewahrt hatten, und wüteten um so verwegener (pro auso suo) gegen die jämmerlich betrogenen und enttäuschten Menschen, beraubten sie nicht menschlicher und marterten sie“. Vgl. auch LOPER, Laniena, S. 8, über die Kaiserlichen 1630 in Pasewalk: „Die Fändriche vnd Capitäin / in welches Hauß sie kamen / sagten Salva Guardy zu / wo Geldt da war. Hatte ein Haußwirt oder Haußwirtin / einen Knecht oder Magdt / Sohn oder Tochter / vnter 9. Schlössern etwas gehabt / sie hetten auff ein solch tröstlich wort / alles herfür gegeben / Aber wann sie alles dar gelanget / war die Salva Guardij im letzten vnnd kahmen nicht 7. sondern wol 10. andere noch ergere vnsaubere Geister / die zerschlugen alles im Hause / da muste keine Schüssel / kein Topff / kein Hembde / Summa kein Feßerlein bleiben / vnd worden einem jeden die Schuh vnd Strümpffe außgezogen / die Hüte / Hauben vnd Mützen vom Häupte / die Kleider vom Leibe gerissen. Ging man für die Thürschnelle / lag baldt hie / baldt da / ein guter bekandter / mit zehen vnd mehr Wunden beschediget / Ja wol gantz erschlagen: Warff man jhnen ein Mäntelchen zu / ward es jhnen bald genommen: Sprach man jhnen zu / muste man neben jhnen gleich so viel haben. War es schon ein Priester / der jhnen für kam / vnd hielte jhnen Gottes Gerichte für / vnnd bath sie sie möchten Christlich handeln / Ward es alles mit hohn vnd Lachen auffgenommen / vnd er muste die schärffe schmecken / vnd diese wort hören: Waß sollten wir Christen seyn ? Wir sind lebendige Teuffel / vnd auch deine Teuffel. Ja sie haben einen krancken Prediger / auß dem Siechbette gehoben / jhme Hände vñ Füsse gebunden / jhn Torquirt vnd gemartert / er solte anzeigen / wo er Geldt hette / Gab er etlichen / waß vorhanden / thaten andere mit jhm eben also / Wann die ersten weg wahren / vnd wolten jhn endtlich gar verbrennen“. Auch war das Leben als Salvaguardist nicht ungefährlich. Der Überlinger Ratsherr Dr. Plummern berichtet (1633); SEMLER, Tagebücher, S. 65: „Eodem alß die von Pfullendorff avisirt, daß ein schwedischer reütter bei ihnen sich befinnde, hatt vnser rittmaister Gintfeld fünf seiner reütter dahin geschickht sollen reütter abzuholen, welliche ihne biß nach Menßlißhausen gebracht, allda in dem wald spolirt vnd hernach zu todt geschoßen, auch den bauren daselbst befohlen in den wald zu vergraben, wie beschehen. Zu gleicher zeit haben ettlich andere gintfeldische reütter zu Langen-Enßlingen zwo schwedische salvaguardien aufgehebt vnd naher Veberlingen gebracht, deren einer auß Pommern gebürtig vnd adenlichen geschlächts sein sollen, dahero weiln rittmaister Gintfeld ein gůtte ranzion zu erheben verhofft, er bei leben gelassen wird“. BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 49f. (1629): „Eine Eingabe des Bauern Jacob Löffler aus Langenwetzendorf [LK Greiz] wegen der bei ihm einquartierten »Schutzgarde« schildert die Heldentaten der derselben ungemein plastisch: »Was ich armer Mann wegen anhero zweijähriger hiesigen Einquartierung für groß Ungemach ausstehen müssen, gebe ich in Unterthänigkeit zu vernehmen: Denn erstlichen habe berührte Zeit über 42 ganze 42 Wochen Tag und Nacht bei den Soldaten ich aufwarten, nicht allein viel Mühe und Wege haben, sondern auch welches zum Erbarmen gewesen, Schläge gewärtig zu sein und geprügelt werden zu müssen, 2. habe ich meine geringe Haushaltung wegen jetziger Unsicherheit beiseits setzen, meine Felderlein wüst, öd und unbesamt liegen lassen, daß seither ich im geringsten nichts erbauen, davon samt den Meinigen ich mich hätte alimentieren mögen, 3. haben die Soldaten mir die Gerste, so zu einem Gebräulein Bier ich eingeschüttet, aus den Bottichen genommen, zum Teil mutwilligerweise zerstreut, zum Teil mit sich hinweggenommen, verfüttert und verkauft, 4. haben sie mir das wenige Getreidig, so noch unausgedroschen vorhanden gewesen, mit dem Geströhde aus der Scheune in andere Quartiere getragen, ausgeklopft und ihres Gefallens gebraucht, 5. weil sie an meiner geringen Person sich nicht allzeit rächen können, haben sie mir die Bienen und derselben Stöcke beraubet, umgestoßen und zu Grund und Tode gerichtet, 6. sind von ihnen mir alle Hühner, Gänse und ander Federvieh erschossen, genommen und gefressen worden, meine Wiesen, Raine und Jagen mir dermaßen verödet, daß ich nicht eine einzige Bürde Heu und Grummet von denselben genießen kann, 7. endlich ist von ihnen mir eine Kuh aus dem Stalle, so meinen Geschwistern zuständig gewesen, gezogen, in ein anderes Losament getrieben, geschlachtet und gefressen worden.« Teilweise „kauften“ sich begüterte Bürger Offiziere als Salvaguardia, um sich gegen Übergriffe zu schützen; SUTORIUS, Die Geschichte von Löwenburg. 1. Teil, S. 266. Teilweise wurde nur ein einzelner Salvagardist einquartiert, teilweise aber ging die Zahl je nach Kriegs- u. Ortslage erheblich in die Höhe. 1635 hielt Heinrich Graf Schlick 100 Mann zum Schutz seiner Herrschaft Plan für notwendig; SENFT, Geschichte, S. 124.
[2] Elterlein; HHSD VIII, S. 89.
[3] Zwönitz; HHSD VIII, S. 385f.
[4] Scharfenstein; HHSD VIII, S. 315f.
[5] Geyer; HHSD VIII, S. 114f.
[6] Schlettau; HHSD VIII, S. 319f.
[7] LEHMANN, Kriegschronik, S. 97f. Lehmann datiert nach dem alten Stil.
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