Ferrari, Pietro Graf de; Obrist [ – ] Ferrari [Ferar] stand als Obristleutnant bzw. Obrist[1] in kaiserlichen Diensten.
In dem Schreiben der Fürstin Dorothea von Anhalt-Dessau an ihren Sohn Johann Kasimir von Anhalt-Dessau heißt es 1626 über die Ereignisse an der Dessauer Brücke[2]: „Zu Kleutsch[3] nicht niemand logiert worden, aber es sind 12 Reiter vor des Obristleutnants Ferarri Kompagnie, so Wiedenhorst [Wittenhorst; BW] Oberstleutnant ist, ist von Scholitz[4] (da er auf meinem Hofe gelegen und alle Kälber totstechen und auf seinen Wagen werfen und mitführen lassen) fortgezogen und auf E. F. B. Hof gefallen und haben 2 Wispel Hafer, neben etlichen Speckseiten, Würsten, Hühnern und dergl. essenden Speisen mitgenommen, das Vieh hatte ich zuvor alles wegtreiben lassen. Zu Scholitz sind mir 4 Pferde, zu Mosigkau[5] 5, allhier die beiden Karrenspferde ausgespannt worden, an die 200 Schafe sind mir auch totgeschossen und weggenommen worden“.[6]
In der Chronik der Stadt Beelitz[7] ist festgehalten: „Als nun dieser Schwarm [1627 Kaiserliche unter Johann Wangler d. Ä.; BW] vorbei war, meinte man, sich ein wenig wieder erholen zu können; aber da kam bald wieder Befehl vom Hofe, weil der Graf von Ferar zu Brandenburg mit seiner Armee anlangen würde, wir sollten 50 Tonnen[8] Bier dahinschicken, konnten kaum mit 14 Tonnen loskommen“.[9]
Zu 1627 heißt es: „Dem kaiserlichen Rgt. Ferrari – Franzosen, Spanier, Italiener und Polen – ging schon ein schlechter Ruf voraus, den es durch unglaubliche und Plünderungen und Verwüstungen [in der Oberen Pfalz; BW] rechtfertigte“.[10]
Im Oktober 1627 informierte Heinrich Graf Schlick Melchior von Hatzfeldt von der Übertragung des Oberbefehls von Ålborg[11] und Vendsyssel[12] an Ferrari.[13] Ferrari berichte Hatzfeld im November über das Erscheinen von über 50 holländischen Kriegsschiffen bei Ringköbing.[14] Zudem ging es um die Winterquartiere der Regimenter Collalto und Ferrari im Amt Ålborg und die Beschaffung von Wein. Im Dezember ging es um 20 Kriegsschiffe bei Sæby,[15] die Entdeckung von 2 Tonnen Pulver in einer Kirche, den eigenen Mangel an Pulver und den Überfall eines Kapitäns aus dem Winterquartier bei Leuchsteur[16] auf eine Witwe.[17]
Die Verstärkung der dänischen Armee war Thema ihrer Korrespondenz im Februar 1628. Im April dieses Jahres berichtete er vom Rückzug geflüchteter dänischer Bauern von Ålborg auf die Insel Gull[18] in Vendsyssel. Um die Durchfahrt von 12 Kriegsschiffen aus dem Sund über Skagen in Richtung Holland.[19]
Im März 1629 ging es um die Verlegung des Hauptquartiers von Ålborg nach Århus[20] sowie das Verbot der Ausfuhr von Vieh, Getreide und Kupfer. Im Juni erhielt Hatzfeldt seinen Abmarschbefehl aus dem Land Vendsyssel nach Radersleben.[21]
[1] Vgl. auch Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf.: Pietro de Ferrari an den anhaltischen Rat Friedrich von Schölling, 1626 (Nr. 60).
[2] In der Schlacht an der Dessauer Brücke am 25.4.1626 besiegte Wallenstein die mansfeldisch-weimarischen Truppen unter Ernst von Mansfeld und die dänischen Kontingente unter Johann Ernst von Sachsen-Weimar und drängte sie über Schlesien und Mähren bis nach Ungarn ab. Vgl. WESELOH, Die Schlacht, S. 135ff.; WÜRDIG, HEESE, Dessauer Chronik, S. 197ff.
[3] Kleutsch, heute Stadtteil von Dessau-Roßlau.
[4] Scholitz, heute Ortsteil von Mildensee [heute Stadtteil von Dessau-Roßlitz].
[5] Mosigkau, heute Stadtteil von Dessau-Roßlau.
[6] WÜRDIG; HEESE, Die Dessauer Chronik, S. 214.
[7] Beelitz [LK Potsdam-Mittelmark].
[8] Tonne: (Hohlmaß), für Bier: 1 Tonne = 114,5 Liter (Preussen).
[9] SCHNEIDER, Chronik der Stadt Beelitz, S. 27.
[10] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 61.
[11] Ålborg [Nordjyllands A, Jütland]; HHSDän, S. 1ff.
[12] Vendsyssel, (zusammen mit Thy) eine Landschaft auf der mittelgroßen Insel Vendsyssel-Thy (oder Nordjütländische Insel), nördlich des Limfjords im nördlichen Dänemark. Das ungefähr 3000 km² große Gebiet liegt zwischen Kattegat und Skagerrak.
[13] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 3.
[14] Ringkøbing [Amtskommune Ringkøbing, Nordjyllands A, Jütland]; HHSDän, S. 166f.
[15] Sæby [Nordjyllands A, Jütland]; HHSDän, S. 175f.
[16] Leuchsteur: nicht identifiziert.
[17] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 4.
[18] Gull: nicht identifiziert.
[19] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 4.
[20] Århus [Jütland], HHSDän, S. 4ff.
[21] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 4; Radersleben: nicht identifiziert.