Frangipani [Frangipan, Frangipane], Giulio Antonio [Julius, Anton, Wilhelm Anton] Graf
Frangipani [Frangipan, Frangipane], Giulio Antonio [Julius Anton, Wilhelm Anton] Graf; Obrist [5.12.1606 Porpetto-19.8.1656 Napoli]
Giulio Antonio [Julius Anton, Wilhelm Anton] Graf Frangipani [Frangipan, Frangipane] [5.12.1606 Porpetto-19.8.1656 Napoli] [1] war Obristleutnant im Regiment Beck, dann Obrist, Gouverneur der Unterpfalz und spanischer Kommandant von Frankenthal[2] seit 1646.
1640 war er an dem Sturm auf Königgrätz[3] beteiligt. Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „General Banner hatte den Satzer[4]-Cräyß und Launa[5] daselbst er im Januario gelegen / nach grossem unnöthigen Brand-Schaden schon zeitlich verlassen / der Stallhans / als er damals zu Wolau[6] / sechs Meilen hinter Breßlau[7] lage / auch sonsten im Lignitzischen[8] / Schweidnitzischem[9] und der Laußnitz[10] wol zu thun hatte / konnte umb dieser seiner und mehrern vorhabender Expedtionen willen / Schlesien und Laußnitz nicht also verlassen und zu ihm stossen : Königsmarck war zwar selbst in Person bey ihm ankommen / sein Volck aber / so schon vorhanden seyn sollte / noch zurück : Und lage Banner umb diese Zeit / da Kolin[11] und Chlumitz[12] bald nach einander übergiengen / die Käiserliche Armada allesampt der Artollerie / von sechtzig grossen und kleinen Stücken / über der Elbe war / meistentheils bey Jung-Buntzel[13] herumb / daselbsten er sieben Stücke auff eine Höhe gepflantzet hatte / aber auch da nicht lang ligen bliebe / sondern sich nach Melnick[14] und dort herumb zoge / und war zwar nicht ohne / daß ihme von auffgegangen Eyß / und angeloffenen Wasser / die Brucke zu Leutmaritz[15] auff und zu schanden gienge / also daß das Gehöltze / Bretter / Schiffe / Nachen und anders biß über der Pirna[16] uñ Dreßden[17] hinab flosse / er bemühete sich auch zum zweytenmahl die Brücke wieder machen zu lassen / und versuchte zugleich ob er mit Schüttung Geströhe eine Brücke / wie voriges Jahr im Mechlenburgischen geschehen / machen lassen könnte : Es wollte aber diß Jahr nicht also gelingen : und liesse er / daß er nicht stand halten würde / an seinem zu rück wenden / zeitlich vermercken.
Sein Commendant und Obrist Lieutenant [Schweinitz; BW] in Königingrätz konte auß diesem Zustand / wie es ihme ergehen wollte / leichtlich abnehmen / berichtete derwegen dessen seinen General / aber die Wiederantwort / in deren dem Commendanten Ordre gegeben wurde / auff dem Fall die Käis. Macht auf ihn zugehen möchte / und er denen nit widerstehen könte / den Ort zu verlassen / außzuplündern / und das Volck zu erhalten / wurde von den Käiserlichen auffgefangen / darauß sie / daß Banner den Ort nicht gedächte zu entsetzen / allgenug zu schließen hatten. Derohalben der Ort den 16. Februarii alsbalden von den Käiserlichen mit 100. Pferden / und 600. zu Fuß berennet und geschlossen wurde / daß nichts mehr sicher heraus kommen konte. Darauff man den 27. [17. !; BW] Ejusdem mit mehrer Macht dafür gezogen / und die Belägerung dergestalt / wie beygefügtes Kupffer / sampt folgender Buchstaben Erklärung mit sich bringet / vollführet worden.
A. Die Stadt Königgrätz in Böheimb. B. Die Fortification von Schwedischen gemacht. C. Die Vorstadt zu Sanct Anna / dahin den 17. Februarii deß Nachts ist commandiret worden das Regiment [Mattia; BW] von Toscana, sammt dem Ingenieur Carlo Cappi, sich darein zu legen / haben aber zu ihrer Ankunfft / daß die Schwedischen Feuer eingeleget gehabt / gefunden : als aber die Käiserlichen an sie gesetzet / haben sie sich in die halbe Tenaglia[18] oder Halte Num. 1. retiriret / welche die Käiserlichen eingenommen / und daraff die Baricata Num. 2. angestecket haben / ungeachtet deß Feuers / so die Schwedischen zur Zeit ihrer Retirade in S. Peters Vorstadt eingeleget hatten. Deß Morgens / als Herr General Feld-Marschall Graf Piccolomini / und General Feldzeugmeister Herr Francesco Marchese di Caretto ankamen / wurde das Fort Num. 3. eingenommen / und die Batterey D. gemacht. Auch ist der General Feld-Zeugmeister Grafe von Suys / und Ingenieur Carlo Cappi auff die andere Seiten der Stadt commandirt worden / daselbsten sie das Fort Num. 4. deß Abends eingenommen. Num. 5. ist die Fortification der Vorstadt S. Anthonii / darinnen die Schwedischen / zu der Zeit deß Anlauffes / gleicher gestalt Feuer eingeleget. Um 10. Uhren deß andern Tags / hat der Ingenieur die Batterey am Posten E. gepflantzet / die von der Fortification auff 160. Schritt weit ist. In der Nacht hat man am halben Mond Num. 6. angeloffen / gegen S. Peters Vorstadt / und ist der halbe Mond vom Marchese Mattei, und seinem Regiment erobert / auch eine Baricata Num. 7 gesetzet worden. Auff der andern Seiten der Vorstadt S. Anthonii / hat auch der Graf von Suys an die Fortificationen den anlauff thun lassen / damals die Regimenter deß Savelli / Gallas / und Beck / dessen Obrister Lieutenant Frangipan / die Avantgarde oder Vorzug gehabt / die Palisaden eingerissen / die Fortification erobert worden Num. 8. Deß ersten Thurns-Pforte F. geöffnet : An deß andern Thurn-Pforte G. hat der Ingenieur Feuer anlegen lassen; Wormit er die defendirende Schwedische verjagte / und die Pforte eingenommen; Alsdann hat man angefangen die letztere Pforte H. zu eröffnen : Darauff die Belägerten deliberiret / und sich auf Hochfürstliche Durchleucht. Clementz ergeben. Seyn also auß der Stadt gezogen 500. Fußknecht / 200. Dragoner / 8. Cavallier oder Rittmeister / 4. Hauptleute / viel Cornet und Lieutenanten / und ein Obrister Lieutenant der Commendant / von deß Zabelditzky [Zabeltitz; BW] altem Regiment : und seynd darvor gelegen das Toscanische / oder Florentinische / und Matthei [Mathey; BW] Regiment / wie auch deß Savelli / deß Gallas / und deß Becken / alle an S. Peters Porten. Alsdann der General Feld-Zeugmeister Marchese di Caretto, und der General Feld-Zeugmeister / Graf von Suys.
Es sollen der Käiserlichen darvor bey dreyssig todt geblieben / bey sechtzig / und unter denselben 2. Obriste / Vernes und Leopold / aber nicht tödtlich beschädiget worden seyn.
In diesem vesten Orth hat man eine ziemliche Quantität von Geträyd / sampt vieler Munition bekommen / und hat man wol von fünff tausend Strichen Geträyds / und von sechszig tausend Reichsthalern verstecketer gefundener Baarschafft sagen wollen. Welches wir an seinen Ort gestellt sein lassen“.[19]
Der Habsburg-Anhänger und Historiograph Wassenberg berichtet in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ über die Eroberung von Königgrätz am 19.2.1640: „Aber es waren jetzt auch Hatzfeld und Piccolomini mit ihren Völckern zum Ertzhertzoge gestossen / welche mit einerley Muth vnd macht wider den Feind ziehen wolten. Alsdann hat Banner die hin vnd her auff der plünderung herumbstreiffenden Regimenter / damit nicht eines nach dem andern zunichte gemacht werden möchte / ins Läger beruffen / sich enger beyeinander / wie auch vorsichtiger gehalten.
Aber es wolte diese zusammen gezogene Macht jetzt wenig helffen. Dann es ist der Ertzhertzog / sampt dem Piccolomini ins freye Feld / vnd in eine Schlachtordnung getretten / wann vielleicht die Feinde / auß Hoffnung eines newen Sieges / ihnen entgegen gehen wolten. Aber es wolte diese zusammen gezogene Macht jetzt wenig helffen. Aber der Banner / welcher jetzt gleichsamb weniger als nichts werth war / oder aber / daß er dem Oesterreichischen Blut die Ehre gab / ist allgemach hinter sich gegangen. Vnd diß ist der erste wider ihn erhaltene Sieg gewesen / daß er keine Feldschlacht lieffern wolte.
Derhalben so hat Leopoldus Guilielmus sich zu den kleinen vnd grossen Städten gekehret / vnd König-Grätz / worin das weisse Regiment / so in zwölf Fähnlein bestund / vnter dem Generalwachtmeister Sabeiditz [Zabeltitz; BW] lag / belägert / auch in wenig Tagen zu solcher Noth gebracht / daß dem Marggraffen Matthæi, als er mit einer löblichen Tapfferkeit die Mawren erstiegen / zwölff Fähnlein entgegen geworffen worden. Man hat in dieser eintzigen Stadt 60000. Reichsthaler / vnd 10000 Scheffel Weitzen / so die Schweden den Böhmischen Bawren gewaltthätiger weise abgenommen / gefunden. Auch hat sich das gantze Regiment freiwillig vnter den Keyser begeben / vnd ihm geschworen“.[20]
Im Hausbuch des Friedberger[21] Johannes Grunelius (1604-1669) ist für 1640 festgehalten: „Als nun die kaiserlichen Völker gegen Herbstzeit ins Land kamen, haben sie sich im November um die Stadt herumb geleget. Ja, da ging das Elend erst recht an. Da mußten wir uns von ihnen Kaisers-Dieb und Schelmen tituliren lassen, gleich als ob wir dem Volk gebieten könnten, von der Stadt abzuziegen. Als nun der Herr Obrist [General] Geléen seine Stück hinter der Barbenkirche [Barbara] gepflanzet hatte, ging es den 16. November Morgens mit dem Tage an, ein Schießen wider die Stadtmauer. Das währte bis umb 1 Uhr hin. Da gab’s ein groß Loch, daß das Fußvolk herein konnt steigen. Wiewohl die Völker aus der Stadt eine ziemliche Gegenwehr thaten aus Mußketen, half’s doch nichts. Zehne stiegen herein; wer blieb, der blieb.
Als nun die hierin [die schwedische Besatzung] sahen, daß die Stadt verspielt war, begaben sie sich in die Burg. Die Kaiserlichen liefen zuerst auf die Kirchen zu, schlugen mit Gewalt an den Thüren, hätten sie auch an Stücker geschlagen, wann ihn nicht wäre aufgemacht worden. Als nun die Thür auf war, da plündert sich’s in der Kirchen an Menschen und Laden, sonderlich was unten in der Kirchen war. Das währet fast 1 Stunde. Da kam Rittmeister Goll mit ein bloßen Degen in die Kirchen gelaufen und fing an, die Plünderer herauszutreiben, und hielten Wacht vor den Kirchen-Thüren. Weil aber die Kirchenthüren nicht verschlossen waren und die Wachten aus und einkommen konnten, nahmen sie selbst, was sie konnten bekommen, und ließen kein Mensch aus der Kirchen. Unterdessen ward alles in den Häusern ausgeplündert, was drinnen war. Da kam ich umb vier gedeckte Betten mit ihrem Zugehör. Dann mein Fourirer, den ich damals beneben noch andern 4 Soldaten im Hause hatte, wollte mich das Haus nicht lassen räumen, da ich’s noch hätte thun können, ehe die Völker herein kommen konnten. Ja das Küchen-Geschirr, Kessel, Kroppen, Schüsseln, Teller, Kann, Krüg, Geltten [Gefäße] und, was in dem Haus täglich bei ihne gebrauchen mußt, blieb alles drinnen. Eine Kuh, welche ich in die Judengassen in Abrahams Hauß geflöhet hatte, in Meinung, die Juden würden nicht geplündert werden, beneben 1 großen Kessel, welchen ich ihm voll Wasser, die Kuh damit zu tränken, hinein gethan, ging zugleich auch fort.
Meine Hausfrau ging den Abend vorher mit den zwei Kindern, dem Johanneßen und der Anna Margaretha, in die Burg, weil man sich besorgen mußt, die Stadt würde selbige Nacht bestiegen werden. Ich aber mußt im Haus bleiben und meinen Soldaten Essen und Trinken verschaffen nach ihrem Begehren. Bis daß die Stück so gar gewaltig auf die Stadtmauern gingen und Jedermann aus den Häusern zur Kirche eilet, deht ich dergleichen auch und ließ den Schuhknecht [Schustergesellen] und die Magd im Haus bei den Soldaten. Da sie dann oft begehrt zu wissen, wo ich wär; das Gesind aber gesagt, das wüßten sie nicht, ob ich vielleicht auch an der Bresche müßte helfen schanzen. Aber ich dankt Gott, daß ich in der Kirche war; wollte nicht bei sie sein gegangen, wenn ich schon hätte sollen wissen, daß sie das Haus unter des obirst sollten kehren. Kam auch in 14 Tagen nicht wieder in mein Haus. Wäre auch noch nicht drein gegangen, wenn ich’s nicht uf Befehl des Obristen thun müssen, da es doch eine so grimmige Kälte war, daß man nicht ein Trunk Wasser in der Kirche erhalten konnte, das nicht gefroren war, welches auch noch eine sonderliche Straf Gottes war.
Als nun den 17. November das Mainzer Thor aufgeschanzt ward und die Stück in die Stadt geführet wurden, führten sie dieselbige vor die Burg. Da schoß sich’s gewaltig gegen einander, bis sie die mit Schanzen-Körben umgeben; daß sie sicher dabei waren und sie gegen die Burg lösen konnten. Da kostet es manche schöne Bau von Häusern und Scheuern, welche verbrannt und theils zu Pflockhäusern gebraucht worden. Dann es währet etliche Tag, bis sie es darzu brachten, daß sie die Stück pflanzten in der Sandgassen. Als sie nun ungefähr gegen die Burg 1 Tag oder 6 schossen, kam’s endlich zum Accord. Welcher auch ein paar Tag wehrt, bis die Schwedischen herauszogen, und der Obrist-Leutenamt Frangipani und ein Obristwachtmeister wurden dagegen hineingelegt. Die Völker aber blieben in der Stadt, mußten Burg und Stadt stark bewachen, sonderlich weil die Mauer so gar zerschossen worden. Und weil man wegen der großen Kälte nicht konnte mauern, waren Pollisaden davorgesetzt und Mist dawieder geschlagen. Da waren Bürger und Soldaten wohl mit geplaget, bis es [das Loch der Bresche] ein wenig verwehret ward.
Als nun die Kaiserlichen die Burg in hatten, wollten sie von den Leuten, die in die Burg geflöhet, Ranzion-Gelder haben. Als meine Hausfrau solches von Herrn Jörg Heilmann, derzeit Pfarrherr in der Burg (bei dem sie sich mit den zwei Kindern aufgehalten) ist berichtet worden, hat sie sich mit denselbigen geschwind heraus gemacht, dardurch die Ranzion erhalten [gespart]. Aber was wir an Frücht drinnen gehabt, ist der meiste Theil drinnen geblieben, was man nicht heimlicher Weis, durch wunderliche Mittel hat herausgebracht, doch mit großer Gefahr, als ob einer das, was doch sein eigen war, gestohlen hätte. War unser Bestes, daß wir unsere Sachen in H. Jörgen Haus hatten. Da haben sie, die Obristen, nicht so scharf Aufsicht gehabt, als auf das, was in der Kirchen gewesen, welches alles hat müssen gelöset werden. Hätte auch mancher seine Sachen gern ranzionirt, wann es ihm hätte wieder werden mögen. Aber mancher ist umb viel gekommen. Durch welche es geschehen, durch Soldaten oder andere, das weiß Gott, der Allmächtige, am besten.
Als nun meine Hausfrau mit den Kindern wieder aus dem Schloß kam, waren wir ein Weil in meines Schwagers, Kapellans [Hartmann Kreid] Haus. Darein sich denn auch viel Bürgers- und Bauwersleut aus der Kirchen wegen der großen Kälte gethan, weil der Herr Oberste Goll sein Losement darinnen genommen hatte. Da hatten sie wegen der anderen Völker, solang als der Herr Obrist Goll allhier blieb, keine Gefahr. Als er aber hinweg kam, da ward meinem Schwager von dem Obristen [Frangipani] geboten, die Leut abzuschaffen und bei die Soldaten in ihre Häuser zu gehn, befohlen bei hoher Straf“.[22] Im Februar 1641 beschwerte sich Ludwig Heinrich von Nassau-Dillenburg bei Melchior von Hatzfeldt über die Exekutionen des Obristleutnants und Kommandanten von Friedberg, Frangipani. Beigelegt waren in Kopie Schreiben Ferdinands III. an Ludwig Heinrich wegen der Unterhaltung der kaiserlichen Garnison auf Schloss Dillenburg[23] sowie Schreiben Leopold Wilhelms aus Mergentheim[24] wegen der Unterhaltung von Friedberg.[25] In diesem Februar hatte Frangipani wegen der Kontributionsverhand-lungen auch an die Amtleute und Räte von Nassau-Siegen geschrieben.[26] Im März 1641 schrieb Alexander von Velen an Hatzfeldt wegen der Beschwerde über Frangipanis Eingriffe in die westfälischen Quartiere.[27] Frangipani selbst wandte sich wegen des Verbots der Kontributionserhebungen auf dem Westerwald[28] an Hatzfeldt.[29]
Der hessische Chronist Nikolaus Arnold aus Friedberg erinnert sich ebenfalls an seine Einquartierung bis 16.5.1641: „Folget die Inquartirung nach der Plünderung: Item 3 Schirsanten vom Obristleutenampt Frangipani, haben das vollents mitgenommen, was die Räuber [Geleens Truppen] über gelassen. [… ] Nach demselben [einem Leutnant des Kapitäns Dannenberger] 9 Musquetirer, zween Gefreiten und 6 Soldatenweiber wie auch einen Trommelschlager von obgemelten Oberstleutenampt [Frangipani]. Dieselbige haben mich bestohlen in der Sterkstuben [?]. Wie der Trommelschlager die Trommel rührte, konnten wir nichts hören“.[30]
In der Zeit vom 18.3. bis 16.5.1642 schilderte er Piccolomini in vier Schreiben sein Schicksal nach der verlorenen Schlacht Lamboys am 17.1.1642 bei Kempen[31] [Abb. rechts] gegen die französisch-hessen-kasselischen Konföderierten, seine Gefangennahme, seine spätere Freilassung und die Schwierigkeiten bei der Neuaufstellung seines Regiments.[32]
„Indessen hatte sich Bönninghausen mit dem gleichen Angebot auch an die Regierung der spanischen Niederlande zu Brüssel gewandt, zu der er seit seiner Teilnahme am niederländischen Feldzug des Jahres 1638 Beziehungen unterhielt. Dem neuen Generalgouverneur Don Francisco de Mello, Marques de Tordelaguna und Conde de Assumar, der am 9. November 1642 die Nachfolge des verstorbenen Kardinalinfanten Ferdinand angetreten hatte, kam Bönninghausens Anerbieten sehr gelegen. Er plante eine großangelegte Frühjahrsoffensive gegen die Franzosen, bemühte sich, die spanischen Truppen zu ergänzen und teilte an Obristen verschiedener Nationalitäten Patente zur Werbung aus. Sogar Polen, Schweizer und Kroaten wurden in spanischen Sold genommen, daneben zahlreiche Frei-Fähnlein hochdeutschen Kriegsvolkes errichtet“.[33] Neben Bönninghausen wird auch Frangipani unter den an den Werbungen Beteiligten erwähnt.
Frangipani gehörte zu dem umfangreichen Korrespondentennetz Piccolominis und hielt diesen während dessen Aufenthalt in den Niederlanden auf dem Laufenden. Vom 5.3. bis 27.12.1645 informierte er ihn in 33 Schreiben über die Truppenbewegungen seit Beginn der Frühjahrs, über die Unternehmungen Turennes, Reinholds von Rosen, Taupadels, Franz‘ von Mercy bis zur Schlacht bei Alerheim[34] am 3.8., in der Mercy fiel.[35]
Am 17.4.1645 schrieb er Piccolomini aus Frankenthal: Beck und Lamboy führten in der Rheinarmee Neuformierungen durch, ergänzten die Regimenter und rüsteten sie aus. In der Anlage übersandte er einen an Kapitän Pillet adressierten abgefangenen Brief des Kornetts F. Panaviano, der die trostlosen Verhältnisse in der Garnison Speyer[36] schilderte.[37] Frangipani teilte Piccolomini am 26.8.1645 mit, die Schlacht bei Alerheim habe trotz ihres viel versprechenden Anfangs ein unglückliches Ende genommen. Der größte Verlust in seinen Augen sei der Tod Mercys, eines hervorragenden Soldaten. Nach der Schlacht zogen sich beide Armeen zurück, denn beide hätten solche Verluste erlitten, dass sie eine Ruhepause und Erholung brauchten.[38]
Am 24.5.1646 teilte er Piccolomini mit, der Kommandant von Mannheim[39] sei von Maximilian I. von Bayern angewiesen worden, sich gegenüber den Franzosen aller Feindseligkeiten zu enthalten, da ein Waffenstillstand mit ihnen bevorstehe. Turenne stehe noch in Mainz, rüste sich aber zum Einfall ins Elsass, so dass er, F., daraus schließe, er sei nicht in den Waffenstillstand aufgenommen. Es bleibe ihm nichts anderes übrig als dem Kaiser noch ergebener zu dienen.[40] Frangipani beklagte im Juni 1646 dier schwierige Lage Frankenthals.[41]
Am 12.4.1647 dankte Frangipani Piccolomini für die Mitteilung seiner Ankunft. Bayerns Waffenstillstand mit dem Feind habe mehr Schaden angerichtet als die Feinde; die kaiserliche Armee am Ort sei von der Blockade bedroht.[42]
Frangipani hielt Piccolomini auch im Juni 1647 auf dem Laufenden. Am 2.6.1647 schrieb er ihm: Turenne sei über Metz gegen Lothringen und Mainz[43] losmarschiert, habe aber bloß die französischen Regimenter bei sich gehabt, da die deutschen Truppen nicht ausrücken wollten; so sei er, T., mit Rosa [Reinhold von Rosen; BW] zurückgekehrt und habe festgestellt, dass sie vor Auszahlung eines sechsmonatigen Soldes nicht ausrücken würden. Die deutschen Söldner hätten die Strassburger Bürger gezwungen, ihre Schiffe zum Übersetzen des Rheins zu überlassen, und Rosen sowie die Offiziere, die nicht mit ihnen gehen wollten, davongejagt; sie ließen sagen, sie hätten den Vertrag mit Frankreich, der sie nur zum Dienst auf deutschem Boden verpflichtet, nicht verletzt, sie wollten zu den Schweden und würden sich weder in die Spanische Niederlande noch etwa nach Spanien schicken lassen, noch dazu ohne Geld. Auf diese Weise böten 13 Regimenter der Weimarer Armee den Franzosen Trotz, während zwei bei Turenne blieben.[44] Und am 28.6.1647 schrieb er Piccolomini: Die Rebellion der Weimarer gegen Turenne sei noch nicht beendet, denn sie hätten sich geweigert, gegen Lothringen und Luxemburg zu marschieren und erklärt, ihr Vertrag verpflichte sie zu keinen Unternehmungen außerhalb deutschen Bodens und Frankreich gefalle ihnen ebenso wenig wie Deutschland den Franzosen. Rosen und Fleckenstein hätten es abgelehnt, gegen Turenne das Kommando über sie zu übernehmen und sie Oberst Schutz [Schütz; BW] unterstellt, der das Kommando annahm und dem die Männer gehorchen; dieser sei ein guter Katholik und es bestehe die Hoffnung, dass er die Weimarer in kaiserliche Dienste überführen könnte.[45] Am 29.7. hieß es: Es scheine zu einer Einigung zwischen Turenne und den Weimarern zu kommen, vorausgesetzt, diese erhalten sofort vier Monatssolde sowie die Stadt Worms[46] und andere Orte bis zur Bezahlung des Restbetrags als Pfand. Am Vortag sei das erneuerte Regiment Rosen vor Worms anmarschiert, die Soldaten hätten sich aber geweigert, den Rhein zu überschreiten und den Obristleutnant gezwungen, sie in ihre Quartiere zurückzuführen.[47]
„Ferner überrumpelten die Spanier in der Nacht zum 26. Sept. [1648] Deidesheim,[48] wo sich neben anderen ‚4 Standartenreiter vom Regimente Fries‘ gütlich thaten. Der französische Major ‚goß unterschiedliche Reden aus, als hätten die Bürger davon einige Kenntnis gehabt‘. Um dem Major ’seine Imagination zu nehmen‘, ließen sich die fürstbischöflichen Räte vom frankenthaler Kommandanten [Frangipani] ein Zeugnis ausstellen, ‚daß die speierischen Untertanen seinen Parteien eher etwas zu Nachteil als zu Vorteil verrichteten‘. Gleichwohl bestanden sowohl der Major als Kommissär Leblanc darauf, daß die armen Deidesheimer Schadensersatz leisteten“.[49]
Am 4.12.1648 schrieb Frangipani an Piccolomini, die Nachrichten aus Prag schienen von einem echten Frieden zu sprechen. Viel Militär marschiere durch den Ort, es seien die Regimenter, die im Elsass einquartiert würden. Die Bevölkerung sei gegen die Katholiken voreingenommen und beginne, auch an Orten mit französischer Besatzung die Geistlichen fortzujagen, deren einzige Zufluchtsstätte die Garnison Frankenthal sei. Er selbst erwarte den Frieden, bereite sich aber auf den Krieg vor. Man spreche dort sehr offen und das Volk in der Umgebung glaube nicht daran, dass die Herrscher in Münster einen wahren Frieden schließen werden und nenne ihn ‚Winterfrieden‘.[50]
Am 5.6.1649 wandte sich Frangipani wieder an Piccolomini: Er bedauere die Schwierigkeiten um Frankenthal umso mehr, da Schweden und Frankreich mit Gewalt drohten. Wenn der Kaiser den König von Spanien darum ersuchen wollte, würde dieser sicherlich nachgeben, um das Hindernis des Friedens aus dem Wege zu räumen und nicht selbst der Schuldige an der Verlängerung des Krieges zu sein. Doch sei es nicht sicher, ob die Franzosen nach Beseitigung dieses Hindernisses nicht ein neues erfinden, nur um weiter Krieg führen zu können.[51] Am 6.11.1649 schrieb er Piccolomini, der Kaiser habe die von ihm, F., mit Karl Ludwig von der Pfalz getroffene Vereinbarung gut geheißen. Der Kurfürst erhalte bis zur Übergabe von Frankenthal den Ort Benfeld.[52] Die Franzosen verhielten sich feindselig zu Karl Ludwig, einzig und allein darum, weil er mit der kaiserlichen Partei einen Vertrag abgeschlossen habe.[53]
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !
[1] Bei ENGELBERT, Hatzfeldt, werden daraus zwei verschiedene Frangipani !. Vgl. ABI Bd. 1, S. 436; 206-214; ABI Bd. 2, S. 253, 189; CAPODAGLIA, Udine illustrata, S. 386-391.
[2] Frankenthal, HHSD V, S. 100ff.
[3] Königgrätz [Hradec Králové]; HHSBöhm, S. 269ff.
[4] Saaz [Žatec, Bez. Laun]; HHSBöhm, S. 535ff.
[5] Laun [Louny]; HHSBöhm, S. 319f.
[6] Wohlau [Wołów; h. Polen]; HHSSchl, S. 569ff.
[7] Breslau [Wrocław]; HHSSchl, S. 38ff.
[8] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.
[9] Schweidnitz [Świdnica]; HHSSchl, S. 491ff.
[10] Laußnitz [Kr. Kamenz]; HHSD VIII, S. 178.
[11] Kolin [Kolín]; HHSBöhm, S. 280ff.
[12] Chlumetz an der Cidlina [Chlumec nad Cidlinou, Bez. Königgrätz]; HHSBöhm, S. 96f.
[13] Jung-Bunzlau [Mladá Boleslav]; HHSBöhm, S. 237ff.
[14] Melnik [Mělník]; HHSBöhm, S. 370f.
[15] Leitmeritz [Litoměřice]; HHSBöhm, S. 324ff.
[16] Pirna; HHSD VIII, S. 276ff.
[17] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[18] Zange
[19] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 357.
[20] WASSENBERG, Florus, S. 358f.
[21] Friedberg; HHSD IV, S. 145ff.
[22] WAAS, Chroniken, S. 275ff.
[23] Dillenburg [Dillkreis]; HHSD IV, S. 89ff.
[24] Bad Mergentheim [Main-Tauber-Kr.]; HHSD VI, S. 41ff.
[25] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 71.
[26] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 220.
[27] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 143.
[28] Westerwald; HHSD IV, S. 454f.
[29] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 220.
[30] WAAS, Chroniken, S. 289.
[31] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[32] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1284.
[33] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 331.
[34] Alerheim [LK Donau-Ries]; HHSD VII, S. 6f.
[35] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 520.
[36] Speyer; HHSD V, S. 350ff.
[37] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 579.
[38] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 654.
[39] Mannheim; HHSD VI, S. 501ff.
[40] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 834.
[41] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 220.
[42] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1030.
[43] Mainz; HHSD V, S. 214ff.
[44] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1051.
[45] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1056.
[46] Worms; HHSD V, S. 410ff.
[47] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1063.
[48] Deidesheim [Kr. Neustadt a. d. W.]; HHSD V, S. 71.
[49] BAUR, Fürstentum Speier, S. 57.
[50] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1223.
[51] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1260.
[52] Benfeld [Elsass; Frankreich, Dép. Bas-Rhin].
[53] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1274.
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