Gall [Gaill, Gill, Galles, Gallas] de Burgo [Gall Burke, v. Burch, à Bourck, Bourg, von der Burg], William [Wilhelm] Graf

Gall [Gaill, Gill, Galles, Gallas] de Burgo [Gall Burke, v. Burch, à Bourck, Bourg, v. der Burg], William [Wilhelm] Graf; Obrist [um 1590 Gallstown-5.8.1655 Grüssau an der Zieder[1]] Gall de Burgo war kaiserlicher Dragoner-Obrist. Der Sohn des Walter Gall de Burgo – dieser wird 1560 als Parlamentsglied erwähnt – , stammte nach Aussage des Landrichters Heubel aus Schottland,[1a] in Wirklichkeit aber aus Irland (County Kilkenny).[2] Er hatte in polnischen Diensten gestanden und als Gouverneur von Neisse[3] amtiert. Vier seiner Brüder (Thomas, James, David und Patrick de Burgo) gehörten wie William zu den irischen „wildgeese“, die sich auf dem Kontinent als Söldner anwerben ließen und nahmen ebenfalls kaiserliche bzw. spanischen Kriegsdiensten.

Erasmus Pontanus schreibt in seiner 1631 gedruckten Flugschrift „Truculenta Expugnatio Sanguineolentium Excidium Neobrandenburgicum“: „Hat die Königl. Mayt. zu Schweden Anno 1631 den 1. Februarij die Stadt berennen lassen, da denn Rath und Bürgerschafft nicht anders gemeint, es würde der zu der Zeit inn Brandenburg Commandirender Kayserlicher Obrister Frantz Marsoun [Marazzani; BW], oder wie man ihn communiter genennet, Morizan, mit seinem gantzen Regiment vnd andern Officirern, als Major Galle mit seinen beyden Compagnien vnter dem Obristen Büttler [Walter Graf Butler; BW], nebenst dem Rittmeister Spor, vnd Rittmeister Lorentz, jeder mit seiner Compagnie, vnd des Hispanischen Grafen von Bruween [Bruay; BW], (der aber für seine Persone zwey Tage zuvorher nach Franckfurt an der Oder[4] abgereiset) hinterlassenen Compagnien Reutern, alle drey vnter des Monte Cuculi [Ernst v. Montecuccoli; BW] Regiment, wie einem rechtschaffenen Cavallier vnd Soldaten gebühret, für sich vnd die ihm anbefohlene Stadt, ritterlich gefochten, vnd den ihm anvertrauten Paß mit dem Schwerdt verfochten, vnd die disarmirten defendiret haben. Als er aber mit der Kön. Mayt. zu Schweden accordiret, mit Sack vnd Pack abzuziehen, vnd die wehrlosen Bürger vngedefendiret verlassen, für seinem Abzug aber von der Stadt ein documentum seines Ritterlichen Verhaltens, tapfferen Fechtens, vnd daß er der Königl. Mayt. zu Schweden große Macht nicht lenger resistiren können, sondern accordiren müssen, begehret, dem Raht vnd Bürgerschafft aber ihres vnverweißlichen Verhaltens halber, welches er Mündtlich gestanden, sie hetten sich gehalten wie redliche Leute, aber Schrifftlich nicht bekennen, weniger die deswegen geforderte Gegenrecognition geben wollen, ist sein des Obristen Morizan postulatum auch in Brunn gefallen, vnd er nur geeilet, dass er den Kopff auß der Pforten gezogen, welches den andern Februarij geschehen“.[5]

William Gall  stand von 1633-1646 als Obrist eines Dragoner-Regiments[6] und von 1641-42 eines Infanterieregiments in kaiserlichen Diensten.

John Gordon, der Kommandant von Eger,[7] und Thomas Carve, der Regimentskaplan Walter Butlers, verbrachten mit ihm die Weihnachtsfeiertage 1633.

„Herzog Wilhelm versuchte nun erneut den Feldmarschall Johan Banér, der sich zwischenzeitlich zu einer Unterredung bei dem schwedischen Reichskanzler Oxenstierna[8] aufgehalten hatte, zu einem Vorstoß über den Thüringer Wald zu überreden. Am 4. November traf man sich ohne Ergebnis in Erfurt[9] und am 8.11. kam es zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen den beiden bei Leipzig.[10] Banér verließ daraufhin am 11. November Erfurt und begab sich in das Stift Magdeburg. Seine Truppen ließ er in den Quartieren um Erfurt. Herzog Wilhelm mußte sich nun nach anderen Verbündeten umsehen. Bereits am 18.10. hatte er sich auf Vermittlung des Kommissärs Heußner von Wandersleben mit dem Landgrafen Wilhelm V. von Hessen, dem persönlich sehr an einer Vereinigung mit den weimarischen Truppen gelegen war, in Eisenach[11] getroffen. Dort schlug er dem Landgrafen vor, alles Volk, daß er nicht unbedingt zur Besetzung seiner Pässe und Festungen benötigte, möglichst 3000 Mann zu Fuß und 2000 Reiter, zusammenzuziehen und sich in Richtung Thüringen in Bewegung zu setzen. Der hessische Landgraf hatte sich generell dazu bereit erklärt, jedoch war Herzog Wilhelm in seiner schwankenden Haltung und durch seine Hinwendung zu Banér zwischenzeitlich wieder von diesem Plan abgekommen.

Nach dem Ausfall Banérs schienen dem weimarischen Herzog erneut alle möglichen Alternativen recht. Den Kommissär Heußner von Wandersleben sandte er zu Herzog Bernhard[12] und Oxenstierna nach Mainz.[13] Auf dem Weg dorthin sollte er bei dem Landgrafen Wilhelm von Hessen intervenieren. Am 16. November traf Heußner in Kassel[14] ein. Der Landgraf war sofort bereit, einen Teil seiner Truppen, 4 Regimenter zu Roß (etwa 1500 bis 2000 Reiter) und 400 kommandierte Musketiere, unter dem Generalmajor Kurt von Dalwig nach Vacha[15] an der Werra zu entsenden, wo sie sich mit den Truppen Herzog Wilhelms vereinigen sollten. Die hessischen Truppen machten sich sofort auf den Weg und standen am 21.11. bei Rotenburg an der Fulda.[16] Am 22.11. waren sie bei Vacha angelangt, wo sie aber weder Herzog Wilhelm, noch seine Truppen vorfanden. (Huschke, S. 256-261).

In der Zwischenzeit hatten sich Melchior von Hatzfelds berittene Truppen unter dem Generalmajor Johann Rudolf von Bredau [Breda; BW] und einige von Isolanos kroatischen Einheiten unter dem Obersten Marcus Corpes, zusammen 8 Regimenter zu Pferd und 400 Dragoner unter Oberst Wilhelm Gall à Bourck, im Stift Fulda gesammelt und Dalwig sah keine andere Möglichkeit, als sich auf Hersfeld[17] zurückzuziehen. Dort kam es am 27.11.1634 zu einem folgenschweren Zusammenstoß, als die Kaiserlichen die Hessischen, welche gerade von Hersfeld (die zeitgenössischen Quellen schreiben Hirschfeld) abziehen wollten, in dichtem Nebel umringten und überwältigten. Viele Reiter wurden niedergehauen, die meisten Reiter und Offiziere (etwa 700), einschließlich des Generalmajors Dalwig, wurden gefangengenommen. Nur wenige Reiter retteten sich nach Spangenberg[18] und Kassel, von denen die meisten am 8. Januar des folgenden Jahres 1635 überfallen und endgültig vernichtet wurden. (Chemnitz II, S. 584; Theatr. Europ. III, S. 385).

Damit waren die Truppen des Landgrafen von Hessen, bis auf einige wenige Garnisonen in Hessen und Westfalen, fast völlig eliminiert, worüber der Landgraf verständlicherweise äußerst ungehalten war und aus seiner Schuldzuweisung an Herzog Wilhelm von Hessen in einem Brief keinen Hehl machte: ‚Es heißt schlecht Abschied gehalten, wenn einer so eilig aufmahnt und einer so willig ist, bleibt aber hernach aus. Es wird mich klug machen, auf ein andermal nicht so kostfrei zu sein‘. (Huschke, S. 262)“.[19]

Von 1635 existiert aus dem Amt Heldburg[20] ein „Verzeichnis, was die Gemeinde Poppenhausen[21] Herrn Obristwachtmeister Graf Galles an Geld und Victualien 2 Wochen lang nach Römhild[22] kontribuiert, desgleichen dem „salvi quardia“ an Geld gegeben hat und was an Speise und Trank vom 14. bis 28. Januar 1635 [a. St.] aufgegangen ist“.[23] Februar/März 1635 und 1636 lag er um und in Naumburg.[24]

In einem Schreiben Ferdinands III.[25] an Melchior von Hatzfeldt vom März 1637 ist von einer Reformierung seines Dragonerregiments die Rede.[26]

Piccolomini informierte am 24.1.1640 den Kardinal-Infanten Fernando, Bruck, Gall und Ruebland würden auf seinen Befehl hin an die Elbe vorrücken.[27] Im Juli 1640 soll das Regiment noch bei Kreuznach[28] gestanden haben, wie der Kurfürst von Mainz, Anselm Casimir,[29] Hatzfeldt berichtete.[30] Am 5.8. teilte Erzherzog Leopold Wilhelm[31] Rudolf von Colloredo mit, Ferdinand III. habe beschlossen, die 6 Kompanien Gall’scher Kürassiere nicht in Schlesien zu belassen, sondern zur Hauptarmee abzuordnen. Sollten inzwischen die erwarteten Artilleriepferde aus Mähren eintreffen, solle Colloredo die 6 Kompanien mit den restlichen Infanteristen sowie 6 vierpfündigen Kanonen und 6 Falkonen als Konvoi zur Hauptarmee führen. Sollten die bewussten Pferde noch nicht zur Verfügung stehen, sollten jene Kompanien zur Armee abmarschieren. Er wolle über den eingeschlagenen Weg sofort informiert werden, um die entsprechende Order schicken zu können.[32]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[33] aus dem von Eger[34] abhängigen Marktredwitz[35] erinnert sich an den August 1640: Eodem mittags [16.8.1640; BW] sind etliche Quartiermeister und Fouriere(r) hierher[ge]kommen und [haben] für das Graf Gillische Regiment Kürassiere Quartier gemacht. Obwohl wir uns heftig dagegensetzten, haben wir es doch geschehen lassen und nit allein von diesem, sondern auch von dem Graf Gallischen Regiment Dragoner die Offiziere(r) und Stabspersonen hereinlassen müssen.[36] Erzherzog Leopold Wilhelm informierte am 18.8.1640 Colloredo aus Fritzlar,[37] die Abkommandierung der 6 Kompanien Gall’scher Kürassiere mit 6 vierpfündigen Kanonen sowie die Abführung der Artilleriepferde, die Geleen[38] jetzt so notwendig gebracht hätte, zur Hauptarmee könnte sich wohl als Fehler erweisen.[39]

Das „Theatrum Europaeum“[40] berichtet: „Unter dessen / und zwar umb den 16. Januarii [1640; BW] wurde vom Käis. Ingenieur dem Carlo Cappi eine Brücke angegeben und gemacht / über die Elbe zu kommen / und die Stadt Colin[41] anzugreiffen / zu welchem Ende die Kais. biß um den 12. Febr. bey Kuttenberg[42] still gelegen / und als sie Geschütz zu sich bekommen hatten / alsdann mit commandirtem Volck unter dem Gen. Gall die Stadt erst mit Gewalt eingenommen / und die darinn gelegene Schwedische Guarnison meistens niedergemacht / zuvorhero aber dem Banner eben viel Volcks Par[t]heyen Weise / beschädiget / und deß Grafen von Hoditz Reg. von 10. Comp. zu Pferd / schier gantz und gar ruiniret worden ist : Wovon man den Anfang gemacht / auff den Gen. Banner weiters zu gehen“.[43]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet weiter: „Als die Käis. Armada Nider-Hessen / das Waldeckische und den Weser-Strom im September diß Jahrs verlassen / und sich im Westphälischen / Cöllnischen / und dortenherum allenthalben außgetheilet gehabt / ist deren auch ein guter Theil in Ober-Hessen kommen / und hat auffgeraumet was die Weymarischen im Ende deß Aprilen / und Eingang Maji ligen lassen / davon auch oben angereget.

Der Obriste Rheinhold von Rosen / Director bey der Weymarischen Armee / kame gegen dem Ende Septembris auch in die Wetterau[44] biß nach Friedberg[45] / seines Vettern / wie auch das Colhasische [Kohlhase; BW] Regiment zu Fuß / Wolmars von Rosen Regiment Tragoner / und die neuen Truppen unter dem Obr. Lieutenant Balthasarn / zusammen zu ziehen: gestalt dann beyde Käis. General-Wachtmeister / Horst und Gallen / in der Nähe schon vorhanden waren / nemlich Rittmeister Paul vom Meutterischen Regiment / so sonsten in Mäyntz[46] damals gelegen / hatte sich mit 140 Pferden Curassier in Hofheim[47] / 2. Meilen von Franckfurt[48] quartiret ; der von Rosen aber vermeynte nicht zu feyren / und bedorffte dergleichen Quartier selbsten für die Seinigen / darum er diesen Rittmeister zum ersten angegriffen / und denselben / weilen er auff keinen Ersatz sich zu verlassen gehabt / daß er sich mit allen den Seinigen / auff sein Rosens Discretion ergeben müssen / bezwungen / darvon dieser an Reutern und Pagage-Pferden / dren bey zweyhundert und zehen gewesen / bekommen.

Es legten sich damals die angekommene Käis. Völcker unterm General-Wachtmeister Graff Gallen / in Cronenberg[49] und Homburg[50]/ auff und vor der Höhe. Herr Obr. von Rosen hatte sich noch erinnert / deß Schadens / welchen den Seinigen der Obr. Wolff im vergangenen Julio zu Ober-Ursel[51] gethan / davon wir erst nechst oben gemeldet : gedachte derowegen sich zu revangiren / und rüstete sich mit Sturmgezeuge / gieng um den 29. Octobris auff gedachtes Homburg vor der Höhe[52] / darinnen der Obriste Bentzenauer [Hans Matthias v. Pienzenau; BW] wol mit 800. Mann zu Roß und Fuß gelegen / der von Rosen überstiege Homburg in der Nacht / liesse / was sich wehrete / darnider machen / darüber die meisten Officirer sich für ihre Personen ins Schloß salvirten / und der Obriste Lieutenant Baumgarten verwundet / auch dieses Volck völlig geschlagen / und ruiniret wurde : dannenhero die Rosische sehr gute Beuten / zumahl von der Officirer Bagage / auch bey 150. Gefangenen / und über dieselben wohl in 600. theils Reisiger / auch Bagage-Pferd bekamen / und mit fetter Beute wiederum nach Freiberg gezogen seynd“.[53]

Am 20.7.1640 teilte Caretto aus Neustädtel[54] Piccolomini mit, er habe die Liste der bei ihm befindlichen Truppen an Erzherzog Leopold Wilhelm geschickt. Gallas[55] sei mit Dragonern angekommen und habe mitgeteilt, dass die Armee bereits bis an die Grenze Hessens vorgerückt sei. Er, Caretto, warte auf weitere Befehle.[56] Am 2.9.1640 rückte Gall von Schweinfurt[57] aus auf Hammelburg.[58]

Das „Theatrum Europaeum“ hält die Vorgänge um Friedberg fest: „Es ist bey dieser Rencontre [das Treffen Reinholds v. Rosen mit Breda am 14.11.1640; BW] nicht verblieben / sondern es haben die Käiserischen / daß sie die Stadt und Burg Friedberg von den Schwedischen befreyen möchten / sich bearbeitet : wormit sie schon etlich Wochen vor und nach erst erzehlter starcker Rencontre umgegangen / gestalt dann der General-Wachtmeister Graf Gall / im Eingang Novembris sich mit etwas Stücken vor der Stadt einsmals erzeiget / und ohngefehr bey zwölff mahlen Feuer / doch ohne Berührung der Mauren / hinein gegeben / deme deßwegen der von Rosen im Feld erschienen / Herr Gall aber wiederum abgezogen : nachmahls es auch noch etwas Begegnuß zwischen beyderseits dieser Völcker gesetztet / darüber der Obriste Lieutenant Senfft / Bentzenauischen [Pienzenau; BW] Regiments in einem Anschlag geblieben. General Geleen hat Eingangs Novembris darvor ziehen sollen / ist aber darmit den gantzen Monath noch anstehen verblieben / und hat unter dessen den Orth der Freiherr von der Kerst mit etwas Volck bloquirt gehalten : bald hat das nasse Wetter / daß man das Geschütze davor nicht hat bringen können / gehindert / bald hat man nicht genug Volck gehabt / und sich der Entsetzung besorget : bald hat das innere Bauen  so die Bloquirte gethan / eine zweiffelhafftige Meynung gemacht.

Den 24. Novembr. aber ist Herr von Geleen mit den beyden Obristen Wachtmeistern / deß Bornival Reuterey / und Freyherrn de Soye Fußvolck von 5. Regimentern / darvor ankommen / dasselbige in die Posten außgetheilet / eine Bresse in der Stadt-Mauer erstlich schiessen / und drey Tag Sturm anlauffen lassen : dessen aber die inligende / wiewol sie lang zuvor Defensions-Werck in der Vor-Stadt und sonsten bauen / und ihren Verstand sehen lassen / nicht erwartet / sondern alsbalden der Burg zugeloffen : darauff die Belägernde zwo Battereyen am Schloßgraben auffwerffen / dieselbigen mit 14. Stücken beziehen und den 1. Decembris Bresse schießen lassen.

Ob nun wohl viel von Miniren gesagt / ist doch nicht eine Mine angefangen worden / sondern es hat sich der Commendant darinnen / Johannes Latomus über vieler Opinionen zum Ziel alsbalden geleget / und accordiret : darauß er den 3. ejusdem etwas über hundert starck auß und nach Ziegenhain[59] gezogen / die mehrere alle / deren bey vierhundert gewesen / so zuvorn auff Käiserl. Seiten gedienet hatten / seynd dem Accord gemäß / wieder über getreten / und unter die Käiserl. Regimenter verteilet worden“.[60]

Der Hildesheimer[61] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 30.11./10.12.1640: „Schlagt: Reinholt von Rosas Weymarsche Arme den Kayserl. Obergraf Gallen mit einem Regiment Canoniere, bekomt den Grafen gefangen nebst 1 Majeur, 2 Rittmeister, 6 Standarten, 2 Dragoner-Fahnen“.[62]

Im „Theatrum Europaeum“ heißt es dazu: „Es hat aber derentwegen Herr Obrister und Director Reinhold von Rosen nicht unterlassen / einen als andern Wege / noch eine Cavalcade mit 700 Pferden / unangesehen Friedberg schon übergeben war / von Ziegenhain auß fürüber zu thun / in welcher er den General Gallen mit seinen tausend Curassiern / um den 10. Decembris, nicht weit von Franckfurt unversehens angetroffen / getrennet / ihne Herrn Gallen sammt sehr reicher Beuthe / verwundet / gefangen bekommen / und nach Ziegenhain geführet : welche Trennung und Beuthe auch für die gemeine Reuter so gut gewesen / daß solche den Bauren ein ziemliches auffzuklauben hinderlassen“.[63]

Am 10.12.1640 teilte Leopold Wilhelm Rudolf von Colloredo mit, mit Rücksicht auf die über die Stärke des Gegners eingegangenen Berichte werde er die Regimenter Neu-Piccolomini, Bruay, Puchheim, Wolframsdorf und die Gall’schen Arkebusiere und Dragoner nach Böhmen senden.[64]

Für den April 1641 hält der Chronist Leopold fest: „Eodem [10.4.; BW] ist auch das Gaillische Regiment zu Roß, welches über 2000 Pferd[e] stark gewesen und bishero zu Lorenzreuth[65] und Thölau[66] gelegen, auf[ge]brochen und gegen Kirche[n]lamitz[67] marschiert“.[68] Wegen mangelnder Tapferkeit in der 2. Schlacht bei Breitenfeld[69] wurde Gall zwar auch angeklagt, kam aber im Gegensatz zu Johann Jakob Des Fours und Madlo mit einer Gefängnisstrafe davon.[70] Das Regiment Gall wurde nach der Schlacht aufgelöst; 4 Regimenter kamen zum Regiment Lüttich, 4 zum Regiment Kapoun.[71]

Am 10.1.1644 schrieb Ferdinand III. an Gallas, er habe erfahren, dass Gall im Časlauer Kreis[72] Reiter für die Republik Venedig anwerbe. Soldaten aus dem königlichen Erbland Böhmen dürften nicht im Krieg in Italien eingesetzt werden; daher müssten jene Werbungen sofort eingestellt werden.[73]

1646 geriet Gall in hessen-kasselische Gefangenschaft.

„Wie wir bereits oben gesehen, war Hessen-Cassel genöthigt gewesen, an Hessen-Darmstadt, durch Kaiserliche Bajonette unterstützt, das Fürstenthum Oberhessen mit Marburg,[74] so wie die Niedergrafschaft Katzenellenbogen mit Eppstein[75] abzutreten. Zwar hatte im vorigen Jahre Generalmajor Geiße [Johann v. Geyso; BW] die Marburger Erbschaft für Amalie wieder in Besitz genommen, aber Katzenellenbogen mit Eppstein nach Darmstadt gelassen, indessen wußte Landgraf Georg viel zu gut, daß auch diese Landestheile verloren gehen würden, sobald Amalie sich stark genug fühlte, sie wieder in Besitz zu nehmen. Er hielt nun seinen im Stillen entworfenen Plan so weit gereift, gegen Amalie etwas Tüchtiges auszuführen, nachdem die Hessen-Casseler zum großen Theile mit dem vereinigten schwedisch-französischen Heere nach Franken gezogen waren.

Generallieutenant [Ernst Albrecht; BW] von Eberstein sollte diesen Einfall leiten, der freilich ganz und gar mißlang. Auch Graf Holzappel hatte dem Landgrafen Georg Hilfe zugesagt, da aber der Hessische Oberst von Rabenhaupt im Kurfürstenthum Köln eingefallen war, so mußte er zur Deckung der kölnischen Lande herbeieilen.

Generallieutenant von Eberstein, von einigen Kaiserlichen Regimentern unterstützt, worunter sich auf Graf Moritz von Nassau-Hadamar befand, drang mit der bedeutenden hessischen Hausmacht nach Frankenberg[76] an der Eder vor. Aber kaum hatte man dieses in Marburg erfahren, als der hessische Generalmajor Geiße, der von Aschaffenburg[77] herbeieilte und der schwedische General Löwenhaupt [Gutav Adolf v. Levenhaupt; BW] in Eilmärschen nachrückten, sie am 19. November [1646; BW] bei Frankenberg erreichten und nach dem Kölner Sauerlande zurückdrängten. Bei Olpe[78] und Attendorn[79] kam es zu einem hitzigen Kampfe, in der die Obersten Graf Gallas [William Gall !; BW] und Graf Moritz Heinrich von Hadamar, 95 Offiziere und 800 Mann gefangen wurden. Die Darmstädter verloren in diesem Kampfe acht Standarten nebst dem ganzen Gepäcke, zwei Kanonen, 500 Gefangene, 700 Reit- und Bagagepferde und Generallieutenant Eberstein konnte sich kaum mit hundert Reitern in Sicherheit bringen“.[80]

Der Hildesheimer[81] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 9./19.11.1646: „Der Caßelsche Oberster Geihe [Geyso; BW] mit Zuthun des Schwedischen Gr: Lewenhaupt [Gustav Adolf v. Levenhaupt; BW] schlächt den Darmstetischen Gral. Graf  [Ernst Albrecht; BW] von Eberstein vnnd Melendrische [Holzappel; BW] oder Graf Holtzapfelß [Holzappel; BW] Troupen bei Frankenberg[82] an 1500 Pferd, das der Graf mehrlich [nehrlich = kaum ?; BW] mit 100 Pferden davon kommen. Ein Graf von Neßeln [Moritz Heinrich v. Nassau-Hadamar; BW] vnnd Obr: Galle gefangen It: 2 Obristliutnandt, worunter ein junger Graf von Hohenloe [Siegfried Graf v. Hohenlohe-Weikersheim; BW], 2 Majeurß, 9 Corneth bekomen, nebest 2 Regimentstücken, – worauf die Heßischen Rauschenberg[83] berendt – , haben an die 1000 Pferde vnnd 500 gefangene bekomen“.[84]

Gall verstarb 1655 in Grüssau.[85]

Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !

[1] Grüssau [Krzeszów], heute Ortsteil der Landgemeinde Kamienna Góra (Landeshut), Niederschlesien, Polen].

[1a] Vgl. HEUBEL S. 243; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[2] SCHMIDHOFER, Das irische, schottische und englische Element, S. 57. O’DONOVAN, County Kilkenny Ireland History; BATES, The Family of Gaul Burke of Gallstown; MHEARA, The Wild Geese, S. 76-97. Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher.

[3] Neisse [Nysa]; HHSSchl, S. 331ff.

[4] Frankfurt a. d. Oder [Stadtkr.]; HHSD X, S. 177ff.

[5] BOLL, Chronik der Vorstadt Neubrandenburg, S. 144.

[6] KONZE, Stärke, S. 32.

[7] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[8] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.

[9] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[10] Leipzig; HHSD VIII, S. 178ff.

[11] Eisenach [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.

[12] Vgl. JENDRE, Diplomatie und Feldherrnkunst.

[13] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[14] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[15] Vacha [Kr. Bad Salzungen]; HHSD IX, S. 447f.

[16] Rotenburg a. d. Fulda; HHSD IV, S. 387ff.

[17] Bad Hersfeld; HHSD IV, S. 20ff.

[18] Spangenberg [Kr. Melsungen]; HHSD IV, S. 417f.

[19] ENGERISSER, Von Kronach, S. 392ff. (die derzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).

[20] Heldburg [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 192f.

[21] Poppenhausen, heute Ortsteil von Hellingen [LK Hildburghausen].

[22] Römhild [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.

[23] Thüringisches Staatsarchiv Meiningen, Amtsarchiv Heldburg Best. 411230, Nr. 2771.

[24] Naumburg [Kr. Naumburg]; HHSD XI, S. 341ff. OPEL, Städte, S. 30; WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 117. Bei CURIOSITÄTEN, S. 214, und HEUBEL, Die Thüringer Heubel, S. 32, wird daraus fälschlich Obrist Gallas !

[25] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.

[26] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 284.

[27] Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 970.

[28] Kreuznach; HHSD V, S. 24ff.

[29] Vgl. BRENDLE, Reichserzkanzler.

[30] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 300.

[31] Vgl. SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[32] Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 1067.

[33] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[34] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[35] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[36] BRAUN, Marktredwitz, S. 126.

[37] Fritzlar; HHSD IV, S. 149ff.

[38] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).

[39] Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 1071.

[40] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[41] Kolin [Kolín]; HHSBöhm, S. 280ff.

[42] Kuttenberg [Kutná Hora]; HHSBöhm, S. 307ff.

[43] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 95.

[44] Wetterau; HHSD IV, S. 457ff.

[45] Friedberg [Wetteraukr.], HHSD IV, S. 145ff.

[46] Mainz; HHSD V, S. 214ff.

[47] Hofheim [Main-Taunus-Kreis]; HHSD IV, S. 233f.

[48] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.

[49] Kronberg [Obertaunuskr.]; HHSD IV, S. 278ff.

[50] [Bad] Homburg v. d. Höhe [Obertaunuskr.]; HHSD IV, S. 23ff.

[51] Oberursel [Obertaunuskr.]; HHSD IV, S. 357f.

[52] [Bad] Homburg v. d. Höhe [Obertaunuskr.]; HHSD IV, S. 23ff.

[53] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 200.

[54] Neustädtel bei Schneeberg; HHSD VIII, S. 248.

[55] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas; KILIÁN, Johann Matthias Gallas.

[56] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1061.

[57] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.

[58] HAHN, Chronik 3. Theil, S. 532; Hammelburg [LK Bad Kissingen]; HHSD VII, S. 268ff.

[59] Ziegenhain; HHSD IV, S. 483ff.

[60] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 202f.

[61] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[62] SCHLOTTER, Acta, S. 330.

[63] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 203.

[64] Badura; Kočí, Der große Kampf, Nr. 1110.

[65] Lorenzreuth, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[66] Thölau, heute Ortsteil von Marktredwitz [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge].

[67] Kirchenlamitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].

[68] BRAUN, Marktredwitz, S. 148.

[69] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.

[70] Freundlicher Hinweis von Herrn Harald Skala.

[71] RUDERT, Kämpfe, S. 154.

[72] Časlau [Časlav]; HHSBöhm, S. 90ff.

[73] Toegel; Kocí, Der Kampf, Nr. 134.

[74] Marburg; HHSD IV, S. 35ff.

[75] Eppstein [Main-Taunus-Kr.]; HHSD IV, S. 108ff.

[76] Frankenberg [LK Waldeck-Frankenberg]; HHSD IV, S. 124f.

[77] Aschaffenburg; HHSD VII, S. 33ff.

[78] Olpe [LK Olpe]; HHSD III, S. 593f.

[79] Attendorn [LK Olpe]; HHSD III, S. 36ff.

[80] KELLER, Drangsale, S. 429f.

[81] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[82] Frankenberg; HHSD IV, S. 124f.

[83] Rauschenberg [Kr. Marburg]; HHSD IV, S. 369f.

[84] SCHLOTTER, Acta, S. 474.

[85] Grüssau [Krzeszów], heute Ortsteil der Landgemeinde Kamienna Góra (Landeshut), Niederschlesien, Polen].

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