Gnauer, Hans; Leutnant [ – ] Gnauer war Leutnant des sächsischen Ausschusses in Eisenach.[1] „Den Schutz Eisenachs bildete eine Art Bürgerwehr, der ‚Ausschuß‘ genannt; dieser ‚Ausschuß‘ hatte die Bestimmung, Wache an den Toren zu halten und zu verhindern, daß die Stadt einem unvermuteten Überfall herumstreifender Rotten oder vagabundierenden Gesindels, von denen in jener Zeit übervoll war, zum Opfer fiel“. „Diese Befestigung machte es möglich, bei genügender Besatzung einem ersten feindlichen Angriff Stand zu halten. Im Laufe der Zeit war der ‚Ausschuß‘ aber auf kaum zweihundertfünfzig Mann zusammengeschmolzen und unter diesen eine solche Disziplinlosigkeit eingerissen, daß der Leutnant Hans Gnauer sich darüber beim Stadtrat beschwerte und erklärte, er wolle mit dem ‚Ausschuß‘ nichts mehr zu tun haben. Dies wird allerdings nicht verwundern, daß Mannschaften fast auschließlich aus kleinen Handwerkern und ärmeren Leuten bestanden, während es die besser gestellten Bürger verstanden hatten, sich nach und nach von dem Dienste im ‚Ausschuß‘ zu befreien. Unter diesen Umständen ist es erklärlich, daß es eines Tages wenigen fremden Reitern gelang, in Eisenach einzudringen, sich festzusetzen und es sich in der Stadt wohl sein zu lassen. Dieser Überfall hatte wenigstens das Gute, daß der Rat dem ‚Ausschuß‘ und der Sicherheit der Stadt mehr Aufmerksamkeit zuwendete. Es wurden Schritte getan, den ‚Ausschuß‘ zu ergänzen. Zunächst wurde an dessen Spitze wieder ein Hauptmann gestellt, der schon länger fehlte. Zum letzteren ersah der Herzog Heinrich Sax aus. Der Leutnant Gnauer wurde durch das Versprechen einer regelrechten Bestallung mit festem Golde [Gelde ?] gehalten. Ferner wurde behufs strengerer Handhabung des Wachtdienstes an den Toren die Bestimmung getroffen, daß beim An- und Abtreten der Mannschaften zu bestimmten Stunden morgens und abends das Torglöckchen geläutet werden sollte. Gleichzeitig wollte man den Bauern in der Stadt und den Bürgern außerhalb dadurch eine Benachrichtigung über das stattfindende Öffnen und Schließen der Tor[e] geben. Vor allen Dingen aber sollte dieses Läuten Zeugnis davon ablegen, daß man sich in der Stadt auf der Hut befände. Am 3. Juli wurde der ‚Ausschuß‘ durch die Trommel auf dem Sonnabendsmarkte zusammenberufen und ihm durch den Bürgermeister Conrad Grumben, in dessen Begleitung sich die Ratsmitglieder Hiob Heinz und Joseph Müller befanden, Heinrich Sax als Hauptmann vorgestellt“.[2]
[1] Eisenach [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.
[2] PETER, Eisenach, S. 11f.