Goldstein [Goldtstein, Gollstein, Goltstein, Gollenstein, Golsteyn], Wilhelm von; Obrist, Generalleutnant [vor 1593-16.11.1632 Chemnitz] Wilhelm von Goldstein [Goldtstein, Gollstein, Goltstein, Gollenstein, Golsteyn] [vor 1593-16.11.1632 Chemnitz] entstammte einem ursprünglich in Kitzingen[1] ansässigen und dann nach Sachsen ausgewanderten Geschlecht. Er war fürstlich ansbach-brandenburgischer Obrist[2] und Kriegsrat, Geheimer Rat und Oberamtmann von Crailsheim[3] und Feuchtwangen[4] – 28.10.1615 als „neuer Amtmann zu Feuchtwangen“ erwähnt[5] – , Amtmann zu Loben[6]- und Anhausen[7] sowie Werdeck[8] und Bemberg,[9] Herr auf Pflaumfeld,[10] später schwedischer Generalleutnant[11] der Kavallerie.[12]
1616/1617 stand er noch in den Diensten Savoyens und diente er als Obristleutnant unter Ernst von Mansfeld.[13] 1617 warben er und Mansfeld Truppen im Ansbachischen für Savoyen an.[14] 1619, nunmehr Obrist, warb er Truppen für die böhmischen Stände an, wie aus der Korrespondenz zwischen Brandenburg und Bamberg hervorgeht.[15] Der evangelische Pfarrer Dietwar [1592-1670][16] erwähnt ihn unter 1619: „Der dreißigjährige Krieg machte sich bereits in Kitzingen bemerklich. Zwei Kompanien[17] Reiter, eine unter Wilhelm von Gollstein mit 130 Pferden und eine unter dem Kapitän Daniel von Bernsack mit 114 Pferden und drei Fahnen Fußvolk schlugen ihr Winterquartier in Kitzingen auf und blieben vom 16. Oktober 1619 bis zum 14. Februar 1620. Sie kosteten der Stadt 4.198 Gulden“.[18] Aus Schweinfurt[19] wird berichtet: „Die erste Einquartierung von Unions-Volke,[20] fing am 16. Jan. [1620; BW] hier an, es war eine Compagnie Infanterie, 220 Mann stark, mehrentheils Schwaben, die von Kitzingen hieher marschirte und vom Obersten Wilhelm Goldstein[21] mit 120 Reitern begleitet wurde. Martin Türckheimer von Ulm[22] war Capitain dieser Compagnie“.[23]
Nach einer anderen Rechnungsaufstellung vom 8.6.1620 betrug die Summe allerdings 4 335 fl. 67 kr. Goldstein hatte je 100 Doppelsöldner[24] und Musketiere[25] unter der Kitzinger Bevölkerung ausgehoben.[26] 1621 lag er als Kommandeur des mansfeldischen Leibgarderegiments[27] zu Fuß in der Oberen Pfalz[28] und führte im Auftrag des Söldnerführers Verhandlungen in Den Haag[29] um weitere finanzielle Unterstützung.[30]
Im März 1622 marschierten 100 Soldaten seines Regiments[31] durch Wonsees.[32]
Vom 5.6. bis 8.6.1622 lag der Zeitzeuge Jost Maximilian Graf von Gronsfeld[33] bei Aschaffenburg,[34] um dann unter Anholts[35] Führung über Ostheim,[36] den Bachgau[37] (15.6.) und Dettingen[38] (16.6.) an Frankfurt[39] vorbei zur Nidda zu ziehen, so dass er als Augenzeuge miterleben konnte, wie sich Tilly[40] Gelegenheit bot, Mansfeld die Niederlage bei Mingolsheim[41] zu vergelten. Dieser wurde zum überstürzten Rückzug gezwungen, als in der Nacht zum 10.6. durch die Lorscher[42] Heide zog. Dabei erlitt seine Nachhut durch die heranstürmende ligistische Kavallerie so schwere Verluste, dass sich sein Heer in halb aufgelöstem Zustand bis unter die Mauern Mannheims[43] zurückziehen musste.[44] In Gefangenschaft gerieten bei dieser nächtlichen Auseinandersetzung nach Gronsfelds Bericht der Pfalzgraf von Birkenfeld,[45] Generalmajor Goldstein und neben anderen ranghohen Offizieren auch Philipp von Mansfeld.[46] Gronsfeld schreibt in seinen Anmerkungen zu Wassenbergs[47] „Florus“: Und „wie der Graff Philips von Manßfeldt / dem General Tilly praesentirt wurde / saget der Tilly / das ist nicht der rechte / da antwortet darauff der von Manßfeldt so gefangen / ich bin der rechte / vnd der ander nicht“,[48]als selbstbewusster Hinweis auf die Abstammung Ernst von Mansfelds aus einer kirchlich nicht sanktionierten Verbindung.[49] 1622 weilte Goldstein in Holland, um Mansfelds Heer den Generalstaaten[50] anzubieten.[51]
Goldstein führte 1632 ein schwedisches[52] Regiment.
In der „6. Newen Vnpartheyischen Zeitung“ von 1632 heißt es: „Auß Pfort[53] vom 27. [1.; a. St.; BW] dito. Vor gestern hat der Koenig hiesige Statt besichtiget / und befohlen mit der bevestigung fort zu fahren / bey deme hat der Chur Trierische Gesandt in der verhörung vmb die Neutralitet angehalten / aber rund abgeschlagen worden / wirt also der König allhie deß Pfaltzgraffen[54] erwarten / sollen würcklichen in sein Land zu setzen / welcher wie man berichtet / bereit für Cöln[55] her auff kommen / her nach soll Trier[56] vnd Cölln mit macht angegriffen werden / darzu man schon grosse bereitschafft macht / vnnd wartet der Canzler Oxenstern[57] / Feldmarschalck Horn[58] / Obrist Goldstein / vnnd andere allhier auf befelch / ihr vorhaben forth zu setzen / Es ist auch theils Schweedisches volck starck auf Bamberg[59] im anzug“.[60]
Die Goldstein’schen Kompanien lagen unter dem Befehl des Kommandanten der fränkischen Kreistruppen, Wolf Dietrich Truchseß von Wetzhausen,[61] in der Nähe Kitzingens. Goldstein selbst befand sich bei der Hauptarmee Gustav Adolfs im Anzug auf Bayern.
Drei seiner Kompanien waren unter dem Befehl seines Majors Joachim Ludwig von Seckendorf[62] am Angriff Hastvers[63] auf Kronach[64] beteiligt.
„Zum Verständnis der vielfältigen Unzulänglichkeiten und logistischen Probleme bei der Belagerung Kronachs im Mai/ Juni 1632 ist es aufschlußreich, einen näheren Blick auf Stärke und Beschaffenheit der protestantischen Belagerungstruppen zu werfen. Am 11. März 1632 schrieb der Amtmann Hanß Wolff zu Wolfsthal aus Lichtenfels[65] dem Bischof,[66] der Obrist Hastver sei mit seinem hier gelegenen Fußvolk ‚uf 250 und Reuterei von 150 Pferden, lauter unredlich ungemustertes Gesindlein‘ durch den Lichtenfelser Wald zwischen Coburg[67] und Seßlach[68] hindurch in Richtung Königshofen[69] marschiert. Ihr Nachtquartier für ca. 300 Mann, darunter 60 Finnen,[70] und 1 Cornett[71] unter Rittmeister Gropp nahmen sie in Ummerstadt.[72] Hastver übernachtete bei Herzog Johann Casimir[73] in Coburg (Looshorn VI, 242). Bei dieser Gelegenheit hat der Coburger Herzog, der nun die Gelegenheit gekommen sah, den störenden Fremdkörper zwischen den beiden protestantischen Herrschaftsgebieten ein für alle Mal zu beseitigen, mit Sicherheit die Vorgehensweise zur Belagerung und Eroberung Kronachs[74] erörtert und Hastver darin bestärkt, die militärische Leitung zu übernehmen. Der Plan zu diesem Vorhaben wurde in den folgenden Wochen, als Teil einer Offensive gegen die Städte des Hochstifts, Forchheim,[75] Bamberg und Kronach, von der königlich-schwedischen Regierung in Würzburg[76] entworfen und die Koordination der dafür notwendigen Truppen dem Obersten Wolf Dietrich Truchseß von Wetzhausen übertragen.
Den Oberbefehl über die geplante Einnahme Kronachs erhielt der schwedische Obrist Claus Hastver, welchem zu diesem Zweck auch das brandenburg-kulmbachische Regiment Muffel[77] sowie der markgräfliche und sachsen-coburgische Ausschuß unterstellt wurden. Markgraf Christian von Brandenburg,[78] der nach wie vor im Interesse leidlicher nachbarlicher Beziehungen den endgültigen Bruch mit dem Hochstift vermeiden wollte, wehrte sich zwar noch gegen dieses Vorhaben, schickte seinen Hofmeister Moritz Kanne und den Obersten Muffel zu Vermittlungen an Hastver und bemühte sich auch vergeblich, Statthalter und Rat in Kronach durch Briefe zu einem Akkord[79] zu bewegen (Sticht, S. 148). Indes, die Sache war bereits entschieden und die Vorbereitungen für den Überfall auf das nördliche Bollwerk des Bistums Bamberg getroffen.
Hastver verfügte zu diesem Zeitpunkt, außer seinen in Königshofen fest stationierten 4 Kompanien Finnen, nur über 3 schwache Kompanien geworbenes Fußvolk, zusammen ca. 300 Mann zu Fuß, und über 4 Kompanien Reiter, eine eigene unter Rittmeister Gropp und 3 Kompanien aus dem Regiment Wilhelm von Goldstein unter Major Joachim Ludwig von Seckendorf. Dieses relativ geringe Truppenkontingent, darunter nur zwei eigene Kompanien des Obristen, wurde am 2. Tag der Belagerung, dem 18. Mai, noch durch 200 Reiter eines in Pegnitz[80] stationierten Reiterregiments unter dem Oberstleutnant Jaroslav Schaffmann[81] […] und zwischen dem 23. und 25.5. noch mit 4 Kompanien Fußvolk aus Hastvers geworbenen Regiment verstärkt, die der Truchseßische Oberstleutnant Georg Reichert heranführte“.[82]
„Die Stärke der regulären Truppen Hastvers betrug also zu Beginn der Belagerung nur 300 Mann zu Fuß und ca. 500 Mann zu Roß, ab 25.5. dann ca. 700 Mann zu Fuß und 500 zu Roß, zu denen erst 2 Tage vor Ende der Belagerung (am 10.6.) noch 2 Kompanien zu Fuß des Markgrafen Hans Georg[83] unter dessen Oberstleutnant Johann Winkler[84] (Soden I, S. 258) und eine bis zwei Kompanien Finnen, die Hastver aus seiner Garnison in Königshofen anforderte, zusammen wohl 400 Mann, hinzuzurechnen sind. […] Zusammen mit den markgräflichen Truppen des Obristen Hans Christoph Muffel, max. 600 Mann und ca. 100 Reiter, hatte man während der meisten Zeit vor Kronach im Idealfall eine Stärke von ca. 1300 Mann zu Fuß und 600-700 Reitern an geworbenem Volk (also ca. 2000 Berufssoldaten).
Die tatsächlich zur Verfügung stehenden Truppen dürften weit niedriger zu beziffern sein, da die berittenen Kompanien in der Hauptsache dazu eingesetzt wurden, die Zufahrtswege und Ausfallstraßen um Kronach zu blockieren und […] die von Bamberg und Weismain[85] erwarteten Ersatztruppen abzufangen. Auch verließen die 3 Goldstein’schen Reiterkompanien unter dem Major Seckendorf Hastvers Truppen bereits in den ersten Tagen der Belagerung wieder und quartierten sich um Marktzeuln[86] ein“.[87]
„Kehren wir nun, nach diesem Exkurs, zu den Ereignissen des 7. Juni 1632 zurück. Dem schwedischen Obristen Hastver schien die Kontrolle über die Ereignisse zu diesem Zeitpunkt bereits entglitten zu sein. Hastver war ansonsten für die Einhaltung guter Disziplin bekannt. In Königshofen gab es wenig Klagen gegen die finnische Garnison und er selbst hatte nach seiner Ablösung als Kommandant noch nicht einmal eine Ablösesumme von der Bürgerschaft gefordert, während sich andere Offiziere in ähnlichen Situationen schamlos bereicherten (Pleiss, S. 40). Daß seine eigenen finnischen Kompanien in die Vorfälle verwickelt waren, ist unwahrscheinlich. Die Finnen kamen erst zwei Tage später vor Kronach an. Hastver selbst berichtet über den besagten Tag lediglich: ‚Folgends .29. [richtig ist der 28.5./7.6., Hastver irrt hier um einen Tag] seindt Sie [die Kronacher] über .200. starck nachmittags ausgefallen, sich auch der Laufgraben bemechtiget, alß ich aber das Volck inn ordnung gebracht, seindt Sie wiederumb in die Stadt gejagt worden‘. (Riksarkivet Vol. E 842, Bl. 223). Auch das Sterbematrikel der Pfarrei Kronach enthält keine Anschuldigung in eine bestimmte Richtung, wenn es unter dem 13. Juni das Begräbnis der Opfer meldet, ‚welche im Lager hinter dem Schloß seindt niedergehauen worden und von den Coburgischen und Markgreffischen geschunden worden‘.
Bei den damaligen verrohten Sitten ist es nicht erstaunlich, daß sich Ende August desselben Jahres erneut eine ähnliche Prozedur ereignete, als der markgräfliche Obrist Hans Christoph Muffel in Marktschorgast[88] einfiel, etliche niedermachte und zwei aus dem Ausschuß, ‚wie vordem in Kronach lebendig schinden ließ‘. Dies findet sich als einer der Beschwerdepunkte in einem Memorandum, welches Bürgermeister und Rat von Kronach dem kaiserlichen Generalissimus Wallenstein überreichen ließ, als dieser auf seinem Weg nach Lützen[89] sein Lager in Unterrodach[90] aufschlug und in Kronach am 15.10. übernachtete (Fehn VI, S. 207).
Die oft zitierte persönliche Anwesenheit des königlich schwedischen Statthalters in Würzburg und bis Juni 1632 Oberkommandierenden der Truppen des Fränkischen Kreises, Wolf Dietrich Truchseß von Wetzhausen zu Weisendorf und Weizenbach, im Feldlager vor Kronach ist ziemlich unwahrscheinlich, da der schwedische Generalkommissar Sigmund Heußner von Wandersleben[91] am 30. Mai/9. Juni dem von Wetzhausen schrieb, daß er schmerzlich vor Kronach auf seine Ankunft gewartet hatte, und ihm vorwarf, daß er durch seine eigensinnigen Einquartierungen, Brandschatzungen und Plünderungen das Stift Bamberg ganz zu Boden gerichtet hätte (Looshorn VI, S. 275). Auch schreibt Oberst Hastver in seinen Briefen vom 13. Juni aus Neustadt bei Coburg[92] an den schwedischen Reichskanzler Oxenstierna und an König Gustav Adolf, daß er während der gesamten Zeit der Belagerung Kronachs ‚von Obristen Truchsees ganz keine nachricht haben können, ob er mit der Cavalleria das Stifft quittirt, oder wo er sich sonsten befinden möge‘ (Riksarkivet, Oxenstierna saml., Vol. E 620, Bl. 307).
Zwei Truchseßische Regimenter zu Roß, sein eigenes unter Oberstleutnant Johann von den Brinken[93] und eines unter dem Oberstleutnant Jaroslav Adam von Schaffmann von Hemrles, eines böhmischen Emigranten, lagen seit Mitte Mai in der Gegend in und um Pegnitz (südl. Bayreuth[94]). Von dort waren 2 Kompanien aus dem Regiment Schaffmann, insgesamt 200 Pferde, gleich zu Beginn der Belagerung nach Kronach kommandiert worden, wo sie sich der berittenen Kompanie des brandenburgischen Obristen Muffel anschlossen und sich am Nachmittag des 18. Mai der Stadt Kronach von Osten näherten, jedoch durch einige Kanonenschüsse aus der Festung Rosenberg[95] zum Rückzug genötigt wurden (Zitter 1666, S. 5). Am folgenden Tag (19.6.[96]) verbanden sich dann die Schaffmann’schen Reiter mit 3 Kompanien zu Pferd von Claus Hastvers Regiment, um den von Burgkunstadt[97] heranziehenden Sukkurs aus Weismain und Niesten[98] bei Tiefenklein[99] und Küps[100] zu erstreuen (Khevenhiller XII, S. 148). Die restlichen Truchseßischen Kompanien blieben weiter in Pegnitz liegen liegen, denn am 25. Mai 1632 (5. Juni neuen Stils) schrieb aus dem Quartier Pegnitz Johann von den Brinken dem Oberst Wolf Dietrich Truchseß von Wetzhausen, daß er dem Feinde aus der Oberpfalz den Paß nach Forchheim oder Bayreuth und Kronach verlegt habe; er verlangte Munition, ‚da es an Kraut [Pulver], Lunten und Loth [Blei] fehlt‘ (Looshorn VI, S. 275).
Am 8. Juni 1632 wurden beide Regimenter in Pegnitz von dem kurbayerischen Obersten Johann Eberhard von Schönburg,[101] Kommandanten der bayerischen Garnison in Auerbach[102] in der Oberpfalz, überfallen, ein großer Teil der 13 Kompanien, darunter 3 Kompanien Dragoner,[103] in alle Winde zerstreut, ein Teil gefangengenommen.
Truchseß hatte zu Mitte Mai 1632 die fränkischen Regimenter, unter denen sich auch das Reiterregiment des schwedischen Generalleutnants Wilhelm von Goldstein befand, in der Nähe Kitzingens zusammengezogen. Als Sammelplatz für geplante Angriffe gegen Forchheim, Bamberg und Kronach war Höchstadt an der Aisch[104] vorgesehen, das Hauptquartier wurde in Wiesenthau[105] bei Forchheim eingerichtet. Im Vorfeld der Belagerung Kronachs kommandierte Truchseß zu diesem Zweck einige Truppen an den Obersten Claus Hastver ab. Vier Kompanien aus Hastvers eigenem geworbenen Regiment zu Fuß (nicht den in Königshofen liegenden Finnen), die sich bisher bei Truchseß in Kitzingen befanden, wurden nach Kronach auf den Weg gebracht, wo sie zwischen dem 23. und 25. Mai eintrafen. Herangeführt wurden sie allerdings nicht von Wolf Dietrich Truchseß selbst, sondern von dem Truchseßischen Oberstleutnant Georg Reichert.
Bereits vor dem 17. Mai waren auf Anordnung Truchseß‘ 3 Kompanien aus dem Reiterregiment Goldstein unter dem Major Joachim Ludwig von Seckendorf und am 18.5. die 200 oben erwähnten Schaffmann’schen Reiter aus dem Quartier Pegnitz eingetroffen. Über das undisziplinierte Verhalten der Goldstein’schen Kompanien beschwerte sich Hastver bitter bei dem schwedischen Reichskanzler Oxenstierna und König Gustav Adolf: ‚Vnnd ob mir wohl auch Obrist Truchsees Major Seckendorff mit 3. Compagnien von H: GeneralLeutenambt Goldsteins Regiment zuegeordnet, so seindt Sie doch nicht bey mir verblieben, sondern sich nach Zeulen [Marktzeuln[106]] begeben, vnnd der ortten seines gefallens nach gelebet‘. (Riksarkivet, Oxenstiernas saml., Vol. E 620, B. 307).
Anfang Juni 1632 mußte Truchseß den Oberbefehl über die fränkischen Kreistruppen an den schwedischen Generalwachtmeister[107] und nürnbergischen Generalleutnant[108] Balthasar Jakob von Schlammersdorff[109] abgeben (Heilmann II, S. 350). Die Aktion gegen Kronach wurde in der Folge nicht mehr von Truchseß koordiniert – ein Umstand, der einiges an Konfusion in der Vorbereitung und Durchführung des Kronacher Vorhabens erklärt. Das Debakel von Wolf Dietrichs eigenen Regimentern vor Pegnitz am 8. Juni machte dann jegliche weitere Unterstützungsvorhaben zunichte. Die fränkischen Reiterregimenter Truchseß (unter OL Johann von den Brinken), Jaroslav Schaffmann, Wilhelm von Goldstein und Paul Khevenhiller[110] kämpften übrigens alle bei der Schlacht an der alten Veste[111] bei Zirndorf im August und September 1632 gegen die Truppen Wallensteins, wo namentlich die Regimenter Truchseß erneut erhebliche Verluste erlitten (Fronmüller, S. 43; Soden I, S. 85)“.[112]
In der Lützener Schlacht[113] wurde Goldstein verwundet. Er verstarb am 16.11.632 in Chemnitz[114] und wurde später wahrscheinlich in der Crailsheimer Johanneskirche beigesetzt.[115] Sein Regiment wurde im März 1633 durch den Obristen Philipp Sattler[116] übernommen.
[1] Kitzingen; HHSD VII, S. 357ff.
[2] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden; MÜHLICH; HAHN, Chronik Bd. 3, S. 504. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[3] Crailsheim [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 133f.
[4] Feuchtwangen [LK Feuchtwangen]; HHSD VII, S. 196f.
[5] HÖRBER, Feuchtwanger Häuserbuch, S. 635. Freundlicher Hinweis von Herrn Florian Preiß.
[6] Lobenhausen, heute Ortsteil von Kirchberg d. d. Jagst [LK Schwäbisch Hall].
[7] Anhausen, heute Ortsteil von Schwäbisch Hall [LK Schwäbisch Hall].
[8] Werdeck, Burg, heute Ortsteil von Rot am See [LK Schwäbisch Hall].
[9] Bernberg, heute Ortsteil von Rot am See [LK Schwäbisch Hall].
[10] Die Chronik von Pflaumfeld; http://www.pflaumfeld.de/pflaumfeld200_chronik.htm; Pflaumfeld, heute Stadtteil von Gunzenhausen [LK Gunzenhausen-Weißenburg].
[11] Generalleutnant: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. Als Rekompens erhielt er für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossedierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.
[12] ENGERISSER, Nördlingen 1634, S. 23-25 (die umfassendste und genaueste Darstellung).
[13] Vgl. dazu die Erwähnungen in der ausgezeichneten Dissertation von KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld.
[14] KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld, S. 119.
[15] Staatsarchiv Bamberg GAB Nr. 3990.
[16] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 71f.
[17] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[18] DIETWAR, Chronik, S. 23f.
[19] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[20] Union: Am 14.5.1608 in Aufhausen bei Nördlingen als ein Defensivbündnis der protestantischen Fürsten der Pfalz, von Ansbach, Kulmbach, Baden-Durlach, Sachsen-Anhalt, Pfalz-Neuburg und Württemberg gegründet, später kamen noch andere Stände sowie 17 Städte dazu, was zur Gründung der katholischen Liga führte. Ihre Schwächen lagen darin, dass Kursachsen und die norddeutschen protestantischen Fürsten sich nicht anschlossen, 1614 Pfalz-Neuburg und 1617 Brandenburg austraten. 1621 löste sich die Union angesichts der militärischen Überlegenheit Habsburgs, Bayerns und Spaniens wieder auf.
[21] Wilhelm v. Goldstein [Gollstein, Goltstein] [vor 1593-1633 Chemnitz], schwedischer Obrist, Generalleutnant.
[22] Ulm; HHSD VI, S. 808ff.
[23] HAHN, Chronik 2. Theil, S. 360 (Datierung nach dem alten Stil).
[24] Doppelsöldner: Ein Doppelsöldner ist ein Reisläufer oder Landsknecht, der auf Grund seiner Bereitschaft, in der ersten Schlachtreihe zu kämpfen und somit das höchste Risiko zu tragen, oder wegen seiner besonderen Ausrüstung und Kampferfahrung doppelten oder mehrfachen Sold erhielt. In den europäischen Söldnerheeren des Mittelalters kämpften die Doppelsöldner gewöhnlich gemeinsam mit den Hauptleuten in der ersten Reihe des Gevierthaufens, der am weitesten verbreiteten Schlachtordnung der Infanterie. Auch Landsknechte, die im Umgang mit dem schweren und unhandlichen Bidenhänder geschult waren, erhielten diesen Doppelsold; im Deutschland der Frühen Neuzeit stellte man ihnen sogar einen „Meisterbrief vom langen Schwert“ aus. [wikipedia]
[25] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics; EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[26] HOCK, Kitzingen, S. 42.
[27] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17.Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark und in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen.
[28] KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld, S. 271.
[29] Den Haag [Niederlande].
[30] KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld, S. 280, 282.
[31] Regiment: Größte Einheit im Heer: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl., eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[32] Staatsarchiv Bamberg GAB Nr. 4005 (S. 496); Wonsees [LK Kulmbach].
[33] Jost Maximilian Graf v. Gronsfeld [6.11.1596 Rimburg-24.9.1662 Gronsveld], ligistisch-bayerischer Obrist, kurbayerischer Feldmarschall.
[34] Aschaffenburg; HHSD VII, S. 33ff.
[35] Johann Jakob Freiherr v. Bronkhorst-Batenburg, Graf v. Anholt [12.2.1582 Anholt-19.10.1630 Freiburg im Breisgau], ligistischer Generalwachtmeister, 1622 Feldmarschall u. Stellvertreter Tillys.
[36] Ostheim, heute Ortsteil von Hofheim [Hassberge].
[37] Bachgau, Teil des Maingaus.
[38] Dettingen, heute Ortsteil von Karlstein am Main [LK Aschaffenburg].
[39] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[40] Vgl. KAISER, Politik; JUNKELMANN, Der Du gelehrt hast; JUNKELMANN, Tilly.
[41] Bad Mingolsheim [LK Karlsruhe]; HHSD VI, S. 43f.
[42] Lorsch [LK Bergstraße].
[43] Mannheim; HHSD VI, S. 501ff.
[44] RITTER, Geschichte Bd. 3, S. 160.
[45] Entweder Friedrich v. Zweibrücken-Birkenfeld, der nach SCHREIBER, Maximilian, S. 277, beim Brückenkopf v. Höchst v. 2 Kroaten gefangen u. durch Johann Fhr v. Virmond v. u. zu d. Neersen ausgelöst wurde, oder der junge Christian I., Herzog v. Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler (1598/1630-1654), später schwedischer General; FRÖHLICH, Pfalzgraf Christian von Birkenfeld.
[46] Philipp (V.) Graf v. Mansfeld-Vorderort zu Bornstedt [1589-8.4.1657 Raab], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. die Erwähnungen bei SEIDEL, Die Grafen von Mansfeld.
[47] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[48] WASSENBERG, Florus, S. 68.
[49] Vgl. KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld, S. 47.
[50] Generalstaaten: Die protestantische Republik der Vereinigten Niederlande, die sich nach dem Zerfall der Niederlande 1581 in einen nördlichen (protestantischen) und einen südlichen (katholischen) Teil [Spanische Niederlande] konstituiert hatte, von Anfang an in den Krieg mit Söldnern und finanzieller Unterstützung involviert war und am 15.5.1648 in Münster durch Friedensschluss mit Spanien offiziell den „Aufstand der Niederlande“ beendete.
[51] KRÜSSMANN, Ernst von Mansfeld, S. 429, 441.
[52] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.
Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen/ den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Betellbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“.
[53] Pfort: nicht identifiziert. Möglicherweise Pfirt: Altpfirt [Vieux-Ferrette; Dép. Haut-Rhin].
[54] Friedrich V. [26.8.1596 Jagdschloss Deinschwang bei Neumarkt i. d. Oberpfalz-29.11.1632 Mainz] 1610-1623 Pfalzgraf u. Kurfürst v. der Pfalz sowie als Friedrich I. 1619-1620 König v. Böhmen. Vgl. WOLF, Winterkönig; BILHÖFER, Nicht gegen Ehre und Gewissen; http://www.hdbg.de/winterkoenig/tilly.
[55] Köln; HHSD III, S. 403ff.
[56] Trier; HHSD V, S. 372ff.
[57] Vgl. FINDEISEN, Axel Oxenstierna.
[58] Gustav-Carlsson Horn af Kanckas, Graf af Björneborg [22.10.1592 Örbyhus im Kirchspiel Vendel-10.5.1657 Skara], schwedischer Feldmarschall.
[59] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[60] ADRIANS, Journalismus, S. 131.
[61] Wolf Dietrich v. Truchsess zu Wetzhausen auf Weißendorf u. Weisenbach, [ -3.8.1645 bei Alerheim ?], schwedischer Obrist.
[62] Joachim Ludwig v. Seckendorff [Zeckendorff] [1591-3./13.2.1642 in Salzwedel geköpft], schwedischer Obrist.
[63] Claus Hastver [Halswert, Hasever, Haster, Hastuer [1596 oder 1597 Sommerhusen/Estland-23.9.1634 Lauf/Pegnitz], schwedischer Obrist. Vgl. die Erwähnungen bei ENGERISSER, Von Kronach.
[64] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[65] Lichtenfels [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 408.
[66] Johann Georg II. Fuchs v. Dornheim, Fürstbischof v. Bamberg [23.4.1586 Wiesentheid-29.31633 Spital am Pyrhn].
[67] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[68] Seßlach [LK Coburg]; HHSD VII, S. 698f.
[69] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[70] Finnen: auch hagapells, hakkapeller genannt: [nach hakkaa päälle: hau drauf] Sammelbegriff für Finnen, Lappen und Finnlanddeutsche im schwedischen Heer. Bei den finnischen Verbänden wäre zu differenzieren zwischen Finnländern und Finnlandschweden (Soumen Ruotsalaiset), Deutschen in Finnland. Vgl. die zahlreichen Arbeiten von PLEISS. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. In der schwedischen Propaganda wurden die Finnländer – als „Truppe des Schreckens“ – als Pendant zu den in kaiserlichen Diensten stehenden Kroaten aufgebaut, die Gustav Adolf als des „Teufels neuen Adel“ bezeichnete. Die Wirklichkeit jedoch sah anders aus, auch wenn sie von Zeitgenossen als wild und brutal beschrieben wurden. Zudem standen sie im Verdacht, Wetter machen zu können und den Teufel anzubeten. Vgl. WEECH, Sebastian Bürsters Beschreibung, S. 241 (1647): „So ist aber ein solches ungewüdter, luft, saußen und braußen eben zur selben zeit, wol 2 oder 3 tag und nacht lang, angestanden, daß vermaint, eß werde alle heyßer und palest zue haufen werfen, also und daß sich kain schüff von dannen sich möchte bewögen; hat man auch gänzlich dafürgehalten, haben solches (weilen diese Lapp- und Seeländer in dißer und dergleichen hexen- und unholden künsten wol erfahren und bey ihnen für ain freye kunst gehalten und paßirt) ungewidter selbsten gemacht und verzoberet. Dan man für gewiß gesagt, dass ain ganzes regiment under ihnen dem schwarzen Caspar ergeben und verschriben seye, welcher ihnen den weg naher dem Haagen als vorher geloffen und paßiert. Wie dan auch von Eyßne oder Kämpten wird bericht, daß sie ihnen den M. Hämmerlein in ainem glaß gezaiget: diß seye ihr obrister, deme seyen sie verlobt und geschworen, deßen seyen sie mit leib und seel versprochen, dere ihnen trewlich halt und sie ihme redlich dienen“.
Die Finnländer – „von Natur aus gesetzlose Viehdiebe“ (BRZEZINSKI; HOOK, Armee, S. 56), die anfangs noch unzureichend montiert zum Teil mit Pfeil und Bogen in den Kampf zogen – standen sozial auf der untersten Stufe des schwedischen Heeres, wurden bei Angriffen als erste aufgeopfert und zu Arbeiten herangezogen, die der gewöhnliche Soldat ablehnte oder nur unter Zwang verrichtete. Sofern eine Entlöhnung überhaupt erfolgte, wurden sie regelmäßig vergessen, oder es wurden ihnen nie eingelöste Verschreibungen ausgestellt. Obwohl die Finnländer nur geringe Chancen hatten, sich in Deutschland in Sicherheit zu bringen, war ihre Desertionsquote mindestens doppelt so hoch wie diejenige der schwedischen Soldaten. Jeder 5. Finne desertierte. Finnische Reiterregimenter wurden z. B. schlechter besoldet als nationalschwedische. Vgl. die Äußerungen Axel Oxenstiernas über die in Königshofen im Grabfeld liegenden Finnen gegenüber dem schwedischen Statthalter in Franken, Krafft von Hohenlohe, Schleusingen, 1632 XI 27; PLEISS; HAMM, Dreißigjähriger Krieg, S. 49: „Wie ich vorgestrigen dages nahe Königshofen offen, befinde ich die wenige Finnen, so daselbst in Guarnison ligen, zimblich nackhendt und unbeklaidt, auch etwas verdrossen daß sie so gar übel accomodiret, dannenhero sie auch umb dimission, inn ihr vatterlandt widerumb zu ziehen, mir instendig nachgeruffen. Weil dann ich sie zur verdrossenheit ohnedem geneigt weiß, zumahlen sie eine so geraume zeit hero stets an selbigem ort inn guarnison gelegen, unnd nicht wie andere knechte, so zu felde gebrauchet werden, ihnen etwas profit machen oder unnterhalt verschaffen können … bitte, die anordnung zu machen, daß von der regierung daselbst zu einem kleidigen ausgetheilet werde, damit sie gleichwol inn etwas contentement und ergetzlichkeit wider haben mögen“. Vgl. auch BECK, Chronik, S. 26 [Schweinfurt 1631]: „Mit dem König war auch ein Regiment Finnen zu Pferde eingezogen, und hatte auf dem Markte Halt gemacht. Ihr schwaches und mattes Aussehen, ihre geringe, wetterfarbene Bekleidung, ihre kleinen und unansehnlichen Pferde ließen eben nicht viel erwarten, und hätte nicht die Welt von ihren Thaten zu Leipzig gehört gehabt, hätte man wohl fast zweifeln mögen, ob sie auch einen Marsch bis Würzburg auszuhalten im Stande seien. Aber die Bewunderung abnöthigende Schnelligkeit ihrer Bewegungen und die prompte Ausführung jedes Commando’s, ja jedes Winkes der Offiziere erweckte bald bessere Begriffe, die sich, da man noch nicht so ganz wußte, wie die Sache ablaufen werde, allmählig beinahe in Furcht verwandelten“. Zum Teil waren sie noch aus Mangel an Ausrüstung noch mit Bogen bewaffnet. Kommandierender der 1. Finnen-Schwadron war Torsten Stålhandske. Vgl. LANGER, Formen der Begegnung, S. 84f. Zum zeitgenössischen Bild der Lappländer (auch sarkastisch „Lippenländer“, etwa „gefräßige Personen“ genannt) vgl. OPEL; COHN, Dreißigjähriger Krieg, S. 242ff. Zu den zahlreichen Bezeichnungen im deutschen Sprachraum vgl. auch SCHWEITZER, Zweihundert Jahre, S. 125f. Nach dem Krieg wurden zerstörte Orte wie z. B. Torgelow [LK Uecker-Randow/Mecklenburg-Vorpommern] auf Befehl Christinas von Schweden mit Finnen und Livländern neu besiedelt. Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; 1625 soll Banérs Armee bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) meist als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Eine Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die von Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, und den von den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten bastanten Armeen erscheint jedoch überflüssig. Nach ENGLUND, Die Verwüstung Deutschlands S. 76, waren 1630 bereits jeder 10. Schwede und jeder 5. Finne desertiert. Nach LUNDKVIST, Schwedische Kriegsfinanzierung S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Zu den Verlusten LINDEGREN, Frauenland, S. 145: „Grob gerechnet kann man behaupten, daß in der ganzen Periode von 1620 bis 1720 ca. 75 % aller Todesfälle auf Krankheiten und andere Entbehrungen zurückzuführen sind. Ca. zehn Prozent starben in Kriegsgefangenschaft. Die restlichen 15 Prozent fielen bei Kampfhandlungen. Ungefähr ein Drittel dieser direkt kampfbezogenen Todesfälle geschah im übrigen im Zusammenhang mit Belagerungen. Große Feldschlachten und kleinere Gefechte forderten im allgemeinen nicht besonders viele Todesopfer, vergleicht man sie mit dem Alltag des Krieges. […] Die Zahl der toten Soldaten kann total auf 1,7 Millionen geschätzt werden. Von diesen starben gut eine Viertel Million im Feld oder infolge von Kampfhandlungen; gut eineinviertel Millionen fielen dem ‚Alltag des Krieges‘ zum Opfer“. => Mortalität.
[71] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.
[72] Ummerstadt [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 446.
[73] Johann Kasimir Herzog v. Sachsen-Coburg-Eisenach [12.6.1564 Gotha-16.7.1633 Coburg].
[74] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[75] Forchheim; HHSD VII, S. 201ff.
[76] Würzburg; HHSD VII, S. 837ff.
[77] Hans Christoph Muffel v. Ermreuth „uff Neuses, Bieberswehr und Göppmannsbühl“ [ -1648] Amtshauptmann v. Kulmbach, Kommandant der Festung Plassenburg, Obristleutnant u. Obrist in brandenburg-kulmbachischen Diensten.
[78] Christian Markgraf v. Brandenburg-Bayreuth [30.1.1581 Cölln an der Spree-30.5.1655 Bayreuth]. Vgl. STICHT, Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach.
[79] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.
[80] Pegnitz [LK Bayreuth]; HHSD VII, S. 577.
[81] Jaroslav Adam Schaffmann [Ssofman] v. Hemerles, auf Konarowicz u. Weltrub [ -1669], schwedischer Obrist.
[82] ENGERISSER, Von Kronach, S. 63ff. (die zurzeit beste kriegsgeschichtliche Darstellung).
[83] Johann Georg Markgraf v. Brandenburg-Kulmbach [4.8.1598-27.1.1637], schwedischer Obrist. Vgl. auch ENGERISSERn Von Kronach, S. 91ff.
[84] Johann Winkler [? – 16.11.1632], schwedischer Obristleutnant.
[85] Weismain [Gem. Altenkunstadt, LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 797f.
[86] Marktzeuln [LK Lichtenfels].
[87] ENGERISSER, Von Kronach, S. 65.
[88] Marktschorgast [LK Kulmbach]; HHSD VII, S. 430f.
[89] Lützen [Kr. Merseburg/Weißenfels]; HHSD XI, S. 286f.
[90] Unterrodach, heute Ortsteil von Marktrodach [LK Kronach].
[91] Sigismund, Heusner [Heussner, Häussner, Heysener, Heisener, Heißler, Heißner] v. Wandersleben [17.4.1592 Coburg – 12.4.1645 Wittenberg] schwedischer, dann kaiserlicher Generalkriegskommissar.
[92] Neustadt b. Coburg (OFr.); HHSD VII, S. 516.
[93] Johann v. der Brink [Brinck, Princk, Brinken, Brincken, Bruneck] [ – ], schwedischer Obrist.
[94] Bayreuth; HHSD VII, S. 77f.
[95] Rosenberg, Festung: Die Festung Rosenberg ist wohl das bedeutendste Geschichtsdenkmal des südlichen Frankenwalds. Der Grundfläche nach ist sie das ausgedehnteste Festungsbauwerk Deutschlands. Sie gilt als ein herausragendes Beispiel deutscher Wehrbaukunst und steht seit Jahrhunderten beschützend über der Stadt Kronach. Die Festung wurde in einer Höhe von 378 Metern über Normalnull auf dem Rosenberg in einer strategisch hervorragenden Lage erbaut. Die drei zu ihren Füßen zusammenlaufenden Täler, der Haßlach, der Kronach und der Rodach wurden von ihr beherrscht und sie konnte dadurch wichtige Übergänge nach Thüringen und in den Frankenwald sperren oder kontrollieren. Vom Steinernen Haus über die gotische Burg und das Schloss der Renaissance wurde die Festung Rosenberg von berühmten Baumeistern der Kriegsbaukunst des Barocks zu einer der stärksten mittelalterlichen Festungsanlagen Deutschlands ausgebaut. Im Laufe ihrer langen Geschichte wurde die Festung Rosenberg nie von feindlichen Angreifern eingenommen. [wikipedia]
[96] 19.5. ?; BW.
[97] Burgkunstadt [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 117.
[98] Niesten, heute Ortsteil von Weismain [LK Lichtenfels].
[99] Tiefenklein, heute Ortsteil von Küps [LK Kronach].
[100] Küps [LK Kronach].
[101] Johann Eberhard Freiherr v. Schönburg [Schönberg] auf Wesel [ – ], kurbayerischer Obrist.
[102] Auerbach i. d. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[103] Dragoner (frz. dragon): leichter Reiter, der auch zu Fuß focht, benannt nach den mit Drachenkopf (dragon) verzierten Reiterpistolen, nach KEITH, Pike and Shot Tactics, S. 24, aus dem Holländischen „dragen“ bzw. „tragen“. „Arbeiter zu Pferd“ hat man sie genannt. Der Dragoner war im Prinzip ein berittener Musketier (der zum Gefecht absaß), da das Pferd zu schlecht war, um mit der Kavallerie ins Gefecht reiten zu können. Berneck, Geschichte der Kriegskunst, S. 136. Auch äußerlich war der Dragoner nicht vom Infanteristen zu unterscheiden. Zudem verfügte in der schwedischen Armee 1631/32 etwa nur die Hälfte der Dragoner überhaupt über ein Pferd. Oft saßen daher zwei Dragoner auf einem Pferd. Falls überhaupt beritten, wurden die Dragoner als Vorhut eingesetzt, um die Vormarschwege zu räumen und zu sichern. Teilweise führten die Dragoner am Sattelknopf kleine Äxte mit, um Hindernisse entfernen oder sich auch zeitweise selbst verteidigen zu können. Zum Teil wurden unberittene Dragoner-Einheiten im Kampf auch als Musketiere eingesetzt. Zu ihren Aufgaben gehörte auch Sicherung und Deckung von Konvois, Patrouillen, Angriffe aus dem Hinterhalt, Bildung der Vor- und Nachhut. Ausführlich dargestellt bei ENGERISSER, Von Kronach, S. 468ff., FLIEGER, Die Schlacht, S. 123ff. Eine Designation vom 13.7.1643 über die Verwendung des Werbegeldes bzw. die Abrechnung für einen Dragoner stellt 44 Gulden 55 Kreuzer in Rechnung. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Zu den Waffen vgl. auch http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Bewaffnung.html.
[104] Höchstadt a. d. Aisch [LK Erlangen-Höchstadt]; HHSD VII, S. 301.
[105] Wiesenthau [LK Forchheim].
[106] Marktzeuln [LK Lichtenfels].
[107] General(feld)wachtmeister: Bei den hohen Offizierschargen gab es in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, auch den „General(feld)wachtmeister“, den untersten Generalsrang im ligistischen Heer („Generalmajor“ bei den Schweden). In der Regel wurden Obristen wegen ihrer Verdienste, ihrer finanziellen Möglichkeiten und verwandtschaftlichen und sonstigen Beziehungen zu Generalwachtmeistern befördert, was natürlich auch zusätzliche Einnahmen verschaffte. Der Generalwachtmeister übte nicht nur militärische Funktionen aus, sondern war je nach Gewandtheit auch in diplomatischen Aufträgen tätig. Der Generalfeldwachtmeister entsprach rangmäßig dem Generalmajor. Der Generalmajor nahm die Aufgaben eines Generalwachtmeisters in der kaiserlichen oder bayerischen Armee war. Er stand rangmäßig bei den Schweden zwischen dem Obristen und dem General der Kavallerie, bei den Kaiserlichen zwischen dem Obristen und dem Feldmarschallleutnant. Die Bezeichnung ergab sich aus seiner ursprünglichen Aufgabe, der Inspektion der Feldwachen und dem Überwachen der Aufstellung der Brigaden und Regimenter im Felde und beim Marsch.
[108] Generalleutnant: Der Generalleutnant vertrat den General bzw. Feldherrn und war in der kaiserlichen, kurbayerischen, dänischen und schwedischen Armee der höchste Befehlshaber und Stellvertreter des Kaisers und des Königs/der Königin, mit weitgehenden politischen und militärischen Vollmachten. Über ihm stand nur noch der „Generalissimus“ mit absoluter Vollmacht. Als Rekompens erhielt er für seine Leistungen Landzuweisungen (zumeist aus eroberten Gebieten oder den sogenannten „Rebellengütern“) sowie die Erhebung etwa in den Grafen- oder Herzogsstand. Als Stellvertreter seines Dienstherrn führte er Verhandlungen mit den Ständen, erzwang die Depossedierung von Adligen und Absetzung von Territorialherrn in den besetzten Gebieten und lenkte durch seine Abgesandten auch Friedensverhandlungen. Wichtige Träger der gesamten Organisation des Kriegswesens waren dabei die Generalkriegskommissare und die Obristen, die in der Regel nach ihm oder nach seinen Vorschlägen bestallt wurden.
[109] Balthasar Jakob v. Schlammersdorff [Schlammerstorff] auf Plankenfels u. Hopfenohe [ – 10.12.1637 Metz], dänischer, dann schwedischer Generalmajor.
[110] Paul Freiherr v. Khevenhiller zu Aichelberg [1586-9.12.1655 Uppsala] schwedischer Obrist.
[111] 3./4.9.1632: vergeblicher Sturm Gustavs II. Adolf auf Wallensteins befestigtes Lager bei Zirndorf und Schlacht an der Alten Veste, 18.9. Abzug Gustavs II. Adolf. Vgl. MAHR, Wallenstein vor Nürnberg; MAHR, Schlacht; ENGERISSER, Von Kronach, S. 108ff. Alte Veste [Gem. Zirndorf, LK Fürth]; HHSD VII, S. 14.
[112] ENGERISSER, Von Kronach, S. 63ff.
[113] Schlacht bei Lützen am 16.11.1632 zwischen den Schweden unter Gustav II. Adolf (18.000 Mann) und den Kaiserlichen (16.000 Mann) unter Wallenstein. Die für die Schweden siegreiche Schlacht endete mit dem Tod Gustav Adolfs und dem Rückzug Wallensteins, der etwa 6.000 Mann verloren hatte, nach Böhmen. Nach Lützen schlug Wallenstein keine Schlacht mehr. Vgl. dazu HAPPES ausführliche Schilderung und Reflexion der Ereignisse [HAPPE I 295 v – 302 r; mdsz.thulb.uni-jena]. Vgl. SIEDLER, Untersuchung; STADLER, Pappenheim, S. 729ff.; WEIGLEY, Lützen; BRZEZINSKI, Lützen 1632; MÖRKE, Lützen als Wende; WALZ, Der Tod, S. 113ff.
[114] Chemnitz; HHSD VIII, S. 43ff.
[115] Freundlicher Hinweis von Herrn Florian Preiß.
[116] Philipp [Filip] Sattler [Sadler] v. Salnecke [2.12.1594 Scheinfeld-20.9.1641 Stockholm], schwedischer Obrist.