Heister [Heuster], Arnold von
Heister [Heuster], Arnold von; Obrist [ -nach 2.11.1642 bei Breitenfeld] Arnold von Heister [„jung-Heister“][ -nach 2.11.1642 bei Breitenfeld] stand als Generalauditor, Obristleutnant und Obrist in kaiserlichen Diensten.
Ein Heister war 1622 Offizier unter Anholt und lag in Altenbüren,[1] Ostwig,[2] Nuttlar[3] und Hüsten.[4] Möglicherweise handelte es sich bei ihm auch um den Kapitän Heyßter, den das Paderborner[5] Sitzungsprotokoll vom 1.10.1625 erwähnt: „Dem gogreben und capitein Heyßter zu befhellen, das sie an allen embtern unnd gillden publiciren und verbieten das derselbe welcher die pest in den heusern hat, sich einheimisch verhalten und anderer gesunder leute conversation vermeiden sollen. Werde jemandt ins feldt seiner gelegenheit sich begeben müssen, derselbe soll m[it] einem weißen stockh außgehen“.[6]
Rötger von Plettenberg wurde wie Felipe de Carrasco und Generalauditor Heister, der in Lübbecke weilte,[7] im Januar 1639 vom Transport kaiserlicher Gefangener von Minden[8] nach Wiedenbrück[9] informiert.[10] Im März war er in Dortmund[11] und kümmerte sich um die Abgabe bei Pferdetransporten.[12] Aus Königsaal[13] berichtete er im September Melchior von Hatzfeldt über Plünderungen, die neutrale Haltung der Landgrafschaft Hessen-Kassel sowie den Abmarsch generalstaatischer Truppen von Rheinberg[14] nach Bergen-op-Zoom.[15]
Im Juni 1641 war er zusammen mit Dr. Lohausen bei der Vernehmung des auf dem Ehrenbreitstein[16] arrestierten Obristen Leittersam wegen dessen unkriegerischen Verhaltens bei der Übergabe Vechtas.[17]
Er stand als Obristleutnant in kaiserlichen Diensten unter dem Befehl Lamboys, als er am 17.1.1642 in der von den Kaiserlichen verlorenen Schlacht gegen Kaspar von Eberstein und Guébriant bei Kempen[18] in Gefangenschaft geriet.
Im März und April 1642[19] saß er noch mit Lamboy und Mercy in Neuss[20] im Gefängnis, konnte aber trotzdem seine Beobachtungen dem kaiserlichen Kommandierenden Melchior von Hatzfeldt mitteilen.[21] „Durch das siegreiche Vordringen verstärkten die Verbündeten ihre Truppenkontingente wesentlich. Schon im Februar 1642 meldete Wolfgang Wilhelm [von Pfalz-Neuburg; BW] dem Kaiser, eine große Anzahl von Soldaten, Pferden und Ausrüstungsgegenständen sei den Feinden in die Hand gefallen und die Armeen um viele Tausende verstärkt worden. Sogar Kaiserliche und Spanier seien zu den Hessen übergelaufen, da sie alles im Überfluß besäßen. Wenige Tage später unterrichtete Hatzfeldt den Kaiser, die Verbündeten besäßen nun 7-8000 Pferde, da ihnen ‚das Volk bei diesem Glück zulaufen thut‘. Heister bestätigte im März aus Neuß diese Angaben und schätzte die Zahl der Reiter auf mindestens 6000, während sich jede Brigade um 100 Mann vermehrt habe“.[22]
„Im April und März 1642 wurde Hatzfeldt häufig aus Neuß mit Nachrichten über die Pläne der Verbündeten und mit entsprechenden Gegenvorschlägen versorgt. So wurden die Kaiserlichen über Spannungen zwischen Guébriant und Eberstein, die sich bewußt mieden, unterrichtet, mangelndes Vertrauen der Franzosen gegenüber den Hessen veranlasse sie, jenen keine weitere weiteren Quartiere zu geben. Zugleich meldete Heister, vier Regimenter seien in Frankreich eingeschifft, auch die Holländer wollten vier Regimenter zur Verfügung zu stellen, Ludwig XIII. habe befohlen, ‚den Niederrheinstrom keineswegs zu quittieren und deren Ends sich möglichst zu manutenieren‘. Man fühlte sich in Neuß sehr sicher auf Grund der Siege und Erfolge der letzten Wochen: ‚Sie meinen jetzt, der Himmel hänge voller Geigen‘. Ob dieses Hochmuts bei den Verbündeten dürfe man auf kaiserlicher Seite keine kostbare Zeit verlieren, man solle sich beeilen, vor dem Eintreffen der zu erwartenden Verstärkung an Soldaten, Material und Geld die Initiative wieder an sich zu ziehen. Einen genauen Plan unterbreitete Heister dem kaiserlichen General und schlug ihm vor, die gesamte Kavallerie einschließlich der Infanterie und Dragoner in einer Nacht zwischen die Quartiere zu schieben. ‚Ehe der Feind advertiert wäre, würde die Viktorie zwischen einem weit und breit separierten Feind beinahe gewiß sein, der gräuliche und überflüssige Troß der gemeinen Soldaten keine geringe geringe Konfusion machen. Auch wenn sie schon nacher dem Hauptquartier Neuß zum Fußvolk und Artillerie ihre Retirada – welche sie dem Vermuten nach durch Kaster[23] und Bedburg[24] tun werden – nehmen wollten, würde gesagter Troß in großer Gefahr sein, schwerlich fortzubringen und mehrenteils hinterbleiben müssen, unseren dismuntierten Reitern zum Besten. Hierzu würde noch mehrere Sicherheit verursachen, wann die Spanier 1000 oder 2000 Reiter samt ohngefähr 1000 Musketieren in fertiger Bereitschaft hielten, welche zu prefigierter Zeit und Ort durch Jülich[25] zu den Unseren in Eil stoßen könnten. Noch mehrere Sicherheit wäre, wenn kaiserliche oder bayerische ankommende Regimenter den Mehrenteil ihrer Reiterei voranschickten und straks ohn Verliehrung einiger Zeit nach beschehener Konjunktion mit den Unserigen gerade zwischen Neuß und obspezifizierte Quartieren marschieren‘. Selbst über die zu erwartenden Kriegszüge der Verbündeten hatten sich die Gefangenen Nachrichten zu verschaffen vermocht: ‚Des Feinds Intention belangend, ist einmal keine andere, als die Orter notturftiger Weis mit denen überlassenen statischen Völkern, deren ihrem Vorgehen nach 4000 sein sollen – oder aber mit den Hessen besetzt zu hinterlassen … Und auf Fall, sie sich ganz und gar zu retirieren genötiget würden, vermeinen sie jedoch, dero kaiserliche und bayerische Armee so viel Negotien zu schaffen, daß dieselben gegen ihnen empechiret bleiben und dem verlorenen kölnischen Lande nicht succurieren, sondern die hinterlassenen Garnisonen vielmehr sich befestigen, das ganze Land in Kontribution setzen und halten und ein neues Corpo ohne sonderliche Verhindernis errichten mögen. Und solches um soviel leichter, wenn sie sich oben wieder über Rhein begeben, die im Elsaß albereits geworbene und rekrutierte Truppen zu sich nehmen und ihren geradesten Weg in Bayern hinein fortsetzen täten; auf welchen Fall dem Land Bayern und dem Niederrheinstrom oder kölnischen Lande zu gleicher Hand Rettung zu leisten nicht möglich sein würde. Bei welchen Konjunkturen, wann sie einen festen Fuß zu setzen und etliche Festungen zu verfertigen Zeit gewinnen sollten, wäre leichtlich zu schließen, mit was unschätzbaren Kosten hernacher die Rekuperation dieser Lande dieser Lande wiederum zu Wege zu bringen‘. Aus dem gleichen Brief erfuhr Hatzfeldt, daß man aus Essen[26] 1500 Musketen erhalten habe, obwohl die Stadt in kaiserlichem Besitz war. Solingen[27] hatte 300 Degen an die Verbündeten verkauft“.[28]
Er erlitt in der 2. Schlacht bei Breitenfeld[29] schwere Verletzungen und starb kurz darauf.
[1] Altenbüren, heute Ortsteil von Brilon [Hochsauerlandkreis].
[2] Ostwig, heute Ortsteil von Bestwig [Hochsauerlandkreis].
[3] Nuttlar, heute Ortsteil von Bestwig [Hochsauerlandkreis].
[4] SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, S. 120, Neheim-Hüsten [LK Arnsberg]; HHSD III, S. 551f.
[5] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.
[6] NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 404.
[7] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 257.
[8] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[9] Wiedenbrück [LK Wiedenbrück]; HHSD III, S. 782f.
[10] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 134.
[11] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.
[12] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 257.
[13] Königsaal [Zbraslav, Bez. Prag-West]; HHSBöhm, S. 275f.
[14] Rheinberg [LK Moers]; HHSD III, S. 636f.
[15] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 257; Bergen-op-Zoom [West-Brabant].
[16] Ehrenbreitstein [Stadt Koblenz]; HHSD V, S. 86f.
[17] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 53; Vechta [Kr. Vechta]; HHSD II, S. 461f.
[18] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[19] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 54.
[20] Neuss; HHSD III, S. 556ff.
[21] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 91, Anm. 196; ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 156.
[22] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 100f.
[23] Kaster [LK Bergheim]; HHSD III, S. 381f.
[24] Bedburg [LK Bergheim]; HHSD III, S. 57f.
[25] Jülich [LK Jülich]; HHSD III, S. 367ff.
[26] Essen; HHSD III, S. 213ff.
[27] Solingen; HHSD III, S. 696ff.
[28] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 108ff.
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