Husper [Hüßner], Johann; Leutnant [ – ] Husper war Leutnant unter Guilio Diodati.
„Kurz nach dem 6. September [1634; BW] machten kaiserliche Streifcorps zwei Angriffe auf Langenburg;[1] beim ersten wurden sie durch die einen Ausfall machende Besatzung, die ein kleines »Kammerstücklein« mit sich führte, rasch verjagt; der zweite Angriff war stärker, dauerte mehrere Tage, wobei die Vorstadt bis auf wenige Häuser verbrannt wurde. Nach erfolgloser Aufforderung zur Übergabe zogen die Feinde jetzt wieder ab. Nun erschien aber am 18. September der kaiserliche Generalwachtmeister, Kriegsrat, Kämmerer und Obrist über ein Regiment zu Fuß, Diodati, mit 1000 – 1200 Mann Fußtruppen, einigen Dragonern und zwei Geschützen vor der Stadt und begann, nach vergeblicher Aufforderung zur Übergabe, die Beschießung. Die Geschütze wurden zunächst auf dem Sulberg aufgestellt, da aber diese Stellung von den beim Schlachthaus und auf dem Brandhaus aufgestellten Stücken (Geschützen) der Besatzung stark beschossen und dabei Diodati selbst fast von einer in seiner Nähe einschlagenden Kugel getroffen wurde, ließ er die beiden Kanonen auf die Höhe hinter dem Gottesacker auffahren und Tag und Nacht feuern, doch wurde wenig Schaden angerichtet, da die Geschosse zu hoch gingen. Durch das gleichzeitig erfolgende Musketenfeuer wurden (nur) der Hofgärtner, Jost Schuler und ein rheingräflicher Korporal, der sich kurz zuvor mit einem Fähnrich der schwedischen Besatzung auf dem Rennplatz geschlagen und diesen tödlich verwundet hatte, durch die Köpfe geschossen, da sie sich bei den Schußlöchern zu weit entblößet. Die Besatzung erwiderte das Feuer mit besserem Erfolg, kräftig unterstützt von den Bürgern, so dass die Angreifer über 100 Mann Verlust hatten. Nach 9-tägiger Beschießung setzte Diodati am 27. September morgens zwischen 3 und 4 Uhr den Sturm von zwei Seiten her an. Der auf die Mauer hinter der Kirche neben dem Stadttor gerichtete Angriff wurde abgeschlagen; aber bei dem Tor gegen das Jagsttal gelang es den Angreifern infolge der Nachlässigkeit oder des Verrats einer Korporalschaft, auf ihren Sturmleitern die Mauer zu übersteigen und in die Stadt einzudringen. Wer von den Einwohnern noch Zeit dazu hatte, flüchtete in das Schloss. Der Kommandant Blum stellte sich mit seinen Mannschaften und den bewaffneten Bürgern auf der vor dem Schloss gelegenen Rennbahn auf und ließ heftig gegen die anrückenden Feinde feuern, bis die Flüchtigen im Schloss waren, dann ließ er die Mannschaften und Bürger gliederweise über das Brücklein (die Zugbrücke) sich zurückziehen in das Schloss und wies ihnen dort Verteidigungsstellen an. Aber nicht allen Soldaten und bewaffneten Bürgern war es gelungen, das Schloss noch zu erreichen; etwa 16 wurden von den Feinden getötet, einzelne vorher grausam misshandelt. So fand man den Sternwirt Veit Gibwein, der sich durch große Tapferkeit ausgezeichnet hatte, und dessen Gesicht vom Pulver vollständig geschwärzt war, mit ausgerauften Haaren und einem großen Loch im Bauch, den Stoffelbauer mit abgehackten Zehen auf der Gasse. Auch verschiedenen alten Weibern, Kindern, Dienstboten und Kranken war die Flucht ins Schloss nicht gelungen. Diodati ließ sie in Barthel Ehrmanns Haus unterbringen, aber die alte Mutter im Haus haben die Soldaten in der ersten Hitz mit den Füßen im Schlot aufgezogen, in der Meinung, Geld zu erpressen, welche jedoch das Leben salvierte. Etlichen Bürgern gelang es, sich über die Schloßmauer beim Schlachthaus hinabzulassen und in die Wälder zu flüchten.
Aus dem Schloss wurde mit Stücken, Doppelhaken und Musketen dergestalt in das Städtlein geschossen, dass kein Feind sich auf der Straße blicken lassen durfte, und man nur an den das Schloss begrenzenden Staketen kriechend von einer Seite der Straße auf die andere gelangen konnte. Aber im Schloss fehlte es an Wasser und Lebensmitteln für so viele Menschen und an Futter für die Pferde und das Vieh. Da überdies die Belagerer drohten, wenn das Schloss nicht übergeben werde, werde nach seiner Erstürmung alles niedergemacht, erhob das Weibervolk ein Zetergeschrei, Weinen und Klagen und bestürmte den Kommandanten, dem Feind einen Akkord anzubieten; er erklärte aber, das sei nicht Kriegsbrauch, er erwarte ein Anerbieten des Feindes, es stehe ihm sein Kopf darauf. Am nächsten Tag erschienen zwei Trommelschläger mit rührendem Spiel an der äußeren Schlagbrücke des Schlosses und riefen der Wache zu, der Herr General lasse einen Akkord anbieten; sie sollen mit dem Kommandanten reden, worauf einer der Trommler mit verbundenen Augen in das Schloss eingelassen und vor den Kommandanten geführt wurde. Nun begannen die Übergabeverhandlungen, die endlich am 7. Oktober zu einer schriftlichen Einigung führten, dass nach Räumung des Schlosses die Offiziere und Mannschaften mit Waffen, Gepäck und Pferden, samt zwei Wägen unaufgehalten unter Begleitung kaiserlicher Truppen nach Frankfurt a. M.[2] abziehen, das Eigentum der Herrschaft, Diener und Bürger unangetastet bleibe, die Kirchendiener bei ihrer Religionsausübung, die Räte und Bedienten bei ihren Diensten und unranzioniert belassen, die Gefangenen von beiden Seiten auf freien Fuß gesetzt, Weiber, Kinder und Gesinde an Ehren und sonst unangefochten gelassen werden.
Abends gab dann Diodati den Offizieren beider Parteien ein Essen im Schloss. Kapitän Blum hatte mit einem vertrauten Diener verabredet, er werde zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Felleisen mit seinen wertvollsten Sachen von seinem Zimmer aus in den Hühnergraben werfen, der Diener solle es dort an sich nehmen und damit heimlich entweichen; aber das Felleisen fiel den Kaiserlichen in die Hände. Am folgenden Tag trat die ganze schwedische Besatzung mit Ausnahme des wackeren Kapitäns Blum, der darüber Tränen vergoss, eines Zeuglieutenants und eines Sergeanten, die alsbald unter einer Eskorte nach Frankfurt abzogen, in kaiserliche Dienste, wie dies schon vorher der rheingräfliche Lieutenant mit seinen Reitern getan hatte. Diodati, der noch am 8. Oktober nach Rothenburg[3] abrückte, nachdem er entgegen dem Akkord eine Brandschatzung von 2000 Reichstalern angesetzt hatte, ließ als Kommandanten des Schlosses den Fähnrich Daniel Haag, einen wackeren höflichen Kavalier, mit 33 Mann zu Fuß und etlichen Dragonern zurück, der die Übergabebedingungen einhielt, aber am 10. November durch einen Leutenant vom Gallas’schen Regiment zu Fuß, namens Johann Husper (Hüßner), einem hitzigen, ehrgeizigen, sehr hinterlistigen Soldaten und militärischen Praktikanten, Pölterlein (Polterer) genannt, abgelöst wurde“.[4]
[1] Langenburg [LK Schwäbisch Hall]; HHSD VI, S. 448f.
[2] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.
[3] Rothenburg o. d. Tauber [LK Ansbach]; HHSD VII, S. 637ff.
[4] Nach SANDEL, Kirchberg.