Kemnitz [Chemnitz], Nikolaus; Obristleutnant [ – ] Kemnitz, aus Schlesien stammend, der als Hauptmann im von Wallenstein belagerten Stralsund[1] gestanden hatte, war Obristleutnant in schwedischen Diensten.
Kemnitz nahm an der Schlacht bei Breitenfeld[2] teil.
Nach der Schlacht bei Breitenfeld ging es um den Schutz Thüringens vor zurück flutenden kaiserlich-ligistischen Truppen. „Wilhelm sandte zur Deckung des Thüringer- und Frankenwaldes sogleich mehrere Reiterkompanien und eine Abteilung Dragoner nach Süden. Römhild,[3] Hildburghausen,[4] Suhl,[5] Gräfenthal,[6] Leutenberg,[7] Schleiz[8] und Greiz[9] ließ er durch sie besetzen. Gegen Kronach,[10] Lichtenfels,[11] Staffelstein[12] und Hof[13] sollten sie Streifscharen zur Rekognoszierung ausschicken. Einen Teil der von Gustav Adolf zurück zurückgelassenen Infanterie ließ er unter Oberst Mitschefal und Oberstleutnant Kemnitz nach Saalfeld[14] und Lobenstein[15] marschieren. Bei einem Zug des Feindes nordwärts sollten sie sich bei Saalfeld vereinigen. Seinen Bruder Ernst bat er, bei weiterem Vordringen des Feindes ihm Nachricht zukommen zu lassen. An die Stände richtete er die Aufforderung, ihren Ausschuß zusammenzuziehen, und benachrichtigte sie, daß auch Baner, dem er die drohende Gefahr angezeigt hatte, im Notfall einige tausend Mann aus Norddeutschland schicken werde. Um endlich volle Gewißheit zu haben, ob der Feind wirklich, wie das Gerücht sagte, gegen das Vogtland im Anmarsch sei, sandte er Anfang Dezember den Rittmeister von Wolframsdorf nach Schleitz. Bestätigte sich das Gericht, so sollte er den Oberstleutnant Kemnitz nach Saalburg[16] legen, das er für besonders wichtig hielt, im Notfall aber auch die umliegenden Reiterkompanien an sich ziehen“.[17]
„Gustav Adolf gab nach dem Abzug Tillys von Nürnberg[18] seinen geplanten Marsch auf und wandte sich gegen den Rhein. Feldmarschall Horn erhielt den Befehl, zum Schutz Frankens und der Verbindung mit Kursachsen nach Bamberg[19] vorzurücken. Seine Armee sollte durch schwedische Truppen unter [Philipp Reinhard; BW] Graf Solms, durch das Kriegsvolk des Markgrafen von Bayreuth und Herzog Wilhelms Regimenter verstärkt werden. Gustav Adolf forderte deshalb den Herzog auf, mit 3000 Mann zu Fuß und 10 Kompanien Reitern zu Horn zu stoßen oder sie, wenn er sich selbst lieber der Verteidigung Thüringens widmen wolle, unter der Führung eines Offiziers zum Feldmarschall zu schicken. Horn, bereits im Marsch auf Bamberg, bat den Herzog ebenfalls um Abfolgung der Truppen.
Wilhelm mußte wohl oder übel dem Befehl des Königs Folge leisten. Das Kommando über seine Truppen beabsichtigte er aber selbst zu führen, da er, wie er sagte, ‚nichts Sonderliches von qualifizierten Personen’
habe, den Soldaten ihr Sold noch nicht gezahlt sei und sie im Kriegsdienst unerfahren wären, weshalb er fürchte, daß ‚ohne Unser Beisein’ sie ‚fortzubringen, schwer einhergehen’ werde. Er wollte sie bei Eisfeld[20] sammeln und sich dann mit Horn bei Koburg[21] vereinigen. Bis zu seiner Ankunft sollte Generalkriegskommissar Heusner in der Gegend von Eisfeld die Regimenter zusammenziehen. Nachdem die Offiziere am 25. Dezember den Befehl erhalten hatten, sich am 30. zum Marsch bereit zu halten, auch Maßnahmen zur Freimachung der tief verschneiten Straßen über den Wald getroffen worden waren, ergingen um die Jahreswende die Befehle zum Abmarsch nach Eisfeld. Auf drei Wegen sollten die Truppen nach Süden vorrücken; eine Abteilung werraaufwärts, eine zweite von Arnstadt[22] über die Pässe bei Ilmenau[23] und Gehren[24] und eine dritte über Saalfeld und Gräfenthal. Am 8. Januar sollte die Armee um Eisfeld versammelt sein. In Erfurt ließ er einige Kompanien und in den an das Eichsfeld grenzenden Landen den Obersten [Georg v.; BW] Uslar zurück. Die Truppen waren schon auf dem Marsch, als dem Herzog gemeldet wurde, daß Pappenheim aus Westfalen heranziehe. Da er dessen Vorrücken gegen das Eichsfeld und Erfurt gerichtet glaubte, entschloß er sich sofort, dem Feind den Einfall nach Thüringen durch starke Truppenansammlungen auf dem Eichsfeld zu sperren. Am 3. Januar gab er einem Teil der Truppen Gegenbefehl auf das Eichsfeld. Oberst Uslar sollte sie um Heiligenstadt,[25] das zum Hauptquartier bestimmt war, zusammenzuziehen. Die Infanterieregimenter Schlammersdorf, Liebenstein, Mitschefal, Kemnitz und das Courvillesche Reiterregiment ließ er nach Eisfeld marschieren. Heusner wurde beauftragt, sie zu Horn nach Schweinfurt zu führen.[26] Am 7. Januar lagen sie zwischen Heldburg und Eisfeld unter Oberst Schlammersdorf, dem Heusner, der zu Horn nach Schweinfurt gerufen worden war, das Kommando übergeben hatte, bereit“.[27]
[1] Stralsund [Kr. Stralsund]; HHSD XII, S. 292ff.
[2] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.
[3] Römhild [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 353ff.
[4] Hildburghausen [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 198ff.
[5] Suhl [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 426ff.
[6] Gräfenthal [Kr. Saalfeld]; HHSD IX, S. 161.
[7] Leutenberg [Kr. Saalfeld]; HHSD IX, S. 256f.
[8] Schleiz [Kr. Schleiz]; HHSD IX, S. 380ff.
[9] Greiz [Kr. Greiz]; HHSD IX, S. 167ff.
[10] Kronach [LK Kronach]; HHSD VII, S. 375f.
[11] Lichtenfels [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 408.
[12] Staffelstein [LK Lichtenfels]; HHSD VII, S. 711f.
[13] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[14] Saalfeld [Kr. Saalfeld]; HHSD IX, S. 369ff.
[15] Lobenstein; HHSD IX, S. 261f.
[16] Saalburg [Kr. Schleiz]; HHSD IX, S. 367ff.
[17] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 20.
[18] Nürnberg; HHSD VII, S. 530ff.
[19] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[20] Eisfeld [Kr. Hildburghausen]; HHSD IX, S. 98f.
[21] Coburg; HHSD VII, S. 127f.
[22] Arnstadt [Kr. Arnstadt]; HHSD IX, S. 18ff.
[23] Ilmenau [Kr. Ilmenau]; HHSD IX, S. 211ff.
[24] Gehren [Kr. Ilmenau]; HHSD IX, S. 130f.
[25] Heiligenstadt [Kr. Heiligenstadt]; HHSD IX, S. 186ff.
[26] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[27] HUSCHKE, Herzog Wilhelm, S. 21ff.