Kinský [Kintzky, Kinscky, Kinßky, Kynsky, Kynski] ze Vchynice az Tetau, Jaroslav Petr Freiherr

Kinský [Kintzky, Kinscky, Kinßky, Kynsky, Kynski] ze Vchynice az Tetau, Jaroslav Petr Freiherr; Obrist [ – 1669]

Seine Eltern waren Adam Vchynský von Tetau und Ester von Vřesovic. Er und seine zwei Brüder studierten auf Kosten ihres Onkels Radslav d. Ä. auf der Universität in Leyden.[1] Er war mit Lidmila Čajkovna von Olbramovic verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos.[2]

Kinský stand als Obrist in schwedischen Diensten, wenn er nicht gerade einmal wieder in Gefangenschaft saß.

1641 war Kinský in der Oberen Pfalz stationiert. „Generalmajor von Phuhl [Pfuel; BW], der wie schon erwähnt, die linke Flügelstaffel führte, kam am 22. Januar nach Kemnath,[3] ließ hier den Oberst Joachim Ludwig von Seckendorff mit 225 Pferden, zog am 24. über Pressath[4] weiter, ließ die Obersten Heucking und Kinsky in Nabburg[5] und stieß dann zu Báner. Von den Rgt. Heucking und Kinsky wurden Teile nach Vilseck[6] und Auerbach[7] abgezweigt“.[8] Heuking und Kinský plünderten die Umgegend aus: Sie trieben aus der ganzen Umgebung Getreide, Vieh und Lebensmittel bei; aus Hirschau[9] ist bekannt, daß sie 50 Ochsen, 20 Pferde, Kälber, Schafe und Bier holten und 2 200 fl Brandschatzung verlangten, bis zu deren Erlegung 4 Ratsherren nach Nabburg abgeführt wurden. Die Hirschauer hatten einen Schaden von 12 000 fl. Über ihr Treiben in Nabburg selbst enthalten die Akten keine Aufzeichnungen“.[10] „Vorher [vor dem Raub der Kaiserlichen am 24. März in Waldthurn[11]] hatten dort die Schweden von Nabburg 40 Stück Vieh geraubt, von denen jedoch der Nabburger Kommandant, Oberst Heucking, 12 Stück wieder zurückgeben ließ“.[12]

Der Hofer[13] Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598 – 1648] berichtet: „Eodem die [6.2.1641 a. St.; BW] kam auch herr obrist Kinßky [Jaroslav Petr Kinský v. Vchynice; BW], so bisher zu Neustadt[14] gelegen, mit seinem und den finländischen regiement hieher. Und ob sie schon auf die dörfer geleget werden solten, haben sie doch nicht hinaus gewolt, sondern sind in der Altenstadt und Vorstadt einquartieret und sind den 9. februarii still gelegen, hingegen haufenweise auf alle dörfer ausgeritten und sehr viel vieh gebracht, und unangesehen daß obrist Kinßky und herr obrist Pirckefeld [Jobst Rudolf v. Berkefeld; BW] ernstlich anbefohlen, solch abgenommen vieh ohne entgeld zu restituiren,[15] ist doch meistentheils solch vieh in der Altenstadt geschlacht und verportieret[16] worden“.[17]

Slange nahm auf dem Rückmarsch von Regensburg[18] 1641 mit dem kleinerem Teil seines Regiments in Burglengenfeld,[19] mit dem größeren in Schwandorf[20] Quartier. Er zog die Besatzung von Burglengenfeld an sich und marschierte am 17.3. abends nach Neunburg vorm Wald[21] ab, wo er am 18.3. um 3 Uhr morgens eintraf. Die ihm unterstellten Nabburger[22] Regimenter wies er an, unverzüglich nach Neunburg zu marschieren. Diese warteten jedoch, bis die Korps von Auerbach[23] und Vilseck[24] eintrafen und brachen erst am 19.3. nach Neunburg auf. Der Vortrab der Kaiserlichen und Bayerischen, 7.400 Kavalleristen unter Caspar von Mercy erreichten am 17.3. Burglengenfeld, das von den Schweden bereits aufgegeben worden war, und brach am 18.3. gegen Cham[25] auf. Slange wartete in Neunburg das Eintreffen der beiden Nabburger Regimenter nicht ab und marschierte am 19.3. nach Cham ab. Bei Neunkirchen-Balbini[26] stieß er auf die Vorhut unter Mercy und wurde nach Neunburg hineingeworfen. Über 600 Wagen, alle Handpferde und die Frauen der Offiziere fielen in Mercys Hände.

Zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit ließ Slange in Neunburg 41 Häuser niederreißen, alles Vieh aus den Ställen auf die Straße treiben, seine Pferde hineinstellen und verschiedene Bollwerke errichten. Die beiden Nabburger Regimenter hatten sich am 18.3. mit den Garnisonen aus Auerbach und Vilseck vereinigt und marschierten am 19.3. von Nabburg ab. Sie fanden jedoch Neunburg bereits von kaiserlichen und bayerischen Truppen eingeschlossen. Ein Ausfall Slanges ermöglichte es ihnen in die Stadt zu gelangen. Am 19.3. zog Báner von Cham über Furth[27] und Taus[28] ab. Geleen traf in der Nacht vom 19./20.3. vor Cham ein und nahm sofort die Verfolgung auf. Erzherzog Leopold Wilhelm[29] leitete den Angriff auf Neunburg, der am 19.3. in Neukirchen-Balbini sein Hauptquartier aufschlug. Der Ort wurde von den Kaiserlichen bis auf sieben Häuser völlig niedergebrannt.

Slange „machte Piccolomini,[30] der an der Spitze seiner Reiterei am Ort erschienen war, sogleich klar, daß er nicht daran denke, aufzugeben. Neunburg lag auf dem Weg nach Cham, und um weiter vorrücken zu können, mußten die Kaiserlichen zuerst Slangs Truppe bezwingen. Die Infanterie der kaiserlichen Hauptmacht wurde herangeführt, und am Morgen des 10. [20.] März war auch die gesamte kaiserliche Artillerie herangefahren und aufgeprotzt. Der Angriff konnte beginnen. […] Die einfachste Methode, eine Festung einzunehmen, war das Zernieren, was ein feineres Wort dafür war, daß man alle Ausgänge der Festung verstopfte und dann einfach wartete, bis der Hunger die Menschen in ihrem Inneren zwang, zu kapitulieren. […] Eine Zernierung konnte hier bei Neunburg nicht in Frage kommen, auch eine regelrechte Belagerung nicht. Die Kaiserlichen hatten keine Zeit. Sie mußten Slang und seine Männer schnell aus dem Weg räumen, um weitermarschieren zu können und das schwedische Heer in Cham einzuschließen. Also blieb ihnen nur eine Erstürmung. Es waren stets blutige und gewagte Operationen, im Kreuzfeuer mit Hellebarden und Äxten und Handgranaten anzustürmen und sich auf unangenehm hohe Leitern zu schwingen oder auf blutig geschrammten Händen und Füßen durch eine mit Sprengsteinen gefüllte Bresche in einer Mauer zu kriechen.

Auch solche Festungskämpfe folgten einem bestimmten Ritual. Zunächst verlangte der Angreifer, daß der Verteidiger sich ergeben solle. Die Antwort war in neunundneunzig von hundert Fällen ein Nein, und zwar ungeachtet der Lage. Ohne Kampf aufzugeben machte einen schlechten Eindruck und tat der Ehre Abbruch.[31] Häufig folgte danach ein verbales Spiel von Drohung und Trotz, in dem die Angreifer schworen, zu stürmen und allen und allem den Graus zu machen, während der Verteidiger stolz gelobte, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Dann begann der Kampf. Tatsächlich kam es äußerst selten dazu, daß Mann gegen Mann kämpfte. Sobald die Verteidiger keine Möglichkeit mehr sahen, die Angreifer zurückzuhalten, gaben sie auf, aller wackeren Rhetorik zum Trotz. Oft genügte es, daß der Angreifer eine Bresche in die Mauer schoß.

Diese ritualisierten Kämpfe waren immer üblicher geworden, ein weiteres Anzeichen dafür, daß der Konflikt einiges von seiner Hitze zu verlieren begonnen hatte. Viel von dem merkwürdigen, schönen und trügerischen Licht, das die innere Landschaft der Ideologen erhellt, hatte inzwischen angefangen zu verblassen. Der religiöse Bürgerkrieg war fast ganz vorbei, und an seine Stelle war ein Krieg zwischen verschiedenen europäischen Großmächten getreten. Die von brennendem Geist erfüllten Kreuzfahrer und Fanatiker waren einer nach dem anderen von der Bühne abgetreten, und ihr Platz war von den Condottieri, den Landsknechten und geworbenen Haudegen eingenommen worden. Die Leiden und das Elend der Zivilbevölkerung waren unverändert entsetzlich, aber in bestimmten Kriegssituationen war doch eine gewisse Zurückhaltung zu erahnen. Sie entsprang zum Teil dem mittelalterlichen Ritterideal, das in Europa weiterlebte, aber auch der klassen- und berufsmäßigen Gemeinsamkeit der Krieger. Fanatismus ist etwas für ideologisch Überzeugte, nicht für Männer, die den Krieg zu ihrem Beruf und zu einer Lebensart gemacht haben.

Den ganzen Mittwoch über sprühte die kaiserliche Artillerie Projektile gegen Neunburgs Mauern, die rasch in rollenden Explosionswolken von Staub und kantigen Sprengsteinen zermahlen wurden. Die Aufgabe war nicht besonders schwer, denn die Festungswälle waren wie gesagt vom senkrechten, alten Typ und außerdem in einem Zustand fortgeschrittenen Verfalls, und den Verteidigern fehlten zu allem Unglück eigene Geschütze, um das Feuer zu erwidern. Gegen Abend war ein klaffendes Loch in der Mauer entstanden. Der kaiserliche Befehlshaber entsandte zu diesem Zeitpunkt einen seiner Obersten, um, wie der Brauch und das Ritual es verlangten, zu fragen, ob Slang und seine Männer jetzt bereit seien zu kapitulieren. Die Schweden hatten jedoch die Bresche mit Brettern und Balken wieder geschlossen, und Slang wies die Vorschläge des Obersten glatt zurück und drohte stolz, ihn zu erschießen, falls er es noch einmal versuchte. Eine Weile später wurde ein kaiserlicher Trommler vorgeschickt, um einen neuen Vorschlag zu machen, aber kaum hatte er sich gezeigt, als er mit einem gutgezielten Schuß von dem löcherigen Festungswall niedergestreckt wurde. Die Antwort kam auf der Stelle, dichte Sturmkolonnen wälzten sich durch die Frühjahrsnässe heran, erreichten die Mauern, wurden aber mit hohen Verlusten zurückgeschlagen.

Am Tag darauf wurde die kaiserliche Artillerie näher in Stellung gebracht, und zwei der Türme der Stadt zerbröckelten bald unter dem Beschuß grober Kaliber. Gruppen kaiserlichen Fußvolks rückten durch den Staub vor und kamen den Löchern in der Mauer so nahe, daß sie mehrere Straßen der Stadt mit Musketenfeuer bestreichen konnten. Nun wollten einige von Slangs Offizieren aufgeben; sie hatten alles getan, was von ihnen erwartet werden konnte. Doch Slang lehnte ab. Als sie daraufhin klagten, daß ihre Munition nur Neige gehe, hatte der halsstarrige Oberst sogleich die Antwort parat: »Statt Kugeln können wir Steine nehmen. Davon gibt es genug. Laß die Leute suchen und sammeln !«. Es ist unwahrscheinlich, daß die schwedischen Reiter dazu kamen, Steine auf ihre Feinde zu werfen, denn sogleich richteten sich die Schauer brummender Kanonenkugeln gegen die Mauer zwischen den beiden zusammengeschossenen Türmen, und binnen kurzem sackte auch sie krachend in sich zusammen. Die kaiserlichen Kanoniere konnten jetzt direkt in die Stadt hineinsehen, bis zum Marktplatz. Nun hatte auch Slang genug, und er beugte sich dem gesunden Menschenverstand des Belagerungsrituals. Er ließ Trompeter die Kaiserlichen anblasen und erklärte sich zur Kapitulation bereit, falls seine Offiziere nicht gefangengenommen würden (die gemeinen Soldaten sollten zurückgelassen werden). Die Gegner lehnten ab. Die Schweden mußten sich auf Gnade und Ungnade ergeben, bedingungslos. Aus der zerschossenen Stadt trotteten rund 90 Offiziere, 1600 Reiter und 180 Musketiere. Neunburg war gefallen. Der Weg nach Cham war frei“.[32] Slange, Rudolf von Birkenfeld, Obrist Heuking, der Kommandant von Nabburg, Karl Magnus von Baden-Durlach und [Jaroslav Petr; BW] Kinský gerieten in Gefangenschaft, wurden nach Regensburg und weiter nach Wien gebracht“.[33]

Das „Theatrum Europaeum“[34] berichtet über diese Vorgänge: „Der Obrist Schlange lag / wie schon obgemelds / mit seinem Regiment und Volck voran / zu Schwandorff[35] / hatte darvon bey 40. Dragoner im Schloß Burglengenfeld[36] / und mag darvon desselben in der verbrandten Stadt auch etwas herunter gelegen haben / inmassen seine Partheyen von darauß nach Regenspurg[37] / so nur vier kleine Meylen darvon gelegen / wo nicht auch auß dem Regenstauffischen[38] / so halber Weg ist / fast täglich gegangen / die andere Obriste / als Heukhing und Herr Kintzky lagen in Nabburg[39] / und ihres Volcks auch theils an der Vilß zu Vilßeck[40] und Auerbach[41] / so als der weiteste Weg auff sieben guter Meilen von Schwandorff / Nabburg aber nur zwey kleiner darvon ist / ligend hatten / desto bessern Auffenthalt zu haben.

Als nun obenerwehnte drey Brücken[42] / in Eyl darüber zu kommen / fertig und zu vorderst alles Käis. und Bäyr. Fuß-Volck / sampt der Artigleria bey Kelheimb[43] in der Still gesamlet und vorhanden gewesen / wurde die Marche mit völliger Käiserl. und Bäyr. Armada / die man auff 20000. starck geschätzet / Sambstags den 6. 16. Martii von Phöringen[44] an der Donau / eine Meyle oberhalb von Neustatt[45] mit starcker Reuterey und wenigem Fuß-Volck / so Herr General Piccolomini und Mercy im Vorzug geführet / und den Nachzug deß Herrn Ertz-Hertzogen Hochfürstl. Durchl. überlassen / so mit übriger Cavallerie angefangen / und theils fuß-Volck / Sonntags den 7. 17. diß gefolget / darauff Montags das Bagagy in Convoy der 10. dabey gelassenen Regimentern / und Dienstags den 9. 19. diß die Artiglioria in Begleitung deß de Suys Regiment fortgangen : welcher gantzer Zug den Weg bey der Stadt am Hof[46] vorbey / theils auff die lincke Hand nach Burglengenfeld / theils zur Rechten über die Regenbrücke bey Weix[47] gerad gegen Wald-Neuburg[48] / da der Schwedische Obriste von Bürckenfeld [Berkefeld; BW] gelegen / zugenommen / deß Fürhabens / dem Schlangen / daß er zu seinem Herrn Generalen nach Chamb[49] nicht mehr kommen sollte / den Weg zu vorderst abzuschneiden.

Es hatte aber der Obriste schlang dessen zuvorhero schon etwas Nachricht / so er den genenneten beyden Obristen mitgetheilet / sie auch / daß er und sie / die unter seiner Conduite waren / Ordre habe sich nach Chamb zu retiriren / wissen liesse / die dann ihren nächsten Weg dahin / auf Wald Neuburg / so von Nabburg nur drey Meylen entlegen / zu nehmen gehabt.

Als nun der Käiserl. und Bäyr. starcke Vortrab sich Burglengenfeld unversehens / und zwar Sonntags den 7. 17. Martii bemächtiget hatte / welches der Obriste Schlang / in den ersten zweyen Stunden zu Schwandorff wissen konnte / verließ er seinen Befelch gemäß / Schwandorff / avisirte es beyde Obristen zu Nabburg dessen / und kam er Sonntags den 7. 17. dieses / deß Nachts um 3. Uhren nach Wald-Neuburg / kleiner dritthalb Meylen von Schwandorff / vermeynend der andern zweyen daselbsten zu erwarten / alsdann solches billich / weilen sie unter seiner Conduite gewesen / also seyn sollen. Es hatten aber diese beyde Volck / so zu Vilßeck und Auerbach gelegen / nicht dahinden lassen wollen / welches die Hinderungs-Ursach gewesen / daß sie mit einander im Wald-Neuburg hald hernach ertappet worden. Dann ob sie wol um den 9. 19. Martii daselbsten ankommen / haben sich doch die Käyserl. und Bäyr. schon so starck mit ihrem Vortrag diß Orts befunden / daß ihnen Schlang und Bürckenfeld entgegen ziehen / und sie sich gesampter Hand durch und in Neuburg schlagen müssen : darauff man sie plötzlich eingeschlossen / und ihnen weder Tag noch Nacht Ruhe gelassen / biß sie sich zu rantzioniren versprochen / sonst haben sie vermeynet biß auff den Tod sich zu wehren / und nicht nachzulassen / unangesehen ihre letzte Wehr nur mit Steinen gewesen.

In specie, so viel uns möglich / hiervon zu melden / seyn die Käiserl. und Bäyerischen so starck fortgerucket / daß sie den 9. 19. Martii nicht nur allein mit den Schlangischen deß Tags gefochten / sondern auch sie in Wald-Neuburg noch selbigen Tags eingesperret / und umzingelt / die Nacht noch das Geschütz darvor gebracht / und den 10. 20. diß den Ort beschossen / der Schlang aber die Bresse deß Nachts etwas wieder verbauet / das den Tag über beschehene Stürmen abgeschlagen / dardurch die Käiserl. und Bäyrischen von 5. à 600. erleget und beschädiget / unter denen ein Obrister-Lieutenant und etliche andere Officirer geblieben / und der Obriste Herr von Bemmelberg gefährlich verwundet worden / daran er nachmals gestorben : und haben sich die in Neuburg den 11. 21. dieses mit Steinen noch etwas gewehret / doch selbigen Tags mit Vorbehalt der Rantzion auff Discretion ergeben.

Haben demnach diese ergebene alsbalden herauß lieffern müssen / 1500 gerüster Pferd / nach welchen sich die Personen gefangen gestellet / nehmlich vier Obriste : als

Schlang / Schwedischer Leibguardien Commendant.

Jobst Rudolf von Bürckenfeld / sampt seiner Frauen und Kindern.

Wilhelm Heukhing.

Janißlaus Kinßky.

4. Obriste Lieutenant.

3. Obr. Wachtmeister.

23. Rittmeister / worunter Marggraff Cal Magn. von Baden Durlach.

3. Capitän Lieutenant.

23. Lieutenant.

26. Cornet.

3. Regiments Quartiermeister oder Corporalen.

16. Compagnien Quartiermeister.

2. Capitäin zu Fuß.

2. Lieutenant zu Fuß.

26. Standarten.

200. Soldaten zu Fuß.

1800. Montirte Reuter.

400. Dienst und andere Pferd.

500. Roß-Jungen und Knecht / etc.

Welche alle noch selbigen Tag auff Regenspurg fortgeschicket / und über die Steinerne Brücken eingebracht / die vornehmste Officirer / in die Landshüter Herberg / zum Pfauen / und schwarzen Adler eingewissen / die andere zurück herüber nach dem Hoff und Weichs / ins Bäyrische kleine Schlößlein einquartiret / alle Wehrloß gemachet / und fürters daselbsten verwachet worden seyn / von welchen die jenigen / so vor diesem in Käiserl. und Bäyr. Diensten gewesen / sich zu denselben zeitlich wiederum eingestellet / und die vornehmste Officirer / daß sie Wehrloß mit ihrer Wacht in die Kirchen / und / anderswohin nach ihrem Belieben gehen mögen zur Gnad empfangen.

So viel nun auß unterschiedlichen guten Berichten. Es ist uns aber auch über alles dieses eine Delineation deß Orts / sampt etwas mehrern Particularitäten von der Eroberung / durch Beförderung deß Käiserl. Ingeniero Herrn Carolo Cappi, zuhanden kommen / so von obigem nicht sehr discrepirt / darum wir beydes das darüber gefertigte Kupfferstück / und was er zugleich davon berichtet / sampt der darinnen gesetzten Ziffern bedeutung / anhero beyfügen lassen / also lautend:

Als die Käiserliche und Bäyerische armada den 6. 16. Martii von Föringen auffgebrochen / den 7. 17. desselben / über die Nab bey Riglingen / vermittelst einer in sechs Stunden gemachter Schiff-Brücken gegangen / haben noch selbigen Abend Herr Feld-Marschall Piccolomini / und der Bäyrische General Feld-Zeugmeister Herr Franciscus Mercy, mit sechs hundert Pferden / und zwölff hundert commandirten Mußquetirern den Vorzug genommen / und Ihrer Hochfürstl. Durchl. mit übriger Armada den Nachzug gelassen. Den dritten Tag hernach / als den 8. 18. Martii / hat die Avantgarde besagter Trouppen / geführet der General-Wacht-meister Herr Caspar Mercy / den Obristen Schlangen mit dreyen Regimentern zu Roß nahend bey Neuburg an der Schwarzach angetroffen / welcher / als er die Käiserl. Trouppen gesehen / sich in diese Stadt begeben / in deren er von den Käiserlichen umringet worden. Als Ihre Hochfürstl. Durchl. dessen erinnert / und die-selbige mit dem Nachzug / und folgender Armada schon zu Neukirchen ankommen waren / und deren Herr Feld-Marschalck Piccolomini diß Orts erwartet / seynd sie mit mit der Infanteria und Canonen / den 9. 19. Abends für die Stadt geruckt / daselbsten ihre Hochfürstl. Durchl. dem Conte de Suys, General Feld-Zeug-meister Ordnung gegeben / die Artigleria zu plantiren / auff dem Posto mit A. bezeichnet / von dannen man den 10. 20. diß angefangen / die Mauer / an dem Ort / da sie schon vor diesem angegriffen / und mit Holz widerum verwahret war / zu beschiessen. Als man nun innerhalb vier Stunden ein ziemliches daran niedergeworffen / und doch die in der Stadt mit Erden / und allerlei anderer Matery daran wiederum erbauet gehabt / sind etliche Soldaten commandiret worden / die Bresse zu recognosciren / und sich daran / wo möglich zu logiren. Inzwischen aber wurde ein Hauß mit B. bezeichnet / angesteckt / welches die Käiserliche Soldaten beschädigte / es gieng auch folgende Nacht in der Bresse mit C. bezeichnet / ein Feuer auff / so in einem Keller oder Gewölb unter der Bresse sich gezogen / die Bresse aber mit Holz bedecket / und die Mauer darvon eingefallen war / deßwegen man die Canonen an andere Ort gestellet / mit D. bezeichnet / und angehenden Morgens den 11. 21. Martii den Thurn mit E. gezeichnet angegriffen / durch welchen die Käiserliche Soldaten in die Stadt kommen / und auff die Schwedische getroffen / welche als sie alle Bereitschafft zum Sturm gesehen / sich auff Ertzhertzogliche Clementz ergeben / und seyn denselben Tag noch außgezogen der Obriste Schlang / Bürckenfeld / Hekhin / Kintzky / und Herr Marggraff von Durlach / mit 2000. Pferden / 250. Fußknechten / 26. Reuter-Fahnen / unter denen General Banners Leib-Fahnen gewesen / dabeynebens auch drey Carrozzen mit Frauenzimmer und gefangener Officirer Weiber / die alle der Käiserl. Majest. nach Regenspurg zugeführet worden.

Infanteria.

1. Regiment di Caretto

2. Reg. Suys

3. Reg. Savelli.

4. Reg. Happach und Günther.

5. Reg. Haßlang.

6. Reg. Mercy.

7. Reg. Honolstein.

Cavalleria

8. Regiment Gayling.

9. Reg. di Vera.

10. Reg. Rodoan.

11. Reg. Gonzaga.

12. Reg. Nicolas [Montard de Noyrel; BW].

13. Reg. Spiegel.

14. Reg. Ester.

15. Reg. Briganza.

16. Das alte Regiment Piccolomini.

17. Ihrer Hochfürstl. Durchl. Guardia.

18. 700. Cavalli so von dem Obristen Kolben und Sporcken commandirt worden.

19. Die Käiserlichen Mußquetirer“.[50]

Selbst bei dem niederrheinischen katholischen Chronisten Johannes Wilmius [1585 – 1655] aus Kempen[51] fand dieser Vorgang eine ausführliche Darstellung: „Ende März 1641 konnten die Kaiserlichen dank der Hilfe Gottes alle ihre Kräfte zusammenfassen und den in Böhmen wieder schrecklich wütenden Banér in der oberpfälzischen Stadt Cham angreifen. Er bemerkte jedoch die Absicht der Unsrigen und zog schleunigst den General Schlange mit einem Heer von einigen tausend Mann zu Hilfe heran. Dessen Taktik, die Verbindung zu Banér eiligst herzustellen, durchkreuzten unsere Generale, die wackeren Recken in Geleen[52] und Mercy, durch einen kühnen und erfolgreichen Angriff. Als er den Unsrigen nicht mehr standhalten konnte, flüchtete Schlange mit seiner ganzen Streitmacht in die Stadt Neuburg am Walde [!]. diese nicht stark befestigte Stadt wurde sofort von den Unsrigen belagert, damit der gleichsam in der Höhle eingeschlossene Feind nicht entweichen konnte. Doch die Feinde befestigten die Stadt rund um die Mauern mit Karren, Fahrzeugen sowie allerlei Holzwerk und bereiteten sich sorgfältig auf die Verteidigung vor. Den von den Unsrigen mit der Aufforderung zur Übergabe in die Stadt geschickten Unterhändler streckten sie mit einer Gewehrkugel nieder. Darauf bereiteten die Kaiserlichen die gewaltsame Eroberung vor und schickten nochmals einen Trompeter oder Unterhändler in die Stadt. Dem drohte man das gleiche Schicksal an, wenn er sich nicht eilends aus dem Staube mache. Nach dieser Enttäuschung schossen die Kaiserlichen an einer anderen Seite der Stadt eine breite Bresche durch Kanonenkugeln in die Mauer. Diese Sprache verstanden die Schweden besser und wollten über die Übergabe verhandeln.

Aber die Unsrigen forderten bedingungslose Kapitulation. Von den Offizieren nahmen sie gefangen den General Schlange, den Markgraf von Durlach, Kintzki und einen gewissen Rheingrave sowie 4.000 Fußsoldaten. Darüber hinaus fanden sie in der Stadt einen ungeheuren Nachschub und Vorräte an Bier, Brot, Mehl und vielem anderen. 18 Offiziere wurden unter dem Geleit der Unsrigen nach Regensburg zum Kaiser geführt und ihm vorgestellt zur großen Freude der vielen dort anwesenden Katholiken und zur Bestürzung der Protestanten. Die gefangenen Soldaten leisteten den Eid auf den Kaiser und wurden in sein Heer eingereiht“.[53]

Im „Theatrum Europaeum“ heißt es weiter: „Den 13. 23. Martii hat man mit den Gefangenen / die 6. Compagnien Kürassirer begleitet / diesen Einzug zu Regenspurg gehalten / daß in jeden Glied 4. Kürassirer geritten / und zwischen jedem Glied 2. Standarten geführet worden / also mit solchen der Glieder 13. gewesen / so die 26. Standarden eingebracht / auff welche die Principal-Gefangenen / als Obrist Schlang / neben ihm zur Rechten / Marggraff Carl Magnus, alsdann die 3. Obr. Kintzky / Hinkhing und Bürckenfeld gefolgt / auff welche 20. andere Officirer zu Fuß gangen : nach denen die andere kommen : und seyn in das Schlößlein Weix ihrer bey 203. Personen einlogiret worden / unter welchen 14. Rittmeister / 16. Lieut. und 18. Cornet / die sich unterhalten lassen / gewesen. Man hat aber die gefangene 4. Obristen sampt herrn Marggraffen / der nur in Qualität eines Rittmeisters gefangen worden / länger nicht als biß auff den letzten Martii styl. vet. in Regenspurg behalten / sondern sie selbigen Tags fort zu Schiff nach Wien geführet / von denen man nachmals / daß Obr. Schlang und die andern 3. auff Paroles frey herum gehen / außgewechselt zu werden / und daß ihnen von Käiserl. Maj 1000 fl. sampt einer Gutschen mit 6. Pferden verehret / Herr Marggraf aber nach der Neustadt[54] geführet worden sey / geschrieben. Doch haben S. F. Gn. keine Wacht vorm Zimmer gehabt / in der Burg auch frey herum gehen / und im Garten schiessen dörffen“.[55]

Am 17.3.1641 ließ Banér aus Kaden[56] Caspar Ermes, den Kommandanten von Erfurt,[57] über den aus seiner Sicht erfolgreich verlaufenen Rückzug aus der Oberen Pfalz informieren. Das „Theatrum Europaeum“ bringt beide Schreiben an Ermes: „Weiln ich leichtlich gedencken kan / daß mein Herr. Obr. und Bruder viel ungleiches Spargiren wegen unserer Retraite auß der Pfaltz wird vernommen haben / als habe ich mir fürgenommen / dem Herrn Obristen und Bruder die gründliche Beschaffenheit desselben ungehindert zu erzehlen / in Meynung ihme darmit einige Freundschafft zu erweisen; so wol auch alle ungleiche und ungegründete Impressionen mit warhaffter Relation umzustossen. Und ist demnach mit obgemeldtem unserm zurück Zug anderst nit beschaffen / als daß der Feind durch der Frantzösischen und Weymarischen Armee geschehene Separation Anlaß genommen / sein Tempo und Glück an uns zu tentiren und hinter der Donau alle seine Force auß Bäyern / Schwaben / Böhmen und Schlesien zusammen zuziehen / und ist damit in grosser Still und Eyl nach der Nabe avanciret: so bald aber Ihre Excellentz Herr General und Feld-Marschall Banner solches vernommen / haben sie zwar denen an der Nabe und Filß / fürnehmlich der Communication-Linie Auffenthaltung halber hinder sich gelegten Trouppen / zu Schwandorff / Nabburg / Vilßeck / Aurbach und Burglengenfeld / welche allein deß Obristen Schlangen / als deß Quartier in Schwandorff gewesen Conduite gestanden / eylige Ordre ertheilet / sich unverzüglich zu uns nach Chamb zu begeben / welchen auch der Herr Obriste Schlang so weit nachkommen / daß er am 7. dieses zu Nachts um drey Uhren zu Neuburg / drey Meilen von gemeldtem Chamb mit seinem Regiment angelangt / demnach er aber die beyde Regimenter die in Nabburg gelegen / als Obriste Heuckings / und Obristen Freyherns von Kinsky erwarten wollen / und über solcher guten Meynung sich dergestalt verweilet / daß sie alle 3. mit ihren Regimentern und dem Obristen-Leutenant deß Leib-Regiments zu Fuß Georg Nemaren [Neumarckh ?; BW] / der nur vor seine Person zu Demolirung gedachter Stadt Neuburg geschickt gewesen / und dem Feind seine Bloquirung / welches er in bemeldtem Neuburg / Retz und WaldMünchen[58] gegen uns vorgehabt / dardurch vernichten wollen / mit deß Feinds ganzen Cavallerie circumvalliret / und darinnen eingeschlossen worden / worauß Ihre Excellentz dann bewogen worden / die vorhin beschlossene Retraite in Eyl vor die Hand zu nehmen / darzu auch am 9. dieses den Anfang gemacht. Es ist der Feind mit 1000. Reutern unter Conduite deß Herrn von Geleen / Bornevals und Graff Broyen [Bruay; BW] uns dergestalt gefolget / daß er allezeit auff eine halbe und gantze zum weitesten anderthalb Meilen hinder uns gewesen / und Piccolomini mit Fuß-Volck und Stücken ihme nachmarchiret. Wir haben aber die Avantgarde solcher feindlichen Reuterey allemal dergestalt zurück gejagt / daß der Feind von einem Tempo zum andern stutzend gemacht / und sich zu keinem Scharmützel / viel weniger Chargiren oder grössern Action zu præsentiren unterstehen wollen / und ob wol diese Retraite der jenigen / so Anno 1637. von Troppau nach der Oder genommen werden müssen / nicht ungleich / sondern mit eben so grossem Hazard und Gefahr begleitet gewesen / so hat dennoch der Allerhöchste seine Gnad und Segen so kräfftig darbey erwiesen / daß dieselbe biß hieher über die Eger dergestalt volnzogen / daß wir gestern mit allen Stücken und Bagage auch Reutern und Knechten ohne Verlust alhie zu Caden über solchen Fluß biß an den Böhmer-Wald kommen / und biß daher unsern Rückgang glücklich absolviret / und ist der gantze Verlust nicht grösser als daß der Obrist Schlang / Freyherr von Kinsky und Obrist Heucking nebenst ihren Regimentern ohnentsetzt / in Neuburg gelassen werden müssen / welche der Feind / in deme ohne das schlechten Platz / mit Canonen also beschossen / daß fast kein Stück von der Mauren mehr gantz blieben / dannoch durch ihre dapffere Gegenwehr drey Stürme abgeschlagen / und dem Feind an Fuß-Volck grossen Schaden gethan / endlich aber auf Discretion sich zu ergeben gezwungen worden / die Obristen und Officirer seynd gefangen / und den gemeinen hat man Dienste angetragen / weiln aber den Obristen allen sie zu ranzioniren versprochen / haben sie sich nicht in deß Feinds Bestallung einlassen wollen / sondern seynd gefänglich nach Regenspurg geführet / und hoffen ihre Excellentz sie allerseits / weil noch genug Gefangene von dergleichen Qualitäten in unserer Gewalt seynd / bald zu liberiren / und ihre Regimenter wider auffzurichten / welches dann die Zeit lehren / und man bald hören wird“.[59]

Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold [1603 – 1676][60] aus dem von Eger[61] abhängigen Marktredwitz[62] erinnert sich an den April 1643: „Man hat [in] dieser Zeit auch wiederum(b) geschrieben und gesagt, daß abermals schwedische Völker im Herausmarschieren [begriffen] seien; was man aber nit glauben wollte. Doch ist [es] bald erfolgt; den 27. April [sind] der schwedische Generalmajor Hanns Christoph von Königsmark neben H[errn] Oberst Kinsky, Oberst Berse, Oberst Gollack und anderen mit etlichen Regimentern Reitern und Dragonern zu Plauen[63] an[ge]kommen. Doselbst(en) hat er seine bei sich habende Bagage neben etlichen 100 Reitern hinterlassen hinterlassen [und] ist den 23. selbst mit 1800 Reitern und Dragonern durch Adorf,[64] dann zwischen Eger und Königsberg[65] nach Böheim(b) und noch am selben Tag auf Plan[66] [ge]kommen, wo dann die meisten Bürger, Mann, Weib, Kind [und] alles, was entlaufen konnte, aus der Stadt gegen den Wald zu geflohen [ist]. Königsmark aber hat mit [einem] Teil seiner Völker über Nacht daselbst quartiert, hat die Stadt preisgemacht und ausplündern lassen. Er hat dort eine große Beut[e] an Geld und Gut bekommen. Etliche Parteien aber sind gegen Mies,[67] Klattau[68] und Chotieschau[69] [ge]gangen, wo sie dann allenthalben viel[e] Pferd[e] und große Beute bekommen [haben]; denn man [hatte] sich [in] diesen Orten diesmal von dem Feind nit besorgt. Eine Partei hat auch den Abt von Tepl[70] angetroffen und ihn [zusammen] mit seinen Pferden und Karreten gefangen mitgenommen. Überdies haben sie gar viel[e] Herden Vieh von der Weid[e] samt den Hirten [mit] fortgetrieben und [sind] mit selbem Raub über den Wald heraus nach Tirschenreuth[71] [ge]kommen, wo sich [auf] derer[lei] Gäste in der Pfalz auch niemand versehen [hatte]. Weil sich Tirschenreuth gewehret und niemand einlassen wollte, hat Königsmark mit den Völkern in dem nächsten Dorf Leugas[72] quartiert. Unterdessen hat er viel[e] Parteien ausgehen und hat ihnen alles, was sie angetroffen, wegnehmen lassen. Obwohl sich die Dragoner der Stadt genähert und hineingeschossen, haben die Tirschenreuther auch wieder herausgeschossen. Da also nichts zu richten gewesen, [ist] er den 30. April fortgerückt und auf Falkenberg,[73] Wiesau[74] und hie[r]hero [ge]gangen. Etliche Trupps sind schon um(b) 9 Uhr früh bei uns angelangt.

Den ganzen Tag ist dann ein Trupp dem andern mit großen Herden Vieh gefolgt. Wir haben ihnen Bier, Fleisch, Brot und Futter hinaus verschafft und hatten von ihnen große Ungelegenheit“.[75]

Leopold erinnert sich weiter an den Mai 1643: „Den 5. Mai sind abends sehr [spät] an die 40 kaiserliche Reiter aus Eger hie[r]hero[ge]kommen [und] haben hier in 3 Häusern logiert. Des andern Tags sind sie mit einem hiesigen Boten weiter(s) [ge]gangen. Von den schwedischen Völkern sind diesmal Herr Graf Jarislaus von Kinsky und H[err] Oberst Tettau mit einem Regiment zu Roß – an die 350 Mann stark – in der Stadt Hof[76] liegend verblieben. Man hat uns den 11. Mai durch einen Boten von Hof ein Citationsschreiben zugeschickt, daß wir alsobald nach Verlesung des Schreibens eine Abordnung zu ihm nach Hof [schicken] sollten, um uns mit ihm wegen der Kontribution zu vergleichen. Auch sollten wir alsobald(en) etwas (von) Geld mit überschicken; bei Unterbleibung (dessen) sollten wir eine militärische Exekution mit Feuer und Schwert bis auf den letzten Grad zu erwarten haben.

Wir haben solches hierauf alsobald(en) nach Erfurt[77] berichtet [und] den Oberkriegskommandanten Brandt und den Kommandanten daselbst gebeten, daß sie uns wegen der Kontribution ledig lassen oder aber bei H[errn] Oberst (und) Graf(en) Kinsky ledig machen sollten. Ingleichen haben wir auch H[errn] Oberst Kinsky geschrieben, daß wir bereit(s) in schwedischem Schutz und nach Erfurt kontribuierten; er solle uns(er) deswegen von der Exekution verschonen oder sich aber so lang[e] gedulden, bis von Erfurt Antwort bekämen und [von dort] ledig würden.

Dieser Bote von Hof hatte dergleiche Schreiben vom Oberst Kinsky auch nach Waldershof,[78] Wiesau, Falkenberg, Mitterteich,[79] Mähring,[80] Hardeck[81] und Waldsassen[82] [mit]. Ingleichen hat er durch andere Boten auch die Städte und [die] Kreise Eger und Elbogen[83] beschrieben. [Er] hat aber nichts erlangt.

Unterdessen ist General Königsmark auf Kulmbach[84] [ge]kommen, und weil ihm niemand – wie man vorgibt – entgegen[ge]kommen, hat er doselbst die Vorstädt[e] spoliieren lassen, damit die Kulmbacher dadurch (gleichwohl) erfahren sollten, daß Völker im Land wären, die Stadt Kulmbach zu plündern. Dahero haben sie sich auch mit ihm verglichen und ihm zehntausend Reichstaler [ge]geben, die (freilich) hernach die Landschaft wieder bezahlen mußte. Ingleichen hat er das Bistum Bamberg um 16 000 Reichstaler gebrandschatzt, [ist aber] wieder, [nachdem] er etlich[e] Tag[e] zu Bamberg[85] in der Stadt geruhet, über den Thüringer Wald gegen Erfurt [ge]gangen.

Den 12. Mai sind die 40 Pferd[e] aus Eger, welche den 5. dito hier über Nacht gelegen, wieder zurück (hiehero) [ge]kommen und haben etlich[e] Gefangene und Pferd[e], die sie dem Königsmark bei Bamberg abgenommen, mitgebracht. Denen haben wir Hafer, Bier und Brot hinausgereicht“.[86] […]

„H[err] Graf und Oberst Kinsky zu(m) Hof ist mit unserem Entschuldigungsschreiben nit zufrieden gewesen, sondern hat uns nochmals durch den Boten bedroht und sagen lassen, daß er selbst(e) kommen und alles (hin)wegnehmen lassen wolle, [wenn] wir innerhalb [von] 2 Tagen nit erscheinen und uns mit ihm vergleichen würden. [Da] er dabei [noch] hoch, teuer und ernstlich geschworen, haben wir ihm wieder geschrieben und gebeten, er wolle sich aufs längste 3 oder 4 Tag[e] gedulden. Da sollte dann die Abordnung gewiß geschehen. Unterdessen überschicken wir ihm 12 Taler (mit). Als nun unser Bot[e] in die Stadt [ge]kommen [war], ist [kurz darauf] auch das kaiserische Volk (daselbst) eingefallen und der Oberst in das Schloß [zurück]gewichen, [weshalb] unser Bot[e] mit den 12 Talern wieder zurück[ge]kommen ist“. […]

„[In] dieser Zeit sind nit allein alle Geistliche[n] und Beamten, sondern auch die meisten Inwohner zu Waldershof, Wiesau, Mitterteich, Waldsassen und anderer offen[er] Orte aus Furcht [vor] den Schwedischen gewichen und [haben] sich in Sicherheit begeben. […]

Den 14. Mai ist eine schwedische Partei – an die 100 Pferd[e] stark – nach Wildstein[87] [ge]kommen. Weil sich nun die [Wildsteiner], die zum größten Teil entloffen waren, geweigert [hatten], zu kontribuieren, haben sie zwei Häuser angezündet, [wobei] denn auch ein in der Wiege liegendes Kind mit verbrannt ist. Sie haben sie dann nochmals zur Kontribution (v)ermahnt, [und] so selbige nit geschehe, würden sie kommen und (alles) hinwegbrennen“.[88]

„Die im Egerland ankommenden kaiserl. Völker sind den 16. Mai auf Hof [ge]gangen. Bei ihrer Ankunft ist der schwedische Oberst Kinsky mit seinen Völkern in das Schloß [zurück]gewichen, [während] die Kaiserlichen in die Stadt [ein]gefallen sind. Weil sie aber dem Schloß diesmal nit beikommen konnten, sind sie wieder friedlich aus der Stadt gerückt [und] haben nur begehrt, daß man ihnen vor die Stadt Essen, Trinken und Futter hinaus(ver)schaffen sollte, was man ihnen auch gern bewilligte. Auf Begehren des Herrn Superintendent[en haben] die Kaiserlichen in der Stadt [sogar] einen Reiter zur Salva Guardi[a] hinterlassen.

Als nun diese zur Stadt hinaus waren und die Hofer – ihrem Versprechen nach – im Begriff waren, Essen und Trinken hinauszuschaffen, sind die Schwedischen wieder aus dem Schloß [heraus] und in die Stadt [einge]fallen, haben die Tore versperrt und ihnen nichts hinausgeben lassen. Die hinterlassene Salva Guardi[a] haben sie gefangen mit in das Schloß genommen. Darauf[hin] waren die Kaiserlichen entrüstet, (er)öffneten die Tore wieder und fielen in die Stadt ein. Weil man ihnen auch die Guardi[a] genommen, haben sie die Stadt Hof4 etwas geplündert und [später] wieder verlassen.

Graf Kinsky ist nach dieser Zeit auch nit mehr lang im Schloß verharret, sondern mit seiner Reiterei gegen Saalfeld[89] [ge]gangen. Da ihn aber dort die Kaiserlichen auch keine Ruhe gelassen [haben], ist er bis nach Erfurt [zurück]gewichen. Das Schloß zu Hof hat er jedoch mit 50 Dragonern besetzt gelassen.

Die churbayerischen Völker, die in der Pfalz angekommen [waren], sind täglich gegen Hof [zu] ausgestreift, weshalb es sehr unsicher war, da sie die Leut[e] auf der Straße[n] ausgezogen und das Vieh auf vielen Dörfern hinweggetrieben haben.

Unser (verschickter) Bote nach Erfurt hat vom Kommandanten doselbst ein Schreiben an Oberst Kinsky mitgebracht, dorin(nen) er ihm geschrieben, daß er uns wegen der Kontribution nit beschweren sollte; wie er uns denn auch durch den Boten mündlich sagen ließ, daß wir ihm nichts geben sollten. Da aber Kinsky bei Ankunft des Schreibens in das Schloß gewichen war [und] wir ihm wegen der kaiserlichen und bayerischen Parteien das Schreiben nit überbringen konnten – überdies unterdessen gar von Hof hinweg war – , so ist damals zwischen ihm und uns alles unterblieben“.[90]

Der Hofer Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] notiert: „Eodem die [1.5. a. St.;  BW], als die bagage und das regiement [Christoph von Rochow; BW] noch nicht aus der stadt, so kam Jarislaus von Kynski, Graf und obrist, mit seinem ruinirten und incompleten regiement hieher,[91] […] inglaichen von dem klombergischen [Clemens Clausberg (? – Juli 1643); BW] regiment ein dragonermajor [Hans Georg Hoerl; BW], welche beide schon in Braunschweig, alwo die quartier ausgetheilet worden, ihre ordre und plaz, alhier sich [zu] refraigiren[92] und completiren, bekommen hatten. Diese qua[r]tiereten sich herein, fraßen und soffen, waren lustig und guter dinge, verderbeten sowohl in der stadt als auf dem lande noch alles, was noch von den vorigen übrig gelaßen worden, und muste sie die bürgerschaft so lange, bis seiner fürstlichen gnaden mit ihnen tractiren[93] laßen, speisen, welches sodann bis den 9. maii währete, und belief sich solcher aufgang[94] auf 2379 reichsthaler 3 groschen, maaßen dann alles in eine ordentliche specification,[95] was jedes quartier gekostet, gebracht und sowohl dem Kynski als dem Torstensohn zugeschickt worden, dann es belief sich der aufwand der kynskischen völcker auf 1410 thaler 21 groschen und 571 thaler 15 groschen die dragoner. Vom 9. maii an bekamen sie geld und musten sich selbst verkösten, worzu dann die stadt auf ergangenen fürstlichen gnädigen befehl nebst ihrer grosen last der einquartierung und anderen nebenaufwand mehr zum ersten monath 750 gulden binnen 2 tagen baar erlegen und bezahlen“.[96]

Rüthner berichtet weiter: „Der dragounermajor [Hans Georg Hoerl; BW], weilen er ordre hatte, sich des Schloßes alhier entweder mit gewalt oder womöglich mit list zu bemächtigen, gab anfänglich unserem herrn hauptmann alhir gute worte, daß er ihn etwa das Schlossthor mit zehen oder funfzehn mousquetiers besezen liese, hernachmalen nahm er die Untere Viehstube ein, und endlich zog er die pferde auch hinauf, bemächtigte sich aber leztlich de[s]selbigen gänzlich, zoge alle seine reuter und dragouner hinaus, so daß leztlich der herr hauptmann nicht mehr bey ihnen bleiben wollte, sondern herunter in die stadt zog und ihnen das Schloß alleine ließe. Als nun der herr major Höwel um[97] herr im Schloß alleine war, fieng er an solches zu proviantiren und zu verschanzen, ja man muste in allen mühlen commiss[98] mahlen. Die eingefleheten[99] bauern aber musten schanzen und sich zimlich anstrengen. Die burgerschaft aber muste getraidig und bier, ja alles, was sie vermochten, hergeben.

Als nun der major Höwel mit seinen dragonern auf dem Schloß, der Graf und obrist Kynsky in der stadt sicher, lustig und guter dinge waren, so kamen bisweilen nachrichten ein, der feind sammelte sich in der Pfalz[100] und Böhmen. Allein es wurde allezeit veracht und verlacht. Den 16. maii aber abends um 5 oder 6 uhr liesen sich alhier bey sich[101] Warth[102] etliche reuter sehen, und weil man aus des damaligen herren castners[103] […] Georg Schubhardts hinten auf dem Plaz[104] gelegenen wohnhauß absonderlich[105] weit hinaussehen konnte, so kam der obrist und alle officiers dahin auf den obersten gang, sahen hinaus und commendirten endlich den capitainlieutenant Herrmann mit etlichen pferden und die quartiermeisters zu ihnen hinaus, welche auf parole[106] zusammenritten und sich erkundigten, was sie brächten und wollten. Die diescourse[107] aber, weil man sie wohl hören können, die waren folgende: „Ob sie wohl gut quartier hierinnen hätten ?’ Denen der capitainlieutenant antwortete: ‚Jawohl’. Sie sollten mit hereinreuten auf einen abendtrunck. Darauf der kayserliche versezte: ‚Nein, heute nicht’. Es sey nunmehro zu spat, allein morgen frühe um 3 uhr wollte er ihnen bescheid thun. Deß morgens aber, als den 17. Maii, zu frühe, als es nun begunte zu tagen, so ruckte alsobald der helle haufe an, ritten durch das wasser und fielen von den pferden, liefen nach der stadt zu sturm und trieben es nicht über eine stunde, so kamen sie bey dem neuen neuen pfarrbau durch wüste häußer und andere löcher der stadt über die mauren, und stieg am ersten mit in die stadt herein herr obristlieutenant Herrand [Christoph Wilhelm Freiherr v. Harrant v. Polschuwitz u. Westruwitz; BW], der ein böhmischer von adel und seinen vater und geschwister alhier wohnend hatte. Dieser ließ sogleich die thore aufschlagen, darmit der helle haufen […] herein konnte, und nahmen also bey 500 oder 600 reuter aus übler vorsicht, unachtsamkeit und schlechter gegenwöhr diese stadt unversehens ein. Die schwedischen retirirten[108] sich auf das Schloß, und wenige wurden niedergemacht, wie dann auch ein zeugmachersgesell, welchen sie vor einen soldaten angesehen, und weines tischlers, Georg Knöringers, weib in der furie anfänglich erschoßen worden. die kayerlichen aber unter dem praetext[109], ob suchten sie den feind, plünderten die stadt aus und nahmen an vieh, pferden, kleidern und gewand, was sie finden konten. Dahero die stadt in nicht geringen schaden gerathen. Die officiers verhinderten zwar manches und thaten alles, besonders thate hierinnen der obrist Columbo [Giacomo de Colombo; BW], als welcher die leute anführete, sein bestes, er liese die stadt nicht entgelten, das ihm abgewichenen 11. februarii, als er hierdurch nach Erfurth in die gefangenschaft geführet wurde, wie es sein sollen, nicht allerdings begegnet worden, auch nicht so aufgewartet noch an die hand gegangen wurde. Jedoch blieben sie nicht länger als diesen tag, machten auch keine quartier, sondern plünderten und ritten gegen den abend wiederum des weges hin, wo sie hergekommen waren. Nachdem es nur ein wenig wiederum stille, so wurde von hauß zu hauß wegen des schadens der plünderung sich erkundiget, und befande sich nur, was […] angegeben würde, ohne was gar verschwiegen geblieben, 2244 reichsthaler.

Den 18. zu frühe, und der schaden geschehen, marchirte der obrist Kynsky mit seinem regiement hier fort und gieng nach Neustadt an der Orlau,[110] woselbsten er auch in die 4 wochen gelegen und alles verderbet. Endlich ist er gar bis in Thüringen und gegen Erfurth zu geruckt, doch aber auch wieder herausragiret[111] und endlich zu Remte[112] bei Jena sich gesezt, da er dann endlich den 4. julius gefangen und sein ganzes regiement zertrennet worden ist“.[113] In der Saalfelder[114] Chronistik heißt es: „18. Maii [28.5.BW] langete der schwedische Obrist Kinsky mit seinem Regiment alhie an, welches von den Kayserlichen aus Hoff im Voigtlande vertrieben und die Stadt geplündert worden. Er lag zu Salfeld in den Vorstädten, hielt gute Ordre und brach den 22. Maii [1.6.; BW], als am Pfingstmontage, zu Mitternacht auf und ging nach Erfurt.[115] 31. Maii [10.6.; BW] kam dieser Obriste mit 400 Pferden zurück von Erfurt und zog folgenden Tages nach Rudolstadt“.[116] 13.7.: „3. Julii [13.7.; BW] ist der kayserliche Obrist Capaun und Rittmeister Keyl mit etlichen starken Trouppen alhie vorbey und auf Remda und Rudolstadt zugangen. Do denn der Obrist Kinsky bei Remda mit seinem ganzen Regiment gefangen worden. Ob man nun wol vermöge der von Herrn Rittmeister Keyl gegebene Parol verhoffet, wegen des Rückmarches gesichert zu seyn, so ist doch den 4. Julii [14.7.; BW] Herr Obrist Capaun mit dem gefangenen Obristen mit vollem March hier vorbey und auf Euba[117] zugangen, und eine starke Proviant-Lieferung begehret worden, also dass solcher Rückmarsch über 350 Tlr. Gemeiner Stadt gekostet und deswegen sehr schwer zu bezahlen worden. Deshalben auch ein untertänigster Bericht nach Altenburg, wie auch ein andrer an den Commendanten [Caspar Ermes; BW] nach Erfurt abgangen“.[118]  Am 13.7.1643 wurde Kinský mit seinem Regiment von kaiserlichen Truppen gefangen genommen, wie Wassenberg[119] in seinen 1647 neu aufgelegten „Florus“ erwähnt, nicht ohne diese früheren Vorgänge hinzuweisen: „Vmb selbige Zeit ist der Schwedische Obrist / Freyherr Kintsky / welcher vor Jharen nebens denen Obristen Schlangen / [Christian v.; BW] Birckenfeld / vnd Höcking in Newburg am Wald von den Keyserischen gefangen worden vnd hernach zu Wien lang gesessen / abermals sehr zu kurtz kommen. Dann als derselbe mit seinem gantzen Regiment / so in zwey biß drey hundert Pferde starck gewesen seyn soll / auß dem bißher gehabten Quartier Stetten nahe bey Erffurt fortgezogen / in meynung wider nach der Neustatt[120] oder dem Hof / daselbsten er eine zeitlang gelegen / sich zu begeben / haben solches sein vorhaben die Keyserischen verkundschafftet / vnd denselben am Dorff Remda / drey Meilen von Erffurt / angetroffen / das gantze Regiment nicht allein geschlagen vnd zerstrewet / sondern auch ihn den Freyherrn selbsten / nebens etlichen Officirern vnd viel Reuttern gefangen bekommen. Beyderseits sollen in sechtzig oder siebentzig Mann todt geblieben seyn“.[121] Auch bei Leopold fand dieser Vorgang natürlich Erwähnung: „Ingleichen ist den 30. neben Oberst Columba [Colombo; BW] der kaiserl. Oberst Copaun [Kapoun; BW] mit 20 Standar[ten] zwischen Eger und Falkenau[122] an[ge]kommen. Die sind andern Tags auch gegen Hof, haben sich dasellbst konjungiert und [sind] dann gegen den Oberst Kinsky [ge]gangen, welcher sich damals mit seinem schwachen Regiment zu Roß zwischen Saalfeld[123] und Erfurt befunden [hat]. Doselbst [haben] sie ihn auf dem Feld angetroffen, umrungen und mit den meisten Völkern gefangen“.[124]

Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Am 13. Julii ist der Freyherr Kynsky Schwedischer Obrister / mit seinem Regiment zu Pferd / auß der Statt Hoff gezogen / vnd hat sich darauff hinwiederumb in die Statt Newstatt / an der Orsa[125] / eingelegt. Daselbst er auch wieder außgezogen / vnd nacher Erffurt gangen. In welcher Gegend er zu Stetten[126] gelegen / vnd alle Abendt auß gedachtem Stetten hinan gegen die Berge / vnter die Erffurter Stück geruckt. Nachdem er aber mit dem gantzen Regiment in 2. oder 300. Pferdt starck / von Erffurt abermals vffgebrochen : vnd vffs new in das alte Quartier / nach der der Newstatt / oder dem Hoff gewollt. Haben etliche Käyserl. Trouppen vff ihn gepasset. Vnd am 13. Julii / früh vmb 5 Vhr / am Dorf Rembda[127] / 3. Meil von Erffurt ihn angetroffen. Da dann sein Regiment nicht allein ruinirt / vnnd gantz geschlagen / sindern er Freyherr Kinßky selbst / nebenst etlichen Officirern / vnnd vielen Reuttern gefangen worden. Beyderseits waren in 60. oder 70. blieben. Wie solches in 30. flüchtige / vnnd nebenst ihrem Major nach Erffurt entkommene Reutter deponirt. Dieser Obrist Kinßky war eben der jenige / welcher obiger Jahren mit denen Obristen Birckenfeld / vnnd Höcking / zu Newburg am Wald / von den Käyserlichen auch gefangen / vnd lang zu Wien gehalten worden“.[128]

„Am 18. dito [Juli] wurde der Obrist Kinßky / benebenst seinen gefangenen Officirern über Eger auff Wien gebracht“.[129]

Bei Braun heißt es weiter: „Den 11. September ist der schwedische Oberst Graf Kinsky, welcher die Zeit her bei den Kaiserlichen zu Pilsen[130] gefangen gesessen und nunmehro ledig [geworden], zu Arzberg[131] gelegen und wieder gegen Erfurt gegangen“.[132]

Am 7.10.1643 schrieb der Kaiser an Rudolf Colloredo und übermittelte ihm die Bitte Maximilians I. um Besetzung des Schlosses Hof durch Truppen aus Böhmen. Bei Königsmarcks letzten Einfall in Böhmen war Hof von Kinskýs Regiment besetzt worden, doch Maximilian sei es mit der kaiserlichen Armee gelungen, das Schloss wieder zu entsetzen. Nun müßten Vorkehrungen getroffen werden, dass die Stadt nicht wieder dem Gegner in die Ände falle. Mit dieser Aufgabe hatte er Christian von Brandenburg-Kulmbach betraut, der aber Hof wegen Mangel an Truppen nicht besetzte. Nun solle Colloredo das Schloss mit Truppen aus Böhmen besetzen.[133]

Am 8.6.1644 hatte Königsmarck Torstensson informiert, dass die Schweden über zwei Regimenter unter Axel Lillie und das Reiterregiment Kinský in Erfurt verfügten; zwei Reiterregimenter stünden in Barby[134] und ein Reiterregiment mit einigen Dragonerkompanien in Halberstadt.[135] Sämtliche schwedischen Streitkräfte würden auf diese Weise vereint längs der Elbe in Richtung Bremen[136] operieren.[137]

In diesem Jahr 1644 geriet Kinský erneut in kaiserliche Gefangenschaft, wie Wassenberg in seinem „Florus“ von 1647 festhält: „In dessen bekamen die Königsmarckische bey Ackersleben[138] einen groben stoß / in dem 4. Regimenter derselben auff einen Anschlag außgeschicket / aber verkundschafftet / vnd vom Grafen Bruoy [Bruay; BW] / so mit 3000. Pferden aufgepast / also geschlagen worden / daß Obrister Kinsky / Obrister Schönherr / Obrister Leutenant Brissewitz [Brüsewitz; BW] / so das Königsmarckische Leib-Regiment fürhte / gefangen / Obr. Leut Balthasar todt geblieben / vnd 800. Schwedische vertilget worden“.[139]

Der Hildesheimer[140] Chronist, Arzt und Ratsherr Dr. Jordan notiert in seinem Tagebuch unter dem 16./26.1.1645:

„General M. Hanß Christoph von Königsmarck Reuterey: Leib Regiment 16 Comp. — 1200 Mann, Obrist Isenberg 8 — 400, Obr. Kinscky — 250, Obr. Schonherr — 250, O. Balthasar Rudinger [Rüdiger Balthasar; BW] — 300, O. Ruttler [Ruuth ?; BW] — 300, Endte [Hans Heinrich v. Ende; BW] — 300, Roch — 400, Runfeldt — 400; Hendelsheußen [Jobst v. Hundelshausen-Polley; BW] — 250, General Majeur Steinbock und Obristliutnandt Wolling — 500, General Majeur Axell und Oberleut: Sieke — 600, Major Herle Dragoner Garde von Gen: M: — 300,

_______________

insgesamt 5450 Mann.

5 Brigaden Infanterie

General M. Leibregiment:

Obrist L. Otinger [Johann Martin Öttinger (Ottingen)] — 1200, Obrist Borchstorff [Hans Christoph v. Burgsdorff; BW] — 800, [Georg; BW] Wetzel — 700, [Johann v.; BW] Bülow Regim. mit den Comend. aus Minden[141] und Nienburg[142] — 1000, Oberst Hußman 600, Garazin 400

_______________

insgesamt 4700 Mann.

Obrist [Johann, BW] Jordan bleibet mit seinem Regiment bey der Haupt-Armee

Artillerie: 2 halbe Canonen, 4 Fewer-Morsell, 4 Stck. 12 pfündige Stücke sambt Zugehöriger Munition und Materialia“.[143] Der Schmalkaldener[144] Chronist Pforr hält für 1646 fest: „Den 2. Novembr: haben die beyden general Schwedischen Generalcommissarios Eßcken [Erskein; BW] und Bickell [Paykull; BW] sambt Graff Kintzki in der statt uber nacht gelegen, ist ihnen von gemeiner statt wegen der wein geschencket worden, welches noch keinem krigsofficirer wiederfahren“.[145]

Um weitere Hinweise wird gebeten !

[1] Leiden [Leyden, Prov. Südholland].

[2] Diese biographischen Hinweise verdanke ich Herrn Harald Skala.

[3] Kemnath; HHSD VII, S. 351f.

[4] Pressath [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[5] Nabburg, HHSD VII, S. 491f.

[6] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[7] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.

[8] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 190.

[9] Hirschau  [LK Amberg-Sulzbach]

[10] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 201.

[11] Waldthurn [LK Neustadt a. d. Waldnaab].

[12] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 211.

[13] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[14] Wahrscheinlich Neustadt a. Kulm [LK Eschenbach]; HHSD VII, S. 514f.

[15] zurückzugeben

[16] weggeschafft

[17] KLUGE, Hofer Chronik, S. 182.

[18] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[19] Burglengenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 117f.

[20] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.

[21] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.

[22] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.

[23] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.

[24] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[25] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.

[26] Neukirchen-Balbini [LK Schwandorf].

[27] Furth i. Wald [LK Cham]; HHSD VII, S. 221f.

[28] Taus [Domažlice]; HHSBöhm, S. 598ff.

[29] Vgl. die ausgezeichnete Dissertation von SCHREIBER, Leopold Wilhelm; BRANDHUBER, Leopold Wilhelm; DEMEL, Leopold Wilhelm.

[30] Vgl. BARKER, Generalleutnant. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des umfangreichen Archivmaterials noch immer nicht.

[31] Nach dem Kriegsrecht erfolgte zumeist die Hinrichtung !

[32] ENGLUND, Verwüstung, S. 246ff.

[33] Nach den Mitteilungen Franzins an W. E. v. Lobkowitz, Regensburg, 1641 III 22,  habe sich Slange mit dem Markgrafen von Durlach und 2.000 Reitern Leopold Wilhelm ergeben, sei nach Regensburg und dann nach Wien gebracht worden. Slanges Reiterei bilde angeblich den Kern von Banérs Kavallerie und bestehe größtenteils aus Finnen. BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1176.

[34] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum.

[35] Schwandorf i. Bay. [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 684.

[36] Burglengenfeld [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 117f.

[37] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.

[38] Regenstauf; unter Neuburg a. d. Donau, HHSD VII, S. 501.

[39] Nabburg [LK Nabburg]; HHSD VII, S. 491f.

[40] Vilseck [LK Amberg]; HHSD VII, S. 771f.

[41] Auerbach [Vogtland]; HHSD VIII, S. 12f.

[42] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 607: „Käiserl. Majest. liesse die Stadt Regenspurg mit 2. Regimentern auff 800. Mann zu Fuß geschätzet / alsbalden stärcker besetzen / und die Herren Stände / wie bey obigem Reichstags-Verlauff befunden / zum verharren vermahnen : auch wurde Volck bey Kelheim zusammen geführet / dergleichen auch bey Ingolstatt. Herr General Piccolomini / und der von Geleen reyseten unterschiedlich hin und wieder / und gaben Ordre : auch waren sie und andere / zu forderst deß Herrn Ertz-Hertzogen Hochfürstl. Dl. bey Käiserl. Maj. zu Regenspurg / und wurde Kriegs-Rath gehalten : unter anderm 3. Brücken / eine bey Kelheim / über die alte Mühle / die andere bey Sintzing über die Laber / und die dritte bey Rigling und Ort über die Nab geschlagen / das zusammenziehende Volck in Eyl gegen dem Regen über zu bringen : es wurden auch etlich tausend auß Oesterreich herauff zu kommen erfordert / und nichts was zur Defension / und Resistentz nöthig war / unterlassen“.

[43] Kelheim [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 349ff.

[44] Pförring [LK Eichstätt]; HHSD VII, S. 582f.

[45] Neustadt a. d. Donau [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 513.

[46] Stadtamhoff [Stadt Regensburg]; HHSD VII, S. 708f.

[47] Weichs [LK Dachau]; HHSD VII, S. 793f.

[48] Neunburg vorm Wald [LK Schwandorf]; HHSD VII, S. 507f.

[49] Cham [LK Cham]; HHSD VII, S. 124ff.

[50] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 607ff.

[51] Kempen; HHSD III, S. 384ff.

[52] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).

[53] WILMIUS, Chronicon, S. 118.

[54] Wiener Neustadt; HHSÖ I, S. 614ff.

[55] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 612.

[56] Kaaden [Kadaň, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 241ff.

[57] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[58] Waldmünchen [LK Cham]; HHSD VII, S. 785.

[59] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 609ff.

[60] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.

[61] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.

[62] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.

[63] Plauen; HHSD VIII, S. 279ff.

[64] Adorf; HHSD VIII, S. 1f.

[65] Königsberg a. d. Eger [Kynšperk nad Ohří, Bez. Falkenau], HHSBöhm, S. 277f.

[66] Plan [Plané]; HHSBöhm, S. 454.

[67] Mies [Stříbro]; HHSBöhm, S. 372f.

[68] Klattau [Klatovy]; HHSBöhm, S. 262ff.

[69] Chotěschau [Chotěšov]; HHSBöhm, S. 98f.

[70] Tepl [Teplá]; HHSBöhm, S. 603f.

[71] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.

[72] Leugas, heute Ortsteil von Wiesau [LK Tirschenreuth].

[73] Falkenberg [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 192f.

[74] Wiesau [LK Tirschenreuth].

[75] BRAUN, Marktredwitz, S. 183f.

[76] Hof; HHSD VII, S. 302f.

[77] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[78] Waldershof [LK Tirschenreuth].

[79] Mitterteich [LK Tirschenreuth].

[80] Mähring [lK Tirschenreuth].

[81] Hardeck, Schloss [Neualbenreuth, LK Tirschenreuth].

[82] Waldsassen [LK Tirschenreuth]; HHSD VII, S. 785ff.

[83] Elbogen [Loket); HHSBöhm, S. 133f.

[84] Kulmbach; HHSD VII, S. 379f.

[85] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.

[86] BRAUN, Marktredwitz, S. 186f.

[87] Wildstein [Vildštein, seit 1650 Skalna]; HHSBöhm, S. 662.

[88] BRAUN, Marktredwitz, S. 187f.

[89] Saalfeld; HHSD IX, S. 369ff.

[90] BRAUN, Marktredwitz, S. 188f.

[91] Zum Folgenden vgl. die Darstellung des Marktredwitzer Chronisten Leopold; BRAUN, Marktredwitz, S. 186f.

[92] erholen

[93] verhandeln

[94] Kosten

[95] Aufstellung

[96] KLUGE, Hofer Chronik, S. 218.

[97] nun

[98] Mehl für das Kommisbrot

[99] eingeflüchteten

[100] Oberpfalz

[101] verschrieben für „der“

[102] Hohe Warte, Erhebung östlich von Hof, Standort des Wartturms (Wachturms)

[103] Bürgerlicher Verwaltungsbeamter, Einnehmer und Verwalter der Natural- und Geldabgaben, dann Steuern aller Art, vergleichbar dem Rentmeister, dessen Unterbeamter der Kastner war, wenn der Rentmeister einem größeren Bezirk vorstand.

[104] Oberer, südlicher Teil der Orla, heute Maxplatz.

[105] besonders

[106] Ehrenwort

[107] Gespräche

[108] zogen sich zurück

[109] Vorwand

[110] Neustadt a. d. Orla [Kr. Pößneck]; HHSD IX, S. 301f.

[111] wütend, unzufrieden verlassen

[112] Remda [Kr. Rudolstadt]; HHSD IX, S. 351.

[113] KLUGE, Hofer Chronik, S. 219ff.

[114] Saalfeld [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 369ff.

[115] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[116] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 175. Rudolstadt [LK Saalfeld-Rudolstadt]; HHSD IX, S. 360ff.

[117] Eyba, heute Ortsteil von Saalfelder Höhe [LK Saalfeld-Rudolstadt].

[118] BLÖTHNER, Apocalyptica, S. 175.

[119] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.

[120] Neustadt a. d. Orla [Kr. Pößneck]; HHSD IX, S. 301f.

[121] WASSENBERG, Florus, S. 528.

[122] Falkenau [Falknov nad Ohří]; HHSBöhm, S. 139ff.

[123] Saalfeld; HHSD IX, S. 369ff.

[124] BRAUN, Marktredwitz, S. 192.

[125] Neustadt a. d. Orla [Kr. Pößneck]; HHSD IX, S. 301f.

[126] Stedten, unter Gräfentonna [Kr. Langensalza]; HHSD IX, S. 166.

[127] Remda [Kr. Rudolstadt]; HHSD IX, S. 351.

[128] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 105.

[129] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 5, S. 102.

[130] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.

[131] Arzberg [LK Wunsiedel i. Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 31f.

[132] BRAUN, Marktredwitz, S. 195.

[133] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 89.

[134] Barby; HHSD XI, S. 31ff.

[135] Halberstadt; HHSD XI, S. 169ff.

[136] Bremen; HHSD II, S. 69ff.

[137] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 280.

[138] Aschersleben; HHSD XI, S. 23ff.

[139] WASSENBERG, Florus, S. 590.

[140] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.

[141] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.

[142] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.

[143] SCHLOTTER, Acta, S. 441.

[144] Schmalkalden [Kr. Schmalkalden]; HHSD IX, S. 387ff.

[145] WAGNER, Pforr, S. 170.

Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.