Kock, N
Kock, N; Kapitänleutnant [ – ] N Kock [ – ] stand 1633 als Kapitänleutnant[1] in braunschweig-lüneburgischen Diensten.
Der Hildesheimer[2] Arzt, Ratsherr und Chronist Dr. Conrad Jordan[3] hielt in seinem Tagebuch unter dem 3./13.12.1633 zur Belagerung der Stadt durch schwedische[4] Einheiten fest: „Heut ward durch den Captein-Leutnand Kock, der Braunschweig.-Schwedische Abgesannter, Rittmeister[5] Wrangel,[6] ein gebohrner Schwed, forsan[7] des General[8] Wrangel[9] Sohn, so alhie den Tractaten beywohnen sollte, kegen Abend eingeholet. Dakegen ward vom hieisigen Rittmeister Gischert d’Hamburg,[10] den man Rankeweiler heißt, hinaus geschickt“.[11]
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[1] Kapitänleutnant [schwed. kaptenslöjtnant, dän. kaptajnløjtnant]: Der Kapitänleutnant war der Stellvertreter des Kapitäns. Der Rang entsprach dem Hauptmann der kaiserlichen Armee. Hauptmann war der vom Obristen eingesetzte Oberbefehlshaber eines Fähnleins verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig u. die eigentlichen militärischen Aufgaben wurden v. seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben u. auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher u. die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- u. Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant u. dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Nach GANTZER, Archivalische Quellen, S. 40, waren 1645 50 Rt. Ranzion (Lösegeld) für ihn aufzubringen. Ein verletzter Kapitänleutnant erhielt nach der Schlacht bei Lützen (1632) auf Weisung Wallensteins 150 fl.; HALLWICH, Briefe und Akten 3. Bd., Nr. 1665, S. 596, Nr. 1666, S. 598.
[2] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff. Zu den Kriegsereignissen in Hildesheim vgl. auch PLATH, Konfessionskampf.
[3] Dr. Conrad Jordan [10.11.1591 Bockenem-23.10.1659 Hildesheim], Chronist, seit 1620 Arzt, seit 1629 in Hildesheim wohnhaft, ab 1635 mehrfach Ratsherr, Stadtarchivar; SCHLOTTER, Acta; SCHLOTTER, Der Rat der Stadt Hildesheim von 1300-1634, in: Norddeutsche Familienkunde Heft 4, 1986, S. 581-585; SCHLOTTER, Die Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Hildesheim 1147-1634, in: Norddeutsche Familienkunde Heft 3, 1979, S. 551-558.
[4] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. 9/10 der Armee Banérs stellten deutsche Söldner; GONZENBACH, Der General Hans Ludwig von Erlach von Castelen II, S. 130. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen u. Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern u. Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Banér bemängelte 1638 Oxenstierna gegenüber landes- u. konfessionsfremde Akteure in seiner Armee; AOSB II/6, S. 570: „Und weil insonderheit der Churfürst der Pfaltz seine trouppen daselbst hat, ohne zweifel spitzfündige Calvinistische gemühter dabey sein, wie den ohne das alle örter daselbst mit überflüssiger auswertiger nation, als Schotten und Engellendern, reformirten officirern, erfüllet, undt derselben mehr als dienstleute vorhanden“. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“. Vgl. auch das Streitgespräch zwischen einem kaiserlich u. einem schwedisch Gesinnten „Colloquium Politicum“ (1632). Zur Einschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen / den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Bettelbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“. CHEMNITZ, Königlich Schwedischen in Teutschland geführten Kriegs 3. Teil, 3. Buch, 9. Kap., S. 37f. (März 1643): „Bey der Schwedischen Armée wolte gleicher gestalt geld die losung sein, und war Sie zwar an Manschafft starck gnug, aber an mitteln über die masse abkommen. Des fusvolcks waren neun Brigaden, vngefehr fünff [S. 38] tausend Man, guter, alter knechte. Die Reuterey ward über dreyzehnen tausend starck geschätzet, jedoch nicht vielmehr als die helffte darunter montiret befunden: Also, das derer beynahe sechstausend zu fusse giengen, vnd die Compagnien so schwach waren, das offt nicht zwantzig pferde bey der Standarde marchiret, ja viel Cornette in den wägen nachgeführet werden müssen. Die Artoleri war mit pferden so schlecht bespannet, das verschiedene, sonderlich die schwere Stücke öffters im felde, vngeachtet man nur zwo Meilen des tags fortgerücket, die nacht über stehen blieben, und erst folgenden tags mit zuthun etlicher Officirer-Pferde ins Haubtquartier geführet worden. Die Officirer waren so dürfftig, das Sie ihren vnterhabenden Reutern vnd Knechten, auf dero instendiges Bitten, mit keinem heller zu ihrer höchsten notturfft, vorigem wol-hergebrachten Kriegsgebrauch nach, auszuhelffen vermochten: Ja Sie musten selbst, zu kümmerlicher ihrer leibsvnterhaltung, einer beym andern Credit suchen; vnd wolte selbiger nunmehr schier auch nicht mehr erfolgen, sondern allerdings abgehen vnd erleschen“. Im Mai 1645 beklagte Torstensson, dass er kaum noch 500 eigentliche Schweden bei sich habe, die er trotz Aufforderung nicht zurückschicken könne; DUDÍK, Schweden in Böhmen und Mähren, S. 160. OSCHMANN, Der Nürnberger Exekutionstag, S. 660-567, Diagram S. 565, geht v. 30 % Schweden/Finnen u. 70 % Deutschen aus. Vgl. auch ERICSON, Die schwedische Armee und Marine, S. 301-307; HÖBELT, Von Nördlingen bis Jankau; REBITSCH; ÖHMAN, KILÍAN, 1648; KAPPELMEYER, Die Obristen der schwedischen Armee.
[5] Rittmeister [schwed. ryttmåstere, dän. kaptajn, tschech. kapitán]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Schwadron, Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung u. Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung u. Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, u. die eigentlich militärischen Aufgaben wurden v. seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler u. Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler u. Plattner 1 Feldkaplan u. 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- u. Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, 175 fl. bei den Kürassierern (1640), den Arkebusieren, Dragonern u. Kroaten 150 fl.; SCHMID, Quellen, S. 157f., während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich dotiert gewesen, in der kursächsischen Armee dagegen mit 174 fl.; MÜLLER, Das Söldnerwesen, S. 13. Nach Gallas‘ Verpflegungsordnung, Zabern, 25.11.1635, waren es 250 fl.; MÜLLER, Schicksale, S. 70. Als kommandierender Rittmeister einer Streifschar einer Besatzung erhielt er auf 1.000 Rt. Beute u. Ranzionierungen quasi als Gefahrenzuschlag 59 Rt. 18 Alb. 4 Heller; HOFMANN, Peter Melander. Nach Banérs Verpflegungsordnung vom 4.10.1634 erhielt bei der Kavallerie ein Rittmeister 20 Rt. 20 Gr. zehntätige Lehnung, bei der Infanterie 1 Rt. 12 Gr. 11. Pf., BLÖTHNER, Der Dreißigjährige Krieg, Östlicher Teil, S. 129f. In der Leipziger Garnison erhielt ein schwedischer Rittmeister 1642/43 monatl. 62 Rt. 12 Gr. u. 33 Rt. für 6 Pferde, 1644 65 Rt. u. 10 Rt. Servis; ZIRR, Die Schweden, S. 802ff. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- u. Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein. Nach GANTZER, Archivalische Quellen, S. 40, waren 1645 200 Rt. Ranzion (Lösegeld) für ihn aufzubringen. Ein verletzter Rittmeister erhielt nach der Schlacht bei Lützen (1632) auf Weisung Wallensteins 300 fl.; HALLWICH, Briefe und Akten 3. Bd., Nr. 1666, S. 598.
[6]Johan Mauritz Hermansson Wrangel, friherre Wrangel af Lindeberg [1653] [16.5.1616 Stockholm-30.1.1665 Munsö], schwedischer Generalmajor, Sohn des Herman Wrangel u. Bruder Carl Gustav Wrangels. Vgl. http://www.adelsvapen.com/genealogi/Wrangel_af_Lindeberg_nr_41; ZIRR, Die Schweden.
[7] forsan: vielleicht.
[8] General: Zumeist als Oberbegriff für alle Generalsränge, z. T. auch nur für Befehlshaber verwendet, wenn eine genauere Zuordnung des Rangs dem Zeitzeugen nicht möglich war oder um in den schriftlichen Zeugnissen Papier zu sparen. Darunter fielen in der Rangfolge „Generalissimus“, „Generalleutnant“, „Feldmarschall“, „Generalfeldzeugmeister“, „General(feld)wachtmeister“ („Generalmajor“ bei den Schweden). Etwa 20 % der bayerischen Generäle hatten sich „von der Pike auf“ hoch dienen müssen, während die Beförderung in der schwedischen Armee je nach Verdienst wesentlich schneller erfolgte. Sowohl in der kaiserlichen als auch in der kurbayerischen Armee spielten Herkunft, Gönner u. verwandtschaftliche Beziehungen („Freundschaft“) eine entscheidende Rolle bei der Karriere. Bereits Anfang 1628 hatte Maximilian I. festgestellt: „An der fromen khaisers gueten intention ist zwar nit zu zweiflen; aber er ist seiner ministrorum bevorab denen, die daß kriegswesen dirigirn und füehren, so wenig mechtig alß dieselbige ihrer soldatesca; die experienz hat bißher gewisen, daß die generales des khaisers und die soldaten der generalen ordinanzen nur so weit in acht nemmen, alß es ihnen gelegen und gefellig. Daher alle ietzige confusiones.“ Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 218, fol. 63: Memorial für Richels Sendung nach Kurmainz, Januar/Februar 1628.
[9] Herman Wrangel [Wrangler, Vrangel] [29.6.1587 Estland-11.12.1643 Riga], Sohn des Hans Wrangel [gest. 1593]; schwedischer Rittmeister (1608), Obrist (1616) u. Feldmarschall (1621-1638), seit 1630 Reichsrat, 1643 Generalgouverneur v. Livland. Vgl. auch die Erwähnungen bei BACKHAUS, Brev 1-2; ZIRR, Die Schweden. Vgl. http:/www.historiesajten.se/visainfo.asp?id=78.
[10] Gischert d‘Hamburg, genannt Rankeweiler [ – ], braunschweig-lüneburgischer Rittmeister.
[11] SCHLOTTER, Acta, S. 108.
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