Kotz [Kolz] von Metzenhoven [Metzenhof], Emanuel; Obrist [31.1.1604–21.12.1665] Kotz stand als Obrist[1] in hessen-kasselischen Diensten.[2]
Zwischen 1633 und 1641 war Kotz unter Johann von Geyso[3] Stadtkommandant der Festung Dorsten.[4]
Kotz [Kolz] von Metzenhoven stand zunächst unter dem Kommando des Josias von Rantzau.[5]
„Wir müssen noch einen Blick auf den zweiten Versuch Frankreichs [den ersten hatte Ovelacker[6] unternommen; BW] werfen, in Nordwestdeutschland ein eigenes Heer aufzustellen – ein Vorhaben, das erst 1645-1646 durch Bönninghausen[7] verwirklicht wurde. Der Holsteiner Josias von Rantzau, ‚eine der abenteuerlichsten Gestalten in dem militärischen Unternehmertum seiner Zeit‘,[8] wurde im März 1637 durch König Ludwig XIII. von Frankreich mit der Aufgabe betraut, in Westfalen Truppen zu werben, die den Landgrafen Wilhelm[9] unterstützen sollten. ‚Es war das erste Mal, daß das französische Lilienbanner in Westfalen wehte‘.[10] Obwohl Rantzau reichlich französische Geldmittel zuflossen, war seine Werbung nahezu erfolglos, da ihm Lauf-[11] und Musterplätze mangelten. Nach einem Vierteljahr hatte er erst 600 bis 700 Mann beisammen, die schwere Ausschreitungen begingen. In Ostfriesland fand sich für ihn kein ausreichendes Tätigkeitsfeld. Rantzau verließ Anfang September die Armee, angeblich weil seine kürzlich vollzogene Heirat und Privatinteressen seine Abreise nötig machten, und bat den Landgrafen, seine Kompanien[12] in den hessischen Heeresverband aufzunehmen. Die Obristen von Schack[13] und von Kotz wurden daraufhin mit etwa 800 bis 900 Mann der hessischen Streitmacht einverleibt. Das war das Ende dieser großangelegten französischen Werbung, von der selbst Baner[14] angenommen hatte, sie würde den Protestanten einen Kräftezuwachs von etwa 12 000 Mann bringen. Rantzau selbst wurde 1645 Marschall von Frankreich“.[15]
Kotz war dann hessen-kasselischer Obrist. Er brachte die „holländischen Franzosen“, in französischem Auftrag mit französischem Geld angeworbene staatische Söldner, die der hessen-kasselischen Armee eingegliedert wurden und einen sehr schlechten Ruf genossen.1[16] Im Februar 1641 war er Kommandant in Essen,[17] wo er wie bereits in Hattingen[18] Befestigungsarbeiten durchführen ließ.[19]
„Anfang Juli [1641; BW] kam zum erstenmal Hatzfeld[20] mit seinem Generalstab[21] nach Dortmund.[22] Er unternahm von hier aus die Belagerung und Eroberung Dorstens[23] (Juli-Sept. 1641)“.[24] Das „Theatrum Europaeum“[25] berichtet: „Die Wolfenbüttelische[26] Belägerung / und daß die Schwedischen[27] wegen der Käis. Armada Gegenwart genug zu thun gehabt / hat verursachet / daß Herr General von Hatzfeld Dorsten im Julio vom weitem zu belägern angefangen / darzu der Herr von Vehlen[28] im Eingang deß Monats / als unten folgen wird / zu Münster[29] gemustert / und das Geschütze darzu / samt Feuermörseln[30] die Stadt hergegeben hat[31] : und lag der von Hatzfeld gegen dem Ende Julii auff eine Stunde nahe von Dorsten / aber auß Calcar[32] kamen noch 400. Hessische hinein / daß sie sich also bey 2000. starck darinnen befunden haben.
Die Belägerten [Johann v. Geyso mit 2.000 Mann; BW] gehalten wurde bekamen von ihrem Generalen dem Herrn Grafen von Eberstein[33] / mit Vertröstung gewissen Entsatzes / ernstlichen Befelch / sich biß auffs äußerste zu wehren. Darauff machten sie / benebens guter Ordnung / unterschiedliche Durchschnitte / liessen alle ledige Häuser und Ställe abbrechen / und für die Soldaten am Wall Hütten dahin bauen / auch führeten sie äussere Werck im Angesicht ihres Feindes / thäten außfallen und und ruinirten ihm eine Battery[34] vor der Lipp-Pforten / zerstiessen einen halben Canon[35] / und einen andern halben zersprengten sie.
Der von Hatzfeld liesse 3. Brücken auff die Lippe schlagen / ums Läger Schantzen[36] auffwerffen / dieselben mit Cortinen[37] zusammen zu schliessen : auch wurden noch vier halbe Carthaunen und zween Feuermörser auß Käiserswerth[38] Eingangs Augusti dahin gebracht : nicht weniger in kurtzer Zeit 3. Battereyen gemacht. Es judicirte eine qualificirte Person von dieser Belägerung mit Verwunderung / daß man sie um diese Zeit vornehmen möge : Angesehen die darinnen ligende / Obr. Geiß / und Obr. Kotz / mit andern guten Officirern und 2000. guter Soldaten / auch mit allerhand Nothdurfft überflüssig versehen wären : hergegen grosser Mangel im Hatzfeldischen Läger sey / das Volck auch unter der Befahrung ankommenden Entsatzes sehr außrisse.
Bald kam Bericht / der Freyherr von Veelen hätte die an der Lippe gelegene Schantze erobert / und hoffe der von Hatzfeld innerhalb 14. Tagen sich der Vestung zu bemächtigen : Man schriebe um den 15. Augusti auß Cölln[39] / wann kein Succurs[40] komme / so sey sie verlohren. Es wurde auch der Ort hart beschossen : und ob wol eine Hessische Parthey von 300. Man / sampt andern Statischen Volck / deß Obr. Meuters[41] Convoy / so mit Munition und Proviant / von Käiserswerth auch nach dem Läger gehen sollten / auffgewartet / so hatte es doch damit den Außschlag / daß besagter Obrist Meuter diese Parthey beym Deisberger Busch bemeisterte / alle Hessischen nieder machte / und die Statische gefangen ins Läger brachte. Die darinnen wehreten sich zwar noch immer tapffer / und wurden Verwundete täglich nach Dortmund gebracht / es hatte aber der von Hatzfeld um den 11. Septembr. sich allbereit der äussern Werck bemächtiget / und bestunde Hatzfeldischen theils mit einander auff einen General-Sturm : doch wurde um den 25. ejusdem noch immer an völliger Bress[42] geschossen / darzu man aus Cölln im Ende Augusti bey 2000. Kugeln gelieffert hatte. Es sollte aber die Bresse nächsten Tags an zwey Orten / an einem von 2000. Musquetierern[43] / an dem andern 1500. Schußfreyen Curassirern[44] / unter auffgesetzten Sturm-Hüten[45] / angelauffen[46] werden.
Um den 14. Septembr. wurde ein gemeiner Sturm gethan / deme ein General-Sturm nachfolgen sollte / der von Hatzfeld aber schickte zuvorn dem Commendanten einen Trompeter[47] / mit Erinnerungs-Schreiben / es darzu nicht kommen zu lassen / sondern guten Accord[48] anzunehmen. Dieweil dann keine zeitliche Entsatzung mehr zu hoffen / und der Graben an der Lipp-Pforten allbereit so wol außgefüllet war / daß eine Comp. in Ordnung darüber marchiren können / dannenhero es die Belägerten auff keinen General-Sturm verantwortlich setzen dörffen : als ist der Accord angenommen / und derselbe den 18. dieses mit Gebung beyderseits Geisseln geschlossen worden / und zogen die Hessischen den 19. deß Mittags mit Sack und Pack / fliegenden Fahnen / Ober-[49] und Unter-Gewehr[50] / Kugeln im Munde / 2. Stück Geschützes auß / hergegen nahme das Hatzfeldische Leib-Regiment[51] seinen Einzug“.[52]
Nach dem Verlust der Festung Dorsten zog Kotz mit der Armee weiter in das linksrheinisch-kurkölnische Territorium und wurde dort nach der Einnahme der Stadt Neuss,[53] die durch Hessen-Kassel zum niederrheinischen Hauptquartier und zur Festung ausgebaut wurde, in der Nachfolge Herzog Friedrichs von Württemberg-Neuenstadt[54] Kommandant der Stadt.
„Die Stadt Neuß war durch diese Entwicklung [die Niederlage Lamboys bei Kempen[55] am 17.1.1642 und den Vormarsch der französisch-hessischen Truppen, BW] in die größte Gefahr geraten. Nur längs des Rheins bestand noch eine schmale Verbindung nach Köln und Bonn,[56] die aber spätestens nach dem 23. Januar [1642] auch nicht mehr vorhanden war, als die Franzosen einen engen Belagerungsring um die Stadt legten. Neuß hatte beim Nahen der feindlichen Truppen zunächst eine Verstärkung durch kurkölnische Landsknechte unter Obristleutnant[57] Paßmann[58] abgelehnt, dann aber, als die Franzosen mit der Beschießung begannen, bereits am 27. Januar unter ‚liederlichen Bedingungen‘, wie Hatzfeldt an den Kaiser[59] schrieb, kapituliert. Zu Beginn des Feldzuges war geplant, Neuß gegen eine bestimmte Summe Geld nicht zu besetzen. Jetzt aber aber machten es die Kriegsnotwendigkeiten erforderlich, in die Stadt eine starke Garnison zu legen. Auf den ersten Kommandanten der Stadt, den Herzog [Friedrich] von Württemberg, folgte bald der hessische Obrist Kotz. Neuß blieb länger als irgendein anderer Ort am Niederrhein hessische Garnison, erst 1651 rückten die letzten Hessen ab“.[60]
„Das Gebiet nördlich der Erft wollten die Verbündeten nicht so kampflos preisgeben wie den südlichen Raum. Mit großen Anstrengungen wurden daher Neuß und Uerdingen[61] befestigt. Das hierfür erforderliche Material, vor allem Schüppen, sollte in Düsseldorf[62] eingekauft werden. Eine Belohnung für den Stadtkommandanten war vorgesehen, falls irgendwelche Schwierigkeiten bei der Lieferung auftreten würden. In Neuß litten die Befestigungsarbeiten an fehlender Verpflegung für die Soldaten, der dortige Stadtkommandant Kotz befürchtete, daß die Soldaten davonliefen. Auch eine holländische Kompanie war in Neuß eingesetzt., die aber wegen der schlechten Bezahlung nur mit Mühe an die Arbeit zu bringen war. Vor allem sollte in Neuß das Ravelin[63] vor der Zollpforte ausgebaut werden. Kotz bat deswegen um Zusendung des Ingenieurs v. Deyl und anderer Werkmeister, da sonst die Arbeiten nicht bis zum Sommer fertiggestellt würden. Zur Auffüllung der Kassen schlug Eberstein gleichzeitig Hatzfeldt vor, einige Gefangene ‚zur Verhütung der auf die Gefangenen gehenden Unkosten‘ auszutauschen; da Eberstein mehr Gefangene als Hatzfeldt besaß, sollte die Differenz durch Geld ausgeglichen werden“.[64]
„Trotz der größeren Bewegung, die Jan von Werth[65] an den Rhein brachte, kam es zu keiner Entscheidung. Man zögerte, beobachtete sich weiterhin gegenseitig und hoffte, die Hilfe für den Feind werde länger ausbleiben als die eigene, wie der hessische Kommandant Kotz aus Neuß an Krosigk schrieb“.[66]
„So wurde Neuß tatsächlich das erste Hauptziel der Kaiserlichen. Während Sparr[67] von Gladbach[68] aus einen Angriff auf Haus Oedt[69] plante, die Umgebung zu diesem Zweck inspizierte und die Häuser Millendonck[70] und Odenkirchen[71] besetzte, rückten die Kaiserlichen mit starken Kräften gegen Neuß vor. Hocherfreut war Erzbischof Ferdinand[72] über diese Nachricht; Neuß war ihm wichtiger als Düren, vor allem wegen der Nähe zu Kaiserswerth und Düsseldorf. Er war bereit, Pulver und Hafer zur Verfügung zu stellen. Am 13. Oktober wurde die Garnison in Neuß, die unter dem Kommando des Obristen Kotz stand, durch Umleitung der Erft von der Wasserzufuhr abgeschnitten, kaiserliche Infanterie und Kavallerie lag bei Gnadenthal,[73] Kotz machte sich auf eine Umzingelung der Stadt gefaßt. Zwei Tage später erreichte Eberstein in Coesfeld die Nachricht, daß gleichzeitig mit der Belagerung von Neuß bayerische Truppen am 20. Oktober vor Düren erschienen waren. Die hessische Position am Niederhein drohte verlorenzugehen. Die Verbündeten planten daraufhin einen Entlastungsangriff auf Meppen, um die hessischen Garnisonen von dem kaiserlichen Druck zu entlasten. Guébriant erwog, Eberstein möge sich mit starken Truppen in Linn aufstellen, um Hatzfeldts Pläne auf Neuß zu durchkreuzen.
Jedoch, es bedurfte keiner Gegenmaßnahmen der Verbündeten. Am 18. Oktober [1642] rückten die Kaiserlichen überraschend von Neuß ab. Denn in Wien war man der Ansicht, es sei für die Hatzfeldsche Armee besser, den Niederrhein zu verlassen, als wenn sie ‚vor Neuß Ihrer Kurfürstlichen Durchlaucht zu Köln zu Gefallen mit Hunger und Kummer lang vergebens hätte stehen müssen‘ „.[74]
1643 bemächtigten sich hessen-kasselische Truppen mit Unterstützung der staatischen Besatzung von Maastricht[75] des Schlosses Gronsveld[76] und begannen dort Verschanzungen anzulegen, in der Absicht, von diesem Stützpunkt aus die Umgebung zu verwüsten und Kontributionen[77] einzutreiben.[78] Wahrscheinlich waren es in französischem Auftrag angeworbene staatische Söldner, die einen sehr schlechten Ruf genossen,[79] oder um die von dem Holsteiner Josias von Rantzau, der ab März 1637 von Ludwig XIII. dazu beauftragt worden war, in Westfalen geworbenen Truppen.[80] Die unter den Obristen von Schack und von Kotz dienenden 800-1.000 Mann wurden dann dem hessen-kasselischen Heer einverleibt.[81]Werth nahm daher mit Wahl[82] und Velen Düren[83] ein, wo ebenfalls staatische Verbände einquartiert waren, und vernichtete sie.[84] Kurfürst Ferdinand von Köln, in dessen Diensten der Besitzer des Schlosses, Graf Jost Maximilian von Gronsfeld, bei den Verhandlungen um die geplante Kreisdefension zu dieser Zeit stand, sammelte Truppen aus Lüttich.[85]
Verstärkt durch Aachener Bürger erschienen die Truppen des Kölner Kurfürsten überraschend am 16.7.[86] um acht Uhr morgens vor Schloss Gronsveld, das am 26.6. von etwa 100 Mann, die angeblich in hessischen Diensten standen, eingenommen worden war, die das Lütticher Land kontribuierten, Dörfer ausraubten und ihre Beute vorwiegend nach Maastricht und Beek[87] brachten, teils als ehemalige Banditen in französischen Sold (1641), danach als „Hessen“ in kaiserlichen Diensten, dann von den Generalstaaten besoldet, bezeichnet. Wahrscheinlich waren es staatische Truppen, die aus Neutralitätsgründen Frankreich zur Verfügung gestellt worden waren.[88] Dabei handelte sich um die „holländischen Franzosen“, d. h. von Kotz von Metzenhoven, seit 1642 Stadtkommandant von Neuss,[89] kommandiert wurden.
Die Übergabe des Schlosses wurde zunächst abgelehnt, da es nach Aussage des Kommandanten, Rittmeister[90] Kavenberg, weder an Pulver noch an Kugeln fehlte. Nach nur 25 Kanonenschüssen war die Besatzung zum Akkord bereit, der jedoch nicht eingehalten wurde, als dreihundert Mann aus Aachen,[91] in kaiserlichen Diensten stehend, in das Schloss eingedrungen waren.[92] Die Erbitterung über die Übergriffe der Besatzung war so groß, dass nach der Übergabe des Schlosses alle hessen-kasselischen Soldaten „nackend ausgezogen“ und 75 von ihnen ermordet wurden.[93] Dem Kommandanten Kavenberg, der in dem begründeten Verdacht stand, mit den frankreichfreundlichen „Grignoux“ aus Lüttich[94] – die 1646 den Wahlsieg über die spanienfreundliche Partei davon tragen sollten, die wahrscheinlich aus Angehörigen der spanienfreundlichen, Ferdinand ergebenen „Chiroux“ der in zwei Lager gespaltenen Stadt, zudem Zentrum der südniederländisch-niederrheinischen Militärgüterproduktion, bestand – wurde ein schneller Prozess gemacht: Er wurde zum Fenster hinaus erhenkt.[95]
Im Oktober 1643 berichtete Ferdinand von Köln Zahrádetzký[96] von der Eroberung Ringsheims[97] durch Kotz.[98] Der Historiograph und Habsburg-Anhänger Wassenberg[99] hält in seinem 1647 erneut aufgelegten „Florus“ auch die Wiedereinnahme durch Truppen Ferdinands von Köln fest: „Die Hessische haben sich der Zeit vnterm Obristen Kotzen im Stifft Cölln tapffer gebrauchet / vmb dasselbe völlig zu Geldcontribution zu bringen / welches auch geschehen / vnd zwar nicht ohne mercklichen grossen Schaden der armen Leute / gestalt etliche Dörffer vnnd adelische Häuser gantz außgeplündert / vnd viel gefangene mitgenommen worden.
Dabey ist es nicht verblieben / sondern haben sich weiter deß vesten Hauses Rheinsheim[100] bemächtiget / vngeacht dasselbe mit 4. Wassergräben / deren drey rund umbher gehen / versehen / darauff sie einen grossen Vorrath an Früchten befunden. Diesen orth widerumb zu gewinnen / liessen Ihr. Churfürstliche Durchl. zu Cölln dern Volck von allen Orten zusammen ruffen / auß Beysorge / daferrn den Hessischen / sich solches Orts etwas fest zu setzen / zeit vnd raum sollte gelassen werden / sie alsdann ohn besondere grosse mühe nicht außzujagen seyn möchten. Vmb deßwillen als 3. Churfürstl. Compagny zu Pferd vnnd vngefähr tausend Mann zu Fuß vnterm geleitt deß von Geleen mit Stücken davor ankommen / vnd die darin solches gesehen; hat der Hessische Fändrich[101] / Befehlhaber daselbsten / vnangesehen noch nicht ein schuß auff ihn beschehen / sich zu einem Accord angebotten / vermög dessen er alsobald sonder Gewähr außziehen müssen. Ob nun wol die Hessische im anzug / solchen Ort zu entsetzen / kamen sie doch viel zu spat / vnd war die übergab allbereit vollzogen“.[102]
Über Kotz berichtet der katholische Chronist Johannes Wilmius [1585, gest. als Dekan des Stiftes Kaiserswerth 1655] aus Kempen:[103] „Im gleichen Monat [Juni 1644; BW] war der Kommandant von Neuß mit Namen Kolz mit 600 Fußsoldaten und 300 Reitern in das Jülicher Land zum Beutemachen eingefallen. Auf diesen Raub aufmerksam geworden, machte der General des westfälischen Kreises, der Herr in Glen,[104] den Konrad Dermisten, einen Reiteroffizier in Zons[105] und den Oberstwachtmeister Johannes von Burg, der mit dem Regiment des Jacob von Ketten in Brühl[106] lag, gegen sie mobil. Bei Bedburg[107] trafen sie die ersten Vorposten des Feindes und stießen bei Jüchen[108] auf das Gros, das mit ungeheurer Beute daherzog. Nach einem schneidigen Angriff nahmen sie den Neußer Kommandanten Kolz mit allen seinen Offizieren, etwa 20 an der Zahl, gefangen, dazu noch 426 einfache Soldaten. Der Rest wurde zusammengehauen. Die Gefangenen wurden nach Brühl gebracht und Seiner Durchlaucht dem Kurfürsten übergeben. Auf Fürbitte der Väter der Gesellschaft Jesu wurde Kolz, der zu diesen Ordensleuten immer sehr tolerant gewesen war, ohne Lösegeld freigelassen“.[109] In der Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 – 1675] heißt es: „Weinigh dagen defoeren, benaentlick den 18 dito, hebben die keiserschen, so ut Soons, Broel ende andere nast umher gelegenne | keisersche garnesonen, under’t geleet van den ritmeister Conraat van Snisten vergaedert synde, ende noch ungefer ein confoy, so by gefalle ut Westphalen gekommen was, by haer gekregen hebbende, 600 Hessesche te vote ende 2 a 300 ruters, so under’t geleet van den oversten Kotz, commendant tot Nuis, umme in’t lant van Gulick vor die contributie te executeren, andere wilden up sekeren anslagh, utgegaen synde, niet wyt van Iuchgen[110] angetroffen ende t’enemal geslagen, gefangen bekommende den voerseyden oversten Kotz, 1 Major,[111] 2 ritmeisters, 3 capiteins,[112] 4 fendrighs, 6 cornetz[113] ende luitenantz,[114] neffens einige ander geringere officeren ende umtrent 420 gemeine | ruters en soldaten ende umtrent 70 doot slaende“.[115]
Wassenberg schreibt: „Dieser Zeit ist de[n] Hessischen auß Neuß / Lynen[116] / vnd andern Orten mehr / abermals ein häßlicher streich versetzt worden. Dann nach dem dieselbe in 4 biß 500. starck / zu Roß vnd Fuß / vnterm Begleite deß Obristen Kotzen Befehlshaber in Neuß / außgangen / vmb im Lande von Gülich exsecution zu thun; solches aber der Keyserliche General FeldMarschall Gottfried Huyn von Geleen erfahren; hat er ihnen / als sie jetzt mit vielen gefangenen Haußleuten vnnd Viehe im rückweg gewesen / aufflauren lassen / da dann die Hessischen von diesem ihrem gegentheil angetroffen / vnnd zertrennet worden / daß dannenher besagter Obrister Kotz / 1. Major / 2. Rittmeister / 2. Hauptleute / 4 Fändrich / 6. Leutenante vnd Corneten / 20. Vnterbeampten / 2. Trompeter / vnd bey 300. theils Reutter theyls Fußvolck gefangen nach Brühl gebracht worden / 40. aber auffm Plaß geblieben / vnd den 60. harte verwundung empfangen“.[117]
Kotz zog vermutlich 1651 mit den letzten hessen-kasselischen Truppen aus Neuss ab. Beim Einzug von Kurfürst Karl I. Ludwig zur Kaiserwahl 1658 in Frankfurt am Main[118] wird in einer Beschreibung von Caspar Merian, der Sohn und Schüler Matthäus Merians ein „Emanuel Kotz von Metzenhofen / geheimer Rath / Obrister vnd Oberambtman zu Oppenheim“ erwähnt.[119]
[1] Obrist: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nicht anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S.388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[2] „Armee ohne Land“: PRESS, Hessen, S. 312 über die Armee der Landgrafschaft Hessen-Kassel. Nach den Zahlen bei BETTENHÄUSER, Die Landgrafschaft Hessen, S. 17, müsste jeder 4. Einwohner der Landgrafschaft Soldat gewesen sein. Hessen-Kassel unterhielt bei einer Einwohnerzahl v. 70.-80.000 eine Armee v. insgesamt 18.000 Mann, die nur durch Kontributionen in den besetzten Gebieten erhalten werden konnte; ein typischer Fall v. Überrüstung. Laut Dorstener Vertrag hatte Amalie von Hessen-Kassel eine Armee v. 7.000 Mann zu Fuß u. 3.000 Reitern zu unterhalten; dafür zahlte Frankreich jährlich 200.000 Rt.; Staatsarchiv Marburg 4 f Frankreich Nr. 55; Bibliothèque Nationale Paris Manuscrit français Nr. 17885.
[3] Johann v. Geyso [Geiß, Geiso, Geyß, Geyße, Giese, Gyse, Geihe, Geisse, Grese] [29.1.1593 Borken-1.5.1661 Kassel], hessen-kasselischer Generalleutnant.
[4] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.
[5] Josias v. Rantzau [Rantzow] [18.10.1609 Bothkamp – 14.9.1650 Paris], dänischer, später französischer Generalleutnant.
[6] Dietrich Ovelacker [Overlak, Osterdorffer, Offenbach] [ – ], französischer Obrist.
[7] Lothar Dietrich Freiherr v. Bönninghausen, [ca. 1598 Apricke – 13.12.1657 Schnellenberg], in ligistischen, kaiserlichen, spanischen u. französischen Diensten, zuletzt Feldmarschallleutnant. Vgl. LAHRKAMP, Bönninghausen.
[8] GEYSO, Beiträge III, S. 128; ALTMANN, Wilhelm V., S. 168ff.
[9] Vgl. ALTMANN, Wilhelm V.; PETRI, Das Militärwesen von Hessen-Kassel; GEYSO, Beiträge I-III.
[10] ROTHERT, Westfälische Geschichte Bd. 2, S. 170.
[11] Laufplatz: ein von den Städten und Territorien gefürchteter Platz zur Musterung und Einstellung von Landsknechten oder Söldnern im 16. und 17. Jahrhundert, dessen Einrichtung man nach Möglichkeit zu verhindern suchte. Der militärische Unternehmer richtete einen Platz, meist in der Nähe einer Stadt, in deren Wirtshäusern oder in Landstrichen ein, die wegen ihrer wirtschaftlichen Krisensituation als besonders geeignet galten, ein, an dem sich die von Werbern mit einem Handgeld geworbenen Söldner oder Rekruten einfanden. Wenn sie gemustert und für tauglich befunden wurden, wurden sie durch den Musterschreiber in Musterrollen eingeschrieben und an ihren Bestimmungsort verbracht. Die Heeresunternehmer hatten ein Werbepatent, das sie zur Stellung einer festgelegten Anzahl von Soldaten verpflichtete. Konnte die Anzahl nicht erreicht werden, mussten die Werbegelder vom Kriegsunternehmer aus eigener Tasche zurückgezahlt werden. Im Laufe des Krieges wurden so viele Neuanwerbungen notwendig, dass die Werbung trotz steigender Werbegelder immer schwieriger wurde, so dass sich erzwungene Werbungen häuften. BURSCHEL, Söldner, S. 126f.). LANGER, Hortus, S. 92f. Vgl. die selbstkritischen Äußerungen des schottischen Söldners Sir James Turner [1615-1686; vgl. MURDOCH (Hg.), SSNE ID: 63], Memoirs, S. 14: „I had swallowed without chewing, in Germanie, a very dangerous maximie, which militarie men there too much follow; which was, that so we serve our master honnestlie, it is no matter what master we serve; so, without examination of the justice of the quarrel, or regard of my dutie to either prince or countrey, I resolved to goe with that ship I first rencounterd”.
[12] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[13] N Schack [ – August 1644 ?] hessen-kasselischer Obrist.
[14] Johan Banér [Bannier, Panier, Panner] [23.6./3.7.1596 Djursholm-20.5.1641 Halberstadt], schwedischer Feldmarschall.
[15] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 323f.
[16] Staatsarchiv Marburg PA 4 h 173 (Ausfertigung): Bürgermeister u. Rat v. Kempen an Amalie Elisabeth [vor 1644 VIII 25/IX 04].
[17] Essen; HHSD III, S. 213ff.
[18] Hattingen [Ennepe-Ruhr-Kreis]; HHSD III, S. 295f.
[19] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 224.
[20] Melchior Reichsgraf Hatzfeldt v. Gleichen [20.10.1593 Crottorf-9.11.1658 Schloss Powitzko bei Trachenberg/Schlesien], kaiserlicher Feldmarschall.
[21] Generalstab: die Summe aller ranghohen Offiziere, die der obersten militärischen Führung zuarbeiten. Der Generalstab umfasste das Quartieramt, die Kriegskanzlei, die Generaladjutantur, das Kriegskommissariat, das Kriegszahlamt, die Generalauditoren, den Generalprofos, die Feldapotheke, das Feldpostamt und die Generalwagenmeister. 1640 sollen der General- und Hofstab Piccolominis 1200 Personen umfasst haben; SCHMIDT, Der protestantische Aischgrund, S. 38.
[22] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.
[23] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.
[24] STEFFEN, Dortmund, S. 63.
[25] Vgl. BINGEL, Das Theatrum Europaeum; SCHOCK; ROßBACH; BAUM, Das Theatrum Europaeum.
[26] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[27] schwedische Armee: Trotz des Anteils an ausländischen Söldnern (ca. 85 %; nach GEYSO, Beiträge II, S. 150, Anm., soll Banérs Armee 1625 bereits aus über 90 % Nichtschweden bestanden haben) als „schwedisch-finnische Armee“ bezeichnet. Die Unterscheidung zwischen der „Royal-Armee“, die v. Gustav II. Adolf selbst geführt wurde, u. den v. den Feldmarschällen seiner Konföderierten geführten „bastanten“ Armeen erscheint angesichts der Operationen der letzteren überflüssig. Nach LUNDKVIST, Kriegsfinanzierung, S. 384, betrug der Mannschaftsbestand (nach altem Stil) im Juni 1630 38.100, Sept. 1631 22.900, Dez. 1631 83.200, Febr./März 1632 108.500, Nov. 1632 149.200 Mann; das war die größte paneuropäische Armee vor Napoleon. Schwedischstämmige stellten in dieser Armee einen nur geringen Anteil der Obristen. So waren z. B. unter den 67 Generälen und Obristen der im Juni 1637 bei Torgau liegenden Regimenter nur 12 Schweden; die anderen waren Deutsche, Finnen, Livländern, Böhmen, Schotten, Iren, Niederländern und Wallonen; GENTZSCH, Der Dreißigjährige Krieg, S. 208. Vgl. die Unterredung eines Pastors mit einem einquartierten „schwedischen“ Kapitän, Mügeln (1642); FIEDLER, Müglische Ehren- und Gedachtnis-Seule, S. 208f.: „In dem nun bald dieses bald jenes geredet wird / spricht der Capitain zu mir: Herr Pastor, wie gefället euch der Schwedische Krieg ? Ich antwortet: Der Krieg möge Schwedisch / Türkisch oder Tartarisch seyn / so köndte er mir nicht sonderlich gefallen / ich für meine Person betete und hette zu beten / Gott gieb Fried in deinem Lande. Sind aber die Schweden nicht rechte Soldaten / sagte der Capitain / treten sie den Keyser und das ganze Römische Reich nicht recht auff die Füsse ? Habt ihr sie nicht anietzo im Lande ? Für Leipzig liegen sie / das werden sie bald einbekommen / wer wird hernach Herr im Lande seyn als die Schweden ? Ich fragte darauff den Capitain / ob er ein Schwede / oder aus welchem Lande er were ? Ich bin ein Märcker / sagte der Capitain. Ich fragte den andern Reuter / der war bey Dreßden her / der dritte bey Erffurt zu Hause / etc. und war keiner unter ihnen / der Schweden die Zeit ihres Lebens mit einem Auge gesehen hette. So haben die Schweden gut kriegen / sagte ich / wenn ihr Deutschen hierzu die Köpffe und die Fäuste her leihet / und lasset sie den Namen und die Herrschafft haben. Sie sahen einander an und schwiegen stille“.
Zur Fehleinschätzung der schwedischen Armee (1642): FEIL, Die Schweden in Oesterreich, S. 355, zitiert [siehe VD17 12:191579K] den Jesuiten Anton Zeiler (1642): „Copey Antwort-Schreibens / So von Herrn Pater Antoni Zeylern Jesuiten zur Newstadt in under Oesterreich / an einen Land-Herrn auß Mähren / welcher deß Schwedischen Einfalls wegen / nach Wien entwichen/ den 28 Junii An. 1642. ergangen : Darauß zu sehen: I. Wessen man sich bey diesem harten und langwürigen Krieg in Teutschland / vornemlich zutrösten habe / Insonderheit aber / und für das II. Was die rechte und gründliche Ursach seye / warumb man bißher zu keinem Frieden mehr gelangen können“. a. a. O.: „Es heisst: die Schweden bestünden bloss aus 5 bis 6000 zerrissenen Betellbuben; denen sich 12 bis 15000 deutsche Rebellen beigesellt. Da sie aus Schweden selbst jährlich höchstens 2 bis 3000 Mann ‚mit Marter und Zwang’ erhalten, so gleiche diese Hilfe einem geharnischten Manne, der auf einem Krebs reitet. Im Ganzen sei es ein zusammengerafftes, loses Gesindel, ein ‚disreputirliches kahles Volk’, welches bei gutem Erfolge Gott lobe, beim schlimmen aber um sein Erbarmen flehe“.
[28] Alexander II. Graf v. Velen u. Megen, Herr zu Raesfeld [1599-10.10.1675], kurkölnischer Generalwachtmeister.
[29] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[30] Feuermörser: Geschütz, dessen Rohre aus geschmiedeten Schienen bestanden, die, wie bei einem hölzernen Fass, durch eiserne Reifen zusammen galten wurden. Bei einem Kaliber von bis zu einem Meter Durchmesser waren die Feuermörser bis zu 2, 50 m lang und wurden vor dem Abschuss in die Erde eingegraben. Ihre Stahlkugeln hatten eine sehr steile Flugbahn, man konnte mit ihnen also hinter Mauern schießen. Nach Pflummerns Aufzeichnungen konnte man mit ihnen Kugeln von 100 Pfund und mehr werfen; SEMLER, Tagebücher, S. 68. Vgl. auch die Abbildung bei FREYTAG, Der Dreißigjährige Krieg Bd. 1, S. 89.
[31] Nach LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 97, waren es zwei Geschütze.
[32] Kalkar [LK Kleve]; HHSD III, S. 374f.
[33] Kaspar Graf v. Eberstein [Everstein] [6.1.1604 -18./28.10. oder 11./21.10.1644 Oldersum], hessen-kasselischer Generalleutnant.
[34] Batterie: Geschütze wurden zu Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen nannte man Batterie. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]
[35] Kartaune, halbe: langläufiges Geschütz mit großer Reichweite, Rohrlänge 22-faches Kaliber (15 cm), schoß 24 Pfund Eisen. Das Rohrgewicht betrug 40-45 Zentner, das Gesamtgewicht 70-74 Zentner. Als Vorspann wurden 20-25 Pferde benötigt. ENGERISSER, Von Nördlingen, S. 579. Das Material und der Feuerwerker-Lohn für den Abschuss einer einzigen 24-pfündigen Eisenkugel aus den „Halben Kartaunen“ kostete fünf Reichstaler – mehr als die monatliche Besoldung eines Fußsoldaten“. EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 81.
[36] Schanze: geschlossenes, auf dem Feld angelegtes Erdwerk, zur Belagerung und zur Verteidigung. Schanzgräber waren für die Anlage von Belagerungs- und Verteidigungswerken zuständige Arbeiter (Schanzbauern), die im Tross des Heeres mitzogen und dem Schanzmeister unterstanden. Sie waren weitgehend verachtete Menschen, die in der sozialen Hierarchie der Heere nur wenig über den Prostituierten standen und schlecht bezahlt wurden. Auch verurteilte Straftäter wurden zu Schanzarbeiten herangezogen. Diese „Condemnatio ad opera publica“, die Verurteilung zu Schanzarbeiten, war als Todesstrafe in absehbarer Zeit gedacht. Bürger und Geistliche der besetzten Städte sowie Klosteruntertanen, die zu diesen Arbeiten verpflichtet bzw. dafür ausgelost wurden, empfanden diese schwere Arbeit als ehrenrührig und entzogen sich ihr durch die Flucht. Um seine eigenen Truppen zu schonen, zwang Johann von Götz bei der Belagerung der Feste Marienberg (Würzburg) eine große Anzahl von Bauern der Umgebung, Schanzarbeiten zu verrichten, ‚vnd die Stücke, die Er mit Pferden nicht dahin bringen konnte, hinauffzuziehen: Worüber dan viele todt geblieben, vnd daher die Bauren aller orten sich häuffig absentiret vnd verlauffen‘ (CHEMNITZ, Königlich Schwedichen […] II, S. 581). Im schwedischen Heer wurden dazu bevorzugt die ohnehin sozial deklassierten Finnen eingesetzt (vgl. auch TOEPPEN, Hoppes Chronik, S. 77). Reichskanzler Oxenstierna hatte auch den Frankfurtern die Verpflichtung der Bettler zum Festungs- bzw. Schanzenbau empfohlen. Im 17. Jahrhundert wurden zunehmend auch Soldaten durch die Aufnahme der Schanzpflicht in die Artikelbriefe für Schanzarbeiten herangezogen; ein Versuch der Fürsten, ein bisher ungenutztes Reservoir an billigen Arbeitskräften zu erschließen, eine Reaktion auf die neuen militärischen Erfordernisse (Belagerungs- und Grabenkrieg, Ausbreitung der Festungen) und Ausdruck des fürstlichen Willens, die Soldaten körperlich, geistig und sittlich zu disziplinieren (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 138, 255).
[37] Kurtine: Teil eines Walles, der zwei Bastionen verbindet, oft durch ein vorliegendes Werk (Ravelin) gedeckt.
[38] Kaiserswerth [Stadt Düsseldorf]; HHSD III, S. 371f.
[39] Köln; HHSD III, S. 403ff.
[40] Sukkurs: Hilfe, Ersatz; Beistand, Nachschub.
[41] Lambert [Lamprecht] v. Velrath [Fellrod, Fallenrath], gen. Meutter [Meuter] [ – nach 1657], kaiserlicher Generalwachtmeister.
[42] Bresche, brescia, bresica: durch Geschützfeuer erreichte Sturmlücke in der Stadtmauer. Die damals angewandte Methode, eine Mauerbresche zu schießen, sah so aus, daß man eine Geschützbatterie frontal auf die zu brechende Mauer richtete und zwei kleinere Batterien im Winkel von ca. 30-45 Grad zu beiden Seiten anlegte, durch welche die gelockerte Mauersubstanz zusätzlich herausgehebelt wurde. [ENGERISSER]
[43] Musketier: Fußsoldat, der die Muskete führte. Die Muskete war die klassische Feuerwaffe der Infanterie. Sie war ein Gewehr mit Luntenschloss, bei dem das Zündkraut auf der Pulverpfanne durch den Abzugsbügel und den Abzugshahn mit der eingesetzten Lunte entzündet wurde. Die Muskete hatte eine Schussweite bis zu 250 m. Wegen ihres Gewichts (7-10 kg) stützte man die Muskete auf Gabeln und legte sie mit dem Kolben an die Schulter. Nach einem Schuss wichen die Musketiere in den Haufen der Pikeniere zurück, um nachladen zu können. Nach 1630 wurden die Waffen leichter (ca. 5 kg) und die Musketiere zu einer höheren Feuergeschwindigkeit gedrillt; die Schussfolge betrug dann 1 bis 2 Schuss pro Minute (vgl. BUßMANN; SCHILLING, 1648, Bd .1, S. 89). Die zielfähige Schussweite betrug ca. 300 Meter, auf 100 Meter soll die Kugel die damals übliche Panzerung durchschlagen haben. Die Treffsicherheit soll bei 75 Metern Entfernung noch 50 % betragen haben. Die Aufhaltewirkung war im Nahbereich sehr hoch, die Getroffenen sollen sich förmlich überschlagen haben. Je nach Entfernung sollen jedoch im Normalfall nur 5-7% aller abgegebenen Schüsse eine Wirkung im Ziel gehabt haben. Vgl. WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß. Zudem rissen sie auf etwa 10 Meter Entfernung etwa dreimal so große Wundhöhlen wie moderne Infanteriegeschosse. Ausführlich beschrieben wird deren Handhabung bei ENGERISSER, Von Kronach nach Nördlingen, S. 544ff. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Die Muskete löste das Handrohr ab. Die ab 1630 im thüringischen Suhl gefertigte schwedische Muskete war etwa 140 cm lang bei einer Lauflänge von 102 cm und wog etwa 4,5 – 4,7 kg bei einem Kaliber von zumeist 19,7 mm. Sie konnte bereits ohne Stützgabel geschossen werden, wenngleich man diese noch länger zum Lade- und Zielvorgang benutzte. Die Zerstörung Suhls durch Isolanos Kroaten am 16./26.10.1634 geschah wohl auch in der Absicht, die Produktionsstätten und Lieferbetriebe dem Bedarf der schwedischen Armee endgültig zu entziehen. BRNARDÍC, Imperial Armies I. Für den Nahkampf trug er ein Seitengewehr – Kurzsäbel oder Degen – und schlug mit dem Kolben seiner Muskete zu. In aller Regel kämpfte er jedoch als Schütze aus der Ferne. Deshalb trug er keine Panzerung, schon ein leichter Helm war selten. Eine einfache Muskete kostete etwa 3 ¼ Gulden, die qualitativ besseren Suhler Waffen das Doppelte, so dass seine Ausrüstung nicht so kostenintensiv war. Im Notfall wurden die Musketiere auch als Dragoner verwendet, die aber zum Kampf absaßen. MAHR, Monro, S. 15: „Der Musketier schoß mit der Luntenschloßmuskete, die wegen ihres Gewichtes [etwa 5 kg] auf eine Gewehrgabel gelegt werden mußte. Die Waffe wurde im Stehen geladen, indem man den Inhalt der am Bandelier hängenden hölzernen Pulverkapseln, der sog. Apostel, in den Lauf schüttete und dann das Geschoß mit dem Ladestock hineinstieß. Verschossen wurden Bleikugeln, sog. Rollkugeln, die einen geringeren Durchmesser als das Kaliber des Laufes hatten, damit man sie auch bei Verschmutzung des Laufes durch die Rückstände der Pulvergase noch einführen und mit Stoff oder Papier verdämmen konnte. Da die Treffgenauigkeit dieser Musketen mit glattem Lauf auf die übliche Kampfentfernung von maximal 150 Metern unter 20 Prozent lag, wurde Salvenschießen bevorzugt. Die Verbände waren dabei in sog. Treffen aufgestellt. Dies waren Linien zu drei Gliedern, wobei das zweite Treffen etwa 50 Schritt, das dritte 100 Schritt hinter der Bataille, d. h. der Schlachtlinie des ersten Treffens, zu stehen kamen, so daß sie diese bei Bedarf rasch verstärken konnten. Gefeuert wurde gliedweise mit zeitlichem Abstand, damit für die einzelnen Glieder Zeit zum Laden bestand. Ein gut geübter Musketier konnte in drei Minuten zwei Schuß abgeben. Die Bleigeschosse bis zu 2 cm Kaliber verformten sich beim Aufprall auf den Körper leicht, und es entstanden schwere Fleischwunden. In den Kämpfen leisteten Feldscherer erste Hilfe; doch insgesamt blieb die medizinische Versorgung der Verwundeten mangelhaft. Selbst Streifschüsse führten oft aufgrund der Infektion mit Tetanus zum Tode, erst recht dann schwere Verletzungen“. Der Hildesheimer Arzt und Chronist Dr. Jordan berichtet den einzigen bisher bekannten Fall (1634), dass sich unter den Gefallenen eines Scharmützels auch ein weiblicher Musketier in Männerkleidern gefunden habe. SCHLOTTER; SCHNEIDER; UBBELOHDE, Acta, S. 194. Allerdings heißt es schon bei Stanislaus Hohenspach (1577), zit. bei BAUMANN, Landsknechte, S. 77: „Gemeiniglich hat man 300 Mann unter dem Fenlein, ist 60 Glied alleda stellt man welsche Marketender, Huren und Buben in Landsknechtskleyder ein, muß alles gut seyn, gilt jedes ein Mann, wann schon das Ding, so in den Latz gehörig, zerspalten ist, gibet es doch einen Landsknecht“. Bei Bedarf wurden selbst Kinder schon als Musketiere eingesetzt (1632); so der Benediktiner-Abt Gaisser; STEMMLER, Tagebuch Bd. 1, S. 181f.; WALLHAUSEN, Kriegskunst zu Fuß; BRNARDÍC, Imperial Armies I, S. 33ff.; Vgl. KEITH, Pike and Shot Tactics; EICKHOFF; SCHOPPER, 1636, S. 59ff.
[44] Kürassier: Kürisser, Kyrisser, Corazzen (franz. Cuirasse für Lederpanzer (cuir = Leder). Die Kürassiere waren die älteste, vornehmste – ein gerade daher unter Adligen bevorzugtes Regiment – und am besten besoldete Waffengattung. Sie gehörten zu den Eliteregimentern, der schweren Reiterei, deren Aufgabe im Gefecht es war, die feindlichen Linien zu durchbrechen, die Feinde zur Flucht zu nötigen und damit die Schlacht zu entscheiden. Sie trugen einen geschwärzten Trabharnisch (Brust- und Rückenharnisch, den „Kürass“), Ober- und Unterarmzeug, eiserne Stulphandschuhe, Beinschienen und Stulpstiefel mit Sporen, Schwert oder Säbel und zwei lange Reiterpistolen, die vor dem Aufsitzen gespannt wurden. Im späten 16. Jahrhundert wurde es in der schweren Reiterei üblich, einen knielangen Küriss ohne Unterbeinzeug zu tragen. Der Kürass wurde mit 15 Rt. veranschlagt. SKALA, Kürassiere; WALLHAUSEN, Kriegs-Kunst zu Pferd. Nach LICHTENSTEIN, Schlacht, S. 42f., musste ein dänischer Kürassier mit einem mindestens16 „Palmen“ [1 Palme = 8, 86 cm] hohen Pferd, Degen u. Pistolen antreten. Der Kürass kostete ihn 15 Rt. Er durfte ein kleineres Gepäckpferd u. einen Jungen mitbringen. Der Arkebusier hatte ebenfalls Pferd, Degen u. Pistolen mitzubringen, durfte aber ein 2. Pferd nur halten, wenn er v. Adel war. Für Brust- u. Rückenschild musste er 11 Rt. zahlen. Der Infanterist brachte den Degen mit u. ließ sich für das gelieferte Gewehr einen Monatssold im ersten halben Jahr seines Dienstes abziehen. Bei der Auflösung des Regiments erhielten die Soldaten sämtl. Waffen mit einem Drittel des Ankaufspreises vergütet, falls der Infanterist noch nicht 6 Monate, der Kavallerist noch nicht 10 Monate gedient hatte; andernfalls mussten sie die Waffen ohne jede Vergütung abliefern. Der Kürassier erhielt für sich u. seinen Jungen täglich 2 Pfd. Fleisch, 2 Pfd. Brot, 1/8 Pfd. Butter oder Käse u. 3 „Pott“ [1 Pott = 4 Glas = 0, 96 Liter] Bier. Arkebusier u. Infanterist bekamen die Hälfte. Die tägliche Ration betrug 12 Pfd. Heu, Gerste oder Hafer je nach den Vorräten. An das Kommissariat musste der Kürassier für Portion u. Ration monatlich 7 Rt., an den Wirt im eigenen oder kontribuierenden Land musste der Kürassier 5, der Unteroffizier 4, der Sergeant 3, Arkebusier u. Infanterist 2 1/2 Rt. zahlen. Im besetzten Land, das keine Kontributionen aufbrachte, wurde ohne Bezahlung requiriert. Ein Teil des Handgeldes wurde bis zum Abschied zurückbehalten, um Desertionen zu verhüten, beim Tode wurde der Teil an die Erben ausbezahlt. Kinder u. Witwen bezogen einen sechsmonatlichen Sold. Zu den schwedischen Kürassierregimentern vgl. die Bestimmungen in der Kapitulation für Efferen, Adolf Theodor [Dietrich], genannt Hall => „Miniaturen“. Des Öfteren wurden Arkebusierregimenter in Kürassierregimenter umgewandelt, falls die notwendigen Mittel vorhanden waren.
[45] Sturmhaube: Helm mit hohem Kamm, Sonnenschirm und Wangenklappen. Bei freier Gesichtsöffnung häufig mit einem Naseneisen ausgestattet, eine „offene Sturmhaube“; bei Schließung der Gesichtsöffnung durch Visiergitter oder Visierfolgen „geschlossene Sturmhaube“ genannt.
[46] Sturmlauf: heftiger, schnell vorgetragener Angriff mit dem Ziel, den [völlig unvorbereiteten] Gegner zu überraschen, seine Verteidigung zu durchbrechen. Zum Teil wurden für die Erstersteigung der Mauern oder des ersten Eindringens in die Stadt, Festung etc. Geldprämien bis zu 1000 Rt., die „erste Beute“ oder Rangerhöhungen (so etwa bei der Erstürmung Frankfurts a. d. Oder 1631), von den Offizieren ausgesetzt worden. Die Sturmkolonnen sollten Wälle oder Festungen auf Sturmleitern ersteigen, sich dort festsetzen und das Tor von innen öffnen, um den nachrückenden Soldaten den Weg frei zu machen. Teilweise wurde allerdings auch Branntwein ausgeschenkt, um die Angst zu betäuben, oder es wurden Gefangene bei allen Armeen als Schutzschilder vor der ersten Sturmreihe vorangetrieben; vgl. die Aussagen eines Untergesteckten (1634) => Gottmann, Peter in den „Miniaturen“; GAIER; SCHÜRLE; PRAßER, Schwabenspiegel Bd. 3, S. 80.
[47] Trompeter: Eigener gut bezahlter, aber auch risikoreicher Berufsstand innerhalb des Militärs und bei Hof mit wichtigen Aufgaben, z. B. Verhandlungen mit belagerten Städten, Überbringung wichtiger Schriftstücke etc., beim Militär mit Aufstiegsmöglichkeit in die unteren Offiziersränge.
[48] Akkord: Übergabe, Vergleich, Vertrag: Vergleichsvereinbarungen über die Übergabebedingungen bei Aufgabe einer Stadt oder Festung sowie bei Festsetzung der Kontributionen und Einquartierungen durch die Besatzungsmacht. Angesichts der Schwierigkeiten, eine Stadt oder Festung mit militärischer Gewalt einzunehmen, versuchte die militärische Führung zunächst, über die Androhung von Gewalt zum Erfolg zu gelangen. Ergab sich eine Stadt oder Festung daraufhin ‚freiwillig‘, so wurden ihr gemilderte Bedingungen (wie die Verschonung von Plünderungen) zugebilligt. Garnisonen zogen in der Regel gegen die Verpflichtung ab, die nächsten sechs Monate keine Kriegsdienste beim Gegner zu leisten. Zumeist wurden diese Akkorde vom Gegner unter den verschiedensten Vorwänden bzw. durch die Undiszipliniertheit ihrer Truppen nicht eingehalten.
[49] Obergewehr, Oberwehr: zum Obergewehr gehörten Karabiner, Flinten, Musketen, Hellebarten, Partisanen, Piken, Spontons, Kurzgewehre.
[50] Untergewehr, Unterwehr: Degen oder Rapier.
[51] Leibregiment: Als Leibregiment wurde im 17.Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich, in Dänemark und in Schweden diejenigen Regimenter bezeichnet, deren Inhaber der regierende Landesherr war. Ihm standen zudem die sich daraus im Rahmen der Regiments- bzw. Kompaniewirtschaft ergebenden Einnahmen zu. Ein Leibregiment hatte daher eine grundsätzlich andere Funktion als die Leibkompanie eines Obristen.
[52] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 562f.
[53] Neuss; HHSD III, S. 556ff.
[54] Friedrich Herzog v. Württemberg-Neuenstadt [19.12.1615 Stuttgart – 24.3.1682 Neuenstadt am Kocher], französischer, dann hessen-kasselischer Generalmajor.
[55] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[56] Bonn; HHSD III, S. 94ff.
[57] Obristleutnant: Der Obristleutnant war der Stellvertreter des Obristen, der dessen Kompetenzen auch bei dessen häufiger, von den Kriegsherrn immer wieder kritisierten Abwesenheit – bedingt durch Minderjährigkeit, Krankheit, Badekuren, persönliche Geschäfte, Wallfahrten oder Aufenthalt in der nächsten Stadt, vor allem bei Ausbruch von Lagerseuchen – besaß. Meist trat der Obristleutnant als militärischer Subunternehmer auf, der dem Obristen Soldaten und die dazu gehörigen Offiziere zur Verfügung stellte. Verlangt waren in der Regel, dass er die nötige Autorität, aber auch Härte gegenüber den Regimentsoffizieren und Soldaten bewies und für die Verteilung des Soldes sorgte, falls dieser eintraf. Auch die Ergänzung des Regiments und die Anwerbung von Fachleuten oblagen ihm. Zu den weiteren Aufgaben gehörten Exerzieren, Bekleidungsbeschaffung, Garnisons- und Logieraufsicht, Überwachung der Marschordnung, Verproviantierung etc. Der Profos hatte die Aufgabe, hereingebrachte Lebensmittel dem Obristleutnant zu bringen, der die Preise für die Marketender festlegte. Um all diese Aufgaben bewältigen zu können, waren umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen notwendig. Nicht selten lag die eigentliche Führung des Regiments in der Verantwortung eines fähigen Obristleutnants, der im Monat je nach Truppengattung zwischen 120 und 150 fl. bezog. Voraussetzung war allerdings in der bayerischen Armee die richtige Religionszugehörigkeit. Maximilian hatte Tilly den Ersatz der unkatholischen Offiziere befohlen; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Dreißigjähriger Krieg Akten 236, fol. 39′ (Ausfertigung): Maximilian I. an Tilly, München, 1629 XI 04: … „wann man dergleich officiren nit in allen fällen, wie es die unuorsehen notdurfft erfordert, gebrauchen khan und darff: alß werdet ihr euch angelegen sein lassen, wie die uncatholischen officiri, sowol undere diesem alß anderen regimentern nach unnd nach sovil muglich abgeschoben unnd ihre stellen mit catholischen qualificirten subiectis ersezt werden konnde“. Von Piccolomini stammt angeblich der Ausspruch (1642): „Ein teutscher tauge für mehrers nicht alß die Oberstleutnantstell“. HÖBELT, „Wallsteinisch spielen“, S. 285.
[58] Johann Paßmann [ – ], kurkölnischer Obristleutnant.
[59] Vgl. HENGERER, Kaiser Ferdinand III.; HÖBELT, Ferdinand III.
[60] ENGELBERT, Hessenkrieg I, S. 97f.
[61] Uerdingen [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 725.
[62] Düsseldorf; HHSD III, S. 185ff.
[63] Ravelin: im Festungswesen ein eigenständiges Werk, dessen Aufgabe es ist, die Kurtine, also den Wall zwischen zwei Bastionen, zu schützen – daher sein deutscher Name Wallschild – und gleichzeitig deren Facen zu flankieren. [wikipedia]
[64] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 42f.
[65] Vgl. LAHRKAMP, Jan von Werth.
[66] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 50f.
[67] Ernst Georg Graf v. Sparr [Sparre, Spara] zu Trampe auf Greifenberg [1596 Trampe bei Eberswalde – Juni/September 1666], kaiserlicher Generalfeldzeugmeister.
[68] Mönchengladbach; HHSD III, S. 522ff.
[69] Oedt [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 585f.
[70] Millendonk, Haus [Kr. Grevenbroich].
[71] Odenkirchen [Stadt Rheydt]; HHSD III, S. 583f.
[72] Vgl. FOERSTER, Kurfürst Ferdinand von Köln.
[73] Gnadenthal [Gem. Donsbrüggen, LK Kleve]; HHSD III, S. 260.
[74] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 56f.
[75] Maastricht [Niederlande, Provinz Limburg].
[76] Gronsveld, heute Ortsteil von Eijsden [Niederlande, Prov. Limburg].
[77] Kontribution: Kriegssteuer, die ein breites Spektrum an Sach- oder Geldleistungen umfasste, wurden im Westfälischen als „Raffgelder“ bezeichnet; SCHÜTTE, Dreißigjähriger Krieg, Nr. 45, S. 127; LEHMANN, Kriegschronik, S. 34, Anm. (1632): „Contribution eine große straffe, Sie erzwingt alles, was sonst nicht möglich ist“. Sie wurde auf Grundlage einer Abmachung zwischen Lokalbehörden (zumeist Städten) und Militärverwaltung erhoben. Teilweise wurde den Juden eine Sondersteuer auferlegt (HOCK, Kitzingen, S. 92), um sich selbst einer zusätzlichen Belastung zu entziehen. Die Kontribution wurde durch speziell geschultes, z. T. korruptes Personal (vgl. WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 122ff.) zumeist unter Androhung militärischer Gewalt oder unter Androhung des Verlusts des Bürgerrechts (das in Erfurt seit 1510 ab dem 16. Lebensjahr erworben werden konnte), des Braurechts, der Benutzung der Allmende, den säumigen Bürgern „das Handwerk zu legen“ etc. (vgl. NÜCHTERLEIN, Wernigerode), und der Zunagelung der Haustüren (JORDAN, Mühlhausen, S. 76 (1633)) eingetrieben. Den Zahlenden wurde als Gegenleistung Schutz gegen die Übergriffe des Gegners in Aussicht gestellt. Nicht selten mussten an die beiden kriegführenden Parteien Kontributionen abgeführt werden, was die Finanzkraft der Städte, Dörfer und Herrschaften sehr schnell erschöpfen konnte. Auch weigerte sich z. T. die Ritterschaft wie im Amt Grimma erfolgreich, einen Beitrag zu leisten; LORENZ, Grimma, S. 667. Vgl. REDLICH, Contributions; ORTEL, Blut Angst Threnen Geld, der diese Euphemismen für Erpressungen, erwartete oder erzwungene „Verehrungen“ etc. auflistet. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, S. 268, über die schwedische Einquartierung Dezember 1633 in Osnabrück: Die Soldaten „sagen und klagen, sie bekommen kein geld, da doch stets alle wochen die burger ihr contribution ausgeben mußen, dan das kriegsvolck sagt, das ihr obristen und befehlhaber das geldt zu sich nehmmen und sie mußenn hunger und kummer haben, werden zum stehlen verursacht“. Der Flussmeister und Advokat Johann Georg Maul [? – nach 1656)] (1638), WAGNER; WÜNSCH, Staffel, S. 121: „Weil ich nun zu dieser Contribut[ion] wöchentlich 7 f geben müssen und nicht allemahl sogleich bezahlet habe, bin ich und die Meinigen zu verschiedenen mahlen ohngewarneter Weisse überfallen worden, und man hat mich dermaasen gequälet und gemartert, dass es einen Steine in der Erdte erbarmen möchte, sonderlich in der Heilgen Zeit, am 5. Jan[uar] 1638, da ich eines kleinen Resto wegen von 6 vollgesoffenen Soldaten, der einer, der Berth genannt unter dem Obristen [Heinrich; BW] von Schleiniz, den Degen über mich gezogen, mein Weib, so dazwischen gelaufen, am Arme verwundet, den Gürtel von Leibe in drey Stücken gerissen und solche Grausamkeit verübet, dass es nicht zu beschreiben, vielweniger von Christlichen Menschen geglaubet werden kann, mitler weile, als dieser Berth also mit mir chargierte, haben die andern 5 Bösewichter gemauset, was sie angetroffen, unter andern mir einen Fisch Otter, so man an die Arme stecket, mein Kamm Futter mit aller Zugehör vor 5 f, allerhand Geräthe ohngefähr 8 f, so ich nicht wieder bekommen können“. Aus der Stausenbacher Chronik des Caspar Preis für 1648, ECKHARDT; KLINGELHÖFER, Bauernleben, S. 69: „Im Jahr 1649 in dem Monadt October seind wir einmal der Hessischen Conterbutzion erleitigt worden. Dem allmächtigen, ewigen, barmhertzigen, liben, trewen Gott, dem Vatter aller Gnaden, sey ewigen Lob, Ehr und Preiß gesagt in alle ewigkeit. Amen. In dem schweren Joch der hesischen Conterbutzion seind wir gemartert, gepeinigt und gequället worden zwantzig gantzer Jahr. Ach du mein Gott und mein Herr, wie mancher armer redtlicher ehrlicher Man hatt doch das Seinige musen verlasen und mit dem Rück ansehen und sich in die Fremde begeben musen wegen der Conterbutzion und des gemarterten Bludtgelts. Es ist doch in Wharheit nichts anders dan der armen Leuth Schweiß und Blutt“. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51. Die Kontribution wurde oft auch zweckentfremdet; vgl. SEMLER, Tagebücher, S. 23 (1633): „Man sagt, daß die von Bodman ohngefahr 30 thaler für ihre contribution dem obrist leüttenant [Edlinstetten; BW] alhie, alß ihrem vettern, zu hannden gestellt, darmit sie ihme genůgsambe satisfaction geben, er aber diß gellt dem apotegger zutragen laßen mit begeren, solle ihme darumb confect schickhen. Da man vnß aber bereden wollen, auß disem contribution gellt werde man die soldaten beklaiden vnd in daß veld ausstaffieren“. Die ausführlichste Darstellung der Erpressung von Kontributionen durch Besatzungstruppen findet sich bei NÜCHTERLEIN, Wernigerode, S. 73ff. => Hrastowacky in den „Miniaturen“.
[78] Gemeindearchiv Maastricht, Nr. 201: Manuscript wegens de stad Maastricht de A[nn]o 998 usque A[nn]o 1794, fol. 174. Die handschriftliche Chronik dürfte um 1795 verfasst worden sein.
[79] Staatsarchiv Marburg PA 4 h 173 (Ausfertigung): Bürgermeister u. Rat v. Kempen an Amalie Elisabeth [vor 1644 VIII 25/IX 04].
[80] GEYSO, Beiträge III, S. 128; ALTMANN, Wilhelm V., S. 168ff.
[81] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 324. Vgl. WILMIUS, Chronicon, S. 145: „Am Samstag, den 10. April [1644], verliessen die von Kalkar gekommenen Hessen wieder unsere Stadt. Sie zogen auch aus Linn und Neuß die Besatzungen heraus und stellten sie zu einer schlagstarken Truppe zusammen. Es kamen noch holländische Soldaten hinzu, die durch einige Fähnlein verstärkt waren. Mit dieser auserlesenen Schar zogen sie in aller Stille nach Jülich gegen die Lothringer, die sich in dem Dorf Eschweiler allzu sicher fühlten. Vor Tagesgrauen machten die Feinde einen Überfall, schlugen und zerstreuten sie. Die Hessen machten reiche Beute, steckten das Dorf in Brand und lieferten ein Beispiel unerhörter Grausamkeit und Unbeherrschtheit gegenüber dem anderen Geschlecht. Mit reicher Beute beladen, schickten sie sich an, den Rückmarsch anzutreten. Da sahen sie in der Ferne die Kaiserlichen heranrücken. An ein Entrinnen war nicht zu denken, da die schwere Beute eine Beschleunigung des Marschtempos nicht zuließ. Gegenseitig feuerten sie sich zum Widerstand an und rüsteten zur Schlacht, entschlossen, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Doch mit ungestüm fielen die Kaiserlichen über sie her und richteten ein Gemetzel an, daß jeder nur durch die Flucht diesem Inferno zu entrinnen versuchte. So wurden die Hessen und Holländer geschlagen und zerstreut, die sich insgeheim von Maastricht aus entgegen ihrer Neutralitätserklärung gegenüber den Kaiserlichen mit den Hessen verbündet hatten. So kehrten sie ohne ihre fette Beute in einzelnen Trupps ruhmlos nach Hause zurück. 500 waren gefallen und genausoviel in Gefangenschaft geraten. Auf Seiten der Kaiserlichen wurden von den namhaften Männern der Graf von Nassau und einige andere vermißt. Sie waren wohl gefallen. Von den Hessen gerieten in Gefangenschaft der berühmte Karl Rabenhaupt, der Gouverneur und ein gewisser Bochorst, der höchste Offizier dieser Streitmacht und viele andere. Die Kaiserlichen errangen ihren Sieg unter dem Befehl des Hatzfeld“.
[82] Joachim Christian Freiherr, 1642 Graf von der Wahl [1590-31. 8.1644 Ingolstadt], kurbayerischer Feldmarschall.
[83] BRÜLL, Chronik, S. 88.
[84] Bei dem Söldner Hagendorf liest sich das anders; PETERS, Söldnerleben, S. 174f.: „Von Zons im kölnischen Land den 19. Oktober sind wir aufgebrochen und gezogen nach Düren. Hier in der Stadt sind gelegen 14 Kompanien Holländer. Die Stadt belagert und beschossen an 2 Örtern, und wie wir zum Sturm gerüstet waren, haben sie Gnade begehrt. Also haben sie akkordiert, aber es ist ihnen nicht gehalten worden, das Volk weggenommen, die Offiziere sind fort“.
[85] Lüttich [Liège; Belgien].
[86] Laut SCHAEPKENS, Notice, S. 184, am 15.7. Nach einem Brief des späteren braunschweig-lüneburgischen Residenten in Den Haag, Abraham de Wicquefort erfolgte die Einnahme am 02.7. (a. St.); TONGERLOO, Beziehungen, S. 253, Anm. 266.
[87] Beek [Niederlande, Provinz Limburg].
[88] TONGERLOO, Beziehungen, S. 236.
[89] ENGELBERT, Hessenkrieg II, S. 43.
[90] Rittmeister (Capitaine de Cavallerie): Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[91] Aachen; HHSD III, S. 1ff.
[92] Gemeindearchiv Maastricht, Nr. 201, fol. 176.
[93] Gemeindearchiv Maastricht, Nr. 201, fol. 176.
[94] LAHRKAMP, Werth, S. 51.
[95] WASSENBERG, Florus, S. 527 (hier sind es 6.000 Belagerer !).
[96] Wenzel [Václav, Wenzelslaus] Freiherr von Zahrádecký [Zahradetzky, Saradetzky, Zaredek, Zaro, Zaroatz, Sarratetz, Sarratezca, Sarradeschky, Zaharadesky; Sarratesci, Zaradeck, Zaroatz] z Zahrádek [ – 1647], kaiserlicher Feldmarschallleutnant.
[97] Ringsheim [Gem. Schweinheim, LK Euskirchen]; HHSD III, S. 647.
[98] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 55.
[99] Vgl. LAHRKAMP, Everhard Wassenberg.
[100] Verschrieben, denn Rheinsheim ist heute ein Stadtteil von Philippsburg [LK Karlsruhe].
[101] Fähnrich: Rangunterster der Oberoffiziere der Infanterie und Dragoner, der selbst bereits einige Knechte zum Musterplatz mitbrachte. Dem Fähnrich war die Fahne der Kompanie anvertraut, die er erst im Tod aus den Händen geben durfte. Der Fähnrich hatte die Pflicht, beim Eintreffen von Generalspersonen die Fahne fliegen zu lassen. Ihm oblagen zudem die Inspektion der Kompanie (des Fähnleins) und die Betreuung der Kranken. Der Fähnrich konnte stellvertretend für Hauptmann und Leutnant als Kommandeur der Kompanie fungieren. Bei der Kavallerie wurde er Kornett genannt. Vgl. BLAU, Die deutschen Landsknechte, S. 45f.
[102] WASSENBERG, Florus, S. 542f.
[103] Kempen [LK Kempen-Krefeld]; HHSD III, S. 384ff.
[104] Gottfried Huyn van Geleen, Freiherr u. Graf v. Amstenrade u. Geleen [um 1598 – 27.8.1657 Alden Biesen],bayerischer u. kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[105] Zons [LK Grevenbroich]; HHSD III, S. 811f.
[106] Brühl [LK Köln]; HHSD III, S. 124ff.
[107] Bedburg [LK Bergheim]; HHSD III, S. 57f.
[108] Jüchen [LK Neuss].
[109] WILMIUS, Chronicon, S. 146.
[110] Jüchen [LK Neuss]. Die Vermutung STROTHMANNS, Westfalen, S. 144, Anm. 7, ist unzutreffend.
[111] Major: Der Major war im Dreißigjährigen Krieg der Oberwachtmeister des Regiments (zunächst nur in der Infanterie). Er sorgte für die Ausführung der Anordnungen und Befehle des Obristen und Obristleutnants. Im Frieden leitete er die Ausbildung der Soldaten, sorgte für die Instandhaltung ihrer Waffen, hatte die Aufsicht über die Munition und war verantwortlich für die Regimentsverwaltung. Im Krieg sorgte der Major für Ordnung auf dem Marsch und im Lager, beaufsichtigte die Wach- und Patrouillendienste und stellte die Regimenter in Schlachtordnung. Zudem hatte er den Vorsitz im Kriegs- und Standgericht.
[112] Kapitän (schwed. Kapten): Der Hauptmann war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitänleutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bzw. am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristleutnant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein.
[113] Kornett: Ein Kornett war die kleinste Einheit der Reiterei mit eigenen Feldzeichen, entspricht der Kompanie; 1 berittene Kompanie hatte in der kursächsischen Armee ca. 125 Pferde, 1 schwedische Reiterkompanie umfasste in der Regel 80 Mann. Der Kornett erhielt ca. 50 fl. Monatssold. => Fähnrich; Fahne.
[114] Leutnant: Der Leutnant war der Stellvertreter eines Befehlshabers, insbesondere des Rittmeisters oder des Hauptmanns. Wenn auch nicht ohne Mitwissen des Hauptmannes oder Rittmeisters, hatte der Leutnant den unmittelbarsten Kontakt zur Kompanie. Er verdiente je nach Truppengattung monatlich 35-60 fl.
[115] STROTHMANN, Westfalen, S. 144.
[116] Linn [Stadtkr. Krefeld]; HHSD III, S. 468f.
[117] WASSENBERG, Florus, S. 577f.; vgl. ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 617.
[118] Frankfurt/M.; HHSD IV, S. 126ff.