Kremer, Wolf Abraham; Hauptmann [ – ] Kremer stand 1634 als Hauptmann[1] und Kommandant der Festung Maßfeld[2] in kaiserlichen Diensten.
„Als wichtiger Stützpunkt ihrer Stellung galt den Kaiserlichen die Festung Maßfeld. Der Oberbefehlshaber der in Südthüringen und Franken in Stellung gegangenen Truppen, Graf Pikkolomini,[3] derselbe, der an der Ermordung Wallensteins[4] beteiligt war, gab Befehl, Maßfeld mit Proviant und allem Nötigen zu versehen. Schon am 20. Oktober [1634 a. St.; BW] bestellte der kaiserliche Rat und Ober-Kriegskommissär in Franken, Michel Ernst Baumgartner von und zu Hues, einen Proviantmeister, der 500 Säcke Getreide aus dem Flecken in das Schloß Maßfeld führen und das sich schon im Schloß befindende, noch nicht ausgedroschene Getreide durch gedingte Leute ausdreschen lassen sollte. Zum gleichen Zweck verlangte der Kommandant des Hauses Maßfeld, der Hauptmann Wolf Abraham Kremer, von Kanzler in Meiningen[5] die Lieferung von wenigstens 1 Zentner Unschlitt[6] zum Lichtergießen durch die Meininger Metzger. Der Kanzler beantwortete diese Forderung mit der Feststellung, ‚daß zwar die sämtlichen Metzger allhier jährlich einen Zentner Unschlitt in das Amt Maßfeld zu liefern schuldig, wofür ihnen aber aus bemeldetem Amt sieben Gulden ausgezahlt werden mußten’. Vermutlich wird jedoch diese Antwort die Meininger Metzger von der Lieferung nicht entbunden haben.
Andere Forderungen der aus dem Hauptmann Kremer, seinen Offizieren und 200 Mann, d. h. einer Kompanie,[7] bestehenden Besatzung scheinen dem täglichen Unterhalt der Truppe bestimmt gewesen zu sein. Es wurden täglich verlangt 400 Pfund Fleisch, 400 Pfund Brot und 200 Feldmaß[8] Bier, dazu wöchentlich 200 Reichstaler an Geld. Diese Lieferungen wurden nach den gewöhnlichen Steuerverhältnissen auf die dem Amt Maßfeld verpflichteten Dörfer so umgelegt, dass z. B. zu leisten Hatten Untermaßfeld 20, Obermaßfeld 23, Einhausen 22,[9] Belrieth 22,[10] Jüchsen 28,[11] Neubrunn 23,[12] Ritschenhausen 20,[13] Wölfershausen 18[14] und Sülzfeld 24 Taler.[15] Wobei bemerkt wird, daß sich die Bewohner von Ober- und Untermaßfeld allerseits zu Hause befanden und sicherlich handeln und wandeln konnten. Dahingegen in anderen Ortschaften niemand sicher zu Hause bleiben konnte“.[16]
[1] Hauptmann: Der Hauptmann (schwed. Kapten) war ein vom Obristen eingesetzter Oberbefehlshaber eines Fähnleins der Infanterie, das er meist unter Androhung einer Geldstrafe auf eigene Kosten geworben und ausgerüstet hatte. Der Hauptmann warb daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. In der Kompanie-Stärke wurden sogenannte „Passevolants“ mitgerechnet, nichtexistente Söldner, deren Sold ihm zustand, wenn er Deserteure und verstorbene Soldaten ersetzen musste. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch. Der monatliche Sold eines Hauptmanns betrug 160 fl. (Nach der Umbenennung des Fähnleins in Kompanie wurde er als Kapitän bezeichnet.) Der Hauptmann war verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Er musste die standesgemäße Heirat seiner Untergebenen bewilligen. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Kapitäneutnant, übernommen. Der Hauptmann marschierte an der Spitze des Fähnleins, im Zug abwechselnd an der Spitze bw. Am Ende. Bei Eilmärschen hatte er zusammen mit einem Leutnant am Ende zu marschieren, um die Soldaten nachzutreiben und auch Desertionen zu verhindern. Er kontrollierte auch die Feldscher und die Feldapotheke. Er besaß Rechenschafts- und Meldepflicht gegenüber dem Obristen, dem Obristlieutenant und dem Major. Dem Hauptmann der Infanterie entsprach der Rittmeister der Kavallerie. Junge Adlige traten oft als Hauptleute in die Armee ein. Jedoch muss man wohl davon ausgehen, dass nicht alle Offizierschargen in gleichem Umfang an diesen lukrativen Geschäften beteiligt waren. Die bei DAMBOER, Krise, S. 150, dargestellte „Schatzkammer“ eines Hauptmanns ist nicht unbedingt typisch.
[2] Ober- und Untermaßfeld [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 319ff.
[3] Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturverzeichnis).
[4] Vgl. auch CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’.
[5] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 225f.]; HHSD IX, S. 269ff.
[6] Unschlitt: Rindertalg, u. a. zur Verwendung von Talglichtern.
[7] Kompanie: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, ihre Ist-Stärke lag jedoch bei etwa 70 Mann, eine Kompanie zu Pferd bei den Bayerischen 200 Mann, den Kaiserlichen 60 Mann, den Schwedischen 80 Mann. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. auch „Kornet“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[8] Feldmaß: 1, 5 Liter. In der Regel wurden 2 Feldmaß Bier pro Soldat und Tag als Bestandteil der aufzubringenden Verpflegung von den Städten und Dörfern verlangt.
[9] Einhausen [LK Schmalkalden-Meiningen].
[10] Belrieth [LK Schmalkalden-Meiningen].
[11] Jüchsen [LK Schmalkalden-Meiningen].]; HHSD IX, S. 225f.
[12] Neubrunn [LK Schmalkalden-Meiningen].
[13] Ritschenhausen [LK Schmalkalden-Meiningen].
[14] Wölfershausen [LK Schmalkalden-Meiningen].
[15] Sülzfeld [LK Schmalkalden-Meiningen].
[16] KRAH, Stüdthüringen als Frontgebiet, S. 84f.