Kriegk, Joachim; Rittmeister [ – ] Krieg von Transfelt[1] stand 1637 als Rittmeister[2] wahrscheinlich in kaiserlichen Diensten.
„Am 25. Mai 1637 berichtete der Pfarrer Martin Kirchberg von Wippra[3] wiederum bei einer Taufeintragung: ‚Nach verrichteter Taufe hat ein Rittmeister mit Namen Joachim Kriegk von Transfelt bei Göttingen[4] gelegen Quartier allhier mit 36 Pferden genommen, haben zuvor Königerode[5] fast ausgeplündert,[6] und wäre noch größerer Mutwillen allda verübt worden, wenn nicht der Pfarrherr Georgius Kelterborn mit dem Rittmeister wäre befreundet gewesen, um deswillen die Einwohner daselbst noch etwas Schutz erhalten. N. B. Dieser Orts hat erwähnter Rittmeister ziemlich Regiment gehalten.[7] N. B. seind den 26. wieder abgezogen’.
In Königerode selber finden wir keinerlei Nachricht über diese Plünderung. Erst 1643 gibt es in der Gotteskastenrechnung[8] eine Notiz, die möglicherweise auf sie bezogen ist, aber auch mit einem anderen Ereignis zusammengehören kann. Da wurden nämlich 18 g in Ausgabe gesetzt und dazu vermerkt: ‚so die Soldaten 1637 genommen’. Wir wissen jedoch, dass Pfarrer Kälterborn in Dransfeld bei Göttingen geboren und aufgewachsen war. Er muß den Rittmeister aus seinen Kinder- oder Jugendjahren gekannt haben. Vielleicht war er sogar mit ihm verwandt. Ich stelle mir vor, daß jene 36 Reiter tüchtig in Königerode plünderten, der Rittmeister immer dabei. Schließlich drang er in die Pfarre ein und stieß dort oder bereits auf der Straße auf Pfarrer Kälterborn. Beide erkannten sich als alte Dransfelder und fielen sich vielleicht in die Arme. Daraufhin ließ der Rittmeister die Plünderung abbrechen. Mit Rücksicht auf den alten Jugendfreund des Rittmeisters musste sich der Reitertrupp in Wippra ordentlich benehmen. Kälterborn war natürlich mit den beiden Pfarrern Vater und Sohn Kirchberg in Dankerode[9] und Wippra gut bekannt und befreundet“.[10]
[1] Dransfeld [Kr. Münden]; HHSD II, S. 120f.
[2] Rittmeister: (Capitaine de Cavallerie). Oberbefehlshaber eines Kornets (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscherer, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Zudem wurde der Rittmeister, der in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold beanspruchte, bei seiner Bestallung in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[3] Wippra, heute Ortsteil von Sangerhausen [LK Mansfeld-Südharz].
[4] Göttingen; HHSD II, S. 178ff.
[5] Königerode, heute Ortsteil von Harzgerode [LK Harz].
[6] Plünderung: I. plündern, trotz der gegenteiligen Gebote in den Kriegsartikeln auch neben der Erstürmung von Festungen und Städten, die nach dem Sturm für eine gewisse Zeit zur Plünderung freigegeben wurden, als das „legitime“ Recht eines Soldaten betrachtet. II. zum Teil aber auch bei Ausschreitungen der Bevölkerung, die sich an den Gütern der Flüchtlinge bereicherte, so z. B. 1629 in Havelberg: „Im Tempel war viel Gut in Kasten und Kisten, wovon die rechtmäßigen Besitzer das Wenigste wiederbekamen. Das meiste wurde den königlichen [Dänen], die während des Brandes darüber hergefallen waren, die Kirche zu plündern, und später den kaiserlichen Soldaten zuteil. Auch einigen Einwohnern und Benachtbarten, die keine Rechte daran hatten. Summa: Ihrer viele wurden arm; etliche mit unrechtem Gut reich“. VELTEN, Kirchliche Aufzeichnungen, S. 76-79, bzw. BRAUN, Marktredwitz, S. 84f., über die auch anderweitig übliche Plünderungsökonomie: „Hingegen ihre Herbergsleute, die sich vor diesem als Tagelöhner bei ihnen erhalten, die haben sich jetzt sehr wohl befunden; denn diese hatten keine Güter, daher gaben sie auch keine Kontribution. Und ein solcher Gesell hat allezeit so viel gestohlen, uss er sich [hat] erhalten können. Wie er ein paar Taler zusammengebracht, hat er gesehen, uss er von den Soldaten eine Kuh [hat] erkaufen können. Oder aber, er hat den Soldaten etwas verraten, do er dann von ihnen eine geschenkt und umsonst bekommen. Do [hat] er dann solche an einen anderen Ort getrieben und soviel daraus erlöst, uss er hernach 3 oder 4 von den Soldaten hat (er)kaufen können. Denn es ward so ein Handel daraus, uss man auch aller christlichen Liebe vergaß; vielweniger fragte man auch mehr nach Ehrbarkeit und Redlichkeit. Wie es dann auch soweit gekommen [ist], uss die Soldaten in einem Dorf das Vieh genommen und hinweg getrieben, und die Bauern als ihre Nach(t)barn in dem nächsten Dorf haben solches Vieh von den Soldaten erkauft und alsbald bei Nacht weiter getrieben und wieder verkauft. Und war schon fast ein allgemeines Gewerbe daraus. Ihrer viel[e] hatten sich auf diesen ehrbaren Handel gelegt, denn wenn ein Soldat eine Kuh gestohlen, usste er schon seinen gewissen Kaufmann. Und wenn an manchem Ort eine Partei Soldaten mit einer geraubten Herd[e] Vieh ankam, da war bei etlichen gottlosen Menschen ein freudenreiches Zulaufen und Abkaufen, nit anders(t) als wenn zu Amsterdam in Holland eine indianische Flotte anlangte. Ein jeder wollte der nächste sein und die schönste Kuh er(kaufen); ungeachtet der armen Leute, denen das Vieh abgenommen worden, [die] allernächst auf der Seite mit jämmerlichen Gebärden standen und sich wegen der Soldaten nichts (ver)merken lassen durften“.
[7] ziemlich Regiment: vergleichsweise gute Zugordnung, Disziplin.
[8] Gotteskasten: Opferstock, Armen-, Kirchenkasse.
[9] Dankerode, heute Ortsteil von Harzgerode [LK Harz].
[10] SCHRECK, Tausendjähriges Dankerode und Königerode, S. 68.