La Pierre [Lapierre, Lapier], Johann [Jean] Heinrich Freiherr von; Generalwachtmeister [ – 1651] La Pierre stammte aus Lothringen, stand zuletzt als Generalwachtmeister in kurbayerischen Diensten und wurde 1650 wegen seiner Verdienste in den Freiherrenstand erhoben.[1] 1638 wird er als Obristleutnant des (Isaac Lardin) Limbach’schen Regiments erwähnt.[2] La Pierre führte ein 978 Mann starkes Infanterieregiment.[3] 1642 kommandierte er das Regiment Löwenstein. 1649 wurde ihm die 1599 als erledigtes Lehen an den Bischof von Augsburg gefallene Herrschaft Autenried[4] verliehen.
Im Mai 1643 hatten seine Reiter Auerbach,[5] Michelfeld[6] und Schnaittach[7] in der Oberen Pfalz besetzt. Auerbach war das ganze Jahr über von ihnen besetzt.[8]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet: „Dieser Tagen [Ende Juli 1643; BW] sind die Weymarischen von Engen[9] / gegen Vberlingen[10] / vffgebrochen / haben hernach Marcksdorff[11] / Buchhorn[12] / vnd viel andere Oerter / biß ein halbe Meil von Lindaw[13] / außgeplündert : Auch mit 2000. Pferdten Ravenspurg[14] überrumpeln wollen / denen aber der General-Wachtmeister Mercy / die Obristen Kolb / vnd Lapier / mit 3000. Curassier / fürgebogen : solche zertrennt / in 500. Pferdt samt einem Obristen-Lieutenant / vnd zween Rittmeister niedergemacht / auch andere 25. Officirer / vnd viel andere Knechte / gefangen einbracht“.[15]
La Pierre nahm am 24.11.1643 an der Schlacht bei Tuttlingen[16] teil.
„Auf der Gegenseite war man nicht müßig gewesen. Feldmarschall [Franz v.; BW] Mercy hatte sich am 14. November bei Malmsheim[17] mit den Truppen des Herzogs Karl von Lothringen vereinigt, hatte zu Balingen[18] mit dem Herzog, Jan von Werth und Feldmarschall Graf Hatzfeldt – ‚welcher in Person vor Ankunft seiner unterhabenden Kayserlichen Völcker herbey kommen‘ – Kriegsrat gehalten, und man war übereingekommen, die Franzosen entweder zur offenen Schlacht zu zwingen oder sie in ihren Quartieren zu überraschen. Bei der lothringischen Armee befanden sich sechs kaiserliche Reiterregimenter unter dem Befehl des Generalwachtmeisters Zahradecky, die vom Rheine herangerückt waren. Hatzfeldts Armeeabteilung war im Anmarsch. Auf Kundschaftermeldungen, daß der Feind unter Zurücklassung einer starken Besatzung im eroberten Rottweil mit der Armee auf Tuttlingen ziehe, marschierten die bayerisch-lothringischen Streitkräfte über Straßberg[19] nach Sigmaringen,[20] wo sie am 23. November anlangten.
Ohne Ahnung von der Nähe ihrer Gegner hatten die Franzosen, deren Oberkommando der Generalleutnant Graf Rantzau übernommen hatte, ihre Winterquartiere bezogen. Rantzau besaß weder das militärische Genie noch die moralische Autorität Guébriants; er war ein Prahler, dem die weimarischen Regimenter nur ungern folgten. Taupadel war krank in Rottweil[21] geblieben. Er hätte sich wohl kaum so leicht überraschen lassen, wie der Holsteiner Graf, der mit der Generalität, der sämtlichen Artillerie und dem Regiment der Königin in Tuttlingen Unterkunft bezog. Sieben französische Fußregimenter nahmen Quartier in Möhringen;[22] Generalmajor Rosen lagerte sich mit der deutschen Reiterei im Städtchen Mühlheim an der Donau[23] ein. Die notwendige Feindaufklärung [für die Rosen verantwortlich gewesen wäre; BW] wurde versäumt, in tiefer Sicherheit überließ sich die ganze Armee der Ruhe, ohne Kunde vom Gegner, welchen der Fluß und undurchdringliche Wälder von ihr trennten.
Als ausgesandte Kavalleriepatrouillen meldeten, daß die Franzosen um Tuttlingen lägen und vom Anmarsch der Armee keinerlei Ahnung hätten, faßten die Generäle den Entschluß, unverweilt den Feind zu überfallen. Ihr Heer setzte in aller Stille über die Donau und zog auf Meßkirch,[24] während die Bagage nach Riedlingen[25] zurückgeschafft wurde. Die Nacht über standen die Verbünde-ten ohne Feuer in Schlachtordnung bei Meßkirch, indem sie ‚zu solchem End Tag und Nacht marschirt‘. Gefangene bestätigten die Sorglosigkeit des Feindes. Ohne Trompetenschall und Trommelschlag rückten die Truppen durch die Wälder. Jan von Werth führte als General der Kavallerie und ‚Meister im Aufschlagen der Quartiere‘ die Aventgarde, die aus 1000 kandierten Reitern, den Dragonern des bewährten Obristen [Caspar v.; BW] Wolff und 600 Musketieren bestand, die der bayerische Obrist Johann Ulrich Gold befehligte. Enge Waldwege behinderten den Vormarsch; man mußte beim Dorfe Neuhausen ob Eck,[26] nur eine Stunde von Tuttlingen entfernt, verhalten, bis das Gros mit der Artillerie nachkam, in steter Sorge, ob nicht Wachen Rosens, der ganz in der Nähe in Mühlheim lagerte, Alarm schlagen würden. Erst gegen 3 Uhr nachmittags stand Jan von Werth mit der Vorhut vor Tuttlingen, ohne daß der Gegner bisher etwas bemerkt hätte, ‚welches am mehristen zu verwundern, weil gleichwohl der Pferde Geschrey, der Stimmen Getöß einen nicht geringen Laut und Getümmel verursacht‘. Aber zum Glück begann es zu schneien, dichte Flocken verwehrten die Sicht, und die Luft wurde ‚dick und dunkel‘.
Die Artillerie der Franzosen war einen Flintenschuß entfernt von der Stadt auf einem Kirchhof aufgefahren, nur von einer geringen Wache beschirmt. Mercy versprach dem Obristen Wolff tausend Dukaten, wenn er sich der Geschütze bemächtige,[27] und Wolffs Dragoner, unterstützt durch Reiter des kaiserlichen Obristen Epp [Wilhelm v. Epp; BW], hieben die Bedeckung nieder und besetzten den Friedhof. Einige Schüsse mit den umgedrehten Kanonen auf das Städtchen taten den Überfallenen die Gefahr kund und riefen unbeschreibliche Verwirrung hervor. Tuttlingen war ganz von der Reiterei eingeschlossen, die Franzosen sahen ihre Kanonen und Pulverwagen im Besitz eines wie aus der Erde gestiegenen Feindes, jeder Ausgang war versperrt, jede Verbindung mit den benachbarten Dörfern abgeschnitten. Das feste Schloß Homburg[28] wurde durch Golds Musketiere erstiegen, die gesamte bayerisch-kaiserliche Armee nahm ‚solche Postur, daß denen in der Stadt ohne hazard kein Entsatz zukommen‘ konnte. Bei Anbruch der Nacht zeigte sich zwar Generalmajor Rosen mit der weimarischen Kavallerie ‚unterhalb Tuttlingen im Felde‘; als er aber die gegnerische Schlachtordnung erblickte, kehrte er um und jagte mit verhängtem Zügel davon, verfolgt durch den Generalwachtmeister Caspar von Mercy, der mit seinem Regiment das französische Fußvolk aus Mühlheim zerschlug. Werth dagegen rückte mit 2000 Pferden nach Möhringen, wo der Hauptteil der französischen Infanterie einquartiert lag. Die dortige Reiterei ergriff die Flucht; doch wurden im Nachhauen viele Franzosen gefangen oder niedergeritten. Das Regiment Mazarin, eine Truppe, die zum Teil aus kriegsgefangenen Spaniern gebildet worden war und heftigen Widerstand leistete, wurde fast gänzlich vernichtet. Das französische Fußvolk verweigerte zunächst die Übergabe und wurde durch die Kürassierregimenter Kolb und La Pierre sowie das kaiserliche Regiment Epp zu Pferde die Nacht hindurch eingeschlossen gehalten. Werth und Graf Hatzfeldt, der ihm nach Möhringen gefolgt war, ritten nach Tuttlingen zurück, während Caspar von Mercy das Kommando vor Möhringen übernahm und der Obrist von Sporck mit 1000 Reitern zu Rosens Verfolgung ausgesandt wurde.
Am Vormittag des 25. November 1643 ergaben sich nach angstvoller Nacht alle französischen Generale in Tuttlingen, samt zwei Regimentern zu Fuß, ihrer berittenen Leibgarde und allen Artilleriebedienungen auf Gnade und Ungnade; die sieben Regimenter in Möhringen folgten ihrem Beispiel. Sporck kehrte von der Verfolgung der flüchtigen Kavallerie mit acht erbeuteten Standarten, dem gefangenen Obristen Chambre und mehreren Offizieren zurück; Rosen hatte sich nach Rottweil gerettet, verweilte dort aber nicht lange, sondern nahm Guébriants Leiche, den kranken Taupadel und Guébriants Leibregiment mit sich und wandte sich durch den Schwarzwald gegen Freiburg,[29] nachdem er die Besatzung von Rottweil auf sechs Regimenter, über 2000 Mann, verstärkt hatte. Viele Gefangene wurden durch die Garnisonen von Sigmaringen, Pfullendorf,[30] Meßkirch und Villingen[31] eingebracht, das ganze Franzosenheer befand sich in völliger Auflösung.
Die ganze Bedeutung des Sieges, die geringe Anzahl der entkommenen Feinde – nicht über 4500 Mann – und die fast gänzliche Vernichtung des Fußvolkes, stellte sich, wie Mercy dem Kurfürsten am 26. Dezember berichtete, erst nach und nach heraus. Einen glänzenderen Sieg hatte das bayerische Heer seit Tillys Zeiten nicht erfochten: 261 Offiziere, gegen 7000 Mann waren in den Händen der Sieger. ‚Angehend die Beuten, hat man einen Monatssold an barem Gelde, für mehr als 100000 Kronen Silbergeschirr, über die Maßen stattliche Rosse, köstliche Kleinodien, prächtige Kleidungen und dergleichen bekommen‘. 560 Artilleriepferde und 24 Maulesel wurden erbeutet, über 50 Feldzeichen nach München und Wien gesandt. Empfindliche Einbuße erlitt Frankreich durch die Gefangennahme fast aller Führer der Armee; neben dem Generalleutnant Graf Rantzau hatten sich die Generäle Louis de la Trémouille, Marquis de Noirmoutier, der Comte de Maugiron, der Baron de Sirot und der Marquis de Montausier – sämtlich im Rang eines Maréchal-de-Camp – ; ferner die Obristen Ehm, Schönbeck, Kluge, Kohlhaas, Nothafft, Tiffel und de Folleville ergeben müssen. Das war das größte Quartier, welches Jan von Werth unter den vielen jemals ‚aufgeschlagen‘; hatten gleichwohl auch die anderen Feldherren rühmlichen Anteil am Erfolge, so war er es doch gewesen, welcher die Vorhut mit solcher Kühnheit und Klugheit zuerst vor das Städtchen geführt; Kurfürst Maximilian sandte ihm am 30. November ein Lobschreiben.
Vergebens bemühte sich Mazarin, die Bedeutung der französischen Niederlage zu verkleinern, indem er seinen Gesandten beim Friedenskongreß in Münster[32] schrieb, vier Kompanien der Garde und ein Fußregiment seien vernichtet, der Rest der Armee sei in zwei Korps unter Rosen und Taupadel auf dem Rückzug begriffen. In Wirklichkeit war nur ein Teil der weimarschen Kavallerie dem Zusammenbruch entkommen und fand bei Erlach, dem Gouverneur von Breisach, ein Asyl. Hugo Grotius meldete nach Schweden, die französischen Generäle hätten beim Kartenspiel gesessen, anstatt sich vor dem Überfall in Acht zu nehmen“.[33]
1643 wird La Pierre anlässlich der Hexenverfolgungen im kurbayerischen Heer erwähnt. Ausgangspunkt des Durlacher[34] Verfolgungsversuchs war der strapaziöse Marsch Franz von Mercys von Besenfeld[35] nach Gernsbach[36] am 31.7.1643, der den Bestand an Pferden gelichtet hatte. Im Lager vor Durlach war zudem eine Viehseuche ausgebrochen, wie sie auch in anderen Armeelagern des Öfteren aufttrat. Die Kriegskommissare Jakob von Starzhausen und Johann Schäffer wandten sich unter Berufung auf die ehemaligen ligistischen Kommandanten Jost Maximilian von Gronsfeld und Pappenheim an den Kurfürsten: „E. Churfürstl. Durchl. berichten wir hiemit underthänigst, dasz nun vast alle Obriste sich täglich hefftigst beclagen, wegen des under Iren Regimentern eingerissenen Pferdtfahls, da sie doch von allerhandt artzneyen, täglich mittel brauchen; thails Pferdt sein lungenfaul, thails haben im Hertzen, wann manns öffnet, gelbes wasser, ahn thails, ungeachtet manns geöffnet, hat mann gannz keinen mangel innwendig finden können; Ettliche stehen underschiedliche tag kranck; ettliche seyen in 1. oder 2. stunden gesundt, und todt, und gemainlich fallen so bald die besten Pferdt; dahero, weiln an vilen bey der öffnung keine mängel gefunden werden, wollen vil dafür halten, es komme diser Pferdtfahl auch nit wenig von bösen Leuthen, denn Hexen und Zauberern hero; Obriste, Rittmaister und anndere haben unns gesagt, dasz bey Iren Regimentern und Compagnien underschiedliche weyber vorhannden, welche der Hexerei suspect und beschreyt sein, auch selbsten anainander schellten, dise habe dortt oder da, Leuth oder Vieh verzaubert. Es ist auch wol zu glauben, dasz dergleichen böse Leuth nicht wenig under diser Armada sein, dann vermuetlich vil Weibsbilder, welche annderer orthen wegen ihrer unthaten ausgeschafft, der Stätt und Lännder verwysen, auch wol ettwa gar mitt ruetten ausgesteubt wordten seindt, haben sich hinnach zu den Regimentern begeben, mitt den Soldaten ettwa verheurath, und verhänget, allso gelegenheit bekommen, ihre boshait zu üben; vil werden ettwa auch bey solchen hin und wider schleppen im Krieg, in deme sie offt dahinden bleiben, noth und angst leiden, zu Iren Männern nit kommen können, dis abscheuliche Laster der Hexerey erst im Krieg gelernet haben, Dann kann mann inn mannichem Landt, bey wolbestelltem Regiment, viler Beambter und gaistlicher aufsicht, solches grausame laster nicht aller orthen verhietten, wieviel mehr ist es zu muetmaszen, dasz dises bey solcher dissolution im Krieg einreiszen werde darinnen vil weiber auferzogen sein, die wenig guets gelehrnt oder gesehen, bey allerhand bösen Leuthen logirt, und inn deren böse gesellschaft gerathen. Wir haben hievon nun öffters mit den Generals Persohnen und Obristen discurirt, mit Erinnderung, weil wir verstehen, dasz vor Jaren beede Graffen, Pappenheim[37] und Gronsfeldt,[38] auch dergleichen gethan, so möchten Sie nicht weniger auf die so beschraitte Hexenweiyber greiffen, Sie zue verhafft ziehen, examinieren: und mit Inen, was recht ist, procediren lassen. Sie geben unns aber allzeitt zur antwortt, dises seyen hoehe, schwähre sachen, welche Inen, und Iren Regiments Schulthaiszen, zu urthailen, zu wichtig seyen; wann aber E. Churf. Durchl. ain, oder zween guette rechtsgelehrten darzue heraus deputiren wollten, köndte mann disem werck ainen anfang machen. Der Obrist La Pierre hatt unns erzehlt, dasz vor disem under seinem Regiment ain Scharpfrichter geweszt seye, welcher iezo in Schwaben wohne, der habe dergleichen Hexen erkennen und machen können, dasz solche anndere, in deme sie sich angeben miessen, erkennen können; disen will Er widerumb auf seine Costen holen lassen. Was aber E. Churf. Durchl. hierinnen verordnen, ob Sie Rechtsgelehrte heraus schicken, oder gleich von der Regirung Heidelberg[39] ainen darzue deputiren, zusehen lassen, dasz mann auch anndere gelehrte Regiments Schuldthaiszen darzue gebrauchen köndte, und etwa dem General Auditor dise Commission bevehlen wollen, stehet bey dero gnedigstem belieben“.[40]
Am 3.11. schrieb der Kurfürst, man solle angesichts der militärischen Situation die Remontierung vorantreiben und notfalls Reiter auf die Bagagepferde setzen. Ein Rechtsgelehrter wurde avisiert, während Starzhausen unter dem 2.11. berichtet hatte, dass der Ausfall durch den Einsatz von Arzneimitteln bereits nachgelassen habe. Am 4.11. hatte Maximilian seinen Kriegskommissaren geschrieben: „Dieweilen vielleicht daraussen in Schwaben bevorab in Tibingen[41] da die Universitet oder auch von den Clöstern bediente gelehrte leith auff ein interim zu bekommen sein und sie sich zu dem von euch vorgeschlagenen Hexenprozeß gebrauchen lassen möchten, So habt Ir dergleichen Subiectis mit vleisz nachzufragen, und da sie zu bekommen, sovil möglich ainen oder zwen vorzuschlagen; ain als andern weeg aber wollen wür auch heroben sehen lassen, ob man Jemandt darzu bekommen möchte“.[42] Zugleich hatte Maximilian noch ein Rezept zur Kurierung der Pferde mitgesandt. Unter dem 6.11. schrieb Starzhausen aus Walheim:[43] „Ob zu Anfang und ausarbaitung des Hexen Prennens ein Qualificirtes Subiectum hieraus auf ein Interim zu erhandeln sein möchte, wollen der Schäffer und Ich uns an underschiedlichen orthen bewerben, und was wir ausrichten, Ew. Churf. Dchl. berichten“.[44] Eine neue französische Offensive scheint jedoch die Untersuchung gestoppt zu haben.
„Für diesen Winter [1643/44] war wegen der Nähe des Kriegsschauplatzes (Oberschwaben) eine Einquartierung sicher zu erwarten. Die Regierung zu Neuburg[45] gab deshalb am 10. Dezember den 3 Städten den Auftrag, niemand einzulassen, sondern etwa eintreffende Soldaten auf den Dörfern einzulogieren, ausser wenn Gewalt angewendet würde. Auch reiste der Landvogt Wolf Jacob Ungelter v. Deisenhausen persönlich nach Tübingen zur Generalität, um eine Verschonung der pfalz-neuburgischen Lande zu erlangen. […] Am 20. Dezember kamen die fremden Gäste ins Quartier. Sie waren vom Lapierre’schen Kürassierregimente. Nach Lauingen[46] kam der Stab (33 Personen mit 101 Pferden) und 1 Kompagnie mit 138 Mann und 156 Pferden. Die Verpflegung kostete monatlich 1800 fl. Diese Geldleistung war vom 1. Dezember an, die Naturalverpflegung (Servis und Futter) vom Tage des Eintreffens an zu entrichten“.[47] „Auch der Oberst Jean de Lapierre verwies am 9. März [1644] zu Lauingen seinen Offizieren und Mannschaften ihre Überforderungen. Diese hatten von den Bauersleuten, obwohl sie die Hausmannskost erhielten, monatlich noch 3-5 fl. erpresst“.[48] „Am 16. April [1644; BW] trafen 180 Reiter von Überlingen ein und wurden in der Umgegend einquartiert. Am 24. April kam ein Quartiermacher des Lapierre’schen Regiments und meldete die Ankunft dreier Kompagnien aus dem Nordgau. Dieselben hatten zusammen 200 Pferde; Lauingen erhielt 80, Höchstädt,[49] Gundelfingen[50] und das Landgericht je 40 Pferde ins Quartier. Diesen Truppen brauchte bloss Logis und das rauhe Futter gereicht zu werden, da sie ihren sonstigen Unterhalt noch von den alten Quartieren bezogen. Anfangs Mai wurde sodann das ganze Regiment in unserer Gegend zusammengezogen. Am 24. Mai erhielt Lapierre den Befehl zum Aufbruch. Zum Abschied musste ihm Proviant und Futter auf 6 Tage mitgegeben werden. Dagegen verbot er (auf Befehl des Kurfürsten Maximilian vom 27. Mai) seinen Offizieren alle weiteren exactiones, da viele Klagen über über stattgefundene Erpressungen eingelaufen waren.
Jean de Lapierre liess beim Abzuge seine Gemahlin in Lauingen zurück, weshalb die Stadt in diesem Sommer über den Gang der Kriegsereignisse immer auf dem Laufenden war. Im August verbreitete sich (infolge der Schlacht bei Freiburg,[51] 4. und 7.-9. August, in welcher die Bayern unter Mercy von Turenne nach heftigem Kampf zum Rückzug genötigt wurden), in Schwaben ein grosses Geschrei, »als ob die kaiserliche Armada ganz ruiniert wäre«. Lapierre schreibt dagegen am 19. August von Roggenburg[52] aus, die Sache stünde nicht so schlimm. Der Feind habe sich zwar verstärkt und mit grosser Furie angegriffen, aber es sei auch auf kaiserlicher Seite sehr tapfer gekämpft und 3 Tage lang continue gefochten worden, wobei das kaiserliche Fussvolk beträchtlichen Schaden erlitten habe. Allein auf 1 Toten bei ihnen träffen mindestens 3-4 auf Seite des Feindes; dieser habe einen Verlust von 6000 Mann gehabt. Die Feinde marschierten jetzt durch Baden und erwarteten den neuen General Duc d’Angum (d’Enghien, der spätere »grosse Condé«). Die Kaiserlichen befänden sich in der Gegend von Heilbronn.[53] – Am 25. November schreibt er von Hundtheim[54] aus, die Kaiserlichen hätten sich vom Mittelrhein ab gegen Miltenberg[55] gewendet, um den in Gerolzheim[56] eingeschlossenen Johann de Werth zu entsetzen“.[57]
An der Schlacht bei Jankau[58] am 6.3.1645 nahm er auch teil, zusammen mit Kolb war er der Gefangennahme entgangen.[59] 1645 musste die Landschaft La Pierre monatlich 200 fl. bezahlen, wovon Lauingen (Herzogtum Neuburg) zwei Fünftel aufbringen musste.[60]
1647 nahm La Pierre an der Belagerung der Reichsstadt Memmingen[61] teil.
„Memmingen gehörte seit 1286 zum Kranz der Reichsstädte. Sie lagen im Westen, besonders im Südwesten, und nannten sich ‚Des Heiligen Reiches freie Städte‘, untertan allein dem Kaiser, als Gemeinwesen frei und selbst verwaltet. Memmingen war mit Mauern und Toren gut bewehrt und besaß ein eigenes ländliches Territorium von zwölf Dörfern. In Memmingen hatte die Reformation Einzug gehalten. Die Stadt war im Ulmer Waffenstillstand[62] vom Kurfürsten von Bayern den Schweden eingeräumt worden, was er konnte, denn es hatte eine bayrische Besatzung. Ob er über eine Reichsstadt verfügen durfte, ist eine andere Frage.
Am 29. September 1647 traf Generalfeldzeugmeister von Enkevoer bei Memmingen ein. Seine beiden Fußregimenter ‚Enkevoer‘ und ‚Rübland‘ folgten. Kurfürst Maximilian von Bayern war mit dem kaiserlich-bayrischen Rekonjunktur-Rezeß vom 7. September wieder an die Seite des Kaisers getreten. Bis zum 28. September hatten die Bayern acht Fußregimenter, drei Reiterregimenter und das Dragonerregiment Bartels vor den Toren Memmingens versammelt. – Es waren die Fußregimenter Cobb, Fugger, Marimont, Mercy, Ners, Royer, Reuschenberg und Winterscheid, die Reiterregimenter La Pierre, Jung-Kolb und Walpott-Bassenheim sowie das Dragoner-Regiment Bartels. – Ihre Streitmacht umfasste 83 Kompanien. Die bayrische Belagerungsartillerie mit dem Fuhrpark an ‚Stückwagen‘, auf denen die schweren Rohre, Lafetten, Kugel- und Munitionswagen mit Pulver, Pech und Petarden, Kränen, Winden und Zugbrücken wurde von 1.074 Pferden bewegt. Noch mehr Dienstpferde der Reiterei und Zugpferde des Tross‘ kamen hinzu. Am 30. September übernahm Enkevoer ganz selbstverständlich als der ranghöchste General das Kommando vor Memmingen. [ …]
Die drei bayerischen Generalwachtmeister de Lapier, Rouyer und Winterscheid mit ihren Frauen und Enckevort allein bezogen verschiedene Häuser und Säle in der Kartause des Klosters zu Buxheim.[63] Zwischen Buxheim und Hart[64] errichteten die acht bayerischen Fußregimenter ein befestigtes Lager. Die beiden kaiserlichen legte Enkevoer in den Ort Hart, südwestlich Memmingen. Im Süden und Südosten schloß sich die Masse der bayerischen Reiterei bis nach Memmingerberg an. In diesem Dorf stand das Reiterregiment Walbott und kontrollierte die ostwärts führende Straße nach Mindelheim. Rund um das Dorf wurden Schanzen aufgeworfen. Über die Dörfer Grünenfurt,[65] Ammendingen[66] und Egelsee[67] fand der Belagerungsring aus Schanzen und Redouten in einem nordöstlichen und nördlichen Bogen wieder Anschluß an die Iller. Damit war Memmingen vollständig eingeschlossen.
Die nächsten Städte, auf die man sich zur Versorgung stützte, waren Mindelheim[68] im Osten und Leutkirch[69] im Südwesten. Nach Mindelheim wurden die transportfähigen Verwundeten in feste Unterkünfte gefahren. Leutkirch mußte Brot liefern und ‚etliche Persohnen und Pferdt hinunder in das Lager nacher Buxheimb schicken und dann Wochentlich offgemelten General Enckenfort einen Wagen – den die Burger den Freßwagen nenneten – mit allerhand zur Kuchen dienende Sachen, so jedesmal 100 Gulden kostete‘.[70]
Schon am 20. September hatte der bayrische Generalwachtmeister de Lapier mit seiner Reiterei die Stadt von aller Zufuhr abgeschnitten. Kurfürst Maximilian forderte in einem Mahnschreiben den Magistrat auf, weder mit Rat und Tat den Schweden zu helfen, noch der Bürgerschaft zu erlauben, gegen die Waffen des Heiligen Reiches Widerstand zu leisten. Vielmehr solle der Magistrat den Kommandanten dahin bringen, ohne Verzug mit seinen Kriegsvölkern abzuziehen, um allen ‚Extremitäten und Gefahren vorzubeugen, in die sonst die Reichsstadt geraten würde“.[71]
Der Söldner Hagendorf unter dem Kommando von Winterscheid hat in seinem Tagebuch eine kurze Beschreibung der Belagerung hinterlassen: „Den 27. September angekommen zu Memmingen im Jahr 1647. Unser Lager aufgeschlagen bei dem Kloster Buxheim. Bald mit Schanzen und Laufgräben gearbeitet und zwei Batterien davor gelegt. Auf der großen Batterie hat mein Oberst Winterscheid als Generalwachtmeister kommandiert. Darauf sind gestanden 2 dreiviertel halbe Kartaunen, 4 halbe Kartaunen, 2 Schlangen. Auf der kleinen Batterie hat kommandiert der Oberst Rouyer [Royer; BW], sind ebensoviel Kanonen daselbst gestanden. Damit haben sie nichts anderes geschossen als glühende Kugeln. Noch haben wir 4 Feuer-Mörser gehabt und geschossen Tag und Nacht. Den 5. Oktober sind sie ausgefallen, uns von den Batterien weggetrieben und 5 Stück vernagelt. Überdem haben sie noch etliche Ausfälle getan. Aber wir haben sie bald wieder hineingejagt. Überdem haben wir uns besser versehen und die Mauern und ihre Batterien mit Kanonen und Minen verwüstet, daß sie sich haben müssen ergeben. Wir haben auch etliche Male die Schanzen gestürmt, so das Krugstor und das Westertor, aber nichts gerichtet, außer viel Volk verloren. Den 23. November im Jahr 1647 haben sie akkordiert, den 25. November abgezogen. Darin sind gelegen 350 Mann. Der Oberst Przyemsky hat hier kommandiert. Mit Sack und Pack sind sie abgezogen, sind eskortiert worden bis nach Erfurt“.[72]
Der Chronist Christoph Schorer, Sohn des namensgleichen Dr. jur. Christoph Schorer, Memminger Ratsadvokat und über zwei Jahre bei den Westfälischen Friedensverhandlungen anwesend, hat dagegen in seiner „Memminger Chronick“ (1660) den Verlauf der Belagerung aus der Sicht der Betroffenen ausführlich dargestellt.
„Der Kommandant Memmingens, Obrist Sigismund Przyemski, ein gebürtiger Pole, befehligte nur zwischen 400 und 500 Mann, darunter etwa 70 Reiter. Dennoch war er zu äußerstem Widerstand entschlossen. Über die Neutralität Bayerns machte er sich keine Illusionen. Die Kaiserlichen und Bayerischen waren ihm an Zahl und Artillerie um ein Vielfaches überlegen. Für Przyemski zählte seine gute Versorgungslage mit Lebensmitteln und Munition sowie die fortgeschrittene Jahreszeit. Mit jedem neuen Herbsttag würden die Belagerer mehr den Unbilden der Witterung ausgesetzt sein, während seine schwedische Besatzung den Schutz der festen Unterkünfte hatte. Es kam darauf an, die Verteidigungskraft seiner Soldaten so lange wie möglich zu erhalten und den an sich schon hohen Verteidigungswert der Festung weiter zu erhöhen.
Am 21. September, einen Sonnabend, ließ der Kommandant die Bürgerschaft auf die Zunfträume kommen und forderte sie durch seinen Major auf, die Stadt zusammen mit der Besatzung zu verteidigen. Die Bürger weigerten sich unter Hinweis auf ihre kaiserliche Obrigkeit. Sie seien ungewollt als ein ‚subjektum passivum‘ unter die schwedische Besatzung geraten. Damit spielten sie auf den Ulmer Waffenstillstand an, der ihre Reichsstadt ungefragt an die Schweden ausgeliefert hatte.[73]
Am anderen Tage ließ Przyemski an mehreren Stellen einen Verteidigungsaufruf anschlagen, den Marktplatz während der Sonntagspredigt einzäunen, von Soldaten unter Gewehr umstellen und seine Kavallerie in den Gassen und am Markt aufreiten. Er rief den Magistrat und die Bürger durch Trommelschläger bei Strafe für Leib und Leben auf den Markt und in die Einzäunung. Dort stand er selbst auf einem Podest. Die Bürger, welche den Gottesdienst besucht hatten, wurden sogleich von den Kirchenstufen zu ihm gelenkt. Jetzt sprach Przyemski, zuerst zum Rat, dann zu den einzelnen Zünften. Sie sollten an Ort und Stelle erklären, ob sie ihn als Kommandanten anerkennen, zu ihm halten und ihm und seinen Soldaten bei der Verteidigung der Stadt beistehen wollten; diejenigen, die sich nicht dazu verstehen wollten, sollten auf die Seite treten, an denen werde er eine scharfe Exekution vornehmen lassen – und der Scharfrichter wartete schon, für alle sichtbar. Niemand trat auf die Seite und der Magistrat beriet sich kurz. ‚Nachdem nun die Bürger solchen Ernst und Gewalt gesehen, haben sie in sein (Przyemskis) Begehren gezwungen einwilligen müssen‘.
Zweihundert Handwerksgesellen wurden ausgewählt, bewaffnet und zum Wachdienst unter Aufsicht der regulären Truppe eingeteilt. Für seine Soldaten reduzierte der Kommandant damit das ermüdende Wachestehen. Alle erwachsenen Einwohner, Männer wie Frauen, mußten sich einüben, etwa ausbrechende Feuer zu löschen. Bürger der Stadt, hereingeflohene Bauern aus den umliegenden zu Memmingen gehörenden Dörfern, meist aber die Gesindeleute wurden zum Schanzdienst vor den Mauern herangezogen. Auch Frauen mußten mit hinaus. Vor zwei besonders gefährdeten Stadttoren ließ der Kommandant Erdbastionen aufwerfen und durch ein ‚Ravelin‘ verbinden. Vier schon vorhandene Außenwerke ließ er verstärken, und das alles in der kurzen Zeitspanne von etwa Mitte September bis Anfang Oktober. Einen Müllersknecht, der den Schanzdienst eigenmächtig verlassen hatte, ließ er zur Abschreckung an den Pranger stellen und einen Bauern, der lässig gearbeitet hatte, an den Pfahl auf dem Markt. Während fast der ganzen Zeit der Belagerung wurde geschanzt und gebaut, denn erst mit der Anlage der Annäherungsgräben (Approchen) deckten die Belagerer ihre Angriffsrichtungen auf. Zerstörte oder beschädigte Erdwerke ließ Przyemski ohne Verzug – bei Tag und Nacht – neu aufrichten oder ausbessern. Immer wieder gab es dabei Verluste. Einmal wurde ‚ein Mägdlein beym Schantzen tod geschossen‘, später eine erwachsene Magd.[74] Das Dach über dem Pfarrhof ließ Przyemski abtragen und in der so gewonnenen Feuerstellung eine schwedische Geschützbatterie auffahren, welche die Kaiserlichen und Bayrischen nicht zum Schweigen brachten.
Die Besatzung wagte elf Ausfälle, teils zu Pferd, teils zu Fuß, einmal sogar mit ‚zwey Regiments-Stücklein‘. Mit mehreren dieser Vorstöße drang sie bis in die Approchen vor. Jedesmal kam es dabei zu blutigen Nahkämpfen mit Blankwaffen und Handgranaten (die es schon gab). Ein Ausfall am 5. Oktober mit 150 Mann und allen schwedischen Reitern führte bis in die Geschützstellungen des Belagerungskorps. Die kaiserlich-bayrischen Truppen verloren dabei fünf Gefallene, 49 Verwundete und 17 Gefangene, außerdem fünf Kanonen, die unbrauchbar ‚genagelt‘ wurden. Nach einem Ausfall am 10. Oktober, bei dem die Bayern 20 Tote und 52 Verwundete beklagen mußten, wurde für den folgenden Tag eine beiderseitige Waffenruhe vereinbart, in der die Toten geborgen und übergeben wurden. Bei einem Nachtangriff der Schweden erlitt das Regiment Rübland [Ruebland; BW] hohe Verluste, nach Aussagen von Gefangenen waren angeblich 50 Mann gefallen, die ‚Gequetschten‘ (Verwundeten) nicht gerechnet. Bei ihren Ausfällen hatte die schwedische Besatzung das Überraschungsmoment meist für sich. Von der Stadtmauer und den Toren konnte sie schwächer besetzte Abschnitte bei den Kaiserlichen und den Reichsvölkern ausmachen und dort ihre Angriffe ansetzen, wobei sie sich gedeckt in dem Graben vor der Stadtmauer bereitstellte, solange er in ihrem Besitz war.
Die Belagerer standen an vielen Stellen bis zu den Knieen im Wasser ihrer Approchen. Dennoch hatte die Belagerung erhebliche Fortschritte gemacht. Die Belagerten hatten zwar, nicht zuletzt wegen der ‚Beihilfe‘ der Bürgerschaft, stärkeren Widerstand geleistet, als von Enckevoer vermutet. Doch hatten sich die Fußsoldaten der Reichsvölker an einigen Stellen bis zum Graben vor der Stadtmauer vorgeschanzt und vorgekämpft. Dabei hatten sie die ‚Kontre-Escarpe‘ durchbrechen müssen, die ‚Gegenböschung‘ vor der Stadtmauer, die in den Stadtgraben hinab führt. Die Schweden mußten ihre Ausfälle einstellen. Enckevoer am 5. November: ‚ … seither meinem jüngsten an Euer Execellenz (Holzappel) Bericht seindt unsere Werkhe, nach geschehener Durchbrüch und Eroberung der Contrescarpa, bis in den (Stadt)graben gebracht, daß nuhn zu allem ernstlichen Angriff geschritten (werden kann). undt nechstens, wann die schier auch zu endt geführte minen zu ihrer völligen Anfertigen gelangt sein werden, ein guter Effectus dierser Operation … zu hoffen (ist)‘.[75]
Die Entscheidung mußte der unterirdische Minenkampf und die Belagerungsartillerie bringen. Bis Mitte Oktober waren 53 Bergknappen zur Unterstützung des Belagerungskorps eingetroffen. Sie unterstanden einem Bergmeister und drei Berghauptleuten. Das Krugstor und das Lindauer Tor standen dem Lager der bayrischen Fußregimenter am nächsten. Gegen beide Tore wurden die ersten unterirdischen Stollen, die ‚Minen‘, vorangetrieben. Die Schweden hatten den Erdaushub beobachtet, trieben in Richtung auf die Minen einen Gegengraben vor und bauten einen quer dazu verlaufenden Abschnitt, um von dort in die Minen eindringen zu können. Dennoch ließen die Belagerer unter dem von den Schweden errichteten Erdwerk am Lindauer Tor am 5. November die erste Sprengkammer detonieren. Die Sprengung zeigte kaum Wirkung. Möglicherweise war der Stollen wegen der schwedischen Gegengräben zu tief angelegt worden. Die andere Mine gegen das Krugstor wurde von den Schweden entdeckt und zugeschüttet.
Am 6. November wurde eine zweite Kammer unter dem Erdwerk vor dem Lindauer Tor gezündet, diesmal mit mehr Erfolg, das Werk wurde beschädigt, aber noch nicht zerstört. Die Mine gegen das Krugstor stellten bayrische Fußtruppen nach einem Gegenangriff wieder her und die Knappen ließen eine neue Pulverladung am 7. November ‚springen‘, wieder ohne nennenswerten Effekt. Dennoch stürmten die Belagerer gegen das Werk rechts vom Krugstor, das zuvor sturmreif geschossen worden war. Sie waren bereits auf und in dem Werk, als die Schweden einen Gegenstoß führten, der die Eingedrungenen wieder zurückwarf. Es wurde so hart und erbittert gekämpft, daß die Angreifer wieder sechs Gefallene und 68 Verwundete bergen mußten. Am Tage darauf schossen die Schweden in die Stollen vor dem Krugstor. ‚Deshalb wurde mit der Mine ein und einen halben Klafter zurückgegangen, selbige mit starken Brettern und großen Nägeln festgemacht, nach diesem auf der rechten Hand eine Kammer verfertigt und darin drei Tonnen Pulver gethan und dann für den Gebrauch verwahrt‘. Diese Süprengladung warf nur einige Palisaden um. Doch die folgenden Sprengungen unter den Erdwerken brachten Einsturz und Tod, wie die beim Lindauer Tor am 11. November. Neun ‚contraminierende‘ Soldaten der Schweden kamen dabei ums Leben, ‚etliche Soldaten und Schantzleut wurden auch empor gehebt, die aber beym Leben erhalten worden …‘. Teils wurden die den Stadtmauern vorgelagerten Erdwälle und Böschungen zum Einsturz gebracht, teils wurde so gesprengt, daß der Stadtgraben zugeschüttet wurde Erst dann, bei freiem Schußfeld gegen die Steinmauern und Tore der Stadt, konnte die Belagerungsartillerie ihre volle Wirkung entfalten. Gegen die Erdwerke richteten die Kanonen mit ihren Vollkugeln und und damaligen Granaten wenig aus.
An schwerer bayrischer Artillerie, an ‚Stücken‘, waren vor Memmingen sechs Mörsder und 20 großkalibrige Kanonen in Feuerstellung. Die Mörser oder Böller ‚warfen‘ Eisenkugeln, Steinkugeln, Granaten und Feuerballen im Steilfeuer in die Stadt. Die Kanonen auf ihren aufgeworfenen Bastionen schossen im meist direkten Richten mit flacher Flugbahn gegen die Tore und gegen die beabsichtigten oder vorgetäuschten Einbruchsstellen in der Stadtmauer. Am Abend des 5. Oktober wurde – wohl als Antwort auf den gelungenen Ausfall der Schweden – eine grausam erdachte Kanonade eröffnet. Neben dem ohrenbetäubenden Dauerbeschuß mit explodierenden Granaten und schweren Vollkugeln wurden an die 50 Feuerballen, schon im Fluge brennend, in die Stadt geworfen. Zwei Stadel mit noch ungedroschenem Getreide gerieten in Brand, auf den lodernden und funkensprühenden Flammenherd richtete die Belagerungsartillerie jetzt alle Rohre und schoß im zusammengefaßten Geschütz- und Mörserfeuer in das neue, gut sichtbare Ziel. Bei den Löscharbeiten ‚geriet alles in große Unordnung und ein jeder das seinige zu salviren trachtete‘. Die Brände wurden kaum noch gelöscht, Wasser kam nicht mehr herbei, die beiden nächst stehenden Wohnhäuser fingen Feuer. Przyemski erschien ‚in eigener Persohn‘. Die ihren Hausrat wegtragen wollten, ließ er mit Schelten und Schlägen davon abbringen, trieb sie wieder zum Wasserschleppen und ließ von seiner Begleitung den herausgeretteten Hausrat aufnehmen und in die Flammen werfen. Die Menschen löschten wieder, ihre einzige Chance, verbliebenes Hab und Gut zu retten: ‚ … daher durch des Kommandanten Fleiß und Vorsichtigkeit verhütet wurde, daß das Feuer weiter kam‘. Przyemski publizierte erneut einen Befehl, wonach alle Scheunen und Häuser von Stroh zu räumen waren und es nur noch unter freiem Himmel, in Gärten und an abgelegenen Orten, gestapelt werden durfte. Am 19. Oktober brach noch einmal an drei Stellen zugleich Feuer in der Stadt aus, das aber bald gelöscht werden konnte.
Gleich anderen erfolgreichen militärischen Befehlshabern war es Przyemski in die Wiege gelegt, bei Freund wie Feind die Psyche zu beeinflussen. Einmal wurde eine Soldatenfrau aus dem kaiserlich-bayrischen Troß aufgegriffen und vor ihn gestellt. Er schenkte ihr einen halben Taler, damit sie sich in der Stadt Weißbrot kaufe, und schickte sie dann mit dem Brot zu den ihrigen vor der Mauer zurück. Man kann sich ausmalen, was sie dort alles zu erzählen hatte. Von Hungersnot in der Festung wird sie nichts berichtet haben. Wie Przyemski die Bürger zur Teilnahme an der Verteidigung Memmingens brachte, wie er dabei seinen Major vorschickte, wie er Stimmung und Haltung der Bürger teste, wie er auf dem Marktplatz selbst sprach, einzeln zum Rat und zu den Zünften, mit der sichtbaren Drohung seiner bewaffneten Soldaten und des Scharfrichters, wie er seine Ansprache aufbau- te, das alles war ein psychologisches Meisterstück. Einen Tag nach dem 5. Oktober, nach der gerade noch unter Kontrolle gebrachten Feuersbrunst, als ‚alles voller Schrecken und Angst‘, versammelten sich Frauen der Stadt, die Przyemski mit einem Fußfall bitten wollten, daß er rechtzeitig einen Übergabevertrag schloß, damit Stadt und Bürgerschaft samt ‚Weib und Kindern‘ nicht zu Grunde gingen. Er ließ sie gar nicht erst vor, sondern ausrichten, er wisse auch ohne sie sehr wohl, was er zu tun und zu lassen habe. Sie sollten sich heim begeben und das ihre tun. Wenn sie aber etwa wieder bei ihm vorstellig werden wollten, und selbst wenn es noch mehr seien und dabei die vornehmsten Frauen der Stadt, so werde er sie trotzdem alle ohne Ausnahme nach draußen zum Schanzen führen lassen. In dieser Antwort lag zugleich eine unverhohlene Warnung an den Rat der Stadt, kein Weiberregiment zuzulassen.
Przyemski tat viel, damit das Geld seinen Wert behielt, ‚daß in Brodt, Korn, Fleisch, Schmaltz und andern Sachen kein Aufschlag oder Steigerung fürlieff, sondern alles in dem Preiß bleiben mußte, wie es vor der Belagerung gewesen. Wer darüber that, gegen den verfuhr er mit strenger Execution‘. Auch mit drakonischen Strafen hätte er wohl auf Dauer den Geldwert nicht stabil halten können, wenn die notwendigen Lebensmittel zur Neige gegangen wären. Aber die im Menschen schlummernde Bereicherungssucht und den Wucher dämpfte er doch. An Grundnahrungsmitteln waren genügend Vorräte angelegt und den Sommer 1647 über aufgestockt worden. Die einfachen Soldaten gaben den Bürgern Memmingens immer wieder zu verstehen, daß ihr Kommandant und seine Offiziere sehr erfahren seien. Nie wurde bei den einfachen Soldaten Unwillen oder Ungeduld bemerkt. Sie ‚hatten solchen Eyffer und Begierd, daß die Verletzte, ehe sie gar heil worden, den Posten, wan sie nur kondten, zu eileten. Wann ein Ernst oder Anstalt zum Stürmen wahrgenommen worden, seyn auch der Officier Knecht und Jungen mit Gewehr auff die Werck geloffen und helffen fechten, ob sie dessen schon kein Befelch gehabt‘.
Insgesamt verschossen die Belagerer bis in die zweite Hälfte November um die 5.200 Schuß aus Kanonen und Mörsern. Sie verbrauchten dabei etwa 550 Zentner Pulver und 140 Zentner Lunten. Allein an die bayrischen Fußvölker waren rund 125.000 Musketenkugeln ausgegeben worden. Die schwedische Besatzung verbrauchte etwa 200 Zentner Pulver.
Am 12. November war ein Feldtrompeter Enckevoers vor die Stadtmauer Memmingens geritten. Auf gekennzeichnete Trompeter, die bestimmte Signale schmetterten, wurde nicht geschossen; sie waren die Parlamentäre zwischen feindlichen Truppen und den Kriegsparteien. Der Trompeter überbrachte ein Schreiben Enckevoers, ‚darinnen guter Accord zu geben anerbotten‘, die Aufforderung, die Stadt durch einen Vertrag zu übergeben. Und der Trompeter rief über die Mauer, man habe sechs Minen fertig, die sofort gezündet werden könnten. ‚Extremitäten und Gefahren‘ wurden immer größer, ein Sturm auf die Stadt, nachdem Minen die Breschen gesprengt hatten, die Freigabe der Stadt zur Plünderung und Willkür für die stürmenden Soldaten, nach damaligem Kriegsbrauch, praktiziert von allen Armeen. Der Trompeter wurde nicht in die Stadt eingelassen, sondern mit einer mündlichen Antwort ‚manierlich‘ abgewiesen.
Endlich, am 20. November, schickte Przyemski seinen Trompeter zu Enckevoer mit dem Wunsch, ihn sprechen zu wollen. Zunächst machte Enckevoer zur Bedingung, daß ein schwedischer Major und ein bayrischer Obristwachtmeister gegenseitig als Geiseln auf Zeit genommen wurden. Dann schwiegen alle Waffen. Przyemski ritt im Vertrauen auf das ihm gegebene Kavaliersehrenwort Enckevors zu ihm, um über die übergabe zu verhandeln. Hauptgrund war der Mangel an Kugeln und Pulver. Am Ende der Belagerung hatten die Bürger als Bleiersatz ihr Zinngeschirr abgeben müssen und in Memmingen ‚hat man nach der Schwedischen Abzug mehr nicht dann nur zwei Tonnen Pulver, an Bley und Kugeln aber fast nichts gefunden‘.
Przyemski ritt in die Stadt zurück, er war mit den ersten Übergabebedingungen nicht einverstanden. Die beiden Geiseln wurden zurückgestellt, die Feindseligkeiten wieder aufgenommen. Doch stürmen ließ Enckevoer noch nicht, noch wartete er zu und vertraute seiner Kriegerfahrung. Am 22. November nahm die Belagerungsartillerie die Beschießung wieder auf, am Abend wurden zusätzlich Granaten geworfen und zwei Häuser zerstört. Jetzt wurde der Rat der Stadt bei Przyemski vorstellig und schilderte die Not. Przyemski zeigte sich zunächst erzürnt – er schickte aber doch ein Schreiben mit neuen Übergabepunkten an Enckevoer. Schon seit Wochen hielt Przyemski Reiter auf dem Markt in Bereitschaft und ließ sie in den Gassen patrouillieren, ‚damit von Burgern und Inwohnern nichts wider die Schwedische Völcker practicirt werde‘. Am Abend des 23. November traf die Antwort der kaiserlich-bayrischen Belagerer bei Przyemski ein. Ein bereits von Enkevoer abzeichneter ‚Accord‘ zur Übergabe der Reichsstadt, mit dem eigenhändigen Zusatz Enkevoers, ‚daß es dabey sein Verbleiben haben werde‘. Dieses Angebot war sein letztes.
Unterschrieben wurde der Übergabevertrag von Przyemski für die schwedische Seite, von Enkevoer, Lapier, Rouyer und Winterscheid für die kaiserlich-bayrische. Enckevoer hat die drei bayerischen Generalwachtmeister mit unterzeichnen lassen, das honorierte ihren Anteil am Belagerungserfolg und enthob ihn langatmiger Rechtfertigung der Übergabebindungen vor Kurfürst Maximilian. Die kaiserlich-bayrischen Truppen besetzten das ihnen eingeräumte Krugstor. Die beiderseitig gemachten Gefangenen wurden ohne Zahlung oder Verrechnung von Lösegeld ausgewechselt. Die Schweden hatten 55 Tote und etwa 60 Verwundete. Sie begruben ihre Toten und setzten die gefallenen Offiziere in der Sankt Martinskirche bei. Am 25. November zog die schwedische Besatzung in mustergültiger Ordnung mit noch 260 Musketieren und 66 Reitern unter 12 wehenden Fahnen ab. Alle mobilen Waffen und 20 Bagagewagen führten sie mit. 100 bayrische Reiter eskortierten sie durch die eigenen Reihen in Lichtung auf Leipheim an der Donau. Enkevoer und Przyemski nahmen nebeneinander stehend den Ausmarsch ab.
Przyemskis Marschziel war die zentral gelegene Festung Erfurt, der große schwedische Etappenplatz zwischen Ostsee und Süddeutschland, zwischen Niedersachsen und Böhmen, zwischen Schlesien im Osten und Hessen im Westen. Sein Marsch führte ihn von Leipheim[76] zur Festung Schweinfurt,[77] von da zur Festung Königshofen[78] im Grabfeldgau, nach Suhl,[79] dann über den Thüringer Wald nach Erfurt. In Erfüllung der Übergabebedingungen wurden die zurückgelassenen schwedischen Verwundeten versorgt und gepflegt. Auch ihnen war freier Abzug nach Gesundung zugesichert“.[80]
„Am schwersten hatte das kaiserlich-bayrische Belagerungskorps gelitten. 199 Soldaten waren gefallen, 478 verwundet worden und 285 hatten die Fahnenflucht den harten Bedingungen und tödlichen Gefahren der Belagerung vorgezogen. Über 900 Mann, oder – in der durchschnittlichen Iststärke kaiserlicher Regimenter am Kriegsende gerechnet – fast drei Fußregimenter waren bei der Belagerung verloren gegangen.
Zwar war Memmingen mit dem Ulmer Waffenstillstand den Schweden von Kurfürst Maximilian selbst eingeräumt worden, im herbstlichen Rekonjunktions-Rezeß mit dem Kaiser aber hatte Maximilian sich auch den schwäbischen Reichskreis ausbedungen, um seine Reichsarmee zu unterhalten. Damit der ganze Kreis vor dem Winter in Kontribution gesetzt werden konnte, mußte Memmingen erobert werden. Deshalb hatte Maximilian seine Armee geteilt, deshalb zwölf Regimenter vor Memmingen beordert und nicht alle Truppen Feldmarschall Gronsfeld unterstellt. Für die weiteren Operationen spielte Memmingen keine Rolle mehr, doch Maximilians Fixierung auf Memmingen hat nicht nur an den kaiserlich-bayrischen Kräften gezehrt, sie hat auch die Konzentration der Kräfte bei der Hauptarmee vermindert.
Der polnisch-schwedische Kommandant Przyemski hingegen hat während seiner energischen, an Initiativen reichen und psychologisch geschickten Verteidigung Memmingens – in der Phase des Rückzugs der schwedischen Armee – starke kaiserlich-bayrische Kräfte gebunden. Den 29. September 1647 trat Wrangel seinen Rückzug zur Weser an, an dem Tag war das bayrische Belagerungskorps vor Memmingen vollständig versammelt, an dem Tage traf Enkevoer ein, die Belagerung begann. Die acht Wochen der Belagerung war die Zeit der höchsten Gefährdung der schwedischen Hauptarmee. Wenn Caspar Schoch mit seinem Reiterregiment den Ausschlag für die Operationsfreiheit der Kaiserlichen in Schwaben gegeben hat, so trug Sigismund Przyemski dazu bei, die schwedische Hauptarmee bei ihrem schwierigen Rückzug zu entlasten. Operativ gesehen war die Belagerung von Memmingen ein schwerer Fehler der kaiserlich-bayrischen Seite“.[81]
La Pierre nahm an dem letzten Feldzug der Kaiserlich-Bayerischen gegen die schwedisch-französischen Konföderierten 1647/48 teil. Im März 1648 wird aus der Oberpfalz über die mittlerweile zum Alltag gewordenen Auseinandersetzungen zwischen Regimentern berichtet: So hätten die Kaiserlichen La Pierre (der bayerischer Generalwachtmeister war ! und Kapoun in der Zeit vom 2.-5.3. in Kastl[82] Einwohner nicht nur „wie das Vieh behandelt“, sondern auch kurbayerische Soldaten bedroht: „Ihr bayerischen Hundt seidt uns nit besser als feindt, wollen wol noch anders mit euch haussen“.[83] Wahrscheinlich handelte es sich hier um die übliche Auseinandersetzung bei der Beuteverteilung.
„Der Vizedom von Burghausen[84] [Wartenberg; BW] berichtete an den Churfürsten, daß in der Obmannschaft Oberneukirchen[85] 50-60 Reiter – wahrscheinlich vom Reiterregiment de Lapière – in den Gehöften die Türen, Kästen und Truhen geöffnet und zerhackt, Fenster und Geschirr zerbrochen, sogar die Häfen aus den Oefen genommen, alles ausgeraubt und Geld begehrt hätten. Im Weigerungsfalle hätten sie mit Erschießen gedroht“.[86]
Im Winter 1648/49 wurde eine Meuterei im Regiment Bartels im Winter 1648/49 in Hilpoltstein[87] niedergeschlagen. Nach Grimmelshausens Darstellung, der 19 Hinrichtungen erwähnt, waren La Pierre und Elter, unter dem Grimmelshausen Regimentsschreiber war, mit der Niederschlagung der Meuterei beauftragt.[88] Einer der Meuterer ging als Oliver durch Grimmelshausen in die Literatur ein. Das Dragonerregiment Bartels hatte 1647 übrigens nur einen Ausländeranteil von 9, 6 %.[89] „Unter währendem Stillstand wurde unser Regiment nach Hilpoldstein, Heideck[90] und selbiger Orten herum gelegt, da sich ein artliches Spiel unter uns zugetragen. Denn es fand sich ein Korporal, der wollte Obrister sein, nicht weiß ich, was ihn für eine Narrheit dazu angetrieben; ein Musterschreiber, so allererst aus der Schul entlaufen, war sein Secretarius, und also hatten auch andere von seinen Kreaturen andere Officia und Ämter; viel neigten sich zu ihm, sonderlich junge ohnerfahrne Leut, und jagten die höchsten Offizier zum Teil von sich, oder nahmen ihnen sonst ihr Kommando und billige Gewalt; meinesgleichen aber von Unteroffizieren ließen sie gleichwohl gleichsam wie neutrale Leut in ihren Quartieren noch passieren; und sie hätten auch ein Großes ausgerichtet, wenn ihr Vorhaben zu einer anderen Zeit, nämlich in Kriegsnöten, wenn der Feind in der Nähe, und man unserer beiseits nötig gewesen, ins Werk gesetzt worden wäre; denn unser Regiment war damals eins von den stärksten und vermochte eitel geübte, wohlmontierte Soldaten, die entweder alt und erfahren, oder junge Wagehälse waren, welche alle gleichsam im Krieg auferzogen worden; als dieser von seiner Torheit auf gütlichs Ermahnen nicht abstehen wollte, kam Lapier und der Obriste Elter mit kommandierten Völkern, welche zu Hilpoldstein ohne alle Mühe und Blutvergießen Meister wurden, den neuen Obristen vierteilen, oder besser zu sagen, fünfteilen (denn der Kopf kam auch sonder) und an vier Straßen auf Räder legen, 18 ansehnliche Kerl aber von seinen Prinzipal-Anhängern zum Teil köpfen, und zum Teil an ihre allerbesten Hälse aufhängen, dem Regiment aber die Musketen abnehmen, und uns alle auf ein neues dem Feldherrn wieder schwören ließen“.[91]
Am 19.3.1649 zogen La Pierres Reiter aus der Oberpfalz ab.[92]
[1] GRITZNER, Bayerisches Adels-Repertorium, S. 28; MÜNICH, Geschichte, S. 96; HARTMANN, Historische Volkslieder, S. 339.
[2] Staatsarchiv Münster Dep. Landsberg-Velen, Raesfeld 33891.
[3] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2953, fol. 154.
[4] Autenried, heute Ortsteil von Ichenhausen [LK Günzburg].
[5] Auerbach i. OPf. [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 41f.
[6] Michelfeld [Stadt Auerbach i. OPf, LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 446f.
[7] Schnaittach [LK Lauf/Pegnitz]; HHSD VII, S. 671f.
[8] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 217.
[9] Engen [LK Konstanz]; HHSD VI, S. 181f.
[10] Überlingen [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 807f.
[11] Markdorf [Bodenseekr.]; HHSD VI, S. 511f.
[12] Buchhorn, unter Friedrichshafen [Bodenseekreis]; HHSD VI, S. 228f.
[13] Lindau (Bodensee); HHSD VII, S. 414ff.
[14] Ravensburg [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 644ff.
[15] THEATRUM EUROPAEUM Bd. 4, S. 106.
[16] Tuttlingen [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 806f. Vgl. die bayerische „Relation über den Überfall von Tuttlingen und die Rückeroberung von Rottweil“ bei HEILMANN, Feldzüge, S. 61-73.
[17] Malmsheim [Renningen, Kr. Böblingen]; HHSD VI, S. 500f.
[18] Balingen [Zollernalbkr.]; HHSD VI, S. 61ff.
[19] Strassberg [Zollernalbkreis]; HHSD VI, S. 765f.
[20] Sigmaringen [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 738ff.
[21] Rottweil [LK Rottweil]; HHSD VI, S. 676ff.
[22] Möhringen [Tuttlingen, LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 531f.
[23] Mühlheim a. d. Donau [LK Tuttlingen]; HHSD VI, S. 537f.
[24] Meßkirch [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 523ff.
[25] Riedlingen [LK Biberach]; HHSD VI, S. 661f.
[26] Neuhausen ob Eck [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 569.
[27] Der Kurfürst erlegte dier erforderliche Summe und erlaubte, dass Wolff nach Wien reiste, um der Majestät ‚die particularia zu referirn‘. LAHRKAMP, Werth, S. 137, Anm. 84.
[28] Gemeint ist hier die Honburg, unter Tuttlingen [LK Tuttlingen], HHSD VI, S. 806f. 1645 von Widerholt, dem Kommandanten des Hohentwiel, im Handstreich genommen und zerstört.
[29] Freiburg im Breisgau, HHSD VI, S. 215ff.
[30] Pfullendorf [LK Sigmaringen]; HHSD VI, S. 631.
[31] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.
[32] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[33] LAHRKAMP, Werth, S. 136ff.
[34] Durlach, heute Stadtteil von Baden-Baden.
[35] Besenfeld, heute Ortsteil von Seewald [LK Freudenstadt].
[36] Gernsbach [LK Rastatt]; HHSD VI, S. 251f.
[37] Bei PETERS, Söldnerleben, S. 137, wird für Ende 1629 v. der Verbrennung v. 7 Menschen gesprochen. Möglicherweise handelt es sich um eine Verwechslung mit seinem Schwager Johann Albrecht Graf v. Oettingen-Spielberg, der Pappenheims Schwester Maria, Gräfin zu Pappenheim-Treuchtlingen, geheiratet hatte. Dieser hatte, nachdem ihm seine 1. Gattin Gertrud 6 nicht lebensfähige Kinder geboren hatte, an die 70 Hexen u. Hexer verbrennen lassen; STEFFEN, Itinerarium, S. 23.
[38] Bisher sind uns nur die Verfolgungen bekannt geworden, die durch den kaiserlichen Stadtkommandanten Georg v. Seibelsdorff 1630/31 in Höxter veranlasst wurden; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 472ff.
[39] Heidelberg; HHSD VI, S. 302ff.
[40] BECHTOLD, Hexenverfolgungen, S. 141f.
[41] Tübingen [LK Tübingen]; HHSD VI, S. 801ff.
[42] BECHTOLD, Hexenverfolgungen, S. 143.
[43] Walheim [LK Ludwigsburg]; HHSD VI, S. 851f.
[44] BECHTOLD, Hexenverfolgungen, S. 143.
[45] Neuburg a. d. Donau [LK Neuburg-Schrobenhausen]; HHSD VII, S. 497ff.
[46] Lauingen (Donau) [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 396f.
[47] RÜCKERT, Lauingen II, S. 29f.
[48] RÜCKERT, Lauingen II, S. 32f.
[49] Höchstädt a. d. Donau [LK Dillingen]; HHSD VII, S. 301f.
[50] Gundelfingen a. d. Donau [LK Dillingen/Donau]; HHSD VII, S. 257ff.
[51] Freiburg im Breisgau; HHSD VI, S. 215ff.
[52] Roggenburg [Gem. Meßhofen, LK Neu-Ulm]; HHSD VII, S. 629f.
[53] Heilbronn [Stadtkr.]; HHSD VI, S. 315ff.
[54] Hundheim, heute Ortsteil von Külsheim [Main-Tauber-Kr.].
[55] Miltenberg [LK Miltenberg]; HHSD VII, S. 448ff.
[56] Gerolsheim [LK Bad Dürkheim].
[57] RÜCKERT, Lauingen II, S. 33f.
[58] 6.3.1645: 16.000 Mann schwedische Truppen unter Feldmarschall Torstensson besiegten ein kaiserliches Heer von 18.000 unter Feldmarschall Johann von Götz, der in der Schlacht fiel. Die Kaiserlichen hatten 4.000 Tote und Verwundete zu beklagen, verloren 4.500 Gefangene (darunter auch Melchior von Hatzfeldt) und alle Geschütze. Die Schweden büßten 2.000 Mann ein.
[59] LAHRKAMP, Werth, S. 152.
[60] RÜCKERT, Lauingen II, S. 36.
[61] Memmingen; HHSD VII, S. 439ff.
[62] Vgl. IMMLER, Kurfürst Maximilian.
[63] Buxheim [LK Unterallgäu]; HHSD VII, S. 122.
[64] Hart, heute Stadtteil von Memmingen.
[65] Grünenfurt, Weiler von Memmingen.
[66] Amendingen, heute Stadtteil von Memmingen.
[67] Egelsee, heute Stadtteil von Memmingen.
[68] Mindelheim LK Unterallgäu]; HHSD VII, S. 450ff.
[69] Leutkirch im Allgäu [LK Ravensburg]; HHSD VI, S. 466ff.
[70] FURTENBACH, Ober-Ländische Jammer und Straff-Chronic, S. 172.
[71] HÖFER, Ende, S. 115ff.
[72] PETERS, Söldnerleben, S. 185f.; Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.
[73] Vgl. die zeitgen. Einschätzung bei WEECH, Bürster, S. 259: „O wohl ain selzambß freßen oder weßen, auß catholischen reichßstetten und orten von ainem so alten, christlichen, catholischen, euferigen churfürsten und herren, der gnuog wohl schon uff der gruob und dem grab zuegehet, ain solches rüdterlich werk sicilicet zue begehen, catholische guarnisoner uß so uralten catholischen orten heraußzuenehmen, Schwedische, Lutherische und Calvinische, hineinzuefüren ubergeben“.
[74] In einem geheimen Brief vom 28.10. bat der Rat Memmingens die Ulmer um Hilfe. Über 3.000 Kanonenschüsse und 200 Feuerballen, dazu 100 glühende Kartaunen waren in die Stadt geschossen worde. ZILLHARDT, Zeytregister, S. 217, Anm. 449.
[75] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 171, fol. 44-45: Enckevort an Holzappel, Hauptquartier Buxheim, 1647 XI 05.
[76] Leipheim [LK Günzburg]; HHSD VIII, S. 401.
[77] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[78] Bad Königshofen im Grabfeld [Stadt Bad Königshofen i. Grabfeld]; HHSD VII, S. 368.
[79] Suhl [Kr. Suhl]; HHSD IX, S. 426ff.
[80] HÖFER, Ende, S. 118ff.
[81] HÖFER, Ende, S. 127f.
[82] Kastl [LK Amberg-Sulzbach]; HHSD VII, S. 346f.
[83] DOLLACKER, Oberpfalz V, S. 226.
[84] Burghausen [LK Altötting]; HHSD VII, S. 115.
[85] Oberneukirchen [LK Mühldorf am Inn].
[86] URZINGER, Mühldorf Nr. IV.
[87] Hiltpoltstein; HHSD VII, S. 296f.
[88] KELLETAT, Simplicianische Schriften, S. 212; HELML, Dreißigjähriger Krieg, S.301, spricht v. 15 Hinrichtungen.
[89] KAPSER, Kriegsorganisation, S. 67; bzw. 64ff.
[90] Heideck; HHSD VII, 276.
[91] KELLETAT, Simplicianische Schriften, S. 212f.
[92] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 305.