Lamboy, Georg Freiherr von; Obrist [ – 1641]
Am 20.5.1634 wurde Georg von Lamboy,[1] der als kaiserlicher Rittmeister diente, zusammen mit seinem Bruder Wilhelm in den Freiherrnstand erhoben.
Der Hofer[2] Chronist Rüthner hält fest: „Den 14. decembris [1636 a. St.; BW] kam general Lamboj und sein bruder Georg Lamboj, obrister, hieher gegen abends, alhier zu pernoctiren. Folgendes tages aber den 15. decembris kamen noch 3 obrister, als generalmajor Menteuffel, obrist Wolfersdörfer [Georg Friedrich v. Wolframsdorf; BW] und obrister Hofmann [Jaroslav Hoffmann; BW], sambt den regimentsstäben auch hernach und hierein in die stadt. Ihre bey sich habende leuthe aber wurden halb in die Altenstadt und halb in die Fischergasse, das übrige volck sambt der bagagie auf die dörfer gegen Nayla[3] zu einquartieret, lagen stille bis den 17. decembris. Da geschahe erst der aufbruch, und commandirte obrist Wolfersdörfer seinen obristenlieutenant, so mit seiner compagnie zu Nayla logiret, wieder zurück auf die churfürstliche armee. Diese führten abermahls der stadt und dem lande ein trefliches fach aus“.[4]
Georg, mittlerweile Obristleutnant, hatte an der Doppelschlacht bei Rheinfelden[5] (21.2./3.3.1638) teilgenommen.
„Am 24. Februar brachen acht schwache Reiterregimenter und drei zu Fuß, zu denen noch der kaiserliche Obrist Henderson mit etwa 250 Mann stieß, von Villingen[6] auf, ohne jede Artillerie, nur mit soviel Pulver, wie die Fußsoldaten in ihren Bandolieren trugen. In viertätigem Marsch zog das kleine Heer durch den Schwarzwald, auf dem nächsten, aber beschwerlichsten Wegen; es wurden nur kurze Marschpausen eingelegt, der Obrist Wolff führte die Vorhut. Am 28. Februar etwa um 10 Uhr vormittags stießen die Spitzen auf den Feind, der sie hinter dem Dorf Karsau[7] in Schlachtordnung erwartete.
Herzog Bernhard von Weimar hatte auf Meldungen vom Herannahen der Gegner seine Truppen – nach Werths Angaben sechs Reiterregimenter, 400 Musketiere und fünf Geschütze – auf einer Anhöhe postiert und erwartete ruhig den Angriff. Da das bayerische Fußvolk noch nicht heran war, dauerte es zwei Stunden bis zur Eröffnung des Gefechts, so daß das weimarsche Fußvolk unter dem Obristen Hattstein Zeit fand, das Dorf Karsau vor seiner Front in Brand zu setzen; auch brachten Fähren eiligst weitere Streitkräfte über den Rhein.
Als die Infanterie angelangt war, rückte sie durch das brennende Dorf beherzt dem Gegner entgegen, warf die weimarschen Musketiere zurück und eroberte die Geschütze. Aber die bayerische Kavallerie des linken Flügels, auf dem Werth selbst das Kommando führte, schlug sich schlecht; dem Anritt des weimarschen Generalmajors Taupadel hielten das Regiment Fallois [Vallois; BW], die Hälfte von Werths Regiment und zwei Kompanien von Gayling nicht stand. Sie wandten ihre Pferde und ’sind ohne Schuß und Charge durchgegangen, auch nicht wieder zurückgekommen‘. Bei den Ausreißern befanden sich auch die Offiziers-Handpferde, mit denen die Diener und Burschen fortjagten, so daß selbst Jan von Werth später nur noch sein ‚Leibroß‘ besaß. Ein böses Beispiel gab der bayerische Generalkriegskommissar von Lerchenfeldt, der unter den ersten die Flucht ergriff. Der standhaltende Rest geriet ins Handgemenge. Herzog Henri de Rohan, der Anführer der französischen Hugenotten, der sich als Freiwilliger bei Herzog Bernhard eingefunden hatte, wurde im Getümmel verwundet und gefangen; schon hatte ein Quartiermeister Werths ihn hinter sich aufs Pferd genommen, als man ihm die kostbare Beute wieder abjagte. Der von Reitern des Regiments Neuneck umringte Rheingraf Johann Philipp von Salm wies den angebotenen Pardon ab und starb den Reitertod, mehrere Obristen und Regimentsführer der Armee Bernhards wurden überwältigt und gerieten in Gefangenschaft. ‚Weil aber unsere Reiter aus Begierde der Beute und – die Wahrheit zu melden – großer Armut halber gleichsam dahin gedrungen wurden, etwas zu erobern, so sind sie auf des Feindes Bagage gefallen, haben bei 1500 Pferde von ihnen bekommen, sind mit selben während des Gefechts fortgegangen‘. Bernhard gewann Zeit, seine Scharen zu sammeln, ordnete die Reihen und erneuerte den Kampf. Weil inzwischen bayerische Reiter ihn umgangen hatten, ‚der Rhein ihm an die Seite gekommen, also hat er sich wieder gewendet und ein neues Raillement gemacht, so daß wir bis in die Nacht gegeneinander gehalten‘. Die Söldner im französischen Dienst hatten höhere Verluste gehabt, weshalb Herzog Bernhard die Belagerung von Rheinfelden aufhob und sich während der Nacht auf Laufenburg[8] zurückzog, während Savelli und Werth abends um 10 Uhr in die befreite Festung einritten.
Was nun für die Sieger zu tun sei, war schwierig zu entscheiden. Zur Verfolgung zu schwach und zu ermüdet, mußte man sich entweder mit dem einstweiligen Entsatz der Verteidiger Rheinfeldens begnügen, frische Besatzung in die Stadt legen und mit der Reiterei in den Schwarzwald zurückkehren, wo in den Tälern auch Pferdefutter vorhanden war, oder man mußte vorläufig rasten, um die Ankunft der Artillerie, Munitionswagen und Proviantlieferungen abzuwarten. Werth drang auf Abzug, da man nach dem glücklichen Gefecht ‚Ehre genug‘ gehabt habe. Aber Savelli entschloß sich, die Streitkräfte um Rheinfelden ruhen zu lassen, nahm selbst Quartier in der Stadt und verteilte die Regimenter in drei Dörfer zwischen Basel und Rheinfelden, ‚allwo sie weder Brot noch Futter hatten und durch die Not gedrungen alle jene, so noch bei der Stell und nicht mit den am Sonntag (28. Februar) eroberten Pferden zur Bagage abgegangen, um Futter ausritten‘. Diese Sicherheit, in der sich Savelli wiegte, war das Verderben der Armee, die für den Leichtsinn ihres Anführers bitter büßen mußte.
Denn Herzog Bernhard tat das Unerwartete: von der fahrlässigen Sicherheit seiner Gegner unterrichtet, faßte er den kühnen Plan, rasch umzukehren und die Sorglosen zu überraschen. Er brach am 2. März von Laufenburg auf, rückte auf Säckingen,[9] übernachtete bei Oberschwörstadt[10] ohne Feuer in freiem Feld und erschien in der Morgendämmerung des 3. März unvermutet vor Rheinfelden. Die unzuverlässigen Kroaten hatten unterlassen, in der Nacht die Straßen zu patrouillieren.
Die Überraschung der bayerisch-kaiserlichen Armee gelang vollständig. Das Fußvolk noch in die Festung Rheinfelden zu retten, war nicht mehr möglich, nicht einmal mehr möglich, nicht einmal mehr Zeit, eine regelrechte Schlachtordnung zu bilden. Die Musketiere hatten kaum noch Pulver für ein paar Schüsse, jede Artillerie fehlte. So gut man vermochte, ordnete man sich zum Widerstande, den Rhein zur rechten Hand, einen Wald zur linken, ‚darin sich Jean de Werth mit etzlichem Fußvolk stellete‘, vor der Front gedeckt durch einen Graben, der in Eile mit kommandierten Musketieren besetzt wurde. Es befremdet, daß sich der Reitergeneral nicht an die Spitze der Reiterei setzte; aber deren Glieder waren dünn, da viele Reiter zum Fouragieren entsandt worden waren. ‚Mit allen Standarten sind wir mit 500 Pferden auf der Walstatt gewesen‘, schrieb Werth später in seinem Gefechtsbericht. Mag sich die Zahl der Berittenen durch Zuzählung der Kroaten um einige Hundert mehr erhöhen, so war doch die gegnerische Kavallerie weit überlegen. Alle Anführer befanden sich in freiem Feld, aus Furcht, in Rheinfelden eingeschlossen zu werden.
Ohne Zögern rückte Herzog Bernhard heran; seinen rechten Reiterflügel kommandierte Taupadel; den linken mit Fußvolk und Geschütz leitete er selbst. Seine Artillerie gab in kurzer Feuerfolge einige Batteriensalven ab, die das kaiserliche Fußvolk in Verwirrung brachten, das sich zur Flucht wandte, als Bernhards Söldner den Graben durchklettert hatten und ihm ‚mit gesparter Kugel‘ auf den Leib rückten. Als die Reiter das sahen, jagten sie davon, ihre Offiziere im Stich lassend, die fast sämtlich auf der Verfolgung gefangen wurden oder im Handgemenge fielen, wie der bewährte Obrist de Fallois und der Kommandeur des Regiments Horst, Obristleutnant von Stubenvoll. Generalwachtmeister von Enckevort, im Gebüsch umringt, mußte seinen Degen überliefern; der leichtverwundete Herzog von Savelli wurde eingeholt und gefangen. Am längsten hielt sich das Fußregiment Wahl, bei dem sich Jan von Werth befand, doch von allen Seiten umgangen, streckten die Überlebenden, die sich mannhaft gewehrt hatten, schließlich die Waffen. Länger als eine Stunde soll auch nach Herzog Bernhards Berichten der Kampf nicht gedauert haben, der den Namen einer Schlacht nicht verdient.
Die Verfolgung der Fliehenden erstreckte sich weit; Generalmajor Taupadel gelangte bis gegenüber Hüningen[11] unterhalb Basel. Auch Sperreuter, den die Furcht, als Verräter der schwedischen Sache lebendig ergriffen zu werden, mit flüchtigen Reitern, andern voraus, bis auf Baseler Gebiet geführt hatte, wurde verwundet gefangen. Gleiches Schicksal hatten die meisten Obristen, so Neuneck, Henderson und Gold, die beiden letzteren ‚bel beschädigt‘, Graf Wratislaw von Fürstenberg und auch Werths Bruder, der Obristwachtmeister Anton von Werth. Entkommen war lediglich der Obristleutnant de Four [Simon Des Fours; BW] vom kaiserlichen Reiterregiment Lamboy. Die weimarische Armee hatte nur geringe Verluste, bei der ersten Salve war der Obrist Bodendorff gefallen. Nach dem ‚Journal‘ Herzog Bernhards wurden vom Feinde 281 Tote begraben, 18 Standarten und 18 Fahnen erobert. Die gefangenen Söldner – in der Mehrzahl vom Fußvolk – nahmen freiwillig oder gezwungen Dienst in der Armee des Siegers“.[12]
Am 9.12.1639 wurde er zum kaiserlichen Obristen des Kürassierregiments „Jung-Lamboy“ bestellt.
Sein Regiment wurde später in das seines Bruders eingegliedert.
[1] Vgl. die Erwähnungen bei HARRACH, Tagebücher.
[2] Hof; HHSD VII, S. 302f.
[3] Naila [LK Hof]; HHSD VII, S. 492.
[4] KLUGE, Hofer Chronik, S. 112. „ein trefliches fach“, in ironischer Bedeutung: ein schöner Fang. WIRTH, Chronik, S. 425.
[5] Rheinfelden (Baden) [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 659.
[6] Villingen im Schwarzwald [Villingen-Schwenningen, Schwarzwald-Baar-Kr.]; HHSD VI, S. 834ff.
[7] Karsau, heute Stadtteil von Rheinfelden.
[8] Laufenburg/Baden [LK Waldshut]; HHSD VI, 455f.
[9] Säckingen [LK Waldshut]; HHSD VI, 46ff.
[10] Schwörstadt [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 735.
[11] Basel-Kleinhüningen.
[12] LAHRKAMP, Werth, S. 95ff.