Leiningen, Philipp Ludwig von; Offizier [ – 28.5.1637 Grünberg]
„Zur Sittengeschichte dieser Zeit erwähnen wir noch eines Pistolenduells oder vielmehr einer abgedrungenen Nothwehr zwischen dem Commandanten des Nassauischen [Ludwig Heinrich v. Nassau-Dillenburg; BW] Dragonerregiments und dem Grafen Philipp Ludwig von Leiningen, das einen unglücklichen Ausgang hatte. Joachim von Klenow [Kleinau; BW], den wir früher als Schloßcommandanten zu Dillenburg haben kennen gelernt, hatte die Obristenstelle bei dem Regiment Nassau erhalten. Das Regiment lag zu Grünberg[1] in Hessen im Quartier. Graf Philipp Ludwig von Leiningen hatte sich berauscht und machte in dem Hause, worin er mit seinem Chef und andern Officieren lag, große Unordnung. Er sprengte zum Ärger aller Anwesenden mit seinem Pferde in dem Hause umher, ritt bald die Treppe herauf, bald herunter, bis ihn endlich von Klenow mit ernsten Worten zur Ruhe brachte. Als nun beide in Begleitung von anderen Officieren fortritten, verlangte der Graf unterwegs sich mit seinem Oberstlieutenant zu schlagen, weil er von ihm beschimpft worden sei. Der Oberstlieutenant versicherte aber, ihn niemals beleidigt zu haben. Der Graf, dadurch nicht beruhigt, zwang ihn aber den Degen zu ziehen und beide konnten kaum durch die anwesenden Officiere auseinander gebracht werden. Kaum waren beide wieder zu Pferde gestiegen, so zog der Graf ein Pistol, um den Oberstlieutenant vom Pferd zu schießen. Klenow jagte auf denselben zu, hielt ihm die Spitze des Degens vor und bat denselben, ihn zu keiner Notwehr zu zwingen. Der Graf aber, welcher immer heftiger aufbrauste, ließ sich nicht mehr beruhigen, zog abermal die Pistol und schoß nach dem Oberstlieutenant. Letzterer gab ebenfalls Feuer, aber beide fehlten. Der Graf wollte abermal die andere Pistol auf ihn abschießen, Klenow aber bat ihn, sich nunmehr zu beruhigen, da er aber sah, daß alle Vorstellungen vergeblich waren, jagte er von demselben weg, um jedem weiteren Unglück vorzubeugen. Aber der Graf jagte ihm nach und schoß nach demselben. Jetzt aber drehte von Klenow um und jagte ihm eine Kugel durch die Brust. Der Graf stürzte vom Pferd herunter, wurde dann nach Grünberg gebracht, wo er sich zwar mit dem Oberstlieutenant von Klenow noch aussöhnte, aber nach wenigen Tagen den 28. Mai [1637; BW] starb.
Ein festgesetztes Militärgericht sprach den Oberstlieutenant von aller Schuld frei“.[2]
[1] Grünberg [Kr. Gießen]; HHSD IV, S. 189f.
[2] KELLER, Drangsale, S. 305.