Lettenberger, N; Obristwachtmeister [ – ] Lettenberger stand als Obristwachtmeister in hessen-kasselischen Diensten.
Der Rüthener[1] Bürgermeister Christoph Brandis (ca. 1578-1658) hat in seinem Kriegstagebuch Aufzeichnungen über das Verhalten einquartierter hessen-kasselischer Soldaten vom 12.3. bis 9.7.1636 hinterlassen. „Die während des Kriegsverlaufs in den befestigten Städten kontinuierlich folgenden Einquartierungen unterschiedlicher Truppen – gleich ob Konfessionsbrüder oder -gegner – brachten den betroffenen Bürgern stets die gleichen wirtschaftlichen und sozialen Belastungen, mussten doch die in den Bürgerhäusern logierenden Soldaten (nebst Pferden und Begleitpersonen) von den Hausbesitzern vollständig ausgehalten werden. Das Verhalten der einquartierten Soldaten gegenüber ihren unfreiwilligen Gastgebern war dabei völlig willkürlich, immer unberechenbar, zumeist ohne irgendwelche Einflüsse oder Konsequenzen durch die Truppenführung und entsprach durchweg den individuellen, durch den Krieg beeinflussten Naturellen und Charakteren. Brandis selbst erlebte diese unterschiedlichen Arten soldatischen Verhaltens.
‚Den 27ten May, der Oberst Wachtmeister Lettenberger zu Dickmann eingekommen. Lettenberger hat den 29. ejusdem einen hiesigen Zimmermann die Hand abgehauen, weil dieser ihn nicht so geschwind sehend, den Hut nicht abgenommen hatte. Einige wollen sagen: Er seye mit der Mund gegen den Oberstwachtmeister ein wenig grob herausgefahren, dieses kann auch wohl seyn, obschon ich es nicht wohl difiniren [= behaupten] kann, dann besagter Leuttenberger war so uebel nicht, dann er rettete noch an diesem Tage eine Scheuer an der Porte, welche etliche von der Mannschaft anstecken wollten, um, wie sie sagten, ein Feuerwerk zu machen.
Den 9. July endlich sind Dickmann und Lettenberger mit ihren Mannschaften aufgebrochen. Die Stadt freuete sich sehr, dann sie hatten uns an Contributionen 8976 Rthl. 24 Gr. abgepresset und dabei vier Monate lang erschrecklich mitgenommen. Wann ich haette alle veruebte Grausamkeit aufschreiben wollen, so haette ich ein ganzen Volumen [= Buch] schreiben muessen. Doch muß ich sagen, daß sie es lange nicht so schlimm gemacht, als der hessische General Melander [Holzappel; BW], wie oben des breiteren geschrieben stehet, ich war mit meinem Seiffert bis ans Ende zufrieden gewesen, und wir hatten kein uneben Wort zusammen gebrochen, nur einmal, als ich auf einen Saterdag kein Fleisch mit ihm essen wollte, ob ich gleich wohl weiß, daß man in Kriegsnoethen dergleichen wohl thun darf, (laesterte) er wegen dieses Gebotes die heilige Kirche entsetzlich. Er war sonst ein braver Mann’“.[2]
[1] Rüthen [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 659f.
[2] CONRAD; TESKE, Sterbzeiten, S. 308ff.