Lichtenau [Liechtenau] auf Wildenstein, Johann Benno von; Obristleutnant [ – Oktober 1670] Lichtenau war bayerischer Hauptmann, später Obristleutnant; Reichsritter, Pfleger und Landrichter, verheiratet mit Maria Magdalena von Weichs.[1] Erwähnt wird er mit seiner Kompanie als Hauptmann 1631 in der Oberen Pfalz. „Die Tirschenreuther[2] verhielten sich gegen den Hauptmann von Lichtenau sehr unfreundlich, so daß dieser am 20. Dezember berichtete, ‚mehrer feindt in der Stadt als draußen zu haben‘ „.[3] Am 13. Februar 1632 beklagte sich die Kompanie, dass sie seit 3 Monaten keinen Sold mehr erhalten hätte.
Lichtenau nahm am 9.3.1632 mit seiner Freikompanie an der Schlacht um Bamberg[4] teil.[5]
„Herzog Bernhard zog am 3. November [1633; BW] mit 9000 Reitern und 50 Geschützen von Nordwesten heran. Die 1000 Mann, die der furchtlose Jean de Werth, der bayerische Kommandant der Oberpfalz befehligte, konnten für die Schweden kein ernstliches Hindernis sein. Die Vorhut führte der schwedische Reiteroberst Georg Christian Taupadel, der dann Kötztings[6] Holokaust verübte und wegen seiner Erpressungen im Lamer Winkel[7] den Spitznamen ‚Raubbartl’ erhielt. Nach schwerem Kampfe fielen den Schweden die Batterien auf dem Dreifaltigkeitsberge in die Hand. Der Weimarer ließ eine Brücke nach dem Oberen Wöhrd hinüber schlagen, wo er Batterien bauen wollte. Kaum aber hatten seine Soldaten den Wöhrd betreten, da ließ der tapfere Kommandant von Regensburg,[8] Oberst Frhr. von Troibreze, den Platz durch das Feuer seiner Geschütze bestreichen. Die Schweden wichen in ihre Ausgangsstellung zurück. Ebenso wenig Erfolg hatte ein Angriff im Osten, wo die Feinde auf Schiffen den Strom überschritten hatten und gegen die Schanze am Ostentor Sturm liefen.
Oberst Troibreze, dem der Kurfürst den strikten Befehl hatte zukommen lassen, sich bis auf den letzten Mann zu verteidigen, wenn er nicht seinen Kopf verlieren wollte und die Protestanten aus der Stadt jagen sollte, wenn zwischen ihnen und den Belagerern ein Einverständnis bestehen sollte, warf sich persönlich dem Feind entgegen und trieb ihn zurück in den Fluß. Dagegen errangen die Schweden im Westen einen bedeutenden Erfolg, wo sie den Strom auf einer Pontonsbrücke überschritten hatten, als sie die Sternschanze am Prebrunner Tor in blutigem Kampfe erstürmten. Am 7. November wurde Regensburg vollkommen eingeschlossen. Der Führer der Truppen, die über Neustadt[9] und Kelheim[10] heranrückten, traf an der Südseite der Stadt ein. Hier errichteten die Schweden zahlreiche Batterien. Vergebens sah Oberst Troibreze nach Hilfeaus, die versprochen war, aber nicht kam. Ein Musketenschuß, der ihn beim Kampfe am Prebrunner Tor getroffen hatte, benahm ihm die Möglichkeit, dauernd unter seiner Besatzung zu verweilen und ihren sinkenden Mut anzupeitschen. Seine Stelle übernahm Oberstwachtmeister von Lichtenau, ‚so gar ein junger Cavalier von gantz keiner Kriegsexperientz und schlechter Autorität bei der Soldateska’, wie der Chemnitzius (S. 258ff.) sogar zugeben muß. Lichtenau wird uns später auf einem ‚Abstellgleis’, in Oberaltaich[11] wieder begegnen. Die gerade in diesem Winter früh einsetzende Kälte trug das ihre dazu bei, daß der Widerstand allmählich erlahmte. Jean de Werth versuchte einen Entsatz, wurde aber zurückgeschlagen. Doch auch jetzt noch wies der Kommandant jede Verhandlung mit dem Feinde ab, obwohl die Stimmung der Bürgerschaft keineswegs günstig für die Verteidiger war; ‚die zumeist evangelische’ Bürgerschaft, die das bayerische Joch abwerfen wollte, aber nicht konnte, drohte angesichts dieser Lage mit einer blutigen Revolte.
Erst als die Schweden am Prebrunner Tor eine Bresche geschossen hatten, leitete Troibreze auf Drängen der Geistlichkeit, um es nicht zum Äußersten kommen zu lassen und weil er von der Bürgerschaft keine Hilfe erwarten konnte, wie er selbst Wallenstein gegenüber klagte (Höpfl, 14), am 14. November zwischen 3 und 4 Uhr morgens, ohne Wissen der Bürgerschaft, Verhandlungen ein, die mit einem Akkord abgeschlossen wurden“.[12] In diesem Jahr wird er als Obristwachtmeister des Regiments Schnetter noch einmal erwähnt.[13]
Ab 1635 amtierte er als Landrichter in Kelheim.[14]
Im November 1646 lag Lichtenau, mittlerweile zum Obristleutnant aufgestiegen, in Freising[15] und soll „sehr yble Truppen“[16] kommandiert haben. Im Mai 1647 tauchte Lichtenau zusammen mit dem Dragoner-Obristen Bartels wieder in Freising auf. Fürstbischof Veit Adam von Gepeckh führte Klage über sie. Die zurückgelassenen bischöflichen Räte befürchteten, dass die Kurbayerischen vom Schloss aus verteidigen wollten. Gepeckh tröstete sie damit, dass man angesichts der schwedischen Armee das Schloss wohl ohnehin nicht verteidigen könne,[17] was sich ein Jahr später bei der „Generalplünderung“ durch Truppen Wrangels als nur zu realistisch herausstellen sollte.
Der Barock-Prediger Abraham a Santa Clara berichtet als Exempel marianischer Frömmigkeit: “Als Ihro Gnaden Herr Johann Benno von Liechtenau / Herr zu Bern[18] und Reitbach[19] / Uttenhofen[20] / vnd beeder Böcking[21] / deß H. Röm. Reichs Ritter / Ihro Chur-Fürstl. Durchleucht in Bayrn bestellter Obrist Leutenant / vnd dero Hochlöbl. Landschafft Under-Lands Bayrn / Rennt-Ambts Straubing[22] / Verordneten Ritter Steurer / etc. auß Chur-Fürstl. Befelch zu Hilperstein[23] in der Pfaltz Neuburg seinen Völckern abgedanckt / vnd nunmehr nach verrichter Action vom jhme die Soldatesca in Underthänigkeit sich hertzlich beurlaubet / ist hierdurch wolermeldter Herr also bewögt worden / dass er in ein gähliche Ohnmacht gefallen / vnd solcher gestalten dritthalb Stunden lang ohne einige Lebens-Erkanntnus gelegen / vnd ob man schon alle möglichiste Mittel angewendt / solchen Schwächnussen zu helffen / so wollte doch alles zu keiner Besserung erspriessen / vnderdessen kombt angeregtes Herrn Frau Gemahlin Maria Magdalena von Weixs / findt ihren Herrn gleichsamb für todt / in solchem Hertzen-Leyd vnd übermässigem Schröcken ruefft sie gleich der Mutter Gottes beym Stern[24] / bitte für mich / daß an meinem Herrn ich noch ein Zeichen deß Lebens kann finden ; Ich will gar gern ein Kirchfahrt dahin zu Fuß verrichten. Warauff alsobald offtermeldter Herr den Athem / vnd lauten Seufftzer von sich geben / vnd bald wider zu voriger Gesundheit gelanget / in Gegenwart dieser Geschicht ware auch vnder andern ein Calvinischer Tragoner / Namens Martin von Ksada / sagend / hab ich nie nichts auff MARIA gehalten / jetzt muß ich aber glauben / daß sie auch helffen kann“.[25]
[1] Weichs [LK Dachau]; HHSD VII, S. 793f.
[2] Tirschenreuth; HHSD VII, S. 747f.
[3] HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 88.
[4] Bamberg; HHSD VII, S. 66ff.
[5] ENGERISSER, Von Kronach, S. 648; die zur Zeit beste Darstellung der militärischen Ereignisse.
[6] Kötzting [LK Kötzting]; HHSD VII, S. 370f.
[7] Lamer Winkel: Region [LK Cham] im nördlichen Bayerischen Wald zwischen den Bergen Hoher Bogen, Osser, Arber und Kaitersberg.
[8] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[9] Neustadt a. d. Donau [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 513.
[10] Kelheim [LK Kelheim]; HHSD VII, S. 349ff.
[11] Oberaltaich, Benediktiner-Kloster.
[12] SIGL, Wallensteins Rache, S. 53ff.
[13] SIGL, Wallensteins Rache, S. 169.
[14] STOLL, Kurzgefasste Geschichte, S. 91.
[15] Freising; HHSD VII, S. 209ff.
[16] Erzbischöfliches Ordinariatsarchiv München B, fol. 494f.
[17] WEBER, Gepeckh, S. 173.
[18] Berching [LK Neumarkt i. d. Oberpfalz], HHSD VII, S. 83.
[19] Raitenbuch, heute Ortsteil von Berching [LK Neumarkt i. d. Oberpfalz]
[20] Uttenhofen, heute Ortsteil von Pfaffenhofen [LK Pfaffenhofen a. d. Ilm].
[21] Pöcking [LK Starnberg].
[22] Straubing; HHSD VII, S. 723ff.
[23] Hilpoltstein [LK Roth]; HHSD VII, S. 295f.
[24] Kloster Taxa: ehemaliges Kloster der Augustiner-Barfüßer oder Augustiner-Rekollekten in Odelzhausen [LK Dachau]; 1654 gegründet, 1665 einer der meistbesuchten Wallfahrtsorte in Altbaiern.
[25] SANTA CLARA, Gack, S. 224f.