Löfflad, Jörg; Melber, Soldat [ – 1631 verbrannt] Löfflad wohnte mit Frau und drei Kindern am Markt in Wemding,[1] das bis 1635 als Pflegamt Paul Andreas Graf von Wolkenstein, der am Münchner Hof zu den „Gemäßigten“ bzw. „politici“ gerechnet wurde[2] und danach dessen Sohn zugehörte. Löfflad übte das Gewerbe eines Melbers [= Mehlhändlers] und Weinschenks[3] aus. 1629 wurde seine Großmutter Agnes Schneid Schneid unter Hexereiverdacht eingezogen und verbrannt. Seitdem geriet er auch in „Geschrei“ und musste das gleiche Schicksal befürchten.[4]
Im Sommer 1630 floh er daher und ging unter die Soldaten. In der Nähe von Nördlingen[5] ließ er sich von einer Reiterabteilung anwerben. Schon einige Tage später wurde er unter dem Verdacht der Hexerei in einem Keller in Goldburghausen[6] eingeschlossen. „Es ist wahr“, sagte der Reiterkorporal Krüchbaum vor dem Gericht in Wemding aus, „daß Löfflad etlich tag bey inen im Quartier gelegen. Nachdem sein Rittmeister weitläufig verstanden und unter der Kompanie das Geschray emporgangen, ob sollte Löfflad im Verdacht der Hexerey sein, dahere an Ime bevelch ergangen, Ime zu verhaffts zuenehmen und zu Krauthausen[7] zu verwahren, biß man seiner von Wemding auß zur Lieferung begehrt“. Löfflad selbst schien seine ausweglose Situation begriffen zu haben, „man lege Ine gewiß für einen Hexenmeister ein, weil er ausgerissen, unangesehen er khein Unholder sei“. Indirekt wurde er von Krüchbaum beschuldigt, der aussagte, „oft hätten sie des Hexenlasters wegen mitsammen geredet […] da habe er sich allzeit und khein Menschen recht angesehen und sich mit seinem bettbuch verdechtig gemacht und gemeinet: die Hexenleuth khönnen zwar dergleichen Sach wol lesen, aber bey Gott nichts darmit erhalten“. Kurz darauf wurde er nach Laub[8] verbracht, „wo man wegen seiner Erledigung akkordieren werde“. Dann schob man ihm einen Fluchtversuch, der nach Ansicht der Juristen einem Schuldeingeständnis gleich kam, in die Schuhe: So berichtete der Reiter Frickhinger von der Überführung: Löfflad habe „seinem Pferde zwei- oder dreimal die Sporen gegeben, anfangen zu sprengen und erzeigt, ob wolte er von Inen ausreißen, deme Sie allzeit mit Pistolen und starckhem fürtruckh vorgebogen, habe Er nur allzeit darzue gelacht“.
Dann wurde er dem Pflegamt Wemding überstellt. Zeugen blieben bei ihrer Meinung, dass er ein Hexer sei, wozu ihn seine Ahnfrau Agnes Schneid erzogen habe. Nach der Aussage Hans Hiebmairs – zusammen mit seiner Ehefrau ein geübter Denunziant – habe Löfflad bei den Gesprächen über Hexenschaden nur gelacht und gesagt, „es sey Gottes will. Oft vom Hexenwerckh anfangen zu reden und darbey gemelt, wann man nur niemandt Unrecht tete. Er sey gewiß ein Unholder“. Als Beweis wurde vermerkt, dass er seit dem Tod der Agnes Schneid bedrückt erscheine und er seinerzeit zum Heer geflohen sei. Er hätte das sicher nicht getan, wenn er unschuldig gewesen sei. Im Sommer 1630 wurde er inhaftiert, 1631 zum Tode verurteilt und verbrannt.
[1] Wemding [LK Donauwörth, Schw.]; HHSD VII, 806f. Nach WOLF, Geschichte der Hexenprozesse, S. 304ff.
[2] So jedenfalls nach Auffassung BEHRINGER, Hexenverfolgung, S. 250, 328.
[3] „Überdurchschnittlich von den Hexenverfolgungen betroffen waren verheiratete Frauen und Männer mittleren Alters mit Vermögen und Einfluß in der Gesellschaft, namentlich Müller, Bäcker und Wirte, also Personen, die die Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgten und aufgrund ungünstiger Witterung hohe Gewinne erzielen konnten“. FISCHER, Untermaingebiet, S. 426.
[4] Am 6.2.1630 wird eine Sibilla Löfflad gerichtet, möglicherweise seine Frau.
[5] Nördlingen; HHSD VII, S. 525ff.
[6] Goldburghausen, heute Ortsteil von Riesbürg [LK Ostalbkreis].
[7] Nicht identifiziert.
[8] Laub, heute Ortsteil von Zeitlarn [LK Regensburg].