Losy [Losey, Loysen, Loosi, Loßi, Loschi, Loschy, Lossii, Lossy, de Laucy, Lohse, Logy, Logi, Loge], Peter [Pál, Petrus] Freiherr von; Obrist [ -nach 1640] Peter [Pál, Petrus] Freiherr von Losy [Losey, Loysen, Loosi, Loßi, Loschi, Loschy, Lossii, Lossy, de Laucy, Lohse, Logy, Logi, Loge] [ -nach 1640], der 1624 als Rittmeister[1] der in Pappenheims[2] Kavallerieregiment[3] gestanden hatte, war später kaiserlicher Kroaten-Obrist[4] unter Isolano,[5] nach dessen Tod diente er unter Pálffy.[6] Er galt als tüchtiger, polyglotter Offizier.[7]
Wahrscheinlich handelte es sich schon bei den 1626 erwähnten sogenannten „Zigeunern“[8] Wallensteins[9] um Kroaten: „Am 27. September berichtet der Landeshauptmann, Herr von der Hagen, dem Herzog[10] über seinen Versuch, den ‚Zigeuner-Vortrab’ der Armee Wallensteins aufzuhalten, und skizziert den Zustand der kaiserlichen Truppen so: ‚Die neuen Werbungen[11] zu Roß sind auf der Offizier vorgeschossenen Gelder vorgenommen und haben bis dato noch keinen Pfennig von Ihro Kaiserlichen Majestät erhalten. Die Reiterei ist mit keinen Waffen versehen, ist übel beritten, haben größtenteils leichte und schlechte Pferde. Im ganzen sind die Neugeworbenen malcontente. Um Blankenburg[12] herum lassen sich viel Zigeuner bei unterschiedlichen Partien zu zehn und fünfzehn Mann sehen, über die Maßen wohl bewehrt, mit zwei langen Röhren ein jeder und die Weiber zu Pferd und ein Paar Pistolen im Sattel, sie ziehen durch ungebahnte Wege, halten sich in Gehölzen und Vorbüschen, kundschaften nach allen Dingen fleißig, also daß zu besorgen, sie in des Wallensteins Bestallung auf Verräterei, Raub, Mord und Brand ausgeschickt sein mögen‘. Wallenstein soll einen Zigeuner-Vortrab zum Plündern und Morden vorausgeschickt, ihn womöglich eigens dazu angeworben haben ? Hier ist wieder einmal die Wiege einer Legende, die sich gut entwickelt und rüstig die Jahrhunderte überstanden hat. Diese Zigeuner sind nichts anderes als die leichten schnellen Reiter des Obristen Isolani, meistens Kroaten und Ungarn“.[13]
1629 wird sein Aufenthalt im Anhaltischen erwähnt. Christian I. von Anhalt-Bernburg[14] schrieb an Ludwig I. von Anhalt-Köthen,[15] Bernburg, 9.8.1629: „E. Lbd. berichten wir hiermit, daß gestern abents spath ein Aufwärter vom Obr. Peckherr[16] alhier in der Stadt gewest, seine ordonnanz daß er die 7 Comp.[17] Zu fuß vnd 4 Zu Roß so vor Magdeburg[18] abgezogen bis naher Güsten[19] vnd Ilverstedt[20] begleiten, alsdann aber wieder Zurückkommen, vnd die vorspannpferde mit sdich bringen sollte, vorgezeiget, Zugleich auch beygefügte Specification der Comp. vnd ihrer quartier übergeben, Mit bericht, daß weil gestern nur 2 Comp: Croaten Zu Ilverstedt ankommen, daß die andern beyde Teutsche Compagnien Zu roß heute Zu Ilverstedt ankommen, die 7 Comp: Zue fuß aber morgen Montags Zu vnd vmb Güsten anlangen würden.
Ob wir vns nun wohl hierauf verlaßen, vnd des Proviants halber gebührende versehung gethan, Da kombt doch diesen morgen ein schreiben vom Hauptmann Föckler,[21] darinnen er berichtet, daß anderweitliche Ordonnanz vom herrn General gestern spath überschicket worden, die da meldet, daß besagte Comp: nunmehr über die Deßauer[22] brücke Ziehen solten.
Weil wir dann für notig erachtet hierunter beßere gewißheit Zu erlangen, haben wir sobalt iemandes der vnsrigen an den Rittmeister Lossy[23] vnd den beyden vom Obr. Peckern Zugeordneten abgefertiget, vnd was sie hierunter für ordonnanz bekommen, welchen weg sie noch nehmen werden, wan die übrigen Comp. noch folgen würden, sie befragen, vnd auf den fall ihr Zug noch über die brücke gehen solte, den Rittmeister erinnern laßen, daß er mit seinen beiden Comp. aufs wenigste bis nacher Mosika[24] rücken, vnd also die dem Obr. Piccolomini[25] assignirte quartier nicht beunruhigen möchte, Wan dan vnser Abgefertigter wieder Zurückgebracht, daß es sich mit des Herrn Generals Ordonnanz anderer gestalt nicht als wie Heuptmann Föckler geschrieben verhalten, als haben wir E. L. sobald Zu addressiren vor nötig erachtet, mit fr. bitt, dieselbe sobald auf Deßa vnd Zerbst[26] berichten vnd erinnern wollten, daß man sich überall mit Proviant auf diese 11 Comp. gefast machen wollte. Der Quartier halben wollen wir verhoffentlich es dahin richten, daß alle 4 Comp. Zu Roß auf Mosika Ziehen sollen, wollen auch fleiß ankehren ob sie von dannen ganz außer dem Fürstenthumb gebracht werden können, wo nicht, wie man sie im Zerbster Antheil doch in die weiteste quartier Zu legen haben. Die 7 Comp. Zu fuß aber weil dieselbe Zu vnd vmb Güsten logiren vnd bey itzigem regenwetter über 3 Meilen[27] nicht werden marchiren können, Als bitten wir E. L. hiermit fr: dieselben wollten vns durch Zeigern Zu wissen thun, wo dieselbe vermeinen daß sie Zwischen Bernburg[28] vnd Deßa[29] ihr nachtlager haben können. Schließlich vnd weil dieser vnvermuthete Durchzug also einfält, sehen wir kein mittel, wie der Piccolominischen Reuterei ein ander quartier iehnseit der Saal als das Ambt Fregleben[30] assignirt werden kann, Bitten derowegen E. L. fr. dieselbe wollten Hrn. Obr. Piccolomini wan er in E. L. Ambt Cöthen[31] anlanget solche quartier nebst der vrsach warum ihm kein anders gegeben werden könte, benennen laßen, Auch vns, ob besagter Obr. Piccolomini heute oder morgen über die brücke Ziehen werde: ob es bey dem assignirten Quartier bleibet, vnd wie der punct des Vorspanns abgehandelt, vnbeschwert Zu wißen thun.
P. S. bey schließung dieses Ziehet der Rittmeister Lossy mit seinen beiden Comp. hier durch, hette gern weil er noch viel Reuter Zurück hat, nur auf 2 meilen von hier logiret, ist aber endlich dahin disponiret worden, daß er die Nacht zu Moßikau verbleiben will, Derselbe hat berichten wollen, als wenn die Haugwitzische[32] Comp. auf Calbe[33] Zu, die 7 Comp: Zu Fuß aber ins Reich marchiren würden, vnd daß der Obr. Piccolomini nebst ihme in die Laußnitz Zu ziehen ordonnanz bekommen. Weil aber diesem bericht allerdings nicht Zu trauen, wollen wir so bald naher Staßfurth[34] schicken vnd vns eigentlicher erkundigen laßen, weßen wir vns wegen der Zurückgebliebenen Comp. Zu versehen“.[35]
Seit dem 18.10.1630 existierte Losys Kroatenregiment.[36] Losy hatte also rasch Karriere gemacht. In der kaiserlichen Kriegsliste von 1632 sind 10 Kompanien Kroaten aufgeführt[37] bzw. 1633 ebenfalls 10 Kompanien mit Standort Böhmen,[38] so auch für 1634.[39] Am 27.3.1632 schrieb Kardinal von Dietrichstein[40] an den kaiserlichen Obristen Fabian de Verse[41] und an Alexander Elbogner,[42] Kreishauptmann von Znaim:[43] Sie sollten Kommissare[44] ernennen, die drei Kompanien Kroaten von Corpes[45] und vier von Losy aus der Umgegend von Skalitz[46] an die schlesische Grenze führen sollten, wo sie von Burggraf Karl Hannibal von Dohna[47] und Feldmarschall von Schaumburg[48] weitere Anweisungen erhalten würden.[49]
Der Kroatenobrist Losy[49a] soll Questenberg[49b] berichtet haben, so dieser unter dem 19.10.1632 gegenüber Wallenstein, „dz Junge Herle, des Königs in Denemark sohn, so zu Menningen[49c] bey E. F. Gn., wär so frisch, dz er auf allen scharmützeln sein wölle, vermaine, dz er ainmal werd übersehen, wie dan auf ihne gepast werde“.[49d]
Erwähnt wird er Ende 1632/33, als 500 seiner Kroaten in Hohnstein[50] einquartiert waren und mit ihren Streifzügen[51] die Umgebung verheerten.[52] Im Pfarrarchiv Sebnitz[53] ist festgehalten: „Am 2. Sontagk des Advents den 9. Dec. (1632) ist der feind, alß Petrus Loßi, colonell (Oberst) mit seinen Crabaten zu Hinterhermsdorff[54] und Saupsdorff[55] eingefallen, den förster Christoff Heberlein und seine tochter Rebeccam gefangen mitgenommen, so sich mit 300 Rthalern (Reichstalern) Rancionieren (loskaufen)[56] müssen. Hatt geplündert, 17 Personen (jedenfalls Defensioner[57]) beschedigt, davon gestorben“ sieben.[58] „Den 25. Januar suchten sie Neustadt[59] heim, dem sie Rache geschworen, weil der Bürgermeister Michael Heinrich einen ihnen gehörigen Wagenzug mit Halleschem Salz angehalten hatte. ‚Anno 1633, dem 25 Januaris früh Morgens zwischen 5. und 6 Uhren sind 400 Croaten undern Commanta des Kayserlichen Obristen Peter Loschy auß dem Quartir Böhmisch Kamnitz[60] rumgestanden alle alhier eingefallen graumsam und Tirannischer weiße mit dem Leuden umgegangen und die Stadt (Neustadt) gantz und gar außgeplindert, Vieh und allem Vorrath mit hinnweggenummen, vihl Bürger beschädigt und übel gehaun’ “.[61] Am 9.1.1633 hatte sich Wallenstein aus Prag an Des Fours[62] gewandt, Losy habe unter dem 5.1. mitgeteilt, dass das über die Elbe gezogene Volk zu Bautzen[63] sich nicht bewege und anscheinend weder nach Schlesien noch nach Zittau[64] zu gehen vorhabe.[65]
„Auf dem Rückmarsche über Rugiswalde,[66] Neudörfel[67] und Lobendau[68] äußerte Loßi im Gerichte zu Schönau,[69] ‚es wäre noch ein Winkel, den müssten sie auch reine machen, ehe sie fort würden, wenn es auch etwas kostete’. Diese Drohung bezog sich auch auf Sebnitz,[70] das im Vertrauen auf seine eigene Abwehrkraft, die Hilfe des Defensionsvolkes der Nachbarstädte und der in Bautzen stehenden sächsischen Truppen eine von dem Kroatenoberst verlangte Brandschatzung[71] nicht gezahlt hatte. Am 30. Januar erhielt der Rat der Stadt folgendes Schreiben: ‚Dem Burgemeister vnd ganzen Gemein zu Sebniz, nicht weniger den Dorfschaften alß Heinersdorff,[72] Schönbach,[73] Großwalde (Rugiswalde),[74] Hertzwalde,[75] Ottendorf[76] und Saupßdorff wirdt hiermit Ernstlich anbefohlen, daß sie insgemein alsobalden 60 Thlr. geld 4 Rinde vnd 30 scheffl Haber[77] abführen sollen. In nicht Beschehung dessen, sollen sie ohne Gnadt, Ja ohne verschonung des Kindes im Mutterleibe, ehist mit Feuer und Schwerdt außgetilget werden. Darnach sich zu richten vnd vor schaden zu hütten. Kömnitz (Kamnitz[78]), den 30. Jan. 1633. Röm. Kayserl. Maj. Bestallter Obrister vber 1000 Croathen Petrus von Lossii’. Auf das Verbot des Kurfürsten[79] hatte Sebnitz die geforderte Kriegsabgabe wiederum nicht geleistet. Dafür preßten die Kroaten am 7. Februar Langburkersdorf,[80] Rugiswalde, Krumhermsdorf,[81] dazu Schönbach[82] und Ulbersdorf[83] aus. Lichtenhain[84] und Mittelndorf[85] drohte dasselbe Schicksal. Der beherzte Förster Matthes Uttrich aus Mittelndorf führte seine bewaffneten Bauern nach Hainersdorf, vereinigte die kleine Schar mit bewehrten Sebnitzer Bürgern, lauerte dem Feinde im Johannisbusche (hinter der heutigen Papierfabrik) auf, überfiel ihn an der Schafbrücke und entriß ihm das Plünderungsgut von 21 Rindern, 2 Pferden und einer Menge Hafer. Die Kroaten flohen über Schönbach nach Böhmen. Der kampfmutige Mann verfolgte sie bis nach Wölmsdorf,[86] stieß hier auf einen Trupp von 100 Reitern, griff ihn an, schlug ihn in die Flucht und nahm ihm alles geraubte Gut ab. Loßi fluchte: ‚Ich habe doch alle umliegende Städte und Dörfer dahingebracht, dass sie sich zur Contribution[87] bequemt; allein das Lumpenstädtlein Sebniz kann ich nicht darzu vermögen. So soll mich auch der Teufel holen, wenn ich sie nicht innerhalb zwei oder drei Tagen gänzlich austilgen und verderben will’. Aber wohl wegen der bisher beständig erfolgten tapferen Gegenwehr der Einwohner kam der Ort auch diesmal mit dem bloßen Schrecken davon, obwohl noch von mehreren andern Seiten die Hiobspost einlief, daß eine Heimsuchung der Stadt geplant sei, wie die Stadtrechnung von 1633 versichert: ‚2 gr. Einem von der Polenz geben der von Kemnitz (Kamnitz] kommen, Vnd bericht das Posteritz (?) hett gesagt Die Crabaten welten quartier bey Vns (in Sebnitz) machen’ und ‚3 gr. Einen von der Neustadt der auf die Sebnitz Vnd Hohnstein geschicket alß die Crabaten die Sebniz haben wollen Plündern’“.[88] Wallenstein hatte sich am 18.3.1633 an Goltz[89] gewandt und befohlen, diesen Streifzügen der Kroaten Losys umgehend ein Ende zu setzen.[90]
Am 8.4.1633 schrieb Gallas[91] aus Glatz[92] an Wallenstein und bestätigte den Empfang des Befehls vom 6.4. Dieser solle ausgeführt werden, ob nun der Feind in Böhmen einfallen oder sich nach Zittau wenden wolle. In der vergangenen Nacht habe er die Polen[93] Schaffgotschs[94] und die Kroaten Losys zur Erkundung auf Streifzüge ausgeschickt. Die Polen seien auf Patrouillen gestoßen, hätten mehrere erschlagen und zwei Soldaten gefangen genommen. Diese hätten ausgesagt, dass der Großteil des Heeres um Schweidnitz[95] in Quartieren liege und dass das ganze Heer binnen 24 Stunden zusammengezogen werden könne. Man höre, dass sie Arnims[96] Anmarsch erwarteten und sich dann nach Böhmen wenden wollten.[97]
In dem auf protestantischer Seite stehenden „Theatrum Europaeum“[98] heißt es über Holks[99] Einfall in Sachsen, an dem auch Losy beteiligt war: „In diesem Monat August 1633 ist geschehen der grausame große Einfall des Herrn Feldmarschall Holken über die Bergstädte. In Schneeberg[100] wurden etliche Bürger niedergemacht und die Stadt geplündert,[101] ebenso Marienberg[102] und andere. Ist von da auf Plauen,[103] Elsenitz,[104] Reichenbach[105] und Zwickau[106] marschiert, allda sie aber wegen grassierender Pest[107] sich nicht lang aufgehalten. Zu Altenburg[108] ist es sonderlich hart hergegangen, als Holk ganz plötzlich und unversehens mit viertausend Pferden allda angekommen, alles geplündert. Die Weibspersonen zu Tode geschändet[109] und die Mannspersonen zu Tode geschraubt,[110] geprügelt und auf allerlei Marter und Weise getötet hat. Kirchen, Schulen, Pfarrhäuser wurden geplündert, 4 Feuer gingen in der Stadt auf. Die Toten wurden aus den Särgen geworfen, die Weiber ranzioniert und geschändet, Tafeln und Flügel aus den Kirchen genommen, der Syndicus erschlagen, die Apotheken in Grunde verderbt. Die Körper der zu Tode geschändeten Weiber und anderer Ermordeter konnten nicht alle begraben werden. Es mußten die Eltern ihre Kinder, die Männer ihre Weiber begraben, die Toten lagen auf den Gassen, in Häusern und Gärten, und es konnte der Jammer nicht genugsam beschrieben werden. Es ging allenthalben übel zu, Ronnenburg,[111] Gera,[112] auch Pega,[113] Lützen,[114] und Meltzen[115] wurden so ausgeplündert. Merseburg[116] sollte 8.000 Reichstaler, Halle[117] 16.000 Reichstaler geben, allda haben sie den Spitalvogt so gemartert, daß er gestorben ist“.[118]
Unter dem 7.9.1633 bestätigte Wallenstein, dass Losy noch 41.204 Rt. für die Werbung und Komplettierung seines Regiments zu fordern habe, die er ihm „bey den ersten eingehenden Confiscations Mitteln richtig contentiren lassen wolle“.[119] Vom 28.9.1633 datiert Wallensteins „Diploma für die croatischen Obristen und Offiziere“: „Wir Albrecht etc. Vhrkunden vnd bekennen hiermit offentlich für iedermänniglich: Demnach der Röm. Kay. Mai. über die Croatische cavalerie besteltter General Ludwig Isolani, Freyherr, so wol der Obr. Corpus,[120] Obr. Logi, Obr. Forgatsch,[121] Obr. Rewai,[122] Obr. Przschichofzky[123] vnd Obr. Delitsch[124] nebenst ihren vnterhabenden officiern vnd reutterey sich in allen occasionen gegen dem Feind hertzhaft vnd tapffer gehalten vnd höchstbemeldter Ich. Mai. dienst mit vnerschrockenem gemütte, auch vngesparet ihre Lebens alles fleißes verrichtet,insonderheit bey diesem Feldtzug, als wir gegen dem feindt gelegen, denselben unablässig vnd dergestalt travagliert, das er in die euserste nohtt dardurch gerahten: Als thun wir sie kraft dieses hiermit versichern, das zu einer wolverdienten recompens[125] von denen nechsteingehenden confiscationsmitteln bemeldtem Gen. Isolani ein gutt von 60.000, Jedem der obbemeltten Obristen aber eines von 30.000, wie auch ieglichem capitain[126] ein es von 10.000 fl., doch mit dem beding, das ieder derselben capitain seinen vntergesetzten officiern, als leuttenantt,[127] fendrich,[128] corporaln[129] vnd andern, eine ergetzlichkeit darvon thun, eingereumet werden solle. Welches dann mehr höchstgedachte Ih. Mai. dero mildesten, zu recompensirung Ihro trew geleisteter dienste stetz gerichteten intention nach sonder allen Zweiffel Ihro allerdings also wolbelieben lassen werden“.[130]
Am 23.10.1633 wandte sich Gallas aus Leitmeritz[131] an Wallenstein: „Euer fürstl. Gn. gnediges schreiben, vom 21. diß im Veltlager bei Crossen[132] datiret, bekomme ich diesen Abend vmb 5 Vhr. Habe dero gnedigen befehlich gehorsamlich vernommen. Waß Herzog Franz Albrecht[133] so wol der Trompeter[134] Euer fürstl. Gn. berichtet, dz der Feind noch dießeit der Elb bey Gamitz[135] sey, kann solches wol sein, dz der Trompeter die jenigen Regimenter zu Pferd vnd commandirtes Fuß Volckh gesehen, wie E. Fürstl. Gn. ich heut vberschrieben, dz nach aller Kundschaffter[136] vnd gefangenen[137] Aussage sie ihren Marche gegen Hoyerswerth[138] vnd selbiger orthen zugenommen, zusehen, ob Euer fürstl. Gn. zur rechten oder linken seiten sich wenden würden, vnd ob sie einigen orth entsetzen könten. Sonsten aber berichten gar viel Kundschaffter, gefangene, auch die außgeschickte Partheien für gewiß, dz noch jenseit der Elb zwischen Dräsen[139] vnd Pirn[140] dz Fuß Volckh in den schanzen[141] campire, die Reuterej aber in den vmbliegenden Dörffern logiren. So bald ich aber vernommen, daß die Regimenter herüber paßiret sein, so habe in selbiger stunde den General Isolano mit aller leichten Reuterej, außerhalb des Corpus vnd Loosi, so in Meissen gewehsen, nach dieser seiten gefodert vnd gegen solchen Regimentern geschickt, mit befehl, dieselben stets zu travagliren, auch alles, waß vorgehen würde, E. fürst. Gnaden sowol mich fleißig berichten. Wann nun der Isolano den Corpus vnd Loosi hette erwarten sollen, so würde er sich zu lang aufgehalten haben; sollte ich dieselben aber hinnach schicken vnd die andere wieder zu ruckh komen lassen, so wurden sie nur strappucirt werden ohne Effect. Habe ihme also noch eines von diesen zweyen Regimentern nachgeschickt vnd nur dz eine alhier behalten, deßgleichen auch Sitta[142] mit Reuterej vnd mehrem Fuß Volckh alsobalden versehen, dz nichts verabseumet werden wird. Bin sonsten mit allem Volck in solcher bereitschafft, dz ich alle stunden marchiren kann, wenn vnd wohin E. fürstl. Gn. mir gnedig befehlen werden“.[143]
„Am 6. November [1633; BW] verschlug das widrige Geschick noch einmal den berüchtigten Kroatenoberst Peter Loßi nebst seinem Oberstleutnant Stephan Peterchich[144] in die Umgebung von Neustadt, dessen Scharen – diesmal gegen den Willen ihres Gebieters – das Rittergut Polenz[145] in Flammen aufgehen ließen. Der Pächter Zitzner sandte von Pirna aus dem Gutsherrn Hans von Ponikau folgenden Bericht darüber nach Torgau:[146] […] ‚Deroselben schreyben ist mir den 26. huj. (dieses Monats = November) in Pirna Zu kommen Vnd weiln ich den 24 Eiusdem (ebendesselben Monats) selbst Zur Polenz gewesen Vnd solchen mir Vnüberwindlichen schaden in augenschein genohmen Vnd also leyder befunden habe.
1 Daß mein Jüngsten schreyben den 6. dieses Monatts daß Newe wohngebewde, sampt Kühe : Pferde : Vnd Schaff Ställen wie auch die Scheunen genzlichen auch das holz auf den Mauern abgebrannt worden ist worin dan alles getreydigtt Vnd moblia Zu grunde Verstorben[147] sintt,
2 das Altte Schloß ist den folgenden 7. huj. auch Von Feuer eingangen zuuermuthen (zu vermuten) das solches Von der großen hitze entzündet worden ist. Die Mauern stehntt Zwartt Vnd kann aufs Newe gebewde, Scheunen Vnd Schaffstall in Künfften wohl Ein sparwergk (Sparrenwerk) gesetztt. Zuuor aber bis zu einbringung der Mauerlatten bereubmett werden.
3 In Altten Schlos in der Vnter Stuben[148] hatt es Vnter den Zugefallenen schotte (Schutte) noch gerauchtt, so ich selbsten gesehen habe den 24 huj.
4 Ein Müller Merten Kotte von Bertelsdorf[149] welchen die Crabaten gefangen bekommen hatt müssen bey Ihnen Vfh hofe Verbleyben Vnd aufwarten helffen, Berichtett dass der Obriste Peter loschy bey Eliae lompern (Elias Lumper) Von der Obristen leutten Ampt (Oberstleutnant) Steffen Peterschy aufn hofe quartirt sollen Zusammen 1500 Pferde, davon 600 auffn hofe gelegen sein. In dem die Pferde früe aufgebrochen Vnd Vorn hofe gehaltten haben hatt der leutten Ampt Zum Müller gesagtt Nun bleyb alhir Vnd lesche das Feuer (Lagerfeuer) aus so Vorn hofe gemachtt worden ist. Wie nun alle Reutter ausm hofe hienaus kommen, Sintt noch 6 Reutter aus den hofe heraus kommen Vnd zum gedachten Müller lachende gesagtt Nun gehe Müller Vnd lesche. Wie Er nun in hoff kommen wehre der hof Voller Dampf (Rauch) gewesen Vnd die lohe in der Vntern Scheune bein Pferde Stall aufgangen sey In diesem dann den Müller Mehr Zutrawen (zutrauen) wehre. Wie Nun der Obriste so bey lompern gelegen (den ausbrechenden Brand) gesehen ist er herauff gerennett kommen, die Vorn Thore halttende Reutterey mit großen Eyfer Vnd ausgezücktten Pistoln in hoff in Dampf getrieben Vnd wehr dises angezündett mit ernst gefragtt wollte solchen Niederschießn. Es hatt sich aber Keiner hiezu bequemen wollen. Sintt Also zum hindern Thore hienaus gerückt da selbst auffn Berge gehaltten, bis die Scheunen Niedergebrannt, sint nachmalsen nacher Bertelsdorff gezogen. Die noch Im Dorffe quartirende Reutter sintt in wehrent brantt aufn Karnberg gerüktt Vnd nachmalsen wiederumb ins Dorff gezogen darinn 4 Stunden langk geplündert. 5 Solle Ein Bürger Zur New Stadt gesagtt haben der Obriste hette Ihn Zur New Stadt bekommen Vnd Zu Ihm gesagtt, Sie sollten sich des ansteckens nicht besorgen weilen Sie nach Cemnitz (Kamnitz) contribuirt (Brandschatzungsgelder entrichten) hetten. Das Dorff aber Polenz so sich hirzu nicht accomodiren (bequemen) wollen wehre derohalben ander Zum Exempel gestrafft worden’ “.[150] Losy wurde wegen der Ausschreitungen seiner Kroaten mit dem Verlust seines Regiments gedroht.[151]
Losy hatte den 1. Pilsener Schluss vom 12.1.1634[152] und auch den 2. Pilsener Revers vom 20.2.1634 mit unterschrieben.[153] Das „Protokoll der Versammlung kaiserlicher Generale und Regimentscommandanten“ aus Pilsen vom 19.2.1634 zitiert Losy: „Weihln Ihr Fürstl. Gn. nichts suchen als Frieden, beförderung deß gemeinen nutzens, nichts wieder die religion, alß uerobligiret er sich, bey Ihrer frl. Gn. zu leben vndt zu sterben“.[154]
Am 25.2.1634 informierte Suys[155] Piccolomini[156] aus Prag: Befehlsgemäß schreibe er an die Obristen beider kroatischer Regimenter, Forgach, Přichovský,[157] Corpes und Révay, dass sie sich nach Pilsen in Marsch setzen sollten. Losy, Isolano und Coselky [158] seien für die Bewachung der Grenze unentbehrlich. Er erwarte Piccolominis Befehle oder die des kommandierenden Generals Gallas. Die Reiterei sei näher Richtung Prag einquartiert worden, um für alle Fälle da zu sein, die Infanterie stehe in Prag.[159] Einen Tag später informierte er Gallas, dass Losy an der Grenze bleiben würde.[160]
Unter dem 8.6.1635 notiert Christian II. von Anhalt-Bernburg[161] in seinem Tagebuch: „Nachmittags, hat mich der Oberste Manteüffel[162] besuchtt, vndt inter alia referirt, das der Oberste Logy Anhero geschrieben an seine Fraw, er wehre dermaßen zugerichtett worden, zu Regenspurgk, daß er nichts mehr, alß den Todt wüntzschte. Man vermeint, es seye wegen Schmertzen der tortur“.[163] Am 15.6. verwandte sich Fr. Cherubino Alligretti[164] bei Gallas für Losy, der in Pilsen verhaftete Losy sei ohne Existenzmittel, Gallas möge sich seiner erbarmen.[165]
Aus der kriegsgerichtlichen Untersuchung gegen Losy hieß es: „Dem Obristen Peter Losy falle zur Last, nicht allein Isolano’s Warnung verachtet, sondern sein Regiment gestärkt, gegen den Feind die Pässe offen gelassen zu haben, damit derselbe leichter in Böhmen einziehen könne; überdem habe er seine Leute von dem Gehorsam gegen Isolano abgemahnt, beiden Versammlungen in Plisen beigewohnt. Er seie nochmals zu verhören, auf ihn die Folter anzuwenden, damit der mit der Sprache herausrücke“.[166] „Wie gegen Alle, so ging auch gegen den Obersten Peter Losy die Klage von der Verbrüderung in Pilsen aus. Isolano’s Vermuthung, Friedland wolle sich zum König in Böhmen aufwerfen, habe er an eine Warnung gegen seinen General vertauscht: aus dergleichen Reden könnte demselben große Verlegenheit erwachsen. Er habe sein Regiment unter der Hand angewiesen, nicht von Isolano, nur von Trzka[167] und Illow[168] Befehle anzunehmen. Durch Unterzeichnung des zweiten Pilsner-Schlusses habe er ein böses Beispiel gegeben, sich des Pardons unfähig gemacht, zumal er die Pässe von Marienberg und von Annaberg eröffnet, um dem Feind den Einmarsch in Böhmen zu erleichtern. Daß er von Friedland’s Absichten nicht allein Kenntniß gehabt, sondern dieselben gebilligt habe, lasse sich durch Reden und Schriften des Obersten beweisen, darum solle er nochmals verhört, wolle er mit der Sprache nicht heraus, auf die Folter geschlasgen werden, um Mitschuldige ans Licht zu bringen“.[169]
Er wurde zwar in Regensburg[170] wegen der Teilnahme an Wallensteins „Verschwörung“ zum Tode verurteilt, letztlich aber begnadigt .[171] Möglicherweise gab es aber bei ihm kaum etwas zu konfiszieren, um die Geldgier der Walleinstein-Feinde zu befriedigen. Meinhard Marsinay[172] führte in der Schlacht bei Nördlingen[173] am 5./6.9.1634 Losys Regiment mit 430 Mann in 10 Kompanien,[174] das er Mitte 1634 erhalten hatte, da Losy wegen seiner Beteiligung an der Wallenstein-Affäre noch nicht wieder eingesetzt war.
Ein „de Laucy“ soll kaiserlicher Kroaten-Obrist gewesen sein. Sehr wahrscheinlich handelt es dabei aber um Losy. Der Erzgebirgschronist Christian Lehmann [11.11.1611-11.12.1688][175] schreibt für das Jahr 1634: „Den 27. [Oktober 1634; BW] kam der Obrist de Laucy und der Obrist Schönnickel[176] mit 2 Regiementern von Zwicka nach Annenberg und quartirten sich in die Stadt und kosteten uber 500 thl. ohne was Sie den bürgern abtrotzeten, und marchirten durch den Paß Presnitz,[177] theils durch Reitzenhein,[178] der wahr aufgehauen worden. Die Keyßerlichen fuhren mit streiffen fort und achteten der Friedenstractaten, die zue Pirn gehandelt wurden, wenig, sondern bemächtigten Sich aller Päße in gebirge und fielen von allen ortten ein, es halffen nichts die Salvaguardien*.[179]
Im August 1637 stand Losy in Schmargendorf[180] und berichtete Melchior von Hatzfeldt[181] über die Bewegungen schwedischer[182] Truppen bei Stolpe[183] und Stettin.[184] Vom September 1637 existiert ein Bericht Losys über die Vereinigung der Truppen von Banér[185] und Wrangel.[186]
Zu 1639 schreibt Lehmann: „Den 29. August kahmen die beyden Crabaten-Obristen Peter Lose und Reckowitz[187] von Chemnitz[188] herauf durch Lauterbach[189] vor Marienberg und erschreckten die Statt mit ihren babarischen Völckern, daß Sie contribuiren muste“.[190] […] „Den 29. August kahmen die Obristen Peter Lohse, Ragowiz und Felthofer[191] von Lauterbach in die statt [Marienberg], begehrten teglichen Victualien an brod, bier, wein und andern nach Lauterbach, sonst wolten Sie Quartier in der Stad machen“.[192] Im September 1639 lag Losy in Himmelsdorf[193] und berichtete von den schwedischen Truppen unter Stålhandske[194] und Torstensson[195] bei Leitmeritz, bis er nach Lauterbach abzog und die Bewegungen der schwedfischen Truppen bei Aussig[196] und Pirna beobachtete.
In der Hauschronik des Chronisten und Bürgermeisters Georg Leopold [1603-1676][197] aus dem von Eger[198] abhängigen Marktredwitz[199] heißt es für den April 1640: „Erstlich war [der] Graf Palfi,[200] [der] Gen[eral] über die leichten Pferd[e] mit seinem Regiment Ungarn [hier]. Dieser hatte die anderen alle zu kommandieren, [den] Ober[stleutnant] Losy, [den] Ober[stleutnant] Rackowitz,[201] [den] Ober[stleutnant] Feldtwari,[202] das Isalonische[203] Regiment und einen polnischen Oberst mit etlichen Kompag[nien] Pollacken. Und weil die schwedische Armee [zu] dieser Zeit um Plauen,[204] Hof und Zwickau gelegen, haben die Kroaten einmal ausgesetzt und [sind] beim schwedischen Gen[eral]major Wirtenberg[205] [Wittenberg; BW] eingefallen, [haben] viele niedergehauen, auch etlich[e] 100 Mann gefangen [und] mit ihren Pferden und sonst großer Beut[e] hie[r]her[o] mitgebracht. Sie sind den 10. April, nachdem sie hie[r] alles verheeret und verzehret, auf[ge]brochen und samt der ganzen Armee gegen den Feind [ge]gangen“.[206] […] Den 10. dito [Juni], früh um 7 Uhr, kam vor das Tor ein Trupp Reiter. Dabei [waren] ein Kornet[t] und etlich[e] Fouriere[r].[207] [Die] begehrten auf [die] 40 Pferd[e] und für des Ober[stleutnant] Losi Pagage[208] Nachtquartier. Weil man wohl gewußt, daß [am] selben Tag noch etlich[e] 100 Pferd[e] in dem Marsch auf hie[r]her(o) begriffen, als[o] hat man ihnen, ehe die anderen [ge]kommen [waren], Quartier versprochen. Zu Mittag kamen sie (her)nach. Da waren sie in allem 294 Pferd[e] stark. Obwohl wir dawider protestierten und nit mehr als 2 Rittmeister, 2 Leutnant[e] [und] 4 Kornet[ts], auch des Ober[stleutnant] Hofmeister[s][209] Tochter und Bagage hereinzunehmen [gewillt waren], haben wir sie doch alle bis auf 70 Pferd[e], so sie nach Dörflas[210] legten, [her]einlassen müssen. Diese haben sehr übel gehaust. [Sie] sind auch den andern Tag still gelegen und haben alle nächstgelegenen Wiesen ganz abgemäht. Den 12. dito, sind sie auf[ge]brochen und gegen Weiß[en]stadt[211] marschiert“.[212]
Das „Theatrum Europaeum“ berichtet für 1640 über einen Überfall auf Losys Quartier: „Den Obristen von Rosen[213] wurden von seinem Major Johann von Ratschin / vom alten Regiment 6. Compagnien zugebracht / darum konnte er abermahlen nicht fey[r]en / sondern nahme seinen Vetter Wolmaren / den Tollen[214] zu sich / und überfiele noch selbige Nacht / von Ziegenhain auß / deß Croatischen Obristens / Petern Logy Regiment und Quartier zu Allendorff[215] / die noch andere 6. Compagnien Rubländischer[216] Tragoner[217] bey sich hatten, darüber der Obriste durch einen Pistolen-Schuß selbsten verwundet worden / der sich deßwegen auff den Kirchhoff salviret / aber sein Obrister Lieutenant todt geblieben / in angestecktem Quartier neun Standarten[218] verbronnen / ein Standarte und ein Capitäin mit Beuten und Pferden darvon geführet / und sie alle so hefftig aufgeschlagen worden / daß wann der Obriste Fetuari[219] nicht nahe im Anzuge gewesen / so wäre dieses gantze Regiment gantz und gar zu scheitern gegangen“.[220]
Der Hofer[221] Chronist und Organist Jobst Christoph Rüthner [1598-1648] hält unter 1641 fest: „Nunmehro kamen die kayßerlichen, wie dann den 20. martii obrist Beuchold[222] und obrist Rackoniz,[223] zwey croatenobristen, einen cornet hieher schickten, und begehrten auf 4 regimenter quartier. Dahero von herrn hauptmanns gnaden alhier ihnen entgegengeschickt wurde auf Helmbrechts, da dann die sache durch remonstration soweit vermittelt worden, daß weil die schwedischen und franzö[s]ischen völcker die stadt jüngst gänzlich ruiniret, daß man ihren regiementern proviant hinausschaffen, damit sie in der Alten- und Vorstadt logiren konten.
Diese brachten ziemlich viel vieh mit, so sie unterwegens armen leuthen abgenommen. Sontags den 21. martii an ihren Ostertage marchirten sie frühe wieder fort. Den 22. martii kamen wieder etliche 30 pferde croaten von Zedwitz[224] her, so abwärts recognosciren geweßen, begehrten futter und mahl, so [die bürger] ihnen auch wieder brachten, mit [der nachricht], daß sich die französische armee, so den 17. huius hier aufgebrochen, um Zwickau gesetzt und des general Baners[225] erwarteten.
Den 23. martii haben die croatischen und schwedischen partheyen zu Bleßenburg[226] zwischen Wiedersberg[227] und Zöbern[228] einander eingetroffen, davon ein geschossener soldat in die stadt zum feldscherer einkommen. Wie es mit den schwedischen ergangen, hat man nicht erfahren. Der geschossene soldat aber, der ein croat war, hat an seiner empfangenen wunden sterben müßen. […] Den 24. martii schickten die croatischen obristen schreiben herein und begehrten proviant, musten sonst wieder in die stadt rucken. Derowegen herr Georg Nestor, klosterverwalther, und herr Christoph Hendel, stadtvoigt, zu ihnen hinaus geordnet werden,[229] welche gegen abendts wieder mit etlichen croaten wieder zurückkammen. Die nacht zuvor aber sind sie zu Dreyßendorf[230] nicht in qua[r]tier blieben, sondern aus furcht eines schwedischen uberfalls über nacht in freyen felde gehalten, auch noch folgende nacht nicht aus ihren qua[r]tieren aufgebrochen, zu Oberkozau[231] gefüttert und auf Schwarzenbach[232] zu gegangen, auch den 25. martii gar auf Kirchenlamitz[233] und Marckleuthen[234] geruckt, weil das geschrey einkommen, dass 2 regiementer taupadelisches volck den 26. huius hier solte einquartieret werden. Sie haben aber sich wieder auf Rehau[235] gewendet und den 26. hereingeschickt, dass seither ihren aufbruch von hinnen man ihnen täglich 1000 pfund brod, 16 eymer[236] bier und 4 eymer wein sambt etlichen stück vieh, als ochßen, oder das geld dafür schaffen solte, oder müsten ihre quartier, weil sie von dem general Picolomini ordre hieher, wieder beziehen. Inmittelst begehrte der bayrische obrist Wolf[237] auch quartier auf ein regiement dragouner,[238] so aber die croaten nicht verstatten wollten, sondern manutenirten[239] diesmahl ihr quartier. […]
Den 27. martii kamen die 4 regiementer croaten von Rehau[240] her alhier an und quartierten sich in die Altenstadt, Vorstadt und auf dem Graben herum, begehrte aber kein mensch, auch kein obrist in die stadt. Allein aus ihren assignirten quartieren und hülfsquartieren muste man ihnen zur unterhaltung die nothdurft hinausschaffen.
Dazu kamen den 28. martii noch eine parthey von 100 pferden, legten sich auch darzu. Die croaten aber ritten auf die dörfer fouragieren.
Eodem die geschahe eine abordnung nach Wunsiedel,[241] des herrn obristen Wolfens marsch, welcher mit gewalt auch hier quartier nehmen wolte, abzuwenden, alles jedoch umsonst, den[n] er kam den 29. martii mit seinen völckern hier an. Hingegen musten 2 regiementer croaten, als Beygold[242] und Loschi, fort, Rackowitz und Felduary[243] aber nechst dem obristen wolfen wurden hier einquartieret, die wolfischen dragouner zwar in die stadt, die croaten aber außer der stadt, bekamen aber doch ihre verpflegung aus der stadt.
Den 30. mart[ii] gar frühe ritte herr obrist Wolf nach Wunsiedel zu dem bayrischen generalmayor de Mersy[244] und hilten selbigen abend die croaten wegen der schwedischen völcker die ganze nacht zu pferde, schickten auch starcke partheyen aus, welche dann den 31. martii 6 schwedische gefangene, darunter ein quartiermeister,[245] eingebracht. Der quartiermeister aber wurde stracks gegen Eger weiter geschickt. […] Eodem die [30.3. a. St.; BW] brachten die Croaten den schmidt von Selbiz[246] gefangen, so die croaten helfen niederschießen, desgleichen auch den Dobenecker[247] von Brandstein tödlich verwunden helfen, welcher dann zimlich scharf examiniret wurde, rieße aber bey der nacht mitsambt den ketten wieder aus.
Den 1. april kam obrist wolf wieder von Wunsiedel und brachte noch über die 100 pferde mit sich, so sich alsobald in die stadt einquartierten. Weilen aber zeitungen einkamen, dass die schwedischen gegen Lobenstein[248] sehr starck parthiret und hergegen die partheyen von hinnen auch stark auf sie gangen, haben endlich die 2 regiementer croaten den 2. aprilis sich auch in die stadt quartieret, und die bedrängnüß dermaßen sich gehäuft, dass nicht wohl zu beschreiben ist. […] Den 3. aprilis in der nacht hat die wacht des herrn burgermeisters Thomas Schneiders scheune vor dem Obern Thor angefeuert, welche zwar ganz abgebrand, aber doch wurden die nächsten, die daran stunden, nicht angesteckt, dafür wir Gott sonderlich zu dancken haben. Eodem die ist auch Marckleuthen abgebrandt. Inmittelst sind die partheyen abwärts gegen Saalfeld[249] starck gegangen, unterschiedene gefangene eingebracht, zum theil auch oft selbst mit eingebüßet. Den 6. aprilis früh um 3 uhr verreiste der churbayrische obriste Wolf auf Wunsiedel, hingegen wurden die schwedisch gefangene wieder ledig gelassen und zu ihren regiementern convoiret. Eodem die wurde wieder ein junger Seckendörfer, so sich neulich bey den schwedischen unterhalten lassen, gefänglich eingebracht. Die 7. april wurde herr castner Georg Schubhardt und herr burgermeister Dürnhöfer auf befehl seiner fürstlichen gnaden auch nach Wunsiedel zu der generalität um linderung oder abwendung der unerträglichen einquartierung abgeordnet. Die kamen den 8. aprilis wieder und brachten so viel nachrichtung, dass die schwedischen, so bishero im reußischen, auch um Saalfeld und Altenburg[250] gelegen und ingleichen alles verderbet, nunmehro aufgebrochen und dass die kayserliche und bayrische armee dergleichen in marchiren wären.
Diese ganze woche über ist so unfreundlich und kalt wetter mit schnee und frost geweßen, als oft manchmal mitten im winter.
Den 10. aprilis geschahe abermahl auf befehl des herrn hauptmanns gestreng durch herrn stadtcapitain und Ulrich Löwen nach Wunsiedel eine abordnung, darum damit sie den bevorstehenden generalmarch abwenden möchten. Sie kamen aber den 11. aprilis unverrichter sache wieder. Dann obwohl die 2 regiementer croaten, als Rackowitz und Feultary, neben des obristen Wolfens dragouner um 10 uhr zu Mittage zum Untern Thor hinausrückten, so zog doch der generalstaab stracks zum Obern Thor ein. Von dem fußvolck wurden etliche regiementer in die Altenstadt und Vorstadt und auf dem Graben herum ganz häufig einquartieret, blieben auch darzu den 12. april still liegendt, da dann die fourage auf den dörfern alles gar verwüstet, alles eißenwerck und was sie funden mit hier in die stadt geführet und zu gelde gemacht. […] Dieser tagen, als randevous zu Poseck[251] gehalten wurde, so ist Poseck[252] nebst drey andern dörfern angesteckt worden.
Den 14. aprilis marchirten die 3 regiementer theils auf Oeltznitz,[253] theils auf Plauen, ein regiement zu fuß aber blieb über nacht in der Altenstadt, und marchirten den 15. mit dem frühesten auch fort.
Den 15. april wehrete das marchiren von hinterstelligen trouppen noch immerzu, und giengen 2 regiementer wieder zurück in das Würtenbergerlandt, pernoctirten[254] zu Zedwitz,[255] den 16. aber früh um 7 uhr hierbey vorüber gegen Münchberg[256] zu.
Den 17. aprilis wurde das dorf Oseck[257] nechst der stadt nachmittags um 1 uhr in brand gesteckt, weilen etliche reuther über nacht da logiret und 2 stück vieh verlohren, so sie den bauern entwendet zu haben schuld gegeben. Branden 4 höfe ab. […] Den 20. april kamen etliche des general de Werba[258] pferd aus dem reich hieher, denen die alhier logirende salva guardia brod und bier geben ließe, und folgten darauf etliche 70 croatische pferde von beigoltischen und rackowitzischen regiement, sondern über nacht zu Wiedersberg[259] logiren, und solte man ihnen brod und bier hinausschafffen. Weilen es aber nicht flugs in mangel der fuhren bey der stell und sie bereits bey dem Eichelberg hinausmarchiret, kehrten sie wieder um und wolten in der Vorstadt und Altenstadt logiren. Nachdem ihnen aber das commiss hinausgeliefert wurde, so marchirten sie selbigen abend noch auf Wiedersperg zu, und folgten den 21. von Kirchenlamitz[260] wieder etliche 70 pferde, so ihren marsch auf Gefell[261] zu nahmen“.[262]
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !
[1] Rittmeister [schwed. Ryttmåstere, dän. kaptajn]: Oberbefehlshaber eines Kornetts (später Esquadron) der Kavallerie. Sein Rang entspricht dem eines Hauptmannes der Infanterie (vgl. Hauptmann). Wie dieser war er verantwortlich für Werbung und Soldzahlung, für Disziplin, Ausrüstung und Verpflegung sowie für die Ernennung der untergebenen Führer. Oft war er in erster Linie für die materielle Versorgung der Truppe zuständig, und die eigentlich militärischen Aufgaben wurden von seinem Stellvertreter, dem Leutnant, übernommen. Bei den kaiserlichen Truppen standen unter ihm Leutnant, Kornett, Wachtmeister, 2 oder 3 Korporale, 1 Fourier oder Quartiermeister, 1 Musterschreiber, 1 Feldscher, 2 Trompeter, 1 Schmied, 1 Plattner. Bei den schwedischen Truppen fehlten dagegen Sattler und Plattner, bei den Nationalschweden gab es statt Sattler und Plattner 1 Feldkaplan und 1 Profos, was zeigt, dass man sich um das Seelenheil als auch die Marsch- und Lagerdisziplin zu kümmern gedachte. Der Rittmeister beanspruchte in einer Kompanie Kürassiere 150 fl. Monatssold, d. h. 1.800 fl. jährlich, in besetzten Gebieten wurden schon einmal 240 Rt. monatlich erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15), während ein bayerischer Kriegsrat 1637 jährlich 792 fl. erhielt, 1620 war er in der brandenburgischen Armee als Rittmeister über 50 Pferde nur mit 25 fl. monatlich datiert gewesen. Bei seiner Bestallung wurde er in der Regel durch den Obristen mit Werbe- und Laufgeld zur Errichtung neuer Kompanien ausgestattet. Junge Adlige traten oft als Rittmeister in die Armee ein.
[2] Gottfried Heinrich Graf v. Pappenheim [8.6.1594 Treuchtlingen-16.11.1632 bei Lützen], ligistischer u. kaiserlicher General. Vgl. STADLER, Pappenheim.
[3] Regiment: Größte Einheit im Heer, aber mit höchst unterschiedlicher Stärke: Für die Aufstellung eines Regiments waren allein für Werbegelder, Laufgelder, den ersten Sold und die Ausrüstung 1631 bereits ca. 135.000 fl. notwendig. Zum Teil wurden die Kosten dadurch aufgebracht, dass der Obrist Verträge mit Hauptleuten abschloss, die ihrerseits unter Androhung einer Geldstrafe eine bestimmte Anzahl von Söldnern aufbringen mussten. Die Hauptleute warben daher Fähnriche, Kornetts und Unteroffiziere an, die Söldner mitbrachten. Adlige Hauptleute oder Rittmeister brachten zudem Eigenleute von ihren Besitzungen mit. Wegen der z. T. immensen Aufstellungskosten kam es vor, dass Obristen die Teilnahme an den Kämpfen mitten in der Schlacht verweigerten, um ihr Regiment nicht aufs Spiel zu setzen. Der jährliche Unterhalt eines Fußregiments von 3.000 Mann Soll-Stärke wurde mit 400- 450.000 fl. eines Reiterregiments von 1.200 Mann mit 260.-300.000 fl. angesetzt. Zu den Soldaufwendungen für die bayerischen Regimenter vgl. GOETZ, Kriegskosten Bayerns, S. 120ff.; KAPSER, Kriegsorganisation, S. 277ff. Ein Regiment zu Fuß umfasste de facto bei den Kaiserlichen zwischen 650 und 1.100, ein Regiment zu Pferd zwischen 320 und 440, bei den Schweden ein Regiment zu Fuß zwischen 480 und 1.000 (offiziell 1.200 Mann), zu Pferd zwischen 400 und 580 Mann, bei den Bayerischen 1 Regiment zu Fuß zwischen 1.250 und 2.350, 1 Regiment zu Roß zwischen 460 und 875 Mann. Das Regiment wurde vom Obristen aufgestellt, von dem Vorgänger übernommen und oft vom seinem Obristleutnant geführt. Über die Ist-Stärke eines Regiments lassen sich selten genaue Angaben finden. Das kurbrandenburgische Regiment Carl Joachim v. Karberg [Kerberg] sollte 1638 sollte auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Karberg wurde der Prozess gemacht, er wurde verhaftet und kassiert; OELSNITZ, Geschichte, S. 64. Als 1644 der kaiserliche Generalwachtmeister Johann Wilhelm v. Hunolstein die Stärke der in Böhmen stehenden Regimenter feststellen sollte, zählte er 3.950 Mann, die Obristen hatten 6.685 Mann angegeben. REBITSCH, Gallas, S. 211; BOCKHORST, Westfälische Adlige.
[4] Kroaten: kroatische Regimenter in kaiserlichen und kurbayerischen Diensten, des „Teufels neuer Adel“, wie sie Gustav II. Adolf genannt hatte (GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom, S. 130). Mit der (älteren) Bezeichnung „Crabaten“ (Crawaten = Halstücher) wurden die kroatischen Soldaten, die auf ihren Fahnen einen Wolf mit aufgesperrtem Rachen führten [vgl. REDLICH, De Praeda Militari, S. 21], mit Grausamkeiten in Verbindung gebracht, die von „Freireutern“ verübt wurden. „Freireuter“ waren zum einen Soldaten beweglicher Reiterverbände, die die Aufgabe hatten, über Stärke und Stellung des Gegners sowie über günstige Marschkorridore und Quartierräume aufzuklären. Diese Soldaten wurden außerdem zur Verfolgung fliehender, versprengter oder in Auflösung begriffener feindlicher Truppen eingesetzt. Diese Aufgabe verhinderte eine Überwachung und Disziplinierung dieser „Streifparteien“ und wurde von diesen vielfach dazu genutzt, auf eigene Rechnung Krieg zu führen. Vgl. GOTTFRIED, ARMA SVEVICA, S. 85 (1630): „Die Crabaten litten dieser Zeit von den Schwedischen viel schaden / weil es bey ihnen viel stattliche Beuten gab. Dann sie hatten theils Gürtel voller Gold und Silber vmb den Leib / auch gantze Blatten von Gold vnd Silber geschlagen vor der Brust“. Zudem war „Kroaten“ ein zeitgenössischer Sammelbegriff für alle aus dem Osten oder Südosten stammenden Soldaten. Ihre Bewaffnung bestand aus Arkebuse, Säbel (angeblich „vergiftet“; PUSCH, Episcopali, S. 137; MITTAG, Chronik, S. 359, wahrscheinlich jedoch Sepsis durch den Hieb) und Dolch sowie meist 2 Reiterpistolen. Jeder fünfte dieser „kahlen Schelme Ungarns“ war zudem mit einer Lanze bewaffnet. SCHUCKELT, Kroatische Reiter; GULDESCU, Croatian-Slavonian Kingdom. Meist griffen sie Städte nur mit Überzahl an. Die Hamburger „Post Zeitung“ berichtete im März 1633: „Die Stadt Hoff haben an vergangenen Donnerstag in 1400. Crabaten in Grundt außgeplündert / vnnd in 18000 Thaller werth schaden gethan / haben noch sollen 1500. fl. geben / dass sie der Kirchen verschonet / deßwegen etliche da gelassen / die andern seind mit dem Raub darvon gemacht“. MINTZEL, Stadt Hof, S. 101. Zur Grausamkeit dieser Kroatenregimenter vgl. den Überfall der Kroaten Isolanis am 21.8.1634 auf Höchstädt (bei Dillingen) THEATRUM EUROPAEUM Bd. 3, S. 331f.; bzw. den Überfall auf Reinheim (Landgrafschaft Hessen-Darmstadt) durch die Kroaten des bayerischen Generalfeldzeugmeisters Jost Maximilian von Gronsfelds im Mai 1635: HERRMANN, Aus tiefer Not, S. 148ff.; den Überfall auf Reichensachsen 1635: GROMES, Sontra, S. 39: „1634 Christag ist von uns (Reichensächsern) hier gehalten, aber weil die Croaten in der Christnacht die Stadt Sontra überfallen und in Brand gestecket, sind wir wieder ausgewichen. Etliche haben sich gewagt hierzubleiben, bis auf Sonnabend vor Jubilate, da die Croaten mit tausend Pferden stark vor Eschwege gerückt, morgens von 7-11 Uhr mittags mit den unsrigen gefochten, bis die Croaten gewichen, in welchem Zurückweichen die Croaten alles in Brand gestecket. Um 10 Uhr hats in Reichensachsen angefangen zu brennen, den ganzen Tag bis an den Sonntags Morgen in vollem Brande gestanden und 130 Wohnhäuser samt Scheuern und Ställen eingeäschert. Von denen, die sich zu bleiben gewaget, sind etliche todtgestoßen, etlichen die Köpfe auf den Gaßen abgehauen, etliche mit Äxten totgeschlagen, etliche verbrannt, etliche in Kellern erstickt, etliche gefangen weggeführet, die elender gewesen als die auf der Stelle todt blieben, denn sie sind jämmerlich tractirt, bis man sie mit Geld ablösen konnte“. LEHMANN, Kriegschronik, S. 61, anlässlich des 2. Einfall Holks in Sachsen (1632): „In Elterlein haben die Crabaten unmanbare Töchter geschendet und auf den Pferden mit sich geführet, in und umb das gedreid, brod, auf die Bibel und bücher ihren mist auß dem hindern gesezt, In der Schletta [Schlettau] 21 bürger beschediget, weiber und Jungfern geschendet“. LANDAU, Beschreibung, S. 302f. (Eschwege 1637). Auf dem Höhepunkt des Krieges sollen über 20.000 Kroaten in kaiserlichen Diensten gestanden haben. In einem Kirchturmknopf in Ostheim v. d. Rhön von 1657 fand sich ein als bedeutsam erachteter Bericht für die Nachgeborenen über den Einfall kroatischer Truppen 1634; ZEITEL, Die kirchlichen Urkunden, S. 219-282, hier S. 233-239 [Frdl. Hinweis von Hans Medick, s. a. dessen Aufsatz: Der Dreißigjährige Krieg]. Vgl. BAUER, Glanz und Tragik; neuerdings KOSSERT, „daß der rothe Safft hernach gieng…“, S. 75: „In einer Supplik der niederhessischen Stände an Landgraf Wilhelm V. von Hessen-Kassel aus dem Jahr 1637 heißt es beispielsweise, die „unchristlichen Croaten“ hätten ‚den Leute[n] die Zungen, Nasen und Ohren abgeschnitten, die augen außgestochen, Nägel in die Köpff und Füsse geschlagen, heis Blech, Zinn und allerhand Unflat, durch die Ohren, Nasen und den Mund, in den Leib gegossen [und] etzliche durch allerhand Instrumenta schmertzlich gemartert’ “. http://home.arcor.de/sprengel-schoenhagen/2index/30jaehrigekrieg.htm: „Am grauenhaftesten hatte in dieser Zeit von allen Städten der Prignitz Perleberg zu leiden. Die Kaiserlichen waren von den Schweden aus Pommern und Mecklenburg gedrängt worden und befanden sich auf ungeordnetem Rückzug nach Sachsen und Böhmen. Es ist nicht möglich, alle Leiden der Stadt hier zu beschreiben.
Am ehesten kann man sich das Leid vorstellen, wenn man den Bericht des Chronisten Beckmann über den 15. November 1638 liest: ‚… Mit der Kirche aber hat es auch nicht lange gewähret, sondern ist an allen Ecken erstiegen, geöffnet und ganz und gar, nicht allein was der Bürger und Privatpersonen Güter gewesen, besonders aber auch aller Kirchenschmuck an Kelchen und was dazu gehöret, unter gotteslästerlichen Spottreden ausgeplündert und weggeraubet, auch ein Bürger an dem untersten Knauf der Kanzel aufgeknüpfet, die Gräber eröffnet, auch abermals ganz grausam und viel schlimmer, als je zuvor mit den Leuten umgegangen worden, indem sie der abscheulichen und selbst in den Kirchen frevelhafter und widernatürlicher Weise verübten Schändung des weiblichen Geschlechts, selbst 11- und 12-jähriger Kinder, nicht zu gedenken – was sie nur mächtig (haben) werden können, ohne Unterschied angegriffen, nackt ausgezogen, allerlei faules Wasser von Kot und Mist aus den Schweinetrögen, oder was sie am unreinsten und nächsten (haben) bekommen können, ganze Eimer voll zusammen gesammelt und den Leuten zum Maul, (zu) Nase und Ohren eingeschüttet und solch einen ‚Schwedischen Trunk oder Branntwein’ geheißen, welches auch dem damaligen Archidiakonus… widerfahren. Andern haben sie mit Daumschrauben und eisernen Stöcken die Finger und Hände wund gerieben, andern Mannspersonen die Bärte abgebrannt und noch dazu an Kopf und Armen wund geschlagen, einige alte Frauen und Mannsleute in Backöfen gesteckt und so getötet, eine andere Frau aus dem Pfarrhause in den Rauch gehängt, hernach wieder losgemacht und durch einen Brunnenschwengel in das Wasser bis über den Kopf versenket; andere an Stricken, andere bei ihren Haaren aufgehängt und so lange, bis sie schwarz gewesen, sich quälen lassen, hernach wieder losgemacht und andere Arten von Peinigung mit Schwedischen Tränken und sonsten ihnen angeleget. Und wenn sie gar nichts bekennen oder etwas (haben) nachweisen können, Füße und Hände zusammen oder die Hände auf den Rücken gebunden und also liegen lassen, wieder gesucht, und soviel sie immer tragen und fortbringen können, auf sie geladen und sie damit auf Cumlosen und andere Dörfer hinausgeführt, worüber dann viele ihr Leben (haben) zusetzen müssen, daß auch der Rittmeister der Salvegarde und andere bei ihm Seiende gesagt: Sie wären mit bei letzter Eroberung von Magdeburg gewesen, (es) wäre aber des Orts so tyrannisch und gottlos mit den Leuten, die doch ihre Feinde gewesen, nicht umgegangen worden, wie dieses Orts geschehen’ „. METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 41: „Diese [Kroaten; BW] nach dem sie die Thor deß Stättleins [Penkun (LK Vorpmmern-Greifswald); BW] zerbrochen / haben sie mit grossem Grimm auff dem Schloß / in der Kirche / in der Pfarr / in den Häusern / Ja auch unerhörter Weise in den Todtengräbern gesuchet: Das Korn theils außgetroschen vnnd hinweg geführet / theils auch zertretten / die Inwohner hefftig geschlagen vnnd biß auff den Todt gemartert / daß sie solten sagen / on sie Gelt vergraben hetten / vnder denselben haben sie auch deß Pastorn nicht verschonet / der ihnen doch vor diesem alle Ehr vnnd Freundschafft erwiesen: Vnnd welches das allerärgste / haben sie Weibspersonen genothzüchtiget vnd geschändet / vnnd so sich etliche im Wasser vnder dem Rohr / oder sonst verborgen / haben die Crabaten / als deß Teuffels rechte Spürhund / solche auffgesucht / vnd wie das Vieh zur Vnzucht vor sich hergetrieben / auch ein theils Mannspersonen / so ihre Weiber vnnd Kinder wider solchen Teufflischen Muthwillen vnnd Gewalt vertheidigen wollen / jämmerlich erschossen vnd nidergehawen. Vnd dergleichen Vnzucht haben sie auch an Mägdelein von acht vnnd zehen Jahren zu treiben vnd am hellen Tag auff den Kirchhöfen / öfffentlichen Gassen vnd Gärten zu begehen / sich nicht geschewet“. Vgl. auch die Beschreibung des Kroateneinfalls in Neustadt a. d. Aisch am 18.7.1632 => Kehraus [Kerauß, Kehrauß], Andreas Matthias in den „Miniaturen“, bzw. die Aufzeichnungen des Pfarrers Lucas, Trusen (Anfang Januar 1635); LEHMANN, Leben und Sterben, S. 129: „[…] die Dorfschaften sind nacheinander alle ausgeplündert, die Leute übel geschlagen und beraubt worden, einige tot geblieben, Elmenthal und Laudenbach und Heßles sind ganz ledig [menschenleer] diese Zeit über gestanden, alles an Heu, Stroh, Holz hinweg ist geführt worden, das Getreide in den Scheunen ist ausgedroschen oder sonst verdorben worden, die Häuser sind zerschlagen, das Eisenwerk an Türen und Läden, Bratkacheln, Ofenblasen sind ausgebrochen und hinweg genommen worden [ …] sind über 300 Kroaten zu Elmenthal und Laudenbach gewesen, dort geplündert und folgenden Tag nach Brotterode gezogen und dort auch großen Schaden verübt, indem sie allein 100 Pferde allhier weggenommen, des anderen Viehs zu geschweigen, mancher Mensch ist übel traktiert worden, viele sind in großen Schaden gekommen, zu Herges sind alle Pferde hinweg genommen, desgleichen mehrentheils auch die Schafe und jungen Lämmer, in der Auwallenburg sind über 3 Kühe nicht verblieben, sondern alle hinweg genommen worden […]“.THEATRUM EUROPAEUM 2. Band, S. 630 (1631): „Den 10. Martii sind die Crabaten ein halbe Meil von der Prager Newstatt / zimblich starck zu Roß vnnd Fuß ankommen / ein schönes Dorf Micheln genant / in Brand gesteckt / Mann / Weib / vnnd Kinder / was nicht entlauffen können / entweder nidergehawen oder ins Fewer gejaget : ist also groß Elend gewesen. Das verbrandte Stroh hat der Wind / weil er gleich darbey entstanden / biß nach Prag gar auff die Brücke getrieben. Die Sächsische haben sich zwar alsbald zu Roß vnnd Fuß hinauß begeben / in Meynung sich an die Crabaten zumachen: aber selbige hatten sich vor jhrer Ankunfft schon weg gemacht / vnd vnderwegens noch etliche Dörffer angezündet“. WERTHER, Chronik der Stadt Suhl 1. Bd., S. 226f. (1634): „In einem Umlaufschreiben wies die gemeinschaftliche Regierung und das Consistorium zu Meiningen darauf hin: ‚Es gehen viele und große Sünden wider das sechste und siebente Gebot im Schwange, da die Weibspersonen sich leichtfertig an die Croaten gehänget“. Gefangene Kroaten wurden schon unter Gustav II. Adolf von den Schweden in ihre Kupferbergwerke verbracht; THEATRUM EUROPAEUM 2. Bd., S. 349; METEREN, Newer Niederländischen Historien Vierdter Theil, S. 87. – Obrist [schwed. överste, dän. oberst]: I. Regimentskommandeur oder Regimentschef mit legislativer und exekutiver Gewalt, „Bandenführer unter besonderem Rechtstitel“ (ROECK, Als wollt die Welt, S. 265), der für Bewaffnung und Bezahlung seiner Soldaten und deren Disziplin sorgte, mit oberster Rechtsprechung und Befehlsgewalt über Leben und Tod. Dieses Vertragsverhältnis mit dem obersten Kriegsherrn wurde nach dem Krieg durch die Verstaatlichung der Armee in ein Dienstverhältnis umgewandelt. Voraussetzungen für die Beförderung waren (zumindest in der kurbayerischen Armee) richtige Religionszugehörigkeit (oder die Konversion), Kompetenz (Anciennität und Leistung), finanzielle Mittel (die Aufstellung eines Fußregiments verschlang 1631 in der Anlaufphase ca. 135.000 fl.) und Herkunft bzw. verwandtschaftliche Beziehungen (Protektion). Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. Der Obrist ernannte die Offiziere. Als Chef eines Regiments übte er nicht nur das Straf- und Begnadigungsrecht über seine Regimentsangehörigen aus, sondern er war auch Inhaber einer besonderen Leibkompanie, die ein Kapitänleutnant als sein Stellvertreter führte. Ein Obrist erhielt in der Regel einen Monatssold von 500-800 fl. je nach Truppengattung, 500 fl. zu Fuß, 600 fl. zu Roß [nach der „Ordnung Wie es mit der verpflegung der Soldaten“ (1630)] in der kurbrandenburgischen Armee 1.000 fl. „Leibesbesoldung“ nebst 400 fl. Tafelgeld und 400 fl. für Aufwärter. In besetzten Städten (1626) wurden z. T. 920 Rt. erpresst (HEIMATMUSEUM SCHWEDT, Die Uckermark, S. 15). Nach Wallensteins Verpflegungsordnbung (1629) standen ihm als Obrist und Hauptmann der Infanterie 800 Rt. monatlich zu; KRAUSE, Urkunden 1. Bd., S. 460. Daneben bezog er Einkünfte aus der Vergabe von Offiziersstellen. Weitere Einnahmen kamen aus der Ausstellung von Heiratsbewilligungen, aus Ranzionsgeldern – 1/10 davon dürfte er als Kommandeur erhalten haben – , Verpflegungsgeldern, Kontributionen, Ausstellung von Salvagardia-Briefen – die er auch in gedruckter Form gegen entsprechende Gebühr ausstellen ließ – und auch aus den Summen, die dem jeweiligen Regiment für Instandhaltung und Beschaffung von Waffen, Bekleidung und Werbegeldern ausgezahlt wurden. Da der Sold teilweise über die Kommandeure ausbezahlt werden sollten, behielten diese einen Teil für sich selbst oder führten „Blinde“ oder Stellen auf, die aber nicht besetzt waren. Auch ersetzten sie zum Teil den gelieferten Sold durch eine schlechtere Münze. Zudem wurde der Sold unter dem Vorwand, Ausrüstung beschaffen zu müssen, gekürzt oder die Kontribution unterschlagen. Zur brandenburgischen Armee heißt es; OELSNITZ, Geschichte, S. 64: „Fälle, daß die Obersten mit ihren Werbegeldern durchgingen, gehörten nicht zu den größten Seltenheiten; auch stimmte bei den Musterungen die Anzahl der anwesenden Mannschaften außerordentlich selten mit den in der Kapitulation bedingten. So sollte das Kehrberg’sche [Carl Joachim v. Karberg; BW] Regiment 1638 auf 600 Mann gebracht werden, es kam aber nie auf 200. Es wurde dem Obersten der Proceß gemacht, derselbe verhaftet und kassirt. Aehnlich machte es der Oberst Rüdiger v. Waldow [Rüdiger [Rötcher] v. Waldow; BW] und es ließen sich noch viele ähnliche Beispiele aufführen“. Vgl. BELLINCKHAUSEN; TEGEDER; KREIENBRINK, der osnabrugischen handlung, S. 277: „Wir burger mußen alle wochen unse contribution zahlen, die obristen nehmmens geldt zu sich, und die gemeinen soldaten mußen hunger leyden“. Der Austausch altgedienter Soldaten durch neugeworbene diente dazu, ausstehende Soldansprüche in die eigene Tasche zu stecken. Zu diesen „Einkünften“ kamen noch die üblichen „Verehrungen“, die mit dem Rang stiegen und nichts anderes als eine Form von Erpressung darstellten, und die Zuwendungen für abgeführte oder nicht eingelegte Regimenter („Handsalben“) und nicht in Anspruch genommene Musterplätze; abzüglich allerdings der monatlichen „schwarzen“ Abgabe, die jeder Regimentskommandeur unter der Hand an den Generalleutnant oder Feldmarschall abzuführen hatte; Praktiken, die die obersten Kriegsherrn durchschauten. Zudem erbte er den Nachlass eines ohne Erben und Testament verstorbenen Offiziers. Häufig stellte der Obrist das Regiment in Klientelbeziehung zu seinem Oberkommandierenden auf, der seinerseits für diese Aufstellung vom Kriegsherrn das Patent erhalten hatte. Der Obrist war der militärische ‚Unternehmer‘, die eigentlich militärischen Dienste wurden vom Major geführt. Das einträgliche Amt – auch wenn er manchmal „Gläubiger“-Obrist seines Kriegsherrn wurde – führte dazu, dass begüterte Obristen mehrere Regimenter zu errichten versuchten (so verfügte Werth zeitweise sogar über 3 Regimenter), was Maximilian I. von Bayern nur selten zuließ oder die Investition eigener Geldmittel von seiner Genehmigung abhängig machte. Im April 1634 erging die kaiserliche Verfügung, dass kein Obrist mehr als ein Regiment innehaben dürfe; ALLMAYER-BECK; LESSING, Kaiserliche Kriegsvölker, S. 72. Die Möglichkeiten des Obristenamts führten des Öfteren zu Misshelligkeiten und offenkundigen Spannungen zwischen den Obristen, ihren karrierewilligen Obristleutnanten (die z. T. für minderjährige Regimentsinhaber das Kommando führten; KELLER, Drangsale, S. 388) und den intertenierten Obristen, die auf Zeit in Wartegeld gehalten wurden und auf ein neues Kommando warteten. Zumindest im schwedischen Armeekorps war die Nobilitierung mit dem Aufstieg zum Obristen sicher. Zur finanziell bedrängten Situation mancher Obristen vgl. dagegen OMPTEDA, Die von Kronberg, S. 555. Da der Obrist auch militärischer Unternehmer war, war ein Wechsel in die besser bezahlten Dienste des Kaisers oder des Gegners relativ häufig. Der Regimentsinhaber besaß meist noch eine eigene Kompanie, so dass er Obrist und Hauptmann war. Auf der Hauptmannsstelle ließ er sich durch einen anderen Offizier vertreten. Ein Teil des Hauptmannssoldes floss in seine eigenen Taschen. Dazu beanspruchte er auch die Verpflegung. OELSNITZ, Geschichte, S. 64f.: Der kurbrandenburgische Geheime Rat Adam Graf zu „Schwarzenberg spricht sich in einem eigenhändigen Briefe (22. August 1638) an den Geheimen Rath etc. v. Blumenthal [Joachim Friedrich Freiherr v. Blumenthal; BW] sehr nachtheilig über mehrere Obersten aus und sagt: ‚weil die officierer insgemein zu geitzig sein und zuviel prosperiren wollen, so haben noch auf die heutige stunde sehr viele Soldaten kein qvartier Aber vnter dem schein als ob Sie salvaguardien sein oder aber alte reste einfodern sollen im landt herumb vagiren vnd schaffen ihren Obristen nur etwas in den beutel vnd in die küch, Es gehöret zu solchen dantz mehr als ein paar weißer schue, das man dem General Klitzingk [Hans Kaspar [Caspar] v. Klitzing; BW] die dispositiones vom Gelde und vonn proviant laßen sollte, würde, wan Churt borxtorff [Konrad [Kurt] Alexander Magnus v. Burgsdorff; BW] Pfennigmeister vnd darvber custos wehre der katzen die kehle befohlen sein, wir haben vnd wissen das allbereit 23 Stäbe in Sr. Churf. Drchl. Dienst vnd doch ist kein einsiger ohne der alte Obrister Kracht [Hildebrand [Hillebrandt] v. Kracht; BW] der nit auß vollem halse klaget als ob Man Ihme ungerecht wehre, ob Sie In schaden gerieten, Man sol sie vornemen Insonderheit die, welche 2000 zu lievern versprochen vnd sich nit 300 befinden vndt sol also exempel statuiren – aber wer sol Recht sprechen, die höchste Im kriegsrath sein selber intressirt vnd mit einer suppen begossen“. Ertragreich waren auch Spekulationen mit Grundbesitz oder der Handel mit (gestohlenem) Wein (vgl. BENTELE, Protokolle, S. 195), Holz, Fleisch oder Getreide. Zum Teil führte er auch seine Familie mit sich, so dass bei Einquartierungen wie etwa in Schweinfurt schon einmal drei Häuser „durch- und zusammen gebrochen“ wurden, um Raum zu schaffen; MÜHLICH; HAHN, Chronik 3. Bd., S. 504. Die z. T. für den gesamten Dreißigjährigen Krieg angenommene Anzahl von rund 1.500 Kriegsunternehmern, von denen ca. 100 bis 300 gleichzeitig agiert hätten, ist nicht haltbar, fast alle Regimentsinhaber waren zugleich auch Kriegs- bzw. Heeresunternehmer. II. Manchmal meint die Bezeichnung „Obrist“ in den Zeugnissen nicht den faktischen militärischen Rang, sondern wird als Synonym für „Befehlshaber“ verwandt. Vgl. KAPSER, Heeresorganisation, S. 101ff.; BOCKHORST, Westfälische Adelige, S. 15ff., REDLICH, German military enterpriser; DAMBOER, Krise; WINKELBAUER, Österreichische Geschichte Bd. 1, S. 413ff.
[5] Goan Lodovico Hector Graf Isolano [Isolani, Isolary, Isolan, Isolana, Isalon, Iselon, Isolani, Isolam] [1586 Görz-März 1640 Wien], kaiserlicher Kroaten-Obrist
[6] Stephan II. [István] Graf Pálffy [Palfy, Balvi] v. Erdöd [1585/1586/1587/1588-6.3. oder 29.5.1646 Wien], kaiserlicher Obrist, Obergespan v. Pressburg, Kronhüter, k. k. Rat, seit 1621 Palatin v. Ungarn.
[7] STADLER, Pappenheim, S. 143, 141.
[8] Zigeuner: BURSCHEL, Söldner, S. 90f.: „Seit Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges lassen sich in den Heeren auch Zigeuner nachweisen. Hier war Platz für die Angehörigen einer ethnischen Minderheit, die man sonst nirgendwo haben wollte, die bereits der Freiburger Reichstag von 1498 des Reiches verwiesen, ja sogar – in bezeichnendem Unterschied zu anderen Vaganten – für vogelfrei erklärt hatte und die fortan in territorialen Mandanten aller nur erdenklicher Verbrechen bezichtigt wurde. 1642 zum Beispiel zogen einige wohl zum Heer Piccolominis gehörende Kompanien an Deister und Süntel vorbei in Richtung Harz, vorwiegend aus Zigeunern zusammengesetzt. Schenkt man einem Eintrag in den Bovender Gemeinderechnungen des Jahres 1623 Glauben, so konnten es Zigeuner damals sogar bis zum Offizier bringen“. Zigeuner wurden in den Heeren als Heilkundige und Kundschafter eingesetzt. HELML, Dreißigjähriger Krieg, S. 53: „Die unruhigen Zeiten begünstigten das Wanderleben der Zigeuner, welche 1626 in erheblicher Zahl auftraten. Da sie im Verdacht standen, für den Feind Kundschafterdienste zu leisten, so ordnete die Regierung eine Streife auf sie an, welche der Pfleger Stefan Danhauser von Freudenberg und Obrist Blarer mit 28 Reitern und 150 Musketieren vom 26. bis 29. Juli in der Gegend von Hirschau, Weiden, Kemnath vornahmen. Maximilian ordnete am 4. August 1626 an, daß die verhafteten Zigeuner ‚mit der Tortur und wie es vonnöthen zu examieren‘ seien. Von den 3 in Tirschenreuth in Haft befindlichen Zigeunern hatte der Pfleger Burhuß schon am 3. August nach Amberg berichtet, daß sie unschuldig seien. Trotzdem ordnete die Regierung am 8. August deren Tortur (Folter) an. Die Folter muß sehr scharf gewesen sein, denn das Jammergeschrei der Gequälten war außen deutlich zu hören. Die junge Frau eines gefolterten Zigeuners, welche die Stimme ihres Mannes erkannte, stürzte sich aus Verzweiflung in den Schloßweiher und ertrank. Die Zigeuner blieben jedoch standhaft bei der Beteuerung ihrer Unschuld“. Dass auch die meist aller denkbaren Verbrechen beschuldigten Zigeuner (SCHUBERT, Mobilität, S. 130ff.) bereits beim Heer gewesen sind u. dort als Feldscherer eingesetzt wurden, die z. T. mit volksmedizinischen Mitteln u. auch zauberischen Praktiken arbeiteten (WALZ, Hexenglaube, S. 215ff.) ist sicher richtig; dass sie es teilweise sogar bis zum Offizier gebracht hätten (so BURSCHEL, Söldner, S. 90f., unter Hinweis auf einen Beleg bei BERNOTAT, Auswirkungen, S. 162), muss bezweifelt werden. Anscheinend handelte es sich bei dem Dattern Leutnant wohl eher um den Anführer einer Kroatenabteilung, wie sie später Isolano kommandierte; vgl. JACOBS, Zigeuner; allgem. ROECK, Randgruppen, S. 85ff.; HOFFMANN, Harzschützen, S. 98ff. DIWALD, Wallenstein, S. 334f.: „Am 27. September [1625; BW] berichtet der Landeshauptmann, Herr von der Hagen, dem Herzog [Friedrich Ulrich; BW] über seinen Versuch, den ‚Zigeuner-Vortrab’ der Armee Wallensteins aufzuhalten, und skizziert den Zustand der kaiserlichen Truppen so: ‚Die neuen Werbungen zu Roß sind auf der Offizier vorgeschossenen Gelder vorgenommen und haben bis dato noch keinen Pfennig von Ihro Kaiserlichen Majestät erhalten. Die Reiterei ist mit keinen Waffen versehen, ist übel beritten, haben größtenteils leichte und schlechte Pferde. Im ganzen sind die Neugeworbenen malcontente. Um Blankenburg herum lassen sich viel Zigeuner bei unterschiedlichen Partien zu zehn und fünfzehn Mann sehen, über die Maßen wohl bewehrt, mit zwei langen Röhren ein jeder und die Weiber zu Pferd und ein Paar Pistolen im Sattel, sie ziehen durch ungebahnte Wege, halten sich in Gehölzen und Vorbüschen, kundschaften nach allen Dingen fleißig, also daß zu besorgen, sie in des Wallensteins Bestallung auf Verräterei, Raub, Mord und Brand ausgeschickt sein mögen’. Wallenstein soll einen Zigeuner-Vortrab zum Plündern und Morden vorausgeschickt, ihn womöglich eigens dazu angeworben haben ? Hier ist wieder einmal die Wiege einer Legende, die sich gut entwickelt und rüstig die Jahrhunderte überstanden hat. Diese Zigeuner sind nichts anderes als die leichten schnellen Reiter des Obristen Isolani, meistens Kroaten und Ungarn“.Vgl. dagegen LOTZE, Münden, S. 66: „Als Vortrab seines Heeres erblickte man Zigeunerbanden, 15 bis 20 Mann stark, bis an die Zähne bewaffnet und Weiber auf Pferden mit sich führend, deren jedes 2 Pistolen im Sattel hängen hatte. Sie verübten die größten Räubereien und rühmten sich, im Dienste Wallensteins zu stehen“. Vgl. allgem. FRICKE, Zigeuner. Für 1633 hält der Erzgebirgschronist Christian Lehmann fest: „Den 11. November kahmen die Taubischen [Dietrich v. Taube; BW], verjagten die in der [Reitzenhainer; BW] schantze und schleiften Sie. Derowegen commandirte auf Churfürstlichen befehl in anfang des September der Obrist Dietrich Taube auß der Lausnitz seine 2 Regiementer an Cavallerie und Trajoner in Meißen; sein Obrist-Wach-Meister Bodo von Bodenhausen ging den 9. November mit 300 Pferden dem feindt entgegen ans Böhmische gebirg und schleiften mit Zuthun des landtvolcks die Reitzenhaner schanz und beritten stez die Paße, streiften oft in Böhmen und hohlten Viehe, und damit mann die Schwartenbergische besatzung enger hielte und die keyßerlichen Streiffen auß Böhmen gar abschaffte, marchirten theils regiementer zue Roß und fuß auß dem lager bey Dresden, darinnen der Chur-Sächsische General Arnheim [Arnim; BW] mit der Churfürstlichen Armee von 29. September biß den 1. November Müßig lage. Des Obristen Posens regiement zue fuß wurde in Zwicka gelegt, der Obrist Dietrich Taube kam den 3. Dezember mit den andern Compagnien zue den Obrist-Wachmeister von Bodenhausen umb Chemnitz an, conjungirte sich mit des Posen regiement zue fueß auß Zwickau und zogen vor Schwartzenberg. Nach deme nun der Commendant in Schwartzenberg mit seinen Crabaten und Zigeunern 17 wochen auf den Schloß von 4. August biß den 5. december gelegen und mächtigen Schaden gethan in gebirge, marchirte den 5. December der Obrist Taube mit 22 Compagnien Cavallerie und Tragonern von Chemnitz herauf auf Dorf-Zwenitz, Grünhein, Saxenfeld gar frühe und bekahmen doselbst eine Parthei Crabaten mit Wägen, die Futterage zueführen solten, theils kamen darvon und machten lerm in schloß. Des Posens Fußvolck marchirte uff Elterlein zue und bliebe in Schletta liegen. Von der Cavallerie aber stelleten Sich ezliche Compagnien mit fliegenden Standarten auf den Wildenauer und Grunstedler weg. Die Trajoner Musten in Schwartzenberg beym Rathhauß absteigen und sich zum sturm bereit halten. Nachdeme der Commendant lose word gabe und sich zue wehren resolvirt, brachten Sie fäßer ans Schloßthor und zündeten Sie an, das feuer ergriff auch das Ampthauß und verzehrete es mit vielen Acten, briefen und registraturen, und Do sie den ernst sahen, baten Sie um accord und abzug, musten Sich aber auf gnade und ungnade ergeben, und wurde ihnen nur das leben geschenckt, der Commendant mit seiner dama nach Annenberg geführt und behalten biß zur abstattung seiner Ranzion, Die Gemeine Crabaten und Zigeuner außgezogen und durch Elterlein nach Chemnitz geschaffet, der Leutenandt und Fehnrich wurde auch in Arrest behalten“. Zu Zigeunern als Bestandteil der kämpfenden Truppe vgl. SULLIVAN, Callot’s Les Bohémiens; KROENER, Geschlechterbeziehungen, S. 289ff. Dafür spricht, dass im kurfürstlich-sächsischen Mandat v. 1652 beklagt wird, dass sich abgedankte Offiziere den sich selbst als Zigeuner bezeichenden Vagierenden angeschlossen hätten; vgl. BOETTICHER, Zigeuner, S. 22.
[9] Vgl. CATALANO, Ein Chamäleon; REBITSCH, Wallenstein; MORTIMER, Wallenstein; SCHUBERTH; REICHEL, Die blut’ge Affair’; MORTIMER, Wallenstein.
[10] Friedrich Ulrich Herzog v. Braunschweig-Wolfenbüttel [5.4.1591 Wolfenbüttel-11.8.1634 Braunschweig].
[11] Werbung: Der jeweilige Kriegsherr schloss mit einem erfahrenen Söldner (Obrist, Obristleutnant, Hauptmann) einen Vertrag (das sogenannte „Werbepatent“), in dem er ihn eine festgelegte Anzahl von Söldnern anwerben ließ. Dafür wurde ihm ein der von Städten und Territorien wegen der Ausschreitungen gefürchteter => Musterplatz angewiesen. Zudem erhielt der Werbeherr eine vereinbarte Geldsumme, mit der er die Anwerbung und den Sold der Geworbenen bezahlen sollte (=> Werbegeld). Manchmal stellte der Werbende auch Eigenmittel zur Verfügung, beteiligte sich so an der Finanzierung und wurde zum „Gläubiger-Obristen“ des Kriegsherrn. Zudem war der Werbeherr zumeist Regimentsinhaber der angeworbenen Truppen, was ihm zusätzliche beträchtliche Einnahmen verschaffte. Manche Rekruten wurden von den Werbeoffizieren doppelt gezählt oder unerfahrene, z. T. invalide und mangelhaft ausgerüstete Männer als schwerbewaffnete Veteranen geführt, um vom Obristen eine höhere Summe ausgezahlt zu erhalten. Auch Hauptleute, meist adliger Herkunft, stellten Kompanien oder Fähnlein auf eigene Kosten dem Kriegsherrn bzw. einem Obristen zur Verfügung, um dann in möglichst kurzer Zeit ihre Aufwendungen wieder hereinzuholen und noch Gewinne zu erzielen, was zu den üblichen Exzessen führen musste. Teilweise wurde die Anwerbung auch erschlichen oder erzwungen. Auf der Straße eingefangene Handwerker wurden für Wochen ins Stockhaus gesteckt und durch die Erschießung von Verweigerern zum Dienst gezwungen; SODEN, Gustav Adolph II, S. 508. Wie schwierig Werbungen bereits 1633 geworden waren, zeigen die Aufzeichnungen des Dr. Molther aus Friedberg; WAAS, Chroniken, S. 141: „Im Junio [1633] hat die hiesige Stadt und allenthalben die Grafschaften und adeligen Örter Volk geworben, welches zu Heilbrunn [April 1633] ist beschlossen worden, und hat die Stadt alhier 24 Mann sollen werben. Es ist aber keiner zu bekommen gewesen. Man hat einem zu Fuß geboten 10, 20, auch 30 Thaler, wohl auch 40, und hat doch fast niemand bekommen können. Derowegen hat der Officier, so das Volk abholen sollen, die Soldaten, so die Stadt Wetzlar geworben, hero geführet, so 16 Mann sind gewesen, und so lang hier behalten, bis die Stadt ihre 24 Mann hat gehabt. Darbei noch gedrohet, er wollte, so sie nicht balde geworben, die Burger und deren Söhne mitnehmen“. In einem Bericht aus Wien (Dezember 1634) heißt es: „Aus Schwaben und Bayern kommen wegen der großen Hungersnoth viele tausend Menschen auf der Donau herab, so dass man immer von Neuem werben und die Regimenter complettiren kann“. SODEN, Gustav Adolph III, S. 129. JORDAN, Mühlhausen, S. 90f. (1637) über den Werbeplatz Sporcks: „Den 4. April ist er wieder mit etlichen Völkern zurückgekommen und hat sich mit denselben hier einquartiret und seinen Werbeplatz hier gehabt, hat auch viel Volk geworben, wie denn die Eichsfelder und andere benachbarte häufig zuliefen und Dienst nahmen, nur daß sie ins Quartier kamen und die Leute aufzehren konnte. Viele trieb auch der Hunger. Als es aber ans Marchiren gehen sollte, so wurde aus dem Marchiren ein Desertieren“. Für Anfang 1643 heißt es über die Werbemethoden des schwedischen Kommandanten in Erfurt, Caspar Ermes; JORDAN, Mühlhausen, S. 97: „In diesem Jahre legte abermals der Commandant von Erfurt einen Capitän mit einer Compagnie Infanterie in die Stadt, um Soldaten zu werben. Weil sie aber nicht viel Rekruten bekamen, so machten sie einen listigen Versuch. Sie warfen Geld in die Straße; wenn nun jemand kam und es aufhob, so sagten sie, er hätte Handgeld genommen, er müsse nun Soldat werden. Im Weigerungsfalle steckten sie solchen Menschen in den Rabenturm, wo er so lange mit Wasser und Brod erhalten wurde, bis er Soldat werden wollte“. Vgl. RINKE, Lippe, S. 20f.; Die Hildesheimer Handwerksmeister berichteten dem Rat am 12./22.11.1638, dass „die Handwercksbursch […] vor den Stadtthoren nicht allein angehalten und befragt worden, ob sie Lust haben, sich alß Soldaten gebrauchen zu laßen, sondern auch überredet werden, daß sie keine Arbeit allhier bekommen können […] und wann sie sich deßen verweigern, die Werber […] sie dahin nötigen, daß sie Geldt nehmen oder […] ihnen die Bündel vom Halße schneiden undt anders, waß sie sonsten bey sich tragen, nehmen, biß sie sich zu der Soldaten Charge sich verstehen wollen“. PLATH, Konfessionskampf, S. 482. Unter 1642 heißt es in Raphs Chronik von Bietigheim (BENTELE, Protokolle, S. 200) , dass der kaiserliche Obristwachtmeister Dusin 1642, weil er „mit Werbung eines Regiments und Musterung desselben gegen dem Bayerfürsten großen Falsch gebraucht, auch andere tyrannische Untaten in der Marggrafschaft Durlach und anderswo unerhört verüebt, hingegen mit Klaidungen Tractamenten und Dienern sich mehr als fürstlich haltend und hierdurch alles Geld, üppiglich vergeudet hat, zu Tüwingen[Tübingen; BW] uff der Burgstaig seinem Verschulden nach mit dem Schwert gerichtet worden. Sein Großvatter soll ein Großherzog zu Venedig gewesen sein“. Der Schweriner Dompropst und Ratzeburger Domherr, Otto von Estorf [1566-29.7.1637], berichtet in seinem „Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium“ zum April 1623: „Dietrich von Falkenstein ein Mansfeldischer Werber, so vor wenig tagen zue Breslau eingezogen, ist gerichtet, der Andere, so catholisch geworden, ist beim Leben erhalten“. DUVE, Diarium belli Bohemici et aliarum memorabilium, S. 26. Vgl. auch ERB, Die Werber in Schwallungen 1620; SCHENNACH, Tiroler Landesverteidigung, S. 275ff.
[12] Blankenburg (Harz) [LK Harz]; HHSD XI, S. 46f.
[13] DIWALD, Wallenstein, S. 334f. – Ungarn: Schriftlich erwähnt werden „hussarones“ (ursprünglich Grenzsoldaten in den ungarischen Festungen) erstmals 1481 in einem lateinischen Schreiben des Ungarnkönigs Matthias Corvinus (1443-1490). Die Husaren hatten sich bereits zu schwer gepanzerten Reitern entwickelt. Sie trugen Helme im türkischen Stil (Zischäggen), Brust- und Armpanzer, mit Eisenblech beschlagene Schilde (bezeichnet als „Tartschen“), schwere Säbel (Sarrass), Streitkolben und Lanzen, außerdem einen Panzerstecher (hegyestőr, „Pikenschwert“). Falls die Lanze beim ersten Ansturm brach, wurde dieses drei- oder vierkantige Schwert mit einer etwa 150 cm langen Klinge auf den Oberschenkel gesetzt und als Stoßwaffe benutzt. Die von ihnen gestellten Bedingungen für ihren Einsatz waren u. a., landsmannschaftlich geschlossen kämpfen zu dürfen u. gute Aussichten auf Angriffe auf den Feind zu bekommen; TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 1030, S. 326. Zur zeitgenössischen Einschätzung vgl. REISNER, Aber auch wie voriges tags, S. 456f. (1619): „Es ist zwar ein außerlesen schön ungerisches Kriegsvolckh, aber auch außerlesene Freybeutter; so mit stelen und rauben niemand verschonen; lassen nichts liegen, ziehen die leutt – freund oder feind – ganz nacket auß oder hawens wol gar nieder“. Eine ganz ähnliche Klage findet sich auch in dem Wiener Bericht vom 27. Oktober [1619]: „Die Hungern haußen gar übel auch bei den Evangelischen sine omni discretione, hauen alles nieder, plündern und verbrennen alles, so erbärmlich ist; wann sie alßo procediren, möchte waß anderst drauß entstehen“. Der Marktredwitzer Chronist Leopold (1635); BRAUN, Leopold, S. 54f. „Den 6. Febr[uar] hat ein edler, hochweiser Rat der Stadt Eger hie[r]her(o) berichtet, (wie) daß etliche Regimenter Ungarn aus Böheim(b) auf sie in (den) Anzug [seien] und fürters in das Reich marschieren wollten. Weil es (dann) ein böses und loses Volk, das sich auch von niemand kommandieren, vielweniger durch Kommiss[are] führen ließen, als(o) wäre ihr Rat: Wir sollten uns beizeiten mit Weib und Kindern, Vieh und [den] besten Sachen [und dem], was wir [sonst] noch hätten in Sicherheit begeben, denn [= weil] sie aller Orten sehr übel hauseten und sie uns vor solcher Gewalt nit schützen könnten“.Der katholische irische Feldkaplan Thomas Carve [1590 – 1672 ?] berichtet; CARVE, Reyßbüchlein Bd. 2, S. 159f.: „Den 17. Octobris [1639; BW], ward ein Vngarischer Graff mit 500 Pferden / von Prag auff Prandis [Brandýs nad Labem] zu / allda die Schweden sich auffhielten / vmb Kundschafft einzuholen / außcommandirt. Dieser ist bald nach seinẽ Außzug von den Schwedischen Partheyen vmbgeben vnnd ertapffet / vnnd weilen in dem Außreissen / sein Pferdt vnter ihme gestrauchlet / gefangen worden; Obwohl nun er der Gefängnuß sich zu entledigen vermeyndt / gleichwohl gesehen dass solches durch kein anderes Mittel / alß mit gewehrter Handt geschehen könne / hat er sich allermassen ritterlich gewehret / auch der Schwedischen viele mit seiner eygenen Handt niedergemacht / biß endtlich er also verwundet / vnnd mit sieben tödtlichen Wunden verletzt / heroisch auff der Walstatt todt blieben. Sein todten Leichnamb haben nichts desto weniger die Vngaren dem Feindt entzogen / vñ mit sich nacher Prag gebracht vnangesehen irer etliche hundert das Leben darüber eingebusset / allda selbiger nach Standtsgebühr / mit grossen Ehren zur Erden bestattet worden“.
[14] Christian I. Fürst v. Anhalt-Bernburg [11.5.1568 Bernburg-17.4.1630 Bernburg], kurpfälzischer Kanzler.
[15] Ludwig I. Fürst v. Anhalt-Köthen [17.6.1579 Dessau-7.1.1650 Köthen]. Vgl. KRAUSE, Gottlieb, Ludwig, Fürst zu Anhalt-Cöthen und sein Land vor und während des Dreißigjährigen Krieges. 3 Bände. Köthen und Neusalz 1877-1879; KRAUSE, Urkunden, Aktenstücke und Briefe, Bd. 1-5. Vgl. Genealogie der Fürsten von Anhalt um die Zeit Christians II. von Anhalt-Bernburg (1599–1656), unter: http://diglib.hab.de/edoc/ed000228/start.htm: Digitale Edition und Kommentierung der Tagebücher des Fürsten Christian II. von Anhalt-Bernburg (1599-1656). in: Editiones Electronicae Guelferbytanae. Wolfenbüttel 2013.
[16] Johann David Pecker [Peckherr] v. Beck(h)ern, Freiherr v. der Ehr zu Braunsdorf [ – ], kaiserlicher Obrist, Generalwachtmeister.
[17] Kompanie [schwed. kompani, dän. kompany]: Eine Kompanie zu Fuß (kaiserlich, bayerisch und schwedisch) umfasste von der Soll-Stärke her 100 Mann, doch wurden Kranke und Tote noch 6 Monate in den Listen weiter geführt, so dass ihre Ist-Stärke bei etwa 70-80 Mann lag. Eine Kompanie zu Pferd hatte bei den Bayerischen 200, den Kaiserlichen 60, den Schwedischen 80, manchmal bei 100-150, zum Teil allerdings auch nur ca. 30. Geführt wurde die Fußkompanie von einem Hauptmann, die berittene Kompanie von einem Rittmeister. Vgl. TROUPITZ, Kriegs-Kunst. Vgl. auch „Kornett“, „Fähnlein“, „Leibkompanie“.
[18] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.
[19] Güsten [Salzlandkreis].
[20] Ilberstedt [Salzlandkreis].
[21] Wolf Leonhard Föckler [ – ], kaiserlicher Hauptmann.
[22] Dessau-Roßlau; HHSD XI, S. 77ff.
[23] Peter [Pál, Petrus] Freiherr v. Losy [Losey, Loysen, Loosi, Loßi, Loschi, Loschy, Lossii, Lossy, de Laucy, Lohse, Logy] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[24] Mosigkau, heute Stadtteil von Dessau-Roßlau.
[25] Ottavio Piccolomini Pieri di Sticciano [Picoloni, Picolomnini, Bicolomini] P. d’Aragona, Herzog von Amalfi [11.11.1599 Florenz-11. 8.1656 Wien], kaiserlicher Feldmarschall. Vgl. BARKER, Piccolomini. Eine befriedigende Biographie existiert trotz des reichhaltigen Archivmaterials bis heute nicht. Hingewiesen sei auf die Arbeiten von ELSTER (=> Literaturregister).
[26] Zerbst [LK Anhalt-Bitterfeld]; HHSD XI, S. 523ff.
[27] Meile: 1 Meile = ca. 7,420 km, eine schwedische (auch große) wie auch westfälische große Meile wurde mit 10 km bzw. 10, 044 km gerechnet. In der Regel kein bestimmtes Maß, sondern eine Strecke, „die ein Fußgänger ohne Anstrengung in zwei Stunden zurücklegen“ konnte. HIRSCHFELDER, Herrschaftsordnung, S. 192.
[28] Bernburg [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 37ff.
[29] Dessau-Roßlau; HHSD XI, S. 77ff.
[30] Freckleben, heute Stadtteil von Aschersleben [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 123f.
[31] Köthen [LK Anhalt-Bitterfeld]; HHSD XI, S. 253ff.
[32] Alexander Jost Haugwitz v. Biskupice [ – ], kaiserlicher Obrist, Generalproviantmeister u. Oberkommissar in Böhmen.
[33] Calbe/Saale [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 65ff. Vgl. HERTEL, Geschichte der Stadt Calbe.
[34] Staßfurt [Salzlandkreis]; HHSD XI, S. 443ff.
[35] KRAUSE, Urkunden I, S. 383f.
[36] KONZE, Stärke, S. 32; so auch WREDE, Geschichte Bd. 3, S. 759. Bei KONZE, Stärke, S. 21, Anm. 3, heißt es allerdings 1631.
[37] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 403, 416.
[38] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 437.
[39] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, S. 453.
[40] Franz Seraph v. Dietrichstein [22.8.1570 Madrid-19.9.1636 Brünn], Kardinal u. Bischof zu Olmütz.
[41] Fabian de Verse [Verse, Deners ?] [ – ], kaiserlicher Obrist.
[42] Alexander Elbogner [ – ], Kreishauptmann v. Znaim.
[43] Znaim [Znojmo]; HHSBöhm, S. 688ff.
[44] Kriegskommissar: Bevollmächtigter des Kriegsherrn zur Eintreibung von Kriegssteuern (Kontribution). Als Quartierkommissar legte er darüber hinaus die Einquartierungen der Soldaten fest. (Der Quartiermeister bzw. Fourier sorgte dann für deren praktische Umsetzung; vgl. s. v. „Fourier“.) Der „Musterkommissarius“ führte in landesherrlichem Auftrag die Musterungen durch und überwachte die Zusammensetzung des Heeres. Musterkommissare waren bei gemeinen Soldaten wie Offizieren gleichermaßen verhasst, da sie Manipulationen und Betrügereien auf den Musterplätzen zu unterbinden suchten: Söldner erschlichen sich vielfach Sold, indem sie sich unter verändertem Namen mehrfach mustern ließen, Offiziere führten zuweilen mehr Männer in den Soldlisten, als tatsächlich vorhanden waren, um die eigene Tasche mit den überschüssigen Löhnungen zu füllen (vgl. BURSCHEL, Söldner, S. 120ff.). Auch hatten sie die Abdankungen und die Zusammenlegung und Neuformierung kleiner Einheiten zu überwachen. Der Anteil der Kontributionsgelder an den Einkünften der Generalkriegskommissare und Kriegskommissare betrug bis zu 30 %. So erhielt z. B. der kurbayerische Kriegskommissar Christoph von Ruepp vom 18.1.1621 bis 30.4.1633 95.341 fl., davon 30.347 fl. Kontributionsgelder. DAMBOER, Krise, S. 51; vgl. auch PFEILSTICKER, Lang. In einer Landtagsbeschwerde des Gerichtes Hörtenberg wird geklagt, daß bei Durchzügen „auch tails beglaitcommissari den unntertonnen mehr sched- als nutzlich sein, in deme sy mer dem soldaten beifallen, unnd in ansuechenden unerzeuglichen sachen recht geben, als den unnderthonnen obhabennden gebierennden schutz erweisen“. SCHENNAT, Tiroler Landesverteidigung, S. 63. Zum Teil wurden Kriegskommissare wie Johann Christoph Freiherr v. Ruepp zu Bachhausen zu Obristen befördert, ohne vorher im Heer gedient zu haben; Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2398, fol. 577 (Ausfertigung): Ruepp an Maximilian I., Gunzenhausen, 1631 XI 25. „Im Dreißigjährigen Krieg machten sich jüdische Kommissare unersetzlich. Ein schwedischer Diplomat sagte: ‚Alle Juden sind Kommissarii, und alle Kommissarii sind Juden‘ “ [MÜHLAUER, Des Kaisers Kommissar]. Teilweise wird in zeitgenössischen Chroniken auch festgehalten, dass Kriegskommissare ihr Amt aufgaben, um sich nicht länger an der Ausbeutung der armen Leute zu beteiligen; Chronik des Sweder von Schele, Teil 3, fol. 877 (Juli 1634).
[45] Markus v. Corpes [Corpus, Corpitz, Corps, Cörber, Coepus, Korpus, Korbitz] [ -9.7.1638 bei Benfeld], kaiserlicher Kroaten-Obrist.
[46] Skalitz [Skalica, Oberungarn, h. Slowakei].
[47] Karl Hannibal I. Burggraf zu Dohna, Freiherr auf Wartenberg u. Bralin [1588-21.2.1633 Prag], kaiserlicher Obrist.
[48] Hannibal Graf v. Schaumburg [Schauenburg] [1582-30.3.1634 Freiburg], kaiserlicher Feldmarschall.
[49] TOEGEL, Der Schwedische Krieg, Nr. 181, S. 79.
[49a] Peter [Pál, Petrus] Freiherr v. Losy [Losey, Loosi, Loßi, Loschi, Loschy, Lossii, de Laucy, Lohse, Logy, Loge, Lose, Lossy] [ -nach 1640], kaiserlicher Rittmeister (1624) u. Kroaten-Obrist (1630), 1635 Todesurteil wegen Beteiligung an Wallensteins [1583-1634] „Verschwörung“, jedoch Begnadigung.
[49b] Gerhard Freiherr v. u. zu Questenberg-Jameritz [1586 Köln-1.7.1644 oder 1646 Wien], Sohn des Gerhard v. Questenberg (gest. 1587); ab 1604 Schreiber in der Wiener Abteilung der Reichshofkanzlei, ab 1607 Konzipist im Hofkriegsrat, ab 1626 wirklicher Hofkriegsrat, ab 1633 kaiserlicher Kämmerer, 1636 Mitglied der Regentschaftsregierung für Nieder- u. Oberösterreich sowie Ungarn; 1643 diplomatische Mission nach Siebenbürgen; kurz vor seinem Tod Ernennung zum kaiserlichen Geheimrat u. Vizepräsidenten des Hofkriegsrats; 1627 Erhebung in den Freiherrenstand, einer der am besten informierten kaiserlichen Beamten, Anhänger Wallensteins.
[49c] Meiningen [LK Schmalkalden-Meiningen]; HHSD IX, S. 269ff.