Lucan[us], [Laurentius ?]; Kapitän [ – 8.7.1633 bei Hessisch Oldendorf gefallen] Lucan stand als Kapitän in hessen-kasselischen Diensten. Lucan gehörte dem „Weißen“ Regiment an, das Obrist Johann Geyso in den Ämtern Eschwege,[1] Rotenburg,[2] Allendorf,[3] Witzenhausen[4] und Sontra[5] errichtet hatte.
Es gibt einen Laurentius Lucanus, der am 27.3.1627 als Bevollmächtigter des Landgrafen Moritz V. von Hessen-Kassel bei dessen Abdiktion im Schloss zu Kassel[6] anwesend war.[7]
Er fiel am 8.7.1633 in der Schlacht bei Hessisch Oldendorf[8] im Kampf gegen die Kaiserlich-Ligistischen unter dem Befehl Gronsfelds.[9]
In einer zeitgenössischen Flugschrift heißt es:
„Gründlicher vñ eigentlicher Bericht wegen dessen zwischen der Schwedischen vnd Hessischen armeen, vnd dann den beyden Grafen von Merode vnd Gronßfeld / auch GeneralWachtmeister Benninghausen [Bönninghausen; BW] den 28. Junii bey Ollendorff / eine Meil Wegs vnter Hameln[10] vorgegangenen Treffens / vnd dabey durch Gottes gnädigen Beystand erhaltenen Siegs / so viel man noch zur Zeit Nachrichtung hat.
Nach dem Graf von Merode vnd Gen. Maj. Beñinghausen sich mit Gronßfeld zu Minden[11] conjungirt, Gronßfeld auch alle Gvarnisonen in Wolffenbüttel[12] / Hildesheim[13] / Niemburg[14] / Minden vñ anderer Orten mercklich geleichtert / vnd alles Volck zu sich / vnd also ire gantze force zusam̃en gezogen / vnd demnach ein corpus von 1000. Mañ zũ wenigsten effectivè starck zusam̃en bracht / auch förders darmit zu Minden vber die Brücken / vnd mit gantzer Macht Hamel zu entsetzẽ bey dem Hause Schaumburg herauff vff das Städtlein Ollendorff zu marchiret, von solchẽ deß Feindes Anzug aber der Königl. Schwed. Feldmarschalck Kniphausen / der denn vor wenig Tagen aus dem Lager vor Hamel mit etzlich1000. Mann zu Roß vnd Fuß sich erhoben / vnd vff Rinteln[15] marchiret, vnd sich mit dem Hessischen Gen. Leutenant Melander [Holzappel; BW] conjungiret, vmb den Feind also den Kopff desto besser zu bieten / beneben ermeltem Herrn Gen. Leut. Melander zeitlich avisirt / seynd beyde Häupter mit ihren bey sich habenden Hessischen vnd Schwedischen Trouppen zu gedachtem Rinteln gleichfals durch vnd vber die Weser gesetzt / dem Feind also vorzukom̃en / vnd sich darauff bey gedachtem Ollendorff logiret, In dem nun der Feind allgemach anmarchiret, auch inmittelst das Städtlein Ollendorff vom Herrn Feldmarschalck ziemlich starck besetzt / auch vf vorgangene consultatio dem Volck im Lager vor Hamel auch vffzubrechen / vnd sich zũ vbrigen corpore zu verfügen ordre ertheilet / gleichwol aber mit Hinterlassung etzlichen volcks theils der vornemsten Posten vnd Wachten daselbst (ausserhalb der approchen, so quittirt) besetzt gelassen / vnterdessen der feind in der Stadt Hamel sehr jubiliret / vnd vnterschiedene Frewdenfeuwer vffm Wahl angezündet / sondern auch starck herauß gefallen / die approchen, Lauffgraben / Battereyen vnd andere Werck theils vmbgeworffen / vñ nider gerissen / theils angesteckt vnd verbrandt / Inzwischen hat Gen. Leut. Melander, benebẽ Herrn Feldmarschalch Kniphausen vnd andere nicht gefeyert / sondern alles in gute ordre gestellet / vnd als der Feind mit aller Macht ankom̃en / vnd sich præsentiret, auch einẽ Busch / welchen der Gen. Leut. vorigen Abends zu der vnserigen mächtigen Vortheil mit 200. Mußquetirern besetzt / deß Morgens vnwissend / daß er von den vnserigẽ occupirt, zu seiner aventagi (in dem er durch dessen bemächtigung hinter das Lager vor Hamel / vnnd also hinter die gantze armee mit seinem Volck vnvermerckt durch die Hecken vnd Büsche kom̃en / vnd also die armee mit leichter Mühe schlagen / vnd Hamel entsetzen können) ein : vnd als er ihn solcher gestalt belegt befunden / mit Gewalt abnehmen wollen / vnd sich deßwegen hoch vnd viel bemühet / seynd die Mußquetirer daselbst nicht allein von Gen. Leutenanten alle mal mit frischem Volck vnd stärcker secundirt worden / sondern durch seine præsentz, Tapfferkeit vnd Anstellung / in dem er sich in Person dahin verfügt / auch vom Pferd abgestiegen / vnnd das Volck angeführt / der Feind endlich gantz zurück getrieben worden / daß er davon ablassen müssen / darüber ziemlich viel Volcks beyderseits blieben / worauff Herr Gen. Leutenant mit drey bey sich habenden Hessischen Regimentern zu Pferd / also seinem / so hiebevor deß kleinen Jacobs [Mercier; BW] gewesen / den Seekirchischen / vnd Gen. Major [Franz Elger v.; BW] Dalwigs / beneben Herrn Obr. Stahlhansen [Stålhandske; BW] / mit dessen Regiment Fiñen vber einen Paß vff den Feind ohne einige Verhinderung zugesetzt / vnd allgemach gegen einander avancirt, auch förters zu scharmützieren / vnd mit einander zu treffen angefangen / welchem dañ das corpus, so ienseits deß Passes gehalten / vnd sich darbey Hertzog Georg von Lüneburg / beneben Herrn Feldmarschalchen Kniphausen in der Person befunden / hernacher gefolgt / vnd nach vnd nach ein Regiment nach dem andern inmittelst vber den Paß gangen / vnd die andern secundirt / daß es also endlichen zum rechten Treffen gerathen / do dann Herr Gen. Leutenant vff der einen : vff der andern seiten Herr Feldmarschalck Kniphausen den Feind chargirt, vnd also paussirt, biß deß Feindes cavallerie in die Flucht gebracht / vnd nicht länger stehen wollen / darauff dann förters tapffer ins Fußvolck gesetzt worden / vnd hat Herr gen. Leutenant hinter obbemelten Busch etlich Volck mit Regimentstücklein commandirt, die denselben in die Flancken gangen / auch mit den Stücken in deß Feindes Artolerey gespielet / hergegen Gen. Leutenant die infanterey von fornen vnd hinten zugleich mit gantzer Macht chargirt, vnd endlichen auch in rauta vnd disordre gebracht / vnd also der Feind gantz biß vffs Häupt geschlagen worden / von welchen in die 3000. Mann auf der Walstatt tod blieben / darunter vnterschiedene hohe Officirer vnd Obristen in die 2.000 darunter Obrister [Hackfort v.; BW] Westerholtz / Obrister Leut. Buseck / Obr. Wachtmeister Ohr [Oer von Palsterkamp; BW] / vnd andere / beneben vielen Frawenzimmer gefangen / 40. Fahnen zu Fuß / vnd 10. Cornet / davon die Hessischen allein 13. Fahnen vnd 3. Standarten darvon bracht / so dann 15. Stück Geschütz / beneben aller Munition vnd Pagagi / wie auch dessen von Merode Cantzeley selbst / vielẽ Pferden / vnd andern statlichen beuten bekom̃en / vnd erobert / den Schwedischen vnd Hessischen vnd vber hundert Mann nicht blieben / darunter vff Hessischer Seiten Obr. Leut. Rab Kami [Rabekanne; BW] vnd Capitain Lucan / etc. hat sich zu Mittag vmb 12. Vhr angefangen / vnd biß vmb 7. Vhr gewäret / der Feind sich auch ein zeitlang tapffer gewehret / vnd hat es mit den vnserigen einmal etwas zweiffelhaft gestanden / wegen Mangelung Munition / welche doch bald ersetzt worden / der Rest hat sich alle vf Minden retirirt, haben sonst nirgend hinkommen können / sintemal vff der einen Seitten die Weser / vff der andern Seiten die hohen Berge vnd Gewälde / do ihnen die Pässe verlegt gewesen / Merode / Gronßfeld vnnd Bennighausen / so vviel man noch zur Zeit Nachricht hat / sollen sich auch mit einander begeben vnd salvirt haben / es sind aber den Flüchtigen etzliche 1000 Pferd sie zu verfolgen so bald nachgeschickt / Sonsten ist nicht alles Volck von den vnserigen zum Treffen kommen / sondern theils in der reserva / darbey dann auch Herr Graff von Ebenstein [Kaspar v. Eberstein; BW] gewesen / blieben. Bey dieser defaicte aber wird in sonderheit deß Herrn General Leutenants Melanders Klugheit vnd Tapfferkeit gerühmet / in dem derselbe durch seine gute Anordnung vnd Besetzung deß gedachten Busches / auch zeitlicher hinüber rückung vber den Paß / vñ anderer Anstellung / wie auch daß er den Feind zum ersten angegrieffen / nechst Gott diesen vnverhofften Sieg erhalten helffen / darfür dem Allmächtigen billich höchlichen zu dancken“.[16]
Der hessen-kasselische Obrist Johann Geyso schrieb an den Sekretär des Landgrafen Wilhelm V., Johannes Gudenus: „Vester und hochgelahrter Herr Secretarius, freundlich lieber Schwager! Haubmann Lucan ist bei dem vorgangenen Dreffen tot blieben, hat zuvor gegen einen anderen Haubmann gedacht, wenn er bleiben sollte, daß er nach Cassel gebracht und bestattet würde. Also habe ich den Leichnamb mit einer geringen convoy abgefertigt. Weil ich nun nicht weiß, ob mein gnädiger Fürst und Herr, wie anderen wegen ihrer treuen Dienste geschehen, die Begräbnuß gnädig anstellen lassen wird, in consideratione, daß er der abgelebte, nunmehr selige Haubmann vor das Vatterland sein leben gelassen und vor seinen Feind redlich und dapfer verhalten: Also sei der Herr Schwager dienstfreundlich gebeten, gegen Ihrer Fürstl. Gnaden hiervon des Begräbnuß halber erinnerung zu thun und die resolution gegenwerdigem Lucans Fendrich nachrichtlich zurückzugeben. Hierdurch geschieht dem redlichen Man die letzte Ehre und die lebendigen werdens umb Ihrer Fürstl. Gnaden zu verdinstigen nicht vergessen.
Wie alles in kurzer Zeit in vorgewesenem Dreffen durch Gottes Gnad abgangen, wird Haubmann Wasserhun in genere berichtet haben; nunmehr aber in specie zu avisiren, ist zuvorderst Merode blieben, auch verschiedene hohe officirer, ingleichen bei 50 cornet und fahnen erobert. Uff der Walstatt liegen vom Feind mehr als 3000 Mann. In summa Gott hat wunder gethan und wenn sich die Herrn des glücks und der großen victorien nicht mißbrauchen, ist diese victoria noch zu weiterer prosperité und unseren Feinden zum außersten undergang zu hoffen. Gott mit uns.
Vor Hameln datirt den 30. Juny 1633.
Des Herrn Schwagers dienstwilliger Johan Geyso“.[17]
[1] Eschwege; HHSD IV, S. 114ff.
[2] Rotenburg a. d. Fulda; HHSD IV, S. 387ff.
[3] Allendorf [unter Bad Sooden-Allendorf (Kr. Witzenhausen)], HHSD IV, S. 33f.
[4] Witzenhausen; HHSD IV, S. 478f.
[5] Sontra [Kr. Rotenburg); HHSD IV, S. 417.
[6] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.
[7] KEIM, Landgraf Wilhelm V 1. Teil, S. 132.
[8] Hessisch Oldendorf [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S.226f.
[9] 28.6./8.7.1633: Schwedisch-hessische Truppen unter Dodo von Knyhausen, hessische unter Melander (Holzappel) und Georg von Braunschweig-Lüneburg schlagen die kaiserlich-ligistische Armee unter Gronsfeld, Mérode-Waroux und Bönninghausen, die an die 4000 Tote Verlust haben. In einer zeitgenössischen Flugschrift war auf die ungewöhnlich hohen Verluste in dieser Schlacht verwiesen worden; COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN: „Vnnd ist der eigentliche Bericht von den Gräfflichen Schaumbergischen Dienern einbracht / daß derselben auffs höchste etwa in die vierhundert Mann / die man alle hätte zählen können / in Münden [Minden; BW] ankommen wehren / vnnd ist eine solche Schlacht geschehen / daß weder in der Leipzischen Anno 1631. noch Lützischen Schlacht / Anno 1632. so viel Todten auf der Wahlstatt gefunden vnnd gesehen worden / wie jetzo“. Abgesehen von der reichen Beute hatte der Sieg bei Hessisch-Oldendorf jedoch eine nicht zu unterschätzende Wirkung im protestantischen Lager, glaubte man doch, dass „deß feindes force vollents gebrochen sein solle“; Staatsarchiv Bamberg C 48/195-196, fol. 112 (Ausfertigung): Johann Casimir von Sachsen-Coburg an Markgraf Christian von Brandenburg-Kulmbach, Coburg, 1633 VII 04 (a. St.). In der COPIA KÖNIGL. MAY. IN DENNEMARCK / ERGANGENES SCHREIBEN hieß es: „Bei den Konföderierten sind fast alle Reuter Reich worden / vnnd ist Silber Geld vnnd Pferde gnug zur Beute gemacht worden / denn der Feind allen seinen Trost bey sich gehabt: Deßwegen vnsere Hohe- vnnd Nieder Officirer vnnd alles Volck dermassen Resolut zum fechten gewesen / daß nit zu glauben / noch gnugsam außzusprechen / vnd ist abermahls der Papisten Ruhm / in der Compositione pacis prächtig angeführt: Daß die Evangelische keine offene FeldSlacht wider die Papisten niemals erhalten / durch Gottes Krafft zu nicht vnd zur offnen Weltkündigen Lügen geworden“.
[10] Hameln; HHSD II, S. 192ff.]
[11] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[12] Wolfenbüttel; HHSD II, S. 503ff.
[13] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[14] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.
[15] Rinteln [Kr. Grafschaft Schaumburg]; HHSD II, S. 395f.
[16] Kungliga biblioteket Stockholm, Svea Krig. 223a. Vgl. auch Eigentliche Abcontrafactur / vnd gründliche Beschreibung der abermals herrlichen bei Oldendorf eine Meil Wegs von Hameln erhaltenen Schlacht vnd Victori / so den 28. Junii des 1633. Jahres / die Königl. hinterlassene Schwedische auch Hessische Armeen vnter Ihr Fürstl. Gn. Hertzog Georgen von Lüneburgg / GeneralFeldmarschalck Kniphausen / vnd Hessischen General Leutenand Melantern / von Generalen / beyden Graffen von Merode vnd Gronssfeld / durch Gottes gnedigen Beystandt den Kayserl. obtiniret vnd erlanget. [Kungliga biblioteket Stockholm Hist. Pl.: Kupferstich mit Texterläuterung]. o. O. 1633].
[17] GEYSO, Mitteilungen zur Geschichte, S. 260.