Meven, Roger, gen. Keverberg; Kapitän [ – ] Mewen stammte aus Hasselt,[1] dem Hauptort der heute belgischen Provinz Limburg[2] und war Leutnant unter Pappenheim. Er hatte ab 1610 verschiedene Offiziersstellen bekleidet und als Leutnant 1619 für Pappenheim Werbungen durchgeführt; er war dann Kapitän einer spanischen Kompanie von Mai 1622 bis November 1622 in Soest.[3]
„Soest beherbergte zwar im Mai 1622 kaum noch fremde Soldaten in seinen Mauern, wurde aber damit zu einem verlockenden Angriffsziel für die katholische Partei. Am 17. Mai standen plötzlich der kaiserlich-spanische Generalkommissar, der in Hattingen[4] residierte, und 14 Kompanien zu Fuß mit sechs groben Geschützen in der Feldflur vor Soest. Ein Trompeter und ein Leutnant forderten den Rat dreimal im Namen des spanischen Königs, im Namen des Pfalzgrafen [Wolfgang Wilhelm; BW] von Neuburg und im Namen des Kaisers auf, die Tore zu öffnen. Als sich einige Reiter und Soldaten der Stadt näherten, schossen die Soester aus ihren Gewehren, wobei das Pferd des Generalkommissars getötet wurde. Daraufhin ließ dieser sofort seine Geschütze auf die Stadt richten und mehrfach hineinschießen. Die Soester schossen kräftig zurück, bis die Spanier um vier Uhr am Nachmittag das Feuer einstellten. Danach schickten sie den sie begleitenden pfalz-neuburgischen Kommissar von Etzbach an das Tor, der die Soester noch einmal aufforderte, die Kaiserlichen einzulassen. Und obgleich die Soester kaum noch Pulver und Munition hatten, denn Christian von Braunschweigs Truppen hatten fast den ganzen Vorrat mitgenommen, und sie deshalb einer längeren Belagerung nicht hätten standhalten können, wollte die Bürgerschaft keine neue Garnison in die Stadt lassen. In zu guter Erinnerungen waren die Beschwerlichkeiten, die man gerade ausgestanden hatte. Die Bürger beschlossen, die Katholischen nicht hineinzulassen und die wenigen noch in der Stadt vorhandenen niederländischen Reiter hinauszuwerfen. Die Belagerer zogen sich danach auf den Haarstrang zurück. Von hier aus fielen sie täglich in die Börde ein und raubten den schon mehr als zuviel ausgeöseten Hausleuten Pferde, Kühe und andere Biester und Hausgeräte, wenn sie noch etwas fanden.
Am 25./15. Mai 1622 rückten die Spanier wieder vor. Am nächsten Morgen um 3 Uhr begannen sie, aus groben Geschützen und mit Feuerkugeln die Stadt zu beschießen. Soest kapitulierte, und etliche Kompanien zu Fuß und zu Roß zogen in die Stadt. Die verbliebenen niederländischen Soldaten wurden gefangengenommen. Wie der Soester Rat schrieb, hielten sich die Spanier drei Tage und zwei Nächte in Soest auf und hausten mit Rauben, Plündern, Fressen und Saufen. Der Hauptteil des Kriegsvolks zog weiter ins Lager vor Hamm,[5] das schon länger eine spanische Besatzung hatte. Zurück blieben Obristleutnant Bree mit etlichem Volk und ein Kapitän mit einer Kompanie, die von den Soestern verpflegt werden mußten. In der Rentmeisterrechnung von 1622 sind Ausgaben von 7.136 Mark für den Kapitän Mewen und die Soldaten verbucht“.[6]
„Am 21. November [1622; BW] zog der spanische Kapitän Mewen mit seiner Kompanie aus Soest fort. An ihrer Stelle rückte noch am selben Tag das ganze Fuggersche Regiment[7] bei 10 Fenlein und 1.800 Mann stark ohne Weiber und Jungen neben 2 Kompagnien Reitern, die alle in Soest einlogiert werden mußten. Was nun solches den Einwohnern für Beschwer geben, indem sowoll die Reiter und die Soldaten auf eine Ordinantz [Absprache über die Zahlung der Verpflegungsgelder] sich nicht verstanden, sondern immerfort vollkommen und zum Überfluß underhalten werden müssen, ist aus den Klag- und Berichtsschreiben so im Protokollum Missivarum de Anno 622 und 623 genugsam zu ersehen. Diese Abschriften ausgehender Briefe sind für die Jahre von 1615 bis 1632 nicht erhalten. Aber bei einer Garnison von mindestens 2.000 Soldaten, zahlreichen Pferden und etlichem Familiananhang kann man sich die Drangsale der Soester Bevölkerung gut vorstellen. Angesichts der jämmerlichen Klagen des Soester Rates, die aus späteren Jahren noch reich erhalten sind und die den baldigen Untergang der Stadt vorhersagen, wundert man sich, wie sie dann doch überlebt hat. Die Klagen spiegeln, wie es scheint, nicht die Realität wieder.
Da das Fuggersche Regiment in Bergen op Zoom[8] gegen die Niederländer gekämpft hatte, kündigte der Lippstädter[9] Kommandant [Nienhof] den Vertrag, den er im August mit den Soestern geschlossen und der ihm 3.100 Rt. eingebracht hatte und erlaubte sich damit erneute Plünderungen in der Börde“.[10]
„Am 13. August kamen zwei Kompanien vom neuburgischen Regiment unter Obristwachtmeister Hermann de Spieß und Kapitän Mewens Kompanie, die 1622 hier schon einmal gelegen hatte. Sie lösten die hier verbliebenen zwei Kompanien des Fuggerschen Regiments ab, die am 21. August Soest verließen. Am 6. September, als der katholische Graf Johann von Rietberg das noch von den Niederländern gehaltene Lippstadt belagerte, zogen beide Kompanien unter de Spieß und Mewen auch nach Lippstadt, nachdem sie den Bürgern beschwerlich gewesen, denn jeder gemeine Soldat erhielt 3 ß oder die Kost … Die Bagagie aber wie Weib und Kinder, so in ziemlicher Anzahl dabei gewesen, ist hier verblieben. Lippstadt kapitulierte am 31. Oktober 1623. Die Belagerer zogen weiter nach Osten, um die Sparrenburg[11] anzugreifen. Nach deren Eroberung kamen die beiden Kompanien zurück nach Soest. Schon während der Belagerung wurden die Kranken und Verwundeten nach Soest geschickt, wo der Rat sie verpflegen sollte. Auch wenn der Obristleutnant meinte, daß solches … dem König in Hispanien … zum Gefallen reichen würde, mußte er sich doch schon wenige Tage später beim Soester Rat darüber beschweren, daß gegen die Kranken ein großer Widerwille in der Verpflegung gespührt werde.
Am 17. Dezember rückten wieder sechs Kompanien vom Fuggerschen Regiment und zwei Reiterkompanien in Soest ein. Die Reiter wurden hier auf dem Markt abgemustert und zogen danach aus der Stadt, ebenso wie die beiden Kompanien unter de Spieß und Mewen“.[12]
[1] Hasselt [Region Flandern, Provinz Limburg].
[2] STADLER, Pappenheim, S. 68f.
[3] Soest [LK Soest]; HHSD III, S. 692ff.
[4] Hattingen [Ennepe-Ruhr-Kreis]; HHSD III, S. 295f.
[5] Hamm in Westfalen; HHSD III, S. 286ff.
[6] WIDDER, Soest Bd. 3, S. 774.
[7] Nach HABERER, Ott Heinrich Fugger, S. 256, 257, geschah die Einquartierung erst im Mai 1623 !
[8] Bergen-op-Zoom [West-Brabant].
[9] Lippstadt [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 474f.
[10] WIDDER, Soest Bd. 3, S. 776.
[11] Sparrenburg [Stadt Bielefeld]; HHSD III, S. 73.
[12] WIDDER, Soest Bd. 3, 776f.