Mißling, Daniel

Mißling, Daniel; Hauptmann [12.12.1599 Kassel – 18.8.1639 Freiberg i. Sachsen]

von Uwe Volz

Der evangelisch-lutherische Mißling war der Sohn des Kasseler[1] Bürgers Friedrich Mißling und dessen Ehefrau Margaretha geb. Schölling.[2]

„Nach dem aber/ vnd als er zu Jahren kommen/ in seinem Patria der Religion halben sich enderungen anspinnen wollen/ Er aber der Christliche[n] Augspurgischen Confession zugethan/ vnd darvon nicht weichen wollen[3]/ hat er sich in das Kriegswesen/ allda etwas zu versuchen vnd erfahren […] begeben“.

Zunächst wurde er Feldwebel unter Obrist „Lippern“[4] in der königlich dänischen Armee, dann Fähnrich. Er dankte ab und wurde Leutnant unter „Friedrich zu Hollstein“.[5]

Am 12.6.1628 heiratete er Anna Tiedemann, die aus Schleswig[6] stammte. Ihr Vater Nicolai war ein „alte[n:r] vnd trewe[n:r] Diener Fürstl. Durchlaucht zu Hollstein“.[7] Aus der Verbindung gingen sieben Kinder hervor, von denen fünf zu seinen Lebzeiten verstarben (Hans Friedrich, Hans Georg, eine Totgeburt, Carolus und Margaretha). Zwei Töchter – Anna Elisabeth und Dorothea Hedewig – überlebten ihn.

Er beendete nach der Hochzeit zunächst seinen Militärdienst, ließ sich dann jedoch erneut anwerben, denn es wurde ihm „vber alle zuversicht / von Braunschweig aus/ durch vielfältige Schreiben / vnter Herrn Obristen Falckenberg [Falkenberg, Dietrich v.][8] die Leutenantschafft auffgetragen“.

„Nach dem aber bey Belagerung[9] der Stadt Magdeburg[10] er gefangen worden / vnd nach erledigung vnter dem Herrn Obr. Wachtmeister Trandorffen[11] / des löblichen Arnheimischen [Arnim, Hans Georg v.] Regiments / sich wiederumb vor einen Leutenant gebrauchen lassen/ auch nach etzlicher verflossener Zeit / do Ihre Excell. von Buttlitzsch [Putlitz, Hans Georg v.][12] das Regiment bekom[m]en / vnd nach diesem der Herr Obriste Bose [Bose, Karl v.][13] solches erlanget / ist gedachter Hauptman zu einem CapitänLeutenant befördert / da er denn fernes wegen seines wolverhaltens vnd trewen Dienste / zu einem Hauptman vber eine Compagni zu Fuß vorgestellet worden.“

Auf seinen Wunsch hin übertrug Bose ihm schließlich das Kommando über eine Kompanie Dragoner. Er diente dann unter dem Kommando von „Bauditz“ [Baudissin, Wolf Heinrich v.] und, nachdem dieser abdankte, unter Obristleutnant Andreas von Haubitz [Haugwitz, Andreas v.; BW].[14]

Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[15] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Den 6.[16.3.1638] ist Hauptmann Mißling vom Haubitzischen [Haugwitz von Biskupice, Andreas v.] Regiment vor die Stadt Greußen[16] kommen und hinein begehret, ist aber abgewiesen worden, hat sich in Clingen[17] und Westgreußen[18] und Wasserthaleben[19] gelegt“.[20]

Zur Verteidigung von Freiberg[21] hatte der Kurfürst von Sachsen „am 1. Martii dieses 1639, Jahres / den HochEdlen / Gestrengen / Vesten vnd WolMannhafften Herrn Andreas von Haubitz / als vier Compagn. Trajonern / von Dreßden[22] aus dahin commendiret“.[23]

Die vier Dragonerkompanien wurden bei der Verteidigung wie folgt verteilt: Haugwitz’ eigene Kompanie verteidigte das Erbische Tor, die seines Obristwachtmeisters Florian Stritzky das Peterstor, die Kompanie von Daniel Mißling das Donatstor und die Kompanie von Niclas Thürmer das Meißner Tor.[24]

Der Grund für seinen Tod war: „daß wenn er etwan vom Trunck vbereilet worden / Er sich nicht allerdings wol hat regieren können; welcher Gebrechen auch zu seinem traurigen vnd plötzlichen Todesfall nicht wenig vrsach gegeben. Denn E. Ch. Liebe ist vnverborgen / welcher massen den 31. Julij derselbe mit einem andern vom Adel in Mißverstand gerathen / erstlich mit Worten / darnach mit Pistol lösen vnd Stechen zusammen kommen sind / worüber vnser Hauptmann Mißling durchstochen/ vnd darüber seinen Geist hat auffgeben müssen“.

Er überlebte die beim Duell „bey früher Tageszeit vmb 2. Vhr“ auf dem Marktplatz von Freiberg erhaltenen Verwundungen zunächst, verstarb dann aber am 18.8.1639 an ihren Folgen und wurde am 20.8.1639 auf dem Grünen Friedhof der Domkirche St. Marien beigesetzt.



[1] Kassel; HHSD IV, S. 252ff.

[2] Personendaten aus WIRTH, Martin, „Christlicher Leich-Sermon Vber die wort des hochweisen Königs Salomonis/ […] Des weiland Vesten vnd Mannhafften Herrn Daniel Miszlings wolbestalten Hauptmans vber ein Compagnia Trajoner […] Gehalten in der Domkirchen zu Freybergk durch M. Martinum Wirth / Bolesl. Sil. SS. Theol. Baccal“, Leipzig 1639. Die Datierungen aus den Quellen sind im Stil des Julianischen Kalenders und wurden nicht berichtigt. Nachfolgende Zitate sind der Leichenpredigt entnommen, soweit nicht anders angegeben.

[3] Er könnte damit ein Beispiel für die Aufnahme von Militärdiensten als Reaktion auf landesherrliche Konfessionalisierungsmaßnahmen sein. Ob dies tatsächlich seine ursprüngliche Motivation war, muss wie in allen diesen Fällen offen bleiben. – 1605 trat Landgraf Moritz von Hessen-Kassel zum Calvinismus über. Im Rahmen seines „Verbesserungswerkes“ wurden in den folgenden Jahren calvinistisch geprägte religiöse „enderungen“ in Kassel durchgesetzt. – Vgl. MENK, Gerhard, Die „Zweite Reformation“ in Hessen-Kassel. Landgraf Moritz und die Einführung der Verbesserungspunkte, in SCHILLING, Heinz (Hrsg.), Die reformierte Konfessionalisierung in Deutschland – Das Problem der „Zweiten Reformation“, Gütersloh 1986, S. 154ff. – zu Kassel: UNGLAUBE, Peter, Die drei Verbesserungspunkte von 1605. Theorie und Praxis der Zweiten Reformation in Hessen-Kassel, S. 1- 9, hier S. 8 [ekkw.de/archiv/downloads/Die drei Verbesserungspunkte von 1605.pdf.]

[4] nicht identifiziert: Lippe-Brake, Otto IV. Graf zur [21.12.1589 – 18.11.1657 Blomberg] ?

[5] möglicherweise Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf.

[6] Schleswig; HHSD I, S. 229ff.

[7] möglicherweise Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf.

[8] zu den Braunschweiger Schreiben: s. WITTICH, Karl, Dietrich von Falkenberg, Magdeburg 1892, S. 101.

[9] der Belagerung von 1630/31.

[10] Magdeburg; HHSD XI, S. 288ff.

[11] nicht eindeutig identifiziert: Trandorf [Drandorff], August Adolf Freiherr von [ – ] ?

[12] Das Regiment wurde am 14.3.1632 von Hans Georg von Putlitz übernommen.

[13] Am 10.7.1632 wurde Karl von Bose Obrist des Regiments.

[14] Am 9.7.1637 erfolgte die Bestallung zum Obristleutnant. Er verstarb am 26.4.1639. Nachfolger als Obristleutnant und Kommandant von Freiberg wurde der bisherige Obristwachtmeister Florian Stritzky.

[15] KRUSENSTJERN, Benigna, Selbstzeugnisse der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Beschreibendes Verzeichnis. Berlin 1997, S. 111f.

[16] Greußen [Kyffhäuserkreis].

[17] Clingen [Kyffhäuserkreis].

[18] Westgreußen [Kyffhäuserkreis].

[19] Wasserthaleben [Kyffhäuserkreis].

[20] HAPPE II 193 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.

[21] Freiberg; HHSD VIII, S. 99ff.

[22] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.

[23] „Außführliche Relation und Bericht / Von der unversehenen/ gefährlichen und harten ploquada und Belagerung / Der […] BergkStadt Freybergk in Meissen / Wie dieselbe am 2. Martii / dieses 1639. Jahres durch die Schwedische Panirische Völcker […] ist angefangen/ und […] continuiret worden …“ Freiberg 1639 [VD17 14:016055G].

[24] BENSELER, Eduard, Geschichte Freibergs und seines Bergbaues Bd. 2, Freiberg 1843, S. 960.

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