Neidschütz auf Röhrsdorf[1] und Borthen[2] [Neidisch, Neitschiz, Niestedt], Wolf Rudolph von

Neidschütz auf Röhrsdorf[1] und Borthen[2] [Neidisch, Neitschiz, Niestedt], Wolf Rudolph von; Obristwachtmeister, Obrist [1614 – 1682] Der sächsische Obristleutwachtmeister Neidschütz, Mitglied der „Fruchtbringenden Gesellschaft“ als „der Ritterliche“, lag ab Dezember 1645 in Annaberg[3]: Am 22. Dezember 1645 kam Neidschütz mit zwei Kompanien unter den Rittmeistern Curt und Langmann nach Annaberg und „blieben drinnen liegen biß ins 5. jahr, kostete der Statt und umbliegenden ein großes. Anno 1650 den 25. Junii zogen Sie abe“.[4]

„Den 1, Februar kam des Nachts umb 11 Uhr Nicol von Schonberg [Schönberg; BW] und Obrist-Leutenandt Neitschiz nach Marienberg,[5] schickten boten auß und Post-Pferde nach Annen- und Schwartzenberg,[6] daß Sich die Dorfschaften mit Menschen und Viehe in die stadte salviren, commiß schaffen und sich sollten versalvaguardiren laßen. Die Dörfer, welche des schnees- und frostshalber mit den Viehe nicht ein- und wegkommen kunten, Die machten ihnen Plätze mit holtz umschlichtet, theils welche hohe Kirchhofsmauern hatten, verpallisatirten die thore mit Pfälen, zogen ihr viehe hienein, gaben denen Obristen, so in Dörfern lagen, was an Viehe und gelt, so wurden Sie von ihnen versalvaguardirt und blieben ungeplündert in großer Sorge, und darmit wurden viel schadenfeuer verhütet. Was aber gar auß den Dörfern gewichen wahr und die heußer wüste stehen lassen, da wurde alles zerrissen, und die heußer also zerstümmelt, dass die Leute kümmerlich wieder einziehen kunten“.[7]

Er wird anlässlich des letzten Gefechts auf sächsischem Gebiet bei Thum am 15.01.1548 (a. St.) erwähnt, als die kursächsische Besatzung Annabergs auf eine kaiserliche Streifschar traf, die man für Schweden hielt: „Beym Stillstand im Lande und instehenden Frieden ist doch im Gebürge beym Städtlein Thum ein seltzamer Scharmützel vorgegangen / indem dem 15. Jan. der in Annaberg liegende Obrist-Wachtmeister / Rudolph von Neitschütz / mit seinen zwo Compagnien auff den so genannten blinden Valentin / einen Kayserl. Rittmeister / welcher eine Raub-Parthie geführet / getroffen / daß bey diesem verwegenen Unternehmen unterderschiedliche geblieben und viel blessiret worden / auch in dieser scharffen Rencontre noch mehr auffgerieben werden sollen / wo nicht angeregter blinder Valten und Rittmeister Hanß Ernst einander erkennet und darauff beyderseits Partheyen von einander abgeführet hätten […]. Und dieser Thumische Scharmützel heisset catachrestice die Thumer Schlacht / wie Ihn weyland der gemeine Mann genennet hat“.[8] Der Erzgebirgschronist Lehmann datiert diesen Vorgang allerdings auf 1647: „Bey dem armistitio zwischen Chur-Saxen und denen Schwedischen wahr auch außbedinget worden, daß der Churfürst die streiffende rotten einfangen und sie verfolgen solte; das befahle der Churfürst allen Seinen regiementern in lande, und musten auch die 2 Compagnien, so auf den Annenberg, die Straßen bereiten und denen Mausparthien wehren. Nun wahr der keyßerliche leutenandt, insgemein der blinde Valtin genandt, mit 80 Pferden, meist Freyreutern auß Lignitz[9] nach Erfurt[10] und Eisenach[11] gegangen den 12. Januarii, hatte bey Eckersberg[12] die leipziger Fuhrleute, welche eine wagenburg gemacht und sich gewehret, theils uberwaltiget, 10 Personen todt geschoßen und 20 beschedigt, dargegen 2 tode gelaßen und ezliche beschedigte mitgenommen, darmit kam er biß nach Burckersdorf[13] ins gebirg, griff do wieder die Leipziger fuhr an auß den gebirg. Alß solches die 2 Compagnien uff den Annenberg untter den Obrist-Wachmeister Rudolph von Neidschiz gehöret, sindt sie Churfürstlichen Befehl zue folge ihm entgegengezogen, derselben auf freyen felde bey den Städtlein Thum auf einer höhe angetroffen. Rittmeister Landtmann [Langmann] nimmt einen Cornet mit 20 Pferden zu sich, jagt voran und fragt, warumb er als freundt in Meißen so raube und streiffe, und weil der Valten kein gut word giebet, greyffen Sie beyde zum gewehr, Landtmann trift den Valten in arm, Valten aber schießt Landtmann auch wundt und den Cornet todt, seine reuter schneiden die beuten und Säcke voll sammet und seiden von Pferden und schoßen Sich mit den Churfürstlichen eine Virtelstunde herumb, daß von Churfürstlichen der Ritmeister (bekam 3 schöße), 1 leutenandt, 1 Cornet und 5 reuter tödtlich, 7  beschedigt. Der blinde Valten hatte 16 beschedigte, ließ 5 reuter und seine beute hinder sich und ging eilendt in Böhmen. Das ist geschehen den 15. Januar Freytag nach den 1. Sontag Epiphanias. Die keyßerlichen waren meist feste, sonst würden sie mehr eingebüst haben. Der Cornet wurde den 3. Februar zum Annenberg in die kirche begraben“.[14]

„Den 25. Junii [1650; BW] zog mit seinen Reuttern von Annenberg ab der Obrist-Wachmeister Rudolph v. Neitschütz, der 4 jahr und 41 wochen war in der Stadt gelegen“.[15]

1673 wird er als Obrist noch einmal anlässlich der Einquartierung seiner Kompanie erwähnt.[16]


[1] Röhrsdorf, heute Stadtteil von Dona [Sächsische Schweiz-Osterzgebirge].

[2] Borthen, heute Ortsteil von Dohna [Sächsische Schweiz-Osterzgebirge].

[3] Annaberg; HHSD VIII, S. 5ff.

[4] LEHMANN, Kriegschronik, S. 162. Lehmann datiert nach dem a. St.

[5] Marienberg; HHSD VIII, S. 215f.

[6] Schwarzenberg; HHSD VIII, S. 328f.

[7] LEHMANN, Kriegschronik, S. 166f.

[8] MELTZER, Historia, S. 1363; ARNOLD, Annaberg, S. 283f.; GROHMANN, Obererzgebirge, S. 208.

[9] Liegnitz [Legnica]; HHSSchl, S. 283ff.

[10] Erfurt; HHSD IX, S. 100ff.

[11] Eisenach [Kr. Eisenach]; HHSD IX, S. 88ff.

[12] Eckartsberga [Kr. Eckartsberga/Naumburg]; HHSD XI, S. 97f.

[13] Burkhardtsdorf [Erzgebirgskreis].

[14] LEHMANN, Kriegschronik, S. 169f.

[15] LEHMANN, Kriegschronik, S. 183.

[16] LEHMANN, Kriegschronik, S. 186.

Dieser Beitrag wurde unter Miniaturen abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.