Ortenburg, Johann Philipp Graf von; Obrist [14.10.1592 – 20.6.1831] Ortenburg – sein Vater war Heinrich X., Graf von Ortenburg-Neuortenburg, seine Mutter Jeannette von Winnenburg und Beilstein – stand als Obrist in schwedischen Diensten.[1]
Der schottische Kriegsteilnehmer und Augenzeuge Monro erinnert sich an die Ereignisse nach der Einnahme Demmins[2] im Februar 1631 durch schwedische Truppen: „Major Sinclair erhielt den Befehl, mit zwei Kompanien in Alt-Treptow[3] zu liegen, der Graf von Ortenburg erhielt den Befehl, mit dem Reiterregiment S. M. und meiner Schwadron zu Fuß in Malchin[4] zu liegen“.[5]
Am 31.3.1631 schrieb Gustav Adolf aus Schwedt[6] an Ortenburg: „Wir mögen Euch nit verhalten, waßmaßen Vns je langer Je mehr klagten vorkommen, samb’ solln die Insolenz bey Vnserer Soldatesca, sonderlich den Reutern, so groß werden, Daß auch daß Land mit Raub, Plunderung, vnd allerhandt gewaltthaten ganz angefüllet, Die Salua Guardien ohne schew violiret, Kirchen vnd Schulen offentlich spoliert, dass Weib Volck genothzuchtiget vnd nichtes, waß bießhero an den feind getadelt worden, vnderlassen werde. Aber welche vnchristliche, vnd mehr dan Turckisch vnd Tatarische handelungen von vieler Tausent elender Leuthen seuffzen zu Gott in dem himmelt ringen vnd stundtlich vmb rach schreyen.
Nun kann ein Jeder, der nur einen einigen Blutstropffen Redlichkeit in sich hat, leicht ermessen, wie Tief Vnß zu herzen gehe, daß durch dergleichen abschewliche proceduren, eines oder des andern leichtfertigen Vogelß, die ganze Armee blammiret Vnsere bißhero gepriesene Kriegsdisciplin beschmuzet, vnd Wir selbsten deßwegen bei freunden vnd feinden anruchtig gemacht werden, sonderlich wan Wir die hochschädtliche Consequentien, so auß solchen Landsverderblichen Schandthaten entspringen, vnd daß hierdurch nit allein das Land verödet, sondern auch der Armèe selbsten die notturfft, vmb eineß oder deß andern vnersätlich maul zu stopfen, entzogen, der kunftige Vnderhalt difficultiret, vnd dass dz meiste ist, Vnß vnd Vnßer Armèe, der Zorn Gottes, vnd alles vnglück, auf den halß gezogen wirt.
Zwar wollen Wir nit hoffen, dass Ihr oder einiger Redlicher Obriste ohngeandete (ungeahndete) wissenschaft (noch) weniger gefallen an dergleichen vnthaten haben solle, Weiln aber den noch vor Gott vnd Pflichtswegen, Ihnen, alß Ihren fürgesetzten Haubtern obliegen vnd gebuhren will, solche excessen nit allein nit zu belieben, sondern nach eußerster mugligkeit zu hindern, vnd mit allem eifer zu strafen, Wiewohl verlauten will, ob sollten viel dergleichen proceduren von den officieren selbst, vnd zumahlen vnder dem prätext der Salua Guardien getrieben werden, Vnd Wie Jedoch, da Wir den gerechten Zorn Gottes, nit auf Vnß vnd Vnßer Armèe laden, vnd in augenscheinlich gefahr, mit Vnserm vndt ganzen Evangelischen Staadtruin sturzen wollen, solchen Barbarischen thaten lenger nit zu sehen konnen noch wollen, sondern Vnser gewissen vor Gott zu entlasten, mit solchem ernst zu strafen gemeint sein, dass sich menniglich daran zu spiegeln habe. So haben Wir demnach Euch gnedigst, vnd ernstligster meinung ermahnen, vnd bei der Pflicht vnd Trew, so Ihr Vnß schuldig, Ja bey Ewerer selbst eigene Ehr vnd reputation, die Ihr bieß dato so dapfer manuteniret vnd hier vnder nit wenig versiret, erinnern wollen, Ihr wollet vnß hierbey die hülffliche Hand bieten, vnd durch offentliche pulication bey Eweren Regiment, vnd volgender fleißiger aufsicht die anschaffung helffen thun, damit solch excessen, Rauben, Placken, Plundern vnd angedeute abscheuliche thaten abgestelt, Vnsere Salua Guardien gebuhrent respectirt, Ewere vndergebene mit dem Jenigen, waß Sie zu Ihres Leibes vnderhalt bedorffen sich contentiren lassen, vnd der Land vnd Haußman mit mehrer abnötigung vnd entziehung des Sathkorns, nit zur desperation gebracht, vnd entlich Hungers getödt, sondern alleß so moderiret werde, dass demnoch zu spuren, dass Wir nit Barbarische, Sondern Christliche Soldaten vnd officirer vnd Vnß [7]haben vnd regieren können, Im wiedrigen vnd da solche vnthaten nit gestewret wurden, welcheß Euch vnd andern officirern, Jedoch vnschwer zu thun ist, Musten Wir umb der Elenden Bluth vnd Schweiß, vor Gott vnd der Welt entschuldigt sein, Vnß |: weiln nit muglich auf Jeden particulier Reüberschen Gesellen acht zu haben: | an den officirern erholen, vnd so offt dergleichen gewalt geschicht, von derselben Red vnd antwort nemmen, Gestalt Wir solches zu thun entlichen resoluiret, Vnd Euch solches hiemit zu nachricht gnädigster wohlmeinung anfugen wollen, Vnd verbleiben Euch mit gnaden wohlgewogen“.
„Während der größte Teil der Truppen Banérs an der Befestigung der havelländischen Pässe arbeitete, unternahmen kleinere Abteilungen Kavallerie Streifzüge in die noch von den Kaiserlichen besetzten Elbgebiete. So machte die in der Gegend von Fehrbellin[8] liegende Reiterei unter Baudissin, dem Grafen von Ortenburg und dem Obristen Hall en kavalkad öfver Ele, som af den starka värmen var nästan uttorkad, och öfverrumplat staden Werben“.[9] „Ebenfalls am 10. Juli wurden dem Grafen von Ortenburg Brandenburg,[10] Rathenow,[11] Kiennen (= Kremmen[12]), Nauen,[13] Ketzin,[14] Pritzerbe,[15] Plaue,[16] Rhinow,[17] Friesack[18] und Fehrbellin als Quartier und Laufplätze zugewiesen. So ergab es sich, dass das Havelland doch nicht zu der ersehnten Befreiung von der Einquartierungslast kam. Ja, es war jetzt noch schlimmer daran als zuvor. Außer der Kontribution an die im Havelland stationierten Besatzungstruppen mussten die Havelländer noch alle Truppen verpflegen, die das Havelland auf ihrem Marsch an die Elbe durchzogen, und das waren nicht wenige“.[19]
An der Schlacht bei Breitenfeld[20] am 17.9.1631 nahm sein Regiment teil.[21]
[1] HUSCHBERG, Geschichte, S. 496.
[2] Demmin; HHSD XII, S. 175ff.
[3] Altentreptow [Kr. Demmin]; HHSD XII, S. 148ff.
[4] Malchin [Kr. Malchin]; HHSD XII, S. 61f.
[5] MAHR, Monro, S. 104.
[6] Schwedt [Kr. Angermünde/Stadtkr.]; HHSD X, S. 351ff.
[7] Bechstein, Deutsches Museum Bd. 2, S. 323ff.
[8] Fehrbellin [Kr. Osthavelland/Neuruppin]; HHSD X, S. 172.
[9] „eine Kavalkade über die Elbe, welche durch die starke Wärme fast ausgetrocknet war, und überrumpelte die Stadt Werben“. SCHRÖER, Havelland, S. 64. Werben [Kr. Osterburg]; HHSD XI, S. 492f.
[10] Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.
[11] Rathenow [Stadtkr. Rathenow/Kr. Rathenow]; HHSD X, S. 333f.
[12] Kremmen [LK Overhavel].
[13] Nauen [LK Havelland].
[14] Ketzin [LK Havelland].
[15] Pritzerbe, heute Stadtteil von Havelsee [LK Potsdam-Mittelmark].
[16] Plaue, heute Stadtteil von Brandenburg [Stadtkr.]; HHSD X, S. 135ff.
[17] Rhinow [LK Havelkreis].
[18] Friesack [LK Havelland].
[19] SCHRÖER, Havelland, S. 68.
[20] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.
[21] RUDERT, Kämpfe, S. 54.