Osterheldt [Osterholt], Dietrich von; Obrist [ – ] Osterheldt stand 1634 als Obrist in kaiserlichen Diensten.
„Streifscharen der Obristen Eremite und Osterholt setzten sich [1634] in Lippe und Ravensberg[1] fest und entfalteten dort eine lebhafte Tätigkeit“.[2] „Durch die ungestörte Winterruhe gestärkt, gingen indes Bönninghausen und Geleen zum Angriff gegen die Protestanten über. Bönninghausen verließ Ende März das Sauerland, zog den Obristen Westphalen, der mit 24 Reiterkornetts um Brilon stand, und die Obristen Osterholt und Eremite mit 21 Kompanien aus Büren[3] und Geseke[4] an sich und hielt zwischen Boke[5] und Salzkotten General-Rendezvous, wo am 10. April [1634] auch Geleen zu ihm stieß, der alle aus Minden,[6] Nienburg[7] und dem Münsterland aufgebotenen Garnisonen zusammengezogen hatte. Beider Streitkräfte zählten gegen 10 000 Mann. Groß war die Spannung, ob sie Hessen brandschatzen, Paderborn[8] wegnehmen oder sich der Weser nähern und Hildesheim[9] entsetzen würden. Melander [Holzappel] mußte seine Garnison Dorsten[10] verlassen und rüstete sich zum Abmarsch an die Diemel, als bekannt wurde, daß die Ligaarmee zwischen Paderborn und Detmold[11] zur Weser marschierte. Am 13. April überschritt sie den Fluß zwischen Holzminden[12] und Höxter,[13] unangefochten von Herzog Georg, der nur einen Tagesmarsch weit in ihrer Flanke stand und auf schwedische Verstärkungen unter dem Schotten Jakob King wartete. Geleen und Bönninghausen begannen am 15. April mit der Beschießung von Höxter. Der hessische Stadtkommandant Obristleutnant Kaspar Krug wies die wiederholte Aufforderung zu akkordieren, trotzig zurück, unterstützt von der Bürgerschaft, die auf das Erscheinen des in der Nähe stehenden Herzogs Georg vertraute. Aber der Herzog kam nicht, am 20. April drangen die Kaiserlichen durch mehrere Breschen in die Stadt, die in Flammen aufging. Die erbitterte Soldateska machte Besatzung wie Bürgerschaft nieder, den um Schonung (Quartier) Flehenden erwiderten die Eroberer ‚Salzkotter Quartier‘, auf die Behandlung der Stadt Salzkotten anspielend. 1500 Leichen sollen, um sie nicht begraben zu müssen, in die Weser geworfen, nur 30 Bürger am Leben geblieben sein. Die Stadt sah alle Greuel eines im Sturm eroberten Platzes; selbst der Abt und die Mönche von Corvey[14] entrannen nur mit knapper Not dem Verderben. Drei Tage lang wurde – nach dem damaligen Kriegsrecht – geplündert“.[15]
Die städtischen Kriegsausgaben Gesekes verzeichnen ihn in diesem Jahr: „Anno 1634 beyde obristen Osterheldt und Johan von Bracht mit 23 compagnien pferden einkommen, in zehen tagen verzehret 16 000 rt., darüber noch eodem anno herren von Galehen [Geleen] zu proviant 4 000 pfund broit und drey faß bier langen müssen ad 110 rt., noch zu ihrer excellenz kuchen ein faß bier, 4 schinken, wachs, kersen, eyer, weißbroit, ein maldt habern ad 25 1/2 rt“.[16]
„Während Herzog Georg mit der Belagerung von Borken[17] beschäftigt war, bewies Bönninghausen durch einen seiner unerwarteten Reitereinfälle, daß er trotz der Verluste, die seine Kavallerie betroffen hatten, noch immer ein Faktor war, mit dem man auf protestantischer Seite zu rechnen hatte. Am 20. Juni zog er sechs Reiterregimenter zusammen, sein Leibregiment und die Regimenter der Obristen Eremite, Loe, Osterholt, Wendt und Schwarzenberg, und ging mit ihnen über Olpe[18] auf Attendorn[19] vor; am 22. Juni erfuhr der Landgraf von Hessen, daß es auf seine Stammlande abgesehen. Es schien, als wolle Bönninghausen die hessische Offensive nach dem Rhein wieder mit einer Gegenoffensive auf Hessen parieren. Er zwang den hessischen Obristen Geyso, die Belagerung von Obermarsberg[20] aufzugeben, brach in die Grafschaft Waldeck ein, führte Pferde und Schlachtvieh mit sich fort, brandschaftete die Dörfer und tat den hessischen Untertanen auf alle Art Abbruch. Eiligst sandte Herzog Georg den schwedischen Generalmajor Beckermann mit 3000 Pferden und allen Dragonern ab, um Bönninghausen zu stellen, der nach seiner gewohnten Art auswich. Verfolgt von der gegnerischen Reiterei erschienen seine Regimenter am Abend des 7. Juli im Herzogtum Berg, wo Bönninghausens Name für die Bevölkerung von seinen letzten Durchzügen her einen furchtbaren Klang hatte. Sie nahmen ihren Weg über die Wipperfürther Straße bis Mülheim,[21] massenweise geraubtes Vieh mittreibend. Graf [Philipp von; BW] Mansfeld, der inzwischen am Rheine angelangt war und von den Kurfürsten von Köln und Mainz zu scharfem Vorgehen gegen den Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm veranlaßt wurde, wies Bönninghausens Reiterei in den bergischen Ämtern Porz[22] und Lülsdorf[23] Quartiere an. Wieder hausten die Söldner in zügelloser Weise, zerstörten die Feldfrüchte und trieben in förmlichen Treibjagden das Vieh ab, das die Bauern großenteils in die Wälder geflüchtet hatten. Durch die Einlegung dieser Truppen suchten die geistlichen Fürsten den Widerstand des Pfalzgrafen gegen die Vereinigung seiner Soldaten mit der kaiserlich-ligistischen Armee zu brechen. Mansfelds Generale und Obristen benutzten die Gelegenheit, auf Kosten des Landes ihre Taschen zu füllen“.[24]
[1] Ravensberg, Burg [Gem. Cleve, LK Halle/Westf.]; HHSD III, S. 623f.
[2] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 296.
[3] Büren [LK Büren]; HHSD III, S. 131ff.
[4] Geseke [LK Lippstadt]; HHSD III, S. 253f.
[5] Boke [LK Büren]; HHSD III, S. 92f.
[6] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[7] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.
[8] Paderborn; HHSD III, S. 601ff.
[9] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[10] Dorsten [LK Recklinghausen]; HHSD III, S. 165f.
[11] Detmold [LK Detmold]; HHSD III, S. 156ff.
[12] Holzminden; HHSD II, S. 240f.
[13] Höxter [LK Höxter]; HHSD III, S. 346ff.
[14] Corvey [Stadt Höxter]; HHSD III, S. 146ff.
[15] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 297f.
[16] STOLZ, Marsberg, S. 169.
[17] Borken [LK Borken]; HHSD III, S. 103f.
[18] Olpe [LK Olpe]; HHSD III, S. 593f.
[19] Attendorn [LK Olpe]; HHSD III, S. 36ff.
[20] Marsberg, Ober- und Nieder- [LK Brilon]; HHSD III, S. 494ff.
[21] Mühlheim a. d. Ruhr; HHSD III, S. 532ff.
[22] Porz [Rhein.-Berg. Kr.]; HHSD III, S. 614f.
[23] Lülsdorf [Siegkr.]; HHSD III, S. 486.
[24] LAHRKAMP, Bönninghausen, S. 300f.