Rave, Georg; Hauptmann [ – ] Rave stand als Kapitän in münsterischen[1] Diensten.
In der Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 – 1675] heißt es unter 1633: „Die Hesseschen nu volle platzen (wie gesecht iss) verlaten hebbende, wass Bockholt[2] mede verlaten, alwar sick met weinigh volck die commissarius general van Syn Vorstlicke Gnaden, die lantgrave, Brun Carl von Uffelen, einige saken, (so man meinde) die contributie angande, te verrichten begeven hadde; warvan | verwittiget synde, capitein Jurgen Rave, liggende in besettungh tot Ahus,[3] diewelcken densolvigen met umtrent 70 man te vote, sick met practike die portte bemechtigende, aldar averfallen hefft, ende met al syn hebbent volck tot Ahuss binnen gebracht. Van war hee namals up Munster[4] gebracht iss, ende aldar bes tot die schlacht vor Hamelen[5] bewart ende alsdoen tengens andere gefangers utgewisselt“.[6]
Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening hält unter 1634 fest: „Die Hesseschen sint voert ende voer [h]et huiss Ludinckhusen[7] geruckt, ende hetsolve met behulp van 3.000 man te voete Statenvolck, waraver commenderde den gouvernoer van Rees[8] Pinsen. Die commendant capitein Jurgen Rave, geen utset wetende, noch het kasteel […] tegens dese macht niet konnde defe[n]deren, geefft hetsolvige na einige dagen belegerungh met accort over, blyfft doch by haer in hechtenisse, ut war orsake ist my unbewust“.[9]
„Friedrich Rave von Raestrup, ehemaliger Soldat, wird am 18. Mai [1635] wegen ‚mördtlicher Entleibung‘ des Cordt Pefferkordt zu Senden in Fronings Haus zum Tod verurteilt. Er hat das Rädern verdient, wird aber auf Verwendung des Kapitän Georg Rave und seiner Verwandten innerhalb der Stadt am Kalkplatz mit dem Schwert gerichtet; auch wird ihm ein Begräbnis auf dem St. Martinikirchhof verstattet. Raves Junge Hermann Kestering aus Schöppingen,[10] der dem Raub der Bauernpferde beigewohnt hat, wird im Anschluß an die Hinrichtung, die er mitansehen mußte, mit Ruten gezüchtigt und der Stadt Münster verwiesen“.[11]
„Die Landstände hatten am 7. Februar 1635 den Obristwachtmeister Hans Sigismund von Wulff zu Füchteln zum Stadtkommandanten in Rheine[12] ernannt, das in Velens Abwesenheit durch Stifts- und Stadtsoldaten erobert worden war. Wulff kommandierte 400 Mann und vereinbarte mit dem hessischen Obrist Rabenhaupt in Burgsteinfurt,[13] daß die Bürger in Rheine und Burgsteinfurt ungehindert Handel treiben dürften. Velen wollte ihm ohne Angabe von Gründen das Kommando entziehen, als er am 21. Mai 1635 die Festung Rheine inspizierte. Nachdem Wulff beim abendlichen Gastmahl die ihm anvertrauten Stadtschlüssel nicht sofort hatte ausliefern wollen, befahl Velen (‚mitten in der Nacht‘) seine Exekution durch die Hauptleute Georg Rave und Hermann Hoyer. Wulff wurde durch Schüsse wie auch Degenstiche so schwer verletzt, dass er am 22. Mai morgens verstarb. Ein von Velen am 30. Mai einberufenes Kriegsgericht aus Angehörigen seiner Regimenter, das in Telgte[14] stattfand, gab Velen – wie zu erwarten war – nachträglich recht. Doch Wulffs junge Witwe Margarete und Domdechant Bernhard von Mallinckrodt, der sich ihrer annimmt, erheben gegen den General heftige Anklagen. Auch dem Kurfürsten erscheint Velens Handlungsweise nicht angemessen.
Die Gilden sind empört über die ‚Niedermachung‘ Wulffs, an der die Hauptleute Rave und Nacke beteiligt waren. Der Rat warnt die Bürgerschaft vor der Verbreitung von Pasquillen, die Velen ‚betadlen und diffamiren‘; man soll sie ‚cassieren‘, zerreißen oder dem Rat ausliefern (25. und 16. Mai). Hauptmann Rave habe berichtet, daß Velen den Kompanien seine eigenen Feldzeichen anstatt der Landschaftsfähnlein gegeben habe, was den Argwohn erwecke, daß die ‚Dependenz‘ aller Soldateska den fürstlichen Räten weggenommen werden solle. Vor der Stadt liegen die soeben aus Rheine zurückgekehrten Söldner der Hauptleute Rave, Nacke und Münster (?), die Einlaß erbitten. Die Gilden erklären, daß sich die Kriegslage geändert, die Besatzung Osnabrücks[15] nach der Weser abmarschiert sei und besonders die Tötung Wulffs in der gesamten Bürgerschaft große ‚Alteration‘ erregt habe. Sie begehren daher Aufschub der Einquartierung, doch hält der Rat dagegen, daß sein Wort ‚ohne Verletzung von Ehre und Reputation‘ nicht mehr zurückgenommen werden könne“.[16]
[1] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[2] Bocholt; HHSD III, S. 87ff.
[3] Ahaus [LH Ahaus]; HHSD III, S. 9f.
[4] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[5] Hameln; HHSD II, S. 192ff. Gemeint ist hier die Schlacht bei Hessisch Oldendorf.
[6] STROTHMANN, Westfalen, S. 78.
[7] Lüdinghausen [LK Lüdinghausen]; HHSD III, S. 483ff.
[8] Rees [LK Rees]; HHSD III, S. 626f.
[9] STROTHMANN, Westfalen, S. 87.
[10] Schöppingen [LK Borken].
[11] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 69f.
[12] Rheine [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 637f.
[13] Burgsteinfurt [LK Steinfurt]; HHSD III, S. 135ff.
[14] Telgte [LK Münster]; HHSD III, S. 715f.
[15] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[16] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 70f.