Reich [Reiche, Reych], Karl Friedrich von
Reich [Reiche, Reych], Karl Friedrich von; Generalfeldwachtmeister [16.5.1612 Dresden ? oder um 1615-20.12.1647 Gießen]
Karl Friedrich von Reich[1] [Reiche, Reych] [16.5.1612 Dresden ? oder um 1615-20.12.1647 Gießen], Sohn des kursächsischen Hofrats Jakob von Reich, war im Januar 1637 noch Generalquartiermeister in der kursächsischen Armee.[1a]
Er war Obristleutnant, Obrist, oberster Quartiermeister und Generalfeldwachtmeister in der kaiserlichen Armee. Wie die meisten Generale war er zugleich Inhaber eines eigenen Regiments.
„Nur sehr weniges findet sich bisher über die frühere Laufbahn des Obristen Reich aufgezeichnet. Was sich hiefür aus den hier zum ersten Male veröffentlichten Quellen ergibt, ist unerheblich. Es bleibt die Aufgabe künftiger Forschungen, diesen um Wien wohlverdienten Mann kräftiger zu individualisieren. Soviel ist gewiss, dass er sich unter dem Kommando Ottavio Piccolomini’s durch hervorstechende Proben von überlegter Tapferkeit in dessen Vertrauen und Gunst gebracht hatte. Mit edler Freimüthigkeit und klarer Sachkenntnis setzt er diesen von jedem wichtigen Ereignis in die Kenntnis, und bedient sich in den brieflichen Mittheilungen bei Dingen, welche ihrer Wichtigkeit wegen vor jeder möglichen Veröffentlichung gesichert bleiben wollten, einer durch Zahlen ausgedrückten Chiffernschrift. Als er mit Piccolomini 1639 in Thüringen stand, war er mit Vorkehrungen thätig, damit der Haushalt des Fürsten, welcher unter der Leitung des Haushofmeisters Hamb einen erheblicheren Aufwand erforderte, jede mögliche Förderung erhielt. Während Piccolomini im Dezember 1639 zu Wien war, wies Reich im Fürstenthum Anhalt die erforderlichen Mittel an, um die Diener des Fürsten neu zu kleiden und die Wägen auszubessern. Der Haushofmeister aber, nicht zufrieden, dass Reich meistens eine auch zwei Städte oder Ämter zur Bestellung der Bedürfnisse für die fürstliche Küche anwies, liess in Gegenwart des Fürsten zu Querfurt[2] verlauten, dass er sich von Reich keines wirksamen Beistandes versehe. Darüber war es zwischen diesem und Hamb zu einem Streit gekommen, über dessen Hergang Reich dem Fürsten noch nach sechs Jahren nähere Andeutungen gab. Auch hierbei bewies er ein ehrenhaftes Benehmen, indem er durch eine unumwundene Darlegung des wahren Sachverhaltes sich von jeder Anschuldigung reiniget, gleich wohl aber den, ihm feindlich gesinnten Haushofmeister, als einen alten Diener des Fürsten, über einige wahrscheinlich aufgekommene Ausschritte, wobei ihm aus dem fürstlichen Haushalte wohl etwas vom Bratten getroffen sein mochte, der Gnade des Fürsten empfiehlt“.[3]
Im Sommer 1641 geriet er mit dem empfindlichen, jederzeit zu einem Duell bereiten Sperreuter[4] aneinander. Anscheinend ist nicht bekannt, wie dieser Streit ausging, doch dürfte Reich wohl mehr Rückendeckung erfahren haben als der aus schwedischen Diensten übergewechselte Sperreuter, dem man auf kaiserlicher Seite stets ein gewisses Misstrauen hegte.[5]
Der schwarzburg-sondershausische Hofrat Happe[6] erwähnt ihn in seiner „Thüringischen Chronik“: „Eodem [die] [20./30.10.1641; BW] hat der Generalquartiermeister Reiche den Rittmeister Paul Harmuth mit 20 Reutern von der Picolominischen Armee zu Guarden anhero nach Sondershausen[7] gesandt“.[8]
Reich nahm als Obristleutnant des Regiments Moncada an der 2. Schlacht bei Breitenfeld[9] am 2.11.1642 teil.[10]
Vom 8.4. bis 26.11.1643 hielt er in den Spanischen Niederlanden weilenden Ottavio Piccolomini über den Schwedenkrieg in Böhmen und Mähren auf dem Laufenden.[11] Am 25.8. berichtete er Piccolomini aus Kojetin:[12] Während beide Armeen einander ruhig gegenüber lagen, habe Bruay bei Kremsier[13] seine Dragoner sowie sämtliche Ungarn und Kroaten zusammengezogen; sein Angriff bedeute den Beginn des schwedischen Rückzugs aus Mähren.[14]
Johann Georg I. von Sachsen schrieb am 22.1.1644 an den kaiserlichen Kommandierenden Matthias Gallas[15] und dankte ihm für die Berichte von Generalquartiermeister Reich über die Vorbereitungen der Operationen gegen den Gegner sowie für die Informationen über die Bewegungen des Gegners und die Designation der Winterquartiere.[16] Gallas teilte Ferdinand III.[17] am 22.6. aus Zeitz[18] mit, Reich sei unterwegs zu Montecuccoli,[19] um ihm ausrichten, dass die in Schlesien stehenden Regimenter an die Elbe marschieren sollten.[20] Am 8.7. informierte der Kaiser Gallas: Er bedauere den Misserfolg von Reichs Mission beim Kurfürsten von Sachsen, der vergeblich für das geplante Korps gegen Königmarck Militär anforderte.[21]
Am 12.1.1645 schrieb Reich aus der Vorstadt zu Wittenberg[22] an Gallas: Er hoffe, die, die Relation über seine Ankunft in Wittenberg werde bereits in seinen Händen sein. Gewissen Nachrichten nach habe sich der Gegner von Zerbst[23] gegen Burg[24] zurückgezogen, Königsmarck habe die Elbe noch nicht überschritten. Am heutigen Tag werde er sich selbst nach Großenhain[25] und dann nach Böhmen in Marsch setzen.[26]
„Reich war nicht bei dem Treffen vor Jankau.[27] Er deutet unverholen an, dass man ihn n i c h t dabei haben w o l l t e. er schreibt den Verlust der Schlacht für die Kaiserlichen auch ohne Bedenken dem überlegenen Feldherrntalent T o r s t e n s s o n’s zu“.[28]
Der Kaiser teilte Gallas am 27.3.1645 aus Wien sein Antwort auf Gallas‘ von Reich übermittelte Zweifel an der Richtigkeit der kaiserlichen Entscheidung, das Kriegsvolk aus Böhmen nach Österreich oder gegen Budweis[29] abzuziehen, mit. Er berichtete über den Vormarsch Torstenssons, der über Znaim[30] und Krems[31] am 26.3. mit der Armee Stein[32] erreichte und sich des Großteils des Kavallerieproviants bemächtigen konnte, da es im Lande kein formiertes Militärkorps gäbe; ohne rasche Hilfe müsse sich das ganze Land dem Gegner ergeben. Er wiederholte den Befehl, mit sämtlichen Truppen aus Böhmen nach Österreich zu marschieren, sich dort mit den aus anderen Orten ankommenden Abteilungen zu verbinden und den Gegner am weiteren Vormarsch zu hindern. Das Kommando in Böhmen bleibe in der Hand Rudolf von Colloredo.[33] Bereits einen Tag später antwortete ihm Gallas: Den Befehl, mit sämtlichem Militär an die Donau zu ziehen, habe er erhalten. Er erachte es für unerlässlich, ihn, Ferdinand III., und Erzherzog Leopold Wilhelm über Reich von gewissen Dingen zu unterrichten. Der Erzherzog empfehle, er, Gallas, möge mit dem Abmarsch warten, bis Reich ihm Ferdinands Antwort überbringt. Wörtlich hieß es: „Es ist sonsten, allergnädigster Kaiser und Herr, hoch zu befürchten, wenn die Soldatesca aus diesem Königreich [Böhmen] ganz wegkommen sollte, dass die Leute desperat werden möchten, alldieweil ich leider schon vernehmen musß, daß allbereit viele Pauren sich willig zum Feind begeben. Sollte nun derselbe, welches Gott gnädiglich verhütten wollte, dieses Königreichs sich bemächtigen, so bedürfte er weder von Frankreich noch aus Schweden einiger Hilfe mehr, besondern würde Mittel genug haben einen ewigen Krieg zu führen“. Die Obristen Meutter, Bünau und andere seien auf Ehrenwort freigelassen worden; laut Meutters Aussage liege der Gegner bei Znaim und scheine baldmöglichst zu Rákóczi stoßen und den Krieg in Böhmen und Schlesien führen zu wollen.[34] Aber Ferdinand III. hielt an seinen Anweisungen fest.
Im Mai/Juni 1645 hielt Reich sich in Wien auf.[35] Ihm war die Wiedereroberung der Wiener Wolfsschanze am 30.5.1645 zu verdanken.[36] „Schon am 21. April 1645 berichtet er [Karl Friedrich v. Reich; BW] dem Fürsten Piccolomini, dass die Wiedergewinnung der Wolfsschanze wohl keinen Schwierigkeiten unterliege, dass aber die Sache nur desswegen hingehalten werde, weil zu viele Herren kommandiren; denn der Erzherzog [Leopold Wilhelm; BW] hatte damals die oberste Kriegsleitung noch nicht übernommen. Ohne Zweifel vom Erzherzoge vor seiner Abreise nach Pressburg[37] dazu aufgefordert, hatte Reich den Plan zur Wiedereroberung der Wolfsschanze reiflich überdacht, und am 23. Mai, noch vor der Rückkunft des Erzherzogs, das Ergebnis dem Generalfeldmarschall Gallas dargelegt, den nächsten Tag aber den bis in die geringste Einzelnheit eingehenden Entwurf schriflich eingebracht, und zugleich um den kaiserlichen Befehl zur Ausführung gewiss bloss desswegen gebethen, weil er nicht wusste, dass noch an demselben Tage (24. Mai) der Erzherzog Generalissimus in Wien eintreffen werde. Hiefür bezeichnete er als dringendes Erfordernis: 10 ganze Karthaunen und für jede metallene Granaten, welche im Gusshause anzufertigen wären, dann 20 Kugeln; zwei Pöller (wovon einer bereits vor der Donaubrücke stehe), welche 60 Pfd. werfen, für die grossen Granaten und Feuerballen; drei Pöller mit 100 Pfd. Wurfkraft für Steinkugeln, wovon im Zeughause hinlänglicher Vorrath erliege. Das hierzu erforderliche Pulver, welches ihm nicht im Überfluss vorräthig scheint, sei leicht berechnet. 300 Bretter und 100, zwanzig Schuh lange Balken für die Bettungen an den Batterien, 100 Schanzkörbe und 500 Faschinen sollen mit rascher Beihilfe verstärkter Arbeitskräfte angefertiget und auf die Insel gebracht werden. Längstens bis 27. Mai Abends soll Alles fertig sein, und dann des nächsten Tages zum Angriffe geschritten werden. Bei der Glashütte in der Venediger-Au, am Ende der heutigen Jägerzeil, sollte eine ausreichende Anzahl von Pletten und Schiffen bestellt werden, um die ganzen Karthaunen, für deren Last die Brücke zu schwach sei, auf die Insel zu bringen, sowie eine hinlängliche Anzahl von Pferden, um das Geschütz bis ans Ufer, und jenseits auf der Insel weiter fortzuschaffen. Andere Schiffe sollten zu Nussdorf,[38] im Prater und nächst Fischamend[39] bereit gehalten werden, um während des Angriffes auf die Schanze, ober- und unterhalb der letzteren, die Reiterei ans jenseitige Ufer zu übersetzen. An Mannschafft seien 600 Mann zu Fuss, erprobte alte Knechte von den Regimentern Hunoldstein, Baden, Fehrensberg [Fernberger auf Eggenberg, Christoph Ferdinand; BW] und Reich, der Rest aus der Stadtgarnison, und 600 zu Ross aus den nächsten Quartieren nöthig.
Dieser Entwurf wurde vom Erzherzog ohne Bedenken gut geheissen, sofort dem Obristen Reich das Kommando zur Eroberung der Schanze anvertraut. Die Folge zeigt, dass der Plan des Obristen pünktlich befolgt wurde, sowie dass er vollkommen entsprechend und vom besten Erfolge begleitet war. Der Wolfsschanze gegenüber, in einer Gegenschanze am diesseitigen Ufer der Insel, lag bereits seit 9 Wochen eine Abtheilung des Fehrenberg’schen Regimentes, welches, vor der Eroberung der Wolfsschanze durch die Schweden, diese letztere besetzt gehalten hatte, unter einem Obrist-Wachtmeister, einem Proviantmeister und einem Hauptmann mit den übrigen Primaplanisten,[40] Spielleuten und 150 gemeinen Knechten, in der Gesamtzahl von 227 Mann. Auch diese Mannschaft wurde nun zum Angriffe auf die Wolfsschanze verwendet. Das Geschütz ward vom Oberhauptmann Johann Wilhelm Paur, von zwei Stuckhauptleuten und einem Oberfeuerwerker, unter Mitwirkung von 11 kaiserlichen und 7 bürgerlichen Büchsenmeistern, dann 4 Feuerwerkern mit dem übrigen Hilfspersonale, gehandhabt. 27. Mai Abends war bereits Alles vorbereitet. Mit dem Anbruche der Nacht wurde in aller Stille das Geschütz auf die Insel hinausgeführt. Erzherzog Leopold Wilhelm, Graf Gallas und die meisten in Wien anwesenden Obristen ritten noch desselben Abends in die Schottenau hinaus, um die Vorbereitungen in Augenschein zu nehmen. Tags darauf, Sonntag den 28. Mai wurde endlich, vom Ufer der Insel aus, die Beschiessung der Wolfsschanze eröffnet, in welcher der schwedische Obrist-Lieutenant Kallow mit 150 Soldaten und 40 gefangenen, meist zu Schanzarbeiten verwendeten, österreichischen Bauern lag. Mit Blitzesschnelle flog aus ihrer Mitte ein Eilbote ins schwedische Hauptquartier um schleunigen Sukkurs. Während nun bald darauf die ersten Granaten und Kugeln über den Donauarm flogen, um die Schweden zur Übergabe zu zwingen, wurde in der Stadt Wien, unter dem Donner des Geschützes auf den Basteien, im St. Stephansdome ein Dank- und Freudenfest gefeiert über den Sieg, welchen Baiern, nunmehr der letzte Bundesgenosse Österreichs, unter [Franz v.; BW] Mercy und de Werth bei Herbsthausen[41] in Baiern über die Franzosen unter Turenne errungen hatte. Die eigentliche Beschiessung der Wolfsschanze wurde aber erst des Nachmittags eröffnet, doch ohne entscheidenden Erfolg. Des anderen Tages ward lebhaft damit fortgesetzt. Da aber Alles nichts fruchten wollte, so wurde für den nächsten Tag, Dienstag den 30. Mai, das Äusserste in Bewegung gesetzt, um sich den Erfolg zu sichern. Der Erzherzog selbst übernachtete auf der Insel. Schon um 4 Morgens wurde das Feuer lebhaft eröffnet und bis 9 Uhr unausgesetzt unterhalten. Indessen war von Nussdorf aus einiges Fussvolk, über die Donaubrücken aber Reiterei ins jenseitige Land gebracht, so dass nun die Schanze von allen Seiten beängstiget wurde. Zu raschem Fortgang eiferte die Kaiserlichen aber insbesondere der Umstand an, dass eben ein schwedischer Rittmeister aufgefangen war, bei welchem sich ein Brief fand mit der Zusicherung, dass längstens morgen der schwedische General Wittenberg mit 4000 Reitern, meist Dragonern, zum Entsatze der Schanze eintreffen werde. Endlich hatten die Kaiserlichen eine Bresche geschossen und die Schanze wurde durch einen Trompeter zur Übergabe aufgefordert, doch, gewiss in der Erwartung des nahen Entsatzes – erfolglos. Da wurden auf drei Schiffen kaiserliche Soldaten hinüber gesetzt, die an der eingeschossenen Stelle der Schanze Sturm liefen. Kallow mit den Seinen musste sich ins innerste Werk zurückziehen. Auch hier wehrten sich die Schweden noch mannhaft. Aber die unter ihnen befindlichen kaiserlichen Knechte, wiebald sie ihrer Landsleute von der Schanze aus ansichtig wurden, verweigerten jeden weitern Schuss und Widerstand, und gaben von der Brustwehre aus mit den Hüten das Zeichen zum Akkord. Um 4 Uhr Nachmittags endlich wurde die Schanze mit Sturm erobert, ohne Verlust eines einzigen Mannes von Seite der Kaiserlichen. Eine Abtheilung des Regimentes Reich, ohne Zweifel ihr Obrist an der Spitze, war zuerst in die Schanze eingedrungen, um die Besatzung zu Gefangen zu machen. Während die darin gelegenen 40 kaiserlichen Knechte frohen Muthes sogleich zu den Ihren übergingen, wurde Obristlieutenant Sebastian Kallow (Calew) vom Regimente Copy [Koppey; BW] mit 4 schwedischen Hauptleuten (darunter Michel Mey vom alten blauen Regimente, Friedrich Bless von dem Generalmajor Wrangel Regimente und Johannes Maltzes vom Regimente des General-Majors Axel-Lilje), 4 Lieutenants, 1 Fähndrich, 8 Trommelschlägern, 33 Korporalen und 64 Sergeanten gefangen nach Wien abgeführt. Ansehnliche Vorräthe von Wein, Mehl und Munition, dann 4 Stücke fielen den Siegern in die Hände. Es war aber bereits die höchste Zeit. Denn schon um 8 Uhr Morgens des nächsten Tages (31. Mai) war General Wittenberg zum Entsatze von der ungarischen Grenze bis auf eine Meile gegen die Schanze herangerückt, kehrte jedoch sogleich um, nachdem er von dem Geschehenen Kunde erhalten. Die Schanze wurde sofort mit hinreichender kaiserlicher Besatzung belegt, und zur Sicherung des ungehinderten Verkehrs auf der Donau, unter der Leitung des Obristen Reich, vier Redouten aufgeworfen. Den Verlust der Schanze schrieben die Schweden einzig dem Umstande zu, dass die von ihnen gefangenen 40 kaiserlichen Knechte bei dem Ansehen der Eindringenden jeden weiteren Widerstand verweigerten und mit den Kaiserlichen, wie sie es nannten, ‚verrätherisches Einverständniss’ nahmen“.[42]
Am 27.6. teilte Reich Gallas aus Wien aus: Die Stadt Brünn[43] – die von de Souches erfolgreich gegen die Schweden verteidigt wurde – halte sich noch, von einer Hilfsexpedition für sie sei jedoch nichts zu hören. In Ungarn hätte die kaiserliche Besatzung von Tyrnau[44] um ein Haar vernichtet werden können; Gerüchten zufolge rücke Rákóczi mit 15.000 Mann heran.[45]
Am 20.12.1645 schrieb Erzherzog Leopold Wilhelm aus Böhmisch Budweis an Gallas. Er verwarf dessen Bemerkungen zu seinen Propositionen und erteilte neue Anweisungen: „Ich hab Euer Schreiben vom 18. dieses aus Glatta[46] zurecht empfangen. Kann aber aus demselben, was eigentlich Euer Intention sei, nit vernehmen, denn was die Regimenter, so im Glatzischen,[47] Königgrätz,[48] und jenseits der Sasava losieren, belanget, befinde ich das ebensolche zumahl von Euch selbsten und ehender ich hieher kommen also, sein ordinirt worden, sehe auch nit wie durch solche Losierung mir ein absonderlicher Gefahr zu kommen solle; wenn allein, wie ich Euch durch den Montecuccoli erinnern lassen, die beede Generals-Personen, als der Misslick [Mislík; BW] zu Satz,[49] und der Traudisch zu Bardowitz,[50] oder der orthen Ihr wachendes Aug auf die Regimenter haben, und dieselben also anordnen, wie eines und das ander im Fall der Not in der Retirada sich verhalten solle. Und weilen der Generalquartiermeister Reich, ohne dass sich bei Euch befindet, wird derselbe wiessen, wie nach letzteren Leipziger Schlacht[51] ich die böhmishe Frontieren besetzt habe, und ein Regiment auf das ander gewiesen, und überall die notwendigen Generalen darbei gestellt worden, und also mit Gottes Hilf kein Affronto geschehen. So sein die Regimenter, so in Österreich und Mähren losiert, viel nahender als manche Regimenter in Boheimb also, dass man dieselbe jederzeit in einer kurzen Frist haben kann.
Wegen des Randevous ist mein Intent nit gewesen, dass solche zu Tabor[52] sein solle, sondern zwischen Tabor und herwärts Budweis, und zurecht an der Stadt wie Ihr vermeinet. Mein Hauptquartier von Neuhaus[53] anderwärts und nacher Cromau[54] zu transferiren, sehe ich auch nicht, woher von dem Feind ein sonderbare Gefahr zu besorgen, sintemalen wenn er gar etwas tentiren wollte, er bei meinen Regimentern für übergehen muste, und alsdann pro re nata man Resolution nehmen könnte, dasselbe zu verwenden oder viel.
Wollet diesem nach dem Werk etwas mehrers nachdenken, und Euch fernere Meinung durch den Montecuculi mit Beischliessung Eurer abgehenden Ordinanz, in welcher expresse und ausführlich in ein jeglichen Kreis die Regimenter Ihres Verhaltens ordniert werden, welchen ich mit Verlangen erwarte, auch gern sehe, dass der Reich mit ihm komme, mir anzeigen und entdecken lassen“. Im Nachtrag hieß es: „Non sò donde venga che la nostra gente sia quasi tanto poltrona, che non non sempre continuamente partite siano contra il nimico, accio lui non faccia un passo che non lo sapiamo, perchè gl’avisi del Colloredo passano quasi come Gassenzeitung; potresi ordinar, se non à gia fatto, che sempre i Croati, e altri buoni Parteireiter travalgiano il nimico, e per d’avanti e per di dietro, accioche una volta sapiamo il certo suo stato; quelli regimenti che stanno in Egra,[55] et Elpogen[56] Crais, potrebanno ancor far partite nell‘ Turingia e Misnia, accioche ancor del Wrangel se havesse certezza; potrebanno veder ancor, con corrispondenze di ddiversi gentiluomini, di saper qualche cosa del stato del nemico”.[57]
Am 8.1.1646 informierte Reich Gallas aus Budweis: Colloredo habe ihm geschrieben, dass der schwedische Feldmarschall Wrangel samt der Artillerie bei der Armee sei, angeblich bereits das Gebirge überschritten habe und dass sein baldiger Aufbruch erwartet werde. Auch vor Ort sei alles marschbereit, die Regimenter seien gesammelt und man warte bloß auf Nachrichten über das bayerische Hilfskorps.[58] Aus Klattau teilte er Gallas am 19.1. mit, das Hauptquartier des kurbayerischen Korps befinde sich in Taus,[59] Geleen[60] werde an diesem oder am nächsten Tag in Klattau erwartet; das Hilfskorps bestehe aus 4.000 Infanteristen, 4.000 Reitern und 14 Kanonen. Wrangel sei noch weit, sein Hauptquartier stehe nach Aussage von Gefangenen in Aussig,[61] sein Heer liege bis gegen Teplitz;[62] Wittenberg sei mit der Armee angeblich bereits bei Postelberg.[63] Die Kaiserlichen lägen im Raum Pilsen,[64] Pfraumberg,[65] Schüttenhofen,[66] Horažd’owitz [67] und Blatna[68] und warten auf die restlichen Regimenter, die aus Österreich anmarschieren sollten.[69] Im weiteren Verlauf des Januars war Reich im Raum Strakonitz[70] einquartiert.[71]
Der Chronist und Bürgermeister Georg Leopold[72] aus dem von Eger[73] abhängigen Marktredwitz[74] erinnert sich an den Februar 1646: „Den 13. Februar ist der kaiserliche Generalquartiermeister, Oberst Reich, – mit Leutnant H. Wenzel – hierher(o) [ge]kommen,. Ihm folgte Oberst Marco Lubeditz [Lubedich; BW] sowohl mit seinem, als auch [mit dem] Palvischen [Pálffy; BW] Regiment Kroaten. Die zogen hier durch den Markt und nahmen ihr Quartier zu Sichersreuth.[75] Der Herr Generalquartiermeister kam abends wieder hie[r]her und verblieb bei uns übernacht. Die 2 Regimenter Kroaten aber sind 2 Tage und Nächte zu Sichersreuth verblieben. Als der Generalquartiermeister das versprochene Stück Geld [dafür] empfangen [hat], daß er sie nit in die Stadt Wunsiedel[76] eingelegt [hat], sind die 2 Regimenter zurück und haben vermöge ihrer Order ihr Quartier in Waldershof[77] genommen, wo sie auch ganze(r) 3 Wochen verblieben [sind]“.[78]
Am 30.4.1646 schrieb Reich Piccolomini von der Staffelsteiner[79] Militärkonferenz über den Zustand der kaiserlichen Armee vor Beginn des Feldzuges sowie über Gerüchte von einem Waffenstillstand. „Heut sind alle Generals-Personen um sich von einem und andern zu unterreden, als auch der Herr General-Feldzeugmeister Bassambier [Bassompiere; BW] und Herr General-Feldmarschal-Leutnant Mislich [Mislik v. Hyřsov; BW] alhier gewesen, welche weil sie beisammen logiren, nach Mittag wiederum mit einander hinaus geritten. Unterwegs aber mit Worten und endlichen mit Pistolen an einander kommen, da dann das Unglück den Herrn Feldzeugmeister Bassambier betroffen und selbiger tot blieben. Wie es eigentlich zugangen, kan man noch nicht wissen, seitemahl niemand als ihr Pagen dabei gewesen“.[80] In Hassfurt[81] erschien Reich im Mai dieses Jahres. Von dort berichtete er Hatzfeldt über den Abmarsch Geleens nach Gießen[82] und die Frankreich freundlich gesonnene Haltung Maximilians I. von Bayern.[83]
Im August 1646 war er in Montabaur,[84] um im September nach Schweinfurt[85] abzumarschieren.[86]
Gallas hatte Ferdinand III. am 1.1.1647 aus Wasserburg[87] einen umfangreichen Bericht zur Lage geschickt. In Wasserburg angekommen, sei er vier Tage lang vom Fieber geplagt und daher unfähig gewesen, die kaiserliche Mission beim bayerischen Kurfürsten persönlich zu erledigen, und habe Maximilian I. gebeten, jemanden zu ihm zu schicken, dem er die Absichten des Kaisers anvertrauen könne. Der Kurfürst habe darauf Kurz, Mändl und Teisinger zu ihm entsandt. Er, G., empfing als ersten Kurz und übergab ihm des Kaisers Schreiben. Der Kurfürst ließ ihn, G., wissen, er solle sein Kriegsvolk über die Donau führen, da sein eigenes Land völlig ausgeplündert sei. Er habe geantwortet, dass er vom Kaiser beauftragt sei, des Kurfürsten Land zu schützen, dass er jedoch fürchte, das werde nicht ohne große Opfer und möglicherweise auch nicht ohne die völlige Vernichtung der Armee möglich sein. – Der Kurfürst hatte sich vergeblich mit ähnlichen Vorschlägen bereits an Erzherzog Leopold Wilhelm gewandt, doch dieser sei in seinen ursprünglichen Stellungen geblieben. Dann habe er, G., um einige Tage Aufschub ersucht und den Ausmarsch vorbereitet; der kaiserliche [Reich; BW] und der bayerische Generalquartiermeister [Marimont; BW] seien von ihm nach Landshut[88] befohlen worden, wohin er am folgenden Tag abmarschieren wolle. Der Kurfürst könne keine Winterquartiere zur Verfügung stellen, selbst wenn die Schweden gemäß dem Waffenstillstandsvertrag noch welche räumen sollten, denn sämtliche Orte seien verwüstet, so dass nur die Erbländer übrig blieben. Trotzdem habe er auf seiner Forderung bestanden, dass der Kurfürst noch gewisse Zeit die Armee weiter verpflegen müsse, bevor der Kaiser anderswo Proviant besorgt; „unter solchem ist ein Paar Stunden ein Discurs vorgangen, in was Gefahr die Armaden und die armen Völcker stünden, dass man sie so hilflos liesse, es sei zu befürchten, die Geduld möchte einsmals brechen, welches Gott gnädig verhütten wolle“. Ferner sei er gefragt worden, wer ihm zur Assistenz beigegeben werde, ob Piccolomini, Lamboy oder Holzappel; er habe geantwortet, er wisse darüber vorläufig noch nichts. Im Auftrag des Kurfürsten habe ihm Kurz mitgeteilt, dass man sich nicht erklären könne, wieso der Feind rechtzeitig von allen geheimen Angelegenheiten, ja sogar von den Briefen des Kaisers und Maximilians an Leopold Wilhelm und umgekehrt unterrichtet sei.[89]
Von dem kaiserlichen Angriff auf Weißenburg[90] berichtete er Hatzfeldt im Januar 1647.[91]
Der Chronist Leopold[92] aus Marktredwitz[93] notiert unter Februar 1647: „Den 7. Februar ist H[err] Oberstwachtmeister Konrad von Weyler neben Rittmeister Kahlenberg und noch einem [weiteren] Rittmeister mit 15 Pferden hierher[ge]kommen. Er hatte vom kaiserlichen Generalquartiermeister Reich Order, uns anzudeuten, daß wir ihn in das kaiserliche Hauptquartier nach(er) Sulzbach[94] verpflegen sollten; wie er denn auch folgendes [Schreiben] mitgebracht [hat]:
‚Ehrenveste und Vornehme,
insbesonders geliebte Herrrn. Es wirdt denenselben ohne weitleuftig erinner zu genügen Bewustsein, welcher gestalt die Keys. und Chur bayer. Armada hierumben dieser orthen logieren. Nachdem nun eine dispartition der Armada, so woln durch des Würtzb., Bambergl., Culmbachl. und andern angelegenen orten gemacht, darunter die H. auch mit begriffen und 1 Regiment derselben zugeeignet. Ich habe aber die assignation noch nicht ergehen lassen, sondern der H. zum Besten dieses avertieren wollen, ob sie lieber vor mich und beede Oberquartiermeister Unterhalt, welches auf 104 Portiones sich belauft, herzugeben willens, fals denselben solches nun beliebig, wird gegenwertiger officier bey ihnen doselbsten auf Salva Guardi verbleiben, nit Zweifelnde, weil es zu ihren besten Nutzen angesehen, die Herren damit zufrieden sein werden.
Uns Gottes Schutz befehlend Signatum in Haubtquartir Solzbach, den 12. Febr. Ao 1647 Neuen Calenders.
Meiner Hochgeehrten Herrn
Dienstwilliger allezeit
Carl Fridrich Reich
Dero Röm. Keyserl. Mayest.
Bestalter Obr. Über ein Regiment
zu fuß, und über dero Armada General
Quartiermeister‘.
Dieses [Schreiben] haben wir alsobald(en) sowohl dem H[errn] Kommandanten Oberst Paradeiser(n) als auch einem edlen Rat der Stadt Eger berichtet, welche uns am andern Tag 2 Schreiben überschickt haben, eines von H[errn] Paradeiser(n) und eines von e[inem] edlen Magistrat, die wir durch unsere Abgeordnete[n] Herrn Generalquartiermeister Reich ins kaiserl. Hauptquartier einliefern lassen sollten. […] Der Inhalt beider Schreiben war der: der Generalquartiermeister wurde gebeten, er wolle es vermöge der allergnädigsten Order der erzherzogl. Durchlaucht Leopold Wilhelms verbleiben lassen, da der Markt Redwitz sowohl zur Unterhaltung der Garnison in Eger, [als auch] zur Verpflegung der Garnirischen [Garnier; BW] Schwadron, die im Kreis ihren Sammelplatz habe, [beitrage]“.[95]
„Eodem [29.4.1647, BW] hat uns auch aus dem kaiserl. Hauptquartier in Budweis[96] der kaiserl. Generalquartiermeister Carl Friedrich Reich zugeschrieben und von uns wegen des mit ihm zu Sulzbach getroffenen Akkords noch 300 Gulden gefordert, die wir ihm nach Budweis schicken oder aber H[errn] Oberst Paradeiser(n) in Eger zustellen [sollten].
Wir haben ihm wieder geschrieben und [ihn] gebeten, uns(er) zu verschonen. Wir haben auch berichtet, daß [von dem Zeitpunkt an], von dem das Hauptquartier zu Sulzbach aufgehoben und die kaiserliche Armada nach Böheim(b) gegangen [war], wir alsobald(en) und von [dieser] Stund an 3 Monat[e] lang anderen Völkern assigniert waren und wir weder verschont noch geschützt worden sind. [Diesbezüglich] haben wir uns auf das Zeugnis des Oberst Paradeiser berufen.
H[err] Oberst Paradeiser hat uns zwar aus Eger freundlich zugeschrieben, daß es ihm leid [täte], daß er [eine] solche Kommission bekommen [habe] und Geld von uns erheben solle, nachdem ihm unser jetziger schlechter Zustand nur zu gut bekannt sei, doch wärre seine gute Meinung, [daß] wir den H[errn] Generalquartiermeister mit einem höflichen Brieflein ersuchen, um Geduld bitten und daneben dahin trachten sollten, daß wir ihn kontentierten; denn er wäre ein Mann von einer solchen Charge, daß er uns, wenn etwa(n) die Armada in die Nähe kommen sollte, viel Gutes und Böses beweisen könne“.[97]
Am 14.5.1647 war er zum Generalfeldwachtmeister befördert worden.[98]
Als Generalquartiermeister leitete Reich den Generalstab der kaiserlichen Armee unter Gallas [und dessen Nachfolger Holzappel; BW]. Nach der „Lista deß General Staabs“ vom 13. Juni 1647[99] unterstanden ihm das Quartieramt und die Kriegskanzlei, die Generaladjutantur, das Kriegskommissariat, das Kriegszahlamt mit der Kriegskasse, die beiden Generalauditoren, der Generalprofoss mit seinen Leuten, die Feldapotheke, das Feldpostamt und die Generalwagenmeister mit ihren Leuten. Die Stabstätigkeit wurde im Quartieramt vorbereitet und mit Hilfe der Kriegskanzlei geleistet. An einigen Tagen fanden sich bis zu zwanzig Posteingänge und noch einmal so viele Ausgänge, von und an Ferdinand III., ganz selten an den Hofkriegsrat, von und an unterstellte Kommandeure der Feldarmee, territoriale Befehlshaber, Kommandanten der Festungen, von und an oberste Verwaltungsbehörden, nicht zu vergessen die Querinformationen: Lageinformationen gingen an die kaiserlichen Gesandten Trauttmansdorff und Johann Ludwig von Nassau, an Erzherzog Leopold Wilhelm und Piccolomini. Einige der Briefe sind von Reich selbst unterschrieben, so die für Piccolomini bestimmten Informationen. Es ist zu vermuten, dass Reich seinen Vorgesetzten nicht immer über deren Inhalt informiert hat, war doch Piccolomini schon vor Reichs plötzlichem Tod als Nachfolger Holzappels in den Kreisen der Wiener Kriegspartei gehandelt worden.
Die Zuarbeit des Generalstabes umfasste die Ausarbeitung der Operationen mit ihren Raum- und Zeitberechnungen, die eigentliche Truppenführung mit der Befehlsausfertigung und -übermittlung und dem Meldewesen, die Organisation der Armee und die Quartier- und Versorgungsfragen im engeren Sinne. Mit dieser Arbeit schaffte Reich den nötigen Bewegungsspielraum für Holzappels Audienzen bei Ferdinand III., für seine Truppenbesuche, die Besprechungen und die Wahrnehmung unumgänglicher Repräsentationspflichten. Holzappel und Reich hat ein solides Vertrauen verbunden, zumal Reich an Charakter, Können und Leistung ein herausragender und loyaler Generalquartiermeister gewesen sein muss.[100]
Holzappel selbst hatte beim Kaiser angefragt, ob er bei einem Ausweichen Wrangels ins Reich noch vor dem Winter Eger oder Schweinfurt angreifen solle.[101] Ferdinand III. hatte ihm befohlen, am Gegner zu bleiben.[102] Beim Kriegsrat in Bĕlá[103] hatte sich nur der vorwärts drängende und Piccolomini treu ergebene Montecuccoli für einen weiteren Vormarsch bis in die Gegend von Leitmeritz[104] plädiert, während die übrigen Teilnehmer Werth, Fernemont, Hunolstein, von der Beck, Reich und Traun sich für das Abwarten bis zum Eintreffen der kaiserlichen Verstärkungen und der kurbayerischen Reichsarmada unter Jost Maximilian von Gronsfeld ausgesprochen hatten.[105]
Den mühevollen Weg über das Duppauer[106] Gebirge nehmend, „ein leichtfertiger und teuflischer Weg“, den ihm die örtlichen Beamten absichtlich gewiesen hatten,[107] traf Feldmarschall Gronsfeld mit der kurbayerischen Armee am 11.10.[108] bei Kaaden[109] – am 5.10. war die kaiserliche Armee dorthin aufgebrochen[110] – auf die noch 16.000 Mann starken Truppen Holzappels.[111] Ihren angeblich guten Zustand: „lauter schönes volck“ hatte Reich (wohl im Auftrag Holzappels ?) gegenüber Piccolomini hervorgehoben.[112] Der Erzgebirgschronist Lehmann schreibt lapidar zu 1647: „Der keyßerliche Obrist Reich mit seinem Regiement lag in der Schletta[113] und machte es arm“.[114]
Nach Gronsfelds Auffassung war ein Vorstoß Wrangels nach Franken möglich,[115] um dort Turenne zu erwarten, während Reich, Holzappels rechte Hand, wohl mehr die Vereinigung mit Königsmarck bzw. den Vorstoß an Weser und Elbe vermutete, was auch realistischer war.[116] Am 28.10. hatte sich die Lage geklärt, da Wrangel in Richtung Weser abzog, Holzappel wieder einmal Aktionismus propagierte und Piccolomini versichert hatte, er werde Wrangel „nach aller möglichkeit, undt so viel das schwere geschütz nur immer zulässet, nacheylen“.[117] Allerdings war nach der Auffassung Reichs zu diesem Zeitpunkt die „sehr schöne armada“ noch „in guttem esse“, wie er zumindest Piccolomini gegenüber behauptete,[118] der allerdings durch seine anderen Korrespondenten wohl unterrichtet war, wie es um die kaiserliche Armee in Wirklichkeit stand.
Holzappel selbst wurde während eines Gastmahls am 28.12. im besetzten Marburg[119] im Haus des Gastwirts Daniel Seip lebensgefährlich verwundet,[120] als der hessen-kasselische Kommandant des Schlosses, Obrist Stauff, ein Apothekerssohn aus Kaiserslautern,[121] anscheinend ein erfahrener Artillerist, der davon erfahren hatte, eine Salve aus sieben Geschützen[122] auf das Speisezimmer abfeuern ließ:[123] „Vor 5 tagen ist aus dem hierobigen geschütz eine starcke salve in des feldtm. Holzappels losament beschehen, so derogestalt operiret, daß gedachter feldtm. selbst von einem zerschossenen balcken am haupt und brust schwehrlich verwundet, und hat Dr. Horst[124] den schaden für gefährlich halten wollen, zumahlen derselbe so starck geblutet, daß es fast nicht gestillet werden mögen. Ein markgraf von Baden,[125] so sich bei dem feldtmarschalln eingefunden, ist ebenmäßig, in dem ein stück holtz ihme etliche zähne ausgeschlagen, verwundet, derem vorm hauß gestandene schildtwacht aber der kopf weggenommen worden“.[126] Angeblich war Reich von einer Doppelhakenkugel[126a] getroffen worden.[126b] Nach dem „Theatrum Europaeum“ war es dagegen eine Falkonettkugel.[126c]
Holzappels Verwundung erschien außerordentlich bedenklich,[127] wie Gronsfeld ohne ein Wort des Bedauerns, kalt und sachlich, dem gewöhnlich (durch Holzappel, Reich und Montecuccoli) gut unterrichteten Piccolomini, der „beinahe einen privaten Geheimdienst unterhielt“[128] und der schon auf Holzappels Posten wartete, mitteilte.[129] Der Wiener Hofkriegsrat verhandelte zuerst mit Wilhelm von Lamboy, dann mit ihm wegen der Übernahme der kaiserlichen Heeresleitung.[130] Für den Fall des Ablebens Holzappels war laut kaiserlichem Befehl der Generalstab Gronsfeld unterstellt worden, wie Fernemont noch im Juni Piccolomini mitteilte.[131] Das schmeichelte dem Ehrgeiz des Grafen und wäre der Frankreich freundlich gesonnenen en Politik Maximilians entgegengekommen, so dass Holzappels langsame Genesung ihren Interessen mehr schadete als nützte, zumal auch dessen rechte Hand Reich in Gießen seinen bei der Belagerung Marburgs erlittenen schweren Verletzungen erlegen war.[132] Der Hildesheimer[133] Arzt und Chronist Dr. Jordan hält in seinem Tagebuch unter dem 23.12.1647/2.1.1648; BW] fest: „Eodem quitirte Melander Marpurg, nachdem er es ausgeplündert, etzliche Bürger gefangen mit sich genommen, so ihnen 14,000 Thlr Brandschatz geben sollen, sprengte die Thore. Von den Kaiserl. ist Gral.-Majeur Reiche todt dafür geplieben, 1 Obristlieutenant, 1 Obrist-Wachtmeister, 7 Capiteins vnnd 500 todte vnnd beschädigte Soldaten“.[134] Danach war Reich, der ebenfalls mit Piccolomini in Korrespondenz stand,[135] der zweitwichtigste Mann nach Holzappel nicht mehr da, was Holzappel bzw. die Armeeführung bald zu spüren bekam. Reichs Nachfolger – wohl auch als Affront gegen Kurbayern gedacht – wurde der frühere Kommandant von Regensburg[136] und Werth-Anhänger Brisigello, der auf die Vorstellungen Maximilians I. hin, da er ihn „sträflich und vermessentlich traktirt“ habe, von seinem Posten abberufen worden war.[137]
Um weitere Hinweise unter Bernd.Warlich@gmx.de wird gebeten !
[1] Vgl. SCHMIDT-BRENTANO, Die Generale, S. 398f., die Erwähnungen bei KELLER; CATALANO, Diarien. Vgl. Slg. 15: Autographensammlung des Königlichen Hausarchivs der Niederlande. Online verfügbar unter: sachsen-anhalt.de/fileadmin/Elementbibliothek/Bibliothek_LHA/FB/Slg_15_00_Findbuch.pdf.: Obrist Karl Friedrich Reich an verschiedene ungenannte Fürsten und den Hauptmann von Zerbst, Aschersleben und Egeln 1641, Bernburg 1644 (Nr. 101/1-4).
[1a] HERZOG, Die Stadt Torgau, S. 508.
[2] Querfurt [Kr. Querfurt]; HHSD XI, S. 380f.
[3] FEIL, Schweden, S. 421f.
[4] Vgl. allgem. LEISTIKOW, Sperreuter.
[5] Vgl. HEUBEL, S. 170ff.; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[6] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 111f.
[7] Sondershausen [Kyffhäuserkreis].
[8] HAPPE II 424 v; mdsz.thulb.uni-jena.de.
[9] Breitenfeld [Kr. Leipzig]; HHSD VIII, S. 38f.
[10] THEATRUM EUROPAEUM 4. Bd., S. 884; RUDERT, Kämpfe, S. 148.
[11] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 1448.
[12] Kojetin [Kojetín]; HHSBöhm, S. 279.
[13] Kremsier [Kroměříž]; HHSBöhm, S. 297ff.
[14] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 58.
[15] Vgl. REBITSCH, Matthias Gallas.
[16] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 144.
[17] Vgl. HÖBELT, Ferdinand III.
[18] Zeitz; HHSD XI, S. 519ff.
[19] Vgl. SCHREIBER, Raimondo Montecuccoli.
[20] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 302.
[21] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 314.
[22] Wittenberg; HHSD XI, S. 504ff.
[23] Zerbst; HHSD XI, S. 523ff.
[24] Burg [Kr. Burg]; HHSD XI, S. 59ff.
[25] Großenhain; HHSD VIII, S. 135f.
[26] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 488.
[27] 6.3.1645: 16.000 Mann schwedische Truppen unter Feldmarschall Torstensson besiegten ein kaiserliches Heer von 18.000 unter Feldmarschall Johann von Götz, der in der Schlacht fiel. Die Kaiserlichen hatten 4.000 Tote und Verwundete zu beklagen, verloren 4.500 Gefangene (darunter auch Melchior von Hatzfeldt) und alle Geschütze. Die Schweden büßten 2.000 Mann ein.
[28] FEIL, Schweden, S. 422.
[29] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.
[30] Znaim [Znojmo]; HHSBöhm, S. 688.
[31] Krems; HHSÖ I, S. 363ff.
[32] Stein; HHSÖ I, S. 564ff.
[33] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 550.
[34] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 551.
[35] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 276.
[36] FEIL, Schweden, S. 23.
[37] Pressburg [Bratislava, ungarisch Pozsony].
[38] Nussdorf, heute Stadtteil von Wien.
[39] Fischamend [Bez. Wien-Umgebung].
[40] Prima plana: das erste Blatt der Musterrolle, auf dem die Personen verzeichnet waren, die zum Kompaniebefehl gehörten: Hauptmann, Rittmeister, Leutnants, Fähriche, Kornett (als Oberoffiziere der Prima plana), Feldwebel, Führer, Fourier, Musterschreiber, Feldscherer (Unteroffiziere der Prima plana). Korporäle, Gefreite, Spielleute und Fourierschützen galten dagegen als gemeine Befehlshaber.
[41] Herbsthausen [Bad Mergentheim, Main-Tauber-Kreis]; HHSD VI, S. 330. Vgl. Quelle 2.
[42] FEIL, Schweden. S. 422ff.
[43] Brünn [Brno]; HHSBöhm, S. 68ff.
[44] Tyrnau [Trnava, Nagysombat; Bez. Trnava].
[45] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 610.
[46] Klattau [Klatovy]; HHSBöhm, S. 262ff.
[47] Glatz [Klodsko; Grafschaft u. Stadt]; HHSSchl, S. 116ff.
[48] Königgrätz [Hradec Králové]; HHSBöhm, S. 269ff.
[49] Saaz [Žatec, Bez. Laun]; HHSBöhm, S. 535ff.
[50] Pardubitz [Pardubice]; HHSBöhm, S. 436ff.
[51] Schlacht bei Breitenfeld, 2.11.1642.
[52] Tabor [Tábor]; HHSBöhm, S. 592ff.
[53] Neuhaus [Jindřichuv Hradec]; HHSBöhm, S. 398ff.
[54] Böhmisch Krumau [Český Krumlov]; HHSBöhm, S. 53ff.
[55] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[56] Elbogen [Loket, Bez. Falkenau]; HHSBöhm, S. 133f.
[57] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 723.
[58] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 740.
[59] Taus [Domažlice]; HHSBöhm, S. 598ff.
[60] Vgl. SCHRIJNEMAKERS; CORSTJENS, Graaf Godfried Huyn van Geleen (in der deutschen Fachliteratur kaum beachtete Biographie).
[61] Aussig [Ústí nad Labem]; HHSBöhm, S. 13ff.
[62] Teplitz [Teplice]; HHSBöhm, S. 604ff.
[63] Postelberg [Postoloprty]; HHSBöhm, S. 467.
[64] Pilsen [Plzeň]; HHSBöhm, S. 444ff.
[65] Pfraumberg [Pfřímda; Bez. Tachau]; HHSBöhm, S. 443f.
[66] Schüttenhofen [Sušice, Bez. Klattau]; HHSBöhm, S. 558.
[67] Horažd’owitz [Horažd’ovice; Bez. Klattau]; HHSBöhm, S. 200f.
[68] Blatna [Blatná; Bez. Strakonitz]; HHSBöhm, S. 40.
[69] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 751.
[70] Strakonitz [Strakonice]; HHSBöhm, S. 587f.
[71] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 276.
[72] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[73] Eger [Cheb]; HHSBöhm, S. 119ff.
[74] Marktredwitz; HHSD VII, S. 429f.
[75] Sichersreuth, heute Ortsteil von Bad Alexandersbad [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge].
[76] Wunsiedel; HHSD VII, S. 836f.
[77] Waldershof [LK Tirschenreuth].
[78] BRAUN, Marktredwitz, S. 253.
[79] Staffelstein; HHSD VII, S. 711f.
[80] Statní oblastní archiv v Zámrsku Rodinny archiv Nr. 25212: Reich an Piccolomini, Staffelstein, 1646 IV 30.
[81] Haßfurt; HHSD VII, S. 273f.
[82] Gießen; HHSD IV, S. 172ff.
[83] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 276.
[84] Montabaur; HHSD V, S. 239f.
[85] Schweinfurt; HHSD VII, S. 686ff.
[86] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 276.
[87] Wasserburg am Inn [LK Rosenheim]; HHSD VII, S. 790ff.
[88] Landshut; HHSD VII, S. 386ff.
[89] TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 944, S. 303: Gallas an Ferdinand III., Wasserburg, 1647 01 0I.
[90] Weißenburg; HHSD VII, S. 799ff.
[91] ENGELBERT, Hatzfeldt, Nr. 276.
[92] KRUSENSTJERN, Selbstzeugnisse, S. 151f.
[93] Marktredwitz [LK Wunsiedel im Fichtelgebirge]; HHSD VII, S. 429f.
[94] Sulzbach-Rosenberg; HHSD VII, S. 728ff.
[95] BRAUN, Marktredwitz, S. 284f.
[96] Böhmisch Budweis [České Budějovice]; HHSBöhm, S. 46ff.
[97] BRAUN, Marktredwitz, S. 296.
[98] SCHMIDT-BRENTANO, Kaiserliche und k. k. Generale, S. 80.
[99] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 167, fol. 202: „Lista deß General Staab, wie selber Vermög ihr Kayserlichen Mayestät bestallungen zu verpflegen“, Pressburg, 1647 VI 13.
[100] Nach HÖFER, Ende, S. 69ff.
[101] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 169, fol. 351-357 (Ausfertigung): Holzappel an Ferdinand III., Leskau, 1647 IX 19.
[102] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 169, fol. 462-463 (Entwurf): Ferdinand III. an Holzappel, Prag, 1647 IX 23.
[103] Bĕlá [Horní Bĕlá und Dolní Bĕlá; Bez. Pilzeň-sever].
[104] Leitmeritz [Litoměřice]; HHSBöhm, S. 324ff.
[105] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 169, fol. 397-398 (Ausfertigung): Holzappel an Ferdinand III., Bĕlá, 1647 IX 21.
[106] Duppau [Doupov]; HHSBöhm, S. 118.
[107] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 170, fol. 144-146 (Ausfertigung): Gronsfeld an Holzappel, Duppau, 1647 X 11, am späten Abend.
[108] Zumindest finden sich diese Angaben in seinem Schreiben an Piccolomini, Duppau, 1647 X 13; Statní oblastní archiv v Zámrsku Rodinny archiv Piccolominiové 25.593 (französische Abschrift); zusammengefasst auch in TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf, Nr. 1076, S. 344. Nach Reich an Piccolomini, Wermersdorf, 1647 X 14 (Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1647/10/8 (Ausfertigung)) traf er am 12.10. dort ein. LEHMANN, das „sächsische Pendant“ Grimmelshausens, geht in seiner umfangreichen Kriegschronik von 8.000 Bayr. zu Pferd u. Fuß sowie 30 Geschützen aus; Kriegschronik, S. 175. HÖFER, Ende, S. 94, nimmt 10.000 Mann u. 20 Geschütze an.
[109] Kaaden [Kadaň, Bez. Komotau]; HHSBöhm, S. 241ff.
[110] Nach dem Bericht R. Colloredos an Piccolomini, Prag, 1647 X 05. Ferner schrieb er: „Hoggi se move la nostra armata verso Caden, verso qual‘ volta marciaranno ancora li Bavaresi, et nell‘ istessa marcia seguirà la coniuntione, et á forza unite, s’andarà persequitando l’inimico, et havendosi un poteroso essercito, é da sperare ch’il peso della guerra verà transportato in alteri paesi”. Statní oblastní archiv v Zámrsku Rodinny archiv Piccolominiové 25.450 (italienisches Original).
[111] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1647/10/8 (Entwurf): Reich an Piccolomini, Wermersdorf [vermutlich Wermsdorf, HHSD 8, S. 358f.], 1647 X 14. LEHMANN, Kriegschronik, S. 228, ist hier korrekturbedürftig.
[112] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1647/10/3 (Entwurf): Reich an Piccolomini, Milowitz, 1647 X 07.
[113] Schlettau; HHSD VIII, S. 319f.
[114] LEHMANN, Kriegschronik, S. 178.
[115] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 170, fol. 356-357 (Ausfertigung): Gronsfeld an Holzappel, Hauptquartier Ronneburg, 1647 X 24, ausgegangen 1647 X 25. An diesem Tag hatte Wilhelm v. Westphalen geschrieben an Piccolomini geschrieben: „Ob zwar zu Kassel immerfortt mit allem fleiss dahin gearbeitett wirtt wie von dem Wrangel noch mehr volcker einlangen undt dem Lamboy das gahraus machen, folgends dieser statt undt anderer orter bemechtigen mogen, so hoffe jedoch, es werden die kayserliche waffen solches zu verhindern wissen undt Gott uns weitter beistehen“. Statní oblastní archiv v Zámrsku Rodinny archiv Piccolominiové 25.819 (Ausfertigung): W. v. Westphalen an Piccolomini, Paderborn, 1647 X 25; NEUWÖHNER, Im Zeichen des Mars, S. 134.
[116] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1647/10/15 (Ausfertigung): Reich an Piccolomini, Hauptquartier Eisenberg, 1647 X 26.
[117] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1647/10/18 (Entwurf): Holzappel an Piccolomini, Hauptquartier Isserstedt, 1647 X 31. Am 23.10./2.11. hatte Christina von Schweden den Rückzug aus Böhmen gebilligt; APW II C 4/1, Nr. 39, S. 66: Christina an Wrangel, Stockholm, 1647 X 23/XI 02.
[118] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1647/10/15 (Ausfertigung): Reich an Piccolomini, Hauptquartier Eisenberg, 1647 X 26.
[119] Marburg; HHS IV, 35ff.
[120] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 174, fol. 188-191 (Entwurf): Ferdinand III. an Holzappel, Prag, 1648 I 11. Danach hatte er aus einem Schreiben Trauns vom 30.12. von der schweren Verletzung erfahren; er bestand ausdrücklich auf der weiteren Armeeführung.
[121] Kaiserslautern; HHSD V, S. 158ff.
[122] Nach KÜRSCHNER, Marburg, S. 8, waren es 9 oder gar 16 Geschütze.
[123] GENSHAGEN, Des Kaisers saurer Apfel, S. 1; KELLER, Drangsale, S. 455f.
[124] Die kaiserliche „Feldapotheke“ verfügte lediglich 1647/48 über einen studierten Arzt (mit 269 fl. Monatssold ) u. einen „Chirurgus“ (60 fl. Monatssold) ! Nach der ksl. Verpflegungsordnung v. 1635 standen dem General-Feldscherer 150 fl. zu; HEILMANN, Kriegswesen, S. 150; einem Feldscherer 1640 15 fl.; HEILMANN, Kriegswesen, S. 178. Nach der „Lista dess General Stabes“ (1649) erhielt der Feldarzt Dr. Ruoff 200 Rt. monatlich, 16 Portionen täglich, das Futter für 16 Pferde; der Feldchirurg Kilian mit 2 Gesellen 100 Rt., 14 Portionen täglich, das Futter für 14 Pferde; 2 Feldapotheker samt den Fuhrknechten 96 Rt., 18 Portionen, Futter für 18 Pferde; DUDÍK, Schweden, S. 361f.; KROENER, Loch, S. 610.
[125] Nach GENSHAGEN, Des Kaisers saurer Apfel, S. 1, Markgraf Leopold Wilhelm I. v. Baden-Baden (1626-1671), kaiserlicher Obrist u. Feldmarschall; der 2. Sohn Wilhelms V. v. Baden.
[126] Riksarkivet Stockholm Skokloster Samling E 8373 (Ausfertigung): Bericht des Johann Georg Stauff, ehemaliger Kommandant v. Lippstadt (KÖHN, Soest, S. 822), Kommandant des Schlosses Marburg, 1647 XII 23 (a. St.); beigelegt dem Schreiben Amalies an Wrangel, Kassel, 1647 XII 26 (a. St.).
[126a] Doppelhaken, auch Hakenbüchse: Der Haken war ein bis ins 17. Jahrhundert gebräuchliches schweres Feuergewehr, mit einem senkreich nach unten vorstehenden Haken am Schaft, mit dem es auf einem dreibeinigen Gestell befestigt war oder auf die Brüstung aufgelegt wurde, um den enormen Rückstoß abzufangen. Diese Waffen wogen 7,5 bis 10 Kilo, nach anderen Angaben sogar mit bis zu 25 Kilogramm. Damit wurden Ladungen mit je 4 Lot Blei = 1/8 Pfd., Doppelhaken bis 400 g, verschossen. Als man diese Hakenbüchsen später auch im offenen Feld verwendete, musste man sie in einer Gabel abstützen. Daher nannte man diese Waffe auch Gabelarkebuse. Die Treffgenauigkeit der Hakenbüchsen war so gering, so dass ihr Einsatz nur auf kurze Distanz oder massiert als Batterie sinnvoll war. Die Haken wurden ihrer Größe nach eingeteilt in Doppelhaken, ganze Haken u. halbe Haken. Vgl. die ausführliche Beschreibung unter http://www.engerisser.de/Bewaffnung/Doppelhaken.html. Die Stadt Überlingen kaufte 1633 erbeutete Doppelhaken um kaum 3 fl. auf; SEMLER, Tagebücher, S. 27f.
[126b] LATOMUS, Relationis Historicae Semestralis Continuatio (1648), S. 74.
[126c] Falkonett: leichtes Feldgeschütz, das v. einem Pferd gezogen werden konnte, nach SCHAUFLER, Die Schlacht, S. 40, benötigte man für ein Falkonett in der Lafette 6 Pferde. Das Falkonett verschoss 3-pfündige Eisengeschosse bei einem Kaliber v. 7, 2 cm. Es wurde bevorzugt gegen lebende Ziele eingesetzt. Das Falkonett hatte eine Schussweite v. 472 Meter; DAMBOER, Krise, S. 211.
[127] Nach dem Bericht seines Hof- u. Feldpredigers Floredus (Floret), zit. bei HOFMANN, Melander, S. 295f.: „Uff einen Sonntag, welcher war der vierte Advent zwischen 11 und 12 alßbald uff verrichte predigt, da ward die Brust getroffen, es ward das gesicht getroffen, an welchem am allermeisten die erste bludige wunde und brunquel entsprang, wiewohl man es nicht gedacht hatte, gleichwol durch menschliche Hände oder durch einige geschicklichkeit nit gestillet konnte werden. Das Hertz zwar war noch frisch, die quele aber nahm überhand alßo, daß sie auch den tod trewete, also daß wir auch ihme den tod anzukündigen verursachet wurden“. Am 1.1. kam der schwer verletzte Holzappel in Fulda an.
[128] BARKER, Piccolomini, S. 336.
[129] In Übereinstimmung mit den Angaben des Floredus schrieb er: „Il conte di Holzappel si trova ancora in periculossimo stato, non trovando sin adesso li girurgi modo di fermar una vena talliata a la testa a che non attiser puoco la vena continua”. Statní oblastní archiv v Zámrsku Rodinny archiv Piccolominiové 29.767 (italienisches Original): Gronsfeld an Piccolomini, Kitzingen, 1648 I 11. Gemeint war hier die Schlagader an der linken Seite. Dagegen behauptet z. B. BETTENHÄUSER, Landgrafschaft Hessen, S. 80, Holzappel sei durch einen Zufall unverletzt geblieben (!). SAMBRAUS, Feldzug, S. 27, bezeichnet H. wegen der schweren Verletzung als „einen gebrochenen Greis“. Diesen Eindruck macht er allerdings in seinen uns bekannten Briefen nicht.
[130] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München Kurbayern Äußeres Archiv 2947, fol. 276 ‚ (Ausfertigung): Gronsfeld an Maximilian I., Hauptquartier Kitzingen, 1648 I 26.
[131] Österreichisches Staatsarchiv Wien Alte Feldakten 1648/7/75 c (Ausfertigung): Vilshofen, 1648 VI 20. Diese Anordnung wurde wohl v. Starhemberg überbracht. Nach KOCH, Deutsches Reich Bd. 2, S. 411, wurde bis zu seiner Genesung mit Patent vom 14.1. der Oberbefehl an Lamboy (!) übertragen; GINDELY, Dreißigjähriger Krieg Bd. 3, S. 167. Am 26.1. meldete H. aus seinem Hammelburger Hauptquartier Reichsvizekanzler Kurz Fortschritte in seiner Genesung, so dass er den Oberbefehl wieder übernehmen konnte. SAMBRAUS, Feldzug, S. 21.
[132] Österreichisches Staatsarchiv Wien Reichskanzlei Kriegsakten 172, fol. 114-115 (Ausfertigung): Maria Sophia Reich an Holzappel, Gießen, 1647 XII 21; ferner Hs. Kondolenzschreiben mit Zusage seiner Hilfe; fol. 144-145 (Ausfertigung).
[133] Hildesheim; HHSD II, S. 228ff.
[134] SCHLOTTER, Acta, S. 483.
[135] Vgl. die Erwähnungen bei TOEGEL; KOČÍ, Der Kampf.
[136] Regensburg; HHSD VII, S. 605ff.
[137] RIEZLER, Meuterei II, S. 237.
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