Rosenkranz, N; Obrist [ – ] Rosenkranz war 1638 kurpfälzischer Regimentsführer, dessen Regiment von den Generalstaaten aufgestellt und dem Pfalzgrafen Karl Ludwig unterstellt wurde.
„Anfang April bestätigten sich Gerüchte, daß der Pfalzgraf Karl Ludwig, ältester Sohn des ‚Winterkönigs‘, mit der Witwe des schwedischen Feldmarschalls Knyphausen, dem Schweden das Amt Meppen[1] im Niederstift Münster geschenkt hatte, vertraglich vereinbart habe, daß ihm gegen eine hohe Summe Stadt und Festung Meppen überlassen würden, um dort mit Hilfe der Generalstaaten ein starkes Korps zu bilden, das sich zuerst des Münsterlandes bemächtigen solle“.[2] Mit welchen Problemen sich Gallas in seinem Feldlager beschäftigen musste, zeigt auch ein Schreiben des Kurfürsten von Sachsen an ihn vom 24.4.: Der Mitteilung des Obristen Zweyer, der Dresden[3] passierte, habe er entnommen, dass der Kaiser beabsichtige, die Regimenter von Götz in Westfalen gegen die Piccolominis auszutauschen. Im Interesse des Vaterlandes gebe er ihm einen Brief des Kurfürsten von Köln zur Einsicht, mit der Hoffnung, Gallas werde seinen Einfluss beim Kaiser geltend machen, um ein Unglück zu verhüten und feindliche Machinationen im Keim zu ersticken. Beigelegt war ein Schreiben Ferdinands von Köln an Johann Georg: Darin verwies dieser auf die Wichtigkeit Westfalens für das Reich und die Gefahr, die durch Feldmarschall Götz‘ Abberufung nach dem unglücklichen Treffen bei Rheinfelden[4] entstand. Er, F., habe aus sicherer Quelle erfahren, dass der junge Pfalzgraf Karl Ludwig mit der Witwe des schwedischen Feldmarschalls Knyphausen [Anna v. Schade auf Ihorst in Westfalen (1588-1644)], abgemacht habe, dass ihm Stadt und Festung Meppen überlassen werden sollte, um dort mit Hilfe der Generalstaaten aus hessischen, schwedischen, französischen und Rantzauischen Truppenteilen ein starkes Korps zu bilden, das im Münsterland festen Fuß fassen und ins Reich einfallen solle. Er bat Johann Georg, seinen Einfluss zur Vereitelung dieser Pläne geltend zu machen und Gallas zu informieren, damit dieser rechtzeitige Vorkehrungen treffe. Ebenfalls beigelegt war die Nachricht eines nicht genannten Absenders an einen unbekannten Empfänger: Die Übergabe Meppens sei beschlossene Sache, die pfälzischen Söldner würden am 1.5. den Eid ablegen. Die Niederländer wollten dem Pfalzgrafen die drei Regimenter Ferenz, Rosenkranz und Ehrenreuter übergeben, die in Ostfriesland und im Emsland aufgefüllt würden. Ferenz habe Meppen inspiziert und erklärt, die Werbungen würden in den Niederlanden so eifrig betrieben, daß binnen sechs Wochen 10.000 Mann ins Münsterland geführt werden könnten. Bernhard von Sachsen-Weimar solle den Krieg in den Oberen Ländern führen, damit von dort keine Hilfe erwartet werden könne.[5]
„Die fürstlichen Räte berichten dem Kurfürsten [Ferdinand v. Köln; BW] am 9. August [1638; BW], der Rittmeister Johann zur Steggen, der im Dienst der Landstände stehe, habe mit 60 Reitern eine Kompanie des neugeworbenen pfälzischen Kriegsvolks vom Leibregiment des Generalleutnants Ferenz überfallen und 150 Pferde erbeutet, von denen 50 gesattelt gewesen seien. Außerdem habe man einen Kornett, etliche Reiter und eine Standarte eingebracht. Die erbeutete Standarte zeige einen Kurfürstenhut, darüber einen goldenen Reichsapfel mit der Devise ‚Constanter‘. Die Gefangenen sagen aus, sie seien vor sechs Wochen gemustert worden und hätten 14 Standarten. Die Werbung ginge immer fort und hätte großen Zulauf. Sie wären schon gegen 3.000 Mann stark. Am 9. September vereinigen sich diese Söldner in der Nähe von Stadtlohn[6] mit schwedischen Truppenteilen unter dem General King und dem Obristen Königsmarck, die aus ihren Garnisonen Minden,[7] Osnabrück,[8] Herford,[9] Nienburg[10] und Vechta[11] zusammengezogen sind. Sie ziehen vor dem Feldmarschall Graf Melchior Hatzfeldt, der seine zunächst nur geringen Streitkräfte um Dortmund[12] und Hamm[13] versammelt hat, zur Belagerung von Lemgo[14] weiter, auf ihrem Marsch ‚das offene Münsterland grausam verheerend‘. Die Belagerung der lippischen Stadt wird aber beim Anrücken der kaiserlichen Regimenter abgebrochen“.[15]
„Mit Unterstützung der Generalstaaten der Niederlande wurden mehrere Regimenter angeworben, um Meppen für den Pfalzgrafen zurückzugewinnen. Übrigens waren unter den Geworbenen auch zahlreiche Engländer und Hessen. Im September 1638 unternahmen schließlich schwedische und pfälzische Truppen unter dem Befehl des Generalleutnants King, bei denen sich auch die Pfalzgrafen Karl Ludwig und Ruprecht[16] befanden, einen Vorstoß auf Meppen. Generalwachtmeister von Velen berichtete an Feldmarschall von Hatzfeldt, die Schweden seien im Vormarsch auf Gildehaus,[17] schwedische und pfälzische Truppen hätten sich vereinigt, so daß die Grafschaft Bentheim gefährdet sei. Diese Einschätzung erwies sich als realistisch. Einem Bericht des Generalwachtmeisters von Westerholt an Hatzfeldt zufolge kam es im September 1638 im Kloster Wietmarschen[18] sogar zu Plünderungen. Westerholt selber war mit seinen Truppen in die Nähe Meppens gezogen, und es fanden einige kleinere Gefechte statt, die indes kaum etwas bewirkten. Schließlich verzichtete der Pfalzgraf auf sein Vorhaben, Meppen den Kaiserlichen wieder abzunehmen“.[19]
„Graf Hatzfeldt erhält auf sein Ansuchen aus Münster[20] zwei Stücke, später noch ein drittes Geschütz leihweise. Er erringt nach der Vereinigung mit den Regimentern des Generalwachtmeisters von Westerholt am 17. Oktober bei Vlotho[21] in einem einstündigen Gefecht einen völligen Sieg und kann über 1.000 Gefangene machen, darunter den jungen Pfalzgrafen Rupert, Generalleutnant Ferenz[22] und sechs Obristen, dazu alle Fahnen, Geschütze und Bagagewagen des Feindes erbeuten. Viele gegnerische Reiter ertrinken auf der Flucht wegen des hohen Wasserstandes in der Weser, auf kaiserlicher Seite fällt der Generalwachtmeister Peter Götz, ein Bruder des bayerischen Feldmarschalls. King, Königsmarck und der Pfalzgraf Karl Ludwig retten sich in die schwedisch besetzten Städte Minden und Osnabrück“.[23] In der Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 – 1675] heißt es: „Dit volck hir nu ein tyt lanck gelegen hebbende, syn se in begin van September, ve vorgenomde platzen, so doch kortz darna van die Staten weer fry gemaket syn, bessett latende, van dar ende vortz up Sut-[24] ende Statloen[25] in’t stifft | van Munster[26] vertrocken, starck ungefeer 3.000, so te voete als te perde; alwaer se haer met einige Sweden, gelicht in dee garnesonen an de Weser ende darumtrent, ungefeer 2.000 starck, under het commendo van den generalluytenant Kingh, so umtrent Lingen[27] gepass[ert] waren, ende dor dee graffschap van Bentheim[28] ende het stifft Munster bes tot Statloen haer entgegen quam[en], geconiungert hebben, ende tesamer hant den wegh, so die Swedeschen gekommen waren, weer getrocken syn vortz up Ossenbrugge ende verner up Lemgouv[29] gemarchert, | diesolve stat belegert ende beschaten. Hirentussenen ist den grave van Hatzvelt, so den sommer oder in’t lant von der Marck ende darumtrent met ein goet volck gelegen hadde, up doe bene umtrent met ein goet deel volck gelegen hadde, up dee bene gekommen ende den viant, einigh volck ut die Munstersche garnesonen tot hem genomen hebbende, under ogen getrocken, hetwelcke dee voer Lemgouv vernamen hebbende, syn upgebraken, in meinungh, haer up Minden[30] te retireren. Maer also dee brugge over dee …, als synde den einigen pas up Minden, oder den oversten | Westerholt weinigh tevoeren geruinert wass, syn see genootsaket geweest, haer up Flottau[31] te wende, von waer niet vere syn van die keiserschen [den 17 Octobris] achterhalt ende tot het hoefft te beden gedwungen syn. Die rutery, waermede haer dee paltzgrave ende dee generalluitenant Kingh meinden te salveren, ist erstlick van die keiserschen an seker pass unfersee[ns] averfallen ende voele darvan geruinert ende gefangen. Met dee rest hebben haer dee paltzgrave ende Kinck by Flotau dor dee Weeser (warin noch voelle | verdroncken syn) gesalvert.
Het voetvolck (het welke noch achter wass) dit vermemende, nimpt seker groten ende begravenen kamp tot haren vordeel in, darsolvest haer in posture stellende ende ein tyt lanck dapper gefochten. Mar also see avermannet waren, en dee keiserschen met en grote resolutie up haer anvielen, syn see in ¾ uhres van dee solvige totaliter geslagen, achterlatende 16 stucken, 2 morteers, 41 veendelen ende standarden, alle bagagie, neffens ein grot deel gefangens, warunder waren den iongen paltzgrave prins | Robert, des paltzgraven veltmarschalck Ferens, overste Milort Greve, overste Boy, overste Loo, overste Milart, oversteliutenant van der Wenige unnd ein groot getal rittmeisters, capiteins ende andere geringere officeren. Wie volle avers dar gefangenen als ock dee doden geweest syn, koste men niet gewaer worden. An der keiserschen syde waren von namen doot gebleven den oversten Peter Gotzen [Götz; BW] ende overste Tirelli neffens 3 a 4 geringere officiren“.[32]
Möglicherweise war Rosenkranz einer der gefangenen Obristen.
[1] Meppen; HHSD II, S. 327f.
[2] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 86.
[3] Dresden; HHSD VIII, S. 66ff.
[4] Rheinfelden (Baden) [LK Lörrach]; HHSD VI, S. 659.
[5] BADURA; KOČÍ, Der große Kampf, Nr. 596.
[6] Stadtlohn [LK Ahaus]; HHSD III, S. 699f.
[7] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[8] Osnabrück; HHSD II, S. 364ff.
[9] Herford; HHSD III, S. 312ff.
[10] Nienburg/Weser; HHSD II, S. 346f.
[11] Vechta [Kr. Vechta]; HHSD II, S. 461f.
[12] Dortmund; HHSD III, S. 166ff.
[13] Hamm in Westfalen; HHSD III, S. 286ff.
[14] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.
[15] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 87f.
[16] Vgl. REBITSCH, Rupert von der Pfalz.
[17] Gildehaus [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 169.
[18] Wietmarschen [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 490f.
[19] STEINWASCHER, Krieg, S. 97f.
[20] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[21] Vlotho [LK Herford]; HHSD III, S. 738f.
[22] Vgl. Chronik des Adolff Wilhelm Moerbecke zu Stevening [1611 – 1675]; STROTHMANN, Westfalen, S. 110.
[23] LAHRKAMP, Münsters Rolle, S. 88.
[24] Südlohn [LK Borken].
[25] Stadtlohn [LK Ahaus]; HHSD III, S. 699f.
[26] Münster; HHSD III, S. 537ff.
[27] Lingen; HHSD II, S. 299f.
[28] Bentheim [Kr. Grafschaft Bentheim]; HHSD II, S. 40f.
[29] Lemgo [LK Lemgo]; HHSD III, S. 452ff.
[30] Minden [LK Minden]; HHSD III, S. 517ff.
[31] Vlotho [LK Herford]; HHSD III, S. 738f.
[32] STROTHMANN, Westfalen, S. 108ff.